(FMG-INFORMATION 103, August 2011)

 

Verborgene Siege

Fr. Paul Check, Direktor von „Courage“,

über das Apostolat für Männer und Frauen mit gleichgeschlechtlicher Neigung, die keusch leben möchten

 

Schon mehrfach in den vergangenen Jahren berichteten wir von der amerikanischen katholischen Homosexuellen-Vereini­gung „Courage“ (INFO 29 S. 15, INFO 48 S. 28, INFO 52 S. 42, INFO 60 S. 48, INFO 64 27ff, INFO 75 S. 20, INFO 79 S. 23, INFO 85 S. 29f). Diese von dem Moraltheologen P. John Harvey OSFS im Auftrag von Kardinal Terence Cook, dem damaligen Erzbischof von New York, gegründete und lange Jahre geleitete katholische seelsorgliche Initiative, die Mitglieder rund um die Welt hat (allein in den USA 102 Untergruppen), ist ganz an der Lehre der katholischen Kirche orientiert. Diese Vereinigung „Courage International“ [auch „EnCourage“ als Angebot an Angehörige von Homosexuellen] darf nicht verwechselt werden z. B. mit einer 1999 in Österreich gegründeten, von einem „Österreichischen Institut für Beziehungs- und Sexualforschung“ getragenen, staatlich geförderten Beratung für gleichgeschlechtliche und Transgender-Lebensweisen, die diesen Namen „Courage“ benutzt. Denn die von P. Harvey gegründete Bewegung ist bewusst ein Apostolat, das zu einem keuschen Leben nach der Lehre der Kirche ermutigt (vgl. www. couragerc.net; Anschrift: Courage International, Inc., 8 Leonard Street, Norwalk, CT 06850; E-Mail: NYCourage @ aol.com).

Der Nachfolger des am 27.12.2010 verstorbenen P. Harvey als Leiter von „Courage“ ist Fr. Paul Check, Priester der Diözese Bridgeport, Connecticut. Er gab anlässlich des 30-jährigen Bestehens von „Courage“ Jim Graves von „The Catholic World Report“ im Dezember 2010 ein Interview unter dem Titel „Hidden Victories“ („Verborgene Siege“) (vgl. auch http:// www. couragerc.org/ Courage_Apostolate/Courage,_CWR.pdf), aus dem wir im Folgenden wesentliche Passagen in privater Übersetzung wiedergeben.

 

Auf die Frage nach der Arbeitsweise des Courage-Apostolates und nach der Kontaktaufnahme antwortete Father Check:

»Es ist hinlänglich bekannt, dass die kirchliche Lehre bezüglich homosexueller Aktivitäten, einschließlich der gleichgeschlecht­lichen Ehe, ein klares und direktes „Nein“ beinhaltet. Aber dieses „Nein“ ist eingebettet in ein größeres „ja“ zur Natur des Menschen an sich und zu seiner Würde, zu dem, was gut, wahr und schön ist und – natürlich – zu CHRISTUS selbst.

Das Courage-Apostolat versteht sich als mütterliche Sorge von Seiten der Kirche für Menschen, die einem einzigartigen Kampf ausgesetzt sind, der oft schwierig und quälend ist, und die konkrete und praktische Wege wissen wollen, wie die Gnade CHRISTI und Seines Kreuzes auch für sie verfügbar ist. Dies ist ein Teil des Charismas von Courage, und so war es auch im Herzen unseres Gründers Kardinal Cooke. Es ist der Wunsch, die Sorge und Liebe der Kirche für eine Gruppe von Menschen, die sich oft isoliert fühlt, auszudrücken. Ich sage nicht nur einsam, sondern isoliert. Sie sind unsicher, wo sie eine Hilfe erhalten können, die sich wirklich für sie interessiert und ihnen Liebe entgegenbringt. Die Kirche tut es.

Der (oder die) Einzelne nimmt Kontakt mit der örtlichen Nieder­lassung von Courage auf und trifft sich mit dem Kaplan, der von seinem Bischof beauftragt ist, ein geistlicher Vater und Moderator der Gruppe zu sein. Der Betroffene wird herzliche Aufnahme finden und kann seinen Wunsch, der Gruppe beizutreten, persönlich besprechen. Unter unseren Mitgliedern gibt es ein breites Spektrum hinsichtlich der Intensität ihrer homosexuellen Anziehung bzw. Neigung. Manche haben Gefühle und Gedanken, die sie bisher noch nie verwirklicht haben. Man mag dies das ‚milde Ende’ des Spektrums nennen. Andere hingegen hatten feste Partner und lebten jahrelang den so genannten Schwulen-Lebensstil. Übrigens verwenden wir ‚homosexuell’ nicht als Substantiv [d h. „Homosexueller“], weil man den Betroffenen damit Unrecht tut, indem man ihre ganze Identität auf das sexuelle Verlangen hin reduziert[1].

Wir heißen neue Mitglieder willkommen, wer immer sie auch sind; Vertrauen und Vertraulichkeit sind Merkmale des Aposto­lats. Uhrzeit und Ort des Treffens der Gruppe werden nie veröffentlicht. Diese Informationen werden neuen Mitgliedern an­geboten, nachdem sie die Möglichkeit hatten, mit dem Kaplan zu sprechen. In kirchlichen Publikationen sollte zwar auf die Existenz des örtlichen Courage-Apostolats hingewiesen wer­den, nicht aber auf spezielle Informationen wie Zeit und Orte der Gruppentreffen.

Denen, die sich uns anschließen, verhilft Courage zu einem keuschen Leben.

Sie lernen, was die Kirche lehrt und versammeln sich zu einem 12-Punkte-Programm, gestärkt durch das Gebet, die Sakra­mente und geistige Vaterschaft eines Priesters. Courage ist  nicht eine Stimme der Kirche in die Gesellschaft hinein, die ihre Ablehnung von homosexuellen Verbindungen ausdrückt, son­dern ist ausgerichtet auf einzelne Männer und Frauen, die keusch leben wollen.«

 

Fr. Check antwortete dann auf die Frage nach der Reaktion der „Schwulen-Szene“ auf Courage und nach der Lehre der Kirche:

»Es gibt da eine Menge Missverständnisse und Verwirrung ihrerseits über das, was wir machen. Sie empfinden schon die Gegenwart einer Courage-Gruppe als Bedrohung. Courage nimmt die Lehre der Kirche an, wie sie im Katechismus steht, dass gleichgeschlechtliche Neigung eine Unordnung darstellt und dass gleichgeschlechtliche Handlungen in sich im Wider­spruch stehen zum Wohl der menschlichen Person. Manche Menschen betrachten das als direkte Kampfansage – obwohl nicht beabsichtigt - an jene, die solch einen homosexuellen Lebensstil leben.

Die Kirche ist, wie Papst Paul VI. vor einigen Jahren sagte, Expertin in Menschlichkeit. Sie versteht, was es heißt, menschlich zu leben und zu handeln, zum Wohl und zur Zufriedenheit von Geist und Herz der menschlichen Person. Wenn sie im Besonderen auf den Bereich menschlicher Intimität schaut, fragt sie: Was ist ihr Zweck?

Nach einer Prüfung entsprechend der rechten Vernunft zieht die Kirche die Folgerung, dass die menschliche Intimität ange­legt ist für die Verbindung von Mann und Frau in einer dauern­den, ausschließlichen und fruchtbaren Weise. Die gegenseitige Ergänzung der Geschlechter und das lebenschenkende Potential der geschlechtlichen Intimität sagen uns, gegründet auf die menschliche Vernunft, welchen Zweck die Geschlecht­lichkeit hat.

Daraus entwickelt die Kirche eine klare, zusammenhän­gende und in sich stimmige Lehre bezüglich der mensch­lichen Liebe. Sie macht uns deutlich, dass gleichgeschlecht­liche Handlungen in sich im Widerspruch stehen zum mensch­lichen Wohl, ebenso wie Pornographie, Empfängnisverhütung, Selbstbefriedigung, Unzucht und Ehebruch.«

 

Fr. Check wird dann gefragt, ob Courage-Mitglieder anders­geschlechtliche Personen heiraten und erwidert, das sei kein Ziel von Courage, aber es gebe solche Fälle. In seiner eigenen Gruppe kenne er einen Mann, der seit vielen Jahren Mitglied sei und der mit einem guten Psychologen gearbeitet habe. Er habe geheiratet, seine Frau wisse um seine Umstände und der Hochzeit seien lange Gespräche vorausgegangen. Der Mann komme nach wie vor zu den Courage-Treffen.

 

Die nächsten Ausführungen antworten auf die Frage nach den gewöhnlichen Probleme von Courage-Mitgliedern.

»Genau wie unser HERR im Evangelium behandeln die Kirche und das Courage-Apostolat jede Person als eine einzigartige Persönlichkeit. Wir wollen verstehen, warum dieser Mann oder diese Frau solche eine gleichgeschlechtliche Neigung hat und woher diese Neigung kommt.

Über den Bereich der psychologischen Wissenschaften hinaus bietet die Kirche eine theologische Überlegung an. Der Katholische Katechismus gebraucht das Wort „ungeordnet“. Die Kirche missachtet keineswegs die Arbeit der psycholo­gischen Wissenschaften, die entsprechend einer geeigneten Anthropologie durchgeführt wird, aber der Ausdruck „nicht in Ordnung“ zeigt, dass etwas im Widerspruch zur mensch­lichen Natur steht. Deswegen ist es sowohl richtig als auch der Liebe entsprechend, darüber nachzudenken, was getan werden müsste, um das Verlorene wiederherzustellen.

Das heißt: Wenn wir mit unseren Mitgliedern darüber reden, entdecken wir, dass es Dinge in ihrer Vergangenheit gibt, die dazu neigen sich zu wiederholen.

Das Erste ist, dass es eine gewisse Entfremdung, Schwierig­keit oder Spannung zwischen einem Sohn und seinem Vater gibt. Jeder Junge wünscht in seinem Herzen, seinem Vater zu gefallen, männliche, mannhafte Dinge von seinem Vater zu lernen, von ihm angenommen zu werden und für ihn Ursache für Stolz zu sein. Wenn irgendetwas diesem Wunsch ent­gegensteht oder ihn hemmt, dann kann ein Junge ein Gefühl von Verlust oder Leere  empfinden. Das ist verständlich. Das mag nur eine Wahrnehmung auf der Seite des Sohnes sein. Viele gute Väter haben einen langen Arbeitstag zu bewältigen, um ihre Familien zu versorgen. Ihre Abwesenheit von der Familie bedeutet auch nicht notwendigerweise einen Mangel an Liebe. Aber ein junger Mann mit einem empfindsamen Tempe­rament mag das so empfinden.

Etwas Zweites, das sich zu wiederholen scheint, ist die Situ­ation einer Mutter, die mit übermäßigem Gefühl am Leben ihres Sohnes Anteil genommen hat, so dass das Mutter-Sohn-Ver­hältnis verzerrt wurde. Ich deute nicht irgendetwas Sexuelles an, sondern eine emotionale Anteilnahme, die die Entwicklung seines männlichen Charakters behinderte. Obwohl wir als männlich oder weiblich geboren werden, erwerben wir uns eine männliche und weibliche Persönlichkeit und Charaktereigen­schaften, die auf einer Reihe von Faktoren beruhen. Zu den wichtigsten dieser Faktoren gehört, wie unsere Väter unsere Mütter lieben, und wie unsere Mütter unsere Väter lieben. Danach folgt das Verhältnis zwischen Eltern und Kind, dann das Verhältnis zwischen Geschwistern, Gleichaltrigen und Freunden. Wenn irgendetwas davon entstellt ist, kann das zu einem Risikofaktor werden im Bezug auf eine gleichgeschlecht­liche Neigung.

