(FMG-INFORMATION 104, November 2011)

 

 

Zur Keuschheit erziehen

 

Die amerikanische kirchentreue Vereinigung „Catholics United for the Faith“ (CUF), Steubenville, Ohio, zu deren bischöflichem Beratergremium Kurienkardinal Raymond L. Burke und eine große Zahl weiterer amerikanischer Oberhirten gehören (darunter Bruskewitz, Chaput, Finn, Olmstedt), legt in der September-Oktober-Ausgabe ihrer Zeitschrift „Lay Witness“ (S. 4-7) einen förmlichen Leitfaden für Eltern vor, der sich mit der „Keuschheitserziehung zu Hause und in der Schule“ befasst. Wir halten diesen Text für sehr bemerkenswert und hilfreich, wenngleich die amerikanischen Verhältnisse hinsichtlich der Schulsexual„erziehung“ sich von unseren offensichtlich positiv unterscheiden. Dennoch kann der Text zum Nachdenken anregen und wichtige Hinweise für Eltern hierzulande bieten. Denn hier werden von einer großen Vereinigung Folgerungen aus dem Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie von 1995 „Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung“ gezogen, wie der Freundeskreis Maria Goretti e. V. sie ebenfalls vertritt. Die offiziellen Stellen der Kirche in Deutschland oder die entsprechenden Verbände stehen hier leider weit abseits und tolerieren die gängige SchulSE oder unterstützen bzw. praktizieren sie gar. Darum legen wir Ausführungen von CUF gerne in deutscher Übersetzung mit unseren Anmerkungen vor.

 

»Keuschheitserziehung zu Hause und in der Schule

Ein Leitfaden für Eltern

von CUF

 

Das Geschenk der menschlichen Geschlechtlichkeit.

„GOTT schuf also den Menschen als Sein Abbild; als Abbild GOTTES schuf Er ihn. Als Mann und Frau schuf Er sie.“

Die Geschlechtlichkeit, das Geschenk, GOTT als Mann oder als Frau abzubilden, ist in die Geschichte der Erschaffung des Menschen hineingeschrieben. Von allen Geschenken, die GOTT der menschlichen Person verliehen hat, ist dies in ge­wissem Sinne, das wesentlichste Geschenk. Es zeigt, wer wir sind: ein Mann oder eine Frau. Das prägt auch, wie wir leben und lieben. Und vor allem zeigt es, wofür wir erschaffen wur­den: als Geschöpfe geschaffen für Vereinigung, für Gemein­schaft - in diesem Leben mit einem anderen Menschen, und in der Ewigkeit mit GOTT selbst.

Bedauerlicherweise wurde die Bedeutung dieser Gabe von der Kultur, in der wir leben, stark entstellt; das heißt, dass junge Menschen viel zu oft und viel zu früh den Lügen über Liebe und Sexualität ausgesetzt sind. Dass sie dem ausgesetzt sind, kann ihr Verständnis von diesem grundlegenden Geschenk entstellen. Es kann sie auch anfälliger machen für Verhaltens­weisen, die ihren Leib und ihre Seele verwunden.

Deshalb tragen sowohl die Eltern als auch katholische Erzieher eine Verantwortung, das Verständnis der jungen Menschen, wer sie als Männer und Frauen sind und was es bedeutet, entsprechend dem Plane GOTTES zu lieben, intensiv zu formen.

Die Rollen von Eltern und Erziehern sind jedoch weder gleich noch haben beide die gleichen Pflichten. Wie bekommen die Eltern das Verständnis für ihre einzigartige Rolle in diesem wichtigen Prozess der Keuschheitserziehung? Und wie können die Eltern sicherstellen, dass die Erzieher die ihnen eigene Rolle in der richtigen und besten Art und Weise ausüben?

 

Die Erziehung zur Keuschheit: eine Pflicht der Eltern

Die Kirche lehrt, dass Eltern die ersten Erzieher ihrer Kinder sind (KKK 1653). Das gilt aber nicht nur für Lesen und Schreiben, sondern auch für die Erziehung zur Keuschheit.

Egal, wie schwierig es auch zu sein scheint, mit Kindern über das Geschenk der Geschlechtlichkeit zu sprechen: Es ist un­umgänglich, dass die Eltern diese Verantwortung nicht vernachlässigen. Zum einen, weil die Eltern die emotionale und geistige Entwicklung ihres Kindes weitaus besser verstehen als jeder Lehrer.

Noch entscheidender: Selbst wenn junge Menschen anders handeln, ist es ihnen doch zutiefst wichtig, was ihre Eltern den­ken. Sie beobachten auch sehr genau, was ihre Eltern tun. In diesem Prozess der Erziehung zur Keuschheit sind die Eltern sowohl als Zeugnisgebende als auch als Lehrende entschei­dend. Niemand sonst kann den jungen Menschen das Ge­schenk der Geschlechtlichkeit so wirkungsvoll aufzeigen oder ihnen helfen, den Plan GOTTES für die menschliche Liebe so wirklich gut zu leben.

Damit aber die Eltern ihre Aufgabe wirksam durchführen kön­nen, muss die Erziehung zur Keuschheit mehr sein als eine Erklärung der biologischen Dimensionen von Männlichkeit, Weiblichkeit und ehelicher Liebe. Viel grundlegender: Sie sollte eine Einführung sein in das, was der Mensch ist – nämlich ein Geschenk (GOTTES), erschaffen und bestimmt für die Liebe –, und eine Hinführung zu den Tugenden, die die Keuschheit und die echte eheliche Liebe erst ermöglichen.

 

Die wichtigste Einführung, die Eltern ihren Kindern zum Ge­schenk der Geschlechtlichkeit geben können, ist die Art und Weise, wie sie ihre eigene Berufung und ihren Lebensstand leben, indem sie der Lehre der Kirche über Liebe, Opfer­bereitschaft, Treue, Keuschheit und Offenheit für neues Leben Gestalt geben.

Ebenso, schon beim Babyalter anfangend, können Eltern damit beginnen, die Bausteine für eine klare moralische Einführung in den Plan GOTTES über die menschliche Liebe zu legen.

 

Erziehung zur Keuschheit im Alter von 2 bis 9 Jahren

Wache über verfrühte sexuelle Information, überwache streng und begrenze strikt, was die Kinder an Medien sehen und nutzen.

Rede positiv über Babys und über neues Leben und sprich immer vom „Geschenk“ (GOTTES).

Sprich immer über die Kinder selber als „Geschenke“.

Lehre sie, wie sie sich richtig entscheiden, die Kontrolle ihrer Impulse entwickeln, Selbstbeherrschung erlangen und Opfer bringen.

 

Erziehung zur Keuschheit im Alter von 9 bis 12 Jahren

Rede mit den Kindern darüber, wie die Veränderungen an ihrem Körper sie für eine Mutterschaft oder Vaterschaft vor­bereiten und stärke sie, ihre Männlichkeit oder Weiblichkeit zu schätzen.

Führe sie zum Begriff der Schamhaftigkeit auf positive Weise - als zu etwas, das den Menschen hilft, zu erkennen, wie schön sie in Wahrheit sind, und als Ausdruck ihrer Würde als Männer und Frauen.

Antworte auf jede ihrer Fragen ehrlich, aber ohne eine zu bildhaft-anschauliche oder ihrem Alter unangemessene Spra­che zu benutzen.

Rede positiv über die verschiedenen grundlegenden christ­lichen Berufungen (Ehe, Priestertum, geweihtes Leben).

Gib moralische Unterweisung klar und fest.

 

Erziehung zur Keuschheit im Alter von 13 bis 18 Jahren

Führe sie ein in die „Theologie des Leibes“ von Johannes Paul II. anhand altersgemäßer Mittel.

