FMG-INFORMATION 106, August 2012

 

  

 

 

1. Glaube und Kirche

 

Die hl. Beichte als Weg der Neuevangelisierung

„…Die Sakramente und die Verkündigung des Wortes GOT­TES dürfen nie als getrennt voneinander betrachtet werden… Gerade diese Ganzheit, die im Geheimnis der Menschwerdung wurzelt, vermittelt uns, dass auch die Feier des Sakraments der Versöhnung selbst Verkündigung und daher der für das Werk der Neuevangelisierung zu beschreitende Weg ist… Vor allem, weil die Neuevangelisierung aus der Heiligkeit der Kinder der Kirche Lebenssaft gewinnt, aus dem täglichen Weg der persönlichen und gemeinschaftlichen Bekehrung, um CHRISTUS immer mehr gleichgestaltet zu werden. Und es gibt eine enge Verbindung zwischen der Heiligkeit und dem Sakrament der Versöhnung, die von allen Heiligen der Ge­schichte bezeugt wird. Die wirkliche Bekehrung des Herzens, das Sich-Öffnen gegenüber dem verwandelnden und erneuernden Wirken GOTTES, ist der ‚Antrieb’ jeder Reform und wird zu einer wahren evangelisierenden Kraft. In der Beichte wird der reuige Sünder durch das ungeschuldete Wirken der GÖTTlichen Barmherzigkeit gerechtfertigt, ihm wird vergeben und er wird geheiligt. Er lässt den alten Menschen hinter sich, um den neuen Menschen als Gewand anzulegen. Nur wer sich zutiefst von der GÖTTlichen Gnade hat erneuern lassen, kann die Neuheit des Evangeliums in sich selbst tragen und daher verkündigen… (Es) verhilft das Sakrament der Versöhnung, das vom Blick auf die konkreten Lebensumstände ausgeht, in einzigartiger Weise zu jener ‚Öffnung des Herzens’, die es gestattet, den Blick auf GOTT zu richten, damit Er in das Leben eintrete. Die Gewissheit, dass Er nahe ist und in Seiner Barmherzigkeit auf den Menschen wartet – auch auf jenen, der in die Sünde verstrickt ist –, um durch die Gnade des Sakra­ments der Versöhnung seine Krankheiten zu heilen, ist immer ein Licht der Hoffnung für die Welt…

Liebe Priester…, wer sich an euch wendet, gerade aufgrund seiner Sündhaftigkeit, verspürt in sich einen tiefen Wunsch: den Wunsch nach Veränderung, die Bitte um Barmherzigkeit und letztendlich das Verlangen, dass durch das Sakrament die Begegnung und die Umarmung mit CHRISTUS wieder statt­findet. Seid daher Mitarbeiter und Protagonisten ebenso vieler Möglichkeiten zum ‚Neubeginn’, wie es Sünder gibt, die zu euch kommen – im Bewusstsein, dass die wahre Bedeutung jeder ‚Neuheit’ nicht so sehr im Verlassen oder im Verdrängen der Vergangenheit liegt als vielmehr in der Annahme CHRISTI und in der Öffnung gegenüber Seiner Gegenwart, die immer neu ist und immer in der Lage zu verwandeln, alle Schattenbereiche zu erleuchten und ständig einen neuen Horizont zu öffnen. Die Neuevangelisierung geht daher auch vom Beichtstuhl aus! Sie geht also aus von der geheimnisvollen Begegnung zwischen der unerschöpflichen Frage des Men­schen, Zeichen des Schöpfungsgeheimnisses in ihm, und der Barmherzigkeit GOTTES, der einzigen angemessenen Antwort auf das menschliche Bedürfnis nach Unendlichkeit. Wenn die Feier des Sakraments der Versöhnung dies sein wird, wenn die Gläubigen in ihr wirklich die Erfahrung jener Barmherzigkeit machen, die JESUS von Nazareth, HERR und CHRISTUS, uns geschenkt hat, dann werden sie selbst zu glaubwürdigen Zeugen jener Heiligkeit, die das Ziel der Neuevangelisierung ist.“

Audienz für die Teilnehmer eines Kurses der „Apostol. Pönitentiarie“, 9.3.2012

Das Verlangen nach der Wahrheit

„…In der Tat hat der Mensch ein sehnliches Verlangen nach Wahrheit, und die Suche nach ihr setzt immer einen glaubwürdigen Umgang mit der Freiheit voraus. Zweifellos ziehen es viele vor, der Aufgabe aus dem Weg zu gehen be­ziehungsweise Umwege einzuschlagen. Manche, wie Pontius Pilatus, treiben ihren Spott mit der Möglichkeit, die Wahrheit erkennen zu können (vgl. Joh 18,38), indem sie lautstark die Unfähigkeit des Menschen verkünden, zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen zu können, oder überhaupt leugnen, dass eine für alle gültige Wahrheit existiert. Diese Haltung löst wie im Fall des Skeptizismus und des Relativismus einen Wandel im Herzen der Betroffenen aus, macht sie kalt, wankelmütig, lässt sie auf Distanz zu den anderen gehen und sich in sich selbst verschließen… Es gibt allerdings auch andere, die diese Suche nach der Wahrheit falsch interpretieren. Sie werden zur Irrationalität und zum Fanatismus geführt und schließen sich in ‚ihre Wahrheit’ mit der Absicht ein, sie den anderen aufzu­drängen. Sie sind wie die verblendeten Gesetzestreuen, die beim Anblick des geschlagenen und blutenden JESUS wütend schreien: ‚Ans Kreuz mit Ihm!’ (vgl. Joh 19,6). Wer jedoch unvernünftig handelt, kann nicht Jünger JESU werden. Glaube und Vernunft sind beide erforderlich und ergänzen einander bei der Suche nach der Wahrheit. GOTT schuf den Menschen mit einer natürlichen Berufung zur Wahrheit und stattete ihn dazu mit Vernunft aus. Es ist sicher nicht die Unvernunft, sondern das Streben nach der Wahrheit, welches der christliche Glaube fördert. Jeder Mensch muss die Wahrheit ergründen und, wenn er ihr begegnet, sich für sie entscheiden, auch wenn dies mit Opfern verbunden ist.

Zudem ist die Wahrheit über den Menschen eine unumgängliche Voraussetzung dafür, um die Freiheit zu erlangen, denn in ihr entdecken wir die Grundlagen einer Ethik, mit der sich alle auseinandersetzen können, und die klare und präzise Formulierungen über das Leben und den Tod enthält, über Pflichten und Rechte, über Ehe und Familie und die Gesellschaft, letztlich über die unverletzliche Würde des Menschen. Dieses sittliche Erbe kann alle Kulturen, Völker und Religionen einander näherbringen wie auch die Verantwort­lichen der Politik und die Bürger, genauso wie die Bürger untereinander, und weiter auch die an CHRISTUS Glaubenden und jene, die nicht an Ihn glauben.

Wenn das Christentum die Werte hervorhebt, welche die Ethik stützen, zwingt es damit den Anspruch CHRISTI nicht auf, sondern bietet ihn an, das heißt, die Wahrheit zu erkennen, die uns frei macht. Der Glaubende ist berufen, sie seinen Zeitgenossen vorzulegen, wie es der HERR sogar angesichts des düsteren Vorzeichens der Ablehnung und des Kreuzes getan hat. Die Begegnung mit dem, der die Wahrheit in Person ist, gibt uns den Anstoß dazu, diesen Schatz besonders durch das Zeugnis mit den anderen zu teilen.

Liebe Freunde, zögert nicht, JESUS CHRISTUS zu folgen. In Ihm finden wir die Wahrheit über GOTT und über den Men­schen. Er hilft uns, unsere Egoismen zu besiegen, unsere Ansprüche einzuschränken und das, was uns bedrückt, zu bewältigen. Wer Böses tut, wer sündigt, ist Sklave der Sünde und wird nie zur Freiheit gelangen (vgl. Joh 8,34). Nur wenn wir dem Hass und unserem verhärteten und blinden Herzen entsagen, werden wir frei sein und wird ein neues Leben in uns aufkeimen.

In der Überzeugung, dass CHRISTUS das wahre Maß des Menschen ist, und im Wissen darum, dass sich in Ihm die erforderliche Kraft findet, um jeder Prüfung zu trotzen, möchte ich euch ganz offen den HERRN JESUS als den Weg, die Wahrheit und das Leben verkünden. In Ihm werden alle die volle Freiheit, das heißt das Licht finden, um zutiefst die Wirklichkeit zu begreifen und sie durch die erneuernde Macht der Liebe umzugestalten.

