Erziehung zur Keuschheit

Zum Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie

"Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung"

Am 8. Dezember 1995 wurde vom Päpstlichen Rat für die Familie ein bedeutsames Dokument herausgegeben - unterzeichnet von Kardinal Alfonso López Trujillo, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Familie, und von Sekretär Mons. Elio Sgreccia - das (in Übereinstimmung mit der Erziehungsenzyklika "Divini illius magistri" von Papst Pius XI. und anderen Aussagen des obersten kirchlichen Lehramtes) Leitlinien zur Geschlechtserziehung der Kinder und Jugendlichen vorlegt.

Die wesentlichen Aussagen vorweg:

Geschlechtserziehung im christlichen Sinn muss Erziehung zur Keuschheit sein.

Sie muss ganz individuell geschehen, der einzigartigen Person des Kindes entsprechend.

Darum: Geschlechtserziehung ist Aufgabe und Recht der Familie; die Eltern sind allein maßgebend.

Wo - z. B. in der Schule - gegen das grundlegende Recht des Kindes, in der Keuschheit erzogen zu werden, verstoßen wird, muss sein Recht, einem solchen Unterricht fernzubleiben, respektiert werden.

Deutsch erschien das Dokument im Juni 1996 in einer Ausgabe der Libreria Editrice Vaticana, Rom. Im Oktober 1996 wurde es auch zugänglich als Broschüre Nr. 127 der Schriftenreihe "Verlautbarungen des Apostolischen Stuhles". Die Broschüre ist unseres Wissens vergriffen; der Text kann aber heruntergeladen werden von der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz:
http://dbk.de/schriften/verlautbarungen/index.html, dort Titel Nr. 127;
der Text ist auch (allerdings ohne Fußnoten, in der Fassung der "Libreria Editrice Vaticana") zu finden unter:
 
www.vatican.va/roman_curia/pontifical_councils/family/documents/rc_pc_family_doc_08121995_human-sexuality_ge.html

Der FREUNDESKREIS MARIA GORETTI e. V. (FMG), der sich seit über 25 Jahren mit den Problemen der sog. "Sexualerziehung" befasst, begrüßt dieses Dokument des Päpstlichen Familienrates dankbar, da es - eingebunden in wertvolle Darlegungen über das Wesen der menschlichen Liebe und die Bedeutung der Keuschheit - den Kindern und Eltern klare Hilfen im Kampf gegen die praktizierte unchristliche Schulsexual"erziehung" (SE) bietet. Es ist ein "Instrument, das lange erwartet wurde von den bedrängten Eltern und anderen, die seit langer Zeit gegen die Sexual‚erziehungs’programme im Stil von ‚Planned Parenthood' (= ‚Pro Familia') kämpfen, welche die Seelen vergiften und die Unschuld der Kinder in der Schule zerstören" (P. Paul Marx OSB, Human Life International).

Auf dieser Seite möchten wir eine Übersicht über dieses fast 80-seitige Dokument geben. Es folgt dem Aufbau des Dokumentes, fasst einzelne Abschnitte zusammen und kommentiert manche Stellen kurz. Eine große Zahl wichtiger Aussagen wird im vollständigen Wortlaut angeführt.

Dieser Text ist auch als Druck erschienen (hier für das Internet an wenigen Stellen überarbeitet) und kann bestellt werden: "Erziehung zur Keuschheit".

Diese Broschüre enthält auch einen aufschlussreichen Kommentar von Msgr. Dr. jur. Dr. theol. John F. McCarthy, Rom, auf den wir gerne hinweisen.

Unsere Zwischenüberschriften stimmen nur teilweise mit den Zwischentiteln des Dokumentes überein. Alle "kursiv" gesetzten Texte entstammen dem Dokument; die Nummern in Klammern entsprechen der offiziellen Zählung. Die Hervorhebungen im Text sind zum größten Teil von uns hinzugefügt. Bei den zitierten Sätzen lassen wir - der leichteren Lesbarkeit wegen - in der Regel Anführungszeichen und Belegstelle weg, wenn Sätze oder Satzteile aus Dokumenten des 2. Vatikanischen Konzils, aus dem Apostol. Schreiben "Familiaris consortio" (FC) von 1981, aus dem "Katechismus der Katholischen Kirche", aus dem Brief des Heiligen Vaters an die Familien vom 2.2.1994, aus Papstansprachen oder aus dem Schreiben der Kongregation für das katholische Bildungswesen "Orientierung zur Erziehung in der menschlichen Liebe" von 1983 zitiert sind.

Die in unseren Fußnoten angemerkte Kritik an einigen wenigen Übersetzungsfehlern bezieht sich auf die deutsche Ausgabe der "Libreria Editrice Vaticana"; die Ausgabe des Sekretariates der Deutschen Bischofskonferenz hat einen Teil der angemerkten Übersetzungsfehler berichtigt.

 

"MENSCHLICHE SEXUALITÄT:

WAHRHEIT UND BEDEUTUNG.

Orientierungshilfen für die Erziehung in der Familie"

 

EINLEITUNG

In der Einleitung des Dokumentes wird auf die "Hilferufe" Bezug genommen, die seit Jahren von Elternseite aus den USA und Kanada, aber auch aus anderen Ländern (auch vom FMG) nach Rom gerichtet wurden, um den Eltern mit klaren Aussagen den Rücken zu stärken. In einer Situation, da der Respekt vor den grundlegenden Werten in der Gesellschaft verloren geht und da "die Wahrheit über den Menschen vor unseren Augen verdunkelt wird, und zwar unter anderem aufgrund einer Tendenz zur Banalisierung der Geschlechtlichkeit", habe die Schule "Programme zur sexuellen Aufklärung" entwickelt und sei damit häufig an die Stelle der Familie getreten, aber "in aller Regel mit rein informativen Absichten", d. h. also ohne echtes erzieherisches Bemühen um die Tugenden der Keuschheit, Schamhaftigkeit und Opferbereitschaft (und zwar der Intention wie auch der Vorgehensweise nach!) . "Und so kommt es zuweilen zu einer regelrechten Verbildung des Gewissens", stellt das Dokument (in Nr. 1) unzweideutig fest.

"In dieser Lage wenden sich zahlreiche katholische Eltern an die Kirche, damit sie es übernimmt, Richtlinien und Anregungen für die Erziehung der Kinder anzubieten, die sich vor allem auf die Phase der Kindheit und Jugend beziehen sollen. In manchen Fällen äußern die Eltern selbst ihr Unverständnis insbesondere gegenüber den Informationen, die in der Schule erteilt und dann von den Kindern mit nach Hause gebracht werden."

Der Päpstliche. Rat für die Familie legt deshalb "einige Leitlinien seelsorgerischer Art vor"; er schöpft dabei erstens "aus der Weisheit, die dem Wort des HERRN entströmt", zweitens "aus den Werten, von denen die Lehre der Kirche erleuchtet ist", (und zwar im "Zusammenhang der grundlegenden Aussagen zur Wahrheit und Bedeutung der Geschlechtlichkeit") und drittens aus der "Erfahrung... der Gemeinschaft der Gläubigen... mit der menschlichen Natur".

Dahinter steht also der Anspruch CHRISTI: "Wenn wir diese Wahrheit anbieten, so ist uns bewusst, dass ‚jeder, der aus der Wahrheit ist’ (Joh 18,37), auf das Wort Dessen hört, der in Person die Wahrheit schlechthin ist (vgl. Joh 14,6)." (2)

Das Einleitungskapitel führt dann noch als für das Weitere richtungsweisend einige "unbezweifelbare Gewissheiten" an. Daraus einige Sätze.

"Die Liebe, die im Zusammenkommen von Mann und Frau ihre Nahrung und ihren Ausdruck findet, ist ein Geschenk GOTTES; deshalb ist sie eine positive Kraft, die an die Reife der Persönlichkeit gebunden ist; sie ist aber auch erhabene Zurückhaltung in der Hingabe des eigenen Seins... Die menschliche Liebe schließt den Leib mit ein, und der Leib bringt auch die geistige Liebe zum Ausdruck. Folglich ist die Geschlechtlichkeit nichts rein Biologisches, sie betrifft vielmehr den innersten Kern der Person. Sexualität als physische Hingabe ist dann verwirklicht und erfüllt ihren eigentlichen Sinn, wenn sie Ausdruck der personalen Hingabe von Mann und Frau bis an ihr Lebensende ist." (3)

"Das Erlösungswerk des HERRN hat den positiven Umgang mit der Keuschheit zu einer realen Möglichkeit und einem Grund zur Freude gemacht." (3)

"Unter dem Blickwinkel der Erlösung und im Rahmen der Entwicklung der Heranwachsenden und Jugendlichen wird die Tugend der Keuschheit, die in der Mäßigung enthalten ist - einer der Kardinaltugenden, die bei der Taufe durch das Wirken der Gnade emporgehoben und bereichert worden ist -, nicht als Einschränkung verstanden, sondern im Gegenteil als das Sichtbarmachen und zugleich das Bewahren eines kostbaren und reichen Geschenkes, der Liebe, die man empfangen hat im Hinblick auf die Selbsthingabe, die sich in der besonderen Berufung eines jeden verwirklicht. Die Keuschheit ist demnach jene geistige Kraft, die die Liebe gegen die Gefahren von Egoismus und Aggressivität zu schützen und zu ihrer vollen Entfaltung zu führen versteht." (4)

"Die Keuschheit als Tugend kann nicht bestehen ohne die Fähigkeit zum Verzicht, zum Opfer, zum Warten." (5)

"Die Kirche hat immer daran festgehalten, dass die Eltern das Recht und die Pflicht haben, die ersten und eigentlichen Erzieher ihrer Kinder zu sein." (5)

"Von den Provokationen, die aus der heutigen Mentalität und dem gesellschaftlichen Umfeld kommen, dürfen sich Eltern nicht entmutigen lassen. ...Wir dürfen nicht vergessen, dass die Christen seit den Anfängen der Evangelisierung mit ähnlichen Herausforderungen des materialistischen Hedonismus zu kämpfen hatten... Unsere Zivilisation (ist) eine kranke Zivilisation, die tiefgreifende Entstellungen im Menschen erzeugt, ... (weil) unsere Gesellschaft sich von der vollen Wahrheit über den Menschen losgelöst hat, von der Wahrheit über das, was der Mann und die Frau als Personen sind. Infolgedessen vermag sie nicht angemessen zu begreifen, was die Hingabe der Personen in der Ehe, eine dem Dienst der Elternschaft verantwortliche Liebe, die authentische Größe der Elternschaft und der Erziehung wirklich sind." (6)

"Durch CHRISTUS wird alle Erziehung, innerhalb der Familie wie außerhalb, in die heilschaffende Dimension der GÖTTlichen Pädagogik hineingestellt... Die Eltern dürfen... auf die Hilfe GOTTES, des Schöpfers, und CHRISTI, des Erlösers, vertrauen..." Und die Eltern "verfügen darüber hinaus... über eine erzieherische Kraft, wie sie niemand sonst in sich trägt", weil sie "das Leben in einem Klima der Liebe geschenkt und empfangen haben", "ihre eigenen Kinder in ihrer unwiederholbaren Einmaligkeit in einzigartiger Weise kennen" und "aus Erfahrung die Geheimnisse und die Schätze der wahren Liebe besitzen". (7)

 

Diese in der Einleitung nur angedeuteten Wahrheiten werden dann in den folgenden Kapiteln I bis V - als Hintergrund für die Fragen nach der rechten Sexualerziehung als "Erziehung zur Keuschheit" (wie sie in dem Dokument fast durchweg genannt wird!) weiter ausgeführt:

"I. Zur wahren Liebe berufen, II. Wahre Liebe und Keuschheit, III. Vor dem Hintergrund der Berufung, IV. Vater und Mutter als Erzieher, V. Wegweiser zur Erziehung im Schoß der Familie".

 

I. ZUR WAHREN LIEBE BERUFEN

"Der Mensch als Ebenbild GOTTES ist geschaffen, um zu lieben... Die Liebe ist demnach die grundlegende und naturgemäße Berufung jedes Menschen. Der ganze Sinn der persönlichen Freiheit und der aus ihr folgenden Selbstbeherrschung ist also auf die Selbsthingabe in der Gemeinschaft und der Freundschaft mit GOTT und den Menschen ausgerichtet." (8)

"Der Mensch ist also zu einer höheren Form der Liebe fähig: nicht der Begierde, die ihr Gegenüber einzig als Objekt zur Befriedigung der eigenen Triebe betrachtet, sondern der Freundschaft und der Opferbereitschaft, die die Menschen um ihrer selbst willen zu lieben und zu achten vermag. Es ist eine Liebe, die großzügig sein kann..., ... die zur Gemeinschaft zwischen den Menschen führt... Es ist Selbsthingabe an die Person, die uns liebt... Jeder Mensch ist berufen zur freundschaftlichen und aufopfernden Liebe; und er wird durch die Liebe der anderen von seiner Neigung zum Egoismus befreit... Hier liegt die Wurzel der erzieherischen Kraft des Christentums: GOTT liebt den Menschen! Diese einfache und erschütternde Verkündigung ist die Kirche dem Menschen schuldig." (9)

"Die von CHRISTUS offenbarte Liebe... ist gewiss eine anspruchsvolle Liebe. Doch gerade darin besteht ihre Schönheit: in der Tatsache, dass sie anspruchsvoll ist, denn auf diese Weise baut sie das wahre Gute des Menschen auf." (9)

"Der menschliche Körper mit seiner Geschlechtlichkeit, seiner Männlichkeit und Weiblichkeit, ist, vom Geheimnis der Schöpfung her gesehen, nicht nur Quelle der Fruchtbarkeit und Fortpflanzung wie in der gesamten Naturordnung, sondern umfasst von ‚Anfang’ an auch die Eigenschaft des ‚Bräutlichen’, das heißt die Fähigkeit, der Liebe Ausdruck zu geben: jener Liebe, in der der Mensch als Person Geschenk wird..." (10)

"Die menschliche Geschlechtlichkeit ist folglich ein Gut... Die Geschlechtlichkeit ist ein Weg, sich dem anderen zu nähern und zu öffnen... In der Ehe ... bringt die leibliche Selbsthingabe die Wechselseitigkeit und Ganzheit der Hingabe zum Ausdruck; die eheliche Liebe wird also zu einer Kraft, die die Personen bereichert und weiterentwickelt, und zugleich trägt sie dazu bei, die Zivilisation der Liebe zu fördern.

Wenn dagegen Sinn und Bedeutung der Geschlechtlichkeit verlorengehen, tritt an ihre Stelle eine Zivilisation der ‚Dinge’ und nicht der ‚Personen’; eine Zivilisation, in der von ‚Personen’ wie von ‚Dingen’ Gebrauch gemacht wird. Im Zusammenhang des Genusses kann die Frau für den Mann zu einem Objekt werden, die Kinder zu einem Hindernis für die Eltern." (11)

"Eine große Wahrheit und grundlegende Tatsache muss im Mittelpunkt... stehen: das Geschenk GOTTES... Das menschliche Leben ist ein Geschenk, um seinerseits weitergeschenkt zu werden. Denn das Sich-Schenken bringt sozusagen ein besonderes Kennzeichen der personalen Existenz, ja des eigentlichen Wesens der Person zum Ausdruck..." (12)

"Als Geist im Fleisch, das heißt als Seele, die sich im Leib ausdrückt, und als Leib, der von einem unsterblichen Geist durchlebt wird, ist der Mensch in dieser geeinten Ganzheit zur Liebe berufen... Ebenso muss die Bedeutung der Geschlechtlichkeit als Beziehung von Person zu Person im Licht der christlichen Offenbarung betrachtet werden..." (13)

 

II. WAHRE LIEBE UND KEUSCHHEIT

"Sowohl die jungfräuliche als auch die eheliche Liebe, die... die beiden Formen sind, in welchen sich die Berufung der Person zur Liebe verwirklicht, setzen, um sich entfalten zu können, voraus, dass ein jeder sich seinem Stand entsprechend zur Keuschheit verpflichtet... Es versteht sich von selbst, dass das Wachsen der Liebe... gefördert wird von jener Zügelung der Empfindungen, der Leidenschaften und der Gefühle, die uns zur Selbstbeherrschung hinführt.

Niemand kann etwas geben, was er nicht besitzt: wenn der Mensch nicht Herr seiner selbst ist - aufgrund der Tugenden und, konkret, aufgrund der Keuschheit -, dann gehört er nicht sich selbst und kann sich mithin auch nicht verschenken.

Die Keuschheit ist die geistige Kraft, die die Liebe von Egoismus und Aggressivität befreit.

