FMG-INFORMATION 100, Juli 2010
1. Glaube und Kirche
Priestertum nach dem Hebräerbrief
„…Dies scheint mir für uns ein erster Punkt der Betrachtung zu sein: die Bedeutung des Sakraments. Keiner wird zum Priester aus sich selbst heraus; allein GOTT kann mich an sich ziehen, kann mich bevollmächtigen, kann mich in die Teilhabe am Geheimnis CHRISTI hineinnehmen; allein GOTT kann in mein Leben eintreten und mich bei der Hand nehmen… Wir müssen immer zum Sakrament zurückkehren, zu diesem Geschenk, in dem GOTT mir das gibt, was ich nie geben könnte: die Teilhabe, die Gemeinschaft mit dem GÖTTlichen Sein, mit dem Priestertum CHRISTI… Wenn dem so ist, dann muss ein Priester wirklich ein Mann GOTTES sein, er muss GOTT aus der Nähe kennen, und Er kennt Ihn in Gemeinschaft mit CHRISTUS. So müssen wir diese Gemeinschaft leben, und die Feier der hl. Messe, das Gebet des Breviers, das gesamte persönliche Beten sind Elemente des Mit-GOTT-Seins, der Tatsache, Männer GOTTES zu sein. Unser Sein, unser Leben, unser Herz müssen in GOTT festgemacht werden, in diesem Punkt, aus dem wir nicht herausgehen dürfen; und das verwirklicht und stärkt sich Tag um Tag auch durch kleine Gebete, mit denen wir uns an GOTT rückbinden und immer mehr zu Männern GOTTES werden, die in Seiner Gemeinschaft leben und so von GOTT sprechen und zu GOTT führen können.
Das zweite Element besteht darin, dass der Priester Mensch sein muss. Mensch in jeder Hinsicht, das heißt er muss eine wahre Menschlichkeit leben, einen wahren Humanismus; er muss eine Erziehung besitzen, eine menschliche Bildung, menschliche Tugenden; er muss seine Intelligenz entfalten, seinen Willen, seine Gefühle, seine Affekte; er muss wirklich Mensch sein, ein Mensch nach dem Willen des Schöpfers, des Erlösers, denn wir wissen, dass das Sein des Menschen verwundet und die Frage ‚Was ist der Mensch?’ von der Tatsache der Sünde verdunkelt ist, die die menschliche Natur bis hinein in ihre Tiefen verletzt hat. So sagt man: ‚Er hat gelogen’, ‚das ist menschlich’; ‚er hat gestohlen’, ‚das ist menschlich’; das ist aber nicht das wahre Menschsein. Menschlich sein heißt großherzig sein, gut sein, ein Mensch der Gerechtigkeit, der wahren Umsicht, der Weisheit. Mit der Hilfe CHRISTI aus dieser Verfinsterung unserer Natur herauszutreten, um zum wahren Sein des Menschen nach dem Bild GOTTES zu gelangen, ist ein lebenslanger Prozess… Mensch sein: der Brief an die Hebräer stellt unsere Menschlichkeit auf eine Art und Weise heraus, die uns überrascht, denn er sagt: Der Priester muss jemand sein, der fähig ist, ‚für die Unwissenden und Irrenden Verständnis aufzubringen, da auch er der Schwachheit unterworfen ist’ (5,2)… Für den Hebräerbrief ist das Mitleid, das Leiden mit den anderen, wesentliches Element unseres Menschseins: das ist die wahre Menschlichkeit. Nicht die Sünde ist dies, da die Sünde nie Solidarität, sondern immer Entsolidarisierung, eine Vereinnahmung des Lebens für sich selbst ist, statt es zu schenken…
…Und so sehen wir, dass Er [CHRISTUS] gerade auf diese Weise das Priestertum verwirklicht, die Aufgabe des Mittlers, indem Er das Leid und die Passion der Welt in sich trägt, sie in sich aufnimmt und sie in einen an GOTT gerichteten Schrei verwandelt, sie vor die Augen und in die Hände GOTTES bringt und sie so wirklich zum Augenblick der Erlösung führt…
Der Hebräerbrief fasst schließlich dieses ganze Mitleid mit dem Wort hypakoe, ‚Gehorsam’, zusammen; all dies ist Gehorsam. Das ist ein Wort, das uns in unserer Zeit nicht gefällt. Gehorsam erscheint wie eine Entfremdung, eine unterwürfige Haltung. Man nutzt seine Freiheit nicht, man unterstellt seine Freiheit einem anderen Willen, also ist man nicht mehr frei, sondern von einem anderen bestimmt, wohingegen die Selbstbestimmung, die Emanzipation doch das wahre Menschsein ausmachen würden. Statt des Wortes ‚Gehorsam’ wollen wir als anthropologisches Schüsselwort die ‚Freiheit’. Doch betrachten wir, dass die beiden Dinge zutiefst miteinander verbunden sind: der Gehorsam CHRISTI ist die Übereinstimmung Seines Willens mit dem Willen des VATERS; durch Seinen Gehorsam bringt Er den menschlichen Willen zum GÖTTlichen Willen, die Angleichung unseres Willens an den Willen GOTTES… In diesem Tun – ‚nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille geschehe’ – fasst JESUS den gesamten Prozess Seines Lebens zusammen, das heißt: den Prozess, das natürliche, menschliche Leben zum GÖTTlichen Leben zu führen und auf diese Weise den Menschen zu verwandeln: Vergöttlichung des Menschen und auf diese Weise Erlösung des Menschen, denn der Wille GOTTES ist kein tyrannischer Wille, er ist gerade der Ort, an dem wir unsere wahre Identität finden. GOTT hat uns geschaffen, und wir sind wir selbst, wenn wir Seinem Willen entsprechen; nur so treten wir in die Wahrheit unseres Seins ein und sind nicht entfremdet. Im Gegenteil, die Entfremdung erfolgt gerade dadurch, dass wir aus dem Willen GOTTES heraustreten, denn auf diese Weise treten wir aus dem Plan unseres Seins heraus, wir sind nicht mehr wir selbst, sondern stürzen ins Leere. In Wahrheit ist der Gehorsam gegenüber GOTT – also die Übereinstimmung, die Wahrheit unseres Seins - die wahre Freiheit, da er Vergöttlichung bedeutet. Indem JESUS den Menschen, das Menschsein in sich und mit sich trägt, in der Übereinstimmung mit GOTT, im vollkommenen Gehorsam, also in der vollkommenen Übereinstimmung der beiden Willen, hat Er uns erlöst, und die Erlösung ist immer dieser Prozess, den menschlichen Willen in die Gemeinschaft mit dem GÖTTlichen Willen zu führen…“
„Lectio Divina“ vor dem römischen Klerus, 18.2.2010 (über Hebr 5,1-10; 7,26-28; 8,1-2)
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Zurückkehren zum Beichtstuhl
„…Wir leben in einem kulturellen Umfeld, das von der hedonistischen und relativistischen Mentalität geprägt ist, die dazu neigt, GOTT aus dem Horizont des Lebens zu entfernen, den Erwerb eines klaren Rahmens von Bezugswerten nicht fördert und die nicht dabei hilft, Gutes von Bösem zu unterscheiden und ein rechtes Sündenbewusstsein heranreifen zu lassen. Diese Situation macht den Dienst der Spender der GÖTTlichen Barmherzigkeit noch dringender. Wir dürfen nämlich nicht vergessen, dass zwischen der Verdunkelung der GOTTESerfahrung und dem Verlust des Sündenbewusstseins eine Art Teufelskreis besteht. Wenn wir jedoch auf das kulturelle Umfeld blicken, in dem der hl. Johannes Maria Vianney lebte, dann sehen wir, dass es sich unter mancherlei Aspekten nicht so sehr von dem unseren unterschied. Auch zu seiner Zeit gab es nämlich eine Mentalität, die dem Glauben feindlich gegenüberstand. Sie kam durch Kräfte zum Ausdruck, die sogar versuchten, die Ausübung des priesterlichen Dienstes zu verhindern. In dieser Situation machte der hl. Pfarrer von Ars ‚die Kirche zu seinem Haus’, um die Menschen zu GOTT zu führen. Er lebte radikal den Geist des Gebets, die persönliche und enge Beziehung zu CHRISTUS, die Feier der hl. Messe, die eucharistische Anbetung und die evangeliumsgemäße Armut und erschien seinen Zeitgenossen als ein so deutliches Zeichen der Gegenwart GOTTES, dass er viele Bußwillige dazu brachte, bei ihm die Beichte abzulegen. In der Situation der Freiheit, in der der priesterliche Dienst heute ausgeübt werden kann, müssen die Priester ihre Antwort auf die Berufung in ‚anspruchsvoller Weise’ leben, denn nur wer tagtäglich zur lebendigen und deutlichen Gegenwart des HERRN wird, kann in den Gläubigen das Sündenbewusstsein wecken, Mut machen und das Verlangen nach GOTTES Vergebung aufkommen lassen…
Die ‚Krise’ des Bußsakraments, von der oft die Rede ist, ist eine Herausforderung vor allem für die Priester und ihre große Verantwortung, das GOTTESvolk zu den radikalen Erfordernissen des Evangeliums zu erziehen. Insbesondere verlangt sie von ihnen, sich großherzig dem Hören der sakramentalen Beichte zu widmen und die Herde mutig zu führen, damit sie sich nicht der Mentalität dieser Welt angleicht (vgl. Röm 12,2), sondern auch Entscheidungen fällt, die gegen den Strom gehen, und dabei Zugeständnisse oder Kompromisse vermeidet…“
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Schande und Reue
„Ich kann die Bestürzung und das Gefühl des Vertrauensbruchs nur teilen, das so viele von euch durchlebten, als sie von diesen sündhaften und kriminellen Taten und der Art und Weise der kirchlichen Autoritäten, damit umzugehen, erfahren haben… Die Schwere der Vergehen und die oftmals unangemessenen Reaktionen der kirchlichen Autoritäten in eurem Land erwägend habe ich entschieden, diesen Hirtenbrief zu schreiben, um meine Nähe zu euch zum Ausdruck zu bringen und einen Weg der Heilung, der Erneuerung und der Wiedergutmachung vorzuschlagen… Gleichzeitig muss ich aber auch meine Überzeugung mitteilen, dass die Kirche in Irland, um von dieser tiefen Wunde zu genesen, die schwere Sünde gegen schutzlose Kinder vor GOTT und vor anderen offen zugeben muss…
Bedenkt den großherzigen und oft heroischen Beitrag, den vergangene Generationen irischer Männer und Frauen für die Kirche und die ganze Menschheit geleistet haben. Lasst euch das Ansporn sein für eine ehrliche Gewissenserforschung… Viel zu oft wurden das sakramentale Leben und die Frömmigkeitsübungen vernachlässigt, die den Glauben erhalten und ihm ermöglichen, zu wachsen, wie etwa die regelmäßige Beichte, das tägliche Gebet und jährliche Einkehrtage. Bedeutsam war während dieser Zeit ebenfalls die Tendenz vieler Priester und Ordensleute, Denk- und Urteilsweisen säkularer Realitäten ohne ausreichenden Bezug zum Evangelium zu übernehmen… Es gab insbesondere die wohlmeinende aber fehlgeleitete Tendenz, Strafen für kanonisch irreguläre Umstände zu vermeiden…