Die Kirche lebt, um die anderen am einzigen, das sie besitzt, teilhaben zu lassen, und das ist nichts anderes als CHRISTUS selbst, die Hoffnung auf die Herrlichkeit (vgl. Kol 1,27). Um diese Aufgabe erfüllen zu können, muss sie auf die notwendige Religionsfreiheit zählen können, die darin besteht, dass sie den Glauben durch Weitergabe der Botschaft der Liebe, der Versöhnung und des Friedens, die JESUS der Welt überbracht hat, auch öffentlich verkünden und feiern kann…

Wenn die Kirche dieses Recht hervorhebt, beansprucht sie kein Privileg. Sie beansprucht nur, dem Auftrag ihres GÖTTlichen Stifters treu zu sein, denn sie weiß, dass dort, wo CHRISTUS gegenwärtig ist, der Mensch in seiner Humanität wächst und seine Festigkeit findet. Deshalb sucht sie, in ihrer Verkündigung und Lehre, sowohl in der Katechese wie im Schul- und Universitätsbereich dieses Zeugnis zu geben…“

Predigt bei der hl. Messe in Havanna, Kuba, 28.3.2012

Ungehorsam ist nicht der Weg, um die Kirche zu erneuern

„…Vor kurzem hat eine Gruppe von Priestern in einem europäischen Land einen Aufruf zum Ungehorsam veröffentlicht und dabei gleichzeitig auch konkrete Beispiel angeführt, wie dieser Ungehorsam aussehen kann, der sich auch über endgültige Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes hinwegsetzen soll wie zum Beispiel in der Frage der Frauenordination, zu der der selige Papst Johannes Paul II. in un­widerruflicher Weise erklärt hat, dass die Kirche dazu keine Vollmacht vom HERRN erhalten hat. Ist Ungehorsam ein Weg, um die Kirche zu erneuern? Wir wollen den Autoren dieses Aufrufs glauben, dass sie die Sorge um die Kirche umtreibt; dass sie überzeugt sind, der Trägheit der Institutionen mit drastischen Mitteln begegnen zu müssen, um neue Wege zu öffnen – die Kirche wieder auf die Höhe des Heute zu brin­gen. Aber ist Ungehorsam wirklich ein Weg? Spüren wir darin etwas von der Gleichgestaltung mit CHRISTUS, die die Voraussetzung jeder wirklichen Erneuerung ist, oder nicht doch nur den verzweifelten Drang, etwas zu machen, die Kirche nach unseren Wünschen und Vorstellungen umzu­wandeln?

Aber machen wir es uns nicht zu leicht. Hat nicht CHRISTUS die menschlichen Traditionen korrigiert, die das Wort und den Willen GOTTES zu überwuchern drohten? Ja, Er hat es getan, um den Gehorsam zum wirklichen Willen GOTTES, zu Seinem immer gültigen Wort neu zu wecken. Es ging Ihm gerade um den wahren Gehorsam, gegen die Eigenwilligkeit des Menschen. Und vergessen wir nicht: Er war der SOHN, mit der einzigartigen Vollmacht und Verantwortung, den reinen GOTTESwillen freizulegen, um so den Weg von GOTTES Wort in die Welt der Völker zu eröffnen. Und endlich: Er hat Seinen Auftrag mit Seinem eigenen Gehorsam und Seiner Demut bis ans Kreuz hin konkretisiert und so Seine Sendung beglaubigt. Nicht mein, sondern dein Wille: Diese ist das Wort, das den SOHN, Seine Demut und Seine GÖTTlichkeit zugleich zeigt und uns den Weg weist…

Es bleibt dabei: Die Gleichgestaltung mit CHRISTUS ist Voraussetzung und Grund aller Erneuerung. Aber vielleicht erscheint uns manchmal die Gestalt JESU CHRISTI zu hoch und zu groß, als dass wir wagen könnten, daran Maß zu neh­men. Der HERR weiß das. Deshalb hat Er für Übersetzungen in Größenordnungen gesorgt, die uns zugänglicher und näher sind. Paulus hat aus eben diesem Grund seinen Gemeinden ohne Scheu gesagt: Ahmt mich nach, ich aber gehöre CHRISTUS… Wir Priester können an eine große Schar heiliger Priester denken, die uns als Wegweiser vorangehen: von Polykarp von Smyrna und Ignatius von Antiochien angefangen, über die großen Seelsorger Ambrosius, Augustinus und Gregor den Großen bis hin zu Ignatius von Loyola, Karl Borromäus und bis zu Johannes Maria Vianney und den Priestermärtyrern des 20. Jahrhunderts…“

Predigt in der „Missa Chrismatis“ in St. Peter am Gründonnerstag, 5.4.2012

Priestertum und Eucharistie

„Der Priester wird auf einzigartige Weise in das Geheimnis des Opfers CHRISTI hineingenommen, durch eine persön­liche Bindung an Ihn, um Seine Heilssendung weiterzuführen. Diese Bindung, die durch das Weihesakrament hergestellt wird, verlangt danach, ‚von Tag zu Tag enger’ zu werden durch die großherzige Entsprechung des Priesters selbst… Es ist deutlich ersichtlich, dass die tägliche Feier der hl. Messe für den Priester nicht bedeutet, eine rituelle Funktion durchzuführen, sondern eine Sendung zu erfüllen, die das ganze Leben zutiefst durchdringt, in Gemeinschaft mit dem aufer­standenen CHRISTUS, der in Seiner Kirche das Erlösungsopfer weiterhin vollzieht. Diese Dimension des eucharistischen Opfers ist von der seelsorglichen Dimension untrennbar und stellt ihren inneren Kern der Wahrheit und der Heilskraft dar, von dem die Wirkkraft allen Handelns abhängt. Natürlich geht es nicht nur um die Wirkkraft auf psychologischer oder sozialer Ebene, sondern um die lebenswichtige Fruchtbarkeit der Gegenwart GOTTES auf der tiefsten Ebene des Menschen. Auch die Verkündigung, die Werke, die Gesten verschiedener Art, die die Kirche mit ihren zahlreichen Initiativen durchführt, würden ihre heilbringende Fruchtbarkeit ver­lieren, wenn die Feier des Opfers CHRISTI vernachlässigt würde. Und diese ist den geweihten Priestern anvertraut. Der Priester ist nämlich berufen, in sich selbst das zu leben, was JESUS selbst erfahren hat, sich also völlig der Verkündigung und der Heilung des Menschen von jeglichem Übel an Leib und Geist hinzugeben und am Ende alles in der erhabenen Geste der ‚Hingabe des Lebens’ für alle Menschen zusammen­zufassen: Diese Geste findet ihren sakramentalen Ausdruck in der Eucharistie, dem immerwährenden Gedächtnis des Pascha JESU. Nur durch diese ‚Tür’ des Paschaopfers können die Männer und Frauen aller Zeiten und Orte zum ewigen Leben gelangen…“

Predigt bei der Priesterweihe in St. Peter, 29.4.2012

 „Pro multis“ heißt „für viele“

„Bei Ihrem Besuch am 15. März 2012 haben Sie mich wissen lassen, dass bezüglich der Übersetzung der Worte ‚pro multis’ in den Kanongebeten der hl. Messe nach wie vor keine Einigkeit unter den Bischöfen des deutschen Sprachraums besteht. Es droht anscheinend die Gefahr, dass bei der bald zu erwartenden Veröffentlichung der neuen Ausgabe des Gotteslob einige Teile des deutschen Sprachraums bei der Übersetzung ‚für alle’ bleiben wollen, auch wenn die Deutsche Bischofskonferenz sich einig wäre, ‚für viele’ zu schreiben, wie es vom Hl. Stuhl gewünscht wird. Ich habe Ihnen versprochen, mich schriftlich zu dieser schwerwiegenden Frage zu äußern, um einer solchen Spaltung im innersten Raum unseres Betens zuvorzukommen…

Die Wiedergabe von ‚pro multis’ war keine reine Übersetzung, sondern ein Interpretation, die sehr wohl begründet war und bleibt, aber doch schon Auslegung und mehr als Übersetzung ist…

(Es) ist vom Hl. Stuhl entschieden worden, dass bei der neuen Übersetzung des Missale das Wort ‚pro multis’ als solches zu übersetzen und nicht schon ausgelegt werden müsse. An die Stelle der interpretativen Auslegung ‚für alle’ muss die einfache Übertragung ‚für viele’ treten. Ich darf dabei darauf hinweisen, dass sowohl bei Matthäus wie bei Markus kein Artikel steht, also nicht ‚für die vielen’, sondern ‚für viele’. … (Es) wurde damals*, als gemäß der Differenz zwischen Übersetzung und Auslegung für die Übersetzung ‚für viele’ entschieden wurde, zugleich festgelegt, dass dieser Über­setzung in den einzelnen Sprachräumen eine gründliche Katechese vorangehen müsse, in der die Bischöfe ihren Priestern wie durch sie ihren Gläubigen konkret verständlich machen müssten, worum es geht. Das Vorausgehen der Katechese ist die Grundbedingung für das Inkrafttreten der Neuübersetzung. Soviel ich weiß, ist eine solche Katechese bisher im deutschen Sprachraum nicht erfolgt. Die Absicht meines Briefes ist es, Euch alle, liebe Mitbrüder, dringendst darum zu bitten, eine solche Katechese jetzt zu erarbeiten…

Mit alledem wollte ich die inhaltlichen Grundlinien der Kateche­se andeuten, mit der nun so bald wie möglich Priester und Laien auf die neue Übersetzung vorbereitet werden sollen…“

Aus dem Schreiben von Papst Benedikt XVI. an Erzbischof Zollitsch, 14.4.2012

(* November 2005, Schreiben von Kardinal Arinze, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst, an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen: „Änderung in den nächsten ein bis zwei Jahren“. Anm. FMG)

Den Glauben in all seiner Schönheit kennenlernen

„Im Bereich der höheren Schulen haben viele von euch darauf hingewiesen, dass es auf Seiten der katholischen höheren Schulen und Universitäten ein wachsendes Bewusstsein der Notwendigkeit gibt, die ihnen eigene besondere Identität zu stärken in Treue zu ihren Gründungsidealen und zur Sendung der Kirche im Dienst am Evangelium. Es bleibt aller­dings noch viel zu tun, vor allem in solch grundlegenden Bereichen wie der Übereinstimmung mit der in Kanon 812 festgelegten Beauftragung für diejenigen, die theologische Dis­ziplinen lehren. Die hohe Bedeutung dieser kanonischen Norm als konkreter Ausdruck der kirchlichen Gemeinschaft und der Solidarität im Lehrapostolat der Kirche wird  noch klarer, wenn wir an die Verwirrung denken, die durch Fälle offensicht­licher Opposition zwischen einigen Vertretern katholischer Institutionen und der pastoralen Leitung der Kirche ge­schaffen wurden: eine derartige Uneinigkeit beeinträchtigt das Zeugnis der Kirche und kann, wie die Erfahrung ge­zeigt hat, leicht ausgenutzt werden, um ihrer Glaubwürdig­keit zu schaden und ihre Freiheit zu beeinträchtigen.  Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Vermittlung einer soliden Glaubensbildung an die jungen Menschen die dringlichste interne Herausforderung ist, vor der die katholische Gemein­schaft in eurem Land steht. Das Glaubensgut ist ein unbe­zahlbarer Schatz, den jede Generation an die nächste weitergeben muss, indem sie Herzen für JESUS CHRISTUS gewinnt und das Denken formt in der Kenntnis und dem Verständnis der Kirche und in der Liebe zu ihr… Die jungen Menschen (haben) ein Recht darauf, dem Glauben in all seiner Schönheit, mit seinem intellektuellen Reichtum und seien radikalen Forderungen zu begegnen.“