Eine dritte Situation, die sich bei unseren Mitgliedern zu wie­derholen scheint, ist ein sexuelles Trauma. In vielen Fällen ist ein junger Mann oder eine junge Frau mit gleichge­schlechtlicher Neigung grob oder gewaltsam in die mensch­liche Intimität eingeführt worden. Das kann eine Wunde hinter­lassen, so dass eine Verwirrung über die eigene Geschlecht­lichkeit entsteht.«

 

Fr. Check antwortet dann auf die Frage, wie eine Zusam­menkunft einer Courage-Gruppe sich üblicherweise ab­spiele, mit dem Hinweis auf ein „12-Schritte-Programm“, das der Gründer P. Harvey entwickelt hat, angelehnt an die zwölf Stufen der „Anonymen Alkoholiker“. Diese bildeten den Rahmen für die Gespräche. Stufe 1 zum Beispiel beinhalte das Eingeständnis, gegenüber der Homosexu­alität machtlos und überfordert zu sein. Dazu kämen theo­logische Überlegungen der Kirche:

»Wer wir sind als Kinder GOTTES. Wir benötigen Gnade; das Kreuz ist ein fester Bestandteil unserer Treffen. Der hl. Paulus sagt uns im Brief an die Kolosser (1,24): „Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib CHRISTI, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden CHRISTI noch fehlt.“

Wir müssen die Hoffnung aufrecht erhalten bei all unseren persönlichen Leiden und dem Kreuz, das unser HERR uns zu tragen erlaubt hat. Mit Seiner Gnade können wir es tragen zum Heil unserer Seelen, zur Ehre GOTTES und als Hilfe für andere. Deswegen sind das Gebet und die Sakramente, insbesondere die heilige Eucharistie und das Bußsakrament, Teil von Courage.

Courage bietet auch den Mitgliedern brüderliche Unterstützung und Ermutigung an, damit sie beharrlich bleiben, sich besser verstehen und sich nicht isoliert fühlen. Die Mitglieder bieten sich gegenseitig Liebe und Ermutigung an, die wir benötigen, um in der Tugend zu wachsen.«

 

Die Frage nach Erfolgen unter den Mitgliedern von „Courage“ bejaht Fr. Check:

»Viele Mitglieder legen auf Courage-Konferenzen Zeugnis ab über die Veränderung in ihrem Leben. Wir haben im Sommer gerade unsere jährliche Konferenz abgehalten. Wir hatten 300 Teilnehmer, einschließlich vieler Priester und dreier Bischöfe. Wir hören viele wunderbare Geschichten von Bekehrungen bei solchen Zusammenkünften. Darüber hinaus erzählen viele Mitglieder auch über die Fortschritte, die sie in der letzten Woche gemacht haben, wenn sie sich in ihren privaten Gruppen treffen. Wir hören auch von Eltern von offen homosexuell lebenden Kindern, die ausharrten, oft viele Jahre lange – hoffend, wartend und darum betend, dass ihre Söhne oder Töchter wieder zu CHRISTUS und zur Kirche zurück­kehren. Dies sind dann oft verborgene Siege im Mystischen Leib CHRISTI – verborgen, aber dennoch sehr real. Sie geben anderen Hoffnung in ihrem Ringen, dass die Gnade sie zu einer tieferen Herzensverbundenheit mit dem HERRN verwandeln kann. Denn deshalb kam CHRISTUS in die Welt: nicht für die Gesunden, sondern für die Kranken (vgl. Mk 2,17).«

 

Dann wird nach den Hilfen zur Tugend der Keuschheit gefragt:

»Die Keuschheit ist eine Tugend aus dem Bereich der Mäßigung. Die Keuschheit regelt das sexuelle Verlangen. Ihr Zweck ist, wie bei allen moralischen Tugenden, uns dabei zu helfen, eine bestimmte Stufe der Selbstbeherrschung zu erreichen, die die Selbsthingabe erst ermöglicht.

Man hört oft von der Keuschheit, sie sei drückend, doch eigentlich zielt sie direkt auf den Frieden des Geistes und des Herzens eines Menschen und gibt wahre Freiheit. Keine Freiheit im Sinne der Nachgiebigkeit gegenüber sich selbst, sondern eine Freiheit, die auf Großzügigkeit und Selbstverges­senheit [Nicht-Egozentrik] zielt. Keuschheit gibt uns die Fähigkeit, in einer herzensreinen, großzügigen und selbst­vergessenen Weise zu lieben.

Als Vorbereitung darauf müssen wir die Tugend der Keusch­heit schützen. Wir müssen unsere Sinne vor Dingen wie Pornographie bewahren. Dies ist in unserer Gesellschaft schwierig, denn Pornographie ist überall – man kann sehr leicht und anonym dazu Zugang erhalten. Wir müssen deshalb damit vorsichtig sein, was wir durch Internet oder Fernsehen auf­nehmen. Pornographische Bilder brennen sich leicht in Geist und Herz ein  und können für eine lange Zeit bleiben.

Darüberhinaus müssen wir die Art und Weise, wie wir mitein­ander sprechen, in Ordnung bringen. Wir müssen auch acht­geben, welche Art von Musik wir hören. Solche Vorsichts­maßnahmen bereiten den Weg für Großzügigkeit und Selbst­hingabe.

Aber Keuschheit ist mehr als Enthaltsamkeit, mehr als sich gerade mal nicht in falscher Weise in den Bereich der Sexu­alität zu wagen. Die Tugend der Keuschheit ist Selbstbeherr­schung, die zur Selbsthingabe führt. Mit den Worten eines Moral-Philosophen: „Wir sind glücklicherweise unvollständig.“ Wir finden, wie Papst Johannes Paul II. sagte, erst zu uns selbst in der aufrichtigen Selbsthingabe. Wir sind geschaffen für die anderen. Und die Keuschheit, als Teil der Tugend der Mäßigung, ist wesentlich für die Art von Freundschaft und Liebe, die unsere menschliche Natur und unser Schöpfer beabsichtigen.«

 

Die Frage, ob für Menschen, die sich aus dem homo­sexuellen Lebensstil lösen möchten, Freundschaften mit Personen des gleichen Geschlechts, die kein Problem mit homosexueller Neigung haben, hilfreich seien, bejaht Fr. Check.

»Es ist eines der Ziele von Courage, keusche Freundschaften zu fördern. Solche Freundschaften sind notwendig für einen jeden von uns, um in der Tugend zu wachsen und jene Form von Erfüllung zu spüren, die aus der Fähigkeit entspringt, einem anderen Zeit, Ideen, Energie oder sein Herz schenken zu können.

Solche Freundschaften können denen, die mit ihrer gleich­geschlechtlichen Neigung ringen, helfen, nicht die Hoffnung zu verlieren – sogar wenn sie immer wieder fallen. Der heilige Paulus sagte: „Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Röm 5,20). Wir müssen immer glauben, dass die Kraft der Liebe und des Erbarmens GOTTES die Kraft der Sünde weit übertrifft.

Dies geschieht allerdings nicht mechanisch. Unser HERR kam zu Maria und fragte nach ihrem Einverständnis, so wie Er jeden von uns fragt. Er will, dass wir mit Seiner Gnade mitwirken. Aber Er ist so gütig, dass Er Seine Weise nicht irgendeinem Geist und Herzen aufzwingt.

Erinnern Sie sich an das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Wenn wir unseren Geist und unser Herz GOTT zuwenden – sei es auch im Verborgenen oder auch nur bruchstückhaft –, so schenkt Er uns Seinen Beistand. Menschen mit gleichge­schlechtlicher Neigung sollten daher nie die Hoffnung verlieren. Es gibt viele gute Leute in Courage und in der Kirche, die Hilfe leisten möchten. Wenn sie nicht nachlassen, diese Hilfe anzu­nehmen, wird die GÖTTliche Gnade hinzukommen.«

 

Die Schlussfrage zielt darauf, ob die Propagierung der „Homo-Ehen“ in den Massenmedien dem „Courage“-Apostolat Schwierigkeiten bereitete. Fr. Check erwidert darauf, dass sich Courage nicht politisch betätige, sondern auf den Einzelnen konzentriere. Doch gebe es eine gewisse Spannung, weil „Courage“ nicht überall gern gesehen werde. Man sei sich dieses kulturellen Klimas wohl bewusst, doch die Absicht von „Courage“ sei es, »CHRISTUS und der Kirche treu zu sein.« Man vertraue darauf, dass die Lehre der Kirche über die menschliche Geschlechtlichkeit wahr sei, und man sei Priestern und Bischöfen dankbar, die sich klar äußerten.

 

 

 

Die „Magna Charta“ der Frauenrechte

 

„Lay Witness“, die Zeitschrift von „Catholics United for the Faith“, gibt in der Ausgabe vom Januar/Februar 2011 einen Text des im Jahr 2000 verstorbenen amerikanischen Jesuiten P. John A. Hardon SJ wieder. Hardon, dessen Seligsprechung angestrebt wird, war ein ausgezeichneter Theologe und produktiver katechetischer Redner und Autor (vgl. www. mariancate­chist.com). Der in unserer Übersetzung abgedruckte Beitrag spricht von der Würde der Frau im Kontext der sakramentalen Ehe und von der Bedeutung der Eheenzyklika Paul’ VI. „Humanae vitae“.

 

»Ich zögere nicht zu behaupten, dass das fundamentalste Recht, das eine Frau respektiert und geschützt sehen will, ihr Recht zu lieben und geliebt zu werden ist.

Humanae Vitae garantiert meiner Ansicht nach dieses grundlegende Recht der Frau mit solcher Klarheit und Autorität, wie es von niemandem zu erwarten gewesen wäre, wenn nicht vom sichtbaren Oberhaupt der katholischen Kirche.

Wie garantiert Humanae Vitae dieses Recht einer jeden norma­len Frau, zu lieben und geliebt zu werden, wie es ihre tiefsten Instinkte natürlicherweise verlangen? Indem es in der deut­lichsten Sprache erklärt, welche Art von Liebe eine verheiratete Frau sich wünscht, ohne die ihre tiefe Sehnsucht, Zuneigung zu geben und zu empfangen, unbeantwortet bleibt.

Diese Liebe, sagt Humanae vitae, ist vor allen Dingen voll­kommen menschlich. Mit anderen Worten: Sie ist eine Liebe, die mehr ist als nur ein natürlicher Instinkt oder ein emotionaler Antrieb. Sie ist auch und vor allem ein Akt des freien Willens. Sie ist eine Liebe, die nicht nur in den Freuden und Sorgen des alltäglichen Lebens standhält, sondern auch eine Liebe, die wächst, so dass Mann und Frau gewissermaßen ein Herz und eine Seele werden und zusammen ihre menschliche Erfüllung erreichen.

Diese Liebe, nach der sich eine Frau so tief sehnt, ist zweitens eine totale Liebe. Sie ist eine ganz besondere Art von persön­licher Freundschaft, in der ein Mann und eine Frau alles teilen, wobei sie keine unvernünftigen Ausnahmen zulassen oder nur an ihre eigenen Interessen denken. Eine Frau möchte sich ganz hingeben und will ganz von ihrem Ehemann angenommen werden.