Schaue Medien gemeinsam mit ihnen an und sprich mit ihnen über die Verhaltensweisen und Beziehungen der han­delnden Personen ihrer bevorzugten Fernsehshows und Filme, frage sie, ob sie deren Verhalten richtig oder falsch finden und warum; besprich dann mit ihnen, was die Kirche über dieses Thema sagt.

Sprich in positiver Weise über Keuschheit als einen Weg, „Ja“ zu sagen zu GOTT und zu ihrer eigenen großen Würde, und zu ihrem zukünftigen Gatten, nicht nur als „Nein“ zu be­stimmten Verhaltensweisen.

Erkläre den Plan GOTTES für die eheliche Liebe, die Hei­ligkeit des Leibes und die große Verantwortung, die daraus erwächst, mit GOTT Mit-Schöpfer neuen menschlichen Lebens zu sein.

Lenke den Blick darauf, wie sie als Männer oder Frauen GOTT abbilden, und wie sich das Verständnis der Kirche von Mann- und Frausein von der Auffassung der heutigen Kultur unterscheidet.

Hilf ihnen weiterhin, in der Tugend, im Gebet und in ihrer Teilhabe am sakramentalen Leben der Kirche zu wachsen.

Wenn du besorgt bist, was sie womöglich treiben, dann frage sie, was ihre Freunde über gewisse Verhaltensweisen denken oder ob ihre Freunde sich so verhalten. Das ist häufig der beste Indikator dafür, was sie selber tun oder über solches Verhalten denken.«

 

Der CUF-Leitfaden achtet also klar auf die Maßgaben des Dokumentes „Menschliche Sexualität: Wahrheit und Be­deutung“ des Päpstlichen Rates für die Familie von 1995, das wiederum die Lehre von Pius XI. in der Erziehungs­enzyklika „Divini illius magistri“ und entsprechende Wei­sungen von Pius XII. als Hintergrund hat.

Der Text unterstreicht das grundlegende, vorrangige, un­ersetzliche Elternrecht und ihre Erziehungspflicht, auch auf diesem Gebiet. Er legt zugrunde, dass die Erziehung über geschlechtliche Fragen im geschützten, von der Liebe und vom Glauben geprägten Raum der Familie zu geschehen hat, weil die Eltern ihre Kinder in ihrer individuellen Ent­wicklung am besten kennen. Nicht ausdrücklich formuliert, aber vorausgesetzt ist damit auch, dass auch in der Familie jedes einzelne Kind in seinem augenblicklichen Entwick­lungsstand im Blick ist.

Die hier vorgeschlagenen Erziehungsinhalte sind vor allem bestimmt von der positiven Sicht: die GOTTgegebene Würde des Einzelnen, jedes Kind als Geschenk GOTTES (man „macht“ nicht Kinder!), die eheliche Liebe als Teilhabe am Schöpferwirken GOTTES, die Offenheit für die GÖTTliche Berufung zu Ehe oder jungfräulichem Leben usw. Erst aus dieser Perspektive wird ja einsichtig, dass die Bewertung unkeuschen Verhaltens als Sünde kein durch eine starre Moral erzwungenes, abwertendes Nein ist, sondern not­wendig, um eine kostbare Gabe zu bereiten und zu schützen.

Es wird klar angesprochen, wie wichtig die Erziehung zu Schamhaftigkeit, zu den Tugenden, zu Selbstbeherrschung und Opferbereitschaft ist, also die Formung des Gewissens und des Willens. Und es wird herausgehoben, dass zu einem Leben der Keuschheit die Gnade sehr wichtig ist – das Gebet, die Sakramente. Man muss noch hinzufügen, dass – wie es schon die Vatikanische Glaubenskongregation 1975 in „Persona humana“ betonte –„Zucht der Sinne und des Geistes, Wachsamkeit und Klugheit, um Gelegenheiten zur Sünde zu vermeiden, Maß im Genuss und gesunde Ablenkungen“ als natürliche Mittel genutzt werden müssen.

Darum ist es richtig, wenn der CUF-Leitfaden z. B. den Umgang mit den Medien anspricht. Deren Gebrauch zu „überwachen“ und strikt zu begrenzen, ist keine Einschränkung der Freiheit der Kinder, sondern eine notwendige Hilfe, dass sie diese Freiheit erlangen und nicht den Fesseln der Medien verfallen. Auch bei den Heranwachsenden wird sich das nicht nur im Besprechen von Sendungen, sondern auch in Verzicht auf aufreizende, phantasiebelastende Sen­dungen, Einschränkung und positiven Alternativen zum Konsum der Massenmedien zeigen – etwa Lektüre oder Medien über Heiligenleben („Die Jugendlichen sollen sich ein Beispiel nehmen am Leben der Heiligen und anderer, besonders junger Glaubensbrüder, die sich durch keusche Reinheit ausgezeichnet haben“, heißt es in „Persona humana“ von 1975).

Auch von den Eltern wird Behutsamkeit, Ehrfurcht und Zu­rückhaltung beim Sprechen über die körperlichen Verän­derungen in der Pubertät und, insoweit das notwendig ist, über sexuelle Gegebenheiten gefordert; die Erklärung soll eher kurz und abstrakt gegeben werden. Wichtig ist auch moralische Festigkeit.

 

Im folgenden Abschnitt stellt der CUF-Leitfaden nun die Hilfe heraus, die Eltern – die ersten, grundlegenden, maßgebenden Erzieher – durch andere haben können, im Idealfall auch durch die Schule. Die CUF-Autoren haben hier sicherlich das Bild der katholischen Schule, die sich an der Lehre der Kirche ausrichtet, und von Lehrern, die gläubige Katholiken sind, vor Augen. (Siehe unten: „Wird die kirchliche Morallehre vom Lehrer selber geglaubt und auch vorgetra­gen, weitergegeben?“) Dennoch ist ja auch bekannt, dass es auch in den USA kirchliche Aufklärungsprogramm gab und gibt, die deutlich kritisiert wurden, weil sie nicht der Lehre und Pädagogik der Kirche entsprechen. Dafür gibt dieser Leitfaden ja dann auch Unterscheidungskriterien!

 

Die Situation im deutschen Sprachraum ist hier eindeutig sehr viel schwieriger – weil der Zeitgeist, die „Angleichung an die Maßstäbe der Welt“ (Papst Benedikt XVI. in Freiburg), auch den Raum der Kirche sehr stark erfasst hat, bezüglich der Glaubenswahrheiten wie auf dem Gebiet der Sexual­moral und Sexualpädagogik. Immer wieder wurde und wird uns gerade von Schulen katholischer Träger berichtet, wo Schulsexual„erziehung“ in aller Härte und im eindeutigen Wi­derspruch zu der von der Kirche verkündeten Sexualmoral durchgeführt wird; Ähnliches gilt für das Verhalten mancher Religionslehrer.

Und generell sind die staatlichen Vorgaben der Lehrpläne für die fächerübergreifende SchulSE so, dass schamzerstörende Unterrichtsmittel und verhütungsorientierte, permissive Inha­lte der christlichen, katholischen Auffassung entgegengesetzt sind. Hier geht es nicht nur um ein Nebeneinanderstellen ver­schiedener Ansichten, sondern um konkrete sexuelle Be­darfsweckung und Verführung und um das Gutheißen von sexuellen Verhaltensweisen, die nach der biblischen Lehre Sünde sind.

Dazu kommt der Zwang des Staates und der Schulbehörden, der in geradezu totalitärer Weise weithin keine Befreiung von der SchulSE zulassen will und dem sich auch Lehrer aus­gesetzt sehen – bis hin zu Gefängnisstrafen für Eltern, die sich durch ihr christliches Gewissen gezwungen sehen, ihre Kinder von bestimmten Unterrichtsinhalten fernzuhalten.

