(FMG-INFORMATION 104, November 2011)

 

 

 

Das mitreißende Beispiel Annas

 

Predigt von Kardinal Paul Poupard

ehemaliger Präsident des Päpstlichen Rates für Kultur und des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog

am 16. Januar 2011 in Paris

anlässlich der 100-Jahr-Feier der Geburt der ehrwürdigen Dienerin GOTTES Anna de Guigné

Quelle: www. annedeguigne.fr; FMG-Übersetzung

  

»Liebe Mitbrüder, liebe Brüder und Schwestern in CHRISTUS, liebe Kinder!

 Lasset die Kinder zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich.

1. Die Anna-de-Guigné-Gedenktage, die uns heute hier zusammengeführt haben im Gedenken an die Wiederkehr ihres 100. Geburtstages, erinnern uns zuerst einmal daran, dass Anna in eine menschliche Familie hineingeboren wurde, oder um es mit dem Dichter Charles Péguy zu sagen: „Denn das Geistige ist selbst fleischlich und der Baum der Gnade ist tief verwurzelt“. Während der gesamten Weihnachtszeit haben wir immer wieder über den Prolog des Johannes-Evangeliums nachgesonnen: Das WORT ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Er wollte geboren werden von einer Frau, der hl. Jungfrau Maria, und Seine ganze Kindheit, Seine Jugend und Sein frühes Erwachsenenleben – vor Beginn Seines öffent­lichen Lebens zum Zwecke der Verkündigung der Frohen Botschaft vom Reich GOTTES - im Heim von Nazareth verbringen.

Auch wenn Papst Johannes Paul II. die kleine Anna am 3. März 1990 für ehrwürdig erklärt hat – wir erinnern uns mit Dankbarkeit –, so ist es doch nicht so, dass sie mit einem Heiligenschein vom Himmel gefallen wäre. Sie hat vielmehr die christ­lichen Tugenden, altersgemäß und auf heroische Weise, im Kreis ihrer Familie gelebt. In Annecy le Vieux, wo sie am 25. April 1911 geboren wurde, vor nunmehr fast einem Jahrhundert – dieser glückliche Geburtstag lässt uns heute hier zusammen­kommen –, wächst sie auf im Kreise einer zutiefst christlichen, harmonischen Familie: Papa, Mama, unsere kleine Anna, die mit Kosenamen Nénette gerufen wurde, sowie ein Bruder und zwei Schwestern. Allerdings handelt es sich auch um eine leid­geprüfte Familie. Es ist die Zeit des 1. Weltkrieges. Dieser tragische europäische Bürgerkrieg – wie der seinerzeitige Papst Benedikt XV. den 1. Weltkrieg brandmarkte – fordert Millionen von Todesopfern unter den kriegsführenden Mächten. Auch der Vater unserer kleinen Anna zählt zu diesen Opfern. Schon zu Beginn des Krieges, im Jahre 1914, einberufen, fiel der bereits zuvor mehrfach verwundete Hauptmann de Guigné am 22. Juli 1915 an der Spitze seiner Gebirgsjäger im Kampf an der elsässischen Front als Held. Vor Beginn des schicksal­haften Sturmangriffs hatte er aus der Ferne seine lieben Kinder ein letztes Mal gesegnet und, wie seine Soldaten es bezeug­ten, ein großes Kreuzzeichen gemacht.

 

2. Die kleine Anna, die wir heute verehren, war in ihrer frühen Kindheit weit davon entfernt, eine kleine Heilige zu sein. Ihr energischer Charakter spiegelte sich wider in offenkundigen Verhaltensfehlern. Doch sie liebte ihre Eltern außerordentlich. Und eben diese Liebe ließ sie durch die Gnade GOTTES und die bewundernswerte, sanftmütige und geduldige Erziehung ihrer Mutter in der Entwicklung Fortschritte zu machen. Jeder Besuch ihres verwundeten Vaters gab ihr zudem die Gelegen­heit, auf den Gebieten der Geduld und der Nächstenliebe wei­tere Fortschritte zu machen. Zwei Tage nach dem Tod ihres vielgeliebten Vaters sagte die Mutter zu ihr: „Anna, wenn du mich trösten willst, sei brav“. Dies wurde der Beginn einer wahrhaftigen Bekehrung, die durch die tugendhaften Anstren­gungen unserer kleinen Anna geprägt war, die sich immer hochherziger darum bemühte, den Belehrungen ihrer Mutter zu folgen, wenn diese sie auf Knien lehrte, alles zu tun, um JESUS zu erfreuen.

Diesen ihren vielgeliebten JESUS empfängt sie, kurz vor ihrem 6. Lebensjahr, so wie es der damalige hl. Papst Pius X. wünschte. Dann ist es das Sakrament der Firmung, das ihr mit dem GEIST JESU zur Erkenntnis des Glaubens, zu einer sehn­süchtigen Hoffnung und zu eifriger Nächstenliebe verhilft. Und die Nächstenliebe unserer kleinen Getauften und Gefirmten wird immer erfinderischer und einfühlsamer, was durch unzäh­lige Beispiele bezeugt wird, wie die erstaunten, ja überraschten Freunde voller Bewunderung bestätigen. In erster Linie kommt diese Haltung ihrer innig geliebten Mutter, ihrem Bruder, ihren Schwestern, den Menschen ihrer Umgebung und den Armen zugute, denen sie mit staunenswerter Großzügigkeit hilft. „Großes hat an mir getan der Mächtige“, so lautet der Lob­gesang der Jungfrau Maria im Magnifikat. Ganz selbstver­ständlich findet Anna durch Maria den Weg zu JESUS. Genau­so habe auch ich während meiner Kinderjahre im Anjou an den Ufern meiner sanften, hellen Loire oft mit den Montfortaner-Patres von Notre Dame de Marillais gesungen: „Auf, auf, ihr Christen, lasst uns zu JESUS gehen; lasst uns über Maria gehen, um zu JESUS zu kommen, dies ist das GÖTTliche Geheimnis der Auserwählten.“

 

3. Aber um mit Maria die Geheimnisse des Rosenkranzes le­ben zu können, ist es zwangsläufig erforderlich, ihre Nachfolge und ihr Beispiel zu verbinden mit der Freude der freudenreichen Geheimnisse, dem Licht der lichtreichen Ge­heimnisse und dem Erleiden der schmerzhaften Geheimnisse, bevor man zu den glorreichen Geheimnissen gelangt. So be­schaffen war der steinige Weg der kleinen Anna, dieses Mädchens, das brav sein wollte, um ihrer Mutter und dem kleinen JESUS Freude zu machen, was so weit ging, dass ihre Schwester sie liebreizenderweise als „Unser kleiner Guter Gott“ bezeichnete. Ausgerechnet sie, die in ihrer frühesten Kindheit mit vielen Fehlern behaftet und eifersüchtig auf ihren kleinen Bruder war, bisweilen so stark, dass sie ihm gegenüber sogar richtig böse wurde, darüber hinaus ein Schleckermaul, unge­horsam, auch stolz und jähzornig und selbstverständlich auch eitel, um die Auflistung zu komplettieren. Sie hat sich verändert und gewandelt, mit der Gnade GOTTES, die Wunder vollbringt, wenn sie von einem großzügigen Herzen und eifrigem Willen angenommen wird – einem Willen, erleuchtet durch eine gute christliche Erziehung zu Hause, in der Familie, durch den Kate­chismusunterricht eines guten Priesters und einer heiligmäßigen Nonne, Mutter Saint Raymond. Als gute Erzieherin, die ihr die christliche Botschaft vermittelt, lehrt die Schwester sie die Übung der „schönen Sträuße von Opfern“, die es ihr, ebenso wie der kleinen Theresia vom Kinde JESU, die von Papst Jo­hannes Paul II. in den Rang einer Kirchenlehrerin erhoben wurde, auferlegte, auf ihrem Weg „eine Menge von Opfer-Blumen“ zu sammeln, und all das immer aus Liebe: man muss dem Guten JESUS alles anbieten, man muss Ihn sehr lieben, und alles aus Liebe zu Ihm tun.