Drittens ist diese Liebe, nach der sich eine Frau sehnt, eine treue und ausschließliche Liebe. So empfindet sie es am Tag ihrer Hochzeit, und sie hofft, dass es auch ihr Ehemann so empfindet.

Viertens schließlich und für unsere Zwecke am wichtigsten kann diese Liebe, die einer Frau so am Herzen liegt, Leben hervorbringen. Sie erschöpft sich nicht im liebenden Aus­tausch mit dem Ehemann, sondern will darüber hinausgehen, indem sie neues Leben hervorbringt.

Wir haben das grundlegende Recht verheirateter Frauen auf eine Liebe, die vollkommen menschlich, total, treu und aus­schließlich ist und neues Leben hervorbringen kann, erkannt. Dieses grundlegende Recht basiert auf dem Naturrecht, das der Schöpfer der menschlichen Rasse eingestiftet hat. Keiner darf verheiratete Frauen dieses Rechtes berauben. Aus diesem Grund war und ist Verhütung eine schwere Sünde gegen GOTT und wird immer eine solche sein.

Verhütung in ihrer Wurzel ist eine Verneinung des grundlegen­den Rechts einer Frau, zu lieben, wie wir es vorher beschrie­ben haben.

Verhütung verweigert einer verheirateten Frau das Recht auf eine vollkommen menschliche Liebe von Leib und Seele. Stattdessen ersetzt die Verhütung diese [vollkommen menschliche Liebe] mit einer Liebe, die selbstsüchtig das Vergnügen sucht, wobei dem Ehemann die Kinder versagt werden, die er sich wünscht, oder GOTT das menschliche Wesen, das Er in die Welt bringen möchte, verweigert wird.

Verhütung verweigert einer verheirateten Frau das Recht auf eine treue und ausschließliche Liebe. Sie hat die Tür zu einer solch umfangreichen Untreue und Promiskuität geöffnet, wie sie sogar in den schlimmsten Tagen des dekadenten heidni­schen Griechenland und Rom unbekannt waren.

Besonders enthält Verhütung, von ihrer Definition her, einer verheirateten Frau das Recht auf eine Liebe vor, die Leben schenken kann. Die Verhütung entwürdigt eine Frau auf das Niveau von Hurerei und raubt ihr das, was die ganze Natur einer Frau sich wünscht: Mutter zu werden.

Niemals zuvor in der Geschichte, so glaube ich, wurden die Rechte der Frauen mehr propagiert und mehr von der Politik aufgegriffen.

Aber leider, so glaube ich auch, wurden nie zuvor diese Rechte mehr verraten und schrecklicher verleugnet. Verhütung ist ein moralisches Übel in mehrerlei Hinsicht, aber in keiner Hinsicht tragischer als in ihrer betrügerischen Ausbeutung von Frauen, noch dazu mit der Behauptung, es werde ihnen eine neu ge­fundene Freiheit gegeben.

Wir wissen, dass Freiheit, die nicht auf Wahrheit gründet, Sklaverei ist. Wir sind im Besitz der Wahrheit, unfehlbarer Wahrheit. Daher haben wir die Pflicht, die Wahrheit zu verkünden über die Ehe, die offen steht für die Zeugung neuen Lebens. Wenn wir das tun, werden wir überall Frauen das lehren, was sie so außerordentlich nötig haben: Lieben und Ge­liebtwerden, wie der GOTT, dessen Name Liebe ist, möchte, dass sie sich daran freuen.«

 

 

 

In Kürze

 

Foto der hl. Maria Goretti entdeckt

Nettuno. Die italienische katholische Zeitschrift „Famiglia Cristiana“ berichtet am 5. Juli 2011 (vgl. www. famigliacristiana.it/chiesa/ news_1/articolo/maria_050711115051.aspx, vgl. auch http:/ gloria.tv/?media=1736 92), dass das einzige Bild der hl. Maria Goretti entdeckt worden sei: eine einmalige, bisher unver­öffentlichte Fotografie. Sie zeigt die knapp 12jährige Märtyrin offenbar wenige Monate vor ihrem Tod mit zwei Frauen und fünf wei­teren Kindern auf einem Hof (die von der Online-Seite von „Famiglia Cristiana“ entnommene neben­stehende Abbildung zeigt einen Ausschnitt). Der Architekt, Historiker und Berater der vatikani­schen Kongregation für die Glaubenslehre, Ugo de Angelis, hat dem Bericht nach in fünfjähriger Suche und Forschung das Bild identifiziert.

De Angelis hatte sich mit der Geschichte der Siedler, Land­arbeiter und Halbpächter jener Zeit beschäftigt. Inspiriert hatte ihn auf seiner Suche nach einem Bild der Märtyrin ein Biograph der Reinheitsmärtyrin, der Passionistenpater Fortunato Ciomei. Dieser hatte schon früher geglaubt, ein Bild entdeckt zu haben, sich aber geirrt. Im Zug der Suche nach einem Bild berichtet de Angelis auch davon, dass er im Jahr 2004 mit dem damaligen Kardinal Ratzinger eine Fahrt nach Le Ferriere di Conca, dem Ort des Lebens und des Anschlags auf Maria Goretti, unternommen hatte.

De Angelis erwähnt dann die Mithilfe von Mons. Alejandro Cifres, dem Leiter des Archivs der Glaubenskongregation. In einem Fotoalbum der Nachkommen des Grafen Mazzoleni, der zur Zeit Maria Gorettis der Grundherr von Le Ferriere war, stieß de Angelis dann auf dieses Foto mit einer Gruppe von Kindern, ein Mädchen – auf einem Eimer stehend – die anderen überragend, sowie einer Frau in schwarzem und einer in grau­em Kleid. Der Graf hatte damals einen Fotoapparat besessen und gern Szenen des bäuerlichen Lebens aufgenommen. In langwierigen Recherchen lokalisierte der Architekt das Foto und identifizierte mit Hilfe von Tagebüchern des damaligen örtlichen Arztes, von Untersuchungsakten der Polizei usw. die abgebildeten Personen, so dass er zu dem Ergebnis kam, dass auch Maria Goretti darauf abgebildet ist und dass die Aufnahme im Winter 1902, einige Monate vor dem Tod der Reinheitsmärtyrin, gemacht worden ist.

Anmerkung: Der Hagiograph Wilhelm Schamoni veröffentlichte 1967 in seinem Standardwerk „Das wahre Gesicht der Heiligen“ ein Foto von Maria Goretti. Er gab an (Anm. 318/37), dass ihm 1951 von dem Bild, das im Sterbezimmer der Märtyrin im früheren Hospital und jetzigen Waisenhaus von Nettuno aufbewahrt wird, von einer Schwester des Waisenhauses gesagt wurde, dass das Bild von Prof. Brovelli angefertigt wor­den war, da man beim Tod kein Bild der Heiligen gehabt habe. Die Mutter habe es als Bild ihrer Tochter anerkannt. Eine von Schamoni veranlasste Untersuchung durch Fachleute in New York ergab, dass es sich um eine stark retuschierte und kolo­rierte Fotografie handelt. Schamoni vermutete nun, dass die Märtyrin nach ihrem Tod fotografiert worden war und dass Prof. Brovelli eine Vergrößerung dieser Aufnahme zum Bildnis einer Lebenden umgestaltet und farbig behandelt hat. Dieses von Schamoni als echtes Bild der Heiligen eingeschätzte Bild ist auch in Schriften des FMG (Maria-Goretti-Litanei usw.) verwendet.

Geschmacksverstärker aus abgetriebenen Kindern?

New York. Amerikanische Lebensrechtsorganisationen forder­ten zu einem allgemeinen Boykott der Produkte von PepsiCo auf, weil der Konzern mit der Biotech-Gesellschaft Senomyx zusammenarbeite. Diese Biotechnikfirma verwende unter ande­rem menschliche embryonelle Nierenzellen aus dem Gewebe von durch Abtreibung getöteten ungeborenen Kindern in der Forschung und Entwicklung von Geschmacksverstärkern für die Lebensmittelindustrie. Dabei gehe es darum, die Interaktion zwischen Geschmacksstoffen und den menschlichen Ge­schmacksrezeptoren zu erforschen. Die entsprechenden menschlichen Geschmacksrezeptoren würden aus embryo­nalen Nierenzellen hergestellt. Immerhin „sind keine Zellen von abgetriebenen Kindern in den fertigen Produkten“, so wies die Sprecherin einer Pro-Life-Gruppe hin, die sich darauf speziali­siert hat, die Verwendung von Zellmaterial abgetriebener Föten in medizinischen und kosmetischen Produkten zu beobachten. – Der Konzern Pepsi unterstützt laut LifeSiteNews die Forschung und Entwicklung von Senomyx. Auch die Lebens­mittelkonzerne Kraft und Nestlé sollen mit Senomyx zusam­menarbeiten. Die US-Lebensmittelfirma Campbell Soup hat sich nach der Enthüllung der Forschungsmethoden von Senomyx von dieser Firma getrennt. (Vgl. www. katholisches.info 28.5.11; kath.net 31.5.11, vgl. auch www. cogforlife.org/senomyxpartnersrespond.htm)

Kinderreiche Familien

Hamm. Uns fiel wieder das Buch „Kinder – unsere Freude“ in die Hand, das Dr. med. Eberhard Sievers ca. 1977 heraus­gegeben hat. Darin spricht er (auf S. 131) von der „Bedeutung kinderreicher Familien für Wissenschaft, Kunst, Kultur und Völkerschicksale“ und bezieht sich auf eine Veröffentlichung von G. Lockemann, der die Kinderzahl von Eltern bedeutender Persönlichkeiten zusammengetragen hat. – Ein kleiner Auszug daraus (die folgenden Zahlen geben jeweils die Gesamtzahl von Geschwistern an):

Albrecht Dürer (Maler) 18, Franz Josef Haydn (Komponist) 12, Karl von Linde (Kältetechniker) 9, Robert Koch (Arzt, Entdecker der Tuberkelbazillen) 13, Immanuel Kant (Philosoph) 9, Werner von Siemens (Begründer der Elektrotechnik) 14, Rembrandt (Maler) 6, Hans Memling (Maler) 18, Wolfgang Amadeus Mozart (Komponist) 7, Prinz Eugen (österr. Feldmarschall) 8, Johann Sebastian Bach (Komponist) 12, Carl Maria von Weber (Komponist) 10, Hildegard von Bingen 10, Josef von Fraunhofer (Erfinder von optischen Linsen) 10, Oskar von Miller (Gründer des Dt. Museum in München) 10, Franz Schubert (Komponist) 14, Benjamin Franklin (Naturforscher, Staats­mann) 17, Anton Bruckner (Komponist) 11, Dimitri Mendelejew (Entdecker des Periodensystems der chem. Elemente) 14, Justus von Liebig (Chemiker) 10, usw.

