Pilgerweg im Priesterjahr

FMG-Wallfahrt 2010

 

1. Das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Priesterjahr ging auf das Ende zu, als wir unsere diesjährige Wallfahrt am Pfingstmontag mit der Feier des hl. Messopfers in Götzens, dem Seelsorgsort des vor fast genau 70 Jahren ermordeten seligen Märtyrerpriesters Otto Neururer begannen. 1882 im Dorf Piller als 12. Kind der Eheleute Alois und Hildegard Neururer in ärmlichen Verhältnissen geboren, konnte der begabte und tief religiöse Junge in Brixen Gymnasium und Studium absolvieren und wurde dort 1907 zum Priester geweiht. Nach der pastoralen Tätigkeit als Kaplan und Religionslehrer an verschiedenen Orten wurde er 1932 Pfarrer von Götzens bei Innsbruck und wirkte mit gläubigem Eifer für die ihm anvertrauten Menschen. Zeitgenossen schildern ihn als bescheidenen Menschen, der politische Konfrontation mied, aber mit kritischem Weitblick die kirchenfeindliche Ideologie des NS-Regimes erkannte, das 1938 auch Österreich erfasste. Als Ende 1938 ein Mädchen seiner Pfarrgemeinde einen geschiedenen SA-Mann heiraten wollte, riet Neururer als gewissenhafter Seelsorger ab. Der abgewiesene Mann rächte sich am Pfarrer mit einer Anzeige bei der Gestapo. Am 15. Dezember 1938 wurde der Pfarrer verhaftet und im März 1939 von Inns­bruck in das KZ Dachau gebracht; im September wurde er in das KZ Buchenwald überführt. Tapfer und geduldig ertrug er Demütigungen, Verfolgungen, Hunger, Kälte und schwere körperliche Arbeit. Er konnte vielen Leidensgenossen Trost und Stärke vermitteln, da er trotz Verbotes seinen priesterlichen Pflichten nachkam. So bereitete er auch die – möglicherweise nicht ernstgemeinte - Konversion eines Mithäftlings vor und wurde dafür am 28.5.1940 in einem gepanzerten Verschlag des Straflagers eingesperrt und am 30. Mai grausam mit dem Kopf nach unten aufgehängt und ermordet. Seine Asche wurde an den Heimatort gesandt. Die Beisetzung wurde zu einer gewaltigen Glaubenskundgebung. 1996 wurde der treue Seelsorger und Blutzeuge für die Unauflöslichkeit der Ehe von Papst Johannes Paul II. im Rom seliggesprochen.

Vor und nach der hl. Messe unserer Pilgergruppe – altersmäßig von 15 bis fast 90 Jahren – (der sich hier eine Innsbrucker Großfamilie zugesellt hatte) war Gelegenheit, sich in der prächtigen, den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweihten Rokokokirche von Götzens (1775 errichtet) umzuschauen: herrliche Kuppelfresken von Matthäus Günther, einem Asam-Schüler, bemerkenswerte Statuen des Schutzengels mit einem Kind und des hl. Raphael mit Tobias an den Hochaltarseiten, vier prächtige Nebenaltäre mit zahlreichen Heiligendarstellungen, neuer Zelebrationsaltar (1996) mit der Aschenurne des sel. Pfarrers Neururer sowie kleine Gedenkstätte an den Märtyrer im Vorraum der Kirche.

Danach fuhren wir mit unserem Reisebus über den Brenner in Richtung Adria zu unserer ersten Übernachtungsstätte südlich von Rimini. Manche der Pilger lockten die Meeresfluten, ehe wir am Dienstag aufbrachen, um vorbei an Senigallia (wo landeinwärts der Geburtsort der hl. Maria Goretti, Corinaldo, liegt) und Loreto zum eucharistischen Wallfahrtsort Lanciano zu gelangen.

2. In dieser Abruzzenstadt werden seit mehr als zwölf Jahrhunderten die Zeichen eines eucharistischen Wunders verwahrt, das das tägliche Wunder der hl. Wandlung im Messopfer auch den menschlichen Sinnen sichtbar macht. Nicht nur kirchliche Untersuchungen 1574, 1637, 1770 und 1886 haben die Echtheit bestätigt, sondern auch eine Reihe von wissenschaftlichen Untersu­chungen ab 1970: Was ein Basilianermönch um 750, der unter dem Zweifel an der wirklichen eucharistischen Wandlung litt, sah – dass sich die hl. Hostie sichtbar in Fleisch und der Wein im Kelch sichtbar in Blut verwandelten – das konnte die Medizin nur bestätigen: Echtes Fleisch vom Herzmuskel, echtes Blut mit den Eigenschaften, wie Fleisch und Blut von einem lebenden Menschen, beides Blutgruppe AB, unerklärlicher Weise ohne Konservierungsstoffe über Jahrhunderte erhalten. Nach den Basilianern hatten seit 1252 Franziskaner-Minoriten das Heiligtum behütet, die über der al­ten Kirche des hl. Legonziano 1258 die heutige (1700 barockisierte) Franziskuskirche erbauten. 1902 wurde der heutige Marmoraltar geschaffen, der bei einer Umgestaltung des Altarraums etwas herabgesetzt wurde. Auch schuf man links von der Kirche eine Sakraments- und Beichtkapelle, während rechts, neben dem Innenhof, sich ein Ausstellungsraum anschließt. – Die Feier der hl. Messe an diesem Gnadenort vertiefte aufs Neue den Glauben an das Wunder der Wesensverwandlung in der hl. Eucharistie, das CHRISTUS Seiner Kirche beim Letzten Abendmahl – verbunden mit der Einsetzung des sakramentalen Priestertums – geschenkt hat. Und, wie es Johannes Paul II. in seiner Eucharistieenzyklika ausdrückte: die Kirche existiert aus der hl. Eucharistie.