 

Wenn im folgenden Text die Hilfe von Seiten der Schule oder anderer bei der Erziehung zur Keuschheit sehr positiv behandelt wird, dann muss man sich – um diese Sätze nicht falsch zu deuten – diese andere Situation bei uns vor Augen halten. Aber ebenso, dass CUF eben nicht von einem Unterricht in sexueller Aufklärung spricht (mit den ganzen biologischen Details, die angeblich wertneutral sind, aber eben keinen neutralen Gegenstand betreffen, sondern ein Gebiet, auf dem die stärksten Triebkräfte im Menschen wirken). Sondern der CUF-Leitfaden setzt die Aussagen der Lehre der Kirche (wie im erwähnten Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie) voraus, dass die biologisch-geschlechtlichen Details in den Raum der Familie gehören, in der nötigen Zurückhaltung), während der Schule die Aufgabe der Unterstützung in der Charakterformung und – in erster Linie in einem glaubenstreuen Religionsunterricht! – durch die Unterweisung über die authentische katholische Sexualmoral im Rahmen der gesamten Glaubensethik zukommt, damit die (älteren) Jugendlichen hier die rechte Orientierung erhalten, die Lehre der Kirche zu verstehen, zu bejahen und die heute gängigen Verhaltensweisen recht zu beurteilen.

Es ist ja im folgenden Text doch sehr vielsagend, wenn als Unterscheidungskriterium die Frage genannt wird, zu schauen, ob eine solches Programm „versucht, Heilige zu formen oder Sünder zu informieren“ (nebenbei ein gewisses Wortspiel von „form“ und „inform“, da die Vorsilbe „in“ oft einen Gegensatz, eine Verneinung ausdrückt: in-kompetent, in-operabel, in-dezent).

Also bitte bedenken, dass mit den im Folgenden genannten Erziehern nicht der Lehrer schlechthin gemeint ist, der selber nicht Christ ist, oder, obzwar getauft, kein dem katholischen Glauben entsprechendes Leben führt und nicht den authen­tischen Glauben weitergibt. Damit wollen wir nicht den guten Willen vieler Lehrkräfte bei uns in Frage stellen – aber ihre Sicht ist doch eine ganz andere.

 

»Stärkung der Eltern: Die Erziehung zur Keuschheit in den Schulen

In dem Prozess der Erziehung zur Keuschheit haben Schulen das Potential, für die Eltern der größte Verbündete zu sein, wenn sie den Eltern helfen, ihre eigene Rolle besser zu verstehen; wenn sie das bekräftigen, was im Elternhaus gelehrt wird, und wenn sie die Kinder zu einem tieferen, volleren Ver­ständnis des Geschenks ihres Mann- und Frauseins führen.

Die Kirche anerkennt das und hat seit Langem gelehrt, dass Unterweisung über Sexualmoral und christliche Berufung ein wichtiger Teil der moralischen und theologischen Formung der Schüler ist, und dass sie deshalb im Lehrplan für Heranwach­sende und Teenager angemessen ist.

Heute, vielleicht mehr als je zuvor, ist diese Erziehung wichtig für junge Leute, die zu Hause keine Erziehung zur Keuschheit erhalten. Leider stellen solche Schüler in vielen Schulen die Mehrheit. Viel zu viele Eltern zeigen sich entweder ahnungslos gegenüber ihrer Pflicht, die ersten Erzieher ihrer Kinder zu sein, oder sie sind nicht daran interessiert, diese Pflicht zu erfüllen. Dieser Mangel hinterlässt ein Vakuum, das allzu gerne Gleichaltrige oder die heutige Kultur auf die übelste Art füllen.

Viele Erzieher erkennen das, und aus ihrer Verantwortung der christlichen Liebe und Wahrheit gegenüber tun sie ihr Bestes, um jungen Menschen ein authentisches Verständnis von GOTTES Plan für die menschliche Liebe anzubieten. Andere Erzieher jedoch haben ein verhängnisvoll geschädigtes Ver­ständnis der Geschlechtlichkeit und vermehren das Problem, das zu lösen sie behaupten.

 

Die Trennung von Spreu und Weizen

Wie können nun Eltern den Unterschied erkennen zwischen echten Programmen der Keuschheitserziehung und problema­tischen Sexualerziehungs-Programmen?

 

Echte Keuschheitserziehungsprogramme…

versuchen, die Eltern in den Prozess der Erziehung zur Keuschheit einzubeziehen, informieren sie über die Inhalte, weisen sie auf Hilfen für Zuhause hin und bieten ihnen jegliche Hilfen an, die sie benötigen, um Themen von Liebe und Ge­schlechtlichkeit mit ihren Kindern anzusprechen;

ermutigen Schüler, mit ihren Eltern über diese Themen zu sprechen;

sind dem Alter angemessen;

lehren Enthaltsamkeit vor der Ehe als erwarteten Verhal­tensmaßstab;

sprechen die Rolle an, die die Erbsünde für das Entstehen ungeordneter sexueller Wünsche und ungeordneter Beziehun­gen zwischen Männern und Frauen spielt;

erklären, warum sexuelle Intimität außerhalb der Ehe ge­fährlich und zerstörerisch ist, sowohl in spiritueller, emotionaler wie in leiblicher Hinsicht;

rücken Selbstbeherrschung, Nächstenliebe, Gebet und die Sakramente in den Blick als vorrangige Wege, um die Tugend der Keuschheit zu erreichen;

helfen Schülern zu verstehen, dass Mann- und Frausein Ge­schenke sind, die sie zu Vaterschaft und Mutterschaft hin­führen;

anerkennen Kinder als Geschenke GOTTES und die Eltern als Mit-Schöpfer in diesem Prozess, neues Leben in die Welt zu bringen;

trennen, sofern irgendwie möglich, männliche und weibliche Schüler, wenn das Thema Keuschheit besprochen wird.

 

Schlechte Sexualerziehungsprogramme…

verletzen die Unschuld der Kinder während der vorpuber­tären „Phase der Unschuld“, indem sie Geschlechtsverkehr, Masturbation, Empfängnisverhütung, Sterilisation und Homo­sexualität und Ähnliches behandeln;

benutzen graphische Bilder oder freizügige Sprache, um Sexualität und eheliche Liebe zu behandeln;

gründen auf der Idee, dass Enthaltsamkeit bis zur Ehe keine realistische Option sei und dass sexuelle Aktivität außerhalb der Ehe akzeptabel sei;

unterstützen oder fördern das Konzept vom „sicheren Sex“;

unterstützen oder fördern Empfängnisverhütung oder Sterilisation;

unterstützen oder fördern gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr als akzeptabel;

setzen die Kinder erotischem Material aus oder laden die Kinder ein, an unangemessenen Rollenspielen teilzunehmen;

definieren Enthaltsamkeit als bloße „Vermeidung von Geschlechtsverkehr“;

behandeln das Geschlecht als rein biologische Funktion und die Geschlechtlichkeit als ein soziales Konstrukt, das mit Moral oder mit GOTT gar nichts zu tun habe;

lehren intime Details des Geschlechtsverkehrs oder anderer sexueller Akte;

respektieren nicht die Rolle der Eltern als der ersten Erzieher ihrer Kinder; wünschen keine elterliche Beteiligung, und re­spektieren nicht das Recht der Eltern, zu bestimmen, was ihren Kinder vorgesetzt werden darf und was nicht.«

 

Der CUF-Leitfaden schließt dann – mit Verweis auf Sätze im erwähnten Dokument des Päpstlichen. Rates für die Familie - noch eine Reihe von Fragen an, die Eltern helfen können, Programme zur Keuschheitserziehung zu beurteilen,

etwa ob „eine starke Beteiligung der Eltern“ vorgesehen ist (vgl. Dokument Nr. 113, 120, 145);

ob „die verschiedenen Entwicklungsphasen“ junger Menschen respektiert werden (vgl. Nr. 4, 65, 75, 78, 83):

ob, wo notwendig, eine Trennung von Jungen und Mädchen bzw. die nötige Sensibilität bei koedukativen Gruppen gegeben ist (vgl. Nr. 127);

ob anerkannt wird, „dass das grundlegende Hindernis für die Keuschheit nicht die Unwissenheit, sondern die Sünde ist“ und ob eben die Absicht besteht, „Heilige zu formen oder Sünder zu informieren“ (vgl. Nr. 133-23; KKK 407).