An die Opfer des Missbrauchs und ihre Familien: Ihr habt schrecklich gelitten, und ich bedauere das aufrichtig. Ich weiß, dass nichts das Erlittene ungeschehen machen kann. Euer Vertrauen und eure Würde wurden verletzt. Viele von euch mussten erfahren, dass, als ihr den Mut gefunden habt, über das zu sprechen, was euch zugestoßen ist, euch niemand zugehört hat. Diejenigen von euch, denen das in Heimen und Internaten geschehen ist, müssen gefühlt haben, dass es kein Entkommen gibt aus eurem Leib. Es ist verständlich, dass es schwer für euch ist, der Kirche zu vergeben oder sich mit ihr zu versöhnen. Im Namen der Kirche drücke ich offen die Schande und Reue aus, die wir alle fühlen. Gleichzeitig bitte ich euch, die Hoffnung nicht aufzugeben. In der Gemeinschaft der Kirche begegnen wir CHRISTUS, der selbst ein Opfer von Ungerechtigkeit und Sünde war…
An die Priester und Ordensleute, die Kinder missbraucht haben: Ihr habt das Vertrauen, das von unschuldigen jungen Menschen und ihren Familien in euch gesetzt wurde, verraten und ihr müsst euch vor dem allmächtigen GOTT und vor den zuständigen Gerichten dafür verantworten… Ich ermahne euch, euer Gewissen zu erforschen, Verantwortung für die begangenen Sünden zu übernehmen und demütig euer Bedauern auszudrücken. Ehrliche Reue öffnet die Tür zu GOTTES Vergebung und die Gnade ehrlicher Besserung. Durch Gebet und Buße für die, denen ihr Unrecht getan habt, sollt ihr persönlich für euer Handeln Sühne leisten. CHRISTI erlösendes Opfer hat die Kraft, sogar die größte Sünde zu vergeben und Gutes sogar aus dem schlimmsten Übel erwachsen zu lassen…
Ich möchte euch nun auch einige konkrete Initiativen zum Umgang mit der Situation vorschlagen… (Ich) habe darum gebeten, dass diese Fastenzeit genutzt wird für das Gebet um das Ausgießen der Barmherzigkeit GOTTES und der Geistesgaben der Heiligkeit und Stärke über der Kirche in eurem Land. Ich lade euch alle ein, die Freitagsopfer für die Dauer eines Jahres bis Ostern 2011 dieser Intention zu widmen. Ich bitte euch, euer Fasten, euer Gebet, eure Schriftlesung und eure Werke der Nächstenliebe dem zu widmen, damit ihr so die Gnade der Heilung und Erneuerung für die Kirche in Irland erlangt. Ich ermutige euch, aufs Neue das Sakrament der Versöhnung für euch zu entdecken und häufiger die verwandelnde Kraft seiner Gnade zu nutzen. Besondere Aufmerksamkeit sollte ebenfalls der eucharistischen Anbetung zuteil werden…“
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„Liebe Brüder im Priesteramt, in der Zeit, in der wir leben, ist es besonders wichtig, dass der Ruf, im geweihten Dienst an dem einen Priestertum CHRISTI teilzuhaben, im ‚Charisma der Prophezeiung’ erblühe: Es besteht großer Bedarf an Priestern, die zur Welt von GOTT sprechen und GOTT die Welt vorstellen; Männer, die nicht kurzlebigen kulturellen Moden unterworfen, sondern fähig sind, jene Freiheit glaubwürdig zu leben, die allein die Gewissheit der Zugehörigkeit zu GOTT zu schenken vermag. Wie euer Kongress treffend hervorgehoben hat, ist heute die notwendigste Prophezeiung jene der Treue, die ausgehend von der Treue CHRISTI zur Menschheit, durch die Kirche und das Amtspriestertum dazu anleiten soll, das eigene Priestertum in völliger Anhänglichkeit an CHRISTUS und die Kirche zu leben. Denn der Priester gehört nicht mehr sich selbst, sondern ist durch das empfangene sakramentale Siegel ‚Eigentum’ GOTTES. Dieses sein ‚einem Anderen zu gehören’ muss durch ein klares Zeugnis für alle erkennbar sein. In seiner Art zu denken, zu sprechen, die Gegebenheiten der Welt zu beurteilen, zu dienen und zu lieben, mit den Menschen auch im Priestergewand in Beziehung zu treten, soll der Priester aus seiner sakramentalen Zugehörigkeit, aus seinem tiefsten Wesen prophetische Kraft beziehen. Er muss also alle Sorge darauf verwenden, sich der vorherrschenden Mentalität zu entziehen, die dahin tendiert, den Wert des Priesters nicht mit seinem Sein, sondern mit seiner Funktion zu verbinden, wobei das Werk GOTTES verkannt wird, das in die tiefste Identität der Person des Priesters einschneidet und ihn sich auf endgültige Weise gleichgestaltet. Der Horizont der Seinszugehörigkeit zu GOTT bildet zudem den richtigen Rahmen, um auch in unseren Tagen den Wert des Zölibats zu verstehen und zu bekräftigen, der in der lateinischen Kirche ein für die heilige Weihe gefordertes Charisma ist und in den katholischen Ostkirchen sehr hoch gehalten wird…
Die gläubigen Laien werden bei vielen anderen Menschen das finden, was sie menschlich nötig haben, aber nur im Priester werden sie jenes Wort GOTTES finden, das immer auf ihren Lippen sein soll; die Barmherzigkeit des VATERS, die im Sakrament der Versöhnung reichlich und unverdient ausgegossen wird; das Brot des neuen Lebens, ‚den Menschen geschenkt als wahre Speise’…“
Audienz für den Theolog. Kongress der Kleruskongregation, 12.3.2010
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Sakrament und Schöpfungselemente
„Das Zentrum des GOTTESdienstes der Kirche ist das Sakrament. Sakrament bedeutet, dass zuallererst nicht wir Menschen etwas tun, sondern dass GOTT uns im Voraus mit Seinem Handeln entgegengeht, uns ansieht und zu sich hinführt. Und da ist noch einmal etwas Besonderes: GOTT führt uns an durch materielle Wirklichkeiten, durch Gaben der Schöpfung hindurch, die Er in Seinen Dienst nimmt, zu Instrumenten der Begegnung zwischen uns und sich selber macht. Es sind vier Elemente der Schöpfung, aus denen der Kosmos der Sakramente gebaut ist: das Wasser, das Weizenbrot, der Wein und das Olivenöl.
Das Wasser als das Grundelement und die Grundbedingung allen Lebens ist das wesentliche Zeichen der Christwerdung in der Taufe, der Geburt ins neue Leben hinein. Während das Wasser das Lebenselement überhaupt ist…, gehören die drei anderen Elemente der Kultur des Mittelmeerraums an. Sie verweisen so auf den konkreten geschichtlichen Raum, in dem das Christentum geworden ist. GOTT hat an einer ganz bestimmten Stelle der Erde gehandelt, wirklich Geschichte mit den Menschen gemacht. Diese drei Elemente sind einerseits Gaben der Schöpfung und andererseits doch auch Ortsbezeichnungen der Geschichte GOTTES mit uns. Sie sind eine Synthese von Schöpfung und Geschichte: Gaben GOTTES, die uns immer an jene Orte der Welt knüpfen, in denen GOTT mit uns in der Zeit der Geschichte handeln, einer von uns werden wollte.
In diesen drei Elementen gibt es wieder eine Stufung. Das Brot verweist auf den Alltag. Es ist die grundlegende Gabe des Lebens Tag um Tag. Der Wein verweist auf das Fest, auf die Köstlichkeit der Schöpfung, in der sich zugleich auf besondere Weise die Freude der Erlösten ausdrücken kann. Das Öl des Olivenbaums hat umfassende Bedeutung. Es ist Nahrung, es ist Medizin, es gibt Schönheit, es rüstet zum Kampf und gibt Stärke. Die Könige und die Priester werden mit dem Öl gesalbt, das so Zeichen von Würde und Verantwortung wie auch der Kraft von GOTT her ist. In unserem Namen ‚Christen’ ist das Geheimnis des Öls anwesend… Das Öl der Olive ist so in ganz besonderer Weise Symbol für das Durchdrungensein des Menschen JESUS mit dem HL. GEIST…
In der Chrisam-Messe des Gründonnerstags stehen die hl. Öle im Mittelpunkt der liturgischen Handlung. Sie werden in der Kathedrale vom Bischof geweiht für das ganze Jahr. So drücken sie auch die Einheit der Kirche aus, die durch das Bischofsamt gewährleistet wird und verweisen auf CHRISTUS, den wahren ‚Hirten und Bischof unserer Seelen’, wie der hl. Petrus Ihn nennt (1 Petr 2,25). Und sie halten zugleich das ganze liturgische Jahr zusammen, verankert im Geheimnis des Gründonnerstags. Endlich verweisen sie auf den Ölgarten, in dem JESUS Sein Leiden von innen her angenommen hat. Der Ölgarten ist aber auch der Ort, von wo aus Er zum VATER aufgestiegen ist und so der Ort der Erlösung: GOTT hat JESUS nicht im Tod gelassen. JESUS lebt für immer beim VATER und ist eben deshalb allgegenwärtig, immer bei uns. Dieses doppelte Geheimnis des Ölbergs ist immer mit anwesend im sakramentalen Öl der Kirche. In vier Sakramenten ist das Öl Zeichen der Güte GOTTES, die uns anrührt: in der Taufe, in der Firmung als Sakrament des HL. GEISTES, in den verschiedenen Stufen des Weihesakraments und schließlich in der Krankensalbung, in der das Öl uns gleichsam als Medizin GOTTES angeboten wird – als die Medizin, die uns jetzt Seiner Güte versichert, uns stärken und trösten soll, die aber zugleich über den Augenblick der Krankheit hinaus auf die endgültige Heilung verweist, auf die Auferstehung…
Durch die Geschichte von der Taube mit dem Ölzweig… ist… auch das Öl selber zum Symbol des Friedens geworden… Er [Der auferstandene CHRISTUS] selbst bringt gleichsam den Ölzweig, … ist unser Friede… CHRISTUS siegt nicht durch das Schwert, sondern durch das Kreuz. Er siegt, indem Er den Hass überwindet. Er siegt durch die Kraft Seiner größeren Liebe. Das Kreuz CHRISTI drückt das Nein zur Gewalt aus. Und gerade so ist es das Siegeszeichen GOTTES, das den neuen Weg JESU verkündigt. Der Leidende war stärker als die Inhaber der Gewalt. In der Hingabe am Kreuz hat CHRISTUS die Gewalt besiegt. Als Priester sind wir berufen, in der Gemeinschaft mit JESUS CHRISTUS Menschen des Friedens zu sein, der Gewalt entgegenzustehen und der größeren Macht der Liebe zu vertrauen.