Weiter wenig Geburten in Deutschland

Berlin. Elterngeld, Ausbau der Kinderkrippen usw. haben in Deutschland nicht zu einem Geburtenanstieg geführt. Der im April veröffentlichte OECD-Familienbericht, der die Situation von Familien in den 33 wichtigsten Industrienationen der Welt untersucht, nennt für Deutschland eine Geburtenrate von 1,36 Kinder pro Frau. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 1,74. Seit 1983 war die Geburtenrate in Deutschland nie mehr höher als 1,5. (Vgl. DT 28.4.2011)

Orthodoxe Beurteilung der homosexuellen Praxis

Dortmund. Die orthodoxen Kirchen halten daran fest, dass homosexuelle Praxis Sünde ist. Das stellte der griechisch-orthodoxe Erzpriester Stephen Maxfield (Shrewsbury, England)  in dem im Auftrag der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland herausgegebenen Informationsdienst „Ortho­doxie aktuell“ (Juni 2011) fest. Sexuelle Handlungen zwischen zwei Männern oder zwei Frauen sind nach orthodoxem Verständnis Unzucht. Homosexuelle Praxis werde sowohl im Alten wie im Neuen Testament abgelehnt. Der Theologe geht in dem Beitrag der Frage nach, wie die orthodoxen Kirchen auf die gegenwärtige „homosexuelle Kultur“ reagieren sollen. Maxfield plädiert als erstes dafür, die Tugenden der Selbst­disziplin und Keuschheit zu betonen. Die Vorstellung einer festgelegten sexuellen Orientierung solle abgelehnt werden. Solche Menschen sollten ermutigt und unterstützt werden, ihr Leben zu ändern und in die rechte Balance zurückzubringen (vgl. kath.net/idea 9.6.2011).

Der Vertreter des Moskauer Patriarchats der Russisch-Ortho­doxen Kirche beim Europa-Parlament, Igumen Filipp, forderte einem Bericht von „Orthodoxie Aktuell“ (Dortmund) zufolge, Kritiker der „Homo-Ehe“ als „homophob“ abzustempeln. Wenn von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung die Rede sei, habe man sich bereits daran gewöhnt, darunter die Verletzung der Rechte von Homosexuellen zu verstehen. Dis­kriminiert werden könnten aber auch Menschen, „die Hetero­sexualität als Norm und Homosexualität als eine Abweichung von der Norm betrachten“. Das Christentum, der Islam, das Judentum und andere Religionen sähen praktizierte Homosexualität als Sünde an, so der Geistliche (vgl. kath.net/idea 14.7.11).

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Bonn. Die Meldung, dass der neue grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Kretschmann, Mitglied des ZdK, ist, hat zur Frage geführt, wie die Mitglieder in dieses Gremium kom­men, das oft als demokratische Vertretung der deutschen Katholiken dargestellt wird. Nach den Angaben der Internet­seite des ZdK (www. zdk.de) hat das Gremium rund 230 Mit­glieder. 97 Mitglieder werden von der „Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands“ gewählt (diese wiederum ist ein Zusammenschluss von rund 125 katholischen Verbänden, geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen, Sä­kularinstituten, Sachverbänden, Berufsverbänden und Initiati­ven, die auf überdiözesaner Ebene tätig sind (darunter z. B. Adveniat, BDKJ, Kath. Hochschulgemeinde, Bonifatiuswerk, Cäcilienverband, Caritas, CAJ, DPSG, Fokularbewegung, Kath. Elternschaft, Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands, Kolping usw.). Angeblich stehen diese Organisationen für rund 6 Millio­nen Mitglieder dieser Verbände.

Weitere 84 Mitglieder kommen aus den Diözesanräten (aus jeder Diözese drei; die Diözesanräte wiederum werden von den Dekanatsräten bzw. Pfarrgemeinderäten und den kath.  Ver­bänden gewählt). Und 45 Mitglieder werden als Einzelper­sönlichkeiten dazugewählt (darunter einige Professoren, dann z. B. der ZDF-Chefredakteur Frey, der Kapuziner-Bruder Paulus Terwitte, Frankfurt, die Sr. Dr. Lea Ackermann, Boppard, P. Klaus Mertes SJ, Prof. Dr. Hans Maier; insbesondere aber zahlreiche Politiker verschiedener Parteien: Ministerpräsident a. D. D. Althaus (CDU), Staatsministerin Dr. Maria Böhmer MdB (CDU), Justizminister Busemann Niedersachsen (CDU), Dr. Peter Liese MdEP (CDU), Ingrid Sehrbrock (DGB-Funktio­närin, CDU, Mitglied der „Lesben und Schwulen in der Union“), Dr. H. Kues MdB (CDU, Staatssekretär im Bundesfamilien­ministerium), bayer. Finanzminister Fahrenschon (CSU), die bayer. Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU), Alois Glück (CSU; ZdK-Präsident), Karin Kortmann MdB (SPD; ZdK-Vize­präsidentin), Dagmar Mensink (SPD), Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse MdB (SPD), Minister Philipp Rösler (FPD-Vorsitzender), Christa Nickels (Die Grünen), Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen), J. Ph. Winkler MdB (Die Grünen) usw.

Es fällt also auf, dass das sogenannte „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ zu einem guten Teil ein Gremium von Verbandsfunktionären und Politikern ist, die gewohnt sind, entsprechend politisch – und nicht vom verbindlichen Glauben der Kirche her zu denken und zu fordern!

Für Diakonat der Frau

Bonn. Die Frauen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) verlangen mehr Einfluss in der Kirche. „Die Zeit ist reif, Frauen als Diakoninnen zu weihen“, heißt es in einem Antrag der „Frauenkonferenz“. Die kirchliche Ämterhierarchie habe sich historisch entwickelt, so die Antragsteller, zu denen Staatsministerin Maria Böhmer (CDU), die CDU-Landesvor­sitzende in Rheinland Pfalz Julia Klöckner sowie die Ordens­schwester Lea Ackermann gehören (vgl. DT 10.5.2011).

BDKJ für Anerkennung von Homo-Partnerschaften

München. Für eine kirchliche Respektierung homosexueller Le­bensgemeinschaften hat sich der Vorsitzende der katholischen Verbandsjugend im Erzbistum München-Freising, Alois Ober­meier, ausgesprochen. Solche Partnerschaften „in Liebe und gegenseitiger Verantwortung gelebt“, seien wertvoll „und des­halb von der Kirche anzuerkennen“. Der Dachverband BDKJ richtete am 7. Juli im Münchner Korbinianshaus dazu einen Diskussionsabend mit Kirchenvertretern, Jugendlichen und Sprechern homosexueller Gruppen aus. Obermaier sagte, der BDKJ verstehe das als Teil des von der Bischofskonferenz gestarteten Dialogprozesses. Viele Menschen empfänden „die strikte Haltung der katholische Kirche in der Frage der Homo­sexualität als abwertend“ und wünschten sich einen „wert­schätzenden Umgang mit Homosexuellen, die treu zusammenlebten“. (Vgl. DT 2.7.2011)

Gesetz über Patientenverfügungen und Sterbehilfe

Rom. Nach über zweijähriger Debatte hat das italienische Abgeordnetenhaus ein Gesetz verabschiedet, das jede Form von Sterbehilfe verbietet und erstmals den Umgang mit Patien­tenverfügungen regelt. Diese dürfen nur angewendet werden, wenn ein Patient im Koma liegt, doch auch dessen schriftliche Verfügung ist in solchen Fällen für den Arzt letztlich nicht bin­dend. Auf künstliche Ernährung und Wasserzufuhr darf auch auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten nicht verzichtet wer­den. Der Gesetzentwurf war auch von Vertretern der Kirche Italiens begrüßt worden. Dem Gesetz muss nun noch die 2. Parlamentskammer, der Senat, zustimmen. Die Debatte war vor allem durch den Fall der Koma-Patientin Eluana Englaro geprägt, die 17 Jahre im Koma lag und im Januar 2009 ge­storben war, nachdem ihr Vater mit Billigung italienischer Ge­richte den Abbruch ihrer künstlichen Ernährung durchgesetzt hatte. (Vgl. stjosef.at 14.7.11)

Kondomwerbung beim WJT abgelehnt

Madrid. Die abtreibungsbefürwortende, angeblich katholische Organisation „Catholics für Choice“ darf im Madrider Verkehrs­system während des Weltjugendtags 2011 keine Werbung für Kondome machen. Schon bei den Weltjugendtagen in Köln und Toronto hatte diese Organisation geworben und an die jungen Pilger Kondome ausgeteilt. In Madrid hat die zuständige Werbeagentur den Werbeauftrag abgelehnt; der Vorsitzende von „Catholics for Choice“ behauptete in der Presse, es sei Druck ausgeübt worden – ob von der kirchlichen Hierarchie, von konservativen Politikern oder anderen Kräften (vgl. kath.net 15.7.2011).

Modemacher sexualisieren Kinder

Wien. Der ORF (österr. Rundfunk/Fernsehen) wies im Mai auf eine Untersuchung einer Psychologin im US-Bundesstaat Ohio hin über die Sexualisierung von kleinen Mädchen durch die Mode. Anhand der Websites von 15 Kindermodenherstellern in den USA wurden ca. 5.700 Kleidungsstücke danach untersucht, ob sie kindlich waren, einen bestimmten Körperteil betonten oder Merkmale hatten, die gemeinhin als aufreizend gelten, wie etwa ein Leopardenmuster oder Spitzenwäsche­stoff. Die Wissenschaftler stellten fest, dass 69 Prozent der Kleidung kindlich aussah. Vier Prozent hatten sexualisierende Merkmale – und 25 Prozent hatten von beiden etwas, wodurch die verfrühte Sexualisierung von Mädchen „verschleiert“ wurde, wie die Autoren der Studie erklärten. (Vgl. http:// science.orf.at/stories/ 1682578/). – In der FMG-INFORMATION 100 hatten wir schon berichtet von dem Hinweis auf der Internetseite der Erzdiözese Sydney, Australien, auf eine Bürgerinitiative „Collective Shout“, die sich gegen die aufreizend wirkende Wäsche für kleine Mäd­chen wandte: Es solle Kindern erlaubt sein, sich in normalem Tempo zu entwickeln und heranzuwachsen, statt durch eine von Sex besessene Kultur ins Erwachsenenalter hineinkatapultiert zu werden.

Argentinien: Verbot von Sex-Annoncen

Buenos Aires. Die argentinische Präsidentin Cristina Fernan­dez de Kirchner verbietet gesetzlich Zeitungsanzeigen für Sex­kontakte. Das Verbot beinhaltet nach Regierungsangaben Texte und Bilder, die „missbrauchen, diffamieren, diskriminieren, entehren, erniedrigen oder die Würde von Frauen bedro­hen“. (Vgl. kath.net 16.7.2011)

Steuergelder für Verhütung und Abtreibung

Berlin. Die Bundesregierung strebt bei der Entwicklungs­zusammenarbeit eine Verdoppelung der Mittel für Familien­planung und „reproduktive Gesundheit“ an. Geplant seien dafür derzeit 73,7 Millionen Euro. Unterstützt würden mit 42,7 Millionen Euro zwölf Projekte zur Förderung der sog. repro­duktiven Gesundheit sowie vier Vorhaben zur Förderung der Familienplanung mit 31 Millionen Euro. Dies geht aus einer Antwort des Entwicklungshilfeministeriums auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion hervor (vgl. DT 23.4.2011). – Der Begriff „reproduktive Gesundheit“ verhüllt üblicherweise die Förderung von Verhütung, Sterilisierung, Abtreibung und entsprechender „Sexualerziehung“.