In dem Maße, in dem die Keuschheit im Menschen nachlässt, wird seine Liebe zunehmend egoistischer, das heißt, sie ist nicht länger Selbsthingabe, sondern Befriedigung einer Lust." (16)

Die Keuschheit als Selbsthingabe

"Die Keuschheit ist das frohe Bekenntnis dessen, der die Selbsthingabe frei von jeder Knechtschaft des Egoismus zu leben vermag. Dies setzt voraus, dass der Mensch gelernt hat, die Person des anderen wahrzunehmen, sich auf sie einzulassen und dabei ihre Würde in der Andersartigkeit zu achten. Der keusche Mensch kreist weder um sich selbst, noch sind seine Beziehungen zu anderen Personen egoistischer Natur.

Die Keuschheit bringt die Persönlichkeit zur Harmonie, lässt sie reifen und erfüllt sie mit innerem Frieden. Diese Reinheit des Geistes und des Körpers hilft uns, zu echter Selbstachtung zu finden, und befähigt uns gleichzeitig dazu, die anderen zu achten, denn in ihnen zeigt sie uns Personen, die Anspruch haben auf unsere Ehrerbietung, weil sie nach dem Bilde GOTTES geschaffen und durch die Gnade Kinder GOTTES sind, neugeschaffen durch CHRISTUS..." (17)

Die Selbstbeherrschung

"Die Keuschheit erfordert das Erlernen der Selbstbeherrschung, die eine Erziehung zur menschlichen Freiheit ist. Die Alternative ist klar: Entweder ist der Mensch Herr über seine Triebe und erlangt so den Frieden, oder er wird ihr Knecht und somit unglücklich. Jeder weiß aus Erfahrung, dass die Keuschheit es erforderlich macht, gewisse sündhafte Gedanken, Worte und Werke von sich zu weisen, wozu der hl. Paulus uns häufig genug in aller Deutlichkeit ermahnt (vgl. Röm 1,18; 6,12-14; 1 Kor 6,9-11; 2 Kor 7,1; Gal 5,16-23; Eph 4,17-24; 5,3-13; Kol 3,5-8; 1 Thess 4,1-18; 1 Tim 1,8-11; 4,12). Deshalb bedarf es einer Fähigkeit und einer Bereitschaft zur Selbstbeherrschung, die Zeichen von innerer Freiheit und Verantwortung sich selbst und den anderen gegenüber sind und zugleich von gläubigem Bewusstsein zeugen; diese Selbstbeherrschung besteht darin, dass man entweder die Gelegenheiten meidet, die zur Sünde herausfordern und verleiten, oder dass man die triebhaften Regungen der eigenen Natur zu beherrschen 1 vermag" (18)

Ein harter Kampf

"Wenn die Familie wertvolle erzieherische Hilfe leistet und zur Übung aller Tugenden ermutigt, dann wird die Erziehung zur Keuschheit erleichtert und von inneren Konflikten befreit, auch wenn die Jugendlichen in bestimmten Augenblicken in besonders heikle Situationen geraten können.

Für einige, in deren Umfeld die Keuschheit beleidigt und beschimpft wird, kann das keusche Leben ein harter, zuweilen heroischer Kampf sein. Doch mit der Gnade CHRISTI... können alle keusch leben, auch wenn sie sich in einer dafür wenig günstigen Lage befinden.

Die Tatsache, dass alle zur Heiligkeit berufen sind..., macht es leichter begreiflich, dass man in Situationen geraten kann - ja, es gerät tatsächlich jeder einmal in irgendeiner Weise für kürzere oder längere Zeit in eine solche -, in denen heroische Akte der Tugend unumgänglich sind..." (19)

Die eheliche Keuschheit

"Eltern wissen, dass die wirksamste Voraussetzung einer Erziehung ihrer Kinder zur keuschen Liebe und zur Heiligkeit des Lebens dann gegeben ist, wenn sie selbst die eheliche Keuschheit leben. Das heißt, sie sind sich dessen bewusst, dass in ihrer Liebe die Liebe GOTTES gegenwärtig ist und dass deshalb auch ihre geschlechtliche Hingabe in der Ehrfurcht vor GOTT und Seinem Plan der Liebe vollzogen werden muss, in Treue, Ehre und Großzügigkeit dem Ehepartner und dem Leben gegenüber, das vielleicht aus ihrem Akt der Liebe hervorgehen wird. Nur so wird diese Hingabe zu einem Ausdruck der Caritas... Es gibt keine rechtmäßige Liebe, die nicht in ihrer höchsten Form auch Liebe GOTTES wäre. Den HERRN lieben heißt, Seine Gebote erfüllen..." (15)

Hierzu zitiert das Dokument Joh 14,15: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten" und fügt als Fußnote hinzu:

"Dies nicht zu tun, ist immer eine Täuschung, wie der hl. Johannes von Avila bemerkt: manche sind so verblendet, dass ‚sie glauben, wenn ihr Herz sie zu irgendeinem Tun veranlasst, so müssten sie dem nachgeben, auch wenn es den Geboten GOTTES zuwiderläuft (...); sie behaupten, Ihn so zu lieben, dass sie Seine Liebe auch dann nicht verlieren, wenn sie Seine Gebote brechen. Damit vergessen sie, dass der SOHN GOTTES in eigener Person genau das Gegenteil gepredigt hat: Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt (Joh 14,21): Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten (Joh 14,23). Und: Wer mich nicht liebt, hält an meinen Worten nicht fest. So gibt Er uns in aller Deutlichkeit zu verstehen, dass der, der Seine Worte nicht befolgt, weder Seine Freundschaft noch Seine Liebe hat. Wie der hl. Augustinus sagt: Niemand kann den König lieben, wenn er seine Gebote verabscheut’ (Audi filia, Kap. 50)."

"Um in Keuschheit zu leben, bedürfen Mann und Frau der immerwährenden Erleuchtung durch den HL. GEIST. Im Mittelpunkt der Ehespiritualität steht die Keuschheit nicht nur als (von der Liebe geformte) sittliche Tugend, sondern ebenso als Tugend, die mit den Gaben des HL. GEISTES verbunden ist - vor allem mit der Gabe der Ehrfurcht vor allem, was von GOTT kommt..." (21)

"Die Eltern, die davon überzeugt sind, dass ihr eigenes keusches Leben und ihre Bemühungen, im Alltag Zeugen der Heiligkeit zu sein, die Voraussetzung und die Bedingung für ihr erzieherisches Wirken darstellen, müssen andererseits auch jeden Angriff auf die Tugend und die Keuschheit ihrer Kinder als eine Gefährdung ihres eigenen Glaubenslebens und als drohende Beeinträchtigung ihrer eigenen Gemeinschaft des Lebens und der Gnade betrachten (vgl. Eph 6,12)." (21)

Ziele der Erziehung zur Keuschheit

"Durch die Erziehung der Kinder zur Keuschheit sollen drei Ziele erreicht werden:

a) in der Familie ein positives Klima der Liebe, der Tugend und der Ehrfurcht vor den Gaben GOTTES, insbesondere der Gabe des Lebens, zu bewahren;

b) den Kindern schrittweise den Wert der Geschlechtlichkeit und der Keuschheit begreiflich zu machen und sie in ihrem Erwachsenwerden durch Unterweisung, vorbildliches Verhalten und Gebet zu unterstützen;

c) ihnen dabei helfen, unter Berücksichtigung ihrer Anlagen, Neigungen und Geistesgaben und im Einklang mit diesen

die eigene Berufung zur Ehe oder zur GOTTgeweihten Jungfräulichkeit im Dienste des Himmelreiches zu begreifen und zu entdecken." (22)

Erziehung durch andere Personen?

"Bei dieser Aufgabe können andere Erzieher zwar Hilfestellung leisten, doch können sie sie den Eltern nicht abnehmen, es sei denn aus schwerwiegenden Gründen wie etwa physischer oder moralischer Unfähigkeit... Die Erziehung ist Aufgabe der Eltern, denn das Erziehungswirken ist eine Fortsetzung der Zeugung und ein Schenken ihrer Menschlichkeit, zu der sie sich feierlich bei ihrer Eheschließungszeremonie verpflichtet haben.

Die Eltern sind die ersten und hauptsächlichen Erzieher der eigenen Kinder und haben auch in diesem Bereich grundlegende Zuständigkeit: sie sind Erzieher, weil sie Eltern sind." (23)

"Sie teilen ihren Erziehungsauftrag mit anderen Personen und Institutionen wie der Kirche und dem Staat;

dies muss jedoch immer in korrekter Anwendung des Prinzips der Subsidiarität geschehen. Dieses impliziert die Legitimität, ja die Verpflichtung, den Eltern Hilfe anzubieten, findet jedoch in deren vorgängigem Recht und in ihren tatsächlichen Möglichkeiten aus sich heraus seine unüberschreitbare Grenze... (Es) vervollständigt die Subsidiarität die elterliche Liebe, indem sie deren Grundcharakter bestätigt, denn jeder andere Mitwirkende am Erziehungsprozess kann nur im Namen der Eltern, auf Grund ihrer Zustimmung und in einem gewissen Maße sogar in ihrem Auftrag tätig werden." (23)

"Insbesondere im Hinblick auf die Geschlechtlichkeit und wahre, zur Selbsthingabe fähige Liebe muss sich die erzieherische Absicht mit einer positivistisch orientierten Kultur auseinandersetzen, wie es der Hl. Vater in seinem Brief an die Familien darlegt... (Nr. 13). In einer solchen Situation ist es notwendig, dass die Eltern unter Rückbesinnung auf die Lehre der Kirche und mit ihrer Unterstützung die ihnen zustehende Aufgabe wieder übernehmen; dass sie sich, wo immer es nötig oder hilfreich ist, zusammenschließen... Damit die Erziehung den objektiven Anforderungen der wahren Liebe entsprechen kann, muss sie der Eigenverantwortlichkeit der Eltern überlassen werden." (24)

 

III. VOR DEM HINTERGRUND DER BERUFUNG

"Die Familie spielt eine entscheidende Rolle bei der Entfaltung und Entwicklung aller Berufungen... In einer Art Hauskirche sollen die Eltern durch Wort und Beispiel für ihre Kinder die ersten Glaubensboten sein und die einem jeden eigene Berufung fördern, die geistliche aber mit besonderer Sorgfalt... Ob es sich nun um Berufungen zur Ehe oder zu Jungfräulichkeit und Zölibat handelt, immer sind es Berufungen zur Heiligkeit..." (26)

1. Die Berufung zur Ehe

"Die Erziehung in der wahren Liebe ist die beste Vorbereitung auf die Berufung zur Ehe... In der Familie können die Kinder und Jugendlichen lernen, die menschliche Geschlechtlichkeit in der Kraft und dem Sinnzusammenhang eines christlichen Lebens zu leben. Schritt für Schritt entdecken sie, dass ein fester christlicher Ehebund nicht als das Ergebnis von Übereinkünften oder bloßer sexueller Anziehung betrachtet werden kann..." (27)

Zur ehelichen Liebe berufen

"Die eheliche Liebe hat nach Aussage der Enzyklika Humanae vitae vier Merkmale: sie ist menschliche Liebe (sinnenhaft und geistig), sie ist uneingeschränkte, treue und fruchtbare Liebe." (29)

"Die christliche Ehe ist ein Sakrament, das die Geschlechtlichkeit in einen Weg der Heiligkeit einbindet, mit einem Band, das durch die untrennbare eheliche Einheit noch verstärkt wird..." (30)

Die Eltern stehen vor einer besorgniserregenden aktuellen Situation

"Auch in den christlichen Gesellschaften haben Eltern heutzutage leider allen Grund, sich um die Beständigkeit der zukünftigen Ehen ihrer Kinder zu sorgen. Und doch müssen sie trotz der steigenden Scheidungsrate und der sich verschärfenden Krise in den Familien mit Optimismus reagieren und daraus für sich die Verpflichtung ableiten, die eigenen Kinder zutiefst christlich zu erziehen, damit sie in der Lage sind, die mannigfaltigen Schwierigkeiten zu überwinden. Konkret gesprochen, begünstigt die Liebe zur Keuschheit, die sie in ihnen erwecken können, die gegenseitige Achtung zwischen Mann und Frau und befähigt zu Mitgefühl, Zärtlichkeit, Toleranz, Großzügigkeit und vor allem zu jener Opferbereitschaft, ohne die keine dauerhafte Liebe möglich ist. Und so werden die Kinder mit jenem klugen Realismus in den Stand der Ehe eintreten, von dem der hl. Paulus spricht, der uns lehrt, dass jeder Ehepartner die Liebe des anderen ständig neu gewinnen muss... (vgl. 1 Kor 7,3-6; Eph 5,21-23)." (31)

"Durch diese früheste Erziehung zur Keuschheit in der Familie lernen die Heranwachsenden und die Jugendlichen, die Geschlechtlichkeit in ihrem Bezug auf die Person zu leben, das heißt, jegliche Trennung der Geschlechtlichkeit von der - als Selbsthingabe verstandenen - Liebe und jegliche Trennung der ehelichen Liebe von der Familie abzulehnen.

Die Achtung der Eltern vor dem Leben und dem Geheimnis der Fortpflanzung bewahrt ... den Jugendlichen vor der irrigen Annahme, man könne die beiden Dimensionen des ehelichen Akts, also die Vereinigung und die Fortpflanzung, nach eigenem Gutdünken voneinander trennen... Eine christliche Erziehung zur Keuschheit in der Familie darf nicht verschweigen, wie schwer es moralisch wiegt, die beiden Dimensionen der Vereinigung und Fortpflanzung innerhalb des ehelichen Lebens voneinander zu trennen, was vor allem bei der Empfängnisverhütung und der künstlichen Befruchtung geschieht... Es ist auch notwendig, den Jugendlichen die noch schlimmeren Folgen vor Augen zu halten..., wenn es zur Sterilisierung oder Abtreibung kommt, oder dazu, dass man die Sexualität vor und neben der Ehe getrennt von der ehelichen Liebe praktiziert. - Von diesem erzieherischen Moment... hängt ein großer Teil der sittlichen Ordnung und der ehelichen Harmonie innerhalb der Familie ab - und somit auch das wirkliche Wohl der Gesellschaft." (32)

2. Die Berufung zur Jungfräulichkeit und zum Zölibat

"In einigen Gesellschaften der Gegenwart befinden sich neben Ehe und Familie nicht selten auch die Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben in einer Krise. Die beiden Bereiche sind nicht voneinander zu trennen... Auf den Zerfall der Familie folgt der Mangel an Berufungen; wo aber die Eltern in großzügiger Weise das Leben annehmen, da sind auch die Kinder eher bereit, wenn es darum geht, es GOTT zu weihen...

Das menschliche Leben kommt zu seiner vollen Erfüllung, wenn es zur Hingabe seiner selbst wird: einer Hingabe, die in der Ehe 2, in der GOTTgeweihten Jungfräulichkeit, in der Hingabe an den Nächsten um eines Ideals willen, in der Entscheidung für das Priestertum zum Ausdruck kommen kann. Die Eltern werden dem Leben ihrer Kinder einen wirklichen Dienst erweisen, wenn sie ihnen helfen, aus ihrem Leben eine Gabe zu machen..." (34)

Die Eltern und die Berufungen zum Priester- und Ordensstand

"(Es) sollen die Eltern sich freuen, wenn sie in einem ihrer Kinder Anzeichen dafür erkennen, dass GOTT es ausersehen hat zur höchsten Berufung der Jungfräulichkeit oder des Zölibats aus Liebe zum Reich GOTTES. Also müssen sie die Erziehung zur keuschen Liebe den Bedürfnissen solcher Kinder anpassen..." (35)

"Ferner wird eine wirklich christliche Familie imstande sein, den Wert der christlichen Ehelosigkeit und Keuschheit auch denjenigen ihrer Kinder begreiflich zu machen, die nicht verheiratet oder aus Gründen, die außerhalb ihres eigenen Willens liegen, nicht zur Ehe fähig sind... Diese Menschen sind, insbesondere wenn sie unter körperlichen Beeinträchtigungen leiden, dazu bestimmt, die großen Möglichkeiten der Selbstverwirklichung und der geistigen Fruchtbarkeit zu entdecken, die mit Hilfe des Glaubens und der Liebe GOTTES dem offen stehen, der sich für seine ärmeren und bedürftigeren Brüder einsetzt." (36)

 

IV. VATER UND MUTTER ALS ERZIEHER

"GOTT, der den Eheleuten das Vorrecht und die große Verantwortung der Elternschaft verliehen hat, schenkt ihnen auch die Gnade, ihre Sendung in angemessener Weise zu erfüllen... Als Eheleute, Eltern und Verwalter der sakramentalen Gnade der Ehe werden die Eltern Tag für Tag von JESUS CHRISTUS... mit besonderen geistigen Kräften unterstützt..." (37)

"Im Zusammenhang mit der Erziehung zur Keuschheit umfasst die ‚Vater-Mutterschaft’ selbstverständlich auch den Alleinerziehenden und die Adoptiveltern... GOTT steht den alleinerziehenden Eltern mit besonderer Liebe bei und ruft sie dazu auf, sich dieser Aufgabe mit derselben Großzügigkeit und Feinfühligkeit zu stellen, mit der sie ihre Kinder in den anderen Bereichen des Familienlebens lieben und umsorgen." (38)

"Es gibt noch weitere Personen, die in manchen Fällen dazu berufen sind, den Platz der Eltern einzunehmen... beispielsweise bei Waisen... Ihnen fällt die Aufgabe zu, die ... Jugendlichen in allen Bereichen, auch in dem der Keuschheit, zu erziehen, und sie werden die Standesgnade erhalten, um dies nach denselben Prinzipien zu tun, denen auch die christlichen Eltern folgen." (39)

"Die Eltern dürfen sich in ihren Bemühungen niemals alleingelassen fühlen. Die Kirche unterstützt und ermutigt sie, weil sie zuversichtlich glaubt, dass sie besser als jeder andere in der Lage sind, diese Aufgabe zu erfüllen.... (Alle) aber müssen sich dieser Aufgabe nähern in einem Geist des Gebets, der Offenheit und des Gehorsams gegenüber den moralischen Wahrheiten des Glaubens und der Vernunft, die die Lehre der Kirche ergänzen, und dabei müssen sie die Kinder und Jugendlichen als Personen betrachten, als Kinder GOTTES und Erben des Reiches." (40)

Die Rechte und Pflichten der Eltern

"(Es) ist von größter Wichtigkeit, dass die Eltern sich ihrer Rechte und Pflichten bewusst sind, vor allem einem Staat und einer Schule gegenüber, die dazu neigen, auf dem Gebiet der sexuellen Aufklärung die Initiative zu ergreifen.." (41)

"In seinem Schreiben ‚Familiaris consortio’ bekräftigt der Heilige Vater Johannes Paul II.: ‚Das Recht und die Pflicht der Eltern zur Erziehung sind als wesentlich zu bezeichnen, da sie mit der Weitergabe des menschlichen Lebens verbunden sind; als unabgeleitet und ursprünglich, verglichen mit der Erziehungsaufgabe anderer, aufgrund der Einzigartigkeit der Beziehung, die zwischen Eltern und Kindern besteht; als unersetzlich und unveräußerlich, weshalb sie anderen nicht völlig übertragen noch von anderen in Beschlag genommen werden können’ (FC 36); der oben erwähnte Fall körperlichen oder seelischen Unvermögens bildet natürlich eine Ausnahme." (41)

Das Dokument führt dann (Nr. 42 u.43) den Artikel 5 aus der "Charta der Familienrechte" an, der vom Recht der Erziehung nach den eigenen Überzeugungen spricht, insbesondere hinsichtlich der Leitung und Kontrolle der Geschlechtserziehung.