Zur Symbolik des Öls gehört es auch, dass es stark macht zum Kampf. Das steht nicht gegen das Thema Frieden, sondern ist ein Teil davon. Der Kampf der Christen bestand und besteht nicht im Gebrauch der Gewalt, sondern darin, dass sie für das Gute, für GOTT zu leiden bereit waren und sind. Er besteht darin, dass die Christen sich als gute Staatsbürger an das Recht halten, das Rechte und das Gute tun. Er besteht darin, dass sie nicht tun, was in den geltenden Rechtsordnungen nicht Recht, sondern Unrecht ist. Der Kampf der Märtyrer bestand in ihrem konkreten Nein zum Unrecht: Indem sie sich dem Götzenkult, der Anbetung des Kaisers versagten, haben sie sich geweigert, sich vor der Unwahrheit zu beugen, vor der Anbetung von Menschen und ihrer Macht. Sie haben mit dem Nein zur Unwahrheit und zu allen ihren Folgen die Macht des Rechts und der Wahrheit aufgerichtet. So haben sie wirklich dem Frieden gedient. Auch heute ist es für Christen wichtig, dem Recht zu folgen, das die Grundlage des Friedens ist. Auch heute ist es für Christen wichtig, Unrecht, das zu Recht erhoben wird, nicht anzunehmen – etwa wenn es um die Tötung unschuldiger ungeborener Kinder geht…“
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Der Priester als Lehrer in der Stellvertretung CHRISTI
„Ich möchte bei der fruchtbaren Wirklichkeit der Gleichgestaltung des Priesters mit CHRISTUS, dem Haupt, verweilen, in der Ausübung der ‚tria munera’, die er empfängt, also der drei Ämter des Lehrens, des Heiligens und des Leitens… Der Priester, der ‚in persona CHRISTI’ und stellvertretend für den HERRN handelt, handelt niemals im Namen eines Abwesenden, sondern in der Person des auferstandenen CHRISTUS, dessen Gegenwart sich in Seinem real wirkenden Handeln zeigt. Er handelt wirklich und wirkt das, was der Priester nicht tun könnte: die Wandlung von Brot und Wein in der Realpräsenz des HERRN, die Lossprechung von den Sünden. Der HERR macht Sein eigenes Wirken in der Person gegenwärtig, die diese Handlungen durchführt. Die drei Aufgaben des Priesters – die die Überlieferung in den verschiedenen Sendungsworten des HERRN erkannt hat: lehren, heiligen und leiten – sind in ihrer Verschiedenheit und in ihrer tiefen Einheit besondere Ausprägungen dieser wirksamen Stellvertretung…
Die erste Aufgabe, über die ich heute sprechen möchte, ist das ‚munus docendi’, also das Lehren. In unserem heutigen Erziehungs- und Bildungsnotstand erweist sich das durch den Dienst eines jeden Priesters konkret ausgeübte ‚munus docendi’ der Kirche als besonders wichtig. Wir leben in einer großen Verwirrung über die grundlegenden Entscheidungen unseres Lebens und über die Fragen, was die Welt ist, woher sie kommt, wohin wir gehen, wie wir Gutes tun könne, wie wir leben sollen, welches die wirklich entscheidenden Werte sind. Es gibt in diesem Zusammenhang viele einander widersprechende Philosophien, die entstehen und wieder vergehen und die Verwirrung stiften in Bezug auf die grundlegenden Entscheidungen, wie wir leben sollen, weil wir im Allgemeinen nicht mehr wissen, woraus und wofür wir geschaffen sind und wohin wir gehen. In dieser Situation wird das Wort des HERRN Wirklichkeit, der Mitleid hatte mit den vielen Menschen, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben (vgl. Mk 6,34)… Das ist die Funktion des Priesters ‚in persona CHRISTI’: in der Verwirrung und Orientierungslosigkeit unserer Zeit das Licht des Wortes GOTTES gegenwärtig zu machen, das Licht, das CHRISTUS selbst in dieser unserer Welt ist. Der Priester lehrt also keine eigenen Ideen, keine Philosophie, die er selbst erfunden hat, gefunden hat oder die ihm gefällt; der Priester spricht nicht aus sich heraus, er spricht nicht für sich, um sich vielleicht Bewunderer oder eine eigene Partei zu verschaffen; er sagt keine eigenen Dinge, keine eigenen Erfindungen, sondern inmitten der Verwirrung der ganzen Philosophien lehrt der Priester im Namen des gegenwärtigen CHRISTUS. Er bietet die Wahrheit an, die CHRISTUS selbst ist, Sein Wort, Seine Art, zu leben und voranzugehen. Für den Priester gilt das, was CHRISTUS über sich selbst gesagt hat: ‚Meine Lehre stammt nicht von mir’ (Joh 7,16). CHRISTUS bietet also nicht sich selbst an, sondern als SOHN ist Er die Stimme, das Wort des VATERS. Auch der Priester muss immer so sprechen und handeln: ‚Meine Lehre stammt nicht von mir, ich verbreite nicht meine Ideen oder das, was mir gefällt, sondern ich bin Mund und Herz CHRISTI und vergegenwärtige die einzige und allgemeine Lehre, die die universale Kirche geschaffen hat und die ewiges Leben hervorbringt.’…
Das Leben des Priesters muss sich mit CHRISTUS identifizieren; auf diese Weise wird das nicht eigene Wort dennoch zu einem zutiefst persönlichen Wort. Zu diesem Thema sagte der hl. Augustinus, als er über die Priester sprach: ‚Was sind wir? Diener (CHRISTI), Seine Knechte; denn das, was wir an euch verteilen, ist nicht unser, sondern wir nehmen es aus Seinem Vorrat. Und auch wir leben davon, weil wir Diener sind, ebenso wie ihr es seid’ (Predigt 229/E,4).
Die Lehre, die der Priester anzubieten berufen ist, die Wahrheiten des Glaubens, müssen verinnerlicht und auf einem tiefgehenden persönlichen geistlichen Weg gelebt werden, damit der Priester wirklich in eine tiefe innere Gemeinschaft mit CHRISTUS eintritt. Der Priester glaubt und empfängt das, was der HERR gelehrt und was die Kirche weitergegeben hat, und er strebt danach, es in erster Linie selbst zu leben, auf jenem Weg der Identifizierung mit der eigenen Aufgabe, dessen vorbildlicher Zeuge der hl. Johannes Maria Vianney ist… Die Stimme des Priesters könnte folglich nicht selten wie eine Stimme erscheinen, die in der Wüste ruft (vgl. Mk 1,3), aber gerade darin liegt ihre prophetische Kraft. Sie ist niemals an irgendeine Kultur oder herrschende Mentalität angepasst, noch kann sie daran angepasst werden, sondern sie zeigt die einzige Neuheit auf, die eine echte und tiefe Erneuerung des Menschen bewirken kann: dass CHRISTUS der Lebendige ist, der nahe GOTT, der GOTT, der im Leben und für das Leben der Welt wirkt und uns die Wahrheit, die Lebensweise schenkt.
In der sorgfältigen Vorbereitung der Predigten für die Sonn- und Feiertage, ohne die Wochentagspredigten auszuschließen, beim Bemühen um die katechetische Unterweisung, in den Schulen, in den akademischen Einrichtungen und insbesondere durch jenes ungeschriebene Buch, das sein eigenes Leben ist, ist der Priester stets ‚Lehrer’, lehrt er. Er tut dies jedoch nicht mit der Anmaßung dessen, der eigene Wahrheiten aufzwingt, sondern in der demütigen und frohen Gewissheit dessen, der der Wahrheit begegnet ist, von ihr ergriffen und umgeformt wurde und daher nicht anders kann als sie zu verkünden. Das Priestertum kann nämlich niemand selbst wählen, es ist kein Weg, um eine Sicherheit im Leben zu erlangen oder eine soziale Stellung zu erobern: Niemand kann es sich selbst geben oder suchen. Das Priestertum ist eine Antwort auf den Ruf des HERRN, auf Seinen Willen, um Verkündiger nicht einer persönlichen Wahrheit, sondern Seiner Wahrheit zu werden. Liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst, das christliche Volk verlangt, in unserer Lehre die wahre kirchliche Lehre zu hören, durch die es die Begegnung mit CHRISTUS erneuern kann, der Freude, Friede und Heil schenkt…“
Generalaudienz, 14.4.2010
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Die priesterliche Aufgabe des Heiligens
„Heute möchte ich mit euch kurz bei der zweiten Aufgabe verweilen, die der Priester hat: die Aufgabe, die Menschen zu heiligen, vor allem durch die Sakramente und den GOTTESdienst der Kirche. Hier müssen wir uns zunächst fragen: Was bedeutet das Wort ‚heilig’? Die Antwort lautet: ’Heilig’ ist die besondere Eigenschaft des Seins GOTTES, also absolute Wahrheit, Güte, Liebe, Schönheit – reines Licht. Eine Person zu heiligen bedeutet also, sie in Berührung zu bringen mit GOTT, mit Seinem Sein, das Licht, Wahrheit, reine Liebe ist. Natürlich verwandelt diese Berührung die Person… Die Frage ist: Wie kann der Mensch jene grundlegende Berührung mit GOTT finden, ohne zu sterben, überwältigt von der Größe des GÖTTlichen Seins? Der Glaube der Kirche sagt uns, dass GOTT selbst diese Berührung herstellt, die uns nach und nach in wahre Abbilder GOTTES verwandelt. So sind wir wieder angekommen bei der Aufgabe des Priesters zu ‚heiligen’. Kein Mensch kann von sich aus, aus eigener Kraft heraus den anderen mit GOTT in Berührung bringen. Ein wesentlicher Teil der Gnade des Priestertums ist die Gabe, die Aufgabe, diese Berührung herzustellen. Dies geschieht in der Verkündigung des Wortes GOTTES, in dem uns das Licht entgegenkommt. Auf besonders verdichtete Weise geschieht es in den Sakramenten…
In den letzten Jahrzehnten gab es Tendenzen, die darauf ausgerichtet waren, in Bezug auf die Identität und die Sendung des Priesters der Dimension der Verkündigung den Vorrang zu geben und sie von der Dimension der Heiligung loszulösen; oft hieß es, dass es notwendig sei, eine rein sakramentale Pastoral zu überwinden. Kann man jedoch den priesterlichen Dienst authentisch ausüben, wenn man die Sakramentenpastoral ‚überwindet’?…
Der Priester vertritt CHRISTUS, den Gesandten des VATERS, Er setzt Seine Sendung fort, durch das ‚Wort’ und das ‚Sakrament’, in der Ganzheit von Seele und Leib, Zeichen und Wort… Wo wird das heilbringende Geheimnis des Todes und der Auferstehung CHRISTI verwirklicht? Im Wirken CHRISTI durch die Kirche, insbesondere im Sakrament der Eucharistie, das die erlösende Opfergabe des SOHNES GOTTES gegenwärtig macht, im Sakrament der Versöhnung, in dem man aus dem durch die Sünde verursachten Tod zu neuem Leben zurückkehrt, und in jedem anderen sakramentalen Akt der Heiligung. Es ist daher wichtig, eine angemessene Katechese zu fördern, um den Gläubigen zu helfen, den Wert der Sakramente zu verstehen. Ebenso notwendig ist es jedoch, nach dem Vorbild des hl. Pfarrers von Ars den Brüdern bereitwillig, großherzig und aufmerksam die Gnadenschätze zu geben, die GOTT in unsere Hände gelegt hat: Wir sind nicht ihre ‚Herren’, sondern ihre Hüter und Verwalter. Besonders in unserer Zeit, in der einerseits der Glaube schwächer zu werden scheint und andererseits ein tiefes Bedürfnis und eine diffuse Suche nach Spiritualität zutage treten, muss jeder Priester sich daran erinnern, dass in seiner Sendung die missionarische Verkündigung und der GOTTESdienst und die Sakramente niemals voneinander getrennt sind. Auch muss er eine gesunde Sakramentenpastoral fördern, um das Volk GOTTES zu unterweisen und ihm zu helfen, die Liturgie, den GOTTESdienst der Kirche, die Sakramente in Fülle zu leben, als unentgeltliche Gaben GOTTES, als freie und wirkkräftige Akte Seines Heilswirkens… Jeder Priester weiß, dass er ein für das Heilswirken GOTTES notwendiges Werkzeug, aber dennoch stets ein Werkzeug ist. Dieses Bewusstsein muss ihn in der Spendung der Sakramente demütig und großherzig machen, unter Wahrung der kanonischen Normen, aber auch in der tiefen Überzeugung, dass die eigene Sendung darin besteht, dafür zu sorgen, dass alle Menschen, mit CHRISTUS vereint, sich GOTT als lebendiges und heiliges Opfer darbringen können, als Opfer, das GOTT gefällt (vgl. Röm 12,1)…
Ich möchte noch einmal die kürzlich ausgesprochene Einladung erneuern, ‚in den Beichtstuhl zurückzukehren als den Ort, an dem man das Sakrament der Versöhnung feiert, aber auch als den Ort, an dem man öfter ‚wohnt’, damit der Gläubige Barmherzigkeit, Rat und Trost finden, sich von GOTT geliebt und verstanden fühlen und die Gegenwart der GÖTTlichen Barmherzigkeit erfahren kann, neben der Realpräsenz in der Eucharistie… Und ich möchte auch jeden Priester einladen, die Eucharistie intensiv zu feiern und zu leben. Sie steht im Mittelpunkt der Aufgabe des Heiligens…
Liebe Freunde, seid euch bewusst, welch großes Geschenk die Priester für die Kirche und für die Welt sind; durch ihren Dienst rettet der HERR auch weiterhin die Menschen, wird Er gegenwärtig, heiligt Er. Dankt GOTT und seid vor allem euren Priestern nahe durch das Gebet und durch die Unterstützung, besonders in Schwierigkeiten, damit sie immer mehr Hirten nach dem Herzen GOTTES seien.“
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Die priesterliche Aufgabe des Leitens
„Das Priesterjahr neigt sich dem Ende zu; daher habe ich in den letzten Katechesen begonnen, über die wesentlichen Aufgaben des Priesters zu sprechen… Somit bleibt für heute, über die Sendung des Priesters zu sprechen, mit der Vollmacht CHRISTI – nicht mit der eigenen – den Teil des Volkes, den GOTT ihm anvertraut hat, zu führen und zu leiten. Wie ist in der gegenwärtigen Kultur diese Dimension zu verstehen, die den Begriff der Vollmacht einschließt und ihren Ursprung im Auftrag des HERRN hat, seine Herde zu weiden? Was ist eigentlich für uns Christen die Autorität? Die kulturellen, politischen und geschichtlichen Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit, vor allem die Diktaturen des 20. Jahrhunderts in Ost- und Westeuropa, haben den Menschen von heute gegenüber diesem Begriff argwöhnisch gemacht. Dieser Argwohn führt nicht selten zu der Behauptung, dass jede Autorität, die nicht ausschließlich von den Menschen kommt und ihnen untergeordnet ist, von ihnen kontrolliert wird, abgeschafft werden muss. Aber gerade mit Blick auf die Regime, die im vergangenen Jahrhundert Schrecken und Tod gesät haben, wird man mit Nachdruck daran erinnert, dass sich die Autorität, wenn sie ohne Bezug zur Transzendenz ausgeübt wird, wenn sie die höchste Autorität – GOTT – außer Acht lässt, am Ende in jedem Bereich unweigerlich gegen den Menschen richtet. Es ist daher wichtig zu erkennen, dass die menschliche Autorität niemals ein Ziel, sondern immer nur ein Mittel ist, und dass das Ziel notwendig und in allen Zeiten immer die Person ist, die von GOTT mit der ihr eigenen unantastbaren Würde geschaffen wurde und berufen ist, zu ihrem Schöpfer in Beziehung zu treten, auf dem Weg des Lebens hier auf Erden und im ewigen Leben – eine Vollmacht, die in der Verantwortung vor GOTT, vor dem Schöpfer, ausgeübt wird. Eine so verstandene Vollmacht, deren einziger Zweck es ist, dem wahren Wohl der Menschen zu dienen und ein Durchscheinen des einen höchsten Gutes zu sein, das GOTT ist, ist dem Menschen nicht nur nicht fremd, sondern bildet im Gegenteil eine wertvolle Hilfe auf dem Weg zur vollen Verwirklichung in CHRISTUS, zum Heil.