Ebenso ist ein Kriterium, ob das Programm „graphische Illustrationen oder andere Aspekte beinhaltet, die die Schamhaftigkeit und Keuschheit verletzen“ (vgl. Nr. 126, 127, 133, 139, 143).

Und schließlich: „Wird die kirchliche Morallehre vom Lehrer selber geglaubt und vorgetragen“ – oder nicht.

Es besteht kein Zweifel, welches Ergebnis herauskommt, wenn wir diese Fragen an die heutige Schulsexual„erziehung“ hierzulande stellen!

Den Eltern wird zum Schluss geraten, sich mit dem erwähnten Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie „Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung“ von 1995 vertraut zu machen [vgl. den FMG-Sonderdruck „Erziehung zur Keuschheit“!], aber auch im „Katechismus der Katholischen Kirche“ besonders die Abschnitte 2221-33 und 2331-59 zu lesen; ferner ihre Rechte und Verantwortung als Eltern zu kennen.

Es wird den Eltern geraten, die verwendeten Programme und Materialien selber zu prüfen, sich nicht auf Hörensagen oder Spekulationen (oder Schönreden) einzulassen.

Bei nötiger Kritik und Einsprüchen wird empfohlen, dem anderen zunächst eine gute Absicht zuzugestehen (vgl. KKK 2478) und 24 Stunden zu warten und „abzukühlen“, ehe man auf eine ärgerniserregende Situation antwortet, weil das eine vom Gebet getragene Beurteilung und das Einholen des Rates anderer erlaubt. Bezüglich des Vorgehens gegenüber kirchlichen Lehrern usw. gibt es die Empfehlung, die geeig­neten Wege zu gehen entsprechend dem Prinzip der Subsi­diarität und dem Wort in Mt 18,15-17, um nicht unnötig einen Skandal zu erzeugen; zur Verteidigung der Wahrheit gehöre auch die Nächstenliebe (vgl. KKK 837).

Nicht zuletzt wird auch angeraten, schriftliche Aufzeich­nungen zu machen. Eine persönliche Dokumentation der Korrespondenz, der Gesprächsnotizen usw. kann helfen, sich wahrheitsgetreu und gerecht zu erinnern und objektiv zu urteilen.

 

Bei allen angedeuteten Unterschieden halten wir diesen CUF-Leitfaden doch für sehr bedenkenswert und hilfreich für die Eltern (aber auch für Lehrer und kirchliche Verantwortliche) bei uns.

Es ist auch die verwegene Hoffnung dabei, dass auch in Deutschland ein Einsehen einsetzt und eine wirkliche Förderung der Keuschheit seitens der Hirten und kirchlichen Strukturen angepackt wird. Denn auch in diesem Bereich trifft die Mahnung des Hl. Vaters zu: Es gibt einen umfangreichen Apparat von kirchlichen Behörden und Verbänden, aber eine wirkliche Verteidigung des Elternrechts (das ja keine katholische Besonderheit ist, sondern aus dem Naturrecht erwächst) und eine Wertschätzung und engagierte Verteidigung des Rechts auf ein keusches Aufwachsen vermissen wir überaus schmerzlich (und die Reinheit ist wiederum eine der Natur und Würde des Menschen entsprechende Haltung, die von der Ebene des Offenbarungsglaubens her eine tiefere Begründung erfährt: vom 6. Gebot, von der biblischen Lehre von Geschlechtlichkeit, Ehe, Familie und Jungfräulichkeit).

Es besteht auf diesem Gebiet auch eine wirkliche Glaubenskrise, ein tragisches Angleichen an das Denken der „Welt“. Dass zahlreiche deutsche Diözesen seit Jahren durch ihre Beteiligung am „Weltbild“-Verlag Unkeuschheit, Pornografie, Esoterik und Zersetzung des Glaubens fördern, ja mitproduzieren, und daran verdienen (vgl. S.21), ist eine schreckliche und schuldhafte Verirrung. Doch schlimmer noch ist es, dass unsere jungen Menschen der sittlichen Verführung preisgegeben werden. Politiker, die etwa im „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ sitzen und als Katholiken populistische Forderungen an die Kirche richten, sind hinsichtlich der verführerischen Schulsexual„erziehung“ nicht weniger in einer überaus großen Verantwortung.

 

 

 

Über die Re-Evangelisierung

 

Schon früher hatten wir Texte des heiligmäßigen amerikanischen Jesuiten P. John A. Hardon (1914-2000) veröffentlicht (vgl. FMG-INFORMATION 74 S. 20; 103 S. 17). Der kirchentreue Jesuit hatte sein Leben lang heroisch die Lehre der Kirche verteidigt und erklärt, unter anderem durch die Gründung einer Gruppe von Laienkatechisten (vgl. www.mariancatechist.com). Aus der CUF-Zeitschrift „Lay Witness“ (Sept./Okt. 2011) übernehmen wir in unserer Übersetzung wiederum eine Katechese, in der P. Hardon SJ davon spricht, dass amerikanischen Katholiken als erste die Pflicht haben, Amerika zu reevangelisieren. Die vorgelegten Gedanken lassen sich natürlich ebenso auf die europäische Situation übertragen, ob zu Re-Evangelisierung oder Neu-Evangelisierung.

 

»Eine schädliche Auswirkung einer fehlgeleiten Ökumene ist es, die Tatsache zu verdunkeln, dass nur die katholische Kirche, deren sichtbares Oberhaupt der Bischof von Rom ist, die Fülle der von GOTT geoffenbarten Wahrheit hat. Wir Katholiken stehen daher als erste in der Pflicht der verzweifelt notwendigen Re-Evangelisierung unseres Landes… Das legt uns Katholiken die schwere Verantwortung auf, den Offenbarungsschatz mit anderen zu teilen, nicht weniger, als andere ihren katholischen Glauben mit uns geteilt haben.

Eines der längsten Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils ist das Dekret über das Laienapostolat „Apostolicum Actuositatem“. Es hätte nicht klarer und eindringlicher die Rolle der Laien bei der Verkündigung des wahren Glaubens aus­drücken können, denen gegenüber, die ihn nie besaßen oder die unglücklicherweise ihr katholisches Erbe verloren haben. Das Konzil sagt:

„Da aber in dieser unserer Zeit… schwerste Irrtümer verbreitet werden, die die Religion, die sittliche Ordnung, ja die mensch­liche Gesellschaft selbst von Grund aus zu verkehren trachten, ist es dieser Heiligen Synode ein ernstes Anliegen, die Laien, jeden nach seiner Begabung und Bildung, zu ermutigen, im Geist der Kirche noch eifriger bei der Herausarbeitung, Verteidigung und entsprechenden Anwendung der christlichen Grundsätze auf die Probleme unserer Zeit ihren Beitrag zu leisten.“ (II, 6)

Was betont werden muss, ist die ernste Verpflichtung, die wir haben, zu evangelisieren und zu katechesieren. Wir haben keine andere Wahl, als jene zu evangelisieren, die noch nicht getauft sind, und als jenen den Glauben zu erklären, die vielleicht dem Namen nach Christen oder Katholiken sind, aber ihren Glauben nicht verstehen. Wir haben die schwerwiegende Aufgabe, die Fülle der Botschaft CHRISTI von der Erlösung anderen zu bringen. „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ rief Paulus aus (1 Kor 9,16).  Weh uns, wenn wir nicht bis zur Grenze unserer Möglichkeiten das Gleiche tun.