Die Bedeutung der elterlichen Pflicht

"Dieses Recht schließt auch eine erzieherische Aufgabe mit ein: wenn Eltern ihren Kindern keine angemessene Erziehung zur Keuschheit zuteil werden lassen, kommen sie einer klar umrissenen Pflicht nicht nach: und ebenso würden sie sich schuldig machen, wenn sie es zuließen, dass ihre Kinder außerhalb ihres Zuhauses eine unsittliche oder unangemessene Erziehung erhalten." (44)

"Besonders schwierig ist diese Aufgabe heute auch wegen der über die sozialen Kommunikationsmittel ausgestrahlten Pornographie, die... das Zartgefühl... abstumpft. Dagegen müssen sich die Eltern in zweifacher Hinsicht zur Wehr setzen: durch eine vorbeugende und kritische Erziehung den Kindern gegenüber und durch energische Beschwerden bei der Staatsgewalt. Die Eltern haben als einzelne oder zu mehreren das Recht und die Pflicht, für das Wohl ihrer Kinder Sorge zu tragen und von der Staatsgewalt Gesetze zu verlangen, die es unterbinden und verhindern, dass auf Kosten des Zartgefühls der Kinder und Jugendlichen solche Geschäfte gemacht werden." (45)

"Wir dürfen keinesfalls vergessen, dass es sich bei der Geschlechtserziehung um ein Pflicht-Recht handelt... Deswegen hält die Kirche es für ihre Pflicht, auch mit diesem Dokument dazu beizutragen, dass die Eltern das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten wiedergewinnen, und ihnen bei der Erfüllung ihrer Aufgabe beizustehen." (47)

 

V. WEGWEISER ZUR ERZIEHUNG IM SCHOSS DER FAMILIE

"Die familiäre Umgebung ist also der normale und übliche Ort, um die Kinder und Jugendlichen zur Festigung und Übung in den Tugenden der Liebe, der Mäßigung, der Tapferkeit und folglich auch der Keuschheit heranzubilden. Als Hauskirche ist die Familie in der Tat die Schule reich entfalteter Humanität. Dies gilt insbesondere für die sittliche und geistige Erziehung, vor allem in einem so schwierigen Punkt wie dem der Keuschheit: in ihr nämlich kreuzen sich körperliche, seelische und geistige Aspekte, freiheitliche Bestrebungen und Einflüsse gesellschaftlicher Leitbilder, natürliche Scham und heftige Triebe... In einem christlichen Haushalt haben die Eltern die Kraft, die Persönlichkeit ihrer Kinder im christlichen Sinne zur Reife zu führen, in der Nachfolge CHRISTI und innerhalb Seines mystischen Leibes, der Kirche." (48)

Die Abschnitte sprechen die Pflicht des Staates an, die Familie vorrangig in Familien- und Sozialpolitik zu unterstützen; angesichts des "moralischen und sozialen Verfalls" müssten die Eltern den Mut haben, "mehr vorzuschlagen und mehr zu verlangen". Und sie dürften sich nicht zufrieden geben, wenn die Kinder wenigstens Drogen und Verbrechen meiden, sondern selber "alles geben", um sie "zu den wahren... Werten der Person zu erziehen" (49).

Kinder: die wichtigste Aufgabe

Es wird die Wichtigkeit einer harmonischen Familienlebens heraushoben; Mängel im Verhältnis der Eltern zueinander würden bei den Kindern Störungen hervorrufen: "Es ist nötig, dass die Eltern die Zeit finden, um mit ihren Kindern zusammenzusein und sich ihnen im Gespräch zu widmen. Die Kinder, Geschenk und Verpflichtung, sind ihre wichtigste Aufgabe, mag auch diese Aufgabe dem Anschein nach nicht immer sehr einträglich sein: sie ist wichtiger als der Beruf, wichtiger als das Vergnügen, wichtiger als die gesellschaftliche Stellung..." (51)

Erziehung in der Gemeinschaft des Lebens und der Liebe

Abschnitt 52 begründet nochmals, warum die Familie der geeignete Ort ist: "In einer Familie, in der die Liebe herrscht, wird die menschliche Geschlechtlichkeit immer begriffen als ein Teil der Berufung zur Selbsthingabe in der Liebe zu GOTT und den anderen: Die Familie ist die erste und grundlegende Schule sozialen Verhaltens... Die von den Ehegatten zueinander angeregte Selbsthingabe dient als Vorbild und Norm..."

Die Schamhaftigkeit und die Zurückhaltung 3

"Es ist hervorzuheben, dass die Erziehung zur Keuschheit untrennbar mit der Aufgabe verbunden ist, auch alle anderen Tugenden zu pflegen, vor allem die christliche Liebe, die gekennzeichnet ist von Respekt, Selbstlosigkeit und Dienst, und die man, alles einschließend, Caritas nennt. Die Geschlechtlichkeit ist ein Gut von großer Wichtigkeit, das gemäß den Weisungen der vom Glauben erleuchteten Vernunft geschützt werden muss... Daraus ergibt sich, dass es bei der Erziehung zur Keuschheit Selbstbeherrschung braucht, welche Tugenden wie Schamhaftigkeit, Zucht und Maß, Achtung vor sich selbst und den anderen sowie Aufgeschlossenheit für den Nächsten voraussetzt.

Und auch die Tugenden, die die christliche Tradition als die kleineren Schwestern der Keuschheit bezeichnet hat (Zurückhaltung 3, Bereitschaft zur Aufopferung der eigenen Launen) sind wichtig und werden vom Glauben und einem Leben im Gebet bestärkt." (55)

"Das Üben von Schamhaftigkeit und Zurückhaltung 3 in Wort, Tat und Kleidung ist sehr wichtig, um ein der Entfaltung der Keuschheit angemessenes Klima zu schaffen, doch muss es gut in der Achtung vor dem eigenen Leib und vor der Würde der anderen verankert sein. Wie bereits erwähnt, müssen die Eltern darüber wachen, dass gewisse unsittliche Modeströmungen und Einstellungen das Zuhause in seiner Unversehrtheit nicht antasten, was vor allem durch einen falschen Umgang mit den Massenmedien geschehen kann..." (56)

Im Zusammenhang mit der Schamhaftigkeit wird dann auch der Umgang mit den Massenmedien, insbesondere mit dem Fernsehen, angesprochen (56).

Die berechtigte Intimität

"In engem Zusammenhang mit der Schamhaftigkeit und Zurückhaltung, die eine spontane Abwehrhaltung der Person sind, die nicht will, dass man sie als Lustobjekt sieht und behandelt, statt sie um ihrer selbst willen zu achten und zu lieben, muss auch die Achtung vor der Intimität betrachtet werden: wenn ein Kind oder ein Jugendlicher sieht, dass man seine berechtigte Intimität respektiert, dann wird er erkennen, dass man auch von ihm dasselbe Verhalten anderen gegenüber erwartet. Auf diese Weise lernt er, seinen eigenen Verantwortungssinn GOTT gegenüber zu pflegen..." (57)

Zum Wunsch auf Wahrung der Intimsphäre und zum Geheimnischarakter der Geschlechtlichkeit möchten wir auf den Philosophen Dietrich von Hildebrand verweisen: "Der Sexualität ist... eine einzigartige Intimität eigen. Intime Dinge brauchen einen Schleier; sie verlangen Schamhaftigkeit... Jede Enthüllung der Sexualität ist die Offenbarung von etwas Intimem und Persönlichem, ja die Einweihung eines anderen in unser eigenstes Geheimnis. Denn in einem gewissen Sinn ist die Sexualität das Geheimnis des Individuums. Das ist der Grund dafür, dass der Bereich der Sexualität auch der Schamhaftigkeit in ihrem eigentlichen Sinn bedarf..." Daher widerspricht auch der "Öffentlichkeits-Charakter" der sogenannten Schulsexual"erziehung" völlig diesem Recht auf Intimität, was sich "für ein wirkliches, ehrfürchtiges Erfassen der Natur der Geschlechtlichkeit verhängnisvoll auswirkt" (v. Hildebrand; vgl. dazu die Stellungnahme dieses bedeutenden christlichen Philosophen zur Schulsexual"erziehung"). Auch Pius XI. nennt in seiner Erziehungsenzyklika "Divini illius magistri" vom 31.12.1929 die sog. sexuelle Erziehung unter anderem ab, da sie "ohne Unterschied nach dem Geschlecht oder gar in der Öffentlichkeit mit zweifelhaften Methoden" aufklärt.

Selbstbeherrschung, Opferbereitschaft, Vorbild der Eltern

"Allgemeiner gesprochen, erfordert all dies die Selbstbeherrschung, die eine notwendige Voraussetzung der Fähigkeit zur Selbsthingabe ist. Die Kinder und Jugendlichen müssen dazu ermutigt werden, Selbstkontrolle und Zurückhaltung hochzuschätzen und zu üben, ein geregeltes Leben zu führen und persönliche Opfer zu bringen in einem Geist der Liebe zu GOTT, der Achtung vor sich selbst und der Großzügigkeit gegenüber den anderen, wobei sie ihre Gefühle und Neigungen nicht unterdrücken, sondern in ein tugendhaftes Leben einbetten sollen." (58)

Das gute Beispiel und die ‚Führungsrolle’ der Eltern" herausstellend (vgl. 59), fährt das Dokument fort: "Dies gilt auch für die Erziehung zur Opferbereitschaft in den Familien, die heute mehr denn je den Einflüssen des Materialismus und des Konsumdenkens ausgesetzt sind. Nur so werden die Kinder aufwachsen in angemessener Freiheit gegenüber den materiellen Gütern, indem sie sich einen einfachen und anspruchslosen Lebensstil aneignen..." (60)

"Wer darüber hinwegsieht, dass für die Eltern die erste und größte Möglichkeit, ihren Kindern Hilfe und Vorbild zu sein, in der Großzügigkeit besteht, mit der sie das Leben annehmen, der vergisst zugleich auch, dass sie ihnen so zu einem einfacheren Lebensstil verhelfen und dass es außerdem gewiss weniger schwerwiegend ist, ihren Kindern bestimmten Komfort oder materielle Vorteile vorzuenthalten 4, als sie der Existenz von Geschwistern zu berauben, die ihnen beim Reifen als Menschen... helfen können." (61)

Zusammengefasst wird dieses Kapitel über die Erziehung "im Schoß der Familie" mit der Erinnerung, "dass die Familie, um alle diese Ziele erreichen zu können, vor allem anderen ein Haus des Glaubens und des Gebets sein muss, in dem man die Gegenwart GOTTVATERS wahrnimmt, das Wort JESU hört, das Band der Liebe spürt, das ein Geschenk des GEISTES ist, und in dem man die reinste GOTTESmutter liebt und zu ihr betet..." (62).

"In einer solchen Atmosphäre des Gebets und des Wissens um die Gegenwart und Väterlichkeit GOTTES werden die Wahrheiten des Glaubens und der Moral mit Ehrfurcht gelehrt, begriffen und verinnerlicht werden..." (63)

 

VI. DIE SCHRITTE IN DER ERKENNTNIS

Nach diesen sehr reichen und tiefen Hinweisen über Liebe, Geschlechtlichkeit, Keuschheit, Berufung, Erzieheraufgabe der Eltern und Bedeutung der Familie behandelt das Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie nun, unter "VI. Die Schritte der Erkenntnis", vier Prinzipien zur Geschlechtserziehung und die vier Phasen in der Entwicklung des jungen Menschen. Danach folgen dann "VII. Praktische Richtlinien".

"Pflicht der Eltern ist es vor allem, ihre Kinder mit den Geheimnissen des menschlichen Lebens vertraut zu machen, denn die Familie ist das beste Umfeld, um der Pflicht, eine stufenweise Erziehung des geschlechtlichen Lebens sicherzustellen, nachzukommen. Sie hat einen Gefühlsreichtum, der geeignet ist, ohne seelische Wunden zu hinterlassen, auch die heikelsten Wirklichkeiten annehmbar zu machen und sie harmonisch in eine ausgeglichene und reife Persönlichkeit zu integrieren." (64)

"Diese der Familie vorbehaltene Aufgabe... beinhaltet für die Eltern das Recht, dass ihre Kinder nicht verpflichtet werden können, in der Schule den Unterrichtsstunden zu diesem Thema beizuwohnen, wenn sie mit ihren eigenen religiösen und moralischen Überzeugungen nicht übereinstimmen."

Diese entscheidende Feststellung wird ergänzt mit der Kritik des Hl. Vaters in "Familiaris consortio" Nr. 37 an einem "von sittlichen Grundsätzen losgelösten" Unterricht, der "nichts anderes als eine Einführung in die Erfahrung des Vergnügens" ist und durch Stimulierung "die Unbefangenheit der Kinder nimmt und ihnen den Weg des Lasters öffnet".