Intoleranz gegen Katholiken

Rockford. Amerikanische Katholiken sind besorgt, dass ihnen ihre religiöse Freiheit immer mehr genommen wird. Grund dafür ist ein neues Gesetz im Bundesstaat Illinois, das gleich­geschlechtliche Partnerschaften und unverheiratete Verbindun­gen legalisiert und ihnen alle Rechte von Ehepartnern zuer­kennt. Das Gesetz zwingt damit katholische Adoptions- und Pflegefamilien-Vermittlungen, Kinder an unverheiratet zusam­menlebende Paare und an gleichgeschlechtliche Partner zu vermitteln. Einsprüche und Klagen verschiedener Diözesen, weil damit das Recht katholischer Wohlfahrtsorganisationen beschnitten werde und viele Waisenkinder die Leidtragenden seien, waren bisher erfolglos. (Vgl. kath.net 10.6.2011)

In Texas entschied ein Richter auf die Klage eines atheisti­schen Ehepaares hin, dass bei einer Schulabschlussfeier kein Gebet gesprochen und der Name „GOTT“ oder das Wort „Amen“ nicht verwendet werden dürfe. Bei Zuwiderhandlung wurde Gefängnisstrafe angedroht. Das Elternpaar hatte ange­führt, dass mit diesen Worten ihrem Sohn Schaden zugefügt werde. (Vgl. kath.net 10.6.2011)

New York. Die jüngste UNO-Resolution über die „sexuelle Identität“ könnte die Freiheit der Kirche einschränken, da keine moralische oder religiöse Meinung über die Homosexualität, Homo-Adoption oder künstliche Befruchtung mehr ausgespro­chen werden dürfe. Der Vatikan protestierte, dass dadurch die Meinungs- und die Religionsfreiheit eingeschränkt und eine Einheitsmeinung aufoktroyiert werde. Der Hl. Stuhl betonte das kirchliche Nein zur Diskriminierung und zur Gewalt gegen Homosexuelle, wehrte sich jedoch gegen die einseitige Fest­legung der UNO, dass homosexuelle Beziehungen den hetero­sexuellen völlig identisch seien, auch vom moralischen Gesichtspunkt und ebenso von Natur aus. Der Vatikan warnt vor dem verordneten Einheitsgedanken, der per se bereits Mei­nungsdiktatur ist, ganz unabhängig davon, ob er nun mit der „Ausmerzung von Homophobie“ begründet wird oder anders. Laut dem ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls beim Men­schenrechtsrat der UNO in Genf, Msgr. Silvano Maria Tomasi, sei es „das Ziel, die Homosexuellenrechte in die internationale Agenda der Menschenrechte aufzunehmen.“ Durch die sich da­hinter verbergende ideologische Unduldsamkeit drohe ein ernsthafter Angriff auf die Religionsfreiheit der katholischen Kirche, so Tomasi, bis hin zur Gefahr, dass Staaten versuchen könnten, die kirchliche Schließung von „Homo-Ehen“ zu er­zwingen. Die Kirche wehre sich „gegen eine Diktatur der positi­vistischen Vernunft, die GOTT aus dem Leben der Gemein­schaft und der öffentlichen Ordnung ausschließt und den Men­schen seiner eigensten, spezifischen Orientierungsmaßstäbe beraubt“. Die Kirche könne keine Form von staatlichem Zwang auf das Gewissen akzeptieren, so Erzbischof Tomasi. „Aufgrund der Heiligen Schrift, der gesamten kirchlichen Überlie­ferung und des Naturrechts hat die Kirche ein klare Position zur Homosexualität, achtet und anerkennt aber jede Person auf­grund ihrer unveräußerlichen Menschenwürde. Diese Position muss die Kirche auch morgen sagen, lehren und dafür eintreten können, sie ist fester Bestandteil ihres Glaubensgutes, in das kein Staat das Recht hat, einzugreifen.“ (Vgl. www. katholisches.info/ 2011/07/18)

Aggression gegen den Glauben

Würzburg. Mit der Frage, warum manche Menschen so aggressiv auf das religiöse Bekenntnis von Gläubigen reagie­ren, beschäftigte sich der Psychiater und Psychotherapeut Raphael M. Bonelli, Wien, in einem Beitrag für die katholische Zeitung „Die Tagespost“. Bonelli nimmt Erkenntnisse der mo­dernen Aggressionsforschung zuhilfe; diese habe festgestellt, dass den meisten Aggressionsformen ein psychischer Schmerz vorausgehe, der durch die Aggression abgewehrt werden solle. Diese Erkenntnis deckt sich laut Bonelli mit dem schon länger bekannten Phänomen der „narzisstischen Kränkung“. Men­schen, bei denen eine starke Diskrepanz zwischen ihrem idealisierten Selbstbild und der Wirklichkeit bestehe, erlebten diese Wahrheit schmerzhaft und verdrängten sie. Bonelli sieht von daher drei Kränkungen des modernen Menschen. Die erste bestehe darin, dass GOTT nicht tot sei; die Renaissance des Religiösen werde als bedrohlich erlebt, da das idealisierte Selbstbild des modernen Menschen vorgebe, die Transzen­denz nicht mehr zu brauchen. Es werde viel Kraft investiert in die „Abwehr der schmerzhaften Realität“, dass jedem Men­schen eine natürliche Religiosität innewohnt. Noch bedrohlicher werde die moralische Instanz erlebt, die die Glaubensgemein­schaften darstellten. Jede Religion degradiere „den selbst zu Gott gewordenen modernen Menschen zum Geschöpf und in­stalliert sogar Normen, an die er sich halten muss“. Außerdem behaupte die Religion, dass es einen ewigen Richter gebe, vor dem sich der Mensch verantworten muss – das tue weh. Zudem halte sich der moderne Mensch für fehlerlos und sehe Schuld höchstens bei anderen. Bonelli: „Heute wird in erster Linie Schuld verdrängt, denn dafür hat der unbarmherzige Zeitgeist keine wirkliche Lösung“. Eine Aufdeckung dieser Ver­drängung werde mit Aggression beantwortet. Drittens empfinde der moderne Mensch Neid und Eifersucht darüber, „dass der andere bei GOTT Liebe, Sicherheit und Geborgenheit findet, und er selbst sich einsam durch die graue und grausame Welt schlagen muss.“ (Vgl. DT 6.6.2011)

Organtransplantation (1)

Berlin. Als erster Bundespolitiker nahm der Unions-Fraktionsvize und Gesundheitspolitiker Johannes Singham­mer (CSU) die Problematik der Organtransplantation zur Kenntnis. In einem Interview mit der Berliner Zeitung (29.06.2011) sprach er davon, dass es beim Thema Organspende um „eine zutiefst persönliche Entscheidung“ gehe. Es gehe um Nächs­tenliebe, aber auch die Totenruhe habe für ihn fundamentalen Wert: „Deshalb möchte ich nicht, dass mir nach meinem Tod Organe entnommen werden.“ Es gebe Grenzen der Verfüg­barkeit. Eine Organspende zu Lebzeiten sei etwas ganz ande­res. Die entscheidende Frage für ihn aber sei: „Wann ist der Mensch eigentlich tot?“ Aus der Wissenschaft kämen Zweifel, ob der Hirntod noch als Definition des Todes gelten könne. Das habe auch der Bioethikrat der USA 2008 festgestellt. Man brauche „eine grundsätzliche Debatte, wann ein Mensch tot ist, und zwar sehr offen und ohne Tabus“. Singhammer wi­dersprach dem Bestreben mancher Bundesländer, jeden Bür­ger als Organspender zu betrachten, der nicht widerspricht. Das sei ein stärkerer Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen, als der freiheitlich-demokratische Staat das dürfe. Es gebe auch kein Zwangstestament, und dabei sei eine Organspende „von viel größerer Tragweite“. – Bemerkenswert die Infragestellung des Hirntodes durch Singhammer und die persönliche Ablehnung der Organentnahme. Widersprüchlich aber seine Aussagen, dass z. B. die Installierung eines Trans­plantationsbeauftragten für jedes geeignete Krankenhaus „einen großen Sprung bei der Zahl der Organspenden errei­chen“ werde; er arbeite mit, dass die zu lange Warteliste für Organspenden verändert werde. – Hintergrund sind politische Bestrebungen nach Abschaffung der erweiterten Zustimmungs­lösung (Organspende nur bei ausdrücklicher Zustimmung des Betreffenden oder gegebenenfalls seiner Angehörigen) und die Einführung einer Widerspruchsregelung (jeder ist Organspen­der, wenn er nicht ausdrücklich widerspricht; Zwang, bei ver­schiedenen Gelegenheiten wie Führerschein oder Pass-Aus­stellung, dazu Stellung zu nehmen).

Organtransplantation (2)

Düsseldorf. Auf dem Internet-Portal „MEDICA.de“ wurde am 9.5.2011 ein Interview mit Dr. Sabine Müller, Wissenschaft­liche Mitarbeiterin im Projekt „NeuroSCAN: Ethical and Legal Aspects of Norms in Neuroimaging“ und Leiterin der Arbeits­gruppe „Neurophilosophie, Neuroethik und Medizinethik“ veröf­fentlicht. In der Frage wird auf ca. 16.000 Menschen verwiesen, die auf der Eurotransplant-Warteliste für ein Spenderorgan stehen, davon 70 Prozent aus Deutschland; und Dr. Müller wur­de gefragt, warum sie sage: „Organspende tötet – und zwar den Spender“. Sie erwidert, dass zwar viele kranke Menschen ein Organversagen haben und zu versterben drohen, dass man aber stärker über Alternativen nachdenken müsse. Die Anzahl der Hirntoten, selbst wenn alle Menschen als Organspender zur Verfügung stünden, würde aber nicht ausreichen, die Nach­frage an Organen zu befriedigen. Man müsse technische Alter­nativen entwickeln, die Organspenden mit der Zeit überflüssig werden lassen: „Organe aus dem Labor“ durch Weiterzüchtung aus eigenen Zellen des Patienten, aus Stammzellen oder implantierbare Kunstherzen.

Dr. Müller hinterfragt dann die Feststellung des Hirntodes – hinsichtlich der Diagnostik, aber auch grundsätzlich: „ob ein Hirntoter tatsächlich tot ist. Ich bin in beiden Fragen skeptisch“. Sie halte für unzureichend, dass in Deutschland nicht in allen Fällen eine apparative Diagnostik über den Zustand des Gehirns vorgeschrieben sei. Von deutschen Behörden oder Gremien sei auch die Neubewertung des Begriffs Hirntod in den USA durch das President’s Council on Bioethics bisher kaum zur Kenntnis genommen worden, während in den USA eine heftige Debatte entbrannt sei, in der den Kritikern des Hirntodkonzeptes weitgehend recht gegeben werde.