Ad-limina-Besuch von Bischöfen aus den USA (Regionen X-XIII), 5.5.2012

Erwachsen werden im Sinn des Evangeliums

„Der HERR ist mit uns, Er handelt mit der Kraft Seines GEISTES. Er lädt uns ein, im Vertrauen und in der Hingabe an Seinen Willen zu wachsen, in der Treue zu unserer Berufung und zu unserer Verpflichtung, erwachsen zu werden im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. Erwachsen im Sinne des Evangeliums ist nicht derjenige, der niemandem untergeordnet ist und niemanden braucht. Erwachsen, das heißt reif und verantwortlich, kann nur der sein, der klein, demütig und dienstbereit vor GOTT wird, der nicht einfach dem Zeitgeist folgt. Deshalb ist es notwendig, die Ge­wissen im Licht des Wortes GOTTES zu formen und ihnen so Festigkeit und wahre Reife zu verleihen; Wort GOTTES, von dem jedes kirchliche und menschliche Projekt seinen Sinn und seinen Impuls erhält, auch was den Aufbau der irdischen Stadt betrifft (vgl. Ps 127,1). Die Seele der Institutionen muss erneuert und die Geschichte mit Samen des neuen Lebens befruchtet werden.“

Ansprache an die geistliche Bewegung „Rinnovamento nello Spirito“, 26.5.2012

Glaubenskrise und neue Evangelisierung

„Der 50. Jahrestag des Beginns (des 2. Ökumenischen Vati­kanischen Konzils)… sei der Anlass, seine Texte zu vertiefen, denn das ist die Voraussetzung für ihre dynamische und getreue Rezeption. ‚Das, was dem Konzil mehr als alles andere am Herzen liegt, ist, dass der heilige Hort der christlichen Lehre in noch wirksamerer Weise bewahrt und gelehrt werde’, bekräftigt der selige Papst Johannes XXIII. in seiner Eröffnungsrede… Der Papst beauftragt die Konzils­väter damit, diese immerwährende Lehre in Kontinuität mit der jahrtausendealten Tradition der Kirche zu vertiefen und vorzulegen, ‚die Lehre rein und unverkürzt zu übermitteln, ohne Abschwächungen oder Verfälschungen’, aber auf eine neue Weise, ‚wie es unsere Zeit erfordert’ (Feierliche Eröff­nungsrede des II. Ök. Vat. Konzils, 11. Oktober 1962). Mit die­sem Lektüre- und Anwendungsschlüssel, gewiss nicht unter der Optik einer unannehmbaren Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruchs, sondern einer Hermeneutik der Kontinuität und der Reform, ist der Ansatz, auf das Konzil zu hören und uns seine bewährten Anweisungen zu eigen zu machen, der geeignete Weg, die Modalitäten ausfindig zu machen, die es der Kirche ermöglichen, eine bedeutungsvolle Antwort auf die großen sozialen und kulturellen Umwälzungen unserer Zeit zu geben, die sichtbare Folgen auch für die religiöse Dimension nach sich ziehen.

In der Tat neigen die wissenschaftliche Rationalität und die technische Kultur nicht nur dazu, die Welt zu vereinheitlichen, sondern oft überschreiten sie ihre jeweiligen Spezialbereiche, unter dem Vorwand, den Umfang dessen, was der Verstand als Gewissheit anerkennt, ausschließlich nach dem empirischen Kriterium der eigenen Errungenschaften abzustecken. Das führt dazu, dass man anfängt, das Vermögen menschlicher Fähigkeiten, losgelöst von jedweder moralischen Norm, für den Maßstab des Handelns zu halten

Das geistige und moralische Erbe, auf dem die Wurzeln der westlichen Welt gründen und aus dem sie ihre Lebenskraft schöpft, wird heute nicht mehr in seinem vollen Wert ver­standen, bis hin zu dem Punkt, dass man seinen Anspruch auf Wahrheit nicht mehr fasst. Auch fruchtbares Land läuft auf diese Weise Gefahr, unwirtliche Wüste zu werden, und der gute Same droht, erstickt und zertreten zu werden und verloren zu gehen. Ein Anzeichen dafür ist die Abnahme der Glau­benspraxis, die sich in der Teilnahme an der Eucharistiefeier und, stärker noch, am Empfang des Bußsakraments manifestiert. Viele Getaufte habe ihre Identität und Zugehörigkeit verloren: sie kennen nicht einmal die Grundelemente des Glaubens, oder sie meinen, diesen auch ohne die Ver­mittlung der Kirche praktizieren zu können. Und während viele die von der Kirche gelehrten Wahrheiten anzweifeln, verkürzen andere das Reich GOTTES auf einige bedeutende Grundwerte, die gewiss mit dem Evangelium zu tun haben, die aber noch lange nicht den zentralen Kern des christlichen Glaubens ausmachen. Das Reich GOTTES ist eine Gabe, die über uns hinausgeht. Wie  schon der sel. Johannes Paul II. bekräftigte, ist ‚das Reich kein Begriff, keine Doktrin, kein Programm, das frei erarbeitet werden kann, sondern es ist in erster Linie eine Person mit dem Antlitz und dem Namen JESU von Nazareth, der Verkörperung des unsichtbares GOTTES’ (J.P.II., Redemp­toris missio, 18). Leider wird gerade GOTT aus dem Horizont vieler Menschen ausgeschlossen; und wenn Er nicht auf Gleichgültigkeit, verschlossene Türen oder Verwei­gerung stößt, dann will man den Diskurs über GOTT zumindest in den Be­reich des Subjektiven verdrängen, wo Er auf eine intime und private Angelegenheit reduziert und vom öffent­lichen Bewusstsein ausgeschlossen wird. Gerade diese Ab­kehr, diese mangelnde Öffnung zum Transzendenten ist der Kern der Krise, die Europa verwundet, einer Krise, die gleicher­maßen geistiger wie moralischer Natur ist…

In einer Zeit, in der GOTT für viele der große Unbekannte und JESUS schlichtweg eine große Persönlichkeit aus der Ver­gangenheit geworden ist, kann es ohne eine Erneuerung der Qualität unseres Glaubens und unseres Gebets keine Neu­belebung der Missionierung geben; wenn wir nicht das Geschenk der Gnade von neuem annehmen, sind wir außer­stande, die passenden Antworten zu geben; wir können die Menschen nicht für das Evangelium gewinnen, wenn wir selbst nicht als erste zu einer tiefen GOTTESerfahrung zurückkehren…

Wir sind dazu aufgerufen, Ihn zu verkündigen, Ihn zu zeigen, die Menschen zur Begegnung mit Ihm hinzuführen… Lassen wir uns von GOTT finden und ergreifen, damit wir jedermann, dem wir begegnen, helfen können, von der Wahrheit gefunden zu werden. Aus der Beziehung mit Ihm wird unsere Gemein­schaft geboren und die Kirche erschaffen, die alle Zeiten und Orte der Welt umfasst, um ein einziges GOTTESvolk zu bilden. Das ist der Grund, aus dem ich ein Jahr des Glaubens habe ankündigen wollen… mit dem Ziel, dieses kostbare Ge­schenk, das der Glaube ist, wiederzuentdecken und wieder zu empfangen, um tiefer in die Glaubenswahrheiten, die unsere Lebensquelle sind, einzudringen und um den Menschen von heute, der so oft abgelenkt wird, zu einer neuen Begegnung mit JESUS CHRISTUS, ‚dem Weg, der Wahrheit und dem Leben’, zu führen.“

Ansprache an die Italienische Bischofskonferenz, 24.5.2012

Das priesterliche Leben

„Wenn CHRISTUS, um Seine Kirche zu erbauen, sich den Händen des Priesters überlässt, so muss dieser sich Ihm seinerseits ohne Vorbehalt anvertrauen: Die Liebe zum HERRN JESUS ist die Seele und der Beweggrund des Priesteramts, ebenso wie sie die Voraussetzung dafür war, dass Er Petrus die Sendung übertrug, Seine Herde zu weiden…

Das Zweite Vatikanische Konzil… hat gerade zu dieser Frage sich geäußert: Wie man inmitten der verschiedenen Tätig­keiten, von Stunde zu Stunde, eben aus dieser Quelle der tiefen Freundschaft mit JESUS, aus dem inneren Zusammen­sein mit Ihm die Einheit des Lebens, die Einheit des Priester­seins finden soll. Es gibt keinen Widerspruch zwischen dem Wohl der Person des Priesters und seiner Sendung; im Gegen­teil, die Hirtenliebe ist das vereinigende Element des Lebens, das von einer immer engeren Beziehung zu CHRISTUS im Gebet ausgeht, um die völlige Selbsthingabe für die Herde zu leben, damit das GOTTESvolk in der Gemeinschaft mit GOTT wachsen und Ausdruck der Gemeinschaft der Allerheiligsten DREIFALTIGKEIT sein kann…

Leuchtendes Zeichen dieser Hirtenliebe und eines ungeteilten Herzens sind der priesterliche Zölibat und die geweihte Jungfräulichkeit… Zweifellos gilt die Liebe zu JESUS für alle Christen, aber sie bekommt eine einzigartige Bedeutung für den unverheirateten Priester und für alle, die auf die Berufung zum geweihten Leben geantwortet haben… Ich ermutige euch: Blickt mit Vertrauen in die Zukunft und zählt auf die Treue GOTTES, die niemals fehlen wird, und auf die Macht Seiner Gnade, die stets neue Wunder wirken kann, auch in uns und mit uns…“

Predigt beim Morgengebet mit Klerus, Seminaristen und geweihten Personen in Mailand, 2.6.2012

 

Die Taufe ist das Eintauchen in das Leben GOTTES

„Es ist eine große Freude für mich, heute mit den Repräsentanten meiner Diözese hier in der Bischofskirche von Rom zu sein… Wir haben gerade gehört, dass die letzten Worte des HERRN auf dieser Erde an Seine Jünger lauteten: ‚Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des VATERS und des SOHNES und des HL. GEISTES’ (Mt 28,19). Macht Menschen zu Jüngern und tauft! Warum genügt es für die Jüngerschaft nicht, die Lehre JESU, die christlichen Werte zu kennen? Warum ist es notwendig, getauft zu sein? Das ist das Thema unserer Betrachtung, um die Wirklichkeit, die Tiefe des Taufsakraments zu begreifen.

Eine erste Tür öffnet sich, wenn wir diese Worte des HERRN aufmerksam lesen. Die Wahl des Wortes ‚im Namen des VATERS’ im griechischen Text ist von großer Bedeutung: Der HERR sagt ‚eis’ und nicht ‚en’, das heißt nicht ‚im Namen der TRINITÄT’ – wie wir sagen, dass ein Vizepräfekt ‚im Na­men’ des Präfekten, ein Gesandter ‚im Namen’ der Regierung spricht: Nein. Er sagt ‚eis to onoma’, das heißt, ein Ein­tauchen in den Namen der DREIFALTIGKEIT, eine gegen­seitige Durchdringung des Seins GOTTES und unseres Seins, ein tiefes Eingetauchtsein in den DREIEINIGEN GOTT, VATER, SOHN und HL. GEIST, so wie zum Beispiel in der Ehe zwei Personen ein Fleisch werden, eine neue einzige Wirklichkeit mit einem einzigen neuen Namen werden… Wir werden eingefügt in den Namen GOTTES, so dass wir zu diesem Namen gehören, und Sein Name wird zu unserem Namen, und auch wir werden durch unser Zeugnis… Zeugen GOTTES, Zeichen dafür, wer dieser GOTT ist, Name dieses GOTTES sein können. Getauft zu sein heißt also, mit GOTT verbunden zu sein; in einer einzigen, neuen Existenz gehören wir zu GOTT, wir sind in GOTT selbst eingetaucht…

Jetzt sehen wir uns den sakramentalen Ritus an, um noch genauer begreifen zu können, was die Taufe ist…

Beginnen wir mit dem ersten Teil, der Absage. Es sind drei, und ich greife vor allem die zweite heraus: ‚Widersagt ihr den Verlockungen des Bösen, damit es nicht Macht über euch gewinnt?’ Was sind diese Verlockungen des Bösen? In der Kirche der Antike und noch Jahrhunderte lang gab es hier die Formulierung: ‚Widersagt ihr dem Blendwerk des Teufels?’ Das Blendwerk des Teufels waren vor allem die großen blutigen Spektakel, in denen die Grausamkeit zur vergnüglichen Be­lustigung, das Töten von Menschen zu einer spektakulären Schaustellung wurde: das Leben und der Tod eines Menschen – ein Spektaktel… Das ist das ‚Blendwerk des Teufels’, wo die­ser mit scheinbarer Schönheit, aber in Wirklichkeit mit seiner ganzen Grausamkeit erscheint. Aber über diese unmittelbare Bedeutung des Ausdrucks ‚Blendwerk des Teufels’ hinaus wollte man von einer Art von Kultur, von einem way of life, von einer Lebensweise, sprechen, in der nicht die Wahr­heit, sondern der Schein zählt, wo man nicht die Wahrheit sucht, sondern den Effekt, die Sensation und unter dem Vorwand der Wahrheit in Wirklichkeit Menschen zerstören und sich selbst als Sieger herausstellen will. Diese Absage war also sehr real: Es war die Absage an eine Art von Kultur, die eigentlich eine gegen CHRISTUS und gegen GOTT gerichtete Anti-Kultur ist…

Getauft sein bedeutet im Wesentlichen ein Sich-Emanzipieren, ein Sich-Befreien von dieser Kultur. Wir kennen auch heute eine Art von Kultur, in der nicht die Wahrheit zählt; auch wenn man scheinbar die ganze Wahrheit zum Vorschein kommen lassen will, zählt nur die Sensation und der Geist der Verleumdung und der Zerstörung. Der Moralismus einer Kultur, die nicht das Gute sucht, ist in Wirklichkeit eine Maske, um ein Durcheinander, Verwirrung und Zerstörung auszulösen. Zu dieser Kultur, in der die Lüge unter der Maske der Wahr­heit und der Information auftritt, zu dieser Kultur, die nur das materielle Wohlergehen sucht und GOTT leugnet, sa­gen wir ‚Nein’… Und deshalb ist die Entscheidung zur Taufe, dieser Teil des katechumenalen Weges, der unser ganzes Leben lang andauert, eben dieses gesprochene – und jeden Tag auch mit den Opfern, die es kostet, sich der vielen Teilen herrschenden Kultur zu widersetzen –, von neuem verwirklichte ‚Nein’, auch wenn sie sich gebärdet, als wäre sie die Welt, diese Welt: Das ist nicht wahr. Und es gibt auch viele, die wirklich Sehnsucht nach der Wahrheit haben.

So gelangen wir zur ersten Absage: ‚Widersagt ihr dem Bösen, um in der Freiheit der Kinder GOTTES leben zu können?’ Heu­te gehen Freiheit und christliches Leben, Einhalten der Gebote GOTTES in entgegengesetzte Richtung; Christsein wäre gleichsam eine Knechtschaft; Freiheit hieße dem­nach, sich vom christlichen Glauben, ja nachgerade von GOTT zu emanzipieren. Das Wort Sünde erscheint vielen geradezu lächerlich, denn sie sagen: ‚Wie! GOTT können wir gar nicht beleidigen! GOTT ist so groß, was interessiert es GOTT, wenn ich einen kleinen Irrtum begehe? Wir können GOTT nicht beleidigen, Seine Liebe ist zu groß, um von uns verletzt zu wer­den.’ Das scheint wahr zu sein, aber es ist nicht wahr. GOTT hat sich verwundbar gemacht. Im gekreuzigten CHRISTUS sehen wir, dass GOTT verwundbar geworden ist, verwundbar bis zum Tod. GOTT kümmert sich um uns, weil Er uns liebt, und GOTTES Liebe ist Verwundbarkeit, GOTTES Liebe ist Bemühung um den Menschen, die Liebe GOTTES bedeutet, dass unsere erste Sorge sein muss, Seine Liebe nicht zu verletzen, nicht zu zerstören, nichts gegen Seine Liebe zu tun, weil wir andernfalls gegen uns selbst und gegen unsere Freiheit leben. Und in Wirklichkeit wird diese scheinbare Freiheit in der Emanzipation von GOTT sogleich zur Skla­verei so vieler heutiger Diktaturen, denen man sich unterwerfen muss, um als auf der Höhe der Zeit stehend zu gelten

Dann folgt das Bekenntnis in drei Fragen… Es ist keine intellektuelle Angelegenheit, keine bloße Formel. Es ist ein Dialog GOTTES mit uns, ein Handeln GOTTES an uns und unsere Antwort. Es ist ein Weg. Die Wahrheit CHRISTI kann man nur begreifen, wenn man Seinen Weg begriffen hat. Erst wenn wir CHRISTUS als Weg annehmen, beginnen wir, uns tatsächlich auf dem Weg CHRISTI zu befinden, und können auch die Wahrheit CHRISTI verstehen. Die Wahrheit, die nicht gelebt wird, erschließt sich nicht

… Am Ende bleibt die Frage der Kindertaufe. Ist es richtig, sie vorzunehmen, oder wäre es nötiger, zuerst den katechumenalen Weg zu durchlaufen, um zu einer wahrhaft verwirklichten Taufe zu gelangen? Und die andere Frage, die sich hier immer stellt, lautet: ‚Können wir einem Kind auferlegen, welche Religion es leben will oder nicht? Sollen wir die Entschei­dung nicht dem betreffenden Kind überlassen?’ Diese Fragen zeigen, dass wir im christlichen Glauben nicht mehr das neue, das wahre Leben sehen, sondern eine Wahl unter anderen, auch eine Last, die man sich nicht auferlegen sollte, ohne die Zustimmung des Betroffenen eingeholt zu haben. Die Realität sieht anders aus. Das Leben wird uns gegeben, ohne dass wir wählen können, ob wir leben wollen oder nicht; niemand kann gefragt werden: ‚Willst du geboren werden oder nicht?’ Das Leben selbst wird uns notwendiger­weise ohne vorherige Zustimmung gegeben, es wird uns also geschenkt, und wir können nicht vorher entscheiden: ‚ja oder nein, ich will leben oder nicht’. Und in Wirklichkeit lautet die wahre Frage: ‚Ist es richtig, in dieser Welt das Leben weiterzugeben, ohne die Zustimmung – willst du leben oder nicht? – eingeholt zu haben? Kann man wirklich das Leben voweg nehmen, das Leben schenken, ohne dass der Betreffende die Möglichkeit gehabt hat, sich zu entscheiden?’ Ich würde sagen: Es ist nur dann möglich und gerecht, wenn wir mit dem Leben auch die Gewähr geben können, dass das Leben trotz aller Probleme in der Welt gut ist, dass es eine Gewähr dafür gibt, dass das Leben gut, von GOTT geschützt und ein wahres Geschenk ist. Nur die Vorweg­nahme des Sinnes rechtfertigt die Vorwegnahme des Lebens. Deshalb ist die Taufe der Kinder nicht gegen die Freiheit gerichtet; es ist geradezu notwendig, sie zu spenden, um auch das – andernfalls diskutierbare – Geschenk des Lebens zu rechtfertigen. Nur das in den Namen des DREIEINIGEN GOTTES eingetauchte Leben, das in den Händen GOTTES, in den Händen CHRISTI liegt, ist mit Sicherheit ein Gut, das man ohne Bedenken weitergeben kann. Und so sind wir GOTT dankbar, der uns diese Gabe, der uns sich selbst geschenkt hat. Und es ist unsere Herausforderung, dieses Geschenk zu leben, es wirklich zu leben…“

„Lectio divina“ bei der Eröffnung des Pastoralkongresses  der Diözese Rom, 12.6.2012

Im Gebet empfangen wir die Kraft der Liebe GOTTES

„Die tägliche Begegnung mit dem HERRN und der Empfang der Sakramente gestatten es, unseren Verstand und unser Herz für Seine Gegenwart, Seine Worte, Sein Wirken zu öffnen. Das Gebet ist nicht nur der Atem der Seele, sondern es ist – um ein Bild zu gebrauchen – auch eine Oase des Friedens, in der wir das Wasser schöpfen können, das unser geistliches Leben nährt und unser Leben ver­wandelt. Und GOTT zieht uns zu sich hinauf, Er lässt uns den Berg der Heiligkeit besteigen, damit wir Ihm immer näher sind, und schenkt uns auf dem Weg Licht und Trost…

Der HERR befreit uns nicht von den Übeln, sondern hilft uns, in den Leiden, in den Schwierigkeiten, in den Verfol­gungen zu reifen. Der Glaube sagt uns also: Wenn wir in GOTT bleiben, ‚wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, es viele Schwierigkeiten git, der innere wird gerade in den Prüfungen Tag für Tag erneuert’ (vgl. 2 Kor 4,16). Der Apostel teilt den Christen in Korinth und auch uns mit: ‚Die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit’ (V. 17). Nach mensch­lichen Maßstäben war das Gewicht der Schwierigkeiten in Wirklichkeit nicht leicht, sondern sehr schwer; aber im Vergleich zur Liebe GOTTES, zur Größe des Geliebtseins von GOTT, scheint es leicht zu sein, im Wissen, dass das Gewicht an Herrlichkeit maßlos sein wird. In dem Maße also, in dem unsere Vereinigung mit dem HERRN wächst und unser Gebet tiefer wird, nähern auch wir uns dem Wesent­lichen und verstehen, dass nicht die Kraft unserer Mittel, unserer Tugenden, unserer Fähigkeiten das Reich GOTTES verwirklicht, sondern dass GOTT gerade durch unsere Schwachheit, unsere Unzulänglichkeit bei dem, was uns auf­getragen ist, Wunder wirkt. Wir müssen also die Demut haben, nicht einfach auf uns selbst zu vertrauen, sondern mit Hilfe des HERRN im Weinberg des HERRN zu arbeiten und uns Ihm anzuvertrauen wie ‚zerbrechliche Gefäße’…

In einer Welt, in der wir Gefahr laufen, nur auf die Effizienz und die Kraft der menschlichen Mittel zu vertrauen, in dieser Welt sind wir aufgerufen, die Macht GOTTES wiederzuentdecken, die im Gebet vermittelt wird, mit dem wir jeden Tag wachsen, indem wir unser Leben dem Leben CHRISTI gleichgestalten…

Die Vereinigung mit GOTT entfernt nicht von der Welt, sondern schenkt uns die Kraft, wirklich in der Welt zu bleiben, in der Welt das zu tun, was getan werden muss. Auch in unserem Gebetsleben können wir also Augenblicke besonderer Tiefe haben, in denen wir vielleicht die Gegenwart des HERRN deutlich spüren, aber wichtig ist die Beharrlichkeit, die Treue der Beziehung zu GOTT, vor allem in den Situati­onen der Trockenheit, der Schwierigkeit, des Leidens, der scheinbaren Abwesenheit GOTTES. Nur wenn wir von der Liebe CHRISTI ergriffen sind, werden wir in der Lage sein, uns wie Paulus jeder Widrigkeit zu stellen, in der Überzeugung, dass wir alles vermögen durch Ihn, der uns Kraft gibt (vgl. Phil 4,13). Je mehr Raum wir also dem Gebet geben, desto mehr werden wir sehen, dass unser Leben sich verwandelt und von der konkreten Kraft der Liebe GOTTES beseelt sein wird…“

Generalaudienz, 13. 6.2012

Jedes Ergebnis hängt von GOTT ab

„Die heutige Lesung legt uns zwei kurze Gleichnisse JESU vor: das Gleichnis vom Samen, der von allein wächst, und das vom Senfkorn (vgl. Mk 4,26-34)… Der Mensch sät im Vertrauen, dass seine Arbeit nicht unfruchtbar bleiben wird… Dieses Gleichnis ruft das Geheimnis der Schöpfung und der Erlösung in Erinnerung, des fruchtbaren Wirkens GOTTES in der Geschichte. Er ist der Herr des Reiches, der Mensch ist Sein demütiger Mitarbeiter, der das schöpferische Wirken GOTTES betrachtet, sich daran freut und geduldig dessen Früchte erwartet. Die Ernte lässt uns an das abschließende Eingreifen GOTTES am Ende der Zeiten denken, wenn Er Sein Reich in Fülle verwirklichen wird. Die gegenwärtige Zeit ist Zeit der Aussaat, und das Wachsen des Samens wird vom HERRN verbürgt. Jeder Christ weiß daher nur allzu gut, dass er das in seinen Möglichkeiten Stehende tun muss, dass aber das Ergebnis letztlich von GOTT abhängt: dieses Bewusstsein stützt ihn in der Mühsal aller Tage, besondern in den schwie­rigen Situationen. Hierzu schreibt der hl. Ignatius von Loyola: ‚Handle so, als ob alles von dir abhinge, in dem Wissen aber, dass in Wirklichkeit alles von GOTT abhängt’

Auch das zweite Gleichnis benutzt das Bild der Aussaat…. Und so ist das Reich GOTTES: eine im menschlichen Sinn kleine Wirklichkeit, die sich aus jenen zusammensetzt, die arm im Herzen sind, die nicht auf die eigene Kraft vertrauen, sondern auf die Kraft der Liebe GOTTES, die in den Augen der Welt nicht wichtig sind, und dennoch bricht gerade durch sie die Kraft CHRISTI hervor und verwandelt, was dem Anschein nach unbedeutend ist

Auch wenn das Reich GOTTES unsere Mitarbeit erfordert, ist es vor allem Geschenk des HERRN, Gnade, die dem Menschen und seinen Werken vorausgeht. Wenn unsere klei­ne Kraft, die gegenüber den Problemen der Welt ohnmächtig zu sein scheint, in die Kraft GOTTES gelegt wird, fürchtet sie keine Hindernisse, da der Sieg des HERRN gewiss ist. Es ist das Wunder der Liebe GOTTES, das jeden in die Erde gestreuten Samen des Guten aufkeimen und wachsen lässt. Und die Erfahrung dieses Wunders der Liebe lässt uns optimistisch sein, trotz der Schwierigkeiten, der Leiden und des Bösen, dem wir ausgesetzt sind. Der Same geht auf und wächst, da ihn die Liebe GOTTES wachsen lässt. Die Jungfrau Maria, die als ‚guter Boden’ den Samen des GÖTTlichen Wortes aufgenommen hat, stärke in uns diesen Glauben und diese Hoffnung.“

Angelus-Ansprache 17.6.2012

 

 

2. Ehe, Familie und Erziehung

 

Erziehen

„Die Kirche … hat sich in letzter Zeit zum Sprachrohr einer Forderung gemacht, die alle betrifft, die dem Los der Mensch­heit gegenüber ein feineres und verantwortungsvolleres Ge­wissen haben, nämlich der entscheidenden Herausforderung zu entsprechen, die eben in der Erziehung besteht. Warum ‚Herausforderung’? Zumindest aus zweierlei Gründen: erstens, weil in der gegenwärtigen Zeit, die stark von einer technologischen Mentalität geprägt ist, erziehen und nicht bloß unterrichten zu wollen nicht selbstverständlich ist, sondern eine Entscheidung darstellt; zweitens, weil die relativistische Kultur eine radikale Frage stellt: Hat es noch einen Sinn, zu er­ziehen?, und dann: Zu welchem Ziel erziehen?… Ich möchte… Folgendes hervorheben: Angesichts der Schatten, die heute den Horizont der Welt verdunkeln, die Verantwortung zu übernehmen, Jugendliche zur Kenntnis der Wahrheit, der grundlegenden Wert und Tugenden zu erziehen, bedeutet mit Hoffnung in die Zukunft blicken… Nur eine solide Gewissensbildung kann… dazu befähigen, immer und allein im Ver­trauen auf die Kraft der Wahrheit und des Guten zu kämpfen…“

Predigt am 1. Januar 2012

Die Tugend der Keuschheit wieder wertzuschätzen lernen

„In unseren vorausgehenden Begegnungen habe ich unsere Besorgnis über die Bedrohungen der Gewissens- und Religionsfreiheit sowie der Freiheit der Religionsausübung zum Ausdruck gebracht. Ihnen muss dringend begegnet werden, damit alle gläubigen Männer und Frauen sowie die von ihnen geprägten Einrichtungen in Übereinstimmung mit ihren tiefsten sittlichen Überzeugungen handeln können. In dieser Ansprache möchte ich eine weitere ernsthafte Frage ansprechen, die ihr auf meiner Pastoralreise nach Amerika mir gegenüber erwähnt habt, nämlich die gegenwärtige Krise der Ehe und der Familie und ganz allgemein der christlichen Auffassung von menschlicher Sexualität. Es wird in der Tat zunehmend deutlich, dass eine geschwächte Wertschätzung der Unauflöslichkeit des Ehebundes sowie die weitverbreitete Ablehnung einer verantwortungsbewussten, reifen Sexualethik, die in der Übung der Keuschheit gründet, zu schwerwiegenden gesell­schaftlichen Problemen geführt haben, die einen enormen menschlichen und wirtschaftlichen Preis fordern.