 

Vier Prinzipien zur Geschlechtserziehung

"1. Jedes Kind ist eine einzigartige und unwiederholbare Person und muss eine individualisierte Erziehung erhalten." (65)

Dies wird ausführlich erläutert: Die Eltern seien am besten in der Lage, über den Zeitpunkt für jeweilige Informationen zu entscheiden, weil sie "jedes ihrer Kinder in seiner Unwiederholbarkeit kennen, verstehen und lieben". "Niemand darf gewissenhaften Eltern diese Urteilsfähigkeit absprechen." (65)

"Der Reifeprozess jedes Kindes verläuft unterschiedlich, und deshalb müssen ihm die biologischen wie emotionalen Aspekte, die seine Intimität am meisten berühren, in einem auf seine Persönlichkeit ausgerichteten Dialog mitgeteilt werden. In einem auf Liebe und Vertrauen basierenden Dialog mit jedem ihrer Kinder teilen die Eltern etwas mit von ihrer eigenen Selbsthingabe, die sie in die Lage versetzt, von der gefühlsbedingten Seite der Geschlechtlichkeit zu sprechen, die den Kindern auf anderem Wege nicht vermittelt werden kann." (66)

Von der Erfahrung her wird empfohlen, dass dieser Dialog von Mutter mit Tochter, Vater mit Sohn geführt wird. (67)

"2. Die sittliche Dimension muss stets Teil ihrer Erklärungen sein 5." (68)

"Die Eltern können hervorheben, dass die Christen dazu berufen sind, das Geschenk der Geschlechtlichkeit gemäß dem Plan GOTTES, der die Liebe ist, zu leben, das heißt untrennbar verbunden mit der Ehe, der GOTTgeweihten Jungfräulichkeit oder auch dem Zölibat. Sie müssen den positiven Wert der Keuschheit betonen, die wahre Liebe zu den Menschen erzeugt: dies ist ihr ursprünglicher und wichtigster sittlicher Aspekt; nur wer zur Keuschheit fähig ist, ist auch fähig zur Liebe in Ehe oder Jungfräulichkeit." (68)

Wenn Eltern, vom zarten Kindesalter an, eine Beschäftigung des Kindes mit seinen Geschlechtsteilen beobachten, sollen sie "diese Gewohnheiten, die später sündhaft werden können, sanft korrigieren". Als wichtig wird herausgestellt, dass die Eltern "die moralische Ablehnung gewisser Verhaltensweisen", die der Keuschheit widersprechen, mit "angemessenen, gültigen und überzeugenden Begründungen" von Vernunft und Glauben her und "aus einer Liebe, die auf ihr wahres Wohl bedacht ist", rechtfertigen (und nicht nur anscheinend aus Rücksicht auf das Ansehen bei anderen Menschen). Auch in Nr. 54 hieß es schon, die Keuschheit beschränke sich "niemals allein auf die Frage nach der Fähigkeit, Dinge zu tun, die äußeren Verhaltensmaßregeln entsprechen". (69)

"3. Die Erziehung zur Keuschheit und die jeweils angebrachten Hinweise zur menschlichen Sexualität müssen im größeren Zusammenhang der Erziehung zur Liebe erteilt werden." (70)

Das Nebeneinanderstellen von Informationen über die Geschlechtlichkeit und Moralaussagen genüge nicht, sagt das Dokument ausdrücklich, vielmehr müssten auch das religiös-sittliche Wachstum gefördert und die Gnadenmittel nahegebracht werden:

"Es reicht nicht aus, Informationen über die Geschlechtlichkeit gemeinsam mit objektiven moralischen Grundsätzen zu vermitteln. Vielmehr bedarf auch das Wachstum des geistlichen Lebens der Kinder ständiger Unterstützung, damit die biologische Entwicklung und die Triebe, die sich zu regen beginnen, begleitet sind von einer wachsenden Liebe zu GOTT, dem Schöpfer und Erlöser, und von einem zunehmend größeren Bewusstsein der Würde jeder menschlichen Person und ihres Leibes. Im Licht des Geheimnisses CHRISTI und der Kirche können die Eltern die positiven Werte der menschlichen Geschlechtlichkeit im Kontext der in der Person angelegten Berufung zur Liebe und der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit erklären." (70)

"In den Gesprächen mit den Kindern dürfen also niemals die Ratschläge fehlen, die ihnen helfen, in der Liebe zu GOTT und dem Nächsten zu wachsen und die Schwierigkeiten zu überwinden: ‚Zucht der Sinne und des Geistes, Wachsamkeit und Klugheit, um die Gelegenheiten zur Sünde zu vermeiden, Wahrung des Schamgefühls, Maß im Genuss, gesunde Ablenkungen, eifriges Gebet und häufiger Empfang der Sakramente der Buße und der Eucharistie. Vor allem die Jugend soll die Verehrung der unbefleckt empfangenen GOTTESmutter eifrig pflegen.’ (Persona humana, Nr. 12)" (71)

Ferner sollen die Kinder durch das Verhalten der Eltern, durch positive Vorbilder und durch Möglichkeiten, die eigene Tatkraft im guten Sinn einzusetzen, lernen, ihr Umfeld "in kritischer und wirklich selbständiger Einstellung zu beurteilen". Wenn sich bei ihren Kindern "abnorme Neigungen und Verhaltensweisen" zeigen sollten, soll dem mit "größter Vorsicht und Klugheit" begegnet und die Ursachen herausgefunden werden, falls nötig, auch mit Hilfe von Ärzten, Pädagogen oder Psychologen "von rechtgläubiger christlicher Einstellung" - wie es ausdrücklich heißt! (72)

Ziel des erzieherischen Wirkens der Eltern soll es sein, "den Kindern die Überzeugung zu vermitteln, dass die Keuschheit in ihrer eigenen Lebenssituation möglich ist und Freude bringt." Wie schon früher (etwa Nr. 3, 17, 34, 68) wird erneut die Keuschheit positiv beschrieben im Hinblick auf die Hingabe: Sie "entspringt dem Bewusstsein der Reife und Harmonie des eigenen Gefühlslebens, das als Geschenk GOTTES und Geschenk der Liebe dazu bestimmt ist, die Selbsthingabe innerhalb der eigenen Berufung zu verwirklichen." Der Mensch als "das einzige Geschöpf auf Erden, das GOTT um seiner selbst willen gewollt hat", könne "sich selbst nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst vollkommen finden" (73).

Und erneut wird auf die Hilfe GOTTES verwiesen, die nie fehlen werde, "wenn jeder den notwendigen Einsatz bringt, um der Gnade GOTTES zu entsprechen". So müssen die Eltern, "indem sie ... mit guten Beispiel vorangehen", ihre Kinder zum guten Sakramentenempfang bewegen. "Wenn die Kinder und Jugendlichen in den Sakramenten die Wirkungen der Gnade und Barmherzigkeit GOTTES erfahren, werden sie in der Lage sein, die Keuschheit als Geschenk GOTTES zu leben, zu Seinem Ruhm und als Ausdruck der Liebe zu Ihm und den anderen Menschen."

Hervorgehoben wird das Sakrament der Wiederversöhnung; als große Hilfen werden auch geistliche Leitung, gute Lektüre (besonders Beispiele und Zeugnisse der Tugend) genannt (74).

"4. Die Eltern müssen diese Belehrung mit größtem Zartgefühl, aber unmissverständlich und zum geeigneten Zeitpunkt vornehmen." (75)

"Sie wissen genau, dass die Kinder individuell verschieden behandelt werden müssen, entsprechend den persönlichen Umständen ihrer körperlichen und seelischen Entwicklung und unter gebührender Berücksichtigung auch des kulturellen Umfeldes und der Erfahrungen, die der Heranwachsende im täglichen Leben macht. Um beurteilen zu können, wie sie mit jedem ihrer Kinder sprechen müssen, ist es wichtig, dass sie zunächst selbst im Gebet den HERRN um Erleuchtung bitten und miteinander darüber reden, damit ihre Worte weder zu deutlich noch zu ungenau sind. Es ist der Sache abträglich, dem Kind gegenüber zu sehr ins Detail zu gehen, doch ist es auch unklug, die ersten Informationen zu sehr hinauszuzögern, weil jeder Mensch in dieser Hinsicht eine natürliche Neugier entwickelt und sich früher oder später Fragen stellt, vor allem in einer Kultur, in der man auch nebenbei allzu viel erfahren kann." (75) - Zu diesem Punkt verweisen wir auf unseren Kommentar weiter unten zu Abschnitt 91!

Die "ersten Hinweise", die einem Kind gegeben werden sollen, werde im allgemeinen die Geburt eines Geschwisterchens anregen; was die Eltern an "einfachen Tendenzen zur Schwangerschaft mitteilen", soll "immer im tiefen Zusammenhang mit dem Wunder des schöpferischen Wirkens GOTTES" stehen, der "es so eingerichtet hat, dass das neue, von Ihm geschenkte Leben im Leib der Mutter und in der Nähe ihres Herzens behütet wird". (76)

 

Die wichtigsten Phasen in der Entwicklung des Kindes

Das Schreiben des Päpstlichen Rates für die Familie legt nun (noch unter "VI. Die Schritte der Erkenntnis") die verschiedenen Phasen der Entwicklung eines Kindes und Jugendlichen dar und unterscheidet vier Stufen, in denen die Weise der "Erziehung in der Liebe" je andere Bedingungen hat: "1. die Jahre der Unschuld, 2. die Pubertät, 3. die Jugendzeit innerhalb des Lebensentwurfs, 4. Erwachsen werden".

 

1. Die Jahre der Unschuld: keinesfalls durch sexuelle Information stören

"Vom Alter von etwa fünf Jahren bis zur Pubertät - deren Beginn für den Zeitpunkt anzusetzen ist, da die ersten Veränderungen am Körper des Jungen oder des Mädchens auftreten... - sagt man, dass das Kind in einer Phase ist, die nach den Worten Johannes Paul II. als ‚die Jahre der Unschuld’ bezeichnet wird.

Diese Zeit der Ruhe und der Unbefangenheit 6 darf keinesfalls von einer unnötigen sexuellen Information getrübt werden." (78)

Keuschheitserziehung indirekt

"In diesen Jahren, bevor eine physische geschlechtliche Entwicklung sichtbar wird, ist es normal, dass das Interesse der Kinder auf andere Lebensbereiche gerichtet ist. Die rudimentäre, instinktive Sexualität des Kleinkindes ist verschwunden. In diesem Alter sind die Jungen und Mädchen an sexuellen Fragen nicht sonderlich interessiert und ziehen den Kontakt mit Kindern des eigenen Geschlechts vor.

Die Eltern werden erkennen, dass, um diese wichtige natürliche Wachstumsphase nicht zu stören, in dieser Zeit eine vorsichtige Erziehung zur keuschen Liebe nur indirekt geschehen kann, als Vorbereitung auf die Pubertät, in der dann eine direkte Information vonnöten sein wird." (78)

Das Kind, so wird beschrieben, fühle sich normalerweise im seinem Körper wohl, es akzeptiere "die Notwendigkeit der Sittsamkeit im Verhalten und in der Art, sich zu kleiden"; es sei sich der physischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern bewusst, zeige aber "wenig Interesse für die Geschlechtsteile und ihre Funktionen". Die "Entdeckung der Wunder der Schöpfung" in diesem Alter müssten mit Katechese und Hinführung zu den Sakramenten verbunden werden.

Dennoch sei es eine wichtige Phase für die psychisch-sexuelle Entwicklung, weil das Kind "am Beispiel der Erwachsenen und durch die Erfahrungen in der Familie" lerne, "was es bedeutet, ein Mann oder eine Frau zu sein". Im Hinblick auf die heutigen ideologischen Bestrebungen der Gleichmacherei der "typisch" bubenhaft-männlichen bzw. mädchenhaft-fraulichen Verhaltensweisen heißt es im Dokument, selbstverständlich solle man die Jungen nicht hindern, "eine natürliche Zärtlichkeit und Sensibilität" zu zeigen, und die Mädchen "nicht ausschließen von körperlichen Aktivitäten, die eine gewisse Kraft erfordern". Doch sollten sich die Eltern hüten, sich der ideologischen Ablehnung der "typischen Rollen" allzu sehr anzupassen. "Man sollte die tatsächlichen Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern nicht leugnen oder bagatellisieren, und in einer gesunden familiären Umgebung werden die Kinder lernen, dass es natürlich ist, wenn diesen Unterschieden eine gewisse Verschiedenheit in den normalen familiären und häuslichen Rollen von Männern und Frauen entspricht." (80)

Die Mädchen etwa, die ein gewisses mütterliches Interesse für kleinere Kinder oder den Haushalt entfalteten, sollten (unter Hinweis auf die GOTTESmutter) "ermutigt werden, die eigene Fraulichkeit als Wert zu begreifen". (81)

Die Jungen sollten in einem guten Verhältnis zum Vater gefördert werden und lernen, dass ihre Männlichkeit, GÖTTliches Geschenk, "kein Zeichen der Überlegenheit gegenüber den Frauen darstellt, sondern eine Berufung GOTTES, gewisse Rollen und bestimmte Arten der Verantwortung zu übernehmen"; sie sollten gehindert werden, übertriebene Aggressivität zu entwickeln oder ihre Männlichkeit "mit körperlichen Heldentaten unter Beweis stellen zu wollen". (82)

Verletzung der Unschuld durch Schule, Medien oder Gleichaltrige

Das Dokument spricht dann von Problemen, die in der Kindheitsphase der Unschuld doch hinsichtlich der sittlichen Erziehung auftreten können, und nennt an erster Stelle die "programmatischen und zielgerichteten Bestrebungen" in einigen Ländern, "den Kindern eine verfrühte sexuelle Aufklärung aufzuzwingen". Es wird begründet, warum dies schädlich ist: "In diesem Entwicklungsstadium sind sie noch nicht in der Lage, die gefühlsbedingte Seite der Geschlechtlichkeit in ihrer vollen Bedeutung zu begreifen. Sie können das Bild der Sexualität nicht verstehen und nicht mit einem entsprechenden Rahmen von sittlichen Normen umgeben, das heißt, sie können eine vorzeitige Sexualaufklärung 7 nicht mit dem erforderlichen moralischen Verantwortungsbewusstsein aufnehmen. Eine solche Information droht also die Entwicklung ihrer Gefühlswelt und ihrer Bildung zu beeinträchtigen und die natürliche Unbefangenheit dieses Lebensabschnitts zu stören." (Man kann noch die Aussage von Johannes Paul II., in Nr. 64 zitiert, ergänzen: Es ist schon eine Einführung in die Erfahrung des sexuellen Lust und eine Stimulation, die den Weg des Lasters öffnet; und nach den konkreten Erfahrungen ist es auch eine massive Schädigung des natürlichen Schamgefühls!)

Darum werden die Eltern klar zum Widerstand aufgefordert: "Die Eltern sollen solche Versuche, die Unschuld ihrer Kinder zu verletzen, freundlich, aber bestimmt ablehnen, weil derartige Bestrebungen die geistige, sittliche und gefühlsmäßige Entfaltung der Personen gefährden, die im Wachsen begriffen sind und ein Recht auf diese Unschuld haben." (83)

Wenn die Kinder "von Seiten der Massenmedien oder von irregeleiteten oder vorzeitig aufgeklärten Gleichaltrigen verfrühte Informationen zur Geschlechtlichkeit erhalten", müssen die Eltern, "um falsche Informationen zu korrigieren oder eine unanständige Ausdrucksweise einzudämmen", mit "klar begrenzten Informationen" reagieren. (84)

Wir wollen hinzufügen: Es ist natürlich wichtig, alles zu tun, damit solche schädlichen Einflüsse durch Fernsehen, Rundfunk, Zeitschriften von den Kindern und der Familie ferngehalten werden. Auf Äußerungen von Kameraden werden sittlich gesunde Kinder häufig mit einer natürlichen Abwehr reagieren; zudem erheben sie "nicht den Anspruch, eine autoritative, adäquate Information zu sein" (D. von Hildebrand). Die Kinder werden darauf mit einer kurzen Richtigstellung oder Einordnung in eine von Glauben, Ehrfurcht und Liebe geprägte Sicht durch die Eltern zufrieden sein. Die Eltern sollten nicht den Fehler machen, mit "zuviel" reagieren zu wollen.

Sexueller Missbrauch

Angesprochen wird dann auch die Gefahr sexuellen Missbrauchs, vor dem die Eltern die Kinder schützen müssen - durch Anhalten "zu Sittsamkeit und Zurückhaltung gegenüber Fremden" und indem sie "in angemessener Weise" über die Geschlechtlichkeit informieren, "ohne jedoch Einzelheiten vorwegzunehmen, die sie verwirren oder erschrecken können". (85)

Selbstbeherrschung fördern

Abschließend wird noch Wesentliches schon in der Phase der Kindheitsjahre gesagt: "Wie in den ersten Lebensjahren müssen die Eltern ihre Kinder auch während der Kindheit im Geist der Zusammenarbeit, des Gehorsams, der Großzügigkeit und der Opferbereitschaft bestärken und außerdem die Anlagen zur Selbstbeherrschung und Sublimierung fördern." In dieser Entwicklungsphase übten intellektuelle Tätigkeiten einen starken Reiz aus; "aus der intellektuellen Bewältigung kann das Kind die Kraft und die Fähigkeit gewinnen, die umgebende Wirklichkeit - und in naher Zukunft auch die Triebe des Körpers - so zu beherrschen, dass sie in intellektuelle und rationale Aktivität umgesetzt werden können."

"Ein unbeherrschtes oder verzogenes Kind neigt später zu einer gewissen Unreife und moralischen Schwäche, weil die Keuschheit schwerlich aufrechtzuerhalten ist, wenn ein Mensch egoistische oder ungeordnete Gewohnheiten annimmt und nicht in der Lage ist, den anderen mit Interesse und Achtung zu begegnen. Die Eltern müssen objektive Normen dessen bieten, was richtig oder falsch ist, und so eine sichere moralische Lebensgrundlage schaffen." (86)

 

2. Die Pubertät: Fragen beantworten und das Gewissen bilden

"Die Pubertät, die die erste Phase der Jugend darstellt, ist eine Zeit, in der die Eltern dazu aufgerufen sind, in besonderem Maße auf die christliche Erziehung ihrer Söhne und Töchter zu achten: in dieser Zeit entdeckt der Mensch ‚sich selbst und die Welt seines eigenen Innern, er entwirft hochherzige Pläne, erwacht zum Empfinden der Liebe, wie er andererseits den biologischen Trieben der Sexualität begegnet... Oft ist dies aber auch das Alter des tiefer dringenden Fragens, des angstvollen Suchens..., eines gewissen Misstrauens gegen die anderen, eines gefährlichen Sichzurückziehens in sich selber; es ist zuweilen das Alter der ersten Niederlagen und Enttäuschungen’ (Ap. Schreiben Catechesi tradendae, 16.10.1979, Nr. 38)."