 

4. Drei Mal wurde unsere kleine Anna von schweren Schicksalsschlägen heimgesucht: zunächst durch den Tod des geliebten Vaters, dann, urplötzlich, im Alter von 5 Jahren durch die Erkrankung an Paratyphus, in dessen Gefolge sie sich einer schwer belastenden ärztlichen Behandlung unterziehen muss­te. Schließlich im Alter von 10 ½ Jahren, als sie wieder völlig gesund war, ein reizendes, strahlendes Mädchen, von der eine Nonne gesagt hat, dass man in ihren Augen JESUS sah, wird sie plötzlich von unerträglichen Kopfschmerzen heimgesucht und die Schmerzen werden immer schlimmer. Es ist das durch die Liebe zu JESUS umgewandelte schmerzhafte Leiden unserer Anna, die, weit entfernt davon entfernt, sich darüber zu be­klagen, ihre Liebe und Ganzhingabe an GOTT intensiviert hat.

Wir hatten sie als Schleckermaul, ungehorsam, stolz und eitel kennengelernt. Nun steht sie vor uns: bescheiden, gehorsam und demütig, nur darum bemüht, in Heimsuchung und Leiden „dem kleinen JESUS eine Freude zu bereiten.“ Hauptsache, Er ist zufrieden, lautet ihre Devise: „O, Mama, wie bin ich glück­lich! Wenn es so ist, will ich gerne noch mehr leiden. O, Mama, wenn ich brav bin, dann liegt es daran, dass du mich gut erzogen hast. Geliebte Mama, ich liebe dich, ich will, dass mein Herz rein sei wie eine Lilie für JESUS. - Mein guter JESUS, ich will alles, was Du willst“. Und dann, in ihrer letzten Lebens­phase, als die Lähmung bereits ihr rechtes Auge ergriffen hat und Anna schreckliche Erstickungsanfälle zu ertragen hat, fragt sie mit kindlicher Naivität ihre Krankenschwester: „Schwester, darf ich mit den Engeln gehen?“ – „Ja, meine kleine Tochter!“ – „Danke Schwester, vielen Dank.“

 

Liebe Kinder, liebe Freunde, ich habe jetzt nichts anderes gemacht als einige Teile von dem wunderbaren Florilegium aufzulesen , das von ihrer Lehrerin Madeleine Basset eifrig zu­sammengestellt wurde und von unserem lieben Dom Jacques Guilmard, Mönch in Solesmes, weitergegeben wurde. Diese Sammlung berührt uns durch die Geschichten über Anna, die Gnaden, die der Himmel uns durch ihrer Fürsprache hat zukommen lassen, wie der kleine zehnjährige Jacques de Guigné gleich in den ersten Monaten nach dem heiligmäßigen Tod seiner Schwester es ausdrückte, und durch diese Botschaft, die das Titelblatt ihrer Biographie „Onze ans moins le quart“ („Zehn dreiviertel Jahre“) schmückt. „ Das Leben auf Erden bie­tet uns viele Freuden, aber sie sind nicht von Dauer. Die ein­zige dauerhafte Freude besteht darin, Opfer gebracht zu ha­ben.“

Der heilige Papst Pius X. hatte es prophezeit: „Es wird heilige Kindern geben“: Domenico Savio, Maria Goretti, Laura Vicuna sind bereits heilig. Greifen wir dem Urteil der Kirche nicht vor. Aber freuen wir uns aus ganzem Herzen darüber, dass so viele Kinder und Heranwachsende, so viele junge Menschen sich von Annas Beispiel mitreißen lassen, ihr auf dem einfachen Weg zu folgen, im hingebungsvollen Vertrauen auf GOTT und die GOTTESmutter, in Demut und Nächstenliebe. Sagen wir GOTT Dank für die Schmerzen, die Er lindert, dafür, dass Er uns wieder aufrichtet, und für die Gnaden, die Er uns aufgrund ihrer Fürsprache als jederzeit hilfsbereiter, kleiner Friedens­engel erweist.

 

5. Treten wir ein in das eucharistische Opfer, wo JESUS sich uns hingibt mit der ganzen Liebe, die auch unserer lieben Anna zu eigen war, um uns – wie sie – mit dem wahren Himmelsbrot zu nähren, treten wir ein mit demselben glühenden Eifer, der einen Augenzeugen sagen ließ, nachdem er sie in einem Zu­stand beindruckender innerer Sammlung nach dem Kom­munionempfang gesehen hatte: „Man könnte sagen, eine vor Reinheit und Liebe strahlende Monstranz gesehen zu haben.“ Hören wir ihre treuherzige Bitte, die sie an ihre Mutter richtete, die Bitte eines kleinen neunjährigen Mädchens, das bereits lesen kann und allen Messtexten in ihrem Messbuch folgen kann, aber die Routine fürchtet: „Mama, bitte erlaube mir, wäh­rend der hl. Messe zu beten ohne zu lesen, denn ich kenne die Gebete im Gebetbuch auswendig und bin oft zerstreut, wenn ich sie lese, wohingegen ich überhaupt nicht zerstreut bin, wenn ich mit dem lieben JESUS rede. Das ist nichts anderes, als wenn man mit jemandem spricht, Mama, da weiß, man genau was man sagt.“ – „Und was sagst du dem lieben JESUS?“ – „Dass ich Ihn liebe, dann spreche ich zu Ihm über euch, über die anderen. damit JESUS gute Menschen aus ihnen mache. Ich spreche mit Ihm vor allem über die Sünder. Und dann sage ich Ihm, dass ich Ihn gern sehen würde.“ – „Denkst du nicht an meinen Kummer, wenn du zu JESUS gingest?“ – „O, doch Mama, ich denke daran und ich will dir auch keinen Schmerz bereiten, aber Papa ist bereits im Him­mel, auch ihr werdet dorthin gehen, ebenso wie die anderen, denn schließlich ist das unser Ziel.“

Liebe Kinder, liebe Freunde, die Liturgie des Wortes GOTTES an diesem Sonntag lässt uns die Worte des Propheten Jesaja zitieren: „Jetzt hat der HERR gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu Seinem Knecht gemacht hat. So wurde ich in den Augen des HERRN geehrt, und mein GOTT war meine Stärke“ (Jes 49,5). Dann mit dem Psalmisten: „Deinen Willen zu tun, mein GOTT, macht mir Freude“ (Psalm 40 [39],9). Mit dem heiligen Apostel Paulus sage ich euch nochmals aus ganzem Herzen: „Gnade sei mit euch und Friede von GOTT, unserem VATER, und dem HERRN JESUS CHRISTUS“ (1 Kor 1,3).