Die Kirche ist berufen und bemüht sich, diese Art von Autorität auszuüben, die Dienst ist, und sie übt sie nicht aus eigener Vollmacht aus, sondern im Namen JESU CHRISTI, der vom VATER alle Macht im Himmel und auf der Erde empfangen hat (vgl. Mt 28,18). Durch die Hirten der Kirche nämlich weidet CHRISTUS Seine Herde: Er ist es, der sie leitet, schützt und zurechtweist, da Er sie zutiefst liebt. Doch JESUS, der HERR, der oberste Hirt unserer Seelen, hat gewollt, dass das Apostelkollegium, heute die Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri, und die Priester als deren wertvollste Mitarbeiter an dieser Seiner Sendung teilhaben sollten, für das GOTTESvolk zu sogen, Erzieher im Glauben zu sein und der christlichen Gemeinschaft Orientierung zu geben, sie zu beseelen und zu stützen…
Wenngleich diese seelsorgliche Aufgabe im Sakrament gründet, so ist dennoch ihre Wirkkraft nicht vom persönlichen Leben des Priesters unabhängig. Um ein Hirt nach dem Herzen GOTTES zu sein (vgl. Jer 3,15), bedarf es einer tiefen Verwurzelung in der wahren Freundschaft mit CHRISTUS, nicht allein der Intelligenz, sondern auch der Freiheit und des Willens, eines klaren Bewusstseins der in der Priesterweihe empfangenen Identität, einer bedingungslosen Bereitschaft, die anvertraute Herde dorthin zu führen, wohin der HERR will, und nicht in die Richtung, die günstiger oder einfacher zu sein scheint. Das erfordert vor allem die ständige und kontinuierliche Bereitschaft, das priesterliche Leben der Priester von CHRISTUS selbst leiten zu lassen. Niemand ist wirklich in der Lage, die Herde CHRISTI zu weiden, wenn er nicht im tiefen und wahren Gehorsam gegenüber CHRISTUS und Seiner Kirche lebt, und auch die Fügsamkeit des Volkes gegenüber seinen Priestern hängt von der Fügsamkeit der Priester gegenüber CHRISTUS ab…
In den letzten Jahrzehnten wurde das Adjektiv ‚pastoral’ oft gleichsam als Gegensatz zum Begriff ‚hierarchisch’ gebraucht… [Hierarchie] bezeichnet traditionell die Struktur der sakramentalen Autorität in der Kirche, die gemäß den drei Stufen des Weihesakraments geordnet ist: Bischofsamt, Priesteramt, Diakonat… Nach allgemeiner Auffassung ist ‚Hierarchie’ immer mit Herrschaft verbunden und entspricht daher nicht dem wahren Sinn der Kirche, der Einheit in der Liebe CHRISTI. Wie ich gesagt habe, ist dies eine falsche Interpretation, deren Ursprung in Missbrauch zu suchen ist, zu dem es in der Geschichte gekommen ist…
Im Allgemeinen sagt man, das Wort Hierarchie bedeute ‚heilige Herrschaft’, aber dies ist nicht seine wahre Bedeutung; sie lautet: ‚heiliger Ursprung’, das heißt: diese Vollmacht stammt nicht vom Menschen, sondern hat ihren Ursprung im Heiligen, im Sakrament; sie unterwirft also die Person der Berufung, dem Geheimnis CHRISTI… Wer in die hl. Ordnung des Sakraments, in die ‚Hierarchie’ eintritt, ist also kein Selbstherrscher, sondern tritt in ein neues Band des Gehorsams gegenüber CHRISTUS ein: Er ist an Ihn in Gemeinschaft mit allen anderen Gliedern der hl. Ordnung, des Priestertums, gebunden. Und auch der Papst – Bezugspunkt für alle anderen Hirten und für die Gemeinschaft der Kirche – kann nicht tun, was er will; im Gegenteil, der Papst ist der Wahrer des Gehorsams gegenüber CHRISTUS, gegenüber Seinem Wort, das in der ‚regula fidei’, im Glaubensbekenntnis der Kirche zusammengefasst ist, und muss im Gehorsam gegenüber CHRISTUS und Seiner Kirche vorangehen. Hierarchie bringt daher ein dreifaches Band mit sich: zunächst das Band mit CHRISTUS und der Ordnung, die der HERR Seiner Kirche gegeben hat; dann das Band mit den anderen Hirten in der einen Gemeinschaft der Kirche; und schließlich das Band mit den Gläubigen, die dem Einzelnen in der Ordnung der Kirche anvertraut sind. So wird deutlich, dass Gemeinschaft und Hierarchie nicht zueinander im Gegensatz stehen, sondern einander bedingen…
[Es] erweist sich das Leitungsamt als ein Dienst, der in völliger Hingabe an die Erbauung der Herde in der Wahrheit und in der Heiligkeit gelebt wird. Oft muss man dafür gegen den Strom schwimmen… Die Heiligen, darunter der hl. Johannes Maria Vianney, sind mit Liebe und Hingabe der Aufgabe nachgegangen, für den ihnen anvertrauten Teil des GOTTESvolkes Sorge zu tragen. So haben sie sich auch als starke und entschlossene Männer erwiesen, mit dem einzigen Ziel, das wahre Wohl der Seelen zu fördern, und mit der Fähigkeit, für die Treue zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit des Evangeliums persönlich zu bezahlen, bis hin zum Martyrium.
Liebe Priester…, fürchtet euch also nicht, einen jeden der Brüder und Schwestern, die CHRISTUS euch anvertraut hat, zu Ihm zu führen, in der Gewissheit, das jedes Wort und jede Haltung, wenn sie dem Gehorsam gegenüber dem Willen GOTTES entspringen, Frucht tragen werden… In diesem Leben auf Erden nämlich gibt es kein größeres Gut als das, die Menschen zu GOTT zu führen, den Glauben zu wecken, den Menschen aus Trägheit und Verzweiflung aufzurichten und die Hoffnung zu schenken, dass GOTT nahe ist und die persönliche Geschichte und die der Welt lenkt…
Liebe Brüder und Schwestern, ich möchte euch einladen, für mich, den Nachfolger Petri zu beten, der ich eine besondere Aufgabe in der Leitung der Kirche CHRISTI habe, wie auch für alle eure Bischöfe und Priester…“
Generalaudienz, 16.5.2010
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Mysterium der hl. Eucharistie und Anbetung
„Die manchmal festzustellende Abnahme der Verehrung des Altarsakraments ist Zeichen und Ursache einer Verdunkelung des christlichen Sinns für das Geheimnis. Und dazu kommt es immer dann, wenn bei der hl. Messe nicht das Wirken CHRISTI im Vordergrund steht, sondern sich die Gemeinde mit tausend anderen Dingen beschäftigt, anstatt andächtig zu sein und sich von dem Einzigen anziehen zu lassen, der notwendig ist: ihrem HERRN. Dabei soll sich der Christgläubige bei der liturgischen Feier nicht auf sein eigenes Tun konzentrieren, sondern auf das Zuhören, die innere Öffnung, das Empfangen… Dieses Empfangen bedeutet aber natürlich nicht, dem Geschehen gegenüber passiv oder gleichgültig zu bleiben, sondern – dank der Gnade GOTTES erneut dazu befähigt – aktiv mitzuwirken gemäß ‚dem eigentlichen Wesen der wahren Kirche, der es eigen ist, zugleich GÖTTlich und menschlich zu sein, sichtbar und mit unsichtbaren Gütern ausgestattet, voll Eifer der Tätigkeit hingegeben und doch frei für die Beschauung, in der Welt zugegen und doch unterwegs; und zwar so, dass dabei das Menschliche auf das GÖTTliche hingeordnet und ihm untergeordnet ist, das Sichtbare auf das Unsichtbare, die Tätigkeit auf die Beschauung, das Gegenwärtige auf die künftige Stadt, die wir suchen’ (Sacrosanctum Consilium, 2). Wenn in der Liturgie nicht die Gestalt CHRISTI hervortreten würde, der nicht nur ihre Ursache, sondern wirklich gegenwärtig ist, und ihr so Gültigkeit verleiht, hätten wir keine christliche Liturgie mehr. Diese hängt nämlich vollkommen vom HERRN ab und wird von Seiner schöpferischen Gegenwart getragen.