3. Auf der Weiterfahrt gen Süden sollte noch ein Besuch am Grab des sel. Augustinus Kazotic (1260-1323) und des hl. Franz Anton Fasani (1681-1742) im Dom bzw. in der Franziskuskirche des Städtchens Lucera erfolgen, doch ergab die Erkundung durch den Reiseführer in den engen Sträßchen der Innenstadt, dass die Kirchen leider geschlossen waren. Lucera hat auch eine eigene Geschichte. Schon 326 v. Chr. schriftlich erwähnt und im 4. Jh. n. Chr. Diözese, war es 663 von den Byzantinern zerstört und erst im 13. Jahrhundert von Kaiser Friedrich II. als Kolonie für 20.000 zwangsumgesiedelte Sarazenen wieder erbaut worden. Der aus seiner kroatischen Bischofsstadt vertriebene sel. Augustinus Kazotic hatte dann in Lucera nach Zwangsbekehrungen und Massakern der verwüsteten Stadt ein christliches Gesicht zu geben vermocht. Der Franziskaner-Konventuale Fasani wirkte 400 Jahre später als Professor, Prediger und als der „Heilige der Armen“ überaus fruchtbar. - So grüßten wir diese beiden heiligen Priester nur vom Bus aus und ließen die Räder an Foggia vorbei zum Gargano-Gebirge rollen.

4. In San Giovanni Rotondo bezogen wir Quartier für zwei Nächte. Einige Pilger machten sich noch am Abend bzw. am frühen Morgen zu den Stätten des hl. P. Pio auf; als Gruppe fuhren wir am Vormittag zunächst hinauf in die 30 km entfernte Stadt Monte S. Angelo zum Michaelsheiligtum. Dreimal war im 5. Jahrhundert hier der hl. Erzengel Michael erschienen und hatte die Höhle als von ihm selber zur Kirche geweihtes Heiligtum geoffenbart, in dem Sünder Vergebung erfahren würden. Schriftliche Quellen dafür sind u. a. Briefe von Papst Gelasius I. (494). In einer Pestepidemie 1656 gab es eine weitere Erscheinung des Erzengels, der die Erlösung von der Seuche versprach. Unter den Pilgern der Jahrhunderte finden sich viele Päpste, Herrscher und Heilige, so Bernhard von Clairvaux, Brigitte von Schweden, Bona von Pisa, Alfons von Liguori, Gerhard Majella, P. Pio). An den hl. Franziskus, der 1216 aus Ehrfurcht an der Schwelle des Heiligtums knien blieb, erinnert ein eigener Altar gleich rechts vom Eingang in das eigentliche Felsenheiligtum, zu dem man von der Straße über das oberen Atrium aus über 86 Stufen und eine Vorhalle gelangt. Dem Eingang des Felsenheiligtums gegenüber liegt in der Apsis des von Karl I. von Anjou errichteten Kirchenschiffes ein Barockaltar (an der Stelle, wo der Stein mit dem Fußabdruck des Erzengels gefunden worden sei), links davon ein Kapitelchor und die Kreuz- oder Reliquienkapelle, in der Beter vor dem ausgesetzten Allerheiligsten knieten. Rechts aber erstreckt sich die große Grotte mit dem Altar des hl. Michael (Marmorstatue von A. Contucci 1507), und im Höhlenhintergrund ein Marienaltar (dahinter eine kleine Höhle, in der sich früher Tropfwasser gesammelt hat, mit einer kleinen Michaelsstatue aus dem 15. Jh.), ein Bischofsstuhl, mehrere Statuen und Reliefs, und je ein Kreuz- und St.-Petrus-Altar. Wir grüßten den hl. Michael im Gebet und hatten dann Zeit, zum stillen Gebet zu verweilen und uns umzuschauen. Von der Vorhalle führt, dem Eingang des Heiligtums gegenüber, ein Gang zu Ausstellungsräumen und einer „Kapelle der Versöhnung“ mit einem neuen Fresko von der Taufe JESU (2004).

5. Am Busparkplatz nahe der Zitadelle von Monte S. Angelo sammelten wir uns wieder, fuhren zum Mittagessen in unser Haus in S. Giovanni Rotondo zurück und feierten am Nachmittag in der alten, kleinen Klosterkirche die hl. Messe an dem Altar, an dem der hl. P. Pio jahrelang zelebrierte. Auch sein Beichtstuhl befindet sich dort. - Nach einem Blick in die Krypta der größeren Kirche „S. Maria delle Grazie“, in der bis vor kurzem der Sarkophag des Heiligen stand, suchten wir die zu besichtigenden Klosterräume mit der Zelle P. Pios und dem Kreuz der Stigmatisation (1918) auf der Empore der alten Kirche auf. P. Pio, 1887 in Pietrelcina bei Benevent geboren und 1903 bei den Kapuzinern eingetreten, hatte hier über fünf Jahrzehnte gelebt, gewirkt und gelitten bis zu seinem Heimgang am 23.9.1968. – Auch die Krippe in einem kleinen Bau nördlich der Kirche besuchten einige – die Weihnachtsgeschichte ist dort mittels Nachbildungen der elf Klöster, die mit dem Leben P. Pios verbunden sind, dargestellt.