Bislang habe man angenommen, dass unmittelbar nach dem Hirntod auch der „richtige Tod“ – im Sinne von Herz-Kreislauf-Stillstand – eintrete. Das lasse sich heute nicht mehr aufrecht­erhalten: „In einem Fall lagen sogar 14 Jahre zwischen Hirntod und Tod“. Es gebe Fälle, in denen Schwangerschaften noch über Monate aufrechterhalten wurden, um gesunde Kinder per Kaiserschnitt zu entbinden; gleichzeitig wisse man, dass man einen Fötus nicht in einer Leiche reifen lassen könne. Dafür sei ein funktionierender mütterlicher Organismus mit Blutkreislauf und Stoffwechsel nötig. Es gebe nur zwei Möglichkeiten: man verbiete die Organentnahme „aus Hirntoten, weil sie noch nicht tot sind“, oder man erlaube die Tötung von Hirntoten unter speziellen Bedingungen (mit den ethischen und rechtlichen Probleme). Dr. Müller spricht auch Probleme bei Lebend­spenden (bei Niere oder Leber) an. Dabei müsse man einen gesunden Menschen verletzen, um einem Patienten zu helfen. Und es gebe die Gefahr des sozialen Druckes. Von Ländern wie Afghanistan oder Pakistan sei bekannt, dass dort das Hirntotkriterium nicht anerkannt sei und man nur Lebend­spenden mache; allerdings würden meist Frauen gezwungen, für männliche Familienangehörige zu spenden. (Von Sabine Müller findet sich auch ein Aufsatz „Wie tot sind Hirntote?“ in der Beilage der Wochen­zeitung „Das Parlament“ 20-21/2011, 16.5.2011).

Organtransplantation (3)

Würzburg. Stefan Rehder macht in seinem Leitartikel „Endlich über Hirntod reden“ (Die Tagespost, 2.7.2011) darauf aufmerksam, dass es mächtige Interessengruppen gibt, die die Organ­transplantation forcieren und jegliche Diskussion über den Hirntod verhindern möchten. Die Pharmaindustrie setzt z. B. mit Immunsuppressiva allein 2010 in Deutschland „1,61 Milliarden Euro um, mehr als mit jeder anderen Indikations­gruppe“.

Organtransplantation (4)

Philadelphia. In einem Artikel des Internet-Nachrichten­dienstes ZENIT berichtet Dr. Edith Breburda (Biomedizin­expertin in Madison, USA, Autorin des Buches „Die Verheißun­gen der neuesten Biotechnologien“, Stein am Rhein 2010) von einem Artikel eines maßgebenden katholischen Ethikers, der in jeder Diözesanzeitung der USA abgedruckt worden sei. Tadeusz Pacholcyzk, Neurowissenschaftler, Priester und Bio­ethiker, tritt in diesem Artikel „Hat die katholische Kirche Zweifel am Hirntod“?) dafür ein, den Medizinern die Kompe­tenz, jemanden für hirntot zu erklären, nicht abzusprechen. Es handle sich um ein rein wissenschaftliches und kein theolo­gisches Feld, die Zeichen des Hirntodes zu deuten. Pacholcyzk führt eine Rede von Papst Johannes Paul II. im August 2000 ins Feld, in der der Hirntod als neurologisches Kriterium des Todeszeitpunktes anerkannt werde.

(Offensichtlich ignoriert der Ethiker, dass die Aussagen von Johannes Paul II. spätestens durch den Kongress „Signs of Life“ im Jahr 2005 überholt ist; der Papst hatte diesen Kon­gress selbst einberufen, weil die Gültigkeit des Hirntodes frag­würdig geworden war. Leider wurde die Ablehnung des Hirn­todes durch die Mehrheit der Kongress-Teilnehmer durch die Pp. Akademie der Wissenschaften zurückgehalten - vgl. Essay „‚Hirntod’ ist nicht Tod!“ vom Februar 2005, FMG-INFORMA­TION 87 und FMG-Homepage.)

Dr. Edith Breburds setzt der Behauptung von Dr. Pacholczyk in ihrem Zenit-Artikel eine Meldung aus Kanada vom 5.7.2011 entgegen. Dort wird berichtet, dass bei einer 76jährigen Frau aus Quebec im „Sainte Croix de Drummondville-Krankenhaus“ der Hirntod diagnostiziert worden sei. Sie hatte sich nach einer Zahnfleischoperation an fester Nahrung verschluckt, konnte nicht reanimiert werden und fiel ins Koma. Die Mediziner teilten den Angehörigen mit, ihre Mutter sei für hirntot erklärt worden und warteten auf die Freigabe zur Organspende. Die schockier­ten Angehörigen verlangten weitere Untersuchungen. Am fol­genden Morgen erwachte die Patientin aus ihrem Koma, setzte sich auf und aß ein Joghurt. Sie erkannte ihre Familie sogleich wieder, konnte gehen und reden „Wenn wir uns für eine Organspende entschlossen hätten, hätten wir sie umgebracht“, sagte der Sohn. Die Familie wolle das Krankenhaus verklagen.

Breburds verweist schließlich auf eine Studie der Sahlgrenska Akademie der Universität Göteborg, Schweden, wonach die Hälfte aller schwedischen intensivmedizinischen Kranken­schwestern die Kriterien und Methoden der Befunderhebung „Hirntod“ anzweifeln.

Homeschooling

Berlin. Einen interessanten Einblick in das Homeschooling gibt der Bericht über eine Diskussionsveranstaltung der Belgischen Botschaft in Berlin im Januar 2011 in der Zeitschrift „Die geöffnete Tür“ der „Philadelphia-Schule“, Siegen (II/2011). Gastgeber war die „Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft und der Französischen Gemeinschaft“. Es re­ferierte Regierungsdirektor F. Strack vom Staatlichen Schul­amt Cottbus und Willy Dandoy, belgischer Inspektor für das Grundschulwesen in der Französischen Gemeinschaft in Belgien, der dort die Heimschüler prüft. Der deutsche Regie­rungsdirektor brachte die übliche behördliche Argumentation gegen Homeschooling vor (mangelnde Sozialisation, fehlender Kontakt mit anderen Kindern, Parallelgesellschaften); ihm wurde erwidert, dass es in Deutschland neben der Schulpflicht früher auch immer die Hausschule gegeben habe (z. B. seien Adenauer und Bonhoeffer Hausschüler gewesen), erst 1938 sei die Hausschule durch das Reichsschulpflichtgesetz verboten worden. Sein Verweis auf das Bundesverfassungs­gericht, das die Hausschule ablehne, wurde beantwortet mit der Richtigstellung, dass das BVerfG nur einen Nichtannahme­beschluss (für eine Klage) gefasst habe, der in der Sache nicht bindend sei.

Der belgische Schulinspektor sprach von der Unterrichtspflicht, die den Unterricht zu Hause erlaube. Heimschule habe in Belgien zwei Formen – man bezeichne damit sowohl den Unterricht zuhause wie den in freien, nicht vom Staat unterstützten Privatschulen. Von rund 650.000 Schülern der Französischen Gemeinschaft würden etwa 600 Kinder zuhause unterrichtet und 800 in Schulen freier Trägerschaft. Der Schulinspektion obliege es, diese Schüler zu kontrollieren und zu prüfen. Das Ergebnis werde schriftlich an den Heimschul­ausschuss in Brüssel geschickt, der entscheide, ob der Heim­schulunterricht in Ordnung sei (was gewöhnlich der Fall sei). Die Kinder müssten dem Bildungsniveau der allgemeinen Schule entsprechen. Der Heimunterricht gestatte den Eltern eine große Freiheit, sie würden aber kontrolliert, um einen ge­regelten Hausunterricht sicherzustellen. Prüfungen finden beim 8. und 10. Lebensjahr statt; 12-Jährige müssen eine Aner­kennungsprüfung ablegen, 14-Jährige eine spezielle Prüfung.

Weltweite Strategie zur Sexualisierung der Jugend

New York. Aus der Zusammenstellung des „Friday-Fax“ des „Catholic and Human Rights Instiute C-FAM“, 865 United Nations Plaza, Suite 427, New York 10017 (übersetzt durch Aktion Leben e. V. Abtsteinach) einige Abschnitte:

 

„Schulen sollen über Orgasmus unterrichten“

Das Thema der diesjährigen zweiwöchigen Konferenz der „Kommission für die Rechtsstellung der Frau“ (CSW) lautet „Zugang und Teilhabe von Frauen und Mädchen an Erziehung, Ausbildung, Wissenschaft und Technologie“. Private Verbände (sog. NGOs - Nichtregierungsorganisationen) und UN-Organi­sationen kämpfen dabei für die Einführung radikaler Lehrpläne in Afrika und Amerika.

Diane Schneider, Vertreterin der „Nationalen Vereinigung für Erziehungsfragen“ (NEA), des größten Lehrerverbandes der USA, plädierte für mehr Sexualerziehung an amerikanischen Schulen anhand von Lehrplänen, die „freien Ausdruck von Hetero- und Homosexualität“ vorsehen. Oraler Sex, Selbst­befriedigung und Orgasmus müssten einbezogen werden. Sexualerziehung auf Basis der Enthaltsamkeit oder der Möglichkeit der Nichtteilnahme sei ein Widerspruch in sich. Umfassende Sexualerziehung müsse Bestandteil des Programms jeder Schule der Mittel- und Oberstufe werden. Gegner der Homosexualität seien in einem von Religion und Familie geschaffenen Schwarz-Weiß-Schema befangen.

Ein belgischer Teilnehmer wies auf die Bedeutung der Unter­stützung durch die Regierungen hin. Die Politik beeinflusse die Gesetzgebung. Der Staat müsse relevantes Arbeitsmaterial für Schüler und Lehrer bereitstellen, wie es in Belgien mit dem Programm „Gender in the Blender“ (Gender beigemischt) modellhaft für andere Länder sei.

Auch das UN-Establishment unterstützte im Rahmen der CSW-Tagung die Sexualisierung der Jugend. Die höchst umstrittenen „UNESCO-Richtlinien zur Sexualerziehung“ und ein neuer, durch die IPPF (International Planned Parenthood Federation) gesponserter Lehrplan wurden als maßgeblich für eine umfassende Sexualerziehung vorgestellt. Möglichst viele Schüler sollten frühestmöglich erreicht werden, da vor allem Mädchen in den Entwicklungsländern noch vor dem 16. Lebensjahr die Schulen verließen. (Friday-Fax 3.3.2011)

 

Gender – sexuelle und reproduktive Gesundheit

Die Debatten bei der CSW-Jahreskonferenz wurden unerwartet durch ideologische Gegensätze über das Gender-Konzept und auf Sexualität bezogene Themen belastet. Beim letzten Treffen gaben die Europäische Union und der Heilige Stuhl Erklärungen ab, die noch einmal die unvereinbaren Standpunk­te verdeutlichten.

Die EU äußerte Zufriedenheit über das Abschluss-Dokument, besonders über die Einbeziehung von „Sexualerziehung“ und „sexuelle und reproduktive Gesundheit“. Hinsichtlich der Begriffe „Gender“ und „Gender-Stereotypen“ argumentierte die EU, es handle sich hierbei um „Sprachregelung“, die seit der Weltfrauenkonferenz von Peking 1995 in Gebrauch sei; dahinter wolle man nicht mehr zurück.

Unmittelbar danach äußerte der Heilige Stuhl seine Besorgnis, eine radikale Definition von „Gender“ könne Zwecken dienen, die im internationalen Recht nicht anerkannt seien. Die einzige bindende Definition sei im Statut des Internationalen Straf­gerichtshofs enthalten, das in Art. 7,3 feststellt: „Für die Zwecke dieses Statuts bezieht sich der Ausdruck ‚Gender’ auf beide Geschlechter, das männliche und das weibliche, im gesellschaftlichen Zusammenhang. Es hat keine andere als die vorgenannte Bedeutung.“ Eine Neudefinition des Begriffs „Gender“ als „soziales Konstrukt“ stelle die gesamte Grundlage des Menschenrechtssystems in Frage.