Wie weit davon entfernt sind doch all jene, die im Namen der Inkulturation dem Synkretismus verfallen und in die Feier der hl. Messe Elemente einfügen, die entgegen den Vorschriften der liturgischen Bücher Riten anderer Religionen entnommen sind. ‚Die Eucharistie ist ein zu großes Gut, um Zweideutigkeiten und Verkürzungen zu dulden’, schrieb mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II.: ‚Bisweilen wird ein stark verkürzendes Verständnis des eucharistischen Mysteriums sichtbar. Es wird seines Opfercharakters beraubt und in einer Weise vollzogen, als ob es den Sinn und den Wert einer brüderlichen Mahlgemeinschaft nicht übersteigen würde’ (Ecclesia de eucharistia, 10)…“
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„Der Satz, den ich zur gemeinsamen Betrachtung vorschlagen möchte, ist folgende wichtige Aussage des hl. Petrus: ‚Man muss GOTT mehr gehorchen als den Menschen’ (Apg 5,29). Der hl. Petrus steht vor der höchsten religiösen Institution, der er eigentlich gehorchen müsste, doch GOTT steht über dieser Institution, und GOTT hat ihm eine andere ‚Anordnung’ gegeben: er muss GOTT gehorchen. Der Gehorsam gegenüber GOTT ist Freiheit, der Gehorsam gegenüber GOTT verleiht ihm die Freiheit, sich der Institution zu widersetzen…
Die moderne Zeit hat von der Befreiung des Menschen gesprochen, von seiner vollen Autonomie, dann auch von der Befreiung vom Gehorsam gegenüber GOTT. Es dürfte keinen Gehorsam mehr geben, der Mensch ist frei, er ist autonom: nichts anderes. Doch diese Autonomie ist eine Lüge: sie ist eine ontologische Lüge, da der Mensch nicht aus sich selbst heraus und für sich selbst existiert, sie ist auch eine politische und praktische Lüge, da die Zusammenarbeit, das gemeinsame Teilen der Freiheit notwendig ist. Und wenn es GOTT nicht gibt, wenn GOTT keine dem Menschen zugängliche Instanz ist, so bleibt als oberste Instanz allein der Konsens der Mehrheit. Folglich wird der Konsens der Mehrheit zum letzten Wort, dem wir gehorchen müssen. Und dieser Konsens – das wissen wir aus der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts – kann auch ein ‚Konsens im Bösen’ sein. So sehen wir, dass die sogenannte Autonomie den Menschen nicht wirklich befreit. Der Gehorsam gegenüber GOTT ist die Freiheit, da er die Wahrheit ist, Er ist die Instanz, die vor allen anderen menschlichen Instanzen steht. In der Geschichte der Menschheit sind die Worte des Petrus und des Sokrates das wahre Leuchtfeuer der Befreiung des Menschen, der es versteht, GOTT zu sehen, und der im Namen GOTTES nicht so sehr den Menschen, sondern Ihm gehorchen und sich so vom Positivismus des menschlichen Gehorsams befreien kann und muss. Die Diktaturen sind immer gegen diesen Gehorsam gegenüber GOTT gewesen. Die nationalsozialistische Diktatur kann wie die marxistische keinen GOTT akzeptieren, der über der ideologischen Macht steht… Heute leben wir GOTT sei Dank nicht unter Diktaturen, es gibt jedoch subtile Formen der Diktatur: einen Konformismus, der verpflichtend wird, zu denken, wie alle denken, zu handeln, wie alle handeln; und die subtilen oder auch weniger subtilen Aggressionen gegen die Kirche zeigen, dass dieser Konformismus wirklich eine wahre Diktatur sein kann. Für uns gilt dies: man muss GOTT mehr gehorchen als den Menschen. Dies aber setzt voraus, dass wir GOTT wirklich kennen und Ihm wirklich gehorchen wollen. GOTT ist kein Vorwand für den eigenen Willen, sondern es ist wirklich Er, der uns ruft und, sollte es notwendig sein, auch zum Martyrium einlädt. Daher bitten wir angesichts dieses Wortes, mit dem eine neue Geschichte der Freiheit in der Welt beginnt, vor allem darum, GOTT zu erkennen und durch die Erkenntnis GOTTES den wahren Gehorsam zu lernen, der die Grundlage der menschlichen Freiheit ist…“
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…Die Nachfolge CHRISTI besteht nicht allein in der Nachahmung Seiner Tugenden, sie besteht nicht darin, nur in dieser Welt, so weit es uns möglich ist, ähnlich wie CHRISTUS zu leben, sondern sie ist ein Weg, der ein Ziel hat… In diesem Sinn ist das Ziel dieses Wegs das ewige Leben zur Rechten des VATERS in der Gemeinschaft mit CHRISTUS. Wir fürchten uns heute oft ein wenig davor, vom ewigen Leben zu sprechen. Wir sprechen von den Dingen, die für die Welt nützlich sind, wir zeigen, dass das Christentum auch dabei hilft, die Welt zu verbessern, aber wir wagen es nicht, zu sagen, dass dessen Ziel das ewige Leben ist und dass von diesem Ziel dann alle Kriterien für das Leben herrühren. Wir müssen von Neuem begreifen, dass das Christentum ein ‚Fragment’ bleibt, wenn wir nicht an dieses Ziel denken, dass wir dem ‚archegós’ [Herrscher] bis zur Höhe GOTTES folgen wollen, bis zur Herrlichkeit des SOHNES, der uns zu Kindern im SOHN macht, und dass wir von Neuem anerkennen müssen, dass das Christentum nur in der großen Perspektive des ewigen Lebens seinen ganzen Sinn offenbart. Wir müssen den Mut, die Freude, die große Hoffnung haben, dass es das ewige Leben gibt, dass es das wahre Leben ist und dass aus diesem wahren Leben das Licht hervorgeht, das auch diese Welt erleuchtet…“
Predigt in der Hl. Messe mit der Päpstl. Bibelkommission, 15.4.2010
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„Halten wir noch bei einem weiteren Vers inne. CHRISTUS, der HEILAND, hat Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden geschenkt (Apg 5,31) – der Begriff im griechischen Text lautet ‚metánoia’ -, Er hat Buße und Vergebung der Sünden gegeben. Das ist für mich eine sehr wichtige Feststellung: die Buße ist eine Gnade. Es gibt eine Tendenz in der Exegese, die sagt: JESUS hätte in Galiläa eine Gnade ohne Bedingungen, eine absolut bedingungslose Gnade verkündigt, somit auch ohne Buße, eine Gnade an sich, ohne menschliche Vorbedingungen. Doch dies ist eine falsche Interpretation der Gnade. Die Buße ist Gnade; es ist eine Gnade, dass wir unsere Sünde anerkennen, es ist eine Gnade, dass wir anerkennen, der Erneuerung, der Änderung, einer Umformung unseres Seins zu bedürfen. Buße, die Möglichkeit, Buße zu tun, ist ein Geschenk der Gnade. Und ich muss sagen, dass wir Christen auch in der letzten Zeit oft das Wort Buße gemieden haben, es schien uns zu hart zu sein. Jetzt, unter den Angriffen der Welt, die von unseren Sünden sprechen, sehen wir, dass die Möglichkeit, Buße zu tun, Gnade ist. Und wir sehen, dass es notwendig ist, Buße zu tun, das heißt anzuerkennen, was in unserem Leben falsch ist, sich für die Vergebung zu öffnen, sich auf die Vergebung vorzubereiten, sich verwandeln zu lassen. Der Schmerz der Buße, das heißt der Reinigung, der Umformung, dieser Schmerz ist Gnade, da er Erneuerung, Werk der GÖTTlichen Barmherzigkeit ist…“
Predigt in der Hl. Messe mit der Päpstl. Bibelkommission, 15.4.2010
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Botschaft von Fatima
„Unter dem Neuen, das wir heute in dieser Botschaft entdecken können, ist auch die Tatsache, dass die Angriffe gegen den Papst und die Kirche nicht nur von außen kommen, sondern die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Inneren der Kirche, von der Sünde, die in der Kirche existiert. Auch das war immer bekannt, aber heute sehen wir es auf wahrhaft erschreckende Weise: Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von äußeren Feinden, sondern erwächst aus der Sünde in der Kirche. Und darum ist es für die Kirche zutiefst notwendig, dass sie neu lernt, Buße zu tun, die Reinigung anzunehmen; dass sie einerseits zu vergeben lernt, aber auch die Notwendigkeit der Gerechtigkeit sieht; denn Vergebung ersetzt die Gerechtigkeit nicht. Mit einem Wort, wir müssen gerade das Wesentliche neu lernen: die Umkehr, das Gebet, die Buße und die GÖTTlichen Tugenden. So antworten wir. Seien wir realistisch darauf gefasst, dass das Böse immer angreift, von innen und von außen, aber dass auch die Kräfte des Guten immer gegenwärtig sind und dass letztendlich der HERR stärker ist als das Böse. Und die MutterGOTTES ist für uns eine sichtbare, mütterliche Garantie der Güte GOTTES, die immer das letzte Wort in der Geschichte ist.“
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Seelen für GOTT gewinnen
„…Liebe GOTTgeweihte Männer und Frauen, mit eurem Einsatz im Gebet, in der Askese, im Wachstum des geistlichen Lebens, im Apostolat und in der Mission strebt ihr also dem himmlischen Jerusalem entgegen, nehmt ihr die Kirche der Endzeit vorweg, die GOTT, der die Liebe ist, fest ergriffen hat und Ihn voll Liebe betrachtet. Wie sehr brauchen wir heute dieses Zeugnis! Viele unserer Brüder und Schwestern leben, als ob es kein Jenseits gäbe, ohne sich um ihr ewiges Heil zu kümmern. Die Menschen sind dazu berufen, GOTT zu suchen, Ihn zu kennen und zu lieben; und die Kirche hat die Aufgabe, ihnen in dieser Berufung zu helfen. Wir wissen wohl, dass GOTT über Seine Gaben frei verfügt; die Bekehrung der Menschen ist eine Gnade. Aber wir sind für die Verkündigung des Glaubens verantwortlich, des ganzen Glaubens und der Anforderungen, die er mit sich bringt. Liebe Freunde, ahmen wir den Pfarrer von Ars nach, der so zu GOTT gebetet hat: ‚Gewähre mir die Bekehrung meiner Pfarrgemeinde, und ich bin bereit, für den Rest meines Lebens all das zu erleiden, was Du willst.’ Unter allen Gliedern des Leibes CHRISTI herrscht eine tiefe Solidarität: Es ist nicht möglich, CHRISTUS zu lieben, ohne Seine Brüder und Schwestern zu lieben. Für ihr Heil wollte der hl. Johannes Maria Vianney Priester sein: ‚Die Seelen für den guten GOTT gewinnen’, das war seine Erklärung, als er mit 18 Jahren von seiner Berufung sprach. So wie Paulus schrieb: ‚Möglichst viele gewinnen’ (1 Kor 9,19). Der Generalvikar hatte zu Johannes Maria Vianney gesagt: ‚In dieser Pfarrgemeinde gibt es nicht viel Liebe zu GOTT; Sie werden die Liebe hineinbringen.’ In seiner priesterlichen Leidenschaft war der hl. Pfarrer wie JESUS in der Begegnung mit jedem Sünder barmherzig. Er betonte lieber das Anziehende der Tugend und das Erbarmen GOTTES, vor dessen Angesicht unsere Sünden ‚Sandkörner’ sind. Er hatte Angst, dass die Priester ‚unsensibel’ werden und sich mit der Gleichgültigkeit der Gläubigen abfinden könnten: ‚Wehe euch, Hirten’, ermahnte er, ‚wenn ihr stumm bleibt, während ihr seht, wie GOTT beleidigt wird und die Seelen ins Verderben gehen.’ Liebe Mitbrüder im Priesteramt, bedenkt es an diesem Ort, dem Maria eine so besondere Bedeutung verliehen hat, und schaut auf ihre Berufung als treue Jüngerin ihres Sohnes JESUS…“
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„In unserer Zeit, in der der Glaube an vielen Orten der Erde wie eine Flamme zu verlöschen droht, die nicht genährt wird, ist es wichtiger als alles andere, dass GOTT in dieser Welt gegenwärtig wird und dass den Menschen der Zugang zu GOTT eröffnet wird; nicht zu irgendeinem Gott, sondern zum GOTT, der am Sinai gesprochen hat, zu dem GOTT, dessen Angesicht wir in der Liebe erkennen, die im gekreuzigten und auferstandenen CHRISTUS bis zum Äußersten gegangen ist (vgl. Joh 13,1). Liebe Brüder und Schwestern, betet JESUS CHRISTUS in euren Herzen an (vgl. 1 Petr 3,15)! Habt keine Angst, von GOTT zu sprechen und ohne Scheu die Zeichen des Glaubens zu zeigen, so dass vor den Augen eurer Zeitgenossen das Licht CHRISTI erstrahlt…“
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„Tatsächlich erfordert die Zeit, in der wir leben, eine neue missionarische Stärke der Christen, die dazu berufen sind, einen reifen Laienstand zu bilden, der sich mit der Kirche identifiziert und solidarisch mit der Welt ist, die einen komplexen Umgestaltungsprozess durchläuft. Es bedarf authentischer Zeugen JESU CHRISTI, vor allem in jenen menschlichen Bereichen, in denen das Verschweigen des Glaubens am meisten verbreitet und am größten ist: unter den Politikern, den Intellektuellen und den Medienschaffenden, die eine monokulturelle Sichtweise vertreten und fördern, die die religiöse und kontemplative Dimension des Lebens missachtet. In diesen Bereichen gibt es Gläubige, die sich nicht trauen, ihren Glauben zu bekennen, und so mit dem Säkularismus Hand in Hand gehen, der Barrieren gegen die christliche Inspiration aufrichtet. All jene, die in diesen Bereichen mutig ein kraftvolles katholisches Gedankengut verteidigen, das treu zum Lehramt steht, mögen hingegen, liebe Brüder, auch weiterhin euren Ansporn und euer erhellendes Wort empfangen, damit sie als gläubige Laien die christliche Freiheit leben. Bewahrt in der gegenwärtigen Lage der Welt ohne Maulkorb die prophetische Dimension, denn ‚das Wort GOTTES ist nicht gefesselt’ (2 Tim 2,9)…