Ein Teil unserer Pilgergruppe ging dann betend den großen Kreuzweg gegenüber dem Kloster (1968-71 erbaut), neben dem von P. Pio errichteten Krankenhaus. Andere machten sich schon auf zur neuerbauten, gewaltigen P.-Pio-Kirche, wohin wir übrigen ihnen dann folgten (2004 eingeweiht). Ein riesiger Vorplatz, der etwa 30.000 Menschen fasst, wird an einer Seite von einem „Laufbrunnen“ und Olivenbäumen gesäumt, an der anderen Seite von einer Stützmauer, die acht Bronzeglocken trägt und in einem 40 m hohen Steinkreuz endet. Vom Vorplatz aus sieht man direkt auf eine große Glaswand, die im Inneren mit 84 Rollos versehen ist, die mit Szenen aus der Offenbarung des Johannes bemalt sind. Sie gehört zur Oberkirche, deren Dach von (beim Altarraum zusammenlaufenden) Steinbögen getragen wird – es soll die rettende Arche darstellen. Mit Unverständnis registrierten wir, dass die Bänke keine Knie­möglichkeit bieten (6.500 Sitzplätze). Für das Allerheiligste hat der gewaltige Kirchenbau eine eigene Kapelle, ebenso einen großen Beichtsaal, eine große Unterkirche (500 Sitzplätze) und viele Gänge, in denen man sich nicht gleich zurechtfindet. Sehr ansprechend sind in dem Gang, der die Unterkirche umgibt, zwei Reihen von schönen Mosaikdarstellungen, die Szenen aus dem Leben des hl. P. Pio und – gegenüber – Szenen aus dem Leben des hl. Ordensvaters Franziskus darstellen. Das Innere der Unterkirche ist ebenfalls vor kurzem ganz mit goldstrahlenden Mosaiken ausgestattet, die auf manche Pilger fast etwas überladen wirkten. Hinter dem Altar hat hier im April 2010 der Sarkophag des hl. P. Pio seinen Platz gefunden.

6. Am folgenden Morgen führte uns die Reiseroute noch weiter in den italienischen Süden, nach Bari. Da der ursprüngliche Plan, die hl. Messe in der Basilika des hl. Nikolaus von Myra (+351) zu feiern, leider nicht möglich war, hatten wir uns im Karmel St. Joseph (via Beata Elia di S. Clemente, ehemals via De Rossi) angemeldet. Seitlich des Altarraums der kleinen Klosterkirche ist dort in die Wand eingelassen der Schrein der sel. Elia di San Clemente. Die Karmelitinnen nahmen aus ihrem abgetrennten Schwesternchor an der hl. Messe teil und verschönten sie mit ihrem Choralgesang; sie begrüßten uns nachher auch in einem Nebenraum durch das Sprechgitter. Die junge Theodora Fracasso (1901-1927) war schon als Kind mit mystischen Erlebnissen beschenkt und wurde 1920 als Karmelitin eingekleidet; ihr Ordensname ist der des Propheten Elija (wie sie ihn schon als Kind im Traum empfangen hatte), vom Ordensgeneral aus Verehrung gegen einen vorbildlichen Karmeliten jener Zeit mit der Hinzufügung „vom hl. Clemens“ ergänzt. Zu ihrem Ordensleben gehörten auch Bedrängnis und innerer Kampf, und von 1926 an eine Erkrankung, die sie in lie­bender Hingabe annahm (Gehirn- und Gehirnhautentzündung). Am Weihnachtstag 1927 starb sie, im März 2006 wurde sie seliggesprochen (vgl. „Porträt“, FMG-INFORMATION 88, April 2006).

7. Von Bari aus fuhren wir dann über Autobahn und kurvige Straßen des Berglands der Campania zum Heiligtum des hl. Gerhard Majella in Materdomini (bei Caposele). Gerhard Majella, 1726 östlich von Neapel geboren, war zuerst Schneider und wurde dann Laienbruder im Redemptoristenorden. Streng gegen sich selber, mitleidsvoll und mild gegen andere, unterstützte er die Patres auf ihren Volksmissionen; er hatte die Gabe des Wunders. Am 16.10.1755 starb er hier; seine Reliquien befinden sich in einem von einem Marmorrelief umgebenen neuen Schrein in der alten Klosterkirche (nach der Erdbebenzerstörung 1980 wiederhergestellt, neben der zelt­förmigen Erlöserkirche; daneben Sterbezimmer und Ausstellungsräume mit Szenen aus dem Leben des Heiligen).