Neben der Gender-Debatte waren auch die elterlichen Rechte ein Streitpunkt. Der Heilige Stuhl betonte das Recht der Eltern, die Erziehung ihrer Kinder frei zu wählen, ein­schließlich der Erziehung zu authentischer menschlicher Liebe, Ehe und Familie. (Friday-Fax 17.3.2011)

Frühsexualisierung schädigt

Weinheim. Die Kindheit wird zunehmend sexualisiert. Kinder werden beispielsweise auf „erotisch“ getrimmt, und Porno­graphie ist selbst für die Kleinen längst kein Tabu mehr. Mit den Folgen dieser Entwicklung beschäftigt sich die Zeitschrift „Psychologie heute“ (Weinheim bei Mannheim) in ihrer Mai-Ausgabe. „Sex sells“ (Sex verkauft sich) – diese Marketing­strategie habe jetzt auch die Kleinsten als Zielgruppe erfasst, heißt es in einem Beitrag von Doris Simhofer. Schon Kinder sähen Pornobilder in den Medien, trügen Make-up für Kids und lernten, dass man sexy sein müsse, um erfolgreich zu sein.

Einer Studie der Jugendzeitschrift „Bravo“ zufolge haben zwei Drittel der 11- bis 17-Jährigen schon einmal pornografische Bilder gesehen. In „Psychologie heute“ äußern sich Experten zu den Gefahren der Frühsexualisierung. „Zu frühe sexuelle Erfahrungen können es Kindern erschweren, später gesunde Haltungen in Bezug auf ihren Körper, auf Beziehungen und Sex einzunehmen“, so die US-amerikanischen Autorinnen des Buchs „So Sexy So Soon“ (So früh schon sexy), Diane E. Levin und Jean Kilbourne. In extremen Fällen könne die Sexu­alisierung durch die Medien auch krankhaftes Verhalten her­vorrufen, wie etwa sexuellen Missbrauch, Pädophilie oder Prostitution.

Nach den Worten der Sozialarbeiterin Bettina Weidinger (Wien) vom Österreichischen Institut für Sexualpädagogik reagieren Kinder und Jugendliche verwirrt, wenn sie mit sexuellen Botschaften konfrontiert werden, die ihrem Alter nicht angemessen sind. Der Professor für Sexualpädagogik an der Universität Kiel, Uwe Sielert, der es zwar in Ordnung findet, wenn junge Mädchen die Wirkung von Minirock und Make-up ausprobieren, hält es aber für problematisch, wenn sie auf diese Rolle fixiert blieben. Sielert: „Bekommen Jugendliche zu wenig Zuwendung, kann es zu einer zu frühen Sexualisierung kommen, um die eigene Identität zu finden und sich wenigstens über den Körper zu bestätigen.“

Als ein Grund für die frühe Sexualisierung wird in dem Beitrag genannt, dass Jugendliche immer eher körperlich als erwach­sen gelten. „Während Mädchen um das Jahr 1900 mit durch­schnittlich 14 Jahren ihre erste Regel bekamen, liegt der Altersdurchschnitt heute bei 10,6 Jahren“, so Max Friedrich, Vorstand der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Allgemeinen Krankenhaus Wien. Mädchen würden also auch optisch wesentlich früher zu Frauen „und damit von der Gesellschaft zum Objekt der Begierde gemacht“. (Vgl. kath.net/idea 6.5.2011)

In dem schon erwähnten Buch „So Sexy – so Soon“ über die beständige Sexualisierung der Kinder zeigen die Autoren K. Levin und Jean Kilbourne, wie die ständige Berieselung der Kinder mit sexuellen Inhalten durch Werbung, durch die Me­dien, durch Musik-Videos, Puppen-Mode usw. ihre Persön­lichkeit, ihr Verhalten, ihr ganzes Leben verändere. Sie sähen sich selbst und die anderen zunehmend als sexuelle Objekte und die Beziehungen zu anderen würden – wenn auch unbe­wusst - fast nur in einer Perspektive der sexuellen Anziehung gesehen. Die ununterbrochene Sexualisierung könne auch zu weiteren abnormen Sexualverhaltensweisen wie sexuellem Missbrauch, Pädophilie und Prostitution führen. Für 47% der amerikanischen Eltern sei der Schutz ihrer Kinder vor negativen gesellschaftlichen Einflüssen, inklusive desorien­tierender Bilder, Gewalt und nicht altersgemäßen Nachrichten aus den Medien die größte Herausforderung (vgl. kultur-und-medien-online 4.5.2011).

EU-Studie: je mehr und früher SE, umso mehr Geschlechtskrankheiten

Brüssel. Nach dem Bericht des „Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten“ (ECDC), einer EU-Agentur, mit dem Titel „Sexuell übertragbare Er­krankungen in Europa: 1999-2009“ hat sich die Ansteckung mit Chlamydien mehr als verdoppelt und betrifft in 75 Prozent aller Fälle junge Menschen im Altern zwischen 15 und 24 Jahren. Syphilis-Infektionen nehmen ebenfalls zu; andere Infektionskrankheiten nehmen in manchen Ländern deutlich zu, in anderen statistisch leicht ab. Der Direktor des ECDC warnt: „In Wirklichkeit liegen die Zahlen sicher für alle Pathologien höher, weil nicht alle Fälle den Behörden korrekt gemeldet werden und weil die symptomatischen Infektionen selbst dann nicht erfasst werden, wenn sie zur Epidemie beitragen.“ Eine der interessantesten Ergebnisse des ECDC-Berichts ist die Tatsache, dass eine starke Zunahme von Geschlechts­krankheiten ausgerechnet in Ländern festgestellt wurde, in denen am frühesten und intensivsten Schulsexual­erziehung betrieben wurde, in denen also eine Verhütungs­mentalität im allgemeinen Bewusstsein stark verankert ist. 88 Prozent aller sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten in den untersuchten Staaten konzentrieren sich auf Schweden, Norwegen, Großbritannien und Dänemark. Schweden ist Vorreiter in Sachen Sexualaufklärung; 1933 entstand dort durch die Feministin Elise Ottesen-Jensen eine der ersten Vereinigungen für Sexualaufklärung, 1945 wurde das erste Handbuch zum Thema gedruckt, zehn Jahre später die SchulSE verpflichtend ab der Grundschule eingeführt. In Norwegen wird an Kindern ab dem 11. Lebensjahr die Safe-Sex-Pädagogik praktiziert. Laut einer Studie von IPPF (International Planned Parenthood Federation) von 2006 verfüge Dänemark über eine „exzellente“ Sexualaufklärung; doch es befindet es sich an der Spitze der Neuinfektionen (auf 100.000 Bürger kommen in Dänemark 541 Chlamydien-Fälle, im „rückstän­digen“ Irland nur 90). In Norwegen und Schweden stehen an Schulen Kondomautomaten, an denen sich Schüler kostenlos bedienen können. Großbritannien steht an der Spitze der Staaten mit der höchsten Rate an Geschlechtskrankheiten. Es will seine Sexualaufklärungsprogramme bereits auf Kinder­gartenkinder ab 5 Jahren erweitern und kostenlose Präservative ab 13 Jahren verteilen. Um in den Genuss dieser staatlichen Dienstleistung zu gelangen, braucht man eine Condom Card, die am Ende von Sexualaufklärungskursen ausgehändigt wird. Diese Länder orientieren sich an den 2010 veröffentlichten „Internationalen Richtlinien zur SE“ des UN-„Kinderhilfswerks“ UNESCO, in denen z. B. ausdrücklich auf­gefordert wird, mit Kindern von 5-8 Jahren über Masturbation zu reden, mit 9-12-Jährigen über Orgasmus und ab 15 Jahren über „sichere“ Abtreibung.

Grund dieser Entwicklung ist offensichtlich, dass eine irreführende Sicherheit der Kondome vorgegaukelt wird, was zu mehr Sexualkontakten, größerer Promiskuität und entsprechend erhöhtem Ansteckungsrisiko führt. (Vgl. B.Quotidiana/G. Nardi, www. katholische. Info/2011/06/28/)

SchulSE in der Schweiz

Ein „Sex-Koffer“ für 4-Jährige hat in der Schweiz zu Protesten geführt. Die „Lernmaterialien“ bestehen aus Filmen, Bildern, Puppen und Nachbildungen der Geschlechtsteile; probeweise sollen 30 solcher Sex-Koffer an Schulen und Kindergärten im Kanton Basel-Stadt verteilt werden; später soll dieser Koffer eventuell obligatorisch werden als Teil des Sexualkundeunterrichts, der neuerdings verpflichtend wurde, ohne Dispensierung. Wie die Praxis aussehen könnte, zeigte die Schweizer Boulevard-Zeitung „Blick“: Die Kinder massieren einander gegenseitig, oder berühren sich mit warmen Sandsäcken, bei leiser Musik. Wichtig sei, dass sie lernen, nein zu sagen, wenn sie an einer Stelle nicht berührt werden wollen. Daniel Schneider, Konrektor Kindergärten, der den Leitfaden zusammen mit Fachpersonen für den Kanton Basel-Stadt ausgearbeitet hat, glaube, dass „Kinder dabei unterstützt werden sollen, ihre Sexualität lustvoll zu entwickeln und zu erleben.

Das neue Nationale Programm für Bekämpfung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (HIV&STI-Programm) für die Jahre 2011 bis 2017, das 9 Mio. Franken pro Jahr kostet, ist ein weiteres Element für die Einführung einer flächendeckenden SE. Im Vorgängerprogramm hieß es schon: „Alle Volks-, Berufs- und Mittelschulen haben die HIV-Prävention stufengerecht und verbindlich in ihr Curriculum zu integrieren“. Das „Bundesamt für Gesundheit“ (BAG) hat – obgleich die Schulhoheit eigentlich bei den Kantonen liegt - im Zusammenhang mit der Aids-Prävention seine Kompetenzen eigenmächtig ausgeweitet auf die Erarbeitung der flächen­deckenden, obligatorische SE vom Kindergarten bis zur Berufschule: „Eine stufengerechte SE ist verbindlich in die Lehrpläne der obligatorischen und nachobligatorischen Schu­len aller Kantone integriert.“ In das verabschiedete Nationale Programm HIV&STI ist der Begriff der „sexuellen Rechte“ eingeführt worden, dabei werden Papiere internationaler Organisationen wie IPPF angeführt. Während in diesem Programm z. B. HIV-positiven Personen zugestanden wird, eine Behandlung zu verweigern, könne dieses Prinzip des Selbstbestimmungsrechtes des Patienten „aufgebrochen (wer­den) im Bereich der kollektiven Präventionsmaßnahmen – etwa der Sexualerziehung…“ Es sei „nicht zulässig, dass sich Kinder – bzw. deren Eltern – auf das Prinzip des informed consent berufen, um sich vom obligatorischen Sexualunterricht dispen­sieren zu lassen“.