Welche Informationen wie geben?

Die Eltern sollen der körperlichen und seelischen Entwicklung ihrer Kinder "besondere Aufmerksamkeit" widmen, ohne übertriebene Besorgnis, aber auch nicht im bequemen Nichtstun. "Selbstverständlich ist dies eine wichtige Etappe in der zum Wert der Keuschheit hinführenden Erziehung" (88). Wenn davon die Rede ist, dass von diesen körperlichen Veränderungen her, die die Jugendlichen erleben, "detailliertere Erklärungen zur Geschlechtlichkeit" zu geben seien, dann sind die angeführten Kriterien gut zu bedenken: dies soll individuell in einem Vertrauensverhältnis ("wann immer - in einem Verhältnis von Vertrauen und Freundschaft - die Mädchen sich ihrer Mutter und die Jungen sich ihrem Vater anvertrauen") und "auf der Ebene der Werte" und "der ganzheitlich begriffenen Wirklichkeit" (den Zusammenhang Fortpflanzung, Ehe, Familie "nie außer acht lassen"!) geschehen. Gemeint ist nicht die elterliche "Aufklärungsstunde", sondern der Zeitpunkt ist also von den Kindern und ihren Fragen her bestimmt ("wann immer sie sich anvertrauen"; 88, 89; vgl. auch Nr. 96: "wenn die Eltern auf die Fragen ihrer Kinder antworten...")

Hier seien zwei Hinweise von Papst Pius XII. angefügt:

"Über diese Dinge sollen die Heranwachsenden mit geeigneten Ratschlägen belehrt werden. Es sei ihnen erlaubt, ihre Seele zu öffnen, ohne Furcht zu fragen, um eine Antwort zu erhalten, die ihnen eine sichere, scharfsichtige, genügend klare Erklärung gibt und ihnen Vertrauen einflößt" (23.9.1951)

"Mit eurem mütterlichen und erzieherischen Scharfblick und dank des Vertrauens, die Herzen zu öffnen, das ihr in eure Kinder hineinzulegen gewusst habt, werdet ihr die Gelegenheit und den Augenblick suchen und unterscheiden, in dem gewisse verborgene Fragen sich dem Geist eurer Kinder gestellt und in ihnen besondere Gefühlsverwirrungen hervorgerufen haben. Es wird eure Aufgabe für eure Töchter, die Aufgabe der Väter für eure Söhne sein, vorsichtig und im Maße des Notwendigen den Schleier der Wahrheit zu lüften und ihnen eine kluge, richtige und christliche Antwort auf jene Fragen und Unruhen zu geben."

So bezeichnet das neue Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie es auch als "eine wichtige Aufgabe der Eltern", die körperliche Entwicklung der Töchter zu begleiten, indem sie ihnen helfen, "die Entwicklung der Fraulichkeit in körperlicher, seelischer und geistiger Hinsicht freudig anzunehmen". Es heißt auch, "in der Regel" werde man "auch von den Fruchtbarkeitszyklen und ihrer Bedeutung sprechen können", jedoch nicht von der "sexuellen Vereinigung im einzelnen", "es sei denn auf ausdrücklichen Wunsch" (90).

Dazu erinnern wir daran, dass Papst Pius XI. in Nr 67 seiner Erziehungsenzyklika "Divini illius magistri" (die nach wie vor gültig ist), eindringlich zur Vorsicht bezüglich der Einzelheiten gemahnt hat, um nicht - infolge der erbsündlichen Schwäche - Anlass zu Versuchungen zu geben. (Jugendliche in der Pubertät brauchen kein Wissen der jungen Ehefrau oder gar des Gynäkologen!)

Dieselbe Mahnung Pius' XI. gilt, wenn "Jugendlichen männlichen Geschlechts" nach dem Wortlaut des Dokumentes geholfen werden soll, "die Stufen der physischen und physiologischen Entwicklung der Geschlechtsorgane zu verstehen, ehe sie diese Dinge von Spielkameraden oder von ungeeigneten Personen erfahren".

Hier wäre zur Zurückhaltung zu raten, denn eine gutgemeinte, aber stimulierende, d. h. unnötig detaillierte, phantasiebelastende sexuelle Information durch Eltern kann ebenso Schaden anrichten wie Mitteilungen eines schlechten Kameraden, der sich dem Jugendlichen ja trotzdem noch nähern kann. Entscheidend ist die Willensstärkung - wie schon Pius XII. 1951 sagte: Es "stellen weder Aufklärung noch Unterweisung an sich irgendeinen Vorteil dar; im Gegenteil, sie sind äußerst schädlich, wenn sie nicht von einer dauernden Disziplin, einer kraftvollen Selbstbeherrschung und vor allem mit dem Gebrauch der übernatürlichen Kräfte des Gebets und der Sakramente verbunden sind".

Das neue Dokument sagt zurecht auch, Hinweise - wiederum individuell! - müssten "in ungezwungenem, positiven und zurückhaltendem Ton" erfolgen und "in die Perspektive Ehe-Familie-Vaterschaft eingebettet sein". Ferner wird für Jungen wie Mädchen "eine den Umständen angepasste und ausreichende Information über die körperlichen und seelischen Eigenarten des anderen Geschlechts, auf das sich die Neugierde in zunehmenden Maße richtet", angesprochen (91).

Bezüglich der "Neugierde" möchten wir aufmerksam machen, dass der junge Mensch lernen muss, seine Neugierde zu mäßigen und zu erkennen, dass es (intellektuelle) Neugierde gibt, die in der Regel befriedigt werden darf und soll, und (sinnliche) Neugierde, die unbefriedigt zu lassen ist. Die Belehrung soll nicht mehr als notwendig umfassen. F. Amerio 8 sagt: "In diesem Bereich ist Überflüssiges gleichbedeutend mit Schädlichem oder zum mindesten Gefährlichem; denn das Überflüssige befriedigt nicht nur eine Neugierde, sondern weckt weitere Neugierde."

Wenn den Eltern die Möglichkeit genannt wird, "den Beistand eines gewissenhaften Arztes und ebenso den eines Psychologen" zu nutzen, dann ist sehr zu achten, dass "diese Informationen nicht aus dem Bezug zum Glauben und dem erzieherischen Wirken des Priesters herausgelöst werden", dass dies nur bei dringender Notwendigkeit geschieht, individuell, mit Zurückhaltung, um nicht Anstoß zur Versuchung zu geben oder die Phantasie zu belasten.

Der Verhütungsmentalität vorbeugen

Das Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie nennt als Ziel dieses "vertrauensvollen und offenen Dialogs" der Eltern mit dem Jugendlichen: "jeder emotionalen Verwirrung zu begegnen", "den Wert der christlichen Keuschheit dem anderen Geschlecht gegenüber" nahe zu bringen, "die Schönheit der Mutterschaft und die wunderbare Wirklichkeit der Fortpflanzung" ebenso erkennen zu lassen "wie den tiefen Sinn der Jungfräulichkeit". So hilft man den Jugendlichen, "sich dem heute in vielen Bereichen herrschenden Hedonismus zu widersetzen" und der "empfängnisverhütenden Mentalität" vorzubeugen, die "unglücklicherweise so weit verbreitet" ist. (92)

Erotische Phantasien und Versuchung zum "Ausprobieren"

"Während der Pubertät kann die psychische und emotionale Entwicklung des männlichen Jugendlichen ihn für erotische Phantasien anfällig werden lassen und ihn der Versuchung aussetzen, sexuelle Erfahrungen zu machen. Die Eltern müssen ihren Söhnen beistehen und die Neigung zu einem hedonistischen und materialistischen Genuss der Geschlechtlichkeit korrigieren", indem sie das Geschenk GOTTES, in der ehelichen Liebe mit Ihm zusammenwirken zu dürfen, ins Bewusstsein rufen (93).

"Das informierende und belehrende Wirken der Eltern ist nicht deshalb notwendig, weil die Jugendlichen die geschlechtlichen Gegebenheiten nicht anders erfahren könnten, sondern, damit sie sie im rechten Licht kennen lernen" (93)

und - so möchten wir hinzufügen - damit dieses Kennenlernen zurückhaltend geschieht (um nicht Anstoß zur Versuchung zu sein), die individuelle Entwicklung, Schamhaftigkeit und Intimsphäre achtet und damit vor allem die Bedeutung der Willenserziehung gesehen wird. F. Amerio sagt im Anschluss an Pius XI.: "Die Sünde wird nicht aus der Unwissenheit geboren, sondern aus der Leidenschaft. ‚Die Begierlichkeit gebiert die Sünde’, schreibt der hl. Jakobus (1,15). Wenn ihr dem jungen Menschen helfen wollt, müsst ihr ihm die ungeordnete Leidenschaft nehmen, bevor ihr ihm die Unwissenheit nehmt; müsst ihr die Herrschaft seines Willens über die Leidenschaften stärken, ehe ihr sein Wissen bereichert." Dies hätte im neuen Dokument noch etwas deutlicher hervorgehoben werden können; gesehen aber wird es, wie der folgende Text erweist.

Gewissensbildung

"Diese positive Belehrung über die Geschlechtlichkeit wird stets einzubetten sein in einen Bildungsplan, der jenen christlichen Zusammenhang herstellt, in dem sämtliche Informationen über das Leben, über die sexuelle Aktivität, über Anatomie und über Hygiene gegeben werden sollten." Entgegen dem oberflächlichen Eindruck sagt dieser Satz keineswegs, den pubertären Jugendlichen müssten "sämtliche Informationen" gegeben werden, sondern vielmehr: Alles, was auch immer über diese mit der Geschlechtlichkeit zusammenhängenden Themen gesagt wird (die Kriterien, in welchem Alter, in welchem Umfang usw. dies geschehen oder nicht geschehen soll, sind anderswo behandelt), muss in den Zusammenhang der Glaubenssicht gestellt werden: "Die Dimensionen des Geistigen und des Sittlichen müssen daher immer Vorrang haben und auf zwei besondere Ziele ausgerichtet sein: die Vermittlung der GÖTTlichen Gebote als eines Lebensweges und die Bildung eines redlichen Gewissens." "Es ist sehr wichtig, das Wesen der Gebote als Geschenk GOTTES... und Ausdruck des Bundes mit Ihm aufzuzeigen, damit der Jugendliche sie nicht losgelöst von ihrem Bezug auf ein innerlich reiches und von Egoismen befreites Leben betrachtet." (94)

"Als Ausgangspunkt für die Gewissensbildung ist ein erleuchtetes Wissen erforderlich: das Wissen um den Plan der Liebe, den GOTT mit jedem einzelnen Menschen hat, um die positive und befreiende Bedeutung der sittlichen Normen, um die von der Sünde herrührende Hinfälligkeit ebenso wie um die Gnadenmittel, die den Menschen auf seinem Weg zum Guten und zum Heil stärken." (95)

"Das Gewissen ist ein Urteil der Vernunft, in welchem der Mensch erkennt, ob eine konkrete Handlung, die er beabsichtigt, gerade ausführt oder schon getan hat, sittlich gut oder schlecht ist" und "darf nicht mit einem unklaren subjektiven Empfinden oder der persönlichen Meinung verwechselt werden", daher erfordert die Gewissensbildung "Erleuchtung hinsichtlich der Wahrheit und des GÖTTlichen Plans" (95).

Argumente für die Keuschheit liefern - nicht Krankhaftes besprechen

Weiter erinnert das Dokument die Eltern, "wenn sie auf die Fragen ihrer Kinder antworten" (!), müssten sie "wohlüberlegte Argumente für den Wert der Keuschheit bereithalten", um so "die intellektuelle und menschliche Haltlosigkeit derjenigen Theorien deutlich zu machen, die zu zügellosem und hedonistischem Verhalten anregen". Die Antworten sollen "klar verständlich sein". "Der Problematik krankhaften sexuellen Verhaltens" sollen sie keine große Bedeutung beimessen; ebenso wenig der verkehrten Auffassung, Geschlechtlichkeit sei "etwas Schändliches oder Schmutziges". Sie sei ja ein großes Geschenk GOTTES, Teilhabe an Seiner Schöpferkraft, ja die eheliche Liebe sei in der Hl. Schrift und der christlichen Mystik auch Symbol und Abbild der Liebe GOTTES zum Menschen. (96)

Sorge um Umgang, Redeweise und Kleidung

Schließlich wird für die Lebensphase der Pubertät noch die Pflicht der Eltern angesprochen, ihre Kinder, die hier "für emotionale Einflüsse besonders anfällig" sind, durch Gespräch und Lebensstil "im Widerstand gegen negative Einflüsse von außen zu bestärken, die sie vielleicht veranlassen könnten, die christliche Lebensgestaltung in Liebe und Keuschheit unterzubewerten". Vor allem angesichts des "Konsumrausches" in manchen Ländern müssten die Eltern sich "zuweilen - ohne dies allzu sehr merken zu lassen - um die Beziehungen ihrer Kinder zu Jugendlichen des anderen Geschlechts kümmern". Auch "den Wert christlicher Zurückhaltung, sittsamer Kleidung und der notwendigen Selbständigkeit gegenüber Modeströmungen" (wie sie eine reife Persönlichkeit kennzeichnen) müssen sie vermitteln. Denn "manche Gepflogenheiten in der Sprechweise und der Wahl der Kleidung" sind "in moralischer Hinsicht unschicklich und dienen dazu, die Geschlechtlichkeit zu banalisieren" (d. h. "auf einen bloßen Konsumgegenstand zu reduzieren"). (97, vgl. 56)

 

3. Die Jugendzeit innerhalb des Lebensentwurfs

"Die Jugend stellt innerhalb der Entwicklung des Individuums die Phase des Selbstentwurfs und somit der Entdeckung der eigenen Berufung dar: diese Phase dauert heute - sei es aus physiologischen, sei es aus sozio-kulturellen Gründen - im allgemeinen länger als früher." (98)

"Die Eltern müssen die Kinder so für das Leben formen, dass jedes entsprechend der von GOTT empfangenen Berufung seine Aufgabe ganz erfüllen kann. Es handelt sich hierbei um eine Verpflichtung von allergrößter Wichtigkeit, die im Grunde den Höhepunkt der elterlichen Sendung bildet." (98)

"Es ist sehr wichtig, dass die Jugendlichen bei der Suche nach ihrer persönlichen Berufung nicht alleine sind." Der Rat der Eltern, des Priester und anderer könnten ihnen helfen, "den GOTTgewollten Sinn ihrer Existenz und die mannigfaltigen Formen der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit zu entdecken", d. h. den "Ruf CHRISTI ‚Folge mir nach’... zu vernehmen". (99)

Der Begriff "Berufung" sei früher einzig auf den Priester- oder Ordensberuf hin angewendet worden; seit dem 2. Vatikanum werde er umfassender gesehen: "GOTT beruft alle Menschen zur Heiligkeit, und für jeden von ihnen hat Er klar umrissene Pläne: eine persönliche Berufung, die jeder erkennen, annehmen und entfalten muss...". (100)

Darum wird unterstrichen, dass "in der Katechese" und "in der innerhalb und außerhalb der Familie erteilten Erziehung" die Überzeugung von der herausragenden Bedeutung von Jungfräulichkeit, Zölibat und Ehe vermittelt wird, "die für das Wohl der Kirche und der Menschheit von transzendentaler Bedeutung ist" (101).

Beispiel und Zeugnis der Eltern

Folglich ist es nicht verwunderlich, wenn das Dokument das "Beispiel und Zeugnis von der Treue GOTTES und der gegenseitigen Treue im ehelichen Bund", das die Eltern "mit ihrem eigenen Leben" geben sollen, heraushebt und in der Jugendphase, "in der die Heranwachsenden nach gelebten und ansprechenden Vorbildern für ihr Verhalten suchen", "besonders entscheidend" nennt.

"Da in dieser Zeit oft auch die sexuellen Probleme zum Tragen kommen, müssen die Eltern sie mit Rat und Klugheit lehren, die Schönheit und Kraft der Keuschheit zu lieben; dabei sollen sie ihnen erklären, dass sie, um keusch zu leben, im Gebet und im häufigen und heilsamen Empfang der Sakramente, insbesondere der persönlichen Beichte, über eine unschätzbare Hilfe verfügen."

Die Eltern "müssen in der Lage sein, ihren Kindern nach Bedarf eine positive und ausgeglichene Erläuterung der Fixpunkte der christlichen Moral zu geben". Als solche werden angeführt: "Unauflöslichkeit der Ehe", "Zusammenhänge zwischen Liebe und Fortpflanzung", "Verwerflichkeit des vorehelichen Verhältnisses, der Abtreibung, der Empfängnisverhütung und der Selbstbefriedigung".