Kurz vor seinem Leiden hat CHRISTUS Seine zweite Ankunft am Jüngsten Tag vorhergesagt. Er beschrieb, wie dann die Menschheit in zwei Gruppen geteilt wird: Jene zur Rechten sind dazu berufen, das Himmelreich zu besitzen, das ihnen vom Anfang der Welt an bereitet wurde. Zu jenen auf der linken Seite wird der Erlöser sagen: „Weg von mir!“ und sie werden in ihre ewige Strafe eingehen.

Bei der Auslegung dieser Prophetie sagen die Kirchenväter etwas, was nicht offensichtlich zu sein scheint. Wir werden letztlich beurteilt nach der Praxis unserer Nächstenliebe in der Begegnung mit der Not anderer. In unserem Erdenleben müssen wir den Hungrigen zu essen, den Durstigen zu trinken geben, die Nackten bekleiden und die Kranken und Einsamen besuchen. Was aber sind die größten Nöte der anderen, denen wir abhelfen sollen? Sind es die körperlichen Nöte? Nein!

Der quälendste Hunger ist der Hunger des Geistes nach der GÖTTlichen Wahrheit. Der schrecklichste Durst ist der des menschlichen Herzens nach der Liebe GOTTES. Die elendeste Nacktheit ist die der menschlichen Seele, die sich sehnt danach, mit der Gnade GOTTES bekleidet zu werden. Und die verzweifeltste Einsamkeit ist die des menschlichen Geistes, die sich nach der Nähe GOTTES sehnt.

Wir, die wir ohne unser eigenes Verdienst Zugang zu all diesen übernatürlichen Reichtümer haben, dürfen unseren Besitz nicht für uns selber horten. Entweder wir teilen unseren Reichtum mit anderen oder wir werden nicht ins Himmelreich kommen. Das Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus trifft mit Donnerhall auf uns zu:

Wir sind dieser reiche Mann, die wir das Übermaß von GOTTES Güte zur Verfügung haben in unserem katholischen Glauben. Wir sind von Lazarussen umgeben, die Hunger haben und die auf einen kleinen Rest von unserer reichen Festtafel hoffen. Unser ewiges Schicksal hängt davon ab, wie klar wir die Anwen­dung dieses Gleichnisses auf unser Leben erfassen.

Von unserer Glaubensgrundlagen her wissen wir, dass wir schon beim Versuch, unser ent-christlichtes Land zu re-evangelisieren, beten müssen, dass wir in Heiligkeit wachsen müssen, und dass wir auch das Kreuz umarmen müssen. Gebet, Heiligkeit und die Liebe zum gekreuzigten CHRISTUS sind das Grundgestein für jede wirksame Evangelisierung.

Es gibt ein Sprichwort der christlichen Weisheit, das an dieser Stelle zitiert werden muss: „Niemand kommt allein in den Him­mel. Entweder wir helfen einander, in den Himmel zu kommen, oder wir selber werden nicht hineinkommen.“«

 

 

In Kürze

 

Kritik an obligatorischer Schulsexual„erziehung“ im vatikanischen L’Osservatore Romano

Rom. Die Kritik des amerikanischen Erzbischofs Timothy Dolan an einer Verordnung der Stadt New York zu verpflich­tendem Sexualkundeunterricht nahm die vatikanische Tages­zeitung „L’ Osservatore Romano“ (OR) vom 31. August 2011 zum Anlass eines eigenen kritischen Artikels, verfasst von Lucetta Scaraffia. Bemerkenswert: Die italienische Historikpro­fessorin, Journalistin und Mutter Scaraffia war in den siebziger Jahren militante Feministin und fand über das historische Interesse an den Heiligen Rita von Cascia und Teresa von Avila zum katholischen Glauben zurück. Im Jahr 2008 erregte sie mit einem „Tabubruch“ Aufsehen, als sie in einem Artikel des L’Osservatore Romano den „Hirntod“ in Frage stellte.

In diesem Artikel auf der Titelseite der italienischen Ausgabe des OR berichtet Scaraffia von der Verordnung des Leiters des Schulamtes von New York, wonach im neuen Schuljahr für 11- bis 18-Jährige die Teilnahme an mindestens einem Semes­ter Sexualkundeunterricht verpflichtend sein sollte. Der Bürgermeister Boomberg hatte das initiiert in der Absicht, das Leben schwarzer und lateinamerikanischer Teenager zu verbessern. Um eine religiöse Kontroverse zu vermeiden, sollte unter den Methoden der Empfängnisverhütung auch die Enthaltsamkeit aufgeführt werden und die Lehrer sollten über die Sexualität mit mehr Vorsicht sprechen. Doch Erzbischof Dolan kritisierte diese Initiative, weil damit „das öffentliche Schulsystem das Recht der Eltern, ihre Kinder in Über­einstimmung mit ihren Überzeugungen und Werten zu erziehen“, an sich reißen würde.

„Wieder einmal“, so kommentiert Scaraffia, „wiederholt sich, was schon in vielen Ländern unternommen wurde. Der Staat verordnet eine verpflichtende SchulSE und die katholische Kir­che wendet sich dagegen und erweckt das Bild einer obskuren Macht, die grausam ist und kein Mitleid kennt gegenüber den ungewollten Schwangerschaften und Erkrankungen junger Menschen. Doch dem ist nicht so.“

Es sei nicht zu verstehen, warum öffentliche Einrichtungen in den westlichen Ländern „noch immer ein magisches Ver­trauen in die Wirksamkeit der Sexualerziehung haben“. Nach vielen Jahren solcher verhütungsorientierter Programme sei in vielen Ländern, z. B. Großbritannien, offenkundig, dass Jungen und Mädchen weiterhin früh „ungeschützten“ Ge­schlechtsverkehr hätten und dass sich die Zahl von Schwan­gerschaften und Abtreibungen bei Heranwachsenden verviel­facht habe. Es sei inzwischen klar, dass es nicht genüge, den Gebrauch von Verhütungsmitteln zu erklären, um diese Tragödien zu vermeiden. Das Problem liege davor, bei der Erziehung und im Zusammenbruch der Familie. Scaraffia sieht Italien, das die obligatorische SchulSE so nicht hat, hier besser dran; das Risiko von sexuell übertragbaren Krankheiten und frühen Schwangerschaften sei geringer, weil „die Eltern die Kinder nicht mit einer Schachtel von Verhütungsmitteln sich selber überlassen“ würden als einziges Mittel gegen die Leidenschaften und Versuchungen. Dazu trage auch bei, dass die Kirche beständig lehre, „dass geschlechtliche Beziehungen viel mehr sind als nur eine Art vergnügliches Spiel auf ungezügelte, risikofreie Weise“. Die Kirche sehe das ge­schlechtliche Leben als „einen besonders bedeutenden Aus­druck menschlicher und geistlicher Reife“, als grundlegende Lebensentscheidung für die Gründung einer Familie, in der die Zeugung neuen Lebens eines der wichtigsten Ziele sei, auf die man sich mit Ernst vorbereite. Die Kirche lehre die Achtung vor dem eigenen Leib und lehne die Banalisierung der Geschlecht­lichkeit zum Genuss und zur narzistischen Befriedigung ab, bei der nur die damit verbundenen Gefahren vermieden werden sollten. Junge Menschen würden bekanntermaßen oft von Risiken angezogen, die sie nur vermieden, wenn ihnen die Gründe für ein anderes moralische Verhalten nahegebracht würden.