Entscheidend ist aber, dass ihr es schafft, allen, die in der Verkündigung des Evangeliums tätig sind, ein echtes, eifriges Streben nach Heiligkeit einzuflößen und ihnen bewusst zu machen, dass das Ergebnis vor allem auf der Einheit mit CHRISTUS und dem Handeln des HL. GEISTES beruht. Denn wenn der katholische Glaube im Empfinden vieler kein gemeinsames Erbe der Gesellschaft mehr darstellt und oft eine Saat zu sein scheint, die von den ‚Göttern’ und Herren dieser Welt bedrängt und verdunkelt wird, dann werden die Herzen nur schwer von bloßen Worten oder moralischen Vorhaltungen berührt werden und noch weniger von allgemein gehaltenen Verweisen auf die christlichen Werte. Der mutige und umfassende Verweis auf die Prinzipien ist grundlegend und unerlässlich; dennoch kommt die bloße Darlegung der Botschaft nicht in der Tiefe des menschlichen Herzens an, berührt seine Freiheit nicht, ändert nicht sein Leben. Das, was fasziniert, ist vor allem die Begegnung mit gläubigen Menschen, die durch ihren Glauben Zeugnis von CHRISTUS ablegen und die anderen zu Seiner Gnade hinführen…“
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„Das Kreuz ist dann etwas viel Größeres und Geheimnisvolleres, als es zunächst erscheint. Es ist in der Tat ein Werkzeug der Folter, des Leidens und der Niederlage, aber gleichzeitig bringt es die völlige Umwandlung, die endgültige Umkehrung dieser Übel zum Ausdruck: Das macht es dann zum ausdrucksstärksten Symbol der Hoffnung, das die Welt je gesehen hatte. Es spricht zu allen, die leiden – zu den Unterdrückten, den Kranken, den Armen, den Ausgestoßenen, den Opfern von Gewalt -, und gibt ihnen Hoffnung, dass GOTT ihr Leiden in Freude verwandeln kann, ihre Einsamkeit in Gemeinschaft, ihren Tod in Leben. Es bringt unbegrenzte Hoffnung in unsere gefallene Welt. Das ist der Grund, warum die Welt das Kreuz braucht. Das Kreuz ist nicht bloß ein persönliches Frömmigkeitssymbol, es ist nicht bloß ein Mitgliedsabzeichen einer bestimmten Gesellschaftsgruppe, noch hat es im weitesten Sinne zu tun mit dem gewaltsamen Aufzwingen einer Weltanschauung oder einer Philosophie. Das Kreuz spricht von Hoffnung, es spricht von Liebe, vom Sieg der Gewaltlosigkeit über die Unterdrückung, es spricht von GOTT, der die Niedrigen erhöht, die Schwachen stärkt, Spaltungen beseitigt und den Hass durch Liebe überwindet. Eine Welt ohne das Kreuz wäre eine Welt ohne Hoffnung, eine Welt, in der Folter und Brutalität ungehindert weitergehen würden, in der die Schwachen ausgenutzt und die Gier das letzte Wort haben würden. Die Unmenschlichkeit unter den Menschen würde sich auf immer schrecklichere Weise zeigen… Mit Recht beschreibt der hl. Andreas von Kreta das Kreuz als ‚das von allem Schönen dem Namen und der Wirklichkeit nach Schönste’, ‚es ist ein Schatz: in dem, durch den und auf den hin uns die ganze Summe des Heils wiederhergestellt und hinterlegt ist’ (Oratio X; PG 97, 1018-1019)…“
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„…dass dem bösen Feind dieses neue
Leuchten
des Priestertums nicht gefallen würde“
„…Der Priester ist nicht einfach ein Amtsträger wie ihn jede Gesellschaft braucht, damit gewisse Funktionen in ihr erfüllt werden können. Er tut vielmehr etwas, das kein Mensch aus sich heraus kann: Er spricht in CHRISTI Namen das Wort der Vergebung für unsere Sünden und ändert so von GOTT her den Zustand unseres Lebens. Er spricht über die Gaben von Brot und Wein die Dankesworte CHRISTI, die Wandlungsworte sind – Ihn selbst, den Auferstandenen, Sein Fleisch und Sein Blut gegenwärtig werden lassen und so die Elemente der Welt verändern: die Welt auf GOTT hin aufreißen und mit Ihm zusammenfügen. So ist Priestertum nicht einfach ‚Amt’, sondern Sakrament: GOTT bedient sich eines armseligen Menschen, um durch ihn für die Menschen da zu sein und zu handeln. Diese Kühnheit GOTTES, der sich Menschen anvertraut, Menschen zutraut, für Ihn zu handeln und da zu sein, obwohl Er unsere Schwächen kennt – die ist das wirklich Große, das sich im Wort Priestertum verbirgt. Dass GOTT uns dies zutraut, dass Er Menschen so in Seinen Dienst ruft und so sich ihnen von innen her verbindet, das wollten wir in diesem Jahr neu bedenken und verstehen. Wir wollten die Freude neu aufleben lassen, dass GOTT uns so nahe ist und die Dankbarkeit dafür, dass Er sich unserer Schwachheit anvertraut. Dass Er uns führt und hält, Tag um Tag. So wollten wir auch jungen Menschen wieder zeigen, dass es diese Berufung, diese Dienstgemeinschaft für GOTT und mit GOTT gibt – ja, dass GOTT auf unser JA wartet. Mit der Kirche wollten wir wieder darauf hinweisen, dass wir GOTT um diese Berufung bitten müssen…
Es war zu erwarten, dass dem bösen Feind dieses neue Leuchten des Priestertums nicht gefallen würde, das er lieber aussterben sehen möchte, damit letztlich GOTT aus der Welt hinausgedrängt wird. So ist es geschehen, dass gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekannt wurden – vor allem der Missbrauch der Kleinen, in dem das Priestertum als Auftrag der Sorge GOTTES um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt. Auch wir bitten GOTT und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen… Wenn das Priesterjahr eine Rühmung unserer eigenen menschlichen Leistung hätte sein sollen, dann wäre es durch diese Vorgänge zerstört worden. Aber es ging uns gerade um das Gegenteil: Das Dankbar-Werden für die Gabe GOTTES, die sich ‚in irdischen Gefäßen’ birgt und die immer wieder durch alle menschliche Schwachheit hindurch Seine Liebe in dieser Welt praktisch werden lässt. So sehen wir das Geschehene als Auftrag zur Reinigung an…
„Dein Stab und dein Stock geben mir Zuversicht’ [Ps 23 (22)]: Der Hirte braucht den Stock gegen die wilden Tiere, die in die Herde einbrechen möchten; gegen die Räuber, die sich ihre Beute suchen. Neben dem Stock steht der Stab, der Halt schenkt und schwierige Passagen zu durchschreiten hilft. Beides gehört auch zum Dienst der Kirche, zum Dienst des Priesters. Auch die Kirche muss den Stock des Hirten gebrauchen, mit dem sie den Glauben schützt gegen die Verfälscher, gegen die Führungen, die Verführungen sind. Gerade der Gebrauch des Stockes kann ein Dienst der Liebe sein. Heute sehen wir es, dass es keine Liebe ist, wenn ein für das priesterliche Leben unwürdiges Verhalten geduldet wird. So ist es auch nicht Liebe, wenn man die Irrlehre, die Entstellung und Auflösung des Glaubens wuchern lässt, als ob wir den Glauben selbst erfänden. Als ob er nicht mehr GOTTES Geschenk, die kostbare Perle wäre, die wir uns nicht nehmen lassen. Zugleich freilich muss der Stock immer wieder Stab des Hirten werden, der den Menschen hilft, auf schwierigen Wegen gehen zu können und dem HERRN nachzufolgen…“
Predigt in der hl. Messe zum
Abschluss des Priesterjahres
am Herz-JESU-Fest, 11.6.2010
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„Sie sprechen ein sehr schwieriges und schmerzhaftes Problem an. Es gibt wirklich eine Theologie, die vor allem akademisch sein, wissenschaftlich erscheinen will und dabei die lebensnotwendige Wirklichkeit vergisst, die Gegenwart GOTTES, Seine Gegenwart unter uns, Sein Sprechen heute, nicht nur in der Vergangenheit. Schon Bonaventura hat zu seiner Zeit zwei Formen von Theologie unterschieden. Er hat gesagt: ‚Es gibt eine Theologie, die aus der Arroganz der Vernunft stammt, die alles beherrschen will, die GOTT vom Subjekt zum Objekt macht, das wir studieren, während Er das Subjekt sein müsste, das zu uns spricht und uns führt.’ Es gibt wirklich diesen Missbrauch der Theologie, der Arroganz der Vernunft ist und den Glauben nicht nährt, sondern die Gegenwart GOTTES in der Welt verdunkelt. Dann gibt es eine Theologie, die eine größere Kenntnis anstrebt aus Liebe zum Geliebten, … sie will den Geliebten besser kennenlernen. Und das ist die wahre Theologie…
Es gibt Missbräuche, das wissen wir, aber in allen Teilen der Welt gibt es viele Theologen, die wirklich vom Wort GOTTES leben… Und den Theologen im Allgemeinen möchte ich sagen: ‚Habt keine Angst vor diesem Phantom der Wissenschaftlichkeit!’ Ich verfolge die Theologie seit 1946: Ich habe im Januar 1946 begonnen, Theologie zu studieren und habe daher fast drei Generationen von Theologen erlebt, und ich kann sagen: Die Thesen, die zu jener Zeit und dann in den 60er und 80er Jahren ganz neu waren, absolut wissenschaftlich, fast absolut dogmatisch, sie sind in der Zwischenzeit veraltet und gelten nicht mehr! Viele von ihnen erscheinen fast lächerlich. Das heißt, den Mut haben, der scheinbaren Wissenschaftlichkeit Widerstand zu leisten, sich nicht allen Thesen des Augenblicks unterwerfen, sondern wirklich ausgehend vom großen Glauben der Kirche zu denken, der zu allen Zeiten gegenwärtig ist und uns den Zugang zur Wahrheit öffnet. Vor allem auch nicht zu denken, dass die positivistische Vernunft, die die Transzendenz ausschließt – die unzugänglich ist –, die wahre Vernunft ist! Diese schwache Vernunft, die nur das Erfahrbare zeigt, ist in Wirklichkeit eine unzureichende Vernunft. Wir Theologen müssen die umfassende Vernunft gebrauchen, die für die Größe GOTTES offen ist… Es gibt keine Mehrheit gegen die Mehrheit der Heiligen: Die wahre Mehrheit sind die Heiligen in der Kirche, und an den Heiligen müssen wir uns orientieren!… Haben wir Vertrauen in dieses bleibende Lehramt der Gemeinschaft der Bischöfe mit dem Papst… Die Ausbildung ist sehr wichtig. Aber wir müssen auch kritisch sein: das Kriterium des Glaubens ist das Kriterium, nach dem auch die Theologen und die Theologien zu beurteilen sind. Papst Johannes Paul II. hat uns mit dem Katechismus der Katholischen Kirche ein absolut sicheres Kriterium geschenkt: hier finden wir die Zusammenfassung unseres Glaubens…“
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Das Ärgernis des Zölibats: das endgültige „Ja“
„…Das Zentrum unseres Lebens muss wirklich die tägliche Eucharistiefeier sein… CHRISTUS zieht uns in sich hinein und erlaubt uns die Vereinigung mit Ihm… so… verwirklicht Er das Andauern, die Einzigartigkeit Seines Priestertums; so ist Er wahrhaft immer der einzige Priester, und dennoch sehr gegenwärtig in der Welt… Es ist wichtig, dass wir uns immer von Neuem von dieser Identifikation des ‚Ichs’ CHRISTI mit uns durchdringen lassen, von diesem ‚Hinausgezogen werden’ in die Welt der Auferstehung. In dieser Hinsicht ist der Zölibat eine Vorwegnahme. Wir übersteigen diese Zeit und gehen weiter, und so ‚ziehen’ wir uns selbst und unsere Zeit auf die Welt der Auferstehung hin, auf die Neuheit CHRISTI, das neue und wahre Leben zu. Das heißt, der Zölibat ist eine Vorwegnahme, die möglich wird durch die Gnade des HERRN, der uns zu sich ‚zieht’, zur Welt der Auferstehung hin; Er lädt uns immer von Neuem ein, uns selbst zu übersteigen, diese Gegenwart, hin auf die wahre Gegenwart der Zukunft, die heute Gegenwart wird. Und hier sind wir bei einem sehr wichtigen Punkt angelangt. Ein großes Problem des Christentums der heutigen Welt ist, dass man nicht mehr an die Zukunft GOTTES denkt: die bloße Gegenwart dieser Welt scheint ausreichend zu sein. Wir wollen nur diese Welt haben, nur in dieser Welt leben. So schließen wir die Tür für die wahre Größe unseres Lebens. Der Sinn des Zölibats als Vorwegnahme der Zukunft ist gerade das Öffnen dieser Türen, die Welt größer werden zu lassen, die Wirklichkeit der Zukunft zu zeigen, die von uns schon jetzt als Gegenwart gelebt werden muss. So leben wir im Zeugnis des Glaubens: Wir glauben wirklich, dass es GOTT gibt, dass GOTT in meinem Leben eine Rolle spielt, dass ich mein Leben auf CHRISTUS bauen kann, auf das zukünftige Leben.