Hinsichtlich der genannten unmoralischen Verhaltensweisen, "die dem Sinn der ehelichen Hingabe zuwiderlaufen", wird der Hinweis auf die nicht erlaubte Trennung der beiden Dimensionen der ehelichen Vereinigung empfohlen; die Eltern sollten die entsprechenden kirchlichen Dokumente eingehend kennen. (102, vgl. 32)

Selbstbefriedigung

Die Selbstbefriedigung ist nach kirchlicher Lehre "eine schwere, in sich selbst rechtswidrige Verfehlung, die moralisch nicht gerechtfertigt werden kann", auch wenn die Freiwilligkeit der Handlung und damit die subjektive Schuld durch "mangelnde Reife..., ein gestörtes seelisches Gleichgewicht oder ... übernommene Gewohnheit..." herabgemindert werden kann. "Den Jugendlichen muss folglich bei der Überwindung der sich in dieser Weise äußernden Verirrungen geholfen werden", die "Ausdruck innerer Konflikte und nicht selten auch einer egoistischen Sichtweise der Geschlechtlichkeit sind". (103)

Homosexualität

Gewicht wird im Dokument auch auf das Problem der Homosexualität gelegt, das sich "im Verlaufe des Reife- und Selbstfindungsprozesses ergeben kann" und "in den urbanisierten Zivilisationen immer mehr ausbreitet". Dieses Phänomen sei, im Licht der kirchlichen Dokumente, ausgewogen zu beurteilen.

"Die Jugendlichen benötigen Hilfe, um die Begriffe von Normalität und Anomalie, subjektiver Schuld und objektiver Unordnung unterscheiden zu lernen." Es müsse vermieden werden, in ihnen eine ablehnende Haltung entstehen zu lassen; die "ordnende und ergänzende Ausrichtung der Geschlechtlichkeit" auf Ehe, Fortpflanzung, Keuschheit müsse aber klargestellt werden.

Zu unterscheiden ist die homosexuelle Neigung (deren psychische Entstehung weitgehend ungeklärt sei 9) von homosexuellen Handlungen, die "in sich nicht in Ordnung sind und dem natürlichen Gesetz widersprechen". In vielen Fällen, "insbesondere wenn die Praxis homosexueller Handlungen nicht verfestigt ist", könne "eine geeignete Therapie zu positiven Ergebnissen führen". Menschen mit homosexueller Neigung sei mit Achtung und Feingefühl zu begegnen "unter Vermeidung jeglicher Form von ungerechter Zurücksetzung"; für sie bedeute ihre Situation eine Prüfung; "auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen GOTTES zu erfüllen", d. h. sie "sind zur Keuschheit gerufen"; und als Christen sollen sie ihre Schwierigkeiten "mit dem Kreuzesopfer des HERRN vereinen". (104)

Ungeordneter sexueller Genuss ist zerstörerisch

Nochmals verweist das Dokument darauf, dass die rechte Sicht der Geschlechtlichkeit positive Bedeutung für die Entwicklung und Berufung des Menschen hat, während ihre Unordnung Schaden bringt: "Man darf nie vergessen, dass ein ungeordneter 10 Genuss der Sexualität die Fähigkeit der Person zur Liebe nach und nach zu zerstören droht, indem er die Lust - anstelle der uneingeschränkten Selbsthingabe - zum Ziel der eigenen Befriedigung herabwürdigt: so schwächt er ebenso den Sinn für die - dem Leben immer offene - wahre Liebe zwischen Mann und Frau, wie auch die Familie selbst, und führt Schritt für Schritt zur Missachtung des menschlichen Lebens 11, das empfangen werden könnte, und das nur noch als ein Übel betrachtet wird, welches in bestimmten Situationen die persönliche Lust zu beeinträchtigen droht." (105)

Eine Fußnote im Text des vatikanischen Dokumentes ergänzt hierzu:

"Dies macht ebenso wie das Wissen um die Kraft der Libido" (= Geschlechtstrieb) "- die die Erforschung der menschlichen Psyche ans Licht gebracht hat - die Lehre der Kirche vom schwerwiegenden Charakter jeglichen ungeordneten 10 Genusses der Geschlechtlichkeit begreiflich: ‚Nach der christlichen Überlieferung und nach dem Zeugnis der gesunden Vernunft beinhaltet die sittliche Ordnung der Sexualität Werte von so großer Bedeutung für das menschliche Leben, dass jede direkte Verletzung dieser Ordnung objektiv schwerwiegend ist’ (Persona humana, 10). Man bemerke, dass die Kirche den objektiv schwerwiegenden Charakter der Handlung lehrt, doch das Fehlen schwerer Schuld aufgrund eines nur unvollkommenen Willens nicht ausschließt..."

Selbstfindung - Hedonistische Angebote

Zwei Probleme werden noch angesprochen: dass junge Menschen in den modernen Industriegesellschaften Schwierigkeiten haben bei der "Selbstfindung, der Entdeckung des eigenen Lebensentwurfs" und einer "Integration der Sexualität in eine reife und positiv eingestellte Persönlichkeit" sowie "sich selbst und den eigenen Körper anzunehmen". Darum wird eine vernünftige Körperkultur, "die dazu führt, dass man sich selbst annimmt als Geschenk...", empfohlen. Das andere Problem ist die hedonistische Propagierung der Lust in den Wohlstandsgesellschaften, auch in "speziellen Anlaufstellen und Zentren" für Jugendliche. Darum sei es "von größter Wichtigkeit, den Jugendlichen die Ideale menschlicher und christlicher Solidarität" und entsprechende "konkrete Möglichkeiten des Engagements..." vor Augen zu stellen. (106)

"Gegen den Strom"

"In dieser Phase sind Freundschaften besonders wichtig. Je nach den Umständen und sozialen Gepflogenheiten der Umgebung, in der man lebt, ist die Jugend eine Zeit, in der die Heranwachsenden größere Freiheiten in den Beziehungen zu anderen und innerhalb des familiären Tageslaufs genießen. Ohne ihnen ein richtiges Maß an Selbständigkeit zu nehmen, müssen die Eltern ihren Kindern gegenüber in der Lage sein, nein zu sagen, wo es notwendig ist, und gleichzeitig in ihnen den Sinn erwecken für das, was schön, wahr und edel ist." - Die Eltern sollen Jugendliche, die "sich in übertriebenem Maße in sich selbst verschließen", davon abhalten, und sie sollen ihre Kinder "lehren, ihren Weg wenn nötig entgegen den sozialen Gepflogenheiten zu gehen", wenn diese "die wahre Liebe und die Wertschätzung der geistigen Wahrheiten zu ersticken drohen". Hierzu wird die Warnung des heiligen Petrus zur Wachsamkeit vor dem Widersacher (1 Petr 5,8-10) zitiert! (107, 108)

 

4. Erwachsen werden

Die letzte der vier Phasen der Entwicklung des jungen Menschen wird nur kurz angesprochen. Es wird betont, "dass die Sendung der Eltern nicht mit Erreichen der Volljährigkeit ihres Kindes... beendet ist". Die Eltern müssten "auch weiterhin einen vertrauensvollen Dialog aufrechterhalten, der das Verantwortungsgefühl fördert und zugleich die berechtigte und notwendige Selbständigkeit respektiert". In besonderer Weise sollten die Eltern "dafür Sorge tragen, dass die Kinder die gläubige Beziehung zur Kirche und zu kirchlichen Aktivitäten nicht abbrechen, sondern sogar intensivieren". Hinsichtlich Verlobung und Familiengründung sollten die Eltern "helfen, die notwendigen Voraussetzungen einer ernsthaften... Bindung zu bestimmen". Von der unmittelbaren Vorbereitung auf die Ehe spricht das Dokument nicht (dazu ist ein weiteres Schreiben des Päpstlichen Rates für die Familie in Rom vom 13. Mai 1996 erschienen). (109, 110)

Deutlich wird noch die mitunter verbreitete Haltung, "wonach die Töchter in jeder Weise zur Tugend... zu ermahnen seien, während man dies von den Söhnen nicht verlangen müsse, gleichsam als wäre ihnen alles erlaubt", zurückgewiesen. (111)

 

VII. PRAKTISCHE RICHTLINIEN

In der kurzen Einführung zu diesem Kapitel VII, das Empfehlungen für Eltern, für Erzieher, vier "handlungsbezogene Grundsätze" sowie empfohlene und zu meidende Methoden der geschlechtlichen Erziehung darlegt, wird die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder, denen sie in der ersten Zeugung das Leben geschenkt haben, durch eine "wirkliche Erziehung in der Liebe zu fördern", mit einer "zweiten Zeugung" verglichen, nämlich der des Beistehens zur Persönlichkeitsentwicklung. (112)

Empfehlungen für die Eltern und für die Erzieher

Grundlagen dieser Empfehlungen sind das Recht jeder Person, den katholischen Glauben zu bekennen und zu praktizieren, sowie die Rechte der Freiheit und Würde der Familie.

(Wir möchten ergänzen: Da diese Rechte ihren Ursprung in der Ordnung GOTTES haben, sind die folgenden behutsam so genannten "Empfehlungen" nicht unverbindliche Angebote, sondern beinhalten auf der Menschenwürde und dem christlichen Glauben beruhende wesentliche, im Gewissen verpflichtende Konsequenzen.)

"Es wird den Eltern empfohlen, sich ihrer erzieherischen Rolle bewusst zu sein und dieses vorrangige Pflicht-Recht zu verteidigen und auszuüben. Daraus folgt, dass jede erzieherische Handlung, auch im Hinblick auf die Erziehung in der Liebe, durch Personen, die nicht zur Familie gehören, dem Anspruch der Eltern unterzuordnen ist und nicht als Ersatz, sondern als Unterstützung ihres Wirkens betrachtet werden muss: denn die Geschlechtserziehung, Grundrecht und -pflicht der Eltern, muss immer unter ihrer sorgsamen Leitung erfolgen..." (113)

Dass das Elternrecht "vorrangig" ist, jedem anderen Recht vorausgeht, entspringt dem GOTTgegebenen Naturrecht. Richtig sagt z. B. auch das deutsche Grundgesetz, das Erziehungsrecht sei "das natürliche Recht der Eltern" und die ihnen "zuvörderst" obliegende Pflicht (Art. 6 Abs. 2). Dennoch wird im Widerspruch dazu hierzulande Elternrecht und staatliches Schulerziehungsmandat als gleichrangig behauptet. Dies ist aber ein objektiv ungerechter Anspruch.

1. Empfehlungen an die Eltern

"1. Es wird den Eltern empfohlen, sich mit anderen Eltern zusammenzuschließen", und zwar insbesondere, "um gegen schädliche Formen der sexuellen Aufklärung vorzugehen und sicherzustellen, dass die Kinder nach christlichen Grundsätzen und in Übereinstimmung mit ihrer persönlichen Entwicklung erzogen werden." (114)

"2. Eltern, die bei der Erziehung ihrer Kinder in der Liebe von anderen unterstützt werden, wird empfohlen, sich genau über die Inhalte und die Art zu informieren, in der diese ergänzende Erziehung durchgeführt wird. - Niemand kann die Kinder oder die Jugendlichen zu Stillschweigen über Inhalt und Methode des außerhalb der Familie erteilten Unterrichts verpflichten." (115)

Zur hier angesprochenen "ergänzenden Erziehung" muss das früher Gesagte in Erinnerung gerufen werden:

Andere dürfen nur, wenn die Eltern es für notwendig befinden (vgl. 145, 146), in Unterordnung unter die Eltern mitwirken (23, 43), und nur unter denselben Bedingungen: individuell, auf den Entwicklungsstand des Kindes bezogen (65-67, 89, 124, 129), zurückhaltend und nicht detailliert (75, 89-91), nicht stimulierend und Anlass zu Versuchung und Sünde bietend (122), erziehend zu Keuschheit, Selbstbeherrschung usw. (4, 55 u.a.), ohne alle erotischen Materialien (126, 127, 129), entsprechend den "Fixpunkten der christlichen Moral" (102), im Sinn christlicher Gewissensbildung (1, 95, 123), den Geheimnischarakter (122) und Intimsphäre (57) beachtend, vom Gebet um Erziehungsgnade und das rechte Wort getragen (40, 62, 63, 75) etc.

"3. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass es für Eltern schwierig und oft auch unmöglich ist, in vollem Umfang an jeglichem außerhalb von zu Hause erteilten ergänzendem Unterricht teilzunehmen; doch machen wir geltend, dass sie dazu berechtigt sind, über Aufbau und Inhalt des Programms auf dem laufenden gehalten zu werden. In keinem Fall darf man ihnen das Recht verweigern, den Zusammenkünften beizuwohnen." (116)

So soll es ihnen erleichtert werden, "die Erziehung ihrer Kinder in der Liebe zu überprüfen und zu kontrollieren" und die folgende Konsequenz zu ziehen:

"4. Es wird den Eltern empfohlen, mit Aufmerksamkeit jede Form der sexuellen Information zu verfolgen, die ihren Kindern außerhalb von zu Hause erteilt wird, und sie davon fernzuhalten, wenn diese ihren eigenen Grundsätzen nicht entspricht. Diese Entscheidung der Eltern darf jedoch kein Anlass zur Zurücksetzung der Kinder sein. Andererseits haben die Eltern, die ihre Kinder aus einem solchen Unterricht herausnehmen, die Pflicht, ihnen eine angemessene, an das Entwicklungsstadium des jeweiligen Kindes oder Jugendlichen angepasste Bildung 12 zuteil werden zu lassen" (117)

2. Empfehlungen an alle Erzieher

"1. Da jedes Kind oder jeder Jugendliche die eigene Geschlechtlichkeit in Übereinstimmung mit den christlichen Grundsätzen leben und dabei folglich auch die Tugend der Keuschheit üben soll, darf kein Erzieher - auch nicht die Eltern - dieses Recht antasten (vgl. Mt 18,4-7)." (118)

"2. Es wird empfohlen, das Recht des Kindes oder des Jugendlichen auf angemessene Information zu den Fragen der Sittlichkeit und der Geschlechtlichkeit zu respektieren; diese Information soll ihm von seinen Eltern in einer Weise erteilt werden, die sein Verlangen, keusch zu sein und in der Keuschheit erzogen zu werden, fördert. Dieses Recht wird näher bestimmt vom Entwicklungsstadium des Kindes, von seiner Fähigkeit, sittliche Wahrheit und geschlechtliche Information miteinander zu vereinbaren, und von der Rücksicht auf seine Unschuld und seinen inneren Frieden." (119)

Hier wird also, ausgehend - so könnte man sagen - vom innersten Sehnen jedes Menschen nach Wahrheit und Reinheit, und noch mehr von der entsprechenden inneren Ausrichtung des Getauften als Frucht des HL. GEISTES, und im Blick auf das Recht zu einer geordneten, harmonischen Entfaltung zu Liebe und Hingabe entsprechend seiner Berufung, allen Erziehern gegenüber das "Recht" des Kindes formuliert, nicht sexuell indoktriniert, mit zu detaillierten Informationen zur falschen Zeit in Versuchung geführt und in seiner Schamhaftigkeit und Unschuld verletzt zu werden!

"3. Es wird empfohlen, das Recht des Kindes oder des Jugendlichen, sich von jeglicher Form außerfamiliären sexualkundlichen Unterrichts fernzuhalten, zu respektieren. Aufgrund einer solchen Entscheidung dürfen weder sie noch andere Familienmitglieder in irgendeiner Weise zur Rechenschaft gezogen oder benachteiligt werden." (120)

Hier handelt es sich um eine sehr wichtige und weitreichende "Empfehlung", die aus dem "Recht des Kindes, keusch zu sein" und aus dem Recht auf die Intimität (d. h. sein eigenstes Geheimnis zu wahren und nicht in irgendeiner Unterrichtsform antasten zu lassen) folgt. Konsequenz muss auch sein, dass das Kind nicht in die Situation, seinen Wunsch nach keuscher Erziehung näher begründen und verteidigen zu müssen, gebracht und so unter Druck gesetzt wird! Die Empfehlung gilt natürlich auch den Eltern gegenüber, die ihr Kind in der Wahrnehmung dieses Rechtes unterstützen müssen.

 

Vier handlungsbezogene Grundsätze und ihre speziellen Regeln

Als weiteres Resümee der Darlegungen in den Kapiteln I bis VI und der obigen "Empfehlungen" werden nun vier handlungsbezogene Grundsätze für die "Erziehung in der Liebe" formuliert. (121)

" 1. Die menschliche Geschlechtlichkeit ist ein heiliges Geheimnis, das entsprechend der Glaubens- und Sittenlehre der Kirche und unter ständiger Berücksichtigung der Folgen der Erbsünde dargestellt werden muss.