Für zerrüttete Familien sei es natürlich sehr schwierig, eine Sexualmoral weiterzugeben, die von den Eltern oder dem Umfeld, in dem die Kinder leben, gar nicht gelebt werde. Daher halte man es für leichter, alle Formen von Moral abzuweisen und das Problem der Schule zu überlassen, die wiederum moralische Erziehung durch technische Information er­setze. Scaraffia fasst zusammen, man wolle ruinöse Ergeb­nisse bewusst nicht sehen. Was geschehe, sei der Versuch einer Lösung mit nutzlosen und gar schädlichen Schulpro­grammen. Doch „das tatsächlich zugrunde liegende Problem wird gar nicht angesprochen: die auf der ganzen Linie gescheiterte Utopie einer sexuellen Revolution und der daraus folgende Zusammenbruch der ersten Institution für die moralische Erziehung, der Familie.“

100-Jahr-Feier der Geburt der verehrungswürdigen Anne de Guigné

Annecy – Cannes/Frankreich. Der Rundbrief der „Amis d’Anne de Guigné“ (Quai d’Orsay 91-93, 75007 Paris) vom September 2011 berichtet über Feiern zum 100. Geburtstag der „kleinen Anna“. Vom 14. bis 16. Januar hatten „Anna-de-Guigné-Tage“ in Paris stattgefunden (mit dem Pariser Weihbischof Mgr. de Moulins-Beaufort und dem emeritierten Kurienkardinal Paul Poupard, vgl. die Ansprache in der Rubrik „Bischofswort“ S. 16), im Februar nahe dem Geburtsort Annes, Annecy. Am 25. April (Ostermontag), dem eigentlichen Ge­burtstag des heiligmäßigen Kindes, waren die Feierlichkeiten in Cannes – wo sie am 14.1.1922 verstarb. Ein Kolloquium im Haus der „Famille Missionaire de Notre-Dame“ vertiefte die Erkenntnisse über das geistliche Leben von Anne und ließ den Platz, den Kinder in der Gemeinschaft der Heiligen einnehmen können und sollen, besser verstehen. Dabei feierte der Gene­ralvikar Mgr. Balsa die hl. Messe, an die sich eine Thea­teraufführung „Anne und Thérèse“ anschloss, dem eine eucha­ristische Anbetung folgte. - Für den September wurde im Rund­brief auf eine Tagesveranstaltung in der Nähe von Moulins aufmerksam gemacht, bei der die Nichte der kleinen Anna, Catherine de la Tour du Pin, P. Guilmard von Solesmes, der Vizepräsident der Vereinigung „Enfance et Sainteté“ („Kindheit und Heiligkeit“) sowie Generalvikar P. Millet sprächen; die abschließende hl. Messe werde vom Bischof von Moulins, Mgr. Pascal Roland, gefeiert. – Das zeigt zu unserer Freude, dass die Verehrung der „kleinen Anna“ und die Beschäftigung mit ihrem Leben in Frankreich doch recht lebendig ist. - In der Vesper in Paris am 15. Januar hatte der dortige Weihbischof unter anderem das „Interesse der Kirche von Paris an der Gestalt von Anne de Guigné“ zum Ausdruck gebracht und die Anerkennung für das Bemühen, die „Botschaft sich zu eigen zu machen, die GOTT uns durch Anne geben kann“. Das „Geheimnis, das Ziel des christlichen Lebens“ sei es, „zu werden wie die Kinder“. Es sei „vielleicht das Schwierigste und gleichzeitig Größte“, denn es geht darum, nicht Kind zu sein, weil man nichts anderes sein könne, sondern „in freier Entscheidung ganz und voll Kinder GOTTES, unseres VATERS und Schöpfers zu sein, es zu lieben, in GOTTES Händen zu sein, Seine Töchter und Söhne zu sein.“

Aids-Prävention durch Kondome in der Ehe?

Rom. Mit der Frage des Kondomgebrauchs als Schutz vor Aids-Infektion bei Eheleuten befasst sich im „L’Osservatore Romano“ (deutsche Wochenausgabe, 12.8.2011) der Moral­theologe José Pérez-Soba von der Theol. Fakultät „San Damaso“ in Madrid bzw. vom Päpstlichen Institut Johannes Paul II. für Studien über Ehe und Familie in Rom. Er umreißt zunächst die medizinische Situation bezüglich der schrecklichen Krankheit“ (Aids), „die eine tödliche Bedro­hung darstellt“: Die Medizin habe Fortschritte gemacht; für jene, die Zugang zu Medikamenten haben, sei die Krankheit weitgehend unter Kontrolle und ihre Lebenserwartung merklich gestiegen. Auch die Möglichkeit der Ansteckung habe sich vermindert, besonders durch neue technische Maßnahmen, die bewirkten, „dass in der Mehrzahl der Fälle die von infizierten Müttern geborenen Kinder gesund zur Welt kommen können“. Dann führt Pérez-Soba an, dass der Kondomgebrauch beim einzelnen Akt zwar eine gewisse Wirkung in der Vorbeugung haben könne, aber keine absolute Sicherheit gewährleiste – „nicht einmal beim betreffenden Akt und noch weniger im Rahmen des gesamten Sexuallebens eines Ehepaares“. Von daher sei es also „unangemessen, den Gebrauch des Kon­doms als wirksames Mittel zur Vermeidung der Ansteckung zu empfehlen“; die zahlreichen öffentlichen Kampagnen hätten vielmehr das Gegenteil bewiesen: „Sie haben nämlich ein falsches Vertrauen genährt, dass es keine Gefahr mehr gäbe, und haben so das Infektionsrisiko vergrößert“. Es sei ein gravierender Irrtum, das Kondom als „Lösung für das Problem“ hinzustellen. Zur eigentlichen Frage unterstreicht der Moral­theologe dann die grundlegende Maxime, dass „ausgehend vom Licht der ehelichen Liebe jene Wege abzulehnen (sind), die diese Liebe zerstören“. „Ein mit dem Kondom voll­zogener Geschlechtsakt kann nicht als vollgültiger ehe­licher Akt angesehen werden, weil er absichtlich der ihm innewohnenden Sinngehalte beraubt wird“. Das Kondom verzerre den eigentlichen Vollzug und raube den „prokreativen Sinngehalt“ des ehelichen Aktes, zerbreche aber auch „die Bedeutung des ‚Ein-Fleisch’-Seins im Sinn der Ganzhingabe in bräutlicher Vereinigung“. Ein solcher Akt sei nicht wirklich „ver­einigend“ und moralisch „nicht im Vollsinn ehelicher Akt“. In der „anspruchsvollen Situation“, dass ein Ehegatte Aids-infiziert sei, könnten die Ehegatten daher im Einvernehmen „die Ent­scheidung treffen, sich aus Gesundheitsgründen der ge­schlechtlichen Beziehungen zu enthalten, wie es auch bei anderen Krankheiten der Fall ist“. Das Eheversprechen ent­halte die Verpflichtung, mit Hochherzigkeit zu antworten; in schwierigen Situationen müssten die Eheleute daraus „die notwendige Kraft beziehen, um die Wahrheit ihrer Berufung zu leben, indem sie auf die Gnade GOTTES vertrauen“. – Etwas unbefriedigend bleibt bei dieser Darlegung, dass der Autor es offenbar nicht als stringente moralische Verpflichtung sieht, den Ehegatten nicht dem Risiko einer Ansteckung mit einer nach wie vor tödlichen Krankheit aussetzen zu dürfen.