 

Lasst uns nun mit dem Glauben und der Begeisterung unserer lieben kleinen Anna den Leib des HERRN empfangen, jenen CHRISTUS, von dem Johannes der Täufer gemäß den Worten des heiligen Evangeliums nach Johannes sagte: „Seht das LAMM GOTTES, das hinwegnimmt die Sünde der Welt“.«

 

 

 

 

Meldungen - Meinungen

 

Die Kardinalswürde ist zu erwarten

Denver/Philadelphia. Erzbischof Charles Joseph Chaput von Denver, Colorado, ist vom Papst an die Spitze des Erzbis­tums Philadelphia berufen worden. Philadelphia ist das sechstgrößte Bistum der USA mit 1,5 Millionen Katholiken. Chaput übernimmt von seinem Vorgänger Kardinal Justin F. Rigali aber auch die Hypothek eines Missbrauchsskandals, der das Bistum in den vergangenen Monaten stark belastet hatte. Chaput, Mitglied des Kapuzinerordens, ist indianischer Ab­stammung aus dem Stamm der Potawatomi. Er genießt Vertrauen bei seinen Mitbrüdern und wäre im Vorjahr fast zum Vizevorsitzenden der Bischofskonferenz gewählt worden. Der Vatikan hatte ihn auch zur Untersuchung des Skandals um den Gründer der „Legionäre CHRISTI“ und zur Klärung der Aussa­gen des danach suspendierten australischen Bischofs Morris, der die Weihe von Priesterinnen zur Diskussion gestellt hatte, herangezogen. Chaput, von dem der in der FMG-Broschüre „Liebe die aufs Ganze geht“ veröffentlichte Hirtenbrief zu „Humanae vitae“ stammt, hat auch zu politisch-ethischen Fragen mehrfach klar Stellung bezogen (z. B. zu Politikern, die die Abtreibung befürworten). Eine Aussage Chaputs: „Es wird keine Erneuerung Amerikas ohne Erneuerung der katholischen Kirche geben, und keine Erneuerung der Kirche ohne Erneuerung der katholischen Familie, und keine Erneuerung der katholischen Familie ohne mutige Verkündigung der heiligen Wahrheiten bezüglich der Weitergabe des Lebens.“ (Vgl. DT 21.7.11, Lay Witness Sept./Okt. 2011)

Berliner Aufklärungskampagne kritisiert

Berlin. Der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich kritisierte die umstrittene Aufklärungskampagne der Berliner Senats­verwaltung für Bildung. Die „Initiative Sexuelle Vielfalt“ (vgl. FMG-INFORMATION 103 S. 24) propagiere, so der Weih­bischof, nach seinem Eindruck die „sexuelle Vielfalt“ undiffe­renziert an sich als Wert. Es bedürfe keiner verordneten Auf­klärung, dass der Mensch als Geschöpf GOTTES ein sexuelles Wesen sei. Alle Fragen nach der Sexualität müssten aber in einem Zusammenhang von Liebe und Treue gestellt werden. Diese Werte kämen in der Diskussion offensichtlich oder absichtlich zu kurz (vgl. DT 2.8.11, kath.net 30.7.2011).

Aufreizende Kleidung

Costa Rica. Eine Gruppe von Feministinnen hat zu einem Protestmarsch zur Hauptstadt-Kathedrale von San Jose aufgerufen. Medienberichten zufolge reagierten die Aktivis­tinnen auf den Aufruf der katholischen Kirche in Costa Rica, die Frauen mögen sich zurückhaltend kleiden. Diese Aufforderung des Bischofs von Cartago, Jose Francisco Ulloa Rojas, unterstelle, die Frauen seien durch ihre Kleidung für Gewalttaten gegen sie selbst verantwortlich (vgl. rv 12.8.11).

Altardienst als Vorfeld des Priestertums

New York. In der Kathedrale der Diözese Phönix (Arizona) werden nur noch Ministranten den Altardienst versehen, keine Ministrantinnen. Der Grund sei kein Frauenhass oder kranker klerikaler Sexismus, sagte Bischof Thomas J. Olmsted, sondern die Förderung von Priesterberufungen. Der Dom­pfarrer sagte, es sei seine Aufgabe, junge Männer und junge Frauen zu ermutigen, GOTT in den verschiedenen Berufungen und Diensten zu ehren. Zu einer grundlegenden Erneuerung der Jugendpastoral an der Kathedrale würden z. B. die Buben für den Altardienst vorbereitet, die Mädchen zu Sakristanen ausgebildet. Mit der „Exklusivität“ der für jedes Geschlecht unterschiedlichen Berufungen, zu der auch die „Exklusivität des Altardienstes“ gehöre, wolle der Dompfarrer „gegen den Zeitgeist rudern“. - Schon einige Zeit vorher hatte Bischof Fabian Bruskewitz von Lincoln (Nebraska) denselben Schritt gesetzt. Lincoln gilt unter den amerikanischen Diözesen als „Berufungszentrale“ (vgl. www. katholisches.info 31.8.2011).

Zur Auseinandersetzung um die „Sexualisierung der Volksschule“

Sitten, Schweiz. Bei der Versammlung der Schweizer Bischofskonferenz befassten sich die Oberhirten auch mit dem Thema „Sexualpädagogik an Schulen“. In einer Stellung­nahme heißt es: „Bei der Schweizer Bischofskonferenz sind viele Anfragen besorgter Eltern eingegangen über die in den Medien diskutierte Sexualpädagogik an Schulen. Die Bischöfe betonen die vorrangige Zuständigkeit der Eltern für die Er­ziehung der Kinder. Die wahre Entwicklung des Menschen ver­langt die umfassende Achtung menschlicher Werte. Das gilt auch für den Umgang mit der Sexualität. ‚Man kann sie nicht auf eine lediglich hedonistische und spielerische Handlung reduzieren, so wie man die Sexualerziehung nicht auf eine technische Anleitung reduzieren kann, deren einzige Sorge es ist, die Betroffenen vor eventuellen Ansteckungen oder vor dem ‚Risiko’ der Fortpflanzung zu schützen’, betont Papst Benedikt XVI. (Caritas in veritate, 44). Im pädagogischen Be­reich dürfen gesellschaftlich in hohem Ausmaß umstrittene Sexualtheorien nicht einfach über Lehrmittel durchgesetzt werden.“ (Vgl. kath.net 8.9.2011)

Keine kirchliche Beerdigung bei Sterbehilfe

Utrecht. Die niederländischen Bischöfe nahmen in einer Erklärung Stellung zur Frage von kirchlichen Beerdigungen von Menschen, die durch aktive Sterbehilfe ums Leben kamen. In einer Gemeinde hatte sich der Pfarrer geweigert, einen nach Sterbehilfe gestorbenen Mann kirchlich beizusetzen; in einer anderen Pfarrei geschah das dann. – Die Bischöfe weisen ausdrücklich das Ansinnen zurück, Menschen eine kirch­liche Beerdigung zu gewähren, die diese zu Lebzeiten wollten, aber gleichzeitig eine Lebensbeendigung durch Selbstmord oder Sterbehilfe planten. Das sei ein Wider­spruch in sich, weil die Betreffenden einerseits die Entschei­dung über Leben und Tod in die eigenen Hände nähmen. Priester, die dem Wunsch nach einer kirchlichen Beisetzung nachkämen, erweckten den Eindruck, mit dem Handeln der Be­troffenen einverstanden zu sein. Denkbar sei eine kirchliche Beerdigung – nach reiflicher Überlegung, wenn bei der betrof­fenen Person durch Angst oder Stress die innere Freiheit und Zurechnungsfähigkeit, die zur Entscheidung für Sterbehilfe ver­anlasst habe, vermindert habe (vgl. kath.net 7.9.2011).

Legalisierung der „Homo-Ehe“ ist Angriff auf eine Grundlage der Gemeinschaft

Edinburgh. Zwei schottische Bischöfe riefen ihre Regierung auf, die „lautstarken Lobbyistengruppen“ nicht zu beachten, die eine Legalisierung der „Homo-Ehe“ in Schottland fordern. „Keine Regierung kann die menschliche Natur umschreiben; die Familie und die Ehe existieren   v o r   dem Staat und sind auf der Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau aufgebaut. Jeder Versuch, die Ehe umzudefinieren, ist ein di­rekter Angriff auf einen grundlegenden Baustein der Gesell­schaft“ und sollte energisch abgelehnt werden, sagte Kardinal Keith O’Brien, Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh. In der Debatte scheine die Perspektive des Kindes völlig ver­loren gegangen. Gleichgeschlechtliche „Eltern“ bedeuteten, dass die Gesellschaft bewusst wolle, einem Kind entweder eine Mutter oder einen Vater vorzuenthalten. Der Kardinal warnte davor, dass nach der Legalisierung auch die Schul­kinder gezielt auf die „Normalität“ homosexuellen Verhaltens getrimmt würden. Eine weitere Gefahr einer Umdefinierung der „Ehe“ sei, dass das auf Partnerschaften von 3 Männern oder von einer Frau und zwei Männern erweitert werden könnte. Bischof Philip Tartaglia von Paisley  warnte, ein solcher Akt der Regierung untergrabe das Gemeinwohl, und er mahnte, sich nicht vom Vorwurf der Homophobie einschüchtern zu lassen. „Das ist nicht nur falsch, sondern ist selbst eine unliberale und undemokratische Intoleranz, die nur eine ratio­nale Argumentation stilllegen und die Menschen einschüchtern will“ (vgl. kath.net 17.9.2011).