Dieser auf der Lehre der Kirche beruhende Grundsatz muss, in Ehrfurcht und christlichem Realismus angewandt, jeden Augenblick der Erziehung in der Liebe bestimmen." In einer Zeit wie heute, da die Geschlechtlichkeit "ihres Mysteriums beraubt" wurde, muss ihrer "Banalisierung" gewehrt werden. Besonders wird eine "tiefe Achtung der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau" gefordert, "in der sich die Liebe und Schöpferkraft GOTTES selbst widerspiegelt" (122)

Zum Geheimnischarakter, der sich auch im Wunsch nach der Intimität und der natürlichen Schamhaftigkeit zeigt, sagt der Philosoph Dietrich von Hildebrand u. a.: "Neben der Tiefe ist der Sexualität noch eine einzigartige Intimität eigen. Intime Dinge brauchen einen Schleier; sie verlangen Schamhaftigkeit... Jede Enthüllung der Sexualität ist die Offenbarung von etwas Intimem und Persönlichem, ja die Einweihung eines anderen in unser eigenstes Geheimnis. Denn in einem gewissen Sinn ist die Sexualität das Geheimnis des Individuums. Das ist der Grund dafür, dass der Bereich der Sexualität auch der Schamhaftigkeit in ihrem eigentlichen Sinn bedarf. Durch all diese Eigenschaften ist die Sexualität geeignet, ein Ausdruck der bräutlichen Liebe zu werden..."

"Zugleich müssen bei der Vermittlung der katholischen Glaubens- und Sittenlehre zur Geschlechtlichkeit die dauerhaften Folgen der Erbsünde berücksichtigt werden, d. h. die menschliche Schwäche und die Notwendigkeit der Gnade GOTTES, um den Versuchungen widerstehen und die Sünde meiden zu können.

Zu diesem Zweck bedarf jeder Mensch einer klaren, genauen und mit den geistigen Werten übereinstimmenden Gewissensbildung.

Die katholische Sittenlehre jedoch beschränkt sich nie auf eine Anleitung, wie man die Sünde meiden soll; ihr geht es auch um das Wachsen in den christlichen Tugenden und darum, dass sich die Fähigkeit zur Selbsthingabe innerhalb der Berufung des eigenen Lebens entfalten kann." (123)

"2. Den Kindern und Jugendlichen dürfen nur solche Informationen geboten werden, die der jeweiligen Stufe ihrer individuellen Entwicklung angepasst sind."

Deshalb wird gefordert, dass "die Eltern und alle, die sie unterstützen", "ein Gespür" für die verschiedenen Entwicklungsphasen, für die unterschiedliche Situation jedes Kindes und für die mit der jeweiligen Altersphase verbundenen spezifischen Probleme haben. (124)

Für diese spezifischen Probleme ist der richtige Zeitpunkt überaus wichtig (und wieder ist - der unter Nr. 48 dargestellten Leitlinie gemäß - die elterliche Erziehung und Unterweisung angesprochen!)

a) So wird die "späte Jugendzeit" als Zeitpunkt für den Hinweis auf die natürliche Empfängnisregelung genannt, der aber "ausschließlich im Zusammenhang" mit ehelicher Liebe und Treue, mit GOTTES Plan der Fortpflanzung und mit Ehrfurcht vor dem Leben stehen darf. (125)

Das kann natürlich im Jugendalter kein "Kurs" über natürliche Empfängnisregelung sein, sondern nur die Grundtatsache und die moralische Sicht; was bedeutet, dass der Raum der natürlichen Empfängnisregelung allein die Ehe ist, wenn entsprechende schwerwiegende Gründe vorliegen, und dass die natürliche Empfängnisregelung nicht als Verhütung etwa bei vorehelichen Beziehungen missbraucht und entstellt werden darf.

b) "Über Homosexualität wird nicht vor dem Jugendalter gesprochen, es sei denn, es entsteht in einer besonderen Situation ein spezifisches, schwerwiegendes Problem. Dieses Thema darf nur erörtert werden in den Begriffen der Keuschheit, des Heils und der Wahrheit über die menschliche Geschlechtlichkeit in ihrer Beziehung zum Familienleben, so wie die Kirche sie lehrt". (125)

c) "Die sexuellen Perversionen, die verhältnismäßig selten sind, sollen nicht behandelt werden, es sei denn, dass die Eltern mit individuellen Ratschlägen auf tatsächliche Probleme eingehen müssen." (125)

"3. Kinder oder Jugendliche gleich welchen Alters dürfen auf keinen Fall, weder einzeln noch in der Gruppe, mit Materialien erotischer Art konfrontiert werden."

"Dieser Grundsatz der Schicklichkeit soll die Tugend der christlichen Keuschheit schützen. Daher muss bei der Vermittlung sexueller Informationen im Rahmen der Erziehung in der Liebe die Unterweisung stets ‚positiv und klug’ (Gravissimum educationis, 1) und ‚klar und taktvoll’ (FC, 37) sein. Diese vier von der katholischen Kirche verwandten Begriffe schließen jede Form von unannehmbaren Inhalten in der Geschlechtserziehung aus." (126)

In der Fußnote des Dokuments werden diese "unannehmbaren Inhalte" im Dokument noch näher erläutert:

"Zum Beispiel: a) visuelle erotische Materialien, b) schriftliche oder mündliche erotische Darstellungen, c) unanständige oder grobe Ausdrucksweise, d) unschicklicher Humor, e) die Verunglimpfung der Keuschheit und f) Versuche, die Schwere der Sünde gegen diese Tugend zu bagatellisieren."

Die Erfahrungen mit der Schulsexual"erziehung" zeigen - abgesehen davon, dass sie grob gegen Elternrecht, Individualerziehung und Geheimnischarakter verstößt - vielfach, wie gegen das Obengenannte verstoßen wird, wenn z. B. erotische, ja pornographische Deutschlektüre gelesen werden muss, wenn im Unterricht unanständige Bezeichnungen gesammelt werden, wenn mitunter Kinder und Jugendliche nach ihren sexuellen Verhaltensweisen oder denen ihrer Eltern befragt wurden, wenn in Biologiebüchern die Sündhaftigkeit etwa von Selbstbefriedigung oder homosexueller Aktivität bewusst geleugnet wird, usw. - Die Ausdrucksweise "erotisch" meint hier sicherlich nicht beschönigend regelrecht "pornographische" Materialien, sondern alle die Sinnlichkeit ansprechenden, sexuellen Darstellungen.

Im Absatz 126 ist ferner vom Gebrauch von "graphischen oder realistischen Darstellungen der Geburt, beispielsweise in einem Film", die Rede; als Zielgruppe sind hier "junge Männer und Frauen" genannt, und es wird – "auch wenn" diese Darstellungen "nicht erotisch sind" - zur Vorsicht gemahnt, damit "keine Angst und Ablehnung gegenüber der Fortpflanzung" aufkommt. Uns scheint es, dass hier auch noch die Ablehnung von Darstellungen aus dem Genitalbereich in Absatz 127 zu beachten ist, denn auch bei Geburtsfilmen wird die Intimität verletzt.

"4. Niemand darf jemals dazu aufgefordert, geschweige denn dazu verpflichtet werden, sich in einer Weise zu verhalten, die objektiv gegen den Anstand verstoßen oder subjektiv sein Feingefühl oder seinen Sinn für die 'Privatsphäre' verletzen kann."

"Dieser Grundsatz der Rücksichtnahme gegenüber dem Kind schließt jede ungeeignete Form des Miteinbeziehens der Kinder oder Jugendlichen aus. Unter anderem lassen sich auch die folgenden Methoden missbräuchlicher Sexualaufklärung dazu zählen: a) jede ‚dramatisierte’ Darstellung, also Gebärden- oder ‚Rollenspiele’, die Sachverhalte aus dem genitalen oder erotischen Bereich beschreiben, b) die Herstellung 13 von Bildern, Tafeln, Modellen etc. dieser Art, c) die Aufforderung, zu Fragen der Sexualität persönliche Informationen zu geben oder familiäre Angelegenheiten offen zu legen, d) mündliche oder schriftliche Prüfungen zu Fragen des genitalen oder erotischen Bereichs." (127)

Unter dieses Verbot fallen also alle die Geschlechtsteile darstellenden und alle erotischen Bilder und Modelle (von den schamzerstörenden Bildern in Biologiebüchern bis zu "Modellen", an denen - in der sog. Aids-Aufklärung - der Kondomgebrauch geübt werden soll); ferner Rollenspiele in Schule oder "katholischer" Jugend ("Sexspiel ‚Kein Tabu’ aus dem Bischöflichen Jugendamt Mainz 1993; "erocity" KJG Rottenburg u.a.); usw.

 

Die einzelnen Methoden

Diese Grundsätze sollen "den Eltern und allen, die sie unterstützen", als Orientierung dienen hinsichtlich der verschiedenen Methoden der geschlechtlichen Erziehung, d. h. der Erziehung zu Keuschheit und Liebe. Es werden zunächst "empfohlene Methoden" skizziert, dann auf die "zu meidenden Methoden" samt den ihnen zugrundeliegenden Ideologien hingewiesen. (128)

a) Empfohlene Methoden

Zunächst wird - wie im ganzen Dokument schon mehrfach - als "normale und grundlegende Methode" der "persönliche Dialog zwischen Eltern und Kindern", also "die individuelle Erziehung im Schoß der Familie" genannt. "Der vertrauensvolle und offene Dialog mit den eigenen Kindern, der nicht nur die Entwicklungsstufen, sondern auch die Person des Jugendlichen selbst als Individuum berücksichtigt, ist tatsächlich nicht zu ersetzen."

Wenn jedoch die Eltern andere um Hilfe bäten, gäbe es verschiedene Möglichkeiten, die von den Erfahrungen anderer Eltern her empfohlen werden und auch "mit der christlichen Vernunft" vereinbar sind. (129)

Genannt werden dann:

1. Treffen der Eltern "als Paar oder als Einzelpersonen" mit anderen Eltern, um von deren Erfahrungen zu profitieren. (130)

2. Gemeinsame Teilnahme von Eltern und Kindern an Versammlungen, "die von erfahrenen und vertrauenswürdigen Personen" (Ärzten, Geistlichen, Erziehern) geleitet würden; mitunter sei es geraten, solche Zusammenkünfte nur mit Mädchen oder nur mit Jungen abzuhalten. (131)

Uns scheint, dass hier sehr, sehr sorgfältig vorgeprüft werden muss, um nicht Äußerungen erleben zu müssen, die der in diesem Dokument dargelegten Erziehung zur Keuschheit und der christlichen Überzeugung der Eltern zuwiderlaufen.

3. "In bestimmten Situationen können die Eltern einen Teil der Erziehung in der Liebe einer anderen Person ihres Vertrauens übergeben, wenn Fragen aufkommen, die eine besondere Kompetenz oder in Einzelfällen seelsorgerischen Beistand erfordern." (132)

Hier sehen wir dieselbe Sorgfaltspflicht nötig wie bei Nr. 3.

4. "Die Katechese zu Fragen der Moral kann von anderen Vertrauenspersonen erteilt werden, wobei der Sexualethik während der Pubertät und der Jugendzeit besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Die Eltern müssen sich mit der Moralkatechese befassen, die ihre Kinder außerhalb der Familie erhalten, und ihre eigene erzieherische Arbeit darauf aufbauen; eine solche Katechese darf jedoch nicht die intimsten biologischen oder emotionalen Aspekte der Geschlechtlichkeit beinhalten, die Sache der Einzelerziehung in der Familie sind." (133)

5. Schließlich wird die religiöse Fortbildung der Eltern selbst benannt. "Diese Erwachsenenkatechese ermöglicht nicht nur ein vertiefendes Verständnis der ehelichen Lebens- und Liebesgemeinschaft, sondern auch eine verbesserte Kommunikation mit den eigenen Kindern"; die Eltern würden "für sich selbst viel dabei gewinnen". (134)

b) Zu meidende Methoden und Ideologien

"Heutzutage müssen die Eltern sich vor Bestrebungen in acht nehmen, ihren Kindern mit Hilfe verschiedener Methoden eine unsittliche Erziehung zu vermitteln. Solche Methoden werden von Gruppierungen gefördert, deren Positionen und Interessen der christlichen Moral zuwiderlaufen."

Einige der am weitesten verbreiteten Arten, "die die Rechte der Eltern und das sittliche Leben ihrer Kinder bedrohen", werden angeführt. (135)

Säkularisierte und geburtenfeindliche Organisationen

"An erster Stelle müssen die Eltern die säkularisierte und geburtenfeindliche Sexualaufklärung ablehnen, die GOTT an den Rand des Lebens stellt und die Geburt eines Kindes als Gefahr betrachtet; sie wird von den großen Organisationen und internationalen Vereinigungen in Umlauf gebracht, die der Abtreibung, Sterilisierung und Empfängnisverhütung das Wort reden. Diese Organisationen wollen gegen die Wahrheit der menschlichen Geschlechtlichkeit einen falschen Lebensstil durchsetzen. Solche Vereinigungen arbeiten auf nationaler oder regionaler Ebene und versuchen, unter Kindern und Jugendlichen die Angst vor der ‚drohenden Überbevölkerung’ aufkommen zu lassen, um so die empfängnisfeindliche Mentalität, das heißt die ‚anti-life-Einstellung’ zu verbreiten; sie bringen falsche Auffassungen von der ‚zeugungsbezogenen Gesundheit’ und den ‚sexuellen und zeugungsbezogenen Rechten’ der Jugendlichen in Umlauf. Zudem unterstützen manche geburtenfeindliche Organisationen jene Art von Kliniken, die den Jugendlichen unter Verletzung der Rechte der Eltern Abtreibung und Empfängnisverhütung zusichert, wodurch die Promiskuität und demzufolge auch eine steigende Zahl von Schwangerschaften unter den Jugendlichen begünstigt wird..." (136)

Hier werden also die international aggressiv tätigen Vereinigungen vor allem der "International Planned Parenthood Federation" angesprochen, deren deutsche Organisation "Pro Familia" ist.

Ein Abschnitt beantwortet nun die Frage, inwieweit Kinder und Jugendliche vor diesen bedrohenden Bestrebungen zu warnen sind:

Zur Tötung der Ungeborenen:

"Schon vor Beginn der Jugend" (als Entwicklungsperiode) "kann nach und nach der unmoralische Charakter der chirurgisch oder chemisch durchgeführten Abtreibung in den Begriffen der katholischen Moral und der Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben erklärt werden".(137)

Zu Sterilisierung und Verhütung:

"Was die Sterilisierung und die Empfängnisverhütung betrifft, dürfen diese Themen nicht vor dem Jugendalter und nur in Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche erörtert werden. Dabei sollen der sittliche, geistige und gesundheitliche Gehalt der natürlichen Empfängnisregelung unterstrichen und zugleich die Gefahren und die ethischen Aspekte der künstlichen Methoden hervorgehoben werden. Man wird vor allem auf den wesentlichen und tiefgreifenden Unterschied zwischen den natürlichen und den künstlichen Methoden hinweisen, sowohl was den Plan GOTTES zur Ehe als auch was die Verwirklichung des vorbehaltlosen gegenseitigen Sichschenkens der Gatten und die Offenheit für das Leben betrifft" (137)

Gemeint ist also die Information über die moralische Bewertung, die Gewissensbildung, und nicht ein detailliertes und stimulierendes, womöglich zum Ausprobieren verführendes "Erklären" der Verhütungsmethoden oder auch die Details der natürlichen Empfängnisregelung.

Warnung vor sogenannten Sexualerziehern und Sexualberatern

"In einigen Gesellschaften sind berufliche Verbände von Sexualerziehern, -beratern und -therapeuten tätig. Da ihre Arbeit nicht selten auf schädlichen Theorien ohne wissenschaftlichen Wert basiert, die sich gegenüber einer echten Anthropologie verschließen und die wahre Bedeutung der Keuschheit verkennen, sollten die Eltern sich mit großer Umsicht über solche Verbände Gewissheit verschaffen, gleich welche Art offizieller Anerkennung ihnen auch zuteil geworden sein mag; und dies vor allem, wenn deren Standpunkt mit den Lehren der Kirche nicht zu vereinbaren ist", was auch in ihren oft international verbreiteten Veröffentlichungen deutlich werde. (138)

Darlegung des Geschlechtsverkehrs vor Kindern

"Ein anderer Missbrauch liegt dann vor, wenn man die geschlechtliche Erziehung in Form einer, auch graphischen, Belehrung der Kinder über sämtliche intimen Einzelheiten des genitalen Verkehrs durchführen will." (139)

Diese Aussage, die im Dokument mit der nachfolgenden Zurückweisung der unmoralischen "safer-sex"- Politik in Verbindung steht, ist für sich schon eine sehr deutliche Verurteilung der Darlegung und Darstellung des Geschlechtsverkehrs im schulischen "Sexualunterricht", in bestimmten Zeitschriften und selbst schon in Aufklärungsbüchern für sehr junge Kinder.

Aids-"Vorsorge"

"Dies geschieht heutzutage häufig in der Absicht, eine Erziehung zum ‚risikolosen Geschlechtsverkehr’ anzubieten, vor allem im Hinblick auf die Ausbreitung von AIDS. In diesem Zusammenhang müssen die Eltern auch die Befürwortung des sogenannten ‚safe sex’ oder ‚safer sex’ ablehnen, einer gefährlichen und unmoralischen Politik, die auf der irrigen Meinung basiert, das Präservativ könne einen angemessenen Schutz vor AIDS gewährleisten. Die Eltern müssen auf der Enthaltsamkeit außerhalb und der Treue innerhalb der Ehe beharren - das ist die einzig wahre und sichere Erziehung, um einer solchen Ansteckung vorzubeugen." (139)

Eine Fußnote, die schon bei Abschnitt 45 steht, bezieht sich auch auf die "Übertragung von AIDS durch Drogengebrauch oder Geschlechtsverkehr". Dort heißt es - da dieses Dokument das Thema nicht hinreichend behandeln könne, nur knapp: "Insbesondere im Hinblick auf den Schutz vor AIDS muss der Wert einer geregelten und auf die Familie ausgerichteten Sexualität hervorgehoben werden, und das Urteil, das die auf dem sog. ‚safer sex’ und dem (prophylaktischen) Gebrauch von Schutzmitteln basierenden Informationskampagnen verbreiten, bedarf einer Richtigstellung. Dieser Ansatz, der schon an sich der Moral zuwiderläuft, ist zudem trügerisch und führt letztendlich zu einem Anwachsen der Promiskuität und der freizügigen Beziehungen unter falschen Voraussetzungen hinsichtlich der Sicherheit. Objektive und streng wissenschaftliche Untersuchungen haben den hohen Prozentsatz der Unzuverlässigkeit solcher Mittel nachgewiesen."

Verführung zum moralischen Relativismus

Zurückgewiesen wird dann ein "sehr gebräuchlicher Ansatz" namens "Klärung der Werte" (der Name kommt unseres Wissens aus den USA; die Sache ist, wenn auch vielleicht nicht so systematisch, auch bei uns verbreitet). Dabei werden die Jugendlichen zum selbständigen Finden moralischer Antworten und Entscheidungen ermuntert, "wobei sie allerdings weder die objektive Wahrheit der allgemeinen sittlichen Normen kennen noch die Gewissensbildung zu den spezifischen, vom Lehramt der Kirche bestätigten christlichen Moralvorschriften berücksichtigen. Man vermittelt den Jugendlichen die Vorstellung, ein moralischer Kodex sei etwas von ihnen selbst Geschaffenes, gleichsam als wäre der Mensch Quelle und Maßstab der Moral."

Diese Methode "hemmt jedoch die wirkliche Freiheit und Selbständigkeit der Jugendlichen in einer unsicheren Phase der Entwicklung. In der Praxis wird nicht nur die Meinung der Mehrheit als richtig hingestellt, sondern die Jugendlichen werden außerdem mit moralisch gesehen sehr komplexen Situationen konfrontiert, die weit entfernt sind von den sittlichen Entscheidungen, die sie im Alltag zu treffen haben und in denen das Gute und das Böse leicht zu erkennen sind. Diese unannehmbare Methode steht dem moralischen Relativismus sehr nahe und führt zu Gleichgültigkeit gegenüber den sittlichen Normen und zu Permissivität." (140)

Sexualkundliche Themen in vielen Fächern versteckt

"Die Eltern müssen auch auf Bestrebungen achten, sexualkundliche Themen in die im Grunde sinnvolle Behandlung anderer Stoffe einfließen zu lassen (zum Beispiel: Gesundheit und Hygiene, die persönliche Entwicklung, das Familienleben, die kindgerechte Lektüre, soziale und kulturelle Studien, etc.). In solchen Fällen ist es schwieriger, den Inhalt der sexuellen Unterweisung zu kontrollieren. Diese einbeziehende Methode wird insbesondere von den Befürwortern der auf die Geburtenkontrolle ausgerichteten sexuellen Aufklärung verwendet oder in Ländern, wo die Regierung die Rechte der Eltern auf diesem Gebiet nicht respektiert. Doch auch die Katechese wäre im Unrecht, wenn die untrennbare Einheit von Religion und Moral als Vorwand benützt würde, um in die religiöse Unterweisung diejenigen geschlechtlichen, biologischen und emotionalen Informationen einzubeziehen, die die Eltern aufgrund ihrer eigenen, klugen Entscheidung zu Hause erteilen sollten." (141)

Eine wichtige Warnung, die bei der sog. "fächerübergreifenden" Geschlechtserziehung an unseren Schulen sehr zutrifft.

Erfahrungsgemäß kann die Erziehung zur Keuschheit tangiert bzw. verletzt werden nicht nur in Biologie, sondern auch in Deutsch oder Fremdsprachen (Lektüre), in Kunsterziehung, in Sport usw. Auch aus dem Religionsunterricht sind eine Reihe horrender Verletzungen des Rechtes der Jugendlichen auf Keuschheit und des Elternrechts bekannt. - Gehören nicht Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol auch zu jenen "Ländern, wo die Regierung die Rechte der Eltern auf diesem Gebiet nicht respektiert"?!

Inkulturation

Das Kapitel der praktischen Richtlinien zur Geschlechtserziehung schließt mit einigen Hinweisen zu Fragen der Inkulturation, die uns nicht betreffen, etwa im Blick auf manche mit der Pubertät verbundene Riten in traditionellen Kulten. Wenn es darum geht, "Glauben und Kultur in Einklang zu bringen", muss "CHRISTUS und Sein Evangelium unbedingten Vorrang... haben" (143, 144).

 

VIII. SCHLUSSFOLGERUNG

Entscheidend ist das Recht der Eltern

In diesem kurzen Schlusskapitel wird zunächst noch einmal Grundlegendes - die entscheidende Botschaft dieses ganzen Dokumentes! - wiederholt zur Frage der Unterstützung der Eltern in ihrer Aufgabe, das "Pflicht-Recht" der Erziehung ihrer Kinder in der Liebe. Es gäbe dafür verschiedene Wege, doch "den Eltern beizustehen bedeutet niemals, ihnen ihr erzieherisches Recht zu nehmen, denn dieses bleibt ‚unabgeleitet und ursprünglich’, ‚unersetzlich und unveräußerlich’".

Erneut wird also betont, dass die Eltern in der sog. Geschlechtserziehung allein entscheidend sind; alle Unterstützung kann nur a) "subsidiär" sein, "weil die erzieherische Rolle der Familiengemeinschaft immer vorrangig ist", und b) "untergeordnet", "das heißt, der aufmerksamen Führung und Kontrolle der Eltern unterworfen".

"Alle müssen die richtige Rangfolge beachten bei der Kooperation und Zusammenarbeit zwischen den Eltern und denjenigen, die sie in ihrer Aufgabe unterstützen können. Es versteht sich von selbst, dass der Beistand der anderen sich im wesentlichen auf die Eltern und nicht auf die Kinder bezieht." (145)

Wenn die Eltern Unterstützung wollen: nur Personen, die zur Lehre der Kirche stehen

Die zweite nochmals eingeschärfte grundlegende Feststellung:

"Diejenigen, die dazu berufen sind, den Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder in der Liebe zu helfen, müssen von ihrer Einstellung und von ihrer Vorbereitung her in der Lage sein, dies in Übereinstimmung mit der gesamten authentischen Sittenlehre der katholischen Kirche zu tun. Zudem müssen es reife Personen sein von gutem moralischem Ruf, die, gleich ob verheiratet oder ledig, Laien, Ordensleute oder Geistliche, dem Stand, den sie für ihr christliches Leben gewählt haben, treu bleiben. Ihr Vorbereitung darf sich nicht nur auf die Einzelheiten der sittlichen und geschlechtlichen Information erstrecken, sondern sie müssen auch ein Gespür haben für die Rechte und die Rolle der Eltern und der Familie, ebenso wie für die Bedürfnisse und Probleme der Kinder und Jugendlichen. Auf diese Weise haben sie sich auf der Basis der Grundsätze und Inhalte der vorliegenden Richtlinien vom gleichen Geist leiten zu lassen wie die Eltern; wenn die Eltern jedoch glauben, die Erziehung in der Liebe in angemessener Weise leisten zu können, sind sie nicht verpflichtet, ihre Hilfe anzunehmen." (146)

Das bedeutet also erneut - wenn in den einzelnen Ausführungen im Innern des Dokumentes Unsicherheiten aufgekommen sein sollten - eine starke Rückenstärkung für die Eltern: Wenn sie ihren Kinder allein in guter, christlicher Weise helfen können, in Keuschheit ihre Persönlichkeit zu entwickeln, darf niemand ihnen "Hilfe" aufdrängen oder aufzwingen. Sie allein entscheiden.

Und weiter: Wer auch immer, in Schule, Pfarrei, Jugendgruppe usw. zu einer Hilfestellung in diesem oder jenem Punkt in Frage käme, muss die katholische Sittenlehre unverkürzt bejahen, lehren und auch selber bezeugen (d. h. es kommt auch niemand in Frage, der sein Ordens- oder Zölibatsversprechen gebrochen hat oder trotz bestehenden Ehebandes zivil eine erneute Eheschließung vollzogen hat usw.)

Von den Bischöfen wird Unterstützung der Eltern erwartet

Im nächsten Abschnitt ist die Rede vom Bedarf an "geeigneten Materialien", deren sich die Eltern bedienen können. Diese müssen "in Übereinstimmung mit den im vorliegenden Leitfaden erörterten Grundsätzen speziell für die Eltern konzipiert sein". Auch Eltern können mit ihren Erfahrungen dazu beitragen. Die Autoritäten der Kirche haben dafür zu sorgen, dass ungeeignete Materialien, "die mit den in diesem Wegweiser dargelegten Grundsätzen zur Lehre, zum geeigneten Zeitpunkt, zu Inhalten und Methoden einer solchen Erziehung nicht zu vereinbaren sind", entfernt oder korrigiert werden. Ausdrücklich wird das auch auf die modernen Kommunikationsmittel bezogen. (147)

Konkret sind hier also Kirchenzeitungen, kirchliche Jugendzeitschriften usw. gemeint, aber auch der Appell an die übrigen, nichtkirchlichen Massenmedien!

"In besonderem Maße vertraut der Päpstliche Rat auf die Arbeit der Bischofskonferenzen zur Sensibilisierung und Unterstützung der Eltern, die, wo immer dies nötig ist, auch gegenüber staatlichen Programmen auf dem Gebiet der Erziehung die Rechte und den eigenen Wirkungsbereich der Familie und der Eltern zu behaupten werden wissen." (147)

Eine hohe Erwartung, die aber vollkommen gerecht und folgerichtig der kirchlichen Lehre über Elternrecht und Moral entspringt!

Solidarität mit den Eltern

In diesem Abschnitt der "Schlussfolgerungen" werden alle Glieder der Kirche aufgerufen: "Die Rechte der Eltern müssen anerkannt, geschützt und aufrechterhalten werden, nicht nur, um die gründliche Erziehung der Kinder und Jugendlichen sicherzustellen, sondern auch, um die richtige Rangfolge bei der Kooperation und Zusammenarbeit zwischen den Eltern und denen, die ihnen in ihrer Aufgabe beistehen können, zu gewährleisten." (148)

Auch wenn nicht ausdrücklich genannt: Ist hier nicht auch die berechtigte Erwartung an katholische Volksvertreter, Minister und Kultusbeamte sowie Lehrer ausgedrückt, in Gesetzgebung und Schulalltag die Achtung dieser Elternrechte zu gewährleisten?!

Hoffnung und Vertrauen

Die "Orientierungshilfen für die Erziehung in der Familie" unter dem Titel "Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung" schließen mit einem Ausdruck des Vertrauens auf die Kraft der Familie und der Ermutigung und Ermahnung der Eltern, "ihre Rechte und Pflichten bezüglich der weisen und bewussten Erziehung ihrer Kinder mit Zuversicht wahrzunehmen" und dabei "durch das Gebet zum HEILIGEN GEIST, dem barmherzigen Tröster, dem Spender alles Guten, ihr Vertrauen stets auf GOTT zu setzen" sowie "die mächtige Fürsprache der Unbefleckten Jungfrau Maria, der Mutter der schönen Liebe und dem Vorbild der getreuen Reinheit" zu erbitten und dem Beispiel der Treue und Herzensreinheit des hl. Josefs zu folgen. (149, 150)

 

 

 

Anmerkungen des FMG:

1 Der offizielle deutsche Text sagt fälschlich "unterdrücken", vom italienischen und englischen Text her halten wir die Übersetzung "beherrschen" für richtiger (vgl. auch Nr. 58).

2 Der deutsche Text übersetzt hier falsch "Mutterschaft". Italienisch und englisch "matrimonio/matrimony" heißt "Ehe".)

3 Im deutschen Text steht hier jeweils "Bescheidenheit"; nach unserer Meinung treffen "Zurückhaltung" oder auch "Takt, Anstand, Schicklichkeit, Sittsamkeit" den gemeinten Begriff der "modestia" besser.

4 Die offizielle Übersetzung sagt hier "weniger wichtig, ihren Kindern... Vorteile zu verschaffen, als..." und verkehrt so durch eine fehlende Negation den Sinn des Satzes.

5 Wir verändern die vorliegende Übersetzung etwas, die sagt: "...muss stets in ihre Erklärungen einbezogen werden".

6 Die deutsche Text sagt hier "Heiterkeit"; wir halten "Unbefangenheit" für besser - so ist auch in Nr. 64 das Papstzitat übersetzt! -, evtl. auch "Gelassenheit, Ausgeglichenheit".

7 Der italienische Begriff "informazione" ist teilweise mit Information, teilweise mit Aufklärung übersetzt.

8 Prof. Franco Amerio befasste sich in seinem Werk "La Dottrina della Fede", Mailand 1982, ausführlich von der kirchlichen Lehre her mit der Geschlechtserziehung; sein Werk hat von verschiedenen vatikanischen Dikasterien und von Papst Paul VI. ausdrücklich Anerkennung und Zustimmung erfahren.

9 Der Text sagt einmal - auch im italienischen Original -, die Neigung "kann angeboren sein", was ja umstritten ist; an anderer Stelle ist in der deutschen Übersetzung "Veranlagung" gebraucht, wo im Original "condizione" = "Zustand, Beschaffenheit" steht, was der von katholischen Autoren verteidigten Ansicht von der oft "erworbenen" homosexuellen Neigung eher entspricht. – In der maßgebenden lateinischen Ausgabe des "Katechismus der Katholischen Kirche" von 1997 wurden die entsprechenden missverständlichen Formulierungen etwa in der deutschen Fassung von 1993 klargestellt, wenn es in KKK 2358 nun statt "sind homosexuell veranlagt" heißt: "Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen zeigt tief verwurzelte homosexuelle Tendenzen. Diese Neigung, objektiv ungeordnet, stellt für die meisten von ihnen eine Prüfung dar..."

10 Die deutsche Version übersetzt hier "ungeregelt"; wir halten "ungeordnet" für besser; es entspricht auch der Wortwahl in sonstigen kirchlichen Dokumenten.

11 Hier wird ein Zitat aus der Enzyklika "Evangelium vitae" vom 25.3.1995 (Nr.97) angefügt, wobei der Übersetzer den falschen Begriff des "werdenden" Lebens gebraucht. Der offizielle deutsche Text von "Evangelium vitae" sagt zutreffend "vorgeburtliches Leben": "Die Banalisierung der Sexualität gehört zu den hauptsächlichen Faktoren, in denen die Verachtung des vorgeburtlichen Lebens ihren Ursprung hat: nur eine echte Liebe vermag das Leben zu hüten."

12 Die offizielle deutsche Übersetzung sagt hier "Aufklärung zu erteilen", was den falschen Eindruck erweckt, anstelle z. B. schulischen Sexualunterrichtes müssten die Eltern Gleiches tun. Der italienische Ausdruck "adeguata formazione" = "adäquate/angemessene Bildung/Formung" entspricht besser der Grundlinie des ganzen Dokumentes und der kirchlichen Lehre, die eine ganzheitliche Erziehung zur Keuschheit, zu Selbstbeherrschung, recht gebildetem Gewissen, Willensstärkung, religiösem Leben usw. meint.

Papst Pius XII. sagte 1951 zu französischen Familienvätern u.a.: "Die (schamlose Aufklärungsliteratur) scheint der allgemeinen Erfahrung nicht Rechnung zu tragen, die gestern, heute und immer gültig ist, weil sie sich doch auf die Natur gründet, und die bestätigt, dass in der sittlichen Erziehung weder Aufklärung noch Unterweisung an sich irgendeinen Vorteil bringen, dass sie sogar äußerst schädlich sind, wenn sie nicht mit einer dauernden Disziplin, einer kraftvollen Selbstbeherrschung, vor allem mit dem Gebrauch der übernatürlichen Kräfte des Gebets und der Sakramente verbunden sind."

13 Der deutsche Text gebraucht hier das u. E. ungeeignete Wort "Ausführung" für italienisch "realizzazione", das "Verwirklichung/ Herstellung" bedeutet; mitgemeint bei der Ablehnung ist selbstverständlich auch die Verwendung dieser Dinge!)

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