Dennoch geht, wie der sel. Johannes Paul II. sagte, die Zukunft der Menschheit über die Familie (vgl. Familiaris consortio, 86). Denn ‚das Gute, das die Kirche und die ganze Gesellschaft von der Ehe und der auf sie gegründeten Familie erwarten, ist zu groß, um sich in diesem spezifischen pastoralen Bereich nicht bis zum Grunde einzusetzen. Ehe und Familie sind Einrichtungen, die gefördert und gegen jegliches Missverständnis bezüglich ihrer Grundwahrheit verteidigt werden müssen, denn jeder Schaden, der ihnen zugefügt wird, ist in der Tat eine Verletzung, die dem menschlichen Zusammenleben als sol­chem beigebracht wird’ (Sacramentum caritatis, 29).

In diesem Zusammenhang müssen besonders die mächtigen politischen und kulturellen Strömungen erwähnt werden, die versuchen, die gesetzliche Definition der Ehe zu verändern. Die gewissenhaften Bemühungen der Kirche, diesem Druck zu widerstehen, erfordern eine begründete Verteidigung der Ehe als natürliche Institution, die aus einer besonderen Gemeinschaft von Personen besteht und von ihrem Wesen her in der Komplementarität der Geschlechter verwurzelt und auf Fortpflanzung ausgerichtet ist. Sexuelle Unterschiede können für die Definition der Ehe nicht als bedeutungslos erachtet werden. Die Institution der Ehe als soziale Wirklichkeit zu verteidigen ist letztlich eine Frage der Gerechtigkeit, da es die Wahrung des Wohls der gesamten Menschheitsfamilie sowie der Rechte von Eltern und Kindern gleichermaßen bein­haltet.

In unsere Gesprächen haben einige von euch mit Besorgnis auf die zunehmenden Schwierigkeiten hingewiesen, die unverkürzte Lehre der Kirche über Ehe und Familie zu vermitteln, ebenso wie auf die abnehmende Zahl junger Men­schen, die das Sakrament der Ehe empfangen. Freilich müssen wir Mängel in der Katechese der letzten Jahrzehnte anerkennen, die manchmal versagt hat bei der Vermittlung des reichen Erbes der katholischen Lehre über die Ehe als natürliche Institution, die von CHRISTUS zur Würde eines Sakraments erhoben wurde, der Berufung christlicher Eheleute in Gesellschaft und Kirche sowie der Übung der ehelichen Keuschheit. Diese Lehre, die vom nachkonziliaren Lehramt immer deutlicher zum Ausdruck gebracht und sowohl im Katechismus der Katholischen Kirche als auch im Kompendium der Soziallehre der Kirche umfassend dargelegt wurde, muss wieder den ihr zukommenden Platz in der Verkündigung und in der katechetischen Unterweisung erhalten.

Auf praktischer Ebene müssen die Ehevorbereitungskurse sorgfältig überprüft werden, um sicherzustellen, dass der katechetische Bestandteil und die Darlegung der gesellschaftlichen und kirchlichen Verantwortung, die die christliche Ehe mit sich bringt, in ihnen stärker in den Mittelpunkt gestellt werden. In diesem Zusammenhang dürfen wir nicht das ernsthafte pastorale Problem übersehen, das die weitverbrei­tete Praxis des Zusammenlebens darstellt, wobei es den Paaren oft nicht bewusst zu sein scheint, dass es eine schwere Sünde darstellt – ganz zu schweigen von dem Schaden, der der gesellschaftlichen Stabilität zugefügt wird. Ich ermutige eure Bemühungen, klare pastorale und liturgische Normen für eine würdige Feier der Eheschließung zu entwickeln, die ein unmissverständliches Zeugnis für die objek­tiven Forderungen der christlichen Moral enthalten, und euch gleichzeitig einfühlsam um die jungen Paare zu küm­mern…

In diesem großen pastoralen Einsatz ist es dringend not­wendig, dass die ganze christliche Gemeinschaft die Tugend der Keuschheit wieder wertzuschätzen lernt. Die integrierende und befreiende Funktion dieser Tugend (vgl. KKK 2338-2343) sollte durch eine Herzensbildung hervor­gehoben werden, die das christliche Verständnis der Sexualität als Quelle von wahrer Freiheit, Glück und der Erfüllung unserer grundlegenden und angeborenen menschlichen Berufung zur Liebe darlegt. Es geht nicht einfach nur darum, Argumente aufzuzeigen, sondern darum, eine ganzheitliche, beständige und erhebende Sichtweise der menschlichen Sexualität anzusprechen. Der Reichtum dieser Auffassung ist gesünder und ansprechender als die freizügigen Ideologien, die in einigen Gegenden gepriesen werden; diese stellen in der Tat eine mächtige und zerstörerische Form der Gegenkatechese für junge Menschen dar.

Die jungen Menschen müssen der unverkürzten Lehre der Kirche begegnen, so herausfordernd und gegenkulturell diese Lehre auch sein mag. Vor allem aber müssen sie sie verkörpert sehen durch gläubige Ehepaare, die ein über­zeugendes Zeugnis von ihrer Wahrheit ablegen. Sie müssen auch in ihren Bemühungen unterstützt werden, weise Entscheidungen zu treffen in einer schwierigen und verwir­renden Zeit ihres Lebens. Wie der Katechismus uns in Er­innerung ruft, erfordert die Keuschheit ein beständiges ‚Erlernen der Selbstbeherrschung, die eine Erziehung zur menschlichen Freiheit ist’ (2339).

In einer Gesellschaft, die zunehmend dazu neigt, diese wesentliche Dimension der christlichen Lehre misszuverstehen und sogar lächerlich zu machen, muss den jungen Menschen erneut versichert werden: ‚Wer CHRISTUS einlässt, dem geht nichts, nichts – gar nichts verloren von dem, was das Leben frei, schön und groß macht’ (Predigt in der hl. Messe zur Amtseinführung, 24. April 2005).

Lasst mich zum Abschluss noch einmal daran erinnern, dass all eure Bemühungen in diesem Bereich letztlich auf das Wohl der Kinder ausgerichtet sind, die ein grundlegendes Recht haben, mit einem gesunden Verständnis der Sexu­alität und des ihr zukommenden Platzes in den zwischen­menschlichen Beziehungen aufzuwachsen. Die Kinder sind der größte Schatz und die Zukunft einer jeden Gesell­schaft. Für sie wirklich Sorge zu tragen bedeutet, unsere Verantwortung zu erkennen, die sittlichen Tugenden, die der Schlüssel zur menschlichen Erfüllung sind, zu lehren, zu verteidigen und zu leben…“

Ansprache beim Ad-limina-Besuch von Bischöfen der Vereinigten Staaten (Regionen VII, VIII und IX), 9.3.2012

Familie unersetzlich

Nicht nur die Kirche ist berufen, ein Bild des Einen GOTTES in Drei Personen zu sein, sondern auch die auf die Ehe von Mann und Frau gegründete Familie. Denn ‚GOTT schuf… den Menschen als Sein Abbild; als Abbild GOTTES schuf Er ihn. Als Mann und Frau schuf Er sie. GOTT segnete sie und GOTT sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch’ (Gen 1,27f). GOTT hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen, mit gleicher Würde, aber auch mit besonderen und sich ergänzenden Eigenschaften, weil die beiden einander ein Geschenk sein, sich gegenseitig aufwerten und eine Gemeinschaft der Liebe und des Lebens verwirklichen sollten. Die Liebe ist das, was den Menschen zum echten Abbild GOTTES macht. Liebe Eheleute, indem ihr die Ehe lebt, schenkt ihr euch nicht irgendeine Sache oder irgendeine Tätigkeit, sondern das ganze Leben. Eure Liebe ist fruchtbar vor allem für euch selbst, weil jeder das Wohl des anderen wünscht und verwirklicht und dabei die Freude des Empfangens und des Gebens erfährt. Sodann ist sie fruchtbar in der großherzigen und verantwortungs­vollen Zeugung der Kinder, in der zuvorkommenden Sorge für sie und in der aufmerksamen und weisen Erziehung. Schließlich ist sie fruchtbar für die Gesellschaft, denn das Familienleben ist die erste und unersetzliche Schule der gesellschaftlichen Tugenden wie die Achtung gegenüber den Menschen, die Unentgeltlichkeit, das Vertrauen, die Verant­wortung, die Solidarität, die Zusammenarbeit. Liebe Eheleute, achtet auf eure Kinder und vermittelt ihnen in einer von der Technik beherrschten Welt klar und zuversichtlich den Sinn des Lebens und die Kraft des Glaubens, indem ihr ihnen hohe Ziele vor Augen haltet und sie in ihren Anfälligkeiten stützt. Ihr Kinder aber bewahrt euren Eltern gegenüber immer eine Beziehung tiefer Liebe und aufmerksamer Fürsorge, und auch die geschwisterlichen Beziehungen sollen Anlass sein, in der Liebe zu wachsen.

Der Plan GOTTES in Bezug auf die menschliche Partnerschaft erreicht seine Fülle in JESUS CHRISTUS, der die Ehe zum Sakrament erhoben hat. Liebe Eheleute, mit einer speziellen Gabe des HL. GEISTES lässt CHRISTUS euch an Seiner bräutlichen Liebe teilhaben, indem Er euch zum Zeichen Seiner Liebe zur Kirche macht – einer treuen und rückhaltlosen Liebe. Wenn ihr dieses Geschenk anzunehmen wisst, indem ihr mit der Kraft, die aus der Gnade des Sakramentes entspringt, jeden Tag gläubig euer ‚Ja’ erneuert, wird auch eure Familie von der Liebe GOTTES leben, nach dem Vorbild der heiligen Familie von Nazareth.

Liebe Familien, bittet im Gebet häufig um die Hilfe der Jungfrau Maria und des hl. Joseph, damit sie euch lehren, die Liebe GOTTES so anzunehmen wie sie sie angenommen haben…

Als Abbild GOTTES ist der Mensch auch zur Ruhe und zum Fest gerufen… Für uns Christen ist der Festtag der Sonn­tag, der Tag des HERRN, das wöchentliche Ostern. Es ist der Tag der Kirche, der vom HERRN um den Tisch des Wortes und des eucharistischen Opfers zusammengerufenen Versammlung… Verliert trotz der beschleunigten Rhythmen unserer Zeit nicht den Sinn für den Tag des HERRN! Er ist wie die Oase, in der wir innehalten, um die Freude der Begegnung zu verkosten und unseren Durst nach GOTT zu stillen…“

Predigt beim VII. Welttag der Familien in Mailand, 3.6.2012

 

 

3. Jugend, Kinder

 

Das Geheimnis echten Glücks

„Ich bin froh, euch zu treffen und eure fröhlichen Gesichter zu sehen… Wenn wir zulassen, dass die Liebe CHRISTI unser Herz verwandelt, dann werden wir die Welt verwandeln können. Das ist das Geheimnis des echten Glücks.

…Ich möchte meine Stimme erheben und alle auffordern, die Kinder zu beschützen und auf sie zu achten, damit ihr Lächeln nie vergehe, sie in Frieden leben und vertrauensvoll in die Zukunft blicken können. Ihr, meinen kleinen Freunde, seid nicht allein. Verlasst auch auf die Hilfe CHRISTI und Seiner Kirche, um einen christlichen Lebensstil zu pflegen. Nehmt an der Sonntagsmesse, an der Katechese, an Apostolatsgruppen teil und sucht nach Orten des Gebets, der Ge­schwisterlichkeit und der Liebe. So lebten die seligen Cristobal, Antonius und Johannes, die kleinen Märtyrer von Tlaxcala. Als sie zur Zeit der ersten Evangelisierung Mexikos JESUS kennenlernten, haben sie entdeckt, dass es keinen größeren Schatz gibt als Ihn. Sie waren klein wie ihr, und von ihnen können wir lernen, dass man nicht erst ab einem bestimmten Alter lieben und dienen kann…“

Begrüßung der Kinder in Guanajuato, Leon, Mexiko, 25.3.2012

 „Die Heiligkeit ist der normale Weg des Christen“

„Liebe Jungen und Mädchen. Es ist mir eine große Freude, euch bei meinem Besuch in eurer Stadt begrüßen zu dürfen In diesem berühmten Fußballstadion seid heute ihr die Protago­nisten!… Ihr bereitet euch auf den Empfang des Sakraments der Firmung vor oder habt es vor kurzem empfangen. Ich weiß, dass ihr einen beachtlichen Weg der Unterweisung gegangen seid, der in diesem Jahr ‚Das aufsehenerregende Ereignis des HL. GEISTES’ genannt wurde. Mit Hilfe dieses Weges habt ihr in mehreren Schritten gelernt, die wunderbaren Dinge zu erkennen, die der HL. GEIST in eurem Leben und in allen Menschen, die ‚Ja’ sagen zum Evangelium JESU CHRISTI, getan hat und tut. Ihr habt den großen Wert der Taufe entdeckt… Das Sakrament der Firmung bestätigt die Taufe und gießt über euch in Fülle den HL. GEIST aus… Ich rufe kurz diese Gaben in Erinnerung, von denen bereits der Prophet Jesaja und dann JESUS zu uns spricht… Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass es in euren Pfarreien die Oratorien gibt, ein großes Geschenk der Diözese Mailand. Das Oratorium ist, wie das Wort sagt, ein Ort, an dem gebetet wird, aber auch, wo man sich in der Freude des Glaubens ver­sammelt, wo der Katechismus gelehrt wird, wo gespielt wird, wo Dienste und andere Arbeiten organisiert werden – wo man zu leben lernt, würde ich sagen…

Gestattet mir auch, euch zu sagen, dass der HERR euch jeden Tag, auch heute, zu großen Dingen beruft. Seid offen für das, was Er euch eingibt, und wenn Er euch beruft, Ihm auf dem Weg des Priestertums oder des geweihten Lebens zu folgen, dann sagt dazu nicht Nein! Es wäre eine falsche Träg­heit! JESUS wird euer Herz das ganze Leben lang erfüllen!

Liebe Jungen und Mädchen, ich sage euch mit Nachdruck: Strebt nach hohen Idealen. Alle können einen hohen Maß­stab erreichen, nicht nur einige! Seid heilig! Ist es denn möglich, in eurem Alter heilig zu sein? Ich antworte euch: Ganz gewiss! Das sagt auch der hl. Ambrosius, der große Heilige eurer Stadt, in einem seiner Werke, wo er schreibt: ‚Jedes Alter ist reif für CHRISTUS’ (De virginitate, 40). Und vor allem zeigt es das Zeugnis vieler Heiliger, die in eurem Alter waren, wie Domenico Savio oder Maria Goretti. Die Heiligkeit ist der normale Weg des Christen: Er ist nicht wenigen Auserwählten vorbehalten, sondern er ist offen für alle. Natürlich mit dem Licht des HL. GEISTES, das uns nicht fehlen wird, wenn wir unsere Hände ausstrecken und unser Herz öffnen! Und  mit der Führung unserer Mutter. Wer ist unsere Mutter? Es ist die Mutter JESU, Maria. Ihr hat JESUS uns alle anvertraut, bevor Er am Kreuz starb. Die Jungfrau Maria möge daher stets die Schönheit eures Ja zu JESUS, ihrem Sohn, dem großen und treuen Freund eures Lebens bewahren. So sei es!“

Begegnung mit den Firmlingen im „Meazza“-Stadion  in San Siro, Mailand, 2.6.2012

 

 

5. Maria und Heilige

 

Die Gegenwart Mariens am Pfingstfest

„…In diesem Zusammenhang der Erwartung, zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, erwähnt der hl. Lukas zum letzten Mal Maria, die Mutter JESU, und Seine Brüder (Apg 1,14). Maria hat er die Anfänge seines Evangeliums gewidmet, von der Verkündigung des Engels bis zur Geburt und Kindheit des menschgewordenen SOHNES GOTTES. Mit Maria beginnt das irdische Leben JESU, und mit Maria beginnen auch die ersten Schritte der Kirche; in beiden Augenblicken herrscht eine Atmosphäre des Hörens auf GOTT, der inneren Samm­lung. Heute möchte ich daher bei der betenden Gegenwart der Jungfrau Maria in der Gruppe der Jünger verweilen, die die entstehende Kirche sind. Maria ist mit Zurückhaltung dem gesamten Weg ihres Sohnes in Seinem öffentlichen Wirken gefolgt, bis unter das Kreuz, und jetzt folgt sie weiterhin im stillen Gebet dem Weg der Kirche. Bei der Verkündigung im Haus von Nazareth empfängt Maria den Engel GOTTES, achtet auf seine Worte, nimmt sie an und antwortete auf den GÖTTlichen Plan, indem sie ihre volle Bereitschaft zeigt. ‚Ich bin die Magd des HERRN; mir geschehe, wie du es gesagt hast’ (Vgl. Lk 1,38). Gerade durch die innere Haltung des Hörens ist Maria in der Lage, die eigene Geschichte zu deuten, indem sie mit Demut erkennt, dass es der HERR ist, der handelt.

Als sie ihre Verwandte Elisabeth besucht, bricht sie in ein Gebet des Lobpreises und der Freude aus, der Feier der GÖTTlichen Gnade, die ihr Herz und ihr Leben erfüllt und sie zur Mutter des HERRN gemacht hat (vgl. Lk 1,46-55). Lobpreis, Dank, Freude: Im Gesang des Magnifikat schaut Maria nicht nur auf das, was GOTT in ihr gewirkt hat, sondern auch auf das, was Er in der Geschichte vollbracht hat und weiterhin vollbringt. In einem berühmten Kommentar zum Magnifikat lädt der hl. Ambrosius ein, im Gebet denselben Geist zu haben, und schreibt: ‚In jeder Seele sei Mariens Seele, dass sie ‚groß mache den HERRN’, in jeder sei der Geist Mariens, dass er ‚frohlocke in GOTT’’ (Expositio Evangelii secundum Lucam 2,26; PL 15,1561).

Auch im Abendmahlsaal in Jerusalem, im ‚Obergemach’ wo die Jünger ‚nun ständig blieben’ (vgl. Apg 1,13), in einer Atmo­sphäre des Hörens und des Gebets, ist sie gegenwärtig, bevor die Türen weit geöffnet werden und sie beginnen, CHRISTUS, den HERRN, allen Völkern zu verkündigen und sie zu lehren, alles zu befolgen, was Er geboten hat (vgl. Mt 28,19-20). Die Abschnitte des Weges, den Maria gegangen ist – vom Haus in Nazareth über das Kreuz, wo der SOHN ihr den Jünger Johannes anvertraut, bis zum Haus in Jerusalem –, sind von der Fähigkeit geprägt, eine beharrliche Atmosphäre der inneren Sammlung zu wahren, um in der Stille ihres Herzens vor GOTT über jedes Ereignis nachzudenken (vgl. Lk 2,19-51) und im Nachdenken vor GOTT auch den Willen GOTTES zu verstehen und fähig zu werden, ihn innerlich anzunehmen. Die Gegen­wart der MutterGOTTES bei den Elf, nach der Himmelfahrt, ist also nicht einfach nur die historische Erwähnung von etwas Vergangenem, sondern sie gewinnt eine Bedeutung von großem Wert, weil sie mit ihnen das Kostbarste teilt, was es gibt: die lebendige Erinnerung an JESUS im Gebet. Sie hat an dieser Sendung JESU teil: die Erinnerung an JESUS zu wahren und so Seine Gegenwart zu wahren.

Zum letzten Mal wird Maria in den beiden Schriften des hl. Lukas am Sabbat erwähnt: dem Tag des Ruhens GOTTES nach der Schöpfung, dem Tag der Stille nach dem Tod JESU, in Erwartung Seiner Auferstehung. Und darin wurzelt die Tradition des Mariensamstags. Zwischen der Himmelfahrt des Auferstandenen und dem ersten christlichen Pfingsten versammeln sich die Apostel und die Kirche mit Maria, um mit ihr auf die Gabe des HL. GEISTES zu warten, ohne die man nicht zu Zeugen werden kann. Sie, die Ihn bereits empfangen hat, um das fleischgewordene WORT hervorzubringen, teilt mit der ganzen Kirche die Erwartung eben dieser Gabe, damit im Herzen eines jeden Gläubigen „CHRISTUS Gestalt annimmt“ (vgl. Gal 4,19). Wenn es ohne Pfingsten keine Kirche gibt, gibt es ohne die Mutter JESU auch kein Pfingsten, denn sie hat auf einzigartige Weise das gelebt, was die Kirche jeden Tag unter dem Wirken des HL. GEISTES erfährt. Der hl. Chromatius von Aquileia kommentiert die Bemerkung der Apostelgeschichte so: ‚Die Kirche versammelte sich also im Obergemach gemeinsam mit Maria, der Mutter JESU, und  mit Seinen Brüdern. Man könnte sie nicht Kirche nennen, wenn nicht Maria zugegen wäre, die Mutter des HERRN… Die Kirche ist dort, wo die Menschwerdung CHRISTI aus der Jungfrau verkündet wird; und wo die Apostel verkünden, die Brüder des HERRN, dort hört man das Evangelium’ (Sermo 30,1; SC 164,135)… Die Mutter JESU in der Kirche zu verehren bedeutet daher, von ihr zu lernen, betende Gemeinschaft zu sein: Das ist einer der wesentlichen Züge der ersten Beschreibung der christlichen Gemeinde, die in der Apostelgeschichte aufgezeigt wird (vgl. 2,42)…“

Generalaudienz, 14.3.2012

Die Freude in den Prüfungen

„… Am Ende könnte in unserem Herzen jedoch die Frage bleiben, ob es wirklich möglich ist, in der Freude zu leben auch inmitten der vielen Prüfungen des Lebens, besonders der schmerzlichsten und geheimnisvollsten, ob die Nachfolge des HERRN, das Vertrauen auf Ihn wirklich immer Glück schenken. Die Antwort können einige Erfahrungen junger Menschen, wie ihr es seid, geben, denn sie haben gerade in CHRISTUS das Licht gefunden, das Kraft und Hoffnung schenken kann, auch in den schwierigsten Situationen. Der sel. Pier Giorgio Frassati (1901-1925) hat in seinem Leben, obgleich es nur kurz war, viele Prüfungen erfahren. Eine davon, die sein Gefühlsleben betraf, hatte ihn tief verletzt. In dieser Situation schrieb er an seine Schwester: ‚Du fragst mich, ob ich fröhlich bin: Wie sollte ich es nicht sein? Solange mein Glaube mir Kraft gibt, werde ich immer fröhlich sein… Das Ziel, für das wir geschaffen wurden, weist uns den Weg, der zwar mit vielen Dornen übersät, aber kein trauriger Weg ist: Er ist Fröhlichkeit auch in den Schmerzen’ (Brief an seine Schwester Luciana, Turin, 14. Februar 1925). Und der sel. Johannes Paul II. wies auf sein Vorbild hin und sagte: ‘Er war ein junger Mann von mitreißender Freude, einer Freude, die viele Schwierigkeiten seines Lebens überwand’ (Ansprache an die Jugendlichen, Turin, 13. April 1980).

Die uns zeitlich näherstehende junge Frau Chiara Badano (1971-1990), die vor kurzem seliggesprochen wurde, hat erfahren, wie der Schmerz von der Liebe verwandelt werden kann und wie die Freude ihm auf geheimnisvolle Weise innewohnt. Im Alter von 18 Jahren, in einem Augenblick, in dem sie unter dem Krebs besonders zu leiden hatte, hatte Chiara zum HL. GEIST gebetet und Fürsprache gehalten für die Jugendlichen ihrer Bewegung. Außer um die eigene Heilung hatte sie GOTT gebeten, mit seinem GEIST all diese Jugendlichen zu erleuchten, ihnen Weisheit und Licht zu schenken: ‚Es war wirklich ein Augenblick GOTTES: körperlich litt ich sehr, aber die Seele sang’ (Brief an Chiara Lubich, Sassello, 20. Dezember 1989). Der Schlüssel ihres Friedens und ihrer Freude war das völlige Vertrauen in den HERRN und die Annahme auch der Krankheit als geheimnisvoller Ausdruck Seines Willens zu ihrem Wohl und zum Wohl aller. Oft wiederholte sie: ‚Wenn Du es willst, JESUS, dann will auch ich es.’ Dies sind zwei einfache Zeugnisse von vielen, die zei­gen, dass der wahre Christ nie verzweifelt und traurig ist, auch angesichts der härtesten Prüfungen. Außerdem zeigen sie, dass die christliche Freude keine Flucht aus der Wirk­lichkeit ist, sondern eine übernatürliche Kraft, um den täglichen Schwierigkeiten zu begegnen und sie zu leben. Wir wissen, dass der gekreuzigte und auferstandene CHRISTUS bei uns ist; Er ist der Freund, der stets treu ist. Wenn wir an Seinem Leiden teilhaben, haben wir auch teil an Seiner Herrlichkeit. Mit Ihm und in Ihm wird das Leiden in Liebe verwandelt. Und dort findet man die Freude (vgl. Kol 1,24).“

Botschaft zum Weltjugendtag 1.April 2012 (vom 15.3.2012)

Heilige der Mailänder Kirche

„Das hohe kirchliche Bewusstsein und die aufrichtige Liebe zur Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri sind Teil des Reichtums und der Identität eurer Kirche auf ihrem gesamten Weg und offenbaren sich in leuchtender Weise in den großen Hirtengestalten, die sie geleitet haben, allen voran der hl. Karl Borromäus, ein Sohn eurer Region. Er war, wie es der Diener GOTTES Paul VI. ausdrückte, ‚ein Former der Gewissen und der Sitten des Volkes’ (Ansprache an die Bevölkerung von Mailand, 18. März 1968)… Aber neben den hll. Ambrosius und Karl Borromäus möchte ich an weitere uns zeitlich näher­stehende herausragende Hirten erinnern… den seligen Kardi­nal Andrea Carlo Ferrari, Apostel der Katechese und der Oratorien sowie Initiator einer gesellschaftlichen Erneuerung in christlichem Sinn; den sel. Alfredo Ildefonso Schuster, den ‚Kardinal des Gebets’ und unermüdlichen Hirten bis hin zur totalen Selbstaufopferung für seine Gläubigen. Außerdem möchte ich an zwei Erzbischöfe von Mailand erinnern, die Papst geworden sind: Achille Ratte, Papst Pius XI.. und der gute und weise Diener GOTTES Giovanni Battista Montini, Paul VI.…. In der ambrosianischen Kirche sind darüber hinaus einige für unsere Zeit besonders bedeutsame geistliche Früchte herangereift. Unter Ihnen möchte ich heute im  Gedenken an die Familien an die hl. Gianna Beretta Molla erinnern, Gattin und Mutter, eine im kirchlichen und zivilen Bereich engagierte Frau, die die Schöpfung und die Freude des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe erstrahlen ließ…“

Begegnung mit der Bürgerschaft auf dem Mailänder Domplatz, 1.6.2012

Der sel. Peter To Rot

„Während ihr die Festlichkeiten aus Anlass des 100. Geburts­tags des sel. Peter To Rot fortsetzt, der sein Blut für die Verteidigung der Heiligkeit der Ehe vergossen hat, lade ich alle Ehepaare ein, auf dieses Beispiel des Mutes zu blicken und so anderen zu helfen, die Familie als Geschenk GOTTES zu sehen und als privilegierte Umgebung, in der Kinder ‚mit Würde geboren werden, wachsen und sich ganzheitlich entwickeln’ können (Predigt, 9.7.2006)…

(Ich) möchte euch ermutigen, daran zu denken, dass das Schlüsselelement für wirksame Bildungs- und Katechese­programme das Beispiel heiliger Zeugen ist, die ‚dem Willen des VATERS in allem folgsam, sich mit ganzen Herzen der Ehre GOTTES und dem Dienst am Nächsten’ hingeben (Lumen gentium, 40)…“

Ad-limina-Besuch der Bischöfe aus Papua-Neuguinea und von den Salomonen, 9.6.2012

 

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