Kooperation mit „pro familia“?

Köln. Im „Deutschen Arbeitskreis für Jugend-, Ehe- und Familienberatung“ (DAKJEF) (Sitz Frankfurt a. M.) arbeiten fünf Mitgliedsverbände zusammen, darunter die „Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Ehe-, Familien- und Le­bensberatung, Telefonseelsorge und offene Tür e. V.“ (Sitz Köln) und „pro familia – Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e. V.“. Bei Letzerer liegt zur Zeit für zwei Jahre die Federführung des Arbeitskreises. Die Kooperation einer katholischen Organi­sation mit einer Pro-Abtreibungs-Organisation hatte Kritik hervorgerufen. Das Erzbistum Köln stellte klar, dass die Zuständigkeit für die „Kath. Bundesarbeitsgemeinschaft für Eheberatung“ bei der Deutschen Bischofskonferenz liege. Matthias Kopp, Pressesprecher der DBK, erklärte, die katho­lische Kirche unterhalte ca. 350 Ehe-, Familien- und Lebens­beratungsstellen in Deutschland. „Um das Angebot fachlich zu profilieren sowie einheitliche und nachvollziehbare Qualitäts­standards der Beratung und der Weiterqualifikation zu formulieren“, hätten 1959 katholische und evangelische Träger eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, der sich vor über 30 Jahren andere, auch Pro Familia, angeschlossen hätten. Behandelt würden unter anderem „Rechtsfragen und Vorhaben wissenschaftlicher Erforschung von Beratungsprozessen“. „Der Austausch und das Gespräch in einem begrenzten Segment gemeinsamer Interessen, bedeutet keine Unterstützung politi­scher Anliegen oder ethischer Haltungen, die nicht mit der Lehre der Kirche vereinbar sind“, so heißt es in dieser Stellungnahme. – Dennoch bleibt natürlich mehr als ein übler Geschmack, wenn ein kirchlicher Verband „gemeinsame Interessen“ mit „pro familia“ hat.

Von Lebensrechtlern wurde der Kölner Kardinal Meisner auf seiner Internet-Seite „direktzu.kardinal-meisner.de“ gefragt, wie er zu solchen Kooperationen stehe. Meisner verwies in seiner Antwort ebenfalls darauf, dass es bei der DAKJEF „nicht um inhaltliche Fragen“ gehe: „Allerdings zeigt mir Ihre Frage, dass dadurch doch der Eindruck einer Kooperation entstehen kann.“ Nach seiner Überzeugung stünden die Auffassungen von „pro familia“ „unserem Menschenbild und unserer Überzeugung vom Schutz des Lebens diametral entgegen“. Es sei wichtig, auch in solchen Gremien unsere Überzeugung deutlich einzubringen, „andererseits darf aber nicht der Eindruck entstehen, wir würden hier mit zweifelhaften Organisationen kooperieren“. Meisner werde diese ernste Frage daher in der Bischofs­konferenz thematisieren.

ProLife Deutschland rief weiterhin zur Wachsamkeit in dieser Hinsicht auf, da es auf Gemeindeebene immer wieder zur Zusammenarbeit von kirchlichen Stellen mit „pro familia“ gekommen ist: „Unlängst wurde wieder ein Link von der Webseite des Erzbistums Freiburg zu der Internetpräsenz der dortigen Niederlassung von ‚pro familia’ erst auf den heftigen Protest von Lebensschützern entfernt.“ Wenn es die bundes­weite Kooperation gebe, verwundere es nicht, „dass sich manche diözesane Mitarbeiter geradezu animiert fühlen, mit ‚pro familia’ zusammenzuarbeiten.“ Der FMG musste in der Vergangenheit schon mehrfach ähnliche Fälle dokumentieren: Empfehlung von pro-familia-Material durch die kirchliche Bücherei-Stelle des Erzbistums Freiburg (FMG-INFORMATION 66 S. 10), pro-familia-Veranstaltung in kirchlichem Haus (INFO 77 S. 19), Caritas-Veranstaltung mit pro-familia-Referentin in Passau (INFO 98 S. 6) etc. (Vgl. kath.net 10.8., 12.8., 28.9.2011; ProLIfe Deutschland 26.9.2011)

Wachsende Christenfeindlichkeit in Europa

Tirana. Die Vertreter von 33 Nationalen Bischofskonferenzen Europas wählten in der albanischen Hauptstadt den Primas von Ungarn und Erzbischof von Esztergom-Budapest, Kardinal Peter Erdö, auf weitere 5 Jahre zum Vorsitzenden des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen. Der Kardinal sagte, er sehe eine wachsende Diskriminierung der Kirchen in Europa. Eine antichristliche Haltung werde „systematisch“ in den Medien, an Schulen und in der öffentlichen Meinung verbreitet. In der Darstellung des christlichen Glaubens werde gezielt Desinformation eingesetzt. Erdö rief zugleich die Regierungen der EU auf, klarere Forderungen an Staaten zu stellen, in denen die Religionsfreiheit nicht respektiert werde. (Vgl. OR dt. 7.10.11)

Raub des Elternrechtes

Salzburg. Weihbischof Andreas Laun, Salzburg, stellte in einem Zeitschriftenartikel (Kirche heute 10/2011) Überlegungen zur Politikverdrossenheit an. Als Grund benennt der Weihbischof unter anderem, dass die Menschen wirtschaftlich verunsichert sind, Angst vor Kriminalität haben und spürten, wie sie mehr „ihrer kleineren und größeren Freiheiten durch Vorschriften über Vorschriften“ beraubt werden. „Schlimmer noch: Man beraubt sie auch mancher ihrer Grundrechte, wie zum Beispiel des Erziehungsrechtes der Eltern durch eine verpflichtende, aber unmoralische ‚Sexualerziehung’ in der Schule!“ Das alles tendiert hin zum Bau einer „Stadt ohne GOTT“, was aber nicht gelingen könne. Den hektisch agieren­den, aber ratlosen Politikern fehle vor allem „das Zurück zu unserem Schöpfer“ und zu Seinen den Menschen angepassten Gesetzen.

Frauenpriestertum und Zölibat

Rom. Zu mehreren „heißen Eisen“ nahm Kardinal Mauro Piacenza, der Präfekt der Kongregation für den Klerus, in einem Interview Stellung (Zenit 13.10.2011). Immer wieder in der Kirchengeschichte habe es „zentrifugale Bewegungen“ gege­ben, die das Außerordentliche des CHRISTUSereignisses „nor­malisieren“ wollten. Eine „normalisierte Kirche“ würde aber alle prophetische Kraft verlieren und hätte den Menschen nichts mehr zu sagen. Was die heutige Situation unterscheide, sei einerseits doktrineller Natur und andererseits den Medien geschuldet, die diesen zentrifugalen Kräften eine übermäßige Aufmerksamkeit und Verstärkung schenkten. So sei die Frage der Priesterweihe der Frau eine doktrinelle Frage, da sowohl Paul VI. wie Johannes Paul II. sich klar geäußert hätten. „Mit dem Apostolischen Schreiben ‚Ordinatio sacerdotalis’ von 1994 ist diese Frage endgültig abgeschlossen. Dort heißt es: ‚Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die GÖTTliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken, dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.’“ Wenn manche von einer „relativen Endgültigkeit“ der Lehre sprächen, mangele dem jedes Fundament. Die hierarchische Verfassung der Kirche sei an das Priesteramt gebunden, aber in anderen Aufgaben könnten Frauen durchaus eine wichtige Rolle im Leib der Kirche haben, im Vatikan etwa als Administratorin des Apostolischen Stuhls oder als Sprecherin des Pressebüros usw. Piacenza spricht auch der „Abwertung des großen Geheimnisses der Mutterschaft“ durch die heute herrschende Kultur einen großen Teil an der allgemeinen Verwirrung über die Frau zu. Teilhabe am Leben der Kirche sei keine Frage der Macht, denn wenn es so wäre, würde das Eigentliche des Wesens der Kirche verlorengehen, das GÖTTlich-Menschliche, und die Kirche wäre nur eine von vielen menschlichen Verbänden. Auch die Frage der Kollegialität sei „kein sozio-politisches Konzept, sondern kommt aus der eucharistischen Gemeinschaft“, aus der Vereinigung in CHRISTUS.

Zum priesterlichen Zölibat äußerte der Kurienkardinal, es handle sich um mehr als ein einfaches Gesetz. „Das Gesetz ist die Folge einer viel größeren Realität, die allein aus der lebendigen Beziehung zu CHRISTUS kommt… Der priesterliche Zölibat wird nie überwunden, im Gegenteil, er ist immer neu in dem Sinne, dass auch durch ihn sich das Leben des Priesters ‚erneuert’, weil diese Treue, die ihre Wurzeln in GOTT hat, im Aufblühen der menschlichen Freiheit ihre eigenen Früchte bringt.“ Das eigentliche Drama sei die heutige Un­fähigkeit, endgültige Entscheidungen zu treffen, „die drama­tische Reduktion der menschlichen Freiheit, die so zerbrechlich geworden ist, dass sie nicht das Gute verfolgen kann“, auch wenn es erkannt werde. Die Untreue einiger Priester könne nicht das Urteilskriterium sein. Piacenza verweist auf Statis­tiken von 40 Prozent gescheiterter Ehen; bei den Priestern seien es weniger als 2 Prozent. Man müsse aufhören, „die Freiheit als ‚Abwesenheit von Bindungen’ zu definieren“, und beginnen zu entdecken, „dass gerade die Endgültigkeit des Schenkens an die anderen und an GOTT menschliche Er­füllung und Glück darstellt“. Der Kardinal ist nicht der Ansicht, dass sich ohne Zölibat die Priesterzahlen vermehren würden, denn christliche Konfessionen ohne geweihtes Priestertum und ohne Zölibat hätten heute eine tiefe Krise hinsichtlich der „Be­rufungen“ für die Gemeindeführung. Es gebe ja auch eine Krise der sakramentalen Ehe. Diese Krisen seien mit der Glaubenskrise des Westens verbunden, der Priestermangel aber auch mit soziologischen Ursachen, wie dem Geburtenrückgang. Das erste und unersetzliche Mittel sei das Gebet um Berufungen.

Zusammenfassend unterstrich der Präfekt der Kleruskongre­gation, das Programm der Kirche dürfe nicht vom Wunsch beeinflusst werden, unter dem Beifall der öffentlichen Meinung „mitzuschwimmen“. Im „Mut zur Wahrheit, auch auf die Gefahr von Beleidigung und Verachtung hin“, liege „der Schlüssel für die Mission in unserer Gesellschaft“.

Kein „Recht“ auf ein Kind

St. Pölten. Den jüngsten Vorstoß des österreichischen Gesundheitsministers Stöger (SPÖ), künftig auch für allein stehende Frauen und lesbische Paare die künstliche Befruchtung zu erlauben, hat Bischof Klaus Küng von St. Pölten zurückgewiesen: „Das Kind hat das Recht auf Vater und Mutter, um sich bestmöglich entwickeln zu können“. Bei jeder künstlichen Befruchtung mit nicht vom Ehemann stammenden Samen werde das Kind das ganze Leben lang die Unsicherheit um den eigenen Vater begleiten, was zu großen Problemen führen könne. Außerdem sei für die Entwicklung der Persön­lichkeit die Zuwendung des Vaters und die emotionale Bezie­hung zu ihm von großer Bedeutung. Zudem, so Küng, „muss man sagen, dass niemand ‚das Recht’ auf ein Kind hat“. Die Gesellschaft brauche dringend mehr Kinder, aber nicht jeder Weg dahin sei gut. Man könne solche Ziele nicht auf dem Rücken des Kindeswohls erreichen (vgl. kath.net 19.10.11).

„Weltbild“ als Kirchenkonzern ist untragbar

Augsburg. Die Verlagsgruppe „Weltbild“ mit Sitz in Augsburg, die im Besitz der Kirche in Deutschland ist, stehe dem „Geschäft mit  Erotik“ aufgeschlossen gegenüber, so meldete Mitte Oktober 2011 das Online-Magazin des Deut­schen Buchhandels. Zwar verwende Weltbild „einen Filter, der regelmäßig nach rechtsextremen und pornografischen Titeln sucht und diese aussondert“ und mache bei der „Verbreitung papst- oder kirchenkritischer Schriften“ nicht mit, so hieß es da. Doch eine einschlägige Stichwortsuche zeige etwa 2500 Titel.

Am Weltbildkonzern, einem Unternehmen mit 6400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Euro, der im stationären Buchhandel rund 20% Marktanteil hat und im Internetbuchhandel die Nummer zwei nach „Amazon“ ist, halten die folgenden deutschen Diözesen Anteile: München 13,2%, Augsburg 11,7%, Fulda 6,8%, Bamberg 5,7%, Passau 5,7%, Regensburg 5,7, Würzburg 5,7%, Trier 4,3%, Soldaten­seelsorge Berlin 4,3%, Aachen 4,2%, Eichstätt 3,4%, Freiburg 2,7%, Münster 2,4% und Verband der Diözesen Deutschlands 24,2% (im Jahr 2006 waren noch Mainz mit 17,0% und Köln mit 7,2% dabei; diese Anteile wurden offenbar an den Verband der Diözesen übertragen!).

 

Aus der ersten Nachricht wurden dann Meldungen in mehreren Internet-Nachrichtenforen, auf denen auch etliche der im Internet von Weltbild angebotenen Bücher im Bild gezeigt wurden. Wenn von Seiten des Weltbild-Konzerns später mit der Drohung auf Kritiker reagiert wurde, man werde gegen die Behauptung, Weltbild verbreite „Pornografie“ juristisch vor­gehen, so mag der Begriff in der heutigen juristischen Definition nicht „gerichtsfest“ sein – vom gesunden sittlichen Empfinden und von der Morallehre der Kirche her kann man diese „Erotik“-Titel offensichtlich nicht anders nennen.

In der ganzen Mediendiskussion kam dann auch zutage, dass der Weltbildkonzern nicht nur pornografische Titel verkauft, sondern auch zu 50 Prozent an der Verlagsgruppe Droemer & Knaur beteiligt ist, die „erotische“ Angebote selber produziert. Auch am Internet-Anbieter „buecher.de“ ist Weltbild zu 33,3% beteiligt, wo auch einschlägige Titel wie „Graf Porno“ usw. zu bekommen sind, und „Jokers“, eine Marke von Weltbild, verramsche seit Jahren pornografische Titel. Ferner riefen viele Wortmeldungen zu diesem Weltbild-Skandal auch in Erinne­rung, dass der Verlagskonzern auch ein Esoteriksortiment bis hin zu satanistischen Artikeln anbietet und glaubenszer­setzende Titel führt oder führte. Auch an einem Verlag, der buddhistische Literatur verlegt, scheint „Weltbild“ beteiligt zu sein.