8. Nächste Station war die Hafenstadt Salerno am gleichnamigen Golf des Tyrrhenischen Meeres. Der dichte Verkehr verzögerte das Kommen in die Stadt ein wenig, aber wir konnten dann günstig aussteigen und einige Gassen zur Kathedrale hinaufgehen, und dank einer bevorstehenden Abendmesse war der Dom noch geöffnet, so dass wir zum Grabaltar des hl. Papstes Gregor VII. gelangen konnten. Die Krypta des hl. Matthäus war leider schon geschlossen. Saler­no, etruskische Siedlung und römische Kolonie, dann Haupt­stadt eines langobardischen Fürstentums und 1077 von den Normannen erobert, ist heute eine Großstadt von 140.000 Einwohnern. Die romanische Kathedrale, S. Maria degli Angeli e S. Matteo geweiht, mit einem von einem Säulengang begrenz­ten Portikus, wurde 1080-85 erbaut und 1084 von Gregor VII. konsekriert. Der aus der Toskana stammende Mönch Hildebrand, war Mitarbeiter von Papst Leo IX. bei dessen Reformplänen. 1073 wurde er Papst, er war unbeugsamer Kämpfer im sog. Investiturstreit (gegen die Besetzung kirchlicher Ämter durch den Kaiser), sprach über Heinrich IV. den Bann aus, der diesen zum Canossa-Gang veranlasste. Als der Kaiser danach einen Gegenpapst ernannte, floh Gregor in die Engelsburg, wurde von den Normannen befreit, musste aber nach Salerno fliehen und starb hier am 25.5.1085 im Exil. Wenige Jahre zuvor waren in Salerno die Reliquien des hl. Apostels und Evangelisten Matthäus wieder entdeckt worden, die der Überlieferung nach irgendwann nach Paestum in Unteritalien und 954 nach Salerno kamen. Der hl. Matthäus war nach Mt 10,3 Zöllner (vgl. „Levi“ bei Mk 2,14) in Kapharnaum; für seine spätere Tätigkeit werden unterschiedliche Länder genannt (Äthiopien, Parthien, Persien); auch über seine Todesart gehen die Aussagen auseinander; in der griechischen wie der lateini­schen Kirche wird er aber seit jeher als Märtyrer verehrt.

9. Pagani, unserem Übernachtungsort, erwies sich leider mit seinen engen Straßen für den Reisebus etwas unzugänglich, und durch die uns vorher nicht mitgeteilte Aufteilung unserer Gruppe auf zwei Quartiere verzögerten sich Zimmerbezug und Abendessen und auch die Abfahrt am Morgen. Dadurch war der geplante Besuch in der Grabeskirche des hl. Alfons von Liguori (1696-1787) leider nicht möglich. Ein Teil der Gruppe wohnte aber mit einem Seligen zusammen – in der Hauskapelle des Schwesternklosters sind die Reliquien des sel. Priesters Thomas M. Fasco (1831-1891, Seligspr. 2001), während der größere Teil neben der Kirche S. Maria della Puritá (mit einem Gnadenbild des Prager JESUlein) nächtigte.

10. Das erste Ziel am Freitag der Pfingstwoche war dann das Rosenkranzheiligtum in Pompei. Die Geschichte des Wallfahrtsortes ist eng mit dem seligen Bartolo Longo (1841- 1926) ver­bunden. Der Jurist, der in Neapel den Glauben verloren hatte, aber aus dem Spiritismus wieder zur Kirche zurückfand und seine Richterkarriere aufgab, hatte die Verwaltung des Besitzes der Contessa de Fusco im Tal von Pompei übernommen und die menschliche und religiöse Armut der wenigen Bewohner erkannt. Er gab Katechismusunterricht und verbreitete das Rosenkranzgebet und baute aus Spenden eine Kirche, die durch von der GOTTESmutter gewirkte Wunder viele Menschen und Spender anzog, so dass es ein prächtig ausgeschmücktes Heiligtum wurde. Das Gnadenbild ist ein Bild der Rosenkranzkönigin mit den hl. Dominikus und Katharina von Siena, das er in trostlosem Zustand bei einem Trödler in Neapel erstanden hatte. Um die Kirche und die von Longo errichteten Institute (Waisenhäuser, Schulen etc.) wuchs – am Rand des durch den Vesuvausbruch 79 n. Chr. zerstörten antiken Pompeij – eine moderne Kleinstadt von 25.000 Einwohnern. Bartolo Longo starb am 5.10.1926, er wurde 1980 seliggesprochen. Sein Schrein steht in einer Seitenkapelle des von ihm erbauten Rosenkranzheiligtums.

11. Ein Nachbarort von Pompei ist Torre Annunziata. Dort ist in der Spirito-Santo-Kirche das Grab des heiligmäßigen Buben Giuseppe Ottone (1928-1941), für den der Seligsprechungsprozess läuft. Leider war es uns in den verkehrsreichen, schmalen Straßen nicht möglich, mit dem Bus der Kirche nahezukommen, so dass wir uns entschlossen, nach Norden weiterzufahren. So konnten wir in Le Ferriere Station machen, wo die Familie Goretti gewohnt und Alessandro Serenelli den Anschlag auf die knapp 12jährige Maria Goretti unternommen hatte – am 5. Juli 1902. „Selig, die reinen Herzens sind“, steht in Italienisch im Rasen vor dem Haus zu lesen. Hier gab Marietta ihr Blutzeugnis für CHRISTUS und die Keuschheit; in Nettuno starb sie am folgenden Tag an den tödlichen Ver­letzungen. In der Krypta des Heiligtum S. Maria delle Grazie am Meeresstrand liegen unter dem Altar mit der wächsernen Nachbildung der Märtyrin ihre Reliquien. Hier feierten wir die Pilgermesse an diesem Tag und empfahlen das Kernanliegen des FMG – die reine, gläubige Erziehung – der Fürsprache unserer Patronin. Am Abend langten wir dann in unserem Quartier in Rom an, wie die Nächte vorher ein geistliches Haus.

12. Da nach den Vorschriften der Busfahrer einen Ruhetag haben muss, fuhren wir am Samstag früh mit dem Stadtbus – die Haltestelle war direkt vor unserem Haus – in die römische Innenstadt, zur Station „Paola“, und dann, von der benachbarten Via Giulia aus, in zwei Gruppen mit einem kleinen, den schmalen Innenstadtstraßen angepassten Bus in die Nähe der Kirche S. Ignazio mit einer gewaltigen Barockfassade. S. Ignazio wurde anstelle der Kirche des auf Initiative des hl. Ignatius von Loyola entstandenen „Collegio Romano“, S. Annunziata, von 1626 bis 1685 erbaut. Anstelle einer Kuppel malte Bruder Andrea Pozzo auf Leinwand von 17 m Durchmesser eine berühmte Scheinkuppel; vom selben Künstler stammt die Bemalung der Wölbung des Mittelschiffes, die in ein scheinbar nicht enden wollendes Firmament die Verherrlichung der Missionstätigkeit der Gesellschaft JESU und die Glorie des hl. Ignatius hineinstellt. Für uns war in dieser Kirche von besonderer Attraktivität der große Querschiffaltar rechts, der eine kostbare Lapislazuli-Urne mit den Gebeinen des hl. Aloisius birgt und in einem großen Reliefbild diesen Jugend­heiligen darstellt, ferner gegenüber der linke Querschiffaltar des hl. Johannes Berchmans. - In einer Seitenkapelle rechts schließlich ruht der hl. Robert Bellarmin in einer Glasurne.

Der Kirchenlehrer Robert Bellarmin (*1542) trat 1560 in die 1537 gegründete „Gesellschaft JESU“ ein, war Professor und Prediger in Löwen und Rom, wurde Kardinal und Erzbischof von Capua und dann wieder im Vatikan, wirkte im Geist der Reform des Konzils von Trient. Persönlich lebte er in großer Armut; er starb am 17.9.1621 (Heiligsprechung 1930). – Der Jugendpatron Aloisius von Gonzaga, 1568 als Sohn des Markgrafen Ferrante di Gonzaga in Castiglione geboren, legte mit 10 Jahren bereits das Gelübde der Jungfräulichkeit ab und sah mit 15 Jahren seine Berufung im Jesuitenorden. Nach zweijährigem Ringen erlaubte ihm schließlich sein Vater den Eintritt ins römische Noviziat. Bei einer Pestepidemie in Rom steckte sich Aloisius beim selbstlosen Dienst an Kranken an und starb am 21.6.1591 (Heiligsprechung 1726). – Johannes Berchmans, 1599 in Brabant geboren, trat mit 16 Jahren bei den Jesuiten ein und wurde zwei Jahre später zum Studium nach Rom geschickt. Seine treue Pflichterfüllung und große Liebenswürdigkeit ließ ihn als „zweiten Aloisius“ erscheinen; kurz vor dem Abschlussexamen erkrankte er und starb am 13.8.1621 in Rom (Heiligsprechung 1888).

13. Danach suchten wir die Kirche Santa Maria Maddalena auf, 120 m nördlich des Pantheons, eine der schönsten Rokokokirchen Roms, leider zum Teil eingerüstet. Sie birgt die Reli­quien des hl. Camillus von Lellis (geboren 1550 in Bucchianico bei Rieti, wo wir auf unserer Wallfahrt vor ein paar Jahren waren), der nach einem unsteten Soldatenleben mit einer Fußverletzung bei einem Besuch des Kapuzinerklosters S. Giovanni Rotondo eine Bekehrung erfuhr, nach seiner Genesung in Rom als Krankenpfleger wirkte und – vom hl. Philipp Neri geistlich geführt – Priester und Gründer des nach ihm benannten Krankenpflegeordens wurde. Die Maddalena-Kirche birgt in der zweiten Seitenkapelle rechts auch ein Gnadenbild „Maria Heil der Kranken“.

14. Höhepunkt unser vormittäglichen Tour war dann die Kirche S. Agostino in Campo Marzio einige Schritte nordöstlich von S. Maddalena. Entstanden im 14. Jh. auf Wunsch der Augustiner, hat man sie im 19. Jh. mit Marmor und mit Fresken ausgestattet. Tritt man über die Stufen vor der majestätischen Fassade in das Innere, so stößt man sogleich auf den Altar der „Madonna del Sasso“ oder auch „Madonna der Geburt“, wo zahlreiche Votivgaben die besondere Verehrung durch werdende Mütter bezeugen. Im rechten Querschiff befindet sich der Altar des hl. Augustinus; die Apsis des rechten Schiffes ist die Kapelle des hl. Nikolaus von Tolentino, und der Hauptaltar birgt eine byzantinische Ikone der GOTTESmutter (die Engel darüber wurden von Bernini entworfen). In der Apsis des linken Seitenschiffes befindet sich der Altar der hl. Monika. Die Reliquien der Mutter des Kirchenlehrers Augustinus wurden 1430 aus Ostia hierher überführt und befinden sich in einem antiken Sarkophag unter dem Altar. Hier durften wir die hl. Messe feiern und uns am Leben der hl. Monika die Kraft des Fürbittgebetes vergegenwärtigen, wie sie Augustinus selber in seinen „Bekenntnissen“ beschreibt (geboren um 331 in Tagaste, Nordafrika, hatte sie mit dem heidnischen Beamten Patrizius, der 371 als Christ starb, drei Kinder; sie verfolgte mit Stolz und Sorge den Werdegang besonders ihres Sohnes Augustinus und durfte seine Bekehrung und Taufe in Mailand 387 und die Hinwendung zum geweihten Leben noch erleben, ehe sie im Oktober 387 in Ostia starb). Benedikt XVI. hat sie im Priesterjahr besonders als Beispiel heiliger Eltern gewürdigt.

15. Vor der Schließung um 12.30 Uhr konnten wir dann noch an der Piazza Navona die Kirche Sant’ Agnese in Agone aufsuchen. Hinter dem obeliskbekrönten Vier-Flüsse-Brunnen Berninis erhebt sich die feierliche barocke Fassade dieser Kirche; Papst Innozenz X. war der Auftraggeber von beidem und hat auch in dieser Kirche sein Grabmal. Der Grundstein wurde 1652 gelegt, doch schon vorher stand hier ein Heiligtum der hl. Agnes, an der Stelle, wo sie der Überlieferung nach mit 13 Jahren den Märtyrertod erlitt, nämlich in einem Gewölbe unter den Sitzreihen der antiken Arena des Stadion des Domi­tian (30.000 Plätze). Die Reliquien der Reinheitsmärtyrin (21. Januar 258/9 oder 304) ruhen in S. Agnese fuori le Mura außerhalb des alten Roms an der Via Nomentana. Im Inneren des Zentralbaus mit griechischer Kreuzform und Kuppel fällt der Blick zunächst auf den dem hl. Johannes dem Täufer ge­weihten Hochaltar in der Apsis, mit einem großen Reliefbild der Hl. Familie mit Elisabeth, Johannes und Zacharias aus weißem Marmor.

Im rechten Kreuzesarm steht der Altar der hl. Agnes (mit einer großen Marmorstatue, die die hl. Märtyrin in den Flammen zeigt, die ja nach einer Form der Legende durch ihr Gebet erloschen) und seitlich führt eine Treppe in eine Krypta, die der Überlieferung nach der Ort des Martyriums der hl. Agnes ist; leider bei unserem Besuch geschlossen. Im linken Kreuzesarm steht der Altar des hl. Sebastian; links davon geht es in die – leider geschlossene – Kapelle der hl. Francesca Romana (mit dem Taufstein dieser römischen Heiligen; ihr Körper wurde 1638 hier wiedergefunden und dann in die Kirche S. Francesca Romana beim Forum Romanum gebracht) und rechts durch einen Flur in die Kapelle des hl. Philipp Neri, in der sich in einem Reliquiar das kleine Haupt der hl. Agnes befindet (1908 von Pius X. hierher gegeben).Weitere Altäre in den vier Kuppel­pfeilern sind dem hl. Alessio, der hl. Emerenziana (sog. Milch­schwester der hl. Agnes, Märtyrin), der hl. Cäcilia (römische Märtyrin mit Jungfräulichkeitsgelübde) und dem hl. Märtyrer Eustachius geweiht. Die Bilder in der Kuppel zeigen die Glorie der hl. Agnes und – in den Zwickeln – allegorische Darstel­lungen der vier theologischen Tugenden (z. B. die keusche Besonnenheit, die eine weiße Lilie in Händen hält und die aufgeputzte Figur der Unzucht mit Füßen tritt).

16. Nach dem Besuch dieser bemerkenswerten Kirche be­gaben wir uns in Richtung Pantheon als Treffpunkt nach einer Mittagspause. Das Pantheon, das besterhaltene Bauwerk der römischen Antike, 27 n. Chr. für mehrere Götter erbaut, wurde von Papst Bonifaz IV. anfangs des 7. Jh. in eine Kirche „S. Maria ad Martyres“ umgewandelt. Der geplante Besuch in der benachbarten bedeutenden Dominikanerkirche S. Maria sopra Minerva (mit dem Leib der hl. Katharina von Siena und den Reliquien des sel. Fra Angelico) war leider nicht möglich, weil – entgegen den angegebenen Öffnungszeiten – gerade am Samstagmittag geschlossen war.

17. So wanderten wir weiter, zunächst an der Kirche IL GESÙ vorbei, in Richtung des Kapitolshügels und konnten dort, nach ein wenig Warten, in die Kirche S. Maria in Aracoeli eintreten. Die Kirche geht auf das 6. Jh. zurück, sie liegt an der nörd­lichen Seite des Kapitols, an der Stelle eines Junotempels. Seit 1348 führt eine Freitreppe mit 124 Stufen hinauf (es gibt aber einen zweiten Seiteneingang vom Kapitolshügel her, mit weni­gen Stufen). Der Name Aracoeli (Himmelsaltar) kam im 12. Jh. auf und wird darauf zurückgeführt, dass die Kirche neben dem Altar errichtet sein soll, den Kaiser Augustus dem „Sohn GOTTES im Himmel“ gewidmet habe, legendär nach einer Erscheinung Mariens vor Augustus. Seit dem 9. Jh. gab es hier Benediktiner; im Jahr 1249 ließen sich hier Franziskaner nieder. Die dreischiffige Basilika mit 22 Säulen hat eine goldbelegte Kassettendecke, die zum Andenken an den Seesieg bei Lepanto gemacht wurde. Am Hochaltar wird eine Marienikone (dem hl. Lukas zugeschrieben, angeblich aus dem 11. Jh.) hochverehrt; 1948 weihte sich hier das römische Volk dem Unbefleckten Herzen Mariens. Links des Presbyteriums steht ein Tempelchen, der hl. Kaiserinmutter Helena geweiht; in einer Porphyrurne sind ihre Reliquien (geboren um 248 in Bithynien, gab bei ihrer Heiliglandwallfahrt 326/7 den Anstoß zum Bau der Grabeskirche in Jerusalem und der Geburtskirche in Bethlehem; sie fand das Hl. Kreuz, brachte verschiedene Passionsreliquien nach Rom und ließ dafür die Kirche S. Croce erbauen. Vor ihrem Tempelchen führt ein kurzer Gang zur Kapelle des Santo Bambino, des JESUSkindes (im 15. Jh. aus Olivenholz von Gethsemani geschnitzt; vor etlichen Jahren gestohlen, ist heute eine Kopie dort). Nach einem Blick auf das Forum Romanum – der Mamertinische Kerker war wegen Renovation nicht zugänglich – wanderten wir wieder den Kapitolinischen Hügel hinunter zur Chiesa del GESÙ ´

18. Der Bau dieser dem heiligsten Namen JESU geweihten Kirche wurde vom hl. Ignatius von Loyola selber vorbereitet neben dem Kirchlein S. Maria della Strada, das Papst Paul III. den Jesuiten als Operationsbasis übergeben hatte. Bauen konnte sie erst der hl. Franz Borja ab 1568; Ignatius wurde bei seinem Tod am 31. Juli 1556, 65 Jahre alt, in S. Maria della Strada beerdigt. Der Bauplan – ein breites Hauptschiff lenkte den Blick auf den Hauptaltar zur Feier der hl. Messe, die Kanzel deutlich sichtbar – sollte die beiden wichtigsten Funk­tionen betonen: Verkündigung und Altarssakrament, und wurde zum Prototyp anderer Kirchen in der Zeit der katholischen Reform. Die anfangs noch fast schmucklose Kirche wurde Ende des 17. Jh. mit reichem Stuck und Barockfresken ausgestattet: das Deckenfresko im Hauptschiff zeigt die Verherrlichung des Namens JESU; die Kuppelfresken stellen den Himmel dar, in den Zwickeln sind Hauptgestalten des AT, die 4 Evangelisten und die vier lateinischen Kirchenväter dargestellt. Die Grabkapelle des hl. Ignatius bildet das linke Querschiff – über der Urne seiner Reliquien ein überaus prächtiger Altar; gegenüber ist der Altar dem hl. Franz Xaver (1506-1552) gewidmet; in einem Silberreliquiar befindet sich der Arm des Heiligen. Links neben dem Hochaltar ist die Kapelle der „Madonna della Strada“ (ULF vom Weg) mit dem Gnadenbild, einem Fresko, das wohl an der Fassade des einstigen Kirchleins angebracht war; rechts vom Hochaltar ist die Herz-JESU-Kapelle, während die Wandgemälde auf den hl. Franz von Assisi verweisen. – In der 2. Kapelle rechts befindet sich auch der Bronzesarkophag des hl. Josef Pignatelli, eines aus Spanien stammenden Jesuiten (1737-1811), der nach der Aufhebung des Jesuitenordens als einer der Wiederbegründer gilt.

Den Abschluss unserer Innenstadtwallfahrt machten wir im neben der Kirche liegenden Gebäude, wo Korridore mit Bildern und historischen Zeugnissen zu den Räumen des hl. Ignatius führen, die schon vor Jahrhunderten zu seinem Gedenken ausgestaltet wurden. Man kann das Studier- und Schlafzimmer des Ordensgründers betreten, seine kleine Kapelle, wo er starb, und man sieht Kleidungs- und Gebrauchsgegenstände von ihm. – Die Fußpilgerschaft durch die Straßen Roms macht müde, so dass wir dann gerne wieder zu unserem Quartier zurückkehrten.

19. Am nächsten Tag, dem DREIFALTIGKEITSsonntag, feier­ten wir in einer unserem Quartier benachbarten Schwes­ternkapelle die hl. Messe und fuhren dann zum Petersplatz, um den Vormittag bis zum Angelusgebet des Hl. Vaters dort zu verbringen: mit einem betenden und schauenden Schreiten durch den Petersdom – z. B. an den Gräbern des sel. Johannes XXIII. (1958-63), des hl. Pius X. (1903-14), des sel. Innozenz XI. (1676-89) –, einem Besuch bei den Papstgräbern in den „Grotten“ von St. Peter nahe dem Petrusgrab, in der Anbetung in der Sakramentskapelle… In heißer Sonne hörten wir dann die Ansprache von Benedikt XVI. von seinem Fenster herab und beteten mit ihm den Engel des HERRN. Der Papst bekräftigte die Lehre vom der hlst. DREIFALTIGKEIT als Kern des christlichen Glaubens und verwies auf die Taufe und das Kreuzzeichen, bei dem wir uns zum DREIEINEN GOTTES bekennen. Im englischen Grußwort sprach er die einige Tage später vorgesehene Reise nach Zypern an, im polnischen Teil betete er für alle, die unter dem Hochwasser an Oder und Weichsel litten. Auf Italienisch kam er auf Pius XII. zu sprechen und lobte eine Veröffentlichung der Tagebücher von Kardinal Costantini von 1938-1947, die den immensen Einsatz des Hl. Stuhls für den Frieden und für die Unterstützung aller Bedürftigen in jenen dramatischen Jahren bezeugt. In Deutsch sagte der Hl. Vater: „Der Kern unseres christlichen Glaubens ist das Geheimnis der heiligsten DREIFALTIGKEIT. GOTT offenbart sich als VATER, SOHN und HL. GEIST, der alles erschaffen hat, erlöst und heiligt. Durch die Taufe auf den Namen des DREIEINIGEN GOTTES erhalten wir Anteil am Leben der GÖTTlichen DREIFALTIGKEIT. Wir wollen dieser Gemeinschaft mit GOTT stets treu bleiben und mithelfen, Sein Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens aufzubauen.“

20. Außerhalb Roms an der Autobahn machten wir dann Mittagsrast und fuhren nordwärts, an Siena vorbei, in die Kleinstadt San Gimignano, die zu den meistbesuchten touristischen Zielen in der Toskana gehört. Der historische mittelalterliche Stadtkern gehört zum Weltkulturerbe, und die noch erhaltenen Geschlechtertürme erinnern in gewisser Weise an moderne Wolkenkratzer. Die Stadt, die etruskische und römische Wurzeln hat, wurde 929 erstmals urkundlich erwähnt, lag an der mittelalterlichen Via Francigena vom Norden nach Rom, und war bis 1782 eigene Diözese. Vom Busparkplatz aus stiegen wir zur Piazza del Duomo hinauf, um im Dom (12. Jh.) den Altar der hl. Fina aufzusuchen. Weil die auch „Collegiata“ genannte Kirche bedeutende Freskenzyklen beherbergt, wird ein Eintritt verlangt. Die Wand im linken Seitenschiff der dreischiffigen Kirche wird von einem Freskenzyklus mit alttestamentlichen Themen bedeckt, die rechte Seitenwand mit neutestamentlichen Bildern. Am Ende des rechten Schiffes, vor dem Altarraum, öffnet sich die Kapelle der hl. Fina, wo unter dem Altar die Gebeine der Schutzheiligen der Stadt aufbewahrt werden. Im florentinischen Renaissancestil erbaut, zeigt die Kapelle an den Seitenwänden Freskenbilder: ‚Der hl. Papst Gregor kündigt der kranken Fina in einer Erscheinung ihren baldigen Tod an’, und: ‚Die Begräbnisfeier der hl. Fina’. Der marmorne Altaraufsatz zeigt in einer von einem – geöffneten- Gitter geschützten Nische ein Reliquiar mit dem Kopf der hl. Fina. Wir grüßten die junge Heilige mit Lied und Gebet. Fina wurde 1238 in San Gimignano in einer armen Familie geboren; dennoch verschenkte sie das Wenige oft noch an Arme und führte zuhause ein bescheidenes fast klösterliches Leben. Sie starb nach langem geduldig ertragenem Leiden mit 15 Jahren und wurde, vom Volk als Heilige angesehen, im Dom bestattet. Das Römische Martyrologium führt ihr Gedenken am  12. März an.

21. Am nächsten Tag machten wir uns dann von unse­rem Quartier auf den Apennin-Höhen aus auf den Heimweg, an dem wir nur eine Station machten: in Schio am Südrand der Alpen, wo wir in der Kirche der Hl. Familie (einer kleinen Nachbildung des römischen Pantheons, 1850/1901 erbaut) der Canossianerinnen die hl. Messe feierten. Hier sind in einem Schrein mit einer liegenden Gestalt die Reliquien der hl. Josephina Bakhita bewahrt; auch Erinnerungsräume an sie sind im Kloster zu besichtigen. Die im Jahr 2000 heiliggesprochene ehemalige sudanesische Sklavin wird in der Enzyklika „Spe Salvi“ von Benedikt XVI. als besonderes Bespiel der christlichen Hoffnung ausführlich gewürdigt, Etwa 1869 in Dafur geboren, war sie mit neun Jahren von Sklavenhändlern entführt und fünfmal als Sklavin verkauft worden und hatte schlimme Misshandlungen erlitten. 1882 vom italienischen Konsul gekauft, kam sie mit dieser Familie nach Genua und dann nach Venedig, wo sie 1890 Taufe, Firmung und Erstkommunion empfing und 1896 Ordensschwester wurde. Neben ihren Aufgaben in Sakristei und Pforte und anderen Diensten gab sie auch auf Reisen in Italien Zeugnis von der Hoffnung, die ihr in CHRISTUS geschenkt worden war. Sie starb am 8. Februar 1947 in Schio. So rundete sich in der Feier des eucharistischen Opfers auf ihrem Altar die Pilgerfahrt ab, die ja Abbild unseres lebenslangen Pilgerweges ist, auf dem wir ganz wesentlich von der Tugend der Hoffnung getragen werden – in der Sehnsucht nach der Lebensfülle beim HERRN, für die die durch den Dienst des Priesters gegenwärtig gesetzte Erlösungsgnade Kraftquelle ist – und die Vorbilder der vielen Heiligen und Seligen, die uns vorausgingen, Ermutigung und Ansporn, durchzuhalten und das ewige Ziel nicht aus den Augen zu verlieren (auch wenn – bildlich gesprochen – das Leben nicht immer so sonnig-warm ist wie die Italientage, denn jenseits des Brenners erwartete uns regnerische Kühle!).

 

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