Und jetzt erkennen wir die weltliche Kritik, von der Sie gesprochen haben. Es ist wahr, dass für die agnostische Welt, die Welt, in der GOTT keine Rolle spielt, der Zölibat etwas ist, das großen Anstoß erregt, weil gerade er zeigt, dass GOTT als Wirklichkeit betrachtet und erlebt wird. Mit dem eschatologischen Leben des Zölibats tritt die zukünftige Welt GOTTES in die Wirklichkeiten unserer Zeit. Und das soll beseitigt werden! In gewisser Hinsicht mag diese beständige Kritik am Zölibat überraschen, in einer Zeit, in der es immer mehr Mode wird, nicht zu heiraten. Aber dieses Nicht-Heiraten ist etwas vollständig und grundlegend Anderes als der Zölibat, denn das Nicht-Heiraten ist auf den Willen gegründet, nur für sich selbst zu leben, keine endgültige Bindung zu akzeptieren, das Leben zu jedem Zeitpunkt in vollkommener Autonomie zu leben, jeden Augenblick zu entscheiden, was zu tun ist, was man vom Leben nimmt; es ist daher ein ‚Nein’ zur Bindung, ein ‚Nein’ zur Endgültigkeit, es bedeutet, das Leben nur für sich allein zu haben. Der Zölibat dagegen ist genau das Gegenteil: er ist ein endgültiges ‚Ja’, ein sich von den Händen GOTTES Ergreifen-lassen, ein sich in die Hände GOTTES, in sein ‚Ich’ Hineinlegen, das heißt es ist ein Akt der Treue und des Vertrauens, ein Akt, der auch Voraussetzung ist für die Treue in der Ehe. Es ist genau das Gegenteil dieses ‚Nein’, dieser Autonomie, die sich nicht verpflichten will, die keine Bindung eingehen will. Es ist das endgültige ‚Ja’, das das endgültige ‚Ja’ der Ehe voraussetzt und bestätigt. Und diese Ehe ist die biblische Form, die natürliche Form des Mann- und Frau-Seins, die Grundlage der großen christlichen Kultur und großen Kulturen der Welt. Und wenn das verschwindet, wird die Wurzel unserer Kultur zerstört. Deshalb bestätigt der Zölibat das ‚Ja’ der Ehe mit seinem ‚Ja’ zur zukünftigen Welt, und so wollen wir weitergehen und diesen Anstoß eines Glaubens gegenwärtig machen, der sein ganzes Leben auf GOTT setzt. Wir wissen, dass es neben diesem großen Ärgernis, das die Welt nicht sehen will, die zweitrangigen Skandale unserer Unzulänglichkeiten, unserer Sünden gibt, die das große Ärgernis verdunkeln und denken lassen: ‚Aber sie gründen ihr Leben nicht wirklich auf GOTT!’ Aber es gibt sehr viel Treue. Der Zölibat, das zeigt gerade die Kritik, ist ein großes Zeichen des Glaubens, der Gegenwart GOTTES in der Welt. Bitten wir den HERRN, dass Er uns hilft, uns von den zweitrangigen Skandalen zu befreien, dass Er das große ‚Ärgernis’ unseres Glaubens gegenwärtig macht: das Vertrauen, die Kraft unseres Lebens, das auf GOTT und JESUS CHRISTUS gegründet ist!“
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Sprachrohr des Stellvertreters CHRISTI
„Ich möchte kurz bei dem Begriff der ‚Vertretung’ verweilen. Nicht selten wird er heutzutage nur partiell verstanden: man neigt dazu, ihn mit etwas rein Äußerlichem, Formellem und wenig Persönlichem zu assoziieren. Der Repräsentationsdienst, auf den ihr euch vorbereitet, ist dagegen etwa viel Tieferes, weil er Teilnahme an der ‚sollicitudo omnium ecclesiarum’ ist, der den Dienst des römischen Papstes auszeichnet. Aus diesem Grund ist es eine ausgesprochen persönliche Wirklichkeit… (und) impliziert… die Notwendigkeit, im persönlichen priesterlichen Leben einige Dimensionen anzunehmen und zu pflegen…
Vor allem geht es darum, eine volle innere Zustimmung und Treue zur Person des Papstes, zu seinem Lehramt und seinem universalen Dienst zu pflegen… Zweitens: als Lebensstil und tägliche Priorität eine aufmerksame Sorge – eine wahre ‚Leidenschaft’ – für die kirchliche Gemeinschaft zu pflegen. Den Papst zu vertreten bedeutet außerdem, die Fähigkeit zu haben, eine feste ‚Brücke’, ein zuverlässiger Kommunikationskanal zwischen den Teilkirchen und dem Apostolischen Stuhl zu sein: einerseits dadurch, dass er dem Papst und seinen Mitarbeitern eine objektive, korrekte und vertiefte Sichtweise auf die kirchliche und soziale Realität, in der er lebt, übermittelt; andererseits dadurch, dass er sich einsetzt für die Übermittlung der Normen, Weisungen, Orientierungen, die vom Hl. Stuhl ausgehen, und zwar nicht in bürokratischer Weise, sondern mit einer tiefen Liebe zur Kirche und mit Hilfe des persönlichen Vertrauens, das er geduldig aufgebaut hat…
(So)… wird der päpstliche Vertreter… wahrhaft ein Zeichen der Gegenwart und der Liebe des Papstes… Bei genauem Hinsehen handelt es sich um einen echten priesterlichen Dienst. Er ist gekennzeichnet von einer naheliegenden Analogie zur Stellvertretung CHRISTI, die für den Priester charakteristisch ist und die als solche eine wesensmäßige Opferdimension besitzt. Genau hierin hat auch der besondere Stil des Dienstes der Vertretung seinen Ursprung, den ihr bei den staatlichen Obrigkeiten oder Internationalen Organisationen auszuüben berufen seid. Denn auch in diesen Bereichen werden Gestalt und Auftreten des Nuntius, des Apostolischen Delegaten, des Ständigen Beobachters nicht nur vom Umfeld bestimmt, in dem er handelt, sondern zuerst und vor allem von dem, den sie zu vertreten berufen sind… Sprachrohr des Stellvertreters CHRISTI zu werden kann sehr anspruchsvoll, bisweilen äußerst fordernd sein, aber es wird nie demütigend oder entpersönlichend sein. Es wird dagegen eine echte Art und Weise, die eigene priesterliche Berufung zu verwirklichen…“
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„Heute möchte ich fortfahren, den hl. Thomas von Aquin vorzustellen, einen Theologen von derartigem Wert, dass das Studium seines Denkens ausdrücklich vom II. Vatikanischen Konzil in zwei Dokumenten empfohlen worden ist… Im Übrigen hat Papst Leo XIII., der ihn sehr schätzte und die thomistischen Studien förderte, den hl. Thomas bereits 1880 zum Schutzpatron der kath. Schulen und Universitäten erklärt…
Die Beziehung zwischen Philosophie und Theologie, zwischen Glauben und Vernunft musste neu bedacht werden… Die vordringliche Frage war folgende: Sind die Welt der Rationalität, die ohne CHRISTUS gedachte Philosophie und die Welt des Glaubens miteinander vereinbar?… Der hl. Thomas war fest davon überzeugt, dass sie miteinander vereinbar seien – ja, dass die ohne die Kenntnis CHRISTI erarbeitete Philosophie gleichsam das Licht CHRISTI erwartete, um vollständig zu sein… Der Beweis dieser Unabhängigkeit zwischen Philosophie und Theologie und gleichzeitig ihrer gegenseitigen Bezogenheit war die historische Sendung des großen Meisters. Und so versteht man, warum Leo XIII. im 19. Jahrhundert, als die Unvereinbarkeit von moderner Vernunft und Glauben nachdrücklich behauptet wurde, auf den hl. Thomas als eine Leitfigur im Dialog zwischen den beiden verwies… Der Glaube festigt, ergänzt und erleuchtet das Erbe der Wahrheit, das die menschliche Vernunft erwirbt. Das Vertrauen, das der hl. Thomas in diese beiden Werkzeuge der Erkenntnis – Glaube und Vernunft – legt, kann auf die Überzeugung zurückgeführt werden, dass beide der einen Quelle der Wahrheit entspringen, dem GÖTTlichen ‚Logos’, der sowohl im Bereich der Schöpfung als auch in dem der Erlösung wirkt. Mit der Übereinstimmung von Glauben und Vernunft muss man andererseits zugleich erkennen, dass sie sich unterschiedlicher erkenntnismäßiger Vorgehensweisen bedienen. Die Vernunft nimmt eine Wahrheit kraft ihrer inneren, mittelbaren oder unmittelbaren Offensichtlichkeit an; der Glaube dagegen übernimmt eine Wahrheit aufgrund der Autorität des Wortes GOTTES, der sich offenbart… Diese Unterscheidung gewährleistet die Unabhängigkeit sowohl der Humanwissenschaften als auch der theologischen Wissenschaften. Sie kommt jedoch nicht einer Trennung gleich, sondern schließt vielmehr eine gegenseitige und vorteilhafte Zusammenarbeit ein. Der Glaube nämlich schützt die Vernunft vor jeglicher Versuchung des mangelnden Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten; er spornt sie an, sich immer weiteren Horizonten zu öffnen; er hält in ihr die Suche nach den Grundlagen lebendig; und wenn die Vernunft selbst auf die übernatürliche Sphäre der Beziehung zwischen GOTT und dem Menschen angewandt wird, bereichert er ihre Tätigkeit. Dem hl. Thomas zufolge kann zum Beispiel die menschliche Vernunft ohne Weiteres zur Bejahung der Existenz eines einzigen GOTTES gelangen, aber nur der Glaube, der die GÖTTliche Offenbarung annimmt, ist in der Lage, aus dem Geheimnis der Liebe des einen und dreifaltigen GOTTES zu schöpfen.
Andererseits hilft nicht nur der Glaube der Vernunft. Auch die Vernunft kann mit ihren Mitteln etwas Wichtiges für den Glauben tun und ihm einen dreifachen Dienst leisten, den der hl. Thomas im Vorwort seines Kommentars zu De Trinitate des Boethius zusammenfasst: ‚Die Grundlagen des Glaubens aufzeigen; durch Vergleiche die Wahrheit des Glaubens erklären; die Einwände, die sich gegen den Glauben erheben, zurückweisen’ (q.2, a.2)…
(Die) grundlegende Übereinstimmung zwischen der menschlichen Vernunft und dem christlichen Glauben wird in einem weiteren Grundprinzip des Denkens des Aquinaten ersichtlich: Die GÖTTliche Gnade hebt die menschliche Natur nicht auf, sondern setzt sie voraus und bringt sie zur Vollendung. Auch nach dem Sündenfall ist letztere nämlich nicht vollkommen verdorben, sondern verwundet und geschwächt. Die von GOTT geschenkte und duch das Geheimnis des fleischgewordenen WORTES mitgeteilte Gnade ist ein absolut unentgeltliches Geschenk, das die Natur heilt und stärkt und ihr hilft, dem Verlangen nachzugehen, das im Herzen eines jeden Mannes und einer jeden Frau vorhanden ist: der Glückseligkeit. Alle Fähigkeiten des menschlichen Seins werden durch die GÖTTliche Gnade gereinigt, verwandelt und erhoben.