Eine erste Stellungnahme seitens der Deutschen Bischofs­konferenz kündigte eine baldiges Gespräch zwischen dem DBK-Sekretär und der Konzernleitung an (obzwar ja der DBK-Sekretär P. Langendörfer längst zum Aufsichtsrat gehört). Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, dessen Bistum 13% der Weltbild-Anteil hält, sagte am Rand der Herbst­vollversammlung der Bayerischen Bischofskonferenz, es gebe Filtersysteme, die verhindern könnten, dass solche Literatur vertrieben wird. „Wir wollen in unseren Verlagen weder Porno­grafie noch Gewaltverherrlichung. Wenn wir davon hören, ge­hen wir der Sache nach, und dann wird das unterbunden.“

Dann folgte die Erklärung des Aufsichtsratsvorsitzenden Donaubauer, Augsburg, und des DBK-Sekretärs P. Langen­dörfer: „Die Verlagsgruppe Weltbild ist das größte Buch­handelsunternehmen Deutschlands und steht deshalb in einer besonderen gesellschaftlichen Verantwortung. Ihr Sortiment erfährt eine ständige Prüfung hinsichtlich der Wertbindungen der kirchlichen Gesellschafter. In diesem Sinn befasst sich der Aufsichtsrat auch regelmäßig mit dem Angebot der elektro­nischen Vertriebswege. Die Geschäftsführung wurde ange­halten, ihrer Verantwortung in diesem Bereich konsequent zu entsprechen.“

Die Hohlheit, ja Heuchelei dieser schönen Worte entlarvte dann Bernhard Müller mit wehem Herzen in einem Artikel im „Pur-Magazin“ November 2011, der am 25.10.2011 auch von der Internetseite der Tageszeitung „Die Welt“, „Welt online“, veröffentlicht wurde und in der Folge auch Meldungen in ande­ren überregionalen und ausländischen Blättern inspirierte. Dar­in wird nachgewiesen, dass die vielfache Kritik von gläubigen Katholiken am Angebot dieses der Kirche gehörenden Verlags schon im Frühjahr 2008 zu einer Initiative führte, die das ärgerniserregende „Weltbild“-Angebot mittels einer 70-seitigen Dokumentation offenlegte, die allen Diözesanbischöfen zuge­sandt wurde, deren Bistümer Miteigentümer waren. Mehr als die Hälfte der Bischöfe ließ nicht einmal den Eingang bestä­tigen und beantwortete auch einen später nachgeschobenen Brief nicht, oder antwortete – wie der Münchner Finanzdirektor Anneser – geradezu zynisch. (Von wegen: „Wenn wir davon hören, wird das unterbunden.“)

Der Artikel macht auch öffentlich, dass offensichtlich nicht nur die Gewinne von „Weltbild“ in den Ausbau des Konzerns geflossen sind, „um das kapitalistische Ziel, milliardenschwerer Marktführer zu werden, schneller zu erreichen“ (B. Müller, welt online), sondern auch über die Jahre „knapp 182 Millionen Euro Kirchensteuergelder einbezahlt“, also wohl bei „Weltbild“ „angelegt“ wurden.

In der FMG-INFORMATION hatten wir in den vergangenen Jahren schon mehrfach auf das unverantwortliche Buchangebot von „Weltbild“ hingewiesen (z. B: FMG-INFORMATION 63 S. 7, 67 S. 44, 68 S. 22, 77 S. 38f, 90 S. 17+39, 94 S. 19, 96 S. 50); besonders ausführlich in INFO 89 S. 25-27 unter dem Titel „Die Verstrickung deutscher Bischöfe – ‚Sakrileg/Da Vinci Code’“ – dieses Machwerk hatte „Weltbild“ über Monate hin angepriesen.

 

Die Internet-Nachrichtenagentur kath.net stellte im Lauf des Bekanntwerdens der neuen Vorwürfe und der öffentlichen Debatte fest, dass beim Online-Angebot der Weltbild-Gruppe Veränderungen vorgenommen worden sind. Der Generalvikar der Erzdiözese Köln gab bekannt, dass die Kölner Anteile bereits 2008 an den „Verband der Diözesen Deutschlands“ übertragen worden seien, auch die Gewinn- und Bezugsrechte. Das Erzbistum dränge seit Jahren darauf, sich von der Verlagsgruppe zu trennen.

(Nun ist der „Verband der Diözesen Deutschlands“ ein Zu­sammenschluss aller deutscher Diözesen zur Wahrnehmung gemeinsamer Aufgaben im rechtlichen und wirtschaftlichen Bereich. Dass dieser Verband nun offensichtlich die früheren Kölner und Mainzer Anteile an „Weltbild“ in Höhe von fast einem Viertel innehat, heißt aber doch wohl, dass damit alle deutschen Diözesen, auch Köln und Mainz, aber auch die sonst nicht zu den Anteilseignern gehörenden Diözesen mit im Boot sitzen!)

 

Es ist beschämend, wenn bislang zwar anscheinend einige „Erotik“-Titel aus dem Online-Angebot des Weltbildkonzerns verschwunden sind, ansonsten aber nur ein Erklärung dazu erfolgt, die von „Verantwortung“ und „ständiger Prüfung hin­sichtlich der Wertbindungen“ spricht, die ja bislang und über Jahre hin keine Wirkung zeigte, und wenn man hoffentlich nicht bloß wartet, bis die öffentliche Aufmerksamkeit abebbt.

Überlegungen oder Forderungen, dass die Kirche den „Weltbild“-Konzern einfachhin verkauft (und dass die entsprechende Sex-, Esoterik- und auch dem katholischen Glauben wider­sprechende sonstige Literatur dann ein anderer Eigentümer weiterproduziert und weitervertreibt) und die deutschen Diö­zesen diesen schmutzigen Verkaufserlös erben, sind keine moralische Lösung. Guido Horst hatte in der „Tagespost“ (22.10.2011) unter dem Titel „Entweltlichung bei Weltbild“ schon vorgeschlagen, mit dem Weltbild-Vermögen gut gemachte religiöse Literatur, neu aufgelegte katholische Klassiker oder eine „Mitgliederzeitschrift“ zu produzieren (allerdings dürfte letztere dann nicht in die Hände des heutigen deutschen sog. Kirchenjournalismus und der romkritischen Theologen und Verbandsfunktionäre etc. fallen).

 

Gabriele Kuby schreibt in einem Kommentar zum Weltbild-Skandal (kath.net 26.10.2011) Klartext, und dem können wir uns nur anschließen:

„Im Missbrauchsskandal konnten sich die Bischöfe durch hef­tigste Selbstanklage aus der Schusslinie der Medien nehmen, denn, GOTT sei Dank, war keiner von ihnen selbst betroffen. In der Weltbild-Affäre wird das schwieriger sein, auch wenn die Anklage der säkularen Presse vielleicht weniger heftig aus­fallen wird, weil Pornografie zum normalen Unterhaltungs­angebot der Medien gehört und Millionen ihrer Kunden pornografiesüchtig sind.

Aber das sind nicht die einzigen Eiterbeulen am Leib der Kirche. Warum wurde der Religionsunterricht zum Ort der Glaubenszerstörung? Warum betreibt die Kirche in katholi­schen Schulen durch katholische Verbände die hedonistische Sexualisierung der Kinder und Jugendlichen? „Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden.“ (Lk 12, 3)

Wann endlich nehmen die Bischöfe das Gesetz des Handelns wieder in die Hand durch Umkehr und Reinigung? Es ist die einzige Möglichkeit: Entweder Umkehr und Reinigung oder Versinken in der Bedeutungslosigkeit unter dem Hohn und Spott der Welt. Wenn die treuen Bischöfe darauf warten, dass alle ihre Brüder im Bischofsamt mitziehen, wird es nie dazu kommen. Sie werden dafür geschlagen werden, aber sie wer­den Spuren hinterlassen und den Rest des gläubigen Volkes wieder aufrichten.

Befreiung aus der ‚Weltbild-Falle’ kann nicht heißen, den Konzern zu verkaufen, selbst wenn ein Ölscheich 1,7 Milliarden dafür bieten würde. Umkehr und Reinigung heißt, Medien, welche den Glauben zerstören, zu vernichten; Strukturen, welche die Glaubenszerstörung betreiben, aufzulösen; Perso­nen, welche dies tun, zu entlassen und mit glaubenstreuen Katholiken zu besetzen. Das bedeutet ‚Entweltlichung’, welche der Papst von der Kirche fordert. Entweltlichung, damit die Kirche wieder die Herzen der Menschen verändern und dadurch in der Welt wirken kann.“

Erzbischof Zollitsch und die zivil wiederverheirateten Geschiedenen

Freiburg. Wenige Tage, ehe der Hl. Vater zu seinem Deutsch­landbesuch aufbrach, bereitete ihm der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ein besonderes „Geschenk“, indem er in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ baldige Änderungen im Umgang mit geschiedenen „Wiederverheirateten“ forderte. Das sei „eine Frage der Barmherzigkeit“. Zollitsch bezog sich auch auf Bundespräsident Wulff, der sich nach der Scheidung von seiner Frau neu verbunden hat. „Er ist für mich ein Katholik, der seinen Glauben lebt und darunter leidet, wie die Situation ist“, so der Erzbischof, der nicht nur Wulff öffentlich zum Vorbild erhob, sondern auch das Klischee von den „Kirchenvertretern“ in Rom bediente, die, „gleich den Glau­bensabfall“ witterten, „wenn wir in Deutschland etwas kontrovers diskutieren“. Zugleich drückte er seine Zufriedenheit aus, dass „wir Deutschen“ als Geldgeber geschätzt würden, auch in Rom werde das „durchaus anerkannt“ (vgl. DT 1.9.11).

Viele gläubige Katholiken und Priester waren bestürzt darüber, dass Zollitsch sich zum Wortführer der beständig wiederkeh­renden Forderung nach Kommunionzulassung sog. wie­derverheirateter Geschiedener macht. Wenig vorher hatte übrigens der Freiburger Theologe Eberhard Schockenhoff im Freiburger Herderverlag dafür plädiert, „wiederverheiratete Ge­schiedene unter erreichbaren Bedingungen zu den Sakramenten zuzulassen und eine zivile Zweitehe als einen verantwortlichen Ausweg aus der durch den Bruch der ersten Ehe entstandenen lebensgeschichtlichen Sackgasse“ zu dul­den. Der Sakramentenausschluss sei ein „Relikt eines mora­lischen Rigorismus“ (vgl. DT 11.8.11).

Die Forderung des Freiburger Erzbischofs – will er übrigens den Pfarrern für die Traugespräche auch als vorbildlich („ein Katholik, der seinen Glauben lebt“) nahelegen, das Kind evan­gelisch taufen zu lassen, wie bei Wolff? – lässt sich nur erklären (wenn nicht gemeint ist, dass die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage gestellt wird), dass entweder schwere Sünde kein Hindernis ist für den Kommunionempfang (im Gegen­satz zur beständigen Lehre der Kirche, vgl. KKK 1385) oder dass Ehebruch keine schwere Sünde ist (gegen KKK 2380, 2384). Denn Zollitsch hat ja nach der Herbstkonferenz der DBK anfangs Oktober erklärt, er habe „nie die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage gestellt. Wer das hineininterpretiert in meine Äußerungen, der interpretiert etwas Falsches hinein! Ich gehe selbstverständlich von der Unauflöslichkeit der Ehe aus“ (vgl. Zenit 10.10.11, vgl. auch IK-Nachrichten 9/2011).

 

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner war anfangs Sep­tember zu Zollitschs Aussagen auf Distanz gegangen: „Die Ehe ist und bleibt unauflöslich… Die Unauflöslichkeit der Ehe gilt für alle Stände und für alle Repräsentanten der Gesellschaft.“ Er wies Zollitsch auch gewissermaßen in die Schranken, da er ja bei seinen Äußerungen immer als Vorsitzender der DBK benannt wird, indem er aufrief auf, zu differenzieren: „Ich war froh, dass der Erzbischof von Freiburg das Interview gegeben hat und nicht der Vorsitzende der Bischofskonferenz“. Andernfalls hätte Zollitsch zuvor die Zustimmung aller Bischöfe einholen müssen. Meisner habe nach der Lektüre des Textes „große Fragezeichen“ gemacht (vgl. DT 6.9.11).

Der deutsche Kardinal Paul Josef Cordes äußerte in einem Zeitungsinterview (DT 20.9.11), zwar habe er das Interview nicht im Wortlaut gelesen, doch der zitierte Satz sei „wenig hilfreich“. Er wundere sich über die begriffliche Unschärfe („zumal der Interviewte das Recht hat, den endgültigen Wortlaut der Aus­sagen zu korrigieren und genau zu formulieren“). „Offenheit für Diskussionen“ klinge harmlos, werde aber „explosiv, wenn sie wenig später konkretisiert wird mit dem Vorschlag, die ‚Unauf­löslichkeit der Ehe’ zur Debatte zu stellen.. So wird ‚Offenheit’ zur Negation einer Glaubenswahrheit, die für Katholiken zentral ist.“ Freilich schmerze es, wenn gläubige wiederverheiratet Ge­schiedene nicht die Kommunion empfangen könnten, doch die Kirche könne „doch nicht das Wort JESU streichen, dass der Mensch nicht trennen darf, was GOTT verbunden hat (vgl. Mt 19,6)“.

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Jean-Claude Périsset äußerte sich gegenüber „Focus Online“: „Ich will hier nur grundsätzlich sagen: Der Papst wird nicht von der Lehre der Kirche abweichen. Die erste Barmherzigkeit ist die Wahrheit. Dazu gehört, dass die nicht immer leicht verständliche Lehre der Kirche für uns heute ebenso gültig ist wie in der Zeit CHRISTI.“ Dabei sei die Tradition der Kirche durchaus lebendig – ohne Anpassung an die Umstände, aber durch die Hilfe für die Menschen, „mit der Tradition umzugehen, so dass sie sich nicht hinausgeworfen fühlen. Sie müssen erkennen, es gibt andere Wege, um mit GOTT zu leben“ (vgl. kath.net 9.9.11). Gegenüber KNA sagte der Nuntius, eine Nichtteilnahme an der Kommunion bedeute keineswegs einen Ausschluss aus der Kirche. Es sei eine Frage der inneren Ehrlichkeit, nach dem Scheitern des Eheversprechens auch den Schmerz zu ertra­gen. Zudem gebe es in einigen Fällen die Möglichkeit, die Gül­tigkeit der Ehe überprüfen zu lassen (vgl. kath.net 2.9.11).

Beim „Kongress Freude am Glauben“ in Karlsruhe feierte Erzbischof Zollitsch am 9.9.2011 die hl. Messe und hatte das Grußwort des Hl. Vaters vorzulesen, das Jürgen Liminiski in der „Tagespost“ (13.9.11) als eine „ebenso geniale wie elegante Antwort“ Roms deutete, dass die „Sorge für den Menschen“ nur auf dem Fundament der Wahrheit ausgeübt werden könne und die Freiheit des Einzelnen nicht auf Kosten der Wahrheit gehen könne: „Mit dem diesjährigen Leitwort „Die Kirche und ihre Sorge für die Menschen“ wird die umfassende Mission der Kir­che für das Heil des Einzelnen und für das Wohl der Gemein­schaft zum Ausdruck gebracht. Die Kirche lädt die Menschen zum verantwortlichen Gebrauch ihrer Freiheit ein sowie zur Erhaltung und Entfaltung aller Kräfte, die GOTT ihnen verliehen hat, um das Gute zu wirken. Die Freiheit des Einzelnen kann es allerdings nicht auf Kosten anderer geben, sondern findet in der Ausrichtung auf das Wahre und Gute, auf Gott hin ihre eigentliche Erfüllung…“.

 

Andere Würdenträger sprachen in der leider schon gewohnten Weise davon, dass die Unauflöslichkeit der Ehe nicht aufgeweicht werden dürfe und es keine „generelle und pauschale Lösung“ gebe, eher eine „im begründeten Einzelfall“, so Kardinal Kasper (DT 11.10.11). Kardinal Marx sagte ähnlich, die Kirche werde nie die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe abschaffen, es brauche jedoch pastorale Antworten auf die Lebenssituation von Menschen in zweiter Ehe: Es werde „keine einfachen Antworten geben“ (vgl. kath.net 15.10.11).

Während der St. Pöltener Bischof Klaus Küng sagte, bezüg­lich wiederverheiratet Geschiedener gebe es „klare Lehräuße­rungen, die anzuwenden sind“; im Übrigen gelte für jeden Gläu­bigen, „dass keine schwere Sünde vorliegen“ dürfe, ande­renfalls müsse vorher das Bußsakrament empfangen werden, und „Barmherzigkeit“ werde „oft falsch verstanden, als ob sie manche Wahrheiten aufheben oder die Einsicht, dass etwas Fehler und Sünde ist, erübrigen könnte“; früher oder später werde sich die Frage stellen, ob wiederverheiratet Geschie­dene „nicht doch wie Bruder und Schwester leben könnten“ (vgl. DT 20.911.)

- trat der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, wie schon häufig in der Vergangenheit, dafür ein, dass es „im Einzelfall Situationen geben“ könne, „die mit dem Recht nicht einholbar sind“, und dann sollten die Seelsorger „ohne es sich leicht zu machen, dem Willen GOTTES mit dem Herzen nachspüren“; sie müssten sich dann nicht als „Ungehorsame“ sehen. Der Kardinal mahnte immerhin auch, eine Verengung der Sicht auf den Empfang der Kommunion zu vermeiden; ferner sei jeder Christ aufgerufen, wie er es mit dem Kommunionempfang halte (vgl. kath.net 18.10.11; DT 20.10.10).

Alles in allem muss man P. Otto Maier in „Der Ruf des Königs“ 2011/3 rechtgeben, der schreibt: „Der einfache Katholik fragt sich, ob es hier um Wahrheit oder ob es hier um Durchsetzung geht. Man hat den Eindruck, dass dies die Strategie der Salamitaktik ist, durch die man auf Rom einen Druck ausübt – nach dem Prinzip: Steter Tropfen höhlt den Stein!“

 

Man fragt sich also: War der – auch von unseren Bischöfen so gepriesene – selige Papst Johannes Paul II. unbarmherzig, wenn er im Apostolischen Schreiben „Familiaris consortio“ 1981 die Hirten „herzlich“ ermahnte, den Geschiedenen in vorsorgender Liebe beizustehen, damit sie sich nicht als von der Kirche getrennt betrachten…“, aber auch klar aussagte: „Die Kirche bekräftigt jedoch ihre auf die Hl. Schrift gestützte Praxis, wiederverheiratete Geschiedene nicht zum eucharis­tischen Mahl zuzulassen. Sie können nicht zugelassen werden; denn ihr Lebensstand und ihre Lebensverhältnisses stehen in objektivem Widerspruch zu jenem Bund der Liebe zwischen CHRISTUS und der Kirche, den die Eucharistie sichtbar und gegenwärtig macht… Die Wiederversöhnung im Sakrament der Buße, das den Weg zum Sakrament der Eucharistie öffnet, kann nur denen gewährt werden, welche die Verletzung des Zeichens des Bundes mit CHRISTUS und der Treue zu ihm bereut und die aufrichtige Bereitschaft zu einem Leben haben, das nicht mehr im Widerspruch zur Unauflöslichkeit der Ehe steht. Das heißt konkret, dass, wenn die beiden Partner aus ernsthaften Gründen – zum Beispiel wegen der Erziehung der Kinder – der Verpflichtung zur Trennung nicht nachkommen können, sie sich verpflichten, völlig enthaltsam zu leben, das heißt, sich der Akte zu enthalten, welche Eheleuten vorbehalten sind…“ (Nr. 84).

Der jetzige Papst Benedikt XVI., Josef Ratzinger, hat als Präfekt der Glaubenskongregation 1994 den drei oberrheinischen Bischöfen (Erzbischof Saier, Vorgänger von Zollitsch, Bischof Kaspar und Bischof Lehmann, beide heute Kardinäle) auf ihren gemeinsamen Hirtenbrief, der ein Zulassen von wiederverheirateten Geschiedenen in den Fällen der einzelnen Gewissensprüfung ermöglichen sollte, auf Anordnung von Papst Johannes Paul II. unter anderem geschrieben:

 

„In Anbetracht der… oben erwähnten pastoralen Vorschläge weiß sich diese Kongregation verpflichtet, die Lehre und Praxis der Kirche auf diesem Gebiet erneut in Erinnerung zu rufen. In Treue gegenüber dem Wort JESU hält die Kirche daran fest, dass sie eine neue Verbindung nicht als gültig anerkennen kann, falls die vorausgehende Ehe gültig war. Wenn Geschie­dene zivil wiederverheiratet sind, befinden sie sich in einer Situation, die dem Gesetz Gottes objektiv widerspricht. Darum dürfen sie, solange diese Situation andauert, nicht die Kommu­nion empfangen…

Gläubige, die wie in der Ehe mit einer Person zusammenleben, die nicht ihre rechtmäßige Ehegattin oder ihr rechtmäßiger Ehegatte ist, dürfen nicht zur hl. Kommunion hinzutreten. Im Falle, dass sie dies für möglich hielten, haben die Hirten und Beichtväter wegen der Schwere der Materie und der Forderungen des geistlichen Wohls der betreffenden Personen und des Allgemeinwohls der Kirche die emste Pflicht, sie zu ermahnen, dass ein solches Gewissensurteil in offenem Gegensatz zur Lehre der Kirche steht. Sie müssen diese Lehre zudem allen ihnen anvertrauten Gläubigen in Erinnerung rufen.

Die irrige Überzeugung von wiederverheirateten Geschiedenen, zum eucharistischen Tisch hinzutreten zu dürfen, setzt normalerweise voraus, dass dem persönlichen Gewissen die Macht zugeschrieben wird, in letzter Instanz auf der Grundlage der eigenen Überzeugung über das Bestehen oder Nichtbestehen der vorausgehenden Ehe und über den Wert der neuen Verbindung zu entscheiden. Eine solche Auffassung ist jedoch unzulässig. Die Ehe stellt nämlich wesentlich eine öf­fentliche Wirklichkeit dar, weil sie das Abbild der bräutlichen Vereinigung zwischen CHRISTUS und Seiner Kirche ist und die Urzelle und einen wichtigen Faktor im Leben der staatlichen Gesellschaft bildet.

Es ist gewiss wahr, dass das Urteil, ob die Voraussetzungen für einen Hinzutritt zur Eucharistie gegeben sind, vom richtig geformten Gewissen getroffen werden muß. Es ist aber ebenso wahr, dass der Konsens, der die Ehe konstituiert, nicht eine bloße Privatentscheidung ist, weil er für jeden Partner und das Ehepaar eine spezifisch kirchliche und soziale Situation konstituiert. Das Gewissensurteil über die eigene eheliche Situation betrifft daher nicht nur die unmittelbare Beziehung zwischen Mensch und GOTT, als ob man ohne die kirchliche Vermittlung, die auch die im Gewissen verbindlichen kanonischen Normen einschließt, auskommen könnte. Diesen wichtigen Aspekt nicht zu beachten, würde bedeuten, die Ehe faktisch als Wirklichkeit der Kirche, das heißt als Sakrament, zu leugnen…“

 

 

 

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