Hungerstreik – kein christlicher Weg

Hongkong. Eine Meldung der letzten Tage (www. katholisches.info 19.10.2011) besagte, dass der chinesische Kardinal Zen mittels Hungerstreik gegen ein Gerichtsurteil des Obersten Gerichts­hofes protestiert, das die Einschränkung der Entscheidungs­freiheit der Privatschulen und damit deren Gleichschaltung für rechtmäßig erklärt. Nicht berichtet wird, ob er diesen „Hunger­streik“ (nur Wasser und hl. Eucharistie“) befristet. In „Kirche heute“ 10/2011 befasst sich ein Artikel von Dr. Francois Reckinger mit der moraltheologischen Beurteilung solcher „Hungerstreiks“, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder auch von Christen, selbst von Priestern und Bischöfen, durch­geführt werden. Wenn er als befristet angekündigt und medi­zinisch überwacht wird, sei es eher als „Protestfasten“ zu bezeichnen; dieses verliere aber viel an seiner Wirkung als Druckmittel. Unbefristeter Hungerstreik aber sei ein Angriff auf das eigene Leben und damit schwer sündhaft, weil es unter keinen Umständen erlaubt sein kann, einen Unschuldigen direkt zu töten – auch nicht sich selber. Der Autor zeigt den Unterschied auf: Eine gegen das eigene Leben gerichtete Protestmaßnahme unterscheidet sich deutlich von der Opferbereitschaft, sich für andere mit dem Tod Bedrohte zur Verfügung zu stellen, wie beim hl. Maximilian Kolbe oder bei Geißelnahmen, wenn sich staatliche oder kirchliche Amtsträger selbst zum Austausch für die Opfer anbieten. Oder ähnlich beim Todesrisiko eines Feuerwehrmannes oder bei der Bereit­schaft, beim Untergang eines Schiffes einen der zu knappen Plätze in Rettungsbooten einem anderen zu überlassen. In all diesen Fällen wird der Tod, sofern er eintritt (was ja nicht von vornherein sicher ist), von Gewalttätern oder Naturgewalten herbeigeführt. Wenn ein Hungerstreikender aber sich in Todes­gefahr hungert, hatte er dies selber in der Hand. Reckinger verweist dann auf die „autonome Moral“, die keine „in sich schlechten“ Taten anerkennt, sondern die sittliche Beurteilung aller Handlungen nur von den Folgen her vornimmt; danach gelte z. B. Hungerstreik als denkbare Ausnahme vom Tötungs­verbot. Doch das kirchliche Lehramt, etwa in der Enzyklika „Veritatis splendor“ von Johannes Paul II., hält als authen­tische Lehre der Kirche fest, dass es menschliche Hand­lungen gibt, die „in sich schlecht“ genannt werden: „Sie sind immer und an und für sich schon schlecht, unabhängig von den… Absichten des Handelnden und den Umständen“ (VS Nr. 80). Und in „Evangelium vitae“ verkündete der Papst mit ganzer Autorität: Das Gebot „Du sollst nicht töten“ hat „absoluten Wert, wenn es sich auf den unschuldigen Menschen bezieht… Mit der Petrus und seinen Nachfolgern von CHRISTUS verliehenen Autorität bestätige ich… in Gemein­schaft mit den Bischöfen der katholischen Kirche, dass die direkte und freiwillige Tötung eines unschuldigen Men­schen immer ein schweres sittliches Vergehen ist“ (Nr. 57). Zu Recht drückt daher Dr. Francois Reckinger sein „Unbe­hagen“ aus, dass die Praxis der letzten Jahrzehnte anders aus­sieht, dass Hungerstreik von theologischer und bischöflicher Seite Unterstützung erfahren hat oder von Bischöfen selber durchgeführt wurde, oder auch dass sogar die Selbsttötung als Protestakt eines katholischen Bischofs in Pakistan 1998 mit einer öffentlichen Begräbnismesse des päpstlichen Nuntius fast so etwas wie Gußheißung erfahren hat. So entstehe der verwirrende Eindruck, dass die Lehre des obersten Lehramtes von der Lehrverkündigung der Kirche zurückgenommen werde.

 

PS: Vielleicht erklärt sich aus diesem Zusammenhang auch die unverständliche Gutheißung des sog. „Hirntodes“ seitens der Bischöfe – während selbst Wissenschaftler weltweit zugeben, dass ein „Hirntoter“ noch nicht tot ist, bestehen Bischöfe auf den Hirntodkriterien, als seien diese ein geoffenbartes Dogma.

Bischof Fürst, Rottenburg-Stuttgart, und Weihbischof Losinger, Ausburg, stimmten jüngst wieder voll ein in den moralischen Druck, der ausgeübt wird, um mehr Bereitschaft zur sog. Organspende zu bekommen (vgl. kath.net 11.10.2011). „Solidarität“ und „Nächstenliebe“ für Kranke werden als so positiv dar­gestellt, dass die Tötung der Organlieferer („Spender“) nicht zur Kenntnis genommen wird oder – bisher noch insgeheim - im Sinn der „autonomen Moral“ nicht „in sich schlecht“ und unerlaubt zu sein scheint. Auch andere Befürworter der „Organ­spende“ argumentieren immer wieder, diese sei doch von der Nächstenliebe her so christlich! Man darf anscheinend einen Menschen (zugegeben: häufig einen Sterbenden; aber es gibt ja auch Fälle, wo für hirntot Erklärte völlig gesundeten!) töten, um mit seinen Organen einem oder mehreren anderen Menschen eine begrenzte weitere Lebenszeit zu ermög­lichen.

KKK und Papst Benedikt XVI. aber sagen klar das Gegenteil: Eine Organspende „nach dem Tod“ sei verdienstvoll, doch es ist „sittlich unzulässig“, „den Tod eines Menschen direkt herbei­zuführen, selbst wenn dadurch der Tod anderer Menschen hinausgezögert würde“ (KKK 2296).

„Es ist jedoch nützlich, daran zu erinnern, dass die einzelnen lebenswichtigen Organe nur aus einer Leiche [‚ex cadavere’] entnommen werden dürfen, die außerdem die einzigartige Wür­de behält, die zu respektieren ist… (Es) muss jedenfalls im­mer als Hauptkriterium die Achtung vor dem Leben des Spenders gelten, da die Organentnahme allein erlaubt ist bei Verhandensein des wirklichen Todes.(Papst Benedikt XVI. November 2008)

Hormonelle Verhütung erhöht das HIV-Risiko

Hamburg. Spiegel Online berichtete kürzlich (5.10.2011: www. spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,789747,00.html) über eine Studie der University of Washington in Seattle, USA, mit 3790 Paaren aus sieben afrikanischen Ländern, bei denen einer der bei­den Partner HIV-positiv war. Ein Teil der Frauen erhielten Ver­hütungsmittel, und zwar mittels Hormonspritzen (Depotpräparat DMPA), wie angeblich rund 12 Millionen Frauen aus den südlichen Ländern Afrikas (das sind etwa 6 % der 15- bis 49-Jährigen) auf bequeme Weise verhüten. Doch dadurch scheint sich das Risiko einer HIV-Infektion zu verdoppeln: Ist die Frau gesund, der Partner aber HIV-positiv, wird sie selber häu­figer mit dem HIV-Virus angesteckt; ist sie selber HIV-positiv, ist die Gefahr größer, dass sie ihren gesunden Partner an­steckt. Die Gründe dafür sind wissenschaftlich noch ungeklärt.

Pille macht sexuell unzufrieden

Wien. Der ORF berichtet über eine andere Studie (12.10.2011: http:// science.orf.at/stories/1689039/) des Psychologen Craig Roberts von der University of Stirling, Großbritannien. Er hat heraus­gefunden, dass die Antibabypille – die dem Körper durch künstliche Hormonsignae eine Schwangerschaft vorgaukelt und dadurch das Schwangerwerden verhindert – das Wahl­verhalten bei der Partnersuche verändert und Frauen in späte­ren Beziehungen tendenziell sexuell unzufrieden macht. Sei­ne Empfehlung: „Wenn eine Frau heiraten will, sollte sie einige Zeit auf eine nichthormonelle Verhütungsmethode umsteigen. Das könnte ein Weg sein festzustellen, ob sie ihren Partner auch nach der Heirat attraktiv findet.“

Kommentar: Das alles zeigt, wie verirrt dieses ganze Denk- und Verhaltensschema ist. Wer den natürlichen und christ­lichen Weg geht, bis zur Ehe enthaltsam zu leben, jungfräulich in die Ehe zu gehen, hat all das nicht nötig!

Die wirklichen Täter: Repräsentative Studie zu Fällen sexuellen Missbrauchs

Hannover. Über die Ergebnisse einer groß angelegten Studie zum Thema Kindesmissbrauch in Deutschland berichteten Medien am 18. Oktober (vgl. www. sueddeutsche.de/panorama/studie-zu-sexuellem-missbrauch-wer-die-taeter-sind-1.11675; kath.net 19.10.2011). Seit 1992 sei sexueller Missbrauch stark zurückgegangen, berichtet Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungs­instituts Niedersachsen, das die Studie durchgeführt hat. Sie räumt auch mit Vorurteilen auf, die sich etwa in der öffentlichen Debatte des Vorjahres um Missbrauchsfälle in kirchlichen Ein­richtungen zeigten.

Rund 11.500 Menschen zwischen 16 und 40 Jahren waren im Frühjahr 2011 anonym befragt worden. Hatten sich 1992 8,6% der Frauen und 2,8% der Männer an „mindestens eine Körpererfahrung“ in Form von sexuellem Missbrauch während ihrer Kindheit erinnert, seien es jetzt 6,4% der Frauen und 1,3% der Männer. Als Grund wird die höhere Bereitschaft der Opfer genannt, Täter anzuzeigen.

Bemerkenswert die benannten Tätergruppen. Danach kam ein großer Teil der Täter aus dem näheren Umfeld: 12,6% Onkel, 11,7% Stiefvater oder Partner der Mutter, 10,3% Vater, 10,3% sonstige männliche Verwandte, ferner 33,5% männliche Bekannte, 1,0% weibliche Bekannte und 14.4% Freunde der Familie; 23,3% machten männliche Unbekannte und 2,2% weibliche Unbekannte aus. Nur eine einzige Befragte benannte einen Priester als Täter (doch auch der ist einer zu viel!). Die Autoren der Studie erklären: Vergehen von Geistlichen lägen meist 35 Jahre zurück, in jüngerer Zeit waren sie seltener (d. h. das Jahrzehnt nach 1968!).  Laut Pfeiffer ist der Missbrauch vor allem in den Familien zurückgegangen.      

 

 


 

 

Vorwort der FMG-INFORMATION 104

 

Liebe Freunde und Mitarbeiter, verehrte Leser und Förderer!

Sehr geehrte Abgeordnete, hochwürdigste Bischöfe!

 

Als katholische Christen, die wir im Freundeskreis Maria Goretti e. V. von unserem Glauben her eintreten für die Würde des Men­schen, für sein Recht auf Reinheit, auf keusches Aufwachsen, für sein Recht, die christliche Wahrheit gelehrt zu bekommen und darauf antworten zu können, sehen wir im Fest CHRISTKÖNIG – dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, 2011 am 20. November, – eine tiefe Aussagekraft. Das Fest stellt uns CHRISTUS vor Augen als den Herrn der Geschichte. Er ist die zweite Person der heiligsten DREI­FALTIGKEIT, GOTT von GOTT, durch den alles geschaffen ist, und der Richter, vor dem jeder am Ende seines Lebens stehen wird, um Rechenschaft zu geben.

    Und doch begann das ganz schlicht, einfach, im Verborgenen, als Maria auf die Botschaft GOTTES durch den Engel ihr Jawort gab: „Ich bin die Magd des HERRN“. Künstler vieler Jahrhunderte haben diesen Moment zum Leben erweckt, haben in die Darstellung ihre Kraft und Zeit und ihren Genius gegeben – wie Martin Schongauer mit unserem Titelbild. Menschliches Können voll gläubiger Demut.

    GOTT, der uns in Seinem menschgewordenen SOHN Sein Antlitz voll Erbarmen zuwendet, hat Seiner Schöpfung, insbesondere dem Menschen, auch ein Gesetz, einen Plan, eine Wahrheit eingestiftet. In CHRISTUS ist diese Wahrheit vollkommen verwirklicht. Wenn der Mensch ihr entspricht, kommt er zu seiner besten Entfaltung, zu seiner wahren Freiheit, zur authentischen Selbstverwirklichung.

„Freiheit braucht Rückbindung an eine höhere Instanz“, so drückte es Papst Benedikt XVI. im deutschen Bundestag aus. Denn „die eigentliche Gewähr unserer Freiheit“ ist es, dass sie Werte achtet, die nicht menschliche Erfindung sind und menschlicher Will­kür, menschlicher Manipulierbarkeit und Um-Erfindung ausgesetzt sind.

 Der Zeitgeist unserer Tage, der sich auf die Autonomie des Menschen soviel einbildet, der sein Können mit Hochmut auslebt, er ruft beständig nach Toleranz und wird doch zunehmend intoleranter gegen jene, die an CHRISTUS als Ursprung, Mitte und Ziel des menschlichen Lebens glauben und diesen Glauben anderen bezeugen wollen.

„Die heutige Welt braucht Menschen, die verkünden und davon Zeugnis geben, dass es CHRISTUS ist, der uns die Kunst zu leben, den Weg zur wahren Glückseligkeit lehrt, weil Er selber der Weg des Lebens ist“, so sagte Papst Benedikt XVI. kürzlich in einer An­sprache in Rom vor einem Kongress zur Neuevangelisierung.

 Wir nehmen mit Schmerz so viele Ungereimtheiten und Irrwege in der heutigen Politik, in der ganzen Gesellschaft, auch in Bereichen der Kirche in unserem Land wahr. Manche Beiträge in diesem Heft müssen das aufzeigen. Es sind Wunden, die nach Heilung rufen; es ist Schuld, die sich nach Umkehr und Vergebung sehnt; es ist Unsicherheit, Irrtum, Falschheit, die die Wahrheit brauchen. All das bedrückt, entmutigt, macht krank. Die Ausrichtung auf den CHRISTKÖNIG, der durch das Jawort der Frau (vgl. Gal 4,4) zu uns kam,. ermutigt, richtet auf, gibt Hoffnung.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr FREUNDESKREIS MARIA GORETTI e. V., München

 

 

 

 

 

         Nachruf auf Frau Dr. Rita Stumpf, 1. Vorsitzende des FMG

 

Am Fatimatag, den 13. Oktober 2011, verstarb in der Nähe von München Frau Dr. Rita Stumpf, geb. Wild, im Alter von 87 Jahren.

Sie stammte aus einer gläubigen, kinderreichen Familie, die die nationalsozialistische Bedrängnis des katholischen Glaubens und die Leiden des Krieges in Frankfurt/Main durchlebte und später nach München zog. Hier vollendete die Verstorbene ihr Medizinstudium und war als Ärztin in verschiedenen Krankenhäusern tätig. In München hatte sie sich nach dem Krieg in der katholischen Jugend engagiert. Nach ihrer Verheiratung arbeitete sie nicht mehr als Ärztin, um für ihre Familie da zu sein. Sie wirkte mehrere Jahre in der katholischen Eheberatung, hielt immer wieder Vorträge für Jugendbildung, engagierte sich für den Schutz des ungeborenen Lebens und war auch Mitglied im ersten Pastoralrat der Erzdiözese München-Freising.

Bei der Gründung des Freundeskreises Maria Goretti e. V. 1976 übernahm sie die Aufgabe der ersten Vorsitzenden und setzte sich mit ihrer Kraft für die Arbeit und die Ziele des FMG ein – unter anderem auch in Vorträgen und Diskussionen und – bis in die letzten Jahre hinein – in Leserbriefen.

Dr. Rita Stumpf war eine tiefgläubige katholische Frau und Mutter, die von der Kraft des Gebetes überzeugt war und die Krankheiten und Leiden der letzten Jahre in opferbereiter Hingabe trug. Das Wort „Dilexit ecclesiam“ („sie liebte die Kirche“) auf ihrem Sterbebildchen fasst ihre Glaubenstreue und ihre Einsatzbereitschaft treffend zusammen.

Der FREUNDESKREIS MARIA GORETTI e. V. hat ihr Vieles zu danken. Der DREIFALTIGE GOTT möge ihr in Seinem reichen Erbarmen alles lohnen mit der Teilhabe an Seiner Lebensfülle!

 

 

 

   


 

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