Eine wichtige Anwendung dieser Beziehung zwischen Natur und Gnade wird in der Moraltheologie des hl. Thomas von Aquin ersichtlich, die sich als sehr zeitgemäß erweist: In den Mittelpunkt seiner Lehre auf diesem Gebiet stellt er das neue Gesetz, das Gesetz des HL. GEISTES… So macht er deutlich, dass jeder Christ die hohen Ziele der ‚Bergpredigt’ erreichen kann, wenn er in einer wahren Beziehung des Glaubens an CHRISTUS lebt, wenn er sich dem Wirken des HL. GEISTES öffnet. Der Aquinate fügt jedoch hinzu: ‚Auch wenn die Gnade wirksamer ist als die Natur, so ist dennoch die Natur wesentlicher für den Menschen’ (Summa theologiae, I-II, q.94, a.6, ad 2). Es gibt daher in der christlichen Perspektive der Moral einen Platz für die Vernunft, die fähig ist, das natürliche Sittengesetz zu erkennen… Sowohl die theologalen als auch die sittlichen Tugenden des Menschen sind in der menschlichen Natur verwurzelt. Die GÖTTliche Gnade begleitet, stützt und drängt das ethische Bemühen, aber an sich sind dem hl. Thomas zufolge alle Menschen, Gläubige und Nichtgläubige, aufgerufen, die Erfordernisse der menschlichen Natur, die im Naturrecht zum Ausdruck kommen, zu erkennen und sich an diesem bei der Formulierung der positiven Gesetze auszurichten, also der Gesetze, die von den zivilen und politischen Autoritäten erlassen werden, um das menschliche Zusammenleben zu regeln. Wenn das Naturrecht und die Verantwortung, die es mit sich bringt, geleugnet werden, öffnet sich dramatisch der Weg zum ethischen Relativismus auf individueller Ebene und zum Totalitarismus des Staates auf politischer Ebene. Die Verteidigung der universalen Rechte des Menschen und die Bejahung des absoluten Wertes der Würde der Person erfordern eine Grundlage…“
2. Soziale Themen
Recht der Kirche, sich öffentlich zu äußern
„…dass zu deren [der menschlichen Existenz] Schutz ein echter sozialer Zusammenhalt notwendig ist, in dem die legitimen Meinungsunterschiede ihren Platz haben. Er basiert auf der Überzeugung, dass das menschliche Leben und die Menschenwürde ein wertvolles Gut darstellen, das verteidigt und mit Entschiedenheit gefördert werden muss, indem man sich auf das Naturrecht stützt. Seit langer Zeit ist die Kirche ein Teil der Geschichte und des sozialen Gefüges Ihrer Nation… So stellt sich die Kirche gerne in den Dienst aller Glieder der belgischen Gesellschaft. Jedoch scheint es angebracht zu unterstreichen, dass die Kirche als Institution ein Recht besitzt, sich öffentlich zu äußern. Sie teilt dieses Recht mit allen Individuen und Institutionen, um ihre Meinung in Bezug auf Fragen von allgemeinem Interesse zum Ausdruck zu bringen. Die Kirche achtet die Freiheit aller, anders zu denken als sie selbst; sie möchte auch, dass ihre eigene Meinungsfreiheit geachtet wird. Die Kirche ist Hüterin einer Lehre, einer religiösen Botschaft, die sie von JESUS CHRISTUS empfangen hat. Man kann sie mit den folgenden Worten aus der Hl. Schrift zusammenfassen: ‚GOTT ist Liebe’ (1 Joh 4,16), und sie strahlt ihr Licht auf den Sinn des persönlichen, familiären und sozialen Lebens des Menschen aus. Die Kirche, die das Gemeinwohl im Auge hat, fordert für sich nichts anderes, als die Freiheit, diese Botschaft unter Achtung der Gewissenfreiheit zu verkünden, ohne sich irgendjemandem aufzudrängen.
Diese kirchliche Lehre war es, aus der Joseph de Veuster lebte und durch die er zu dem geworden ist, den man heute den ‚hl. Damian’ nennt. Die außergewöhnliche Bestimmung dieses Menschen zeigt, wie sehr das Evangelium Quelle einer Ethik ist, die freundschaftlich an der Seite des Menschen steht, vor allem wenn er in Not ist oder abgelehnt wird…“
Audienz für den neuen Botschafter Belgiens, 24.4.2010
3. Ehe, Familie und Erziehung, Lebensrecht und Bioethik
Anerkennung der menschlichen Würde
gründet im Gesetz des Schöpfers
„Die Fragen der Bioethik stellen häufig den Hinweis auf die Würde der menschlichen Person in den Vordergrund, ein grundlegendes Prinzip, das der Glaube an JESUS CHRISTUS, den Gekreuzigten und Auferstandenen, immer verteidigt hat, vor allem wenn es gegenüber den geringsten und schutzlosesten Personen missachtet wird: GOTT liebt jeden Menschen einzigartig und zutiefst… Die Anerkennung der menschlichen Würde als unveräußerliches Recht hat nämlich ihre erste Grundlage in jenem Gesetz, das nicht von Menschenhand niedergeschrieben, sondern vom SchöpferGOTT dem Menschen ins Herz eingeschrieben wurde, ein Gesetz, das von jeder Rechtsordnung als unverletzlich anzuerkennen ist und die jeder einzelne zu respektieren und zu fördern verpflichtet ist. Ohne das begründende Prinzip der Menschenwürde wäre es schwierig, eine Quelle für die Rechte der menschlichen Person zu finden, und unmöglich, zu einem ethischen Urteil über die Errungenschaften der Wissenschaft zu gelangen, die direkt in das menschliche Leben eingreifen. Es ist daher notwendig, standhaft zu wiederholen, dass es kein Verständnis der Menschenwürde gibt, das nur an äußere Elemente gebunden ist, wie den Fortschritt der Wissenschaft, die stufenweise Entwicklung des menschlichen Lebens oder das oberflächliche Mitleid in Grenzsituationen. Wenn man Respekt für die Würde der menschlichen Person fordert, geht es grundlegend um den vollen, vollständigen und uneingeschränkten Respekt, nämlich zu erkennen, dass man es immer mit einem Menschenleben zu tun hat…“
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Dem Erziehungsnotstand begegnen
„…(Ihr) habt entschieden, die ‚Erziehung’ als bestimmendes Thema für die kommenden zehn Jahre zu wählen… Und es scheint mir notwendig zu sein, bis an die tiefen Wurzeln dieses Notstandes zu gehen, um angemessene Antworten auf diese Herausforderung zu finden. Ich sehe vor allem zwei Wurzeln. Ein wesentlicher Grund ist, so scheint mir, ein falscher Begriff von der Freiheit des Menschen: Der Mensch soll sich nur aus sich selbst entwickeln, ohne die Auferlegung von Geboten durch andere, die zwar seine Selbstentwicklung fördern, aber in diese Entwicklung nicht eingreifen können. In Wirklichkeit ist für die menschliche Person die Tatsache grundlegend, dass sie nur durch den anderen sie selbst wird, das ‚Ich’ findet sich selbst nur vom ‚Du’ und vom ‚Ihr’ her, es ist für den Dialog geschaffen… Daher ist die sog. antiautoritäre Erziehung keine Erziehung, sondern der Verzicht auf Erziehung: so wird das, was wir den anderen als Gabe schulden, nicht weitergegeben… Man muss die falsche Vorstellung von der Autonomie des Menschen überwinden, als die eines ‚Ich’, das in sich selbst vollständig da ist, während es dagegen auch in der gemeinsamen Begegnung mit dem ‚Du’ und dem ‚Wir’ ‚Ich selbst wird’. – Die zweite Wurzel des Erziehungsnotstandes sehe ich in Skeptizismus und Relativismus, oder einfacher und klarer ausgedrückt in den beiden Quellen, die dem Weg des Menschen Orientierung geben. Die erste Quelle sollte die Natur sein, die zweite Quelle die Offenbarung. Aber heute wird die Natur als ein rein mechanischer Sachverhalt betrachtet, der an sich überhaupt kein moralisches Gebot enthält, keine Werte, die Orientierung geben… Die Offenbarung wird entweder als ein Augenblick der historischen Entwicklung betrachtet und daher als relativ wie die gesamte historische und kulturelle Entwicklung. Oder man sagt, dass es vielleicht eine Offenbarung gegeben haben mag, aber diese habe keine objektiven Inhalte, sondern enthalte nur subjektive Entscheidungsgründe. Und wenn diese beiden Quellen, die Natur und die Offenbarung, schweigen, dann bleibt auch die dritte Quelle, die Geschichte, stumm, weil auch die Geschichte nur noch eine Ansammlung von kulturellen Entscheidungen wird, die zufällig, willkürlich getroffen werden und für Gegenwart und Zukunft keine Gültigkeit haben. Es ist also grundlegend, einen wahren Begriff von der Natur wiederzufinden als Schöpfung GOTTES, die zu uns spricht; der Schöpfer spricht durch das Buch der Schöpfung zu uns und zeigt uns die wahren Werte. Und so müssen wir auch einen wahren Begriff von der Offenbarung wiederfinden: Wir müssen erkennen, dass das Buch der Schöpfung, in dem uns GOTT die grundlegende Orientierung gibt, in der Offenbarung entschlüsselt sowie in der kulturellen und religiösen Geschichte umgesetzt und angeeignet wird, nicht ohne Irrtümer, aber im Kern in gültiger Weise, die immer neu zu entwickeln und zu läutern ist…
Erziehen war nie einfach, aber wir dürfen nicht aufgeben: wir würden den Auftrag sonst nicht erfüllen, den der HERR selbst uns anvertraut hat, als Er uns dazu berief, mit Liebe Seine Herde zu weiden. Wecken wir vielmehr in unseren Gemeinschaften wieder jene erzieherische Leidenschaft, die eine Leidenschaft des ‚Ich’ für das ‚Du’, das ‚Wir’, für GOTT ist und die nicht auf eine Didaktik hinausläuft, auf eine Gesamtheit von Techniken und nicht einmal auf die Weitergabe von trockenen Prinzipien. Erziehen bedeutet, die jungen Generationen zu formen, damit sie in Beziehung zur Welt zu treten wissen, gestützt auf eine bedeutungsvolle Erinnerung, die nicht zufällig geschieht, sondern von der Sprache GOTTES bereichert wird, die wir in der Natur und in der Offenbarung finden, sowie von einem inneren geteilten Erbe, von der wahren Weisheit, die das transzendentale Ziel des Lebens erkennt und so den Gedanken, Gefühlen und dem Urteil Orientierung gibt… Die Weitergabe des Glaubens ist ein unaufgebbarer Teil der ganzheitlichen Bildung der Person, denn in JESUS CHRISTUS verwirklicht sich der Plan eines gelungenen Lebens…
Die Erziehung und Bildung der jungen Generationen muss in der Tat allen Menschen guten Willens am Herzen liegen und ist eine Anfrage an die Fähigkeit der gesamten Gesellschaft, vertrauenswürdige Bezugspunkte für die harmonische Entwicklung der Personen zuzusichern…“
Ansprache an die Ital. Bischofskonferenz, 27.5.2010
4. Heilige
„…Auch der hl. Bonaventura anerkennt die Kirchenväter als immerwährende Meister, aber das Phänomen des hl. Franziskus gibt ihm die Gewissheit, dass der Reichtum des Wortes GOTTES unerschöpflich ist und dass auch in den neuen Generationen neue Geistesgrößen zutage treten können. Die Einzigartigkeit CHRISTI gewährleistet auch Neuheit und Erneuerung in allen Zeitaltern der Geschichte. Gewiss, der Franziskanerorden – so unterstreicht der hl. Bonaventura – gehört zur Kirche JESU CHRISTI, zur apostolischen Kirche und kann sich nicht in einem utopischen Spiritualismus aufbauen. Gleichzeitig aber gilt die Neuheit dieses Ordens gegenüber dem klassischen Mönchtum, und der hl. Bonaventura hat… diese Neuheit gegen die Angriffe des Weltklerus von Paris verteidigt: Die Franziskaner haben kein festes Kloster, sie können überall zugegen sein, um das Evangelium zu verkündigen. Gerade der Bruch mit der für das Mönchtum charakteristischen Stabilität zugunsten einer neuen Flexibilität gab der Kirche die missionarische Dynamik zurück. An diesem Punkt ist es vielleicht nützlich zu sagen, dass es auch heute Anschauungen gibt, nach denen die ganze Geschichte der Kirche im 2. Jahrtausend ein ständiger Niedergang gewesen sei; einige sehen den Niedergang schon sofort nach dem Neuen Testament. In Wirklichkeit… gehen die Werke CHRISTI nicht zurück, sondern schreiten voran. Was wäre die Kirche ohne die neue Spiