(FMG-INFORMATION 99, April 2010)

 

Eifer für das Glaubenswissen

 

Aus der Ansprache von Joachim Kardinal Meisner vor dem Diözesanrat Köln am 1.1.2010

(Quelle: kath.net 18.1.10)

 

In seiner Ansprache beim Neujahrsempfang des Diözesanrates bezog sich der Kölner Erzbischof zunächst auf einen Artikel eines nigerianischen Priesterseminaristen in Heiligenkreuz bei Wien (vgl. Kirche heute 12/2009), der sich besorgt über die erlebte Passivität der Christen in unseren Ländern angesichts der oft unsachlichen und feindseligen Angriffe auf die Kirche und den Glauben in den Medien und aufruft, sich zu Wort zu melden und „zu argumentieren, zu verteidigen und die Wahrheit zu verkünden – und zwar von einem rationalen Standpunkt aus“. Daran knüpft Kardinal Meisner an und unterstreicht, dass es für jeden Christen darum gehe, sich um Vertiefung und Verbreiterung seines Glaubenswissens zu bemühen, um in Einzelfragen den anderen Antwort geben zu können.

 

»An GOTT glauben, heißt zugleich immer auch, Ihn zu lieben. Wenn ich aber jemanden liebe, dann drängt es mich geradezu, ihn immer besser kennen zu lernen und zu verstehen. Auch für Theologie und Glaubenswissen ist die Liebe eine mächtige Triebfeder der Erkenntnis: Will man doch diesen GOTT, der jeden Einzelnen von uns aus Liebe erschaffen hat und aus Liebe im Dasein erhält, immer tiefer erfassen, immer vertrauter mit Ihm werden. „Im Glauben erkennt der Mensch die Güte GOT­TES und beginnt Ihn zu lieben. Liebe aber will den Geliebten immer noch besser kennen lernen“, heißt es in der Instruktion über die kirchliche Berufung des Theologen (1990, Nr. 7).

Hier nun drängt sich die ernste Frage von selbst auf: Wenn es sich so verhält, wie gerade beschrieben, weshalb ist dann unter den Gläubigen heutzutage so wenig zu spüren von die­sem drängenden Verlangen nach GOTTESerkenntnis? Warum lässt sich in unseren Tagen ein solcher „Eros für das Glau­benswissen“ nur schwer finden? Es scheint, eine Antwort liegt wenigstens zum Teil darin, dass in unserer Welt ein sehr ein­seitiges Verständnis von Wissen bestimmend geworden ist. Nach diesem Wissensbegriff bemisst sich der Wert von Er­kenntnissen daran, was diese zur Lösung aktueller Probleme beitragen. Dieses „Problemlösungswissen“ schafft sich gleich­sam sein eigenes Regelwerk, an dem es sich ausrichtet. Wis­sen ist dann wertvoll, wenn es messbare Ergebnisse aufweisen kann, wenn es zu Erfolgen führt und zum Fortschritt beiträgt. Diese Art wissenschaftlichen Denkens kann ungeahnte verfüh­rerische Macht- und Herrschaftspotientiale erzeugen. Gemes­sen daran erscheint vielen das Glaubenswissen als unproduk­tiv, überholt oder gar hinderlich. Damit gerät aber zugleich der Horizont des Ganzen, die grundlegende Frage des Menschen nach Sinn und Ziel angesichts der Zeitlichkeit seines Daseins aus dem Blick. Eine Antwort darauf vermag ein solches wissenschaftliches Denken nicht zu geben.

Eng damit verbunden ist die verbreitete Ansicht, dass demokra­tische Mehrheitsentscheidungen auch zur Begründung von Normen ausreichen. In seinem berühmten Disput Anfang 2004 mit dem Philosophen Jürgen Habermas hat der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger, unser heutiger Papst, dagegen zu bedenken gegeben: „Auch Mehrheiten können blind oder ungerecht sein. Die Geschichte zeigt es überdeutlich. Wenn eine noch so große Mehrheit eine Minderheit, etwa eine religiöse oder rassische, durch oppres­sive Gesetze unterdrückt, kann man da noch von Gerechtig­keit, von Recht überhaupt, sprechen? So lässt das Mehrheits­prinzip immer noch die Frage nach den ethischen Grundlagen des Rechts übrig, die Frage, ob es nicht das gibt, was nie Recht werden kann, also das, was immer in sich Unrecht bleibt, oder umgekehrt auch das, was seinem Wesen nach unverrückbar Recht ist, das jeder Mehrheitsentscheidung vor­ausgeht und von ihr respektiert werden muss.“ (Kath. Akademie in Bayern, Zur Debatte 1/2004, S. 5).

Damit ist ein weiteres Schlüsselwort genannt, das offensichtlich die heutige Glaubenssituation kennzeichnet: Im Empfinden vie­ler ist es der christliche Glaube selbst, der in eine Minderheits­position geraten ist. Gläubige sehen sich bedrängt von Säkula­rismen aller Art, von neuen Formen vagabundierender Religio­sität, von als fremd empfundenen Glaubenssystemen und Religionen. Hinzu kommt ein fatal verdrehter Toleranzbegriff, der uns nahezulegen scheint, Kreuze in Klassenzimmern abzu­hängen und christliche Symbole in der Weihnachtsbeleuchtung abzuschalten. Das Ganze wird schließlich befeuert von einer Medienwelt, die mangels eigener gründlicher Orientierung der Produktion immer neuer Vorurteile kaum Einhalt gebieten kann. Es scheint, als befinde sich das Christentum auf ganzer Linie auf dem Rückzug. Die Verunsicherung reicht zuweilen bis in die inneren Kreise der Kirchengemeinden. Hier wird besonders deutlich, dass zum gewohnheitsmäßigen Glaubensvollzug – soll er nicht hohl werden – unabdingbar das fundierte Glau­benswissen gehört, das auch im kontroversen Disput zum glaubhaften Zeugnis fähig ist.

Besonders gefragt ist ein solides Glaubenswissen angesichts der Herausforderung des modernen Atheismus. Die GOTTES­leugnung hat die menschliche Kulturgeschichte von jeher begleitet. bereits der Psalm 53 beschreibt eine Art „praktischen Atheismus“: „Die Toren sagen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott“ (Vers 2). Was allerdings in Antike und Mittelalter eher als Randphänomen zu beobachten ist, wird in der Neuzeit zu einer mächtigen Welle, insbesondere zu einer politischen Erschei­nungsform. Im 20. Jahrhundert standen die beiden totalitären Staatsideologien – so sehr sie sich sonst auch unterschieden und befehdeten – frontal gegen das Christentum, bekämpften es und ersetzten es durch politische Heilsversprechen, pseudo­religiöse Vorstellungen und profane Riten. Die katastrophalen Folgen für die Menschen und für die ganze Welt sind bekannt. Besonders, wer im Deutschland des 20. Jahrhunderts aufge­wachsen ist, weiß, dass atheistische Denksysteme keineswegs nur eine harmlose weltanschauliche Alternative zum Christen­tum sind. Wir haben das am Beispiel von Diktatoren und Partei­führern erlebt, die sich nur ihrer Rasse oder ihrer Klasse, letztlich jedoch wohl nur sich selbst verantwortlich fühlten.

Die Welt von heute fragt nach Fakten und nach dem Machbaren. Der Christ vertraut sich dagegen dem nicht Selbstgemachten und dem nicht Sichtbaren an. Vom theologischen Wissen allein her kann kein Mensch zur Wahrheit, zum Sinn seines Lebens und der Welt finden. Nur von einer Haltung des Glaubens her: Glauben kann nicht gemacht, sondern nur empfangen werden. Damit ist Glaube aber kein Placebo, um uns über unser Nichtwissen hinwegzutrösten, und keine un­fertige Form des Wissens. Vielmehr stellt er eine andere und wesentliche Form geistlichen Verhaltens zu den Grundent­scheidungen des Lebens dar. So sehr der Glaube eine radikale Entscheidung des Einzelnen ist, so sehr ist er auch dialogisch, also er hat Gesprächscharakter. Weil ich GOTT ja nicht sehen und nicht direkt kontaktieren kann, muss ich mich bei meiner Suche nach GOTT an Menschen halten, die mir den Glauben verkünden, die mir die Harmonie der Offenbarung nahe brin­gen, von denen ich Glaubenswissen erreichen und erringen kann. Glaube ist also eine Sache zwischen Menschen. „Wer glaubt, ist nicht allein“, sagte Papst Benedikt XVI. bei seiner Amtseinführung im April 2005. Weil der Glaube also nichts Ausgedachtes ist, hat er eine Linie nach oben. Der Mensch erhält mit GOTT zu tun, indem er mit dem Mitmenschen zu tun erhält, der ihn den Glauben lehrt, der sein Glaubenswissen vertieft und systematisiert.

Vor lauter Bäumen sieht man bei mancher Unterweisung oft am Ende den Wald nicht mehr! Aber eigentlich ist der Glaube etwas ganz Einfaches: Glauben an GOTT, an GOTT, den Ur­sprung und das Ziel menschlichen Lebens. Dieser Glaube ist vernünftig, denn er sieht hinter dem Universum einen ord­nenden Schöpfer am Werk, keine Unvernunft und keinen Zufall. Mit diesem Glauben brauchen wir uns nicht zu verstecken. Wir sollten versuchen, auch anderen die Vernunft des Glaubens zugänglich zu machen. Aber das setzt wirklich voraus, dass wir selbst sattelfest in der Glaubenslogik sind. Im Katechismus hat uns die Kirche wirklich ein Buch in die Hand gegeben, das uns Auskunft gibt über diese innere Glaubenssystematik, die uns instand setzt, Rechenschaft von unserer Hoffnung zu geben.

Gerade heute versucht der Atheismus – wie auch schon im 20. Jahrhundert – die Naturwissenschaften als Beweismittel für die Nichtexistenz Gottes einzuspannen. Ich habe in meiner jüngst geäußerten Kritik an einigen biologischen und genetischen Theorien darauf hingewiesen, dass die Naturwissenschaft völ­lig ihre Autonomie auf ihrem Gebiet hat, aber nicht darüber hinaus. Die genetische Struktur des Menschen ist ein wichtiger Aspekt seiner Personalität – aber nicht der einzige! Das ist jedem klar, der den Menschen in seiner Würde als Geschöpf GOTTES bekennt. Sobald aber der Mensch auf seine Gene reduziert und lediglich zum Ergebnis eines Selektionsprozesses erklärt wird, sobald seine Persönlichkeit ebenso wie Mit­menschlichkeit und Nächstenliebe erschöpfend daraus erklärt werden sollen, dann darf ich meine Stimme nicht nur erheben, sondern ich muss dies tun. Denn wird – so fährt das Zweite Vatikanische Konzil fort – „mit den Worten ‚Autonomie der zeitlichen Dinge’ gemeint, dass die geschaffenen Dinge nicht von GOTT abhängen und der Mensch sie ohne Bezug auf den Schöpfer gebrauchen könne, so spürt jeder, der GOTT anerkennt, wie falsch eine solche Auffassung ist. Denn das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts“ (Nr. 36).

Wenn ich diese Dinge öffentlich darstelle, erfahre ich immer wieder Kritik, manchmal gepaart mit übelsten Vorwürfen; besonders dann, wenn ich an bitterste geschichtliche Erfahrungen unseres Volkes erinnere. Aus diesen Erfahrungen müssen wir aber um der Menschenwürde willen unsere Lehren ziehen, da­zu müssen wir erforschen, wie es zu diesen Ereignissen kom­men konnte. Wir müssen Entwicklungen erkennen und Ursa­chen identifizieren. Das Aufzeigen solcher Erkenntnisse ist nie­mals Effekthascherei, auch kein Selbstzweck und schon gar keine Relativierung. Solche Mutmaßungen oder gar Unterstel­lungen verkennen den Ernst des Themas. Wir haben allerdings keine andere Methode, als das Damals und unser Heute nebeneinander zu stellen. Patrick Bahners schrieb in diesem Zusammenhang in einem lesenswerten Beitrag der F.A.Z. vom 17. Dezember 2007: „Wie kann es sein, dass man ausgerech­net aus der historischen Erfahrung nichts lernen will, über de­ren moralische Bewertung ein unerschütterlicher Konsens besteht?“. Und er schließt mit dem Appell: „Seid nicht beleidigt, sondern argumentiert!“.

Den Naturwissenschaften fehlt es hier vielfach an der sau­beren, wissenschaftlich exakten Beachtung ihres Forschungs­gegenstandes. Entsprechend haben sie den Menschen nur noch als sich selbst konstruierende und durch Selektion weiter­entwickelnde biologische Maschine im Blick. Um es mit dem Katechismus der Katholischen Kirche zu formulieren: „Wis­senschaft und Technik sind … nicht imstande, aus sich selbst heraus den Sinn des Daseins und des menschlichen Fort­schritts anzugeben. Wissenschaft und Technik sind auf den Menschen hingeordnet, dem sie ihre Entstehung und Ent­wicklung verdanken; die Bestimmung ihres Ziels und das Be­wusstsein ihrer Grenzen finden sie somit nur in der Person und ihren sittlichen Werten“ (KKK 2293). Wo die Grenzen natur­wissenschaftlicher Theorien nicht mehr beachtet werden, wo man diese mit einer atheistischen Ideologie verbindet, da kann die Kirche gar nicht anders, als auf die damit verbundenen Gefahren hinzuweisen. Freilich müssen die Gläubigen dazu – und hier schließt sich der Kreis – über ein angemessenes Glaubenswissen verfügen. Ich halte viel von der Weisung des Briefes an die Kolosser: „Eure Worte seien immer freundlich, doch mit Salz gewürzt; denn ihr müsst jedem in der rechten Weise antworten können“ (Kol 4,6).

Hier müssen wir uns aber auch selbstkritisch fragen, ob wir die richtigen Schwerpunkte setzen. In den letzten Jahren haben speziell in unserem Erzbistum die Strukturen und die Mittel viel Aufmerksamkeit und Energien beansprucht. Darüber darf das Eigentliche und Zentrale – unser Verkündigungsauftrag – nicht zu kurz kommen. Wenn wir bei unserem Planen und Rechnen GOTT in die 2. Reihe schieben, wird unser Glaube schlimms­tenfalls zum Gegenstand bürokratischer Verwaltung, zur Vari­able des Machbaren. Damit ginge uns aber letztlich GOTT selbst verloren in seiner heiligen Unberechenbarkeit. Statt­dessen müssen wir uns bei all unserem Tun wieder beseelen lassen vom Schöpfergeist GOTTES, der die Herzen der Men­schen bewegt und der den Mut und die Freude schenkt, Seine Kirche und unsere Welt trotz aller Schwierigkeiten schöpferisch zu gestalten. Das Weihnachtsgeschehen muss uns wieder neu aufgehen: GOTT steigt herab bis in die Tiefen unserer Exis­tenz, um uns in unserem Dasein zu begleiten und mit uns auf­zubrechen zum Abenteuer der Kirche auf ihrem Weg durch die Zeit.

Vor gut 1.600 Jahren stöhnte der Kirchenvater Gregor von Nyssa geradezu über die Diskussionswut seiner Zeitgenossen in theologischen Fragen: „Wenn du jemanden nach dem Preise einer Ware fragst, hält er dir einen Vortrag über gezeugt und ungezeugt. Wenn du Brot kaufen willst, hörst du, der VATER sei größer als der SOHN und der SOHN sei dem VATER unter­geordnet. Fragst du, ob das Bad fertig sei, so antwortet der Bademeister: Der SOHN GOTTES ist aus nichts geschaffen.“ (Über die Gottheit des SOHNES und des HL. GEISTES, griechischer und lateini­scher Urtext in Migne, PG 46, 557 B f.) Der heilige Gregor möge mir nicht böse sein, wenn ich uns allen ein wenig von diesem Eifer für das Glaubenswissen zurück wünsche!

Damit lege ich niemandem eine drückende Last auf, wenn auch die vor uns liegenden Aufgaben groß und umfassend sind. Es geht darum, bei allen sich bietenden Gelegenheiten – in Katechese und Predigt, in Religionsunterricht und Erwach­senenbildung, in öffentlichen Diskussionen und über die Me­dien – überzeugend das Wissen über unseren Glauben zu ver­mitteln. Ziel eines jeden Christen muss letztendlich sein, Zeug­nis geben zu können „von der Hoffnung, die uns erfüllt“ (vgl. 1 Petr 3,15). Ich lade alle herzlich zu dem wunderbaren Aben­teuer ein, die Faszination der Vertrautheit mit GOTT, Seinem Wesen, Seinem Willen und Seinen Mysterien zu erfahren. Eine gewisse Neugier hat der Schöpfer ohnehin in die menschliche Natur gelegt. Warum also nicht wissbegierig den Spuren GOTTES in unserer Welt folgen? Warum nicht wieder neu die Worte der Offenbarung aufnehmen und bedenken? Warum nicht ergründen, wie der HL. GEIST diese Worte im Laufe der Geschichte durch die Kirche ausgelegt und fruchtbar gemacht hat? Als GOTT uns Seine Offenbarung schenkte, hat Er uns damit buchstäblich ins Vertrauen gezogen. Enttäuschen wir dieses Vertrauen nicht durch gleichgültiges, träges Desinteres­se!«

 

 

 

 

Meldungen - Meinungen

 

Wiederverheiratete Geschiedene

Ars. Bei den internationalen Priesterexerzitien, die der Wie­ner Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn im Herbst 2009 in Ars hielt und die auch von katholischen Rundfunksendern (wie Radio Horeb und Radio Maria Österreich) ausgestrahlt wurden, nahm er in einer Fragestunde auch zur Situation von sog. wiederverheirateten Geschiedenen Stellung. In einer langen Antwort sprach er von einer Ratlosigkeit und nannte das Plakat eines „Priesterfreunds“ in einer anderen Diözese („Bei mir können alle Menschen die Kommunion empfangen“) nicht-pastoral, sondern „falsche Barmherzigkeit“. Er führte „heroische Beispiele“ von Wiederverheirateten an, die nie zu den Sakramenten gehen, wohl aber ihre Kinder dazu leiten. Sie zu ermu­tigen sei „ein Segen für die Kirche“. Doch es gebe „auch viele Fälle, wo dieses Verständnis des Glaubens nicht so tief geht“. Da habe er einem Ehepaar, „das seit fast zwanzig Jahren Treue eine zweite Ehe lebt“ und Kinder gut erzogen habe, gesagt: „Ich habe ihnen gesagt: Geht einmal im Jahr nach Maria­zell und empfangt die Sakramente“. Er glaube nicht, dass die orthodoxe Lösung, die bis zu drei Eheschließungen erlaube, „für uns die Lösung“ sei. Die katholische Kirche habe „immer treu die Einzigartigkeit und Unauflöslichkeit der Ehe bewahrt“. Doch „neben der strengen Interpretation“ gebe es auch Situ­ationen, „wo man einen Schritt setzen kann und vielleicht auch muss, ohne zu sagen, dass diese Vereinigung dadurch eine sakramentale Ehe ist“.

Diese Aussagen des Wiener Kardinals laden ein, die Weisun­gen der Kirche in „Familiaris consortio“, im Schreiben der Glau­benskongregation an die Bischöfe „über den Kommunion­empfang von wiederverheirateten Geschiedenen“ vom 14.9.­1994 und die entsprechende Erklärung des Päpstlichen Rates zur Interpretation von Gesetzestexten vom 24.6.2000 zu missachten, und sie haben gläubige Zuhörer, die von der Schönheit und Tiefe seiner sonstigen Exerzitienaussagen be­rührt waren, enttäuscht und erschreckt. Die Aussagen erwe­cken den Eindruck, für Schönborn gebe es „eine zweite Ehe“, die richtig und gültig, aber nicht sakramental sei, und Paare mit „nicht so tiefem“ Glaubensverständnis könne oder „müsse“ man z. B. zum Kommunionempfang einmal im Jahr raten.

Papst Benedikt XVI. mahnte erst kürzlich die brasilianischen Bischöfe (25.9.09): „Bei allem Verständnis, das die Kirche an­gesichts solcher Situationen an den Tag legen kann, muss festgehalten werden, dass es Eheleute aus einer zweiten Ver­bindung nicht gibt, sondern nur aus der ersten Verbindung; die andere ist eine irreguläre und gefährliche Situation, die in der Treue zu CHRISTUS dadurch gelöst werden muss, dass mit Hilfe eines Priesters ein möglicher Weg gefunden wird, um alle zu retten, die sich in dieser Lage befinden.“ Und in der Anspra­che an den Gerichtshof der Römischen Rota sagte der Papst am 29.1.2010: „„Das hohe Gut der Wiederzulassung zur eucharistischen Kommunion nach der sakramentalen Versöhnung erfordert dagegen, das wahre Wohl der Personen im Auge zu haben, das untrennbar mit der Wahrheit ihrer kirchenrecht­lichen Situation verbunden ist. Es wäre ein fiktives Wohl und ein schwerwiegender Mangel an Gerechtigkeit und Liebe, wenn man ihnen dennoch den Weg zum Empfang der Sakramente ebnen würde. Und es würde auch die Gefahr bergen, diese Menschen in objektivem Gegensatz zur Wahrheit ihrer persön­lichen Situation leben zu lassen.“

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Abtreibung

Barcelona. Die Tarragonische Bischofskonferenz in Spanien (ihr gehören 7 Bistümer an) verurteilte in einer gemein­samen Erklärung eine Stellungnahme eines von Jesuiten geführten Bioethik-Instituts (Borja-Institut für Bioethik, der Privatuniversität Ramon Llull in Barcelona angegliedert). Die Wissenschaftler dieses Instituts hatten sich im Vorfeld der Parlamentsentscheidung über ein neues Abtreibungsgesetz nicht für den konsequenten Schutz des Embryos ausgesprochen, sondern die Fristenregelung bis zur 12. Schwangerschaftswoche „als juristische Antwort auf die gegenwärtige Situation“ bezeichnet, die von der spanischen Gesellschaft akzeptiert werde. In den Medien machte diese Stellungnahme der „ersten christlichen Einrichtung, die Verständnis für das neue Abtreibungsgesetz hat“, Schlagzeilen. Die Bischöfe der Kirchenprovinz Tarragona machten klar, dass die von dem Bio­ethik-Institut geäußerten „Meinungen“ weder mit der kirchlichen Lehre vereinbar sind noch mit der Verteidigung des funda­mentalen Rechtes auf Leben. (Vgl. DT 19.11.09)

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Kompromisslos einig

Washington. In einem Manifest erklärten 145 Vertreter christli­cher Konfessionen in den USA, sie seien nicht bereit, Ge­setze zu befolgen, die ihren Einrichtungen vorschreiben, an Abtreibungen mitzuwirken, oder die sie zwingen, Homo-Ehen anzuerkennen. In dem Dokument der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirchenführer mit dem Titel „Erklärung von Manhattan – Ein Ruf des christlichen Gewissens“ heißt es: „Wir geloben einander und unseren Glaubensbrüdern, dass keine Macht der Welt, sei sie kultureller oder politischer Natur, uns einschüchtern und zum Schweigen brin­gen wird.“ Zentraler Gegenstand des Textes ist die Sorge um das Recht auf Leben und die Institution Familie. Im Namen der Wissenschaft würden Embryonen auf Kosten des Steuerzahlers zu Forschungszwecken getötet. Auch am Ende des Lebens sei der Mensch zunehmend durch aktive Sterbehilfe be­droht. Die Erosion der Familie geschehe durch zunehmende Akzeptanz von Ehebruch und Scheidung ebenso wie durch die Gleichstellung homo- und bisexueller Partnerschaften. Auch die Einschränkungen der Gewissensfreiheit oder der Einstellung von Mitarbeitern der eigenen Religionsgemeinschaft (in der Fol­ge der rücksichtslosen Durchsetzung von Minderheitsrechten z. B. der Homosexuellen) werden angeprangert. Ziel des Manifestes sei es, Präsident Obama zu signalisieren, dass die christlichen Führer im Land geeint und nicht bereit seien, bei Themen wie Abtreibung, Stammzellforschung oder ‚Homo-Ehe’ Kompromisse einzugehen. Zu den 150 Erstunterzeichnern zählen 15 katholische Bischöfe, darunter die Kardinäle Maida und Rigali und die Bischöfe von Denver, Saint Paul, Kansas City u.a. (Vgl. kath.net 20.11.09, DT 26.11.09 )

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Generalabsolution

Trois-Rivières/Kanada. Der Bischof Martin Veillette dieser Diözese in der kanadischen Provinz Quebec will künftig nur noch „ausnahmsweise“ und „unter strengen Auflagen“ Buß­feiern mit kollektiver Lossprechung erlauben. Er kommt damit nach Medienangaben dem Drängen des Vatikans nach. Der Hl. Stuhl habe Veillette seit 2002 (als Johannes Paul II. ein Motuproprio zur Bußpraxis erließ) um eine strengere Pra­xis für Bußfeiern in seinem Bistum gebeten. Der Bischof erklärt aber, dass die Bußfeiern jetzt auf Fälle dringender Notwendigkeit beschränkt seien, und nur der Ortsbischof könne beurteilen, ob diese Fälle vorlägen oder nicht. Er glaube, dass es bei der Größe seines Bistums auch künftig zu solchen Fei­ern kommen könne. Das Dekret der kanadischen Bischofs­konferenz über kollektive Absolution ist dem Bischof in zu wenig „pastoralem Ton“ gehalten. (Vgl. rv 7.12.09)

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Exkommunikation

Baker/Oregon. Der US-Bischof Robert Vasa verteidigte in einem Kommentar in der Diözesanzeitung den Gebrauch der Exkommunikation. Die Praxis, in einem bestimmten Fall eine Exkommunikation auszusprechen, geschehe aus Liebe und Barmherzigkeit, und Bischöfe, die davon Gebrauch machten, seien keine „tyrannischen Machthaber“, wie Medien behaupteten. Vielmehr würde eine Exkommunikation für das Wohl der exkommunizierten Person ausgesprochen. „Sie dient vor allem dazu, jemanden, der eine gravierende Verfehlung begangen hat, dazu zu bewegen, den Umfang seines Unrechts zu erkennen und zu bereuen.“ Eine öffentliche Erklärung durch den Bischof rufe außerdem nicht die Exkommunikation hervor, sondern erkläre nur, dass sich die betreffende Person durch eigene Taten, die im Gegensatz zum Glauben und zur Moral stehen, exkommuniziert habe. Wie ein Arzt seinem Diabetes-Patienten nicht erlauben dürfe, weiterhin Zucker zu essen, so könne ein Bischof einen Katholiken, der sich gravierend irrt, nicht im Irrtum belassen. Und die Exkommunikation bewahre die übrigen Gläubigen davor, in dasselbe Unrecht zu verfallen. „Wenn das moralische und öffentliche Fehlverhalten bei einem Katholiken durch den öffentlichen und nach außen hin sicht­baren Akt des Kommunionempfangs dargelegt wird und somit der Anschein vermittelt wird, dass alles in Ordnung sei, dann werden die Gläubigen doppelt verwirrt und entmutigt. Es wird der Eindruck vermittelt, dass das Fehlverhalten vom Bischof und der Kirche wohlwollend geduldet wird.“ Die Bischöfe seien von CHRISTUS dazu berufen, Hirten zu sein. Die Herde zu wei­den, heiße sie zu führen und zu beschützen. (Vgl. kath.net 11.1.10)

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Familiensonntag

Köln. „Jünger des Pilatus“ nannte der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, in seiner Predigt am Familien­sonntag, 17.1.2010, jene Relativisten in den Medien und der Politik, die „nicht mehr daran glauben, dass es letzte Wahrhei­ten, eben eine Schöpfungsordnung gibt“, die die Stabilität ver­kennen, die von der natürlichen Familie, von der christlichen Ehe und Familie für die gesamte Gesellschaft ausgeht, und die „die Familie und damit die Gesellschaft in die Eiswüsten der Ideologie führen“. Kardinal Meisner forderte dagegen „eine Rückbesinnung auf die Würde des Menschen, auf die selbst­lose Liebe“, die „kein Staat, kein Amt leisten“ könne. Die Fami­lie als „Kern aller Sozialordnung“ müsse gestärkt werden. Das verstehe freilich nur, wer „davon ausgeht, dass der Mensch creatura ist, über die der Creator – wie es im Buch der Weisheit steht – nur ‚mit großer Ehrfurcht’ verfügt.“ Von der Natur könnten wir uns „nicht emanzipieren, weil wir Abbilder GOTTES sind“. Der Kölner Erzbischof hatte in seiner Predigt zuvor auf die Erkenntnisse der Hirnforscher hingewiesen, dass eine innige, beim Baby Glücksgefühle auslösende Beziehung mit der Mutter besteht: „Die Nähe zum mütterlichen Herzen ist für Babys der Lieblingsplatz“ (Hirnforscher Gerald Hüther). Die zahllosen Ergebnisse der Bindungsforschung, der Entwick­lungspsychologie, der Hirnforschung und weiterer neuer Wis­senschaftszweige in der Erforschung des Menschlichen zeig­ten, „dass der Mensch Vater und Mutter braucht“, „dass der Schöpfer dieser Natur sich etwas gedacht hat, als er die Fami­lie so schuf, nämlich als Vater, Mutter, Kind, als irdische Drei­faltigkeit“. Auch wenn uns Christen oft ein überholtes Familien­bild vorgehalten werde, während die gesellschaftliche Wirklich­keit anders aussehe, so bleibe die zeitlos gültige Definition doch: Ein Mann und eine Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren Kindern eine Familie – eine Gemeinschaft, die jeder Anerkennung durch die öffentliche Autorität vorausgehe, weil vorgegeben. Aus wenigen Einzelfällen aber werde heute „der Familie ein Strick gedreht, wird die Elternkompetenz insgesamt infrage gestellt“, doch „Vater Staat“, der es dann richten solle, „liebt nicht, er ist auch nicht zeugungsfähig“. Er verwalte nur und könne, so der Kardinal, das Leben der Mütter und Väter mit seinen Gesetzen erleichtern oder erschweren: „Im Moment ist eher Letzteres der Fall.“ Wenn von Politikern und Journalisten der „Wandel sozialer Strukturen“ beschworen werde, so sei der in dieser massiven Form in der Bevölkerung nicht zu finden: „acht von zehn Paaren leben nach dem Microzensus in Ehe, drei von vier Kindern bei ihren leiblichen Eltern“. Je stärker der familiäre Zusammenhalt sei, umso inten­siver gehe das Bewusstsein für Solidarität und Verantwortung in Fleisch und Blut über, und das seien Voraussetzungen, die der Staat nicht geschaffen habe, von denen er aber lebe. „Las­sen Sie sich von den Medien nicht vormachen, dass Eltern dumm, faul und nutzlos sind, nur weil es Familien gibt, wo das tatsächlich der Fall ist.“

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Sexualaufklärung kennt nur zwei „Gefahren“

St. Pölten. Anlässlich von 35 Jahren seit Einführung der „Fris­tenlösung“ in Österreich nahm Bischof Dr. Klaus Küng, St. Pölten, in einem Interview Stellung: „Die Kirche wird nie aufhö­ren daran zu erinnern, dass ab dem Augenblick der Verschmel­zung von Ei- und Samenzelle davon auszugehen ist, dass das ein Mensch ist, der heranwächst, und dass das Gebot GOT­TES gilt: Du sollst nicht töten.“ Angesprochen auf die Forde­rungen des Abtreibungsarztes Dr. Fiala nach Verhütungsmitteln und Abtreibung auf Krankenschein und nach „umfassender Sexualaufklärung“ sagte Bischof Küng unter anderem: „Ich hal­te auch wenig von einer Sexualaufklärung, wie sie von Dr. Fiala und leider auch von offiziellen Stellen angeboten und in unse­ren Schulen vielfach praktiziert wird. Eine Sexualaufklärung, die nur zwei Gefahren kennt – nämlich Aids und eine uner­wünschte Schwangerschaft – richtet großen Schaden an: Se­xualität wird verantwortungslos gelebt, Frauen schlucken, verzeihen Sie mir den kräftigen Ausdruck, Hormone so, als wäre es ein Aspirin.“ Auch als Arzt sage er, dass das nicht gutgehen könne hinsichtlich des Schutzes der Ungeborenen, der Gesundheit von Frau und Mann und der Fähigkeit zu tragfähi­gen, dauerhaften Beziehungen. Die katholische Kirche werde leider zu wenig gehört, vielleicht spreche sie auch zu leise. „Wenn die Kirche gehört würde, so behaupte ich, gäbe es viel weniger, ja möglicherweise keine Abtreibungen, und viel mehr gelungene Beziehungen.“ (Vgl. stjosef.at 26.1.10)

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Antikirchliche Ehepastoral

Salzburg. Mit deutlicher Kritik berichtete der Salzburger Weih­bischof Andreas Laun von der „Österreichischen Pastoral­tagung 2010“ in Salzburg, auf der Referenten den „kirchlichen Vorstellungen von Ehe und Familie“ die heutige „Lebenswirk­lichkeit“ gegenübergestellt hätten. Er veranschaulichte diese „Lebenswirklichkeit“ an Hand von Heinrich VIII. und Herodes, denen Thomas Morus und Johannes der Täufer gegenüber­standen. Ein Referent habe eine „hilfreiche Sexualmoral für intime Beziehungen außerhalb der Ehe“ gefordert. Laun dazu: „Welche ‚Moral’ soll das sein, wie könnte sie ‚hilfreich’ sein und warum sollte sich jemand ‚pastorale Beratung zur Sünde’ holen und von wem?“ In einem kath.net-Interview (26.1.10) äußerte sich auch der österreichische Familienbischof Küng dazu. Sein Eindruck von der Tagung war, „es gehe darum, aufzuzei­gen, dass das, was die Kirche lehrt, ein unerreichbares Ideal ist“. Die Bedeutung der Sakramente und des Gebets sei viel zu wenig bedacht worden. Er habe den Tagungsteilnehmern ge­sagt, solange man die dem Evangelium treue Lehre der Kirche bezüglich Ehe und Familie nicht ernsthaft zum Ziel der öster­reichischen Familienpastoral nehme, werde es keine geistliche Erneuerung der Kirche in diesem Land geben. Zur Aussage des Zuständigen für Ehe- und Geschiedenenpastoral in der Diözese Graz-Seckau, Johannes Ulz, von der „fehlenden Sexualmoral für intime Beziehungen außerhalb der Ehe“ sagte Küng, er habe „die Situation so dargestellt, als wäre das eigentliche Problem die Lehre der Kirche bzw. das Kirchen­recht“, und der Vortrag sei ihm vorgekommen wie eine „Bank­rotterklärung der Verkündigung“. Die Aussage einer Wiener evangelischen Theologin Susanne Hein bei der Tagung, die den katholischen Bischöfen dargelegt habe, dass der Weg zum Glauben „nicht durch Ausschluss unterbrochen werden“ solle, und dass auch Geschiedene in zweiter Ehe „uneingeschränkt am kirchlichen Leben teilhaben“ sollten, und die für ihren Vor­trag den intensivsten Applaus geerntet habe, kommentierte Küng: Er habe sie „nach dem Vortrag aufmerksam zu machen versucht, dass die Darstellung so, als wäre die Unauflöslichkeit der Ehe eine typische Härte der katholischen Kirche, ein Irrtum ist“. Es sei ein Denkfehler zu meinen, es sei eine Frage der Barmherzigkeit, Neuanfänge im Sinn von Wiederheirat als mit den Weisungen des HERRN vereinbar zu halten. Doch sei „die Atmosphäre für solche Überlegungen nicht günstig“ gewesen. (Vgl. kath.net 23.1.10 und 26.1.10) – Es ist erschütternd, wenn eine solche offizielle Pastoraltagung mit rund 300 Teilnehmern, darunter etliche Bischöfe („nur zwei waren die ganze Zeit da­bei, zwei weitere zwei volle Tage, andere nur stundenweise“, so Küng), solchen Referenten ein applaudierendes Forum bietet!

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Existenz des Teufels

Rom. Charles Chaput, Erzbischof von Denver, referierte bei einem Symposium der Gemeinschaft Emmanuel an der Universität in Rom über das Thema: „Der Fürst dieser Welt und die Evangelisierung der Kultur“. Chaput hob hervor, in unserer Zeit führten die kreativen Fähigkeiten des Menschen diesen in großem Maß zu einem Machtwillen in Politik und Wissenschaft und zu einem Impuls zu Stolz und Eitelkeit. Dieser Stolz gehe auf das erste „non serviam“ (ich werde nicht dienen!) des Sa­tans zurück. „Es ist sehr sonderbar, dass nach dem blutigsten Jahrhundert in der Geschichte sogar viele religiöse Autoritäten sich schämen, über den Teufel zu sprechen… Massenmord und hochorganisierte Grausamkeit sind nicht nur wirklich große Probleme der ‚seelischen Gesundheit’, es sind Sünden, die zum Himmel schreien um Gerechtigkeit, und sie tragen die Fingerabdrücke einer Intelligenz, die personal, begabt, berech­nend und mächtig ist“, so sagte der amerikanische Erzbischof. Der Teufel sei „der erste Urheber von Stolz und Rebellion und der große Verführer des Menschen“. Ohne ihn ergäben Menschwerdung und Erlösung keinen Sinn und sei das Kreuz bedeutungslos. Es gebe keinen Weg vorbei an der einfachen Wahrheit: „Satan gibt es wirklich.“ Die Aufgabe der Christen sei es, die Welt zu verstehen, zu durchdringen und durch ihr Zeugnis und ihre Liebe zu CHRISTUS zu bekehren. (Vgl. kath.net 31.1.10)

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Priester gegen Gebet

Freiburg i. Br. Bei der Vollversammlung der Deutschen Bi­schofskonferenz machte der Berliner Kardinal Georg Ster­zinsky bekannt, dass „nicht wenige Priester“ sich geweigert hätten, seinen Hirtenbrief mit dem Aufruf zum Gebet für geistliche Berufe vorzulesen. Sterzinsky bezog sich auf den Anfang des „Priestersamstags“ in Berlin vor 75 Jahren und äußerte seinen Wunsch, die Gemeinden zu eifrigerem und lebendigerem Gebet um geistliche Berufe zu bewegen. Doch zu seiner „großen Verwunderung und tiefen Verwundung“ habe er erleben müssen, als er vor zwei Jahren in seinem Fastenhir­tenbrief eindringlich zu eifrigem Gebet um geistliche Berufun­gen aufgerufen habe, dass „sich nicht wenige Priester gewei­gert [haben], diesen Brief (oder den entsprechenden Passus) vorzulesen“ und dass „aus Kreisen der Mitarbeiter und Ge­meinden heftige Proteste mit dem Tenor“ kamen: „Ändern Sie als Erzbischof die Zugangsbedingungen zum Priestertum oder sorgen Sie dafür, dass der Papst sie ändert, dann ist das Ge­bet um Berufungen nicht mehr nötig!“ Zwar habe es auch ein positives Echo und Bereitschaft zu Gebetswachen gegeben, „aber eben auch viel Unverständnis und sogar lauten Protest“. (Vgl. kath.net 25.2.10)

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Politiker und Homo-Partnerschaft

Bologna. Politiker, die ein Recht auf gleichgeschlechtliche Ehen anerkennen, dürften sich nicht als Katholiken be­zeichnen. Das betonte Kardinal Carlo Caffarra, Erzbischof von Bologna, auf der diözesanen Webseite. Die Ehe sei eines der wertvollsten Güter der Menschheit, und die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ge­genüber der Ehe von Mann und Frau sei, ebenso wie das Adoptionsrecht für Homosexuelle, eine schwere Verletzung des Gemeinwohls. Caffarra erklärte, er wolle katholische Politiker aufklären. Sie hätten die ernste Verpflichtung, in ihren Überzeugungen, Gedanken und Vorschlägen nicht Inhalte zu vertreten, die mit der Lehre der Kirche unvereinbar seien. (Vgl. kath.net/LifeSiteNews 25.2.10)

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Pro Abtreibung schließt von Kommunion aus

Madrid. Weihbischof Martinez Camino, Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, kündigte als Reaktion auf das neue, Ende Februar verabschiedete Abtreibungsge­setz in Spanien Protestaktionen an, besonders am 25. März, dem „Tag des ungeborenen Lebens“. Bereits im Vorfeld hatte die katholische Kirche in Spanien angekündigt, dass katholische Politiker, die dem Gesetz zustimmten, bis zu einem öffentlichen Schuldeingeständnis vom Kommunionempfang ausgeschlossen seien. (Vgl. kath.net 27.2.10)

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 „Kondome schützen nicht vor Aids“

Manila. Die Bischöfe der Philippinen übten heftige Kritik an einer staatlichen Kondomkampagne. „Angesichts der hohen Versagerquote können Kondome Aids nicht wirklich stoppen“, heißt es in der Erklärung. Nur sexuelle Treue in der Ehe könnte die Ausbreitung der Krankheit „auf effektive Weise“ bremsen. Zwischen 2007 und 2009 stieg nach Angaben der philippini­schen Regierung die Zahl der HIV-Infektionen um das Fünf­fache. Die Bischöfe fordern statt der deshalb vom Gesund­heitsministerium initiierten Kondomkampagne ein Verbot der Kondomwerbung in den Medien. Es handle sich um einen Millionen US-Dollar schweren Industriezweig, der Jugendliche und Erwachsene ins Visier nehme und dabei zugleich traditio­nelle Werte zerstöre. Zudem müssten die Hersteller verpflichtet werden, auf die Packungen die Warnung „Kondome schüt­zen nicht vor Aids und anderen übertragbaren Krankheiten“ zu drucken. (Vgl. kath.net 4.3.10)

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Erneut Unruhe um Erzbischof Fisichella

Rom. Im Vorfeld der „Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für das Leben“ (PAV) wurde heftige Kritik am Ver­halten des Präsidenten, des Kurienerzbischofs Salvatore Fisi­chella, laut. Spanische und französische Medien berichteten von Rücktrittsforderungen an Fisichella und beriefen sich dabei auf Christine de Marcellus Vollmer, Mitglied der PAV und Präsi­dentin der internationalen Pro-Life-Bewegung „Alliance for Family“. Fisichella wird vorgeworfen, von der Linie der klaren Verurteilung der Abtreibung abgewichen zu sein und in einem Sonderfall eine „therapeutische Abtreibung“ gutgeheißen zu haben. In Brasilien hatte vor einem Jahr eine Abtreibung bei einer vergewaltigten Neunjährigen Schlagzeilen gemacht; der dortige Erzbischof Cardoso Sobrinho hatte sich für die Lebens­erhaltung der ungeborenen Zwillinge eingesetzt und auch die Exkommunikation der abtreibenden Ärzte öffentlich festgestellt. Fisichella hatte sich in einem Artikel im „Osservatore Romano“ – wie es heißt auf Ersuchen von Kardinal-Staatssekretär Bertone – dazu geäußert, aber ungenügend informiert gezeigt, Erzbi­schof Sobrinho getadelt und mit seinen Aussagen den Eindruck erweckt, im Einzelfall sei Abtreibung akzeptabel. (Vgl. FMG-INFORMATION 96, Seite 26-28: „Gibt es für den obersten Lebensrechtler der Kirche Ausnahmen für Abtreibung?“; ferner FMG-INFORMATION 97, S. 24). (Vgl. DT 11.2.10)

Nach der Vollversammlung der PAV meldete die Rom-Korres­pondentin von LifeSiteNews.com, fünf prominente Mitglieder der PAV hätten in einem offenen Brief den Hl. Vater aufge­fordert, Fisichella als Präsidenten zu entlassen. Zu den Unter­zeichnern dieser Stellungnahme gehören Msgr. Michel Schooyans, emeritierter Professor von Löwen/Belgien, Profes­sor Gromally, ehem. Direktor des britischen Linacre-Zentrums für Gesundheit, Christine Marcellus de Vollmer, Präsidentin der Allianz für die Familien, USA/Venezuela, Dr. Maria Smere­czynska aus Polen und Dr. Thomas Ward, Präsident der „National Association of Catholic Families“, Großbritannien. Ihr Vorwurf ist, Fisichella habe die im Juli 2009 veröffentlichte Erklärung der Glaubenskongregation, die die Haltung der Kir­che zur Abtreibung wieder klarstellte, insofern beeinflusst, als er auf einer veränderten Einleitung beharrte, die von „Verunsicherung“ durch „Manipulierung und Instrumentalisierung“ des Artikels von Erzbischof Fisichella sprach (nicht aber durch dessen mehr als fragwürdige Formulierung). Während der Voll­versammlung hätten die Kritiker feststellen müssen, dass Erz­bischof Fisichella meine, die Formulierung in der Klarstellung der Glaubenskongregation würde ihn von der Schuld entlasten, und seinen Artikel verteidigte, ja die Kritiker böser Absicht be­zichtigte. Er habe auch eine Kritik des prominenten belgischen Philosophen Schooyans (der selber offenbar nicht bei der Voll­versammlung war) beiseite gewiesen. Das Zögern einiger an­derer Mitglieder, den Präsidenten bei der Vollversammlung herauszufordern, habe den Eindruck vermittelt, die Mitglieder würden resignieren oder auf irgendeine Weise hinter Fisichella stehen. Unter einer solchen Führung sei es unmöglich, eine ernsthafte Einheit der PAV zu gewährleisten. (Vgl. kath.net/LifeSite News 19.2.10)

Auf diese Meldung, von der italienische Medien berichteten, äußerte sich Vatikansprecher Federico Lombardi am folgenden Tag und bestritt, dass ein solcher Brief beim Papst oder Kardi­nalstaatssekretär eingetroffen sei. Der angemessene Ort für eine Auseinandersetzung sei die Vollversammlung der PAV. (Vgl. rv 20.2.10; ein Zenit-Artikel – 19.2.10 – behauptet gar, Lombardi habe die Meldung als „dumm und lügenhaft“ zurückgewiesen; die Medien seien einer unse­riösen Hetzkampagne aufgesessen). Einige Tage später wurde dann berichtet, Erzbischof Fisichella habe einen Rücktritt zurückge­wiesen. Einem Journalisten habe er erklärt: „Ich werde diesen Leuten gar nicht antworten. Man hat ihnen schon zuviel Platz eingeräumt.“ (Vgl. kath.net 26.2.10)

 

Professor Schooyans warnt vor „falschem Mitgefühl“ bei Abtreibungen

Der Vollversammlung der „Päpstlichen Akademie für das Le­ben“ (PAV) vorausgegangen war auch ein Artikel von Msgr. Michel Schooyans, emeritierter Professor für Philosophie der Katholischen Universität Löwen und ständiges Mitglied der PAV. In diesem Artikel „The Pitfalls of Compassion“ [„die Fallen des Mitgefühls“] zeigt Schooyans auf, dass einer der gefährlichsten philosophischen Irrtümer der Gegenwart, näm­lich falsches Mitgefühl, auch die Kirche befallen habe. Ein fal­sches Verständnis von Mitgefühl habe ein Klima geschaffen, in dem Tötung von Kindern durch Abtreibung und nachgeburtliche Kindstötung nicht mehr verurteilt werden dürften. Aus demsel­ben Grund habe man es aufgegeben, die traditionelle Definition von Ehe zu verteidigen, die Verbreitung von AIDS durch die „Safe-Sex“-Doktrin zu kritisieren und akzeptiere das Wieder­aufleben der tödlichen eugenischen Methoden des frühen 20. Jahrhunderts. Falsches Mitgefühl führe zu Häresie und Spal­tung innerhalb der Kirche, weil Gläubige dazu verleitet würden, in einer wesentlichen Frage von der Lehre der Kirche abzuwei­chen: in der Pflicht, unschuldiges Leben zu respektieren. Dies sei Teil der von Benedikt XVI. bekämpften „Tyrannei des Rela­tivismus“.

In Übereinstimmung mit der Propaganda der Abtreibungsin­dustrie werde in den Medien ständig an dieses falsche „Mitge­fühl“ appelliert. Abtreibung werde als notwendige Maßnahme für die Mutter und manchmal sogar für das Kind dargestellt (letzteres bei der Annahme einer Behinderung, wo man unter­stelle, dass das Kind ein Leben vor sich habe, das nicht le­benswert sei). Aus einem falsch verstandenen Mitgefühl rate man zur Abtreibung. So werde letztlich das Kind „aus Mitgefühl“ getötet, schrieb Schooyans. Das sei angeblich sowohl im Inte­resse der Eltern, die ein ihnen später zur Last werdendes Kind abtreiben wollen, als auch der Gesellschaft, die nicht mit un­gewollten behinderten Kindern belastet werden solle, da deren Versorgung teuer und sinnlos sei.

Prof. Schooyans war vor einem Jahr einer der schärfsten Kriti­ker des Vorsitzenden der PAV, Erzbischof Fisichella, der die Abtreibung von Zwillingen in Recife, Brasilien, aus Mitgefühl zu rechtfertigen schien. Fisichella hatte die Ärzte, die die Abtrei­bung durchgeführt hatte, verteidigt, da Ärzte auf Intensivstatio­nen täglich schwierige Entscheidungen treffen müssten und dabei mit ihrem Gewissen allein seien. Schooyans nun kriti­siert, dass hinter einer solchen Rechtfertigung die falsche Auf­fassung von Mitgefühl stehe, die nun auf Abtreibungsärzte ausgeweitet werde. (Vgl. kath.net/LifeSiteNews.com 12.2.10)

 

Professor Seifert fordert Rücktritt Fisichellas

Professor Josef Seifert, Mitbegründer der Philosophischen Akademie Liechtenstein und Professor an der Päpstlichen Universität von Santiago de Chile, der ebenfalls zu den stän­digen Mitgliedern der PAV gehört, erklärte sein volles Einver­ständnis mit den fünf Unterzeichnern der öffentlichen Stellungnahme gegen Fisichella. Zwar stehe eine Entschei­dung nur der Autorität des Papstes zu, doch in seinen Augen sei Bischof Fisichella als Präsident der PAV „absolut nicht ge­eignet“, schreibt Seifert in einem umfangreichen offenen Brief (vgl. kath.net 9.3.10 und www. lifesitenews.com/ldn/2010/mar/100304a. html). Er stimme nur mit einem Vorschlag der fünf Unterzeichner nicht überein, nämlich dem Vorschlag, dem Erzbischof eine andere herausragende Stellung der Kirche zu übertragen. Dieser sei zwar brillant und talentiert, doch seine Haltung bezüglich der Abtreibung mache es, nach Meinung Seiferts, unmöglich, ihn zum Bischof einer Diözese oder Kardinal zu machen. „Nur ein unerschütterliches und mutiges Bekenntnis zur Fülle der katholischen Lehre kann eine Person für einen so einflussreichen und verantwortlichen Posten für die Herde, für die CHRISTUS Sein Leben gegeben hat, qualifizieren“. Seifert schreibt, er habe gehofft, dass die Vollversammlung der PAV eine Lösung „in Frieden und in der Wahrheit“ finden lasse. Er habe ein Dokument vorbereitet, in dem er die Lehre der Kirche erneut dargestellt habe, das „alle unsere Differenzen beilegen und wahrhaft Ruhe und Ordnung wiederherstellen“ sollte. Es hätte nach Unterzeichnung dem Hl. Vater vorgelegt werden sollen und habe eine Erneuerung des Schwures beinhaltet, den alle Mitglieder der PAV leisten, um zu zeigen, dass sie bereit sind, die katholische Lehre zu verteidigen. Denn die PAV sei nicht gedacht als eine „wilde und kunterbunte Gruppe von Wis­senschaftlern, die sich mit allen möglichen Aussagen in Opposition zur Lehre der Kirche erheben, sondern als Akademie, die ausdrücklich dem Verständnis und der Ausbreitung des hervorragenden ‚Evangeliums des Lebens’, das die Kirche verkündet, dient.“ Er habe diesen Text Erzbischof Fisichella vorgelegt, ehe er ihn an alle anderen austeilen wollte. Fisichella aber habe den Text abgelehnt. Angesichts der Antwort Fisichellas auf die Kritik der PAV-Mitglieder und seiner Stellungnahme in den Medien hege Seifert die Befürchtung, der Erzbischof werde seine Haltung, die er im Artikel im „Osservatore Romano“ vor einem Jahr dargestellt habe, nicht ändern, ja auch „nicht einmal privat bereuen“. Seifert analysiert noch einmal den erwähnten Artikel des PAV-Präsidenten und meint, dass er darin be­haupte, Abtreibung sei unter diesen Umständen sogar ein „gu­ter Akt“. So vertrete Fisichella eine Ethik des „Proportionalis­mus“ oder „Konsequenzialismus“, im Gegensatz zum absoluten moralischen Gesetz der katholischen Morallehre. Auch wenn er nicht zu den Unterzeichnern der öffentlichen Stellungnahme vom 17. Februar gehörte, scheine es ihm jetzt „recht und not­wendig, nicht länger über eine extrem wichtige doktrinäre Frage zu schweigen, auch nicht gegenüber den Medien“, denn es gehe um eine Frage, die das Leben vieler ungeborener Kinder und viele Seelen in Gefahr bringe und enorme praktische, ethi­sche und spirituelle Konsequenzen habe. Seifert meint, wenn er selber Bischof wäre, würde er in Sorge um sein eigenes Heil z. B. niemanden zum Priester weihen können, der solche An­sichten zur Abtreibung vertrete.

Seifert weist zurück, dass die Stellungnahme aus Bosheit oder Voreingenommenheit oder aus fanatischem Gefallen am Streit geschrieben sei – vielmehr „mit blutendem Herzen“ und „aus bedingungsloser Verpflichtung gegenüber der Wahrheit, die zu verteidigen wir geschworen haben“. Er hoffe noch, dass Msgr. Fisichella, „für den ich täglich namentlich bete“, dazu komme, dies zu erkennen. In diesem Geist und im Geist der wunderba­ren Predigt des Papstes über das Wort „Ephata“ CHRISTI zum Blinden bei der hl. Messe am Grab des Gründers der PAV, Johannes Paul II., habe er einen Text „Communio et Pax in Veritate“ [„Gemeinschaft und Friede in der Wahrheit“] entwor­fen in der aufrichtigen Hoffnung, dass alle PAV-Mitglieder wie­der geeint seien im unerschütterlichen Respekt vor jedem menschlichen Leben. Diesen Textvorschlag, den er Erzbischof Fisichella für die Vollversammlung zur Übergabe an den Hl. Vater vorgelegt hatte, fügte Professor Seifert seinem offenen Brief an. Wörtlich heißt es da: „Wir, der Präsident und die Mit­glieder der Päpstlichen Akademie für das Leben, drücken ein­mütig unser volles, aus ganzem Herzen kommendes Festhal­ten an der immerwährenden Lehre der Katholischen Kirche bezüglich der Achtung des menschlichen Lebens und der Ab­treibung, einschließlich der therapeutischen Abtreibung, aus, so wie sie kürzlich in der ‚Klarstellung der Kongregation für die Glaubenslehre über die Abtreibung’ vom 11. Juli 2009 vorge­legt wurde. Wir erklären auch unsere tiefe Dankbarkeit gegen­über Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. und Seiner Eminenz Kardinal Levada und seinen Mitarbeitern für das Geschenk dieser neuen Klarstellung der alten und unveränderlichen Lehre der heiligen Kirche, deren lichtvoll klare und feierliche Erklärung durch Seine Heiligkeit Papst Johannes Paul II. besonders in den Enzykliken Evangelium Vitae und Veritatis Splendor wir als Magna Charta der Päpstlichen Akademie für das Leben wür­digen. Indem wir erwägen, dass Papst Johannes Paul II. feier­lich die Autorität des Petrusamtes für seine Lehre beschwor, nehmen wir sie als bindend für unseren Glauben an.

Gleichzeitig sind wir am Schluss unserer Vollversammlung über das Naturrecht und die Bioethik zu der Folgerung gekommen, dass die erwähnte Klarstellung nicht nur die autoritative Lehre der Kirche ausdrückt, sondern dass sie zugleich einen wunder­baren Ausdruck des Naturgesetzes darstellt, im Hinblick auf die Bioethik in ihrer Reinheit, ein ‚ewiges moralisches Gesetz’, das in das Herz eines jeden Menschen eingeschrieben ist, sofern es nicht von intellektueller oder moralischer Blindheit verfinstert ist. Mit anderen Worten, wir halten dafür, dass jeder Mensch, insoweit er sich in einem spirituellen ‚Ephata’ der Wahrheit öffnet, diese Dinge erkennen kann, und dass so die katholische Morallehre Wahrheiten, Moralprinzipien, moralisch relevante Güter, Werte und Normen ausdrückt, die im Prinzip für jeden Menschen einsehbar sind und die in der objektiven Natur und Würde des menschlichen Lebens wurzeln.

Schließlich möchten wir diese Klarstellung als eine Gelegenheit wahrnehmen, unseren feierlich gelobten Eid zu erneuern, den wir abgelegt haben, als wir Mitglieder dieser Akademie wurden; den Eid, eine unbedingte, kompromisslose und unzweideutige Achtung für das menschliche Leben, in allen Phasen von der Empfängnis bis zum wirklichen menschlichen Tod, zu fördern, und allen Lehren der Katholischen Kirche zu diesem Themen­bereich anzuhängen, die wir als von entscheidender Bedeutung für die Kirche und für die ganze Menschheit anerkennen. So erneuern wir unser Gelöbnis, leidenschaftlich für das Ziel die­ser ‚Kultur des Lebens’ zu arbeiten, das unser geliebter und verehrter Gründer Papst Johannes Paul II. in die kühnen Wor­ten des Kirchenvaters Irenäus kleidete: ‚Homo (totaliter) vivens est gloria DEI’ [‚GOTTES Ruhm ist der lebendige Mensch’], wobei wir nicht die herrliche Fortsetzung dieses Textes verges­sen sollten: ‚Et vita hominis visio DEI est’ [‚und das Leben des Menschen ist die Anschauung GOTTES’] - das wahre Leben, von dem jeder von uns hofft, dass er es erreicht und seine Mitmenschen dorthin führt.“

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Mutterlose Gesellschaft – Gender-Ideologie

Eichstätt. Scharfe Kritik an der Gender-Ideologie übte der Bamberger Alterzbischof Karl Braun in seiner Predigt beim Walburgisfest in Eichstätt am 25. Februar. Von der Sorge der hl. Walburga für Kleine und Hilfsbedürftige her verwies der Bischof auf die Bedeutung der Mütterlichkeit. „Die Frau hat von GOTT die Gabe der Mütterlichkeit erhalten: Feinfühligkeit und Hingabefähigkeit, sorgende Liebe für das, was noch im Keimen und Wachsen ist, die Fähigkeit, Wärme, Geborgenheit und Angenommensein zu vermitteln.“ Mütterlichkeit zeige sich am deutlichsten in der leiblichen Mutterschaft, aber sie sei nicht darauf beschränkt. Heute aber gingen wir einer „mutterlosen Gesellschaft“ entgegen, da einflussreiche Kräfte in Politik, Medien und Gesellschaft mit geschickter Lobbyarbeit und welt­weiter Vernetzung erfolgreich an der Durchsetzung dieser mutterlosen Gesellschaft arbeiteten, mit verheerenden Folgen. Im Schlepptau des Relativismus wirke hier die Gender-Ideologie, die behaupte, alles, was bisher in der Geschlechterord­nung gegolten hat, sei nur konstruiert, um die Frau zu unter­drücken. Der Unterschied Mann-Frau solle der Vergangenheit angehören und alles, was bisher als „natürlich“ und „normal“ gegolten habe, solle durch Umerziehung geändert werden. Alle möglichen, der Schöpfungsordnung widersprechenden Lebens­formen würden gerechtfertigt. Doch die Bibel sage ganz klar: „Als Mann und Frau erschuf Er sie“ (Gen 1,27), Mutterschaft und Vaterschaft seien nicht dasselbe, Männlichkeit und Weiblichkeit könnten nicht wie ein Kleid nach Belieben gewechselt werden. „An dieser Wahrheit halten wir fest – zum Besten unserer Welt und kommender Generationen“, so Braun. Es brauche den Mut zu einer christlichen Alternativkultur, zu einer christlichen Kulturrevolution. Dabei gehe es nicht um ein Aufwärmen des Leitbilds des „Heimchen am Herd“. Im Leben und Wirken der Frau gehörten, so der Erzbischof, der verbor­gene Dienst und der Mut, sich zu exponieren, zusammen – in der Berufung, „Herz zu sein“ (vgl. kath.net 2.3.2010).

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Telefonbeichte

Paris. In Frankreich ist ein neues Angebot zum „Beichten per Telefon“ von der Bischofskonferenz abgelehnt worden. Die Gründerin des Service will am Angebot festhalten, sei aber bereit, die „Beicht-Hotline“ zu verändern; auch der Verzicht auf das Wort „Beichte“ sei nicht ausgeschlossen. Die Bischöfe hatten vor allem unterstrichen, dass die Beichte ein Sakrament sei, das nur in persönlicher Anwesenheit eines Priesters gespendet werden könne (vgl. DT 6.3.10).

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Berichtigung

In der FMG-INFORMATION 98 (Seite 20/21, Fußnote) hatten wir zu Unrecht angegeben, dass das Diaphragma die Einnistung verhindert und frühabtreibend wirkt; unabsichtlich ist hier wohl eine Verwechslung mit IUD (Spirale) passiert, die tatsächlich nidationshemmend wirkt. Wir danken einem Leser für den Hinweis und bitten um Entschuldigung.

 

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