Es gibt Proteste und eine neu formierte „Schweizerische Interessengemeinschaft Sexualerziehung“, die unter ande­rem fordert, dass die Rahmenbedingungen für die SchulSE „die ethischen, moralischen und religiösen Werte der Eltern“ respektiert, dass „zentraler Wert“ die „staatstragende Familie mit Vater, Mutter und Kindern“ sein müsse und „nicht alle sexuellen Orientierungen und Lebensstile Anspruch auf gleiche Gewichtung“ haben dürften. Die Eltern sollen als Erstver­antwortliche für ihre Kinder anerkannt werden, Lehrer und externe Erzieher hätten „die Privatsphäre der Eltern und die Intimsphäre der Kinder und Jugendlichen zu respektieren und zu schützen“. Man bejaht „einen sorgfältigen und stufen­gerechten subsidiären Sexualunterricht in der Schule“, doch „für Eltern, die das Thema lieber in der Familie behandeln“, müsse „ein Dispensationsrecht“ bestehen etc. (Kommentar: Aus der Erfahrung des Kampfes gegen die SchulSE in den vergangenen Jahrzehnten sehen wir hier eine Reihe guter Forderungen, die aber leicht zu Leerformeln werden. Bedauer­lich ist, dass die kollektive SE – wenn auch „sorgfältig und stufengerecht subsidiär“ – bejaht wird, entgegen der Lehre der kath. Kirche.) (Vgl. kultur-und-medien-online, 22.5.2011; Kath. Wochenzeitung 22.4.11; HLI-Report 1/2011)

Scheidungsrisiko erhöht

Iowa/USA. Eine Studie der Universität Iowa zeigt auf, dass Frauen mit Sexualkontakten im Jugendalter ein nachweislich höheres Scheidungsrisiko haben. 31 Prozent von Frauen, die angeben, erste Sexualkontakte bereits vor ihrem 18. Geburtstag gehabt zu haben, waren nach fünf Jahren Ehe geschieden, 47 Prozent nach zehn Jahren. Die Studie wertete Daten von 3.800 Frauen aus dem Jahr 2002 aus (vgl. kath.net 21.6.2011).

Homosexualisierung schon in der Grundschule

Berlin. Eine neue Aufklärungskampagne für Grundschul­kinder ab 5 Jahren hat der Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner im Juni gestartet. Es soll vermittelt werden: „Jede Lebensform soll wertgeschätzt werden!“ Man müsse schon den Kindern im frühen Alter beibringen, was alles Realität ist. Es gehe „um Vielfalt: Weg von der klassischen Vater-Mutter-Kind-Familie, hin zu Modellen, in denen Kinder auch glücklich sein können. Denn das Einzige, was wichtig ist, ist eine liebevolle Umgebung“, so warb im Vorfeld eine Frau Conny Kempe-Schälicke von der Senatsverwaltung für Bildung, Wissen­schaft und Forschung. Dieses „Maßnahmenpaket“ war im April 2009 einstimmig von allen Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses beschlossen worden „zur Bekämpfung von Homophobie“. Auf der Internetseite des „Bildungsserver Berlin-Brandenburg“ wird aufgetrumpft: „Unter dem Namen Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt ist so die Basis für den Ausbau der Vorreiterrolle der Stadt Berlin im Bereich Antidiskriminierung in der Schule ge­schaffen worden“.

Für die Kinder wird in Märchen und Geschichten, Bilder­büchern, Memorys und Arbeitsmaterialien für Lehrer „Anders­sein“, Brechen mit dem „Rollen-Klischee“ und „unkonven­tionelles Zusammenleben“ thematisiert.

Praktisch geschieht das nach einem Bericht der Internet-Zeitung der Frankfurter Allgemeinen, FAZ.NET, vom 20.7.2011 mit einem Bücher- und Spielekoffer: Eine Geschichte schildert, wie ein Prinz eine Prinzessin sucht und sich dann in den Bruder einer Prinzessin verliebt und eine prächtige Hochzeit mit ihm feiert. Ein Bilderbuch erklärt den Kindern die neue Realität: „Vor langer, langer Zeit sahen die meisten Familien in Büchern so aus: ein Papa, eine Mama, ein kleiner Junge, ein kleines Mädchen“. Ein Buch aus Schweden lässt Kinder von ihren beiden Vätern oder beiden Müttern erzählen. In einer anderen Geschichte wird erklärt, wie sich gleichgeschlechtliche Paare fortpflanzen: „Weil aber zwei Frauen keine Kinder bekommen können“, fragen sie einen schwulen Mann als Samenspender. Die künstliche Befruchtung wird erklärt: „Der Arzt tat dessen Samen in Mamas Bauch“.

Zusammengestellt wurde der Koffer von „Queerformat“, einer Verbindung von zwei Berliner Vereinen „KomBi“ und ABqueer“, die über „lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Lebensweisen“ aufklären und beraten. Laut einer australischen Studie spüren angeblich schon Kinder im Sandkastenalter ihre Homo- oder Transsexualität.

Der FAZ.Net-Artikel berichtet auch von einer Handreichung, die bereits 2006 für Schüler der Sekundarstufe I und II vom Berliner Senat mit dem Landesinstitut für Schule und Medien herausgegeben wurde. Darin sollen z. B. Schüler ab der 5. Klasse pantomimisch Begriffe wie „Sado-Maso“, „Orgasmus“ und „Darkroom“ [=schwach beleuchteter Raum für Sexua­kontakte von homosexuellen Männern] darstellen. Sie sollen in Rollenspielen üben, wie sie z. B. beim Abendessen sich als homosexuell vor der Familie „outen“. Sie sollen probeweise ein lesbisches oder schwules Wochenende planen und die Veranstaltungstipps in einem Schwulenmagazin „Siegessäule“ nutzen (dem Lehrer wird der Hinweis gegeben, die Zeitungen vorher genau durchzusehen und möglicherweise nicht jugendfreie Anzeigen/Bilder zu entfernen!).

 

Nach dem Bericht von FAZ.NET hält die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternbeirats Ursula Walther den „Bücherkoffer“ für sinnvoll, weil Kinder schon im Alter von drei, vier Jahren Fragen stellten und manchmal von ihren Eltern „nicht richtig aufgeklärt“ würden. Der bildungspolitische Sprecher der Berliner CDU, Sascha Steuer, nennt es „kindgerecht“, gleichgeschlechtliche Paare in Märchen auftreten zu lassen. Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, hält die Berliner Initiative in einem Interview („Junge Freiheit“, 1.7.2011) für „höchst bedenklich“. Sie sei ein „massiver Eingriff in die elterlichen Erziehungsrechte“ wie das Grundgesetz sie bestimme. Er fürchte, „dass es durchaus genderbegeisterte Pädagogen gibt, die das im Unterricht auch praktizieren“ und befürchtet, dass das Thema verpflichtender Bestandteil des Lehrplans werden könnte. Es gebe in schulpolitischen und pädagogischen Fragen „einfach keine bürgerliche Kraft mehr, die bei so was noch gegenhält“. Man könne „nur hoffen, dass sich wenigstens die Kirchen dagegen wehren“. Den Eltern rät Kraus, „auf jeden Fall energisch zu protestieren – und zwar möglichst breit“ – vom Lehrer angefangen bis zur Schulbehörde und den Parteien.

(Vgl. http:// bildungsserver.berlin-brandenburg.de/ausbildung.html; kath.net 21.6. 2011, FAZ.NET 20.7.2011, kultur-und-medien-online 23.5.2011, Junge Freiheit 1.7.2011).

 

Übrigens: Wenn „jede Lebensform wertgeschätzt“ und „Selbstbestimmung“ so betont werden soll – warum nicht die Lebens­form eines keuschen Aufwachsens? Warum nicht eine Familie aus Vater, Mutter und Kindern? Warum lässt man nicht die „Selbstbestimmung“ zu, nichts von Verhütung, Geschlechts­verkehr, Homosexualität in der Schule hören zu wollen?

 

 

 


 

Vorwort der FMG-INFORMATION 103

 

Liebe Freunde und Mitarbeiter, verehrte Leser und Förderer!

Sehr geehrte Abgeordnete, hochwürdigste Bischöfe!

 

Kürzlich erreichte uns eine E-Mail eines vierzehn-, fünfzehnjährigen Mädchens:

„Hallo, in der Schule hatten wir (8. Klasse) Sexualkunde. Leider ist das für die Lehrer, die Schüler (die begeistert sind L) und die Frauen, die uns das lernen, selbstverständlich, dass da jeder hingeht. Ich hab nach gut ner halben Stunde gesagt, dass ich Kopfweh hab und bin in das Krankenzimmer. Kann dieser Unterricht (der die Schüler lehrt, dass alles erlaubt und normal ist) nicht verboten werden?“

 

Eine Nachricht, ein Hilfeschrei: „Warum darf das sein? Mich macht es krank!“

„Alles erlaubt und normal“ – das „ethische“ Minimalprogramm der gängigen Schulsexual„erziehung“ im Grunde seit Scarbath und Kentler vor über 40 Jahren: Setze den anderen „nicht mutwillig ent­täuschenden Erfahrungen“ aus! und: „Riskiere“ unter keinen Umstän­den ein Kind oder Aids! Sind das die Werte, die unsere Gesellschaft den jungen Menschen vermitteln will?

Dass es in der E-Mail heißt: „die Frauen, die uns das lernen“, lässt vermuten, dass hier so ein Team von Sexualpädagogen in die Klasse gekommen ist, von „pro familia“, von „donum vitae“ oder auch „Caritas“ oder „Sozialdienst katholischer Frauen“, mit Verhütungs­mittelkoffern, Kondom-Übungen usw. Und „die Kirche in Deutsch­land“ steht dahinter, wie kürzlich ein Ordinariat einer Lehrkraft zu deren „Entlastung“ bescheinigte, weil Eltern sich berufen haben auf die kritischen Worte des Papstes zum „Angriff auf die religiöse Freiheit der Familien in einigen europäischen Ländern, wo die Teilnahme an Kursen der Sexualerziehung verpflichtend auferlegt wird“ (einer Sexualerziehung, die „eine dem Glauben und der rech­ten Vernunft gegensätzliche Anthropologie“ widerspiegelt).

 

Vor einem Jahr war der große – berechtigte – Aufschrei über den sexuellen Missbrauch von Kindern, der immer noch weiterwirkt.

Warum aber fehlt jede Sensibilität und Einsicht dafür, wie Kinder und Jugendliche im schulischen Sexualkundeunterricht verstört und seelisch verletzt, in ihrem Schamgefühl gekränkt und in ihrem Recht auf ein keusches Aufwachsen missachtet werden? Ist die „Gehirnwäsche“ durch die internationalen Kräfte, die ihre ideologischen Forderungen auf „sexuelle Rechte“ allen aufoktroyieren wollen, schon so weit in die Politik und in die Pädagogik, auch bei Verantwortlichen der Diözesen, eingedrungen?

 

Seit 35 Jahren, seit der Gründung am 13. September 1976, versucht der „Freundeskreis Maria Goretti e. V.“ mit seinen kleinen Kräften, einzutreten für die GOTTgegebenen unveräußerlichen Elternrechte und das Recht der jungen Menschen, in Reinheit heranzuwachsen.

Helfen Sie mit durch Ihr Gebet, Ihr Engagement, Ihre Spenden, gerade auch wenn der „Mainstream“ der Gesellschaft entgegen läuft.

Stehen wir zusammen in der Sorge um die jungen Menschen und die Kirche!

Mit freundlichen Grüßen

Ihr FREUNDESKREIS MARIA GORETTI e. V., München

 


 

[1] Vgl. dazu den Artikel „Nicht: Ich bin homosexuell, sondern: Ich bin David“ von David Prosen, FMG-INFORMATION 102, S. 24ff. Anm. FMG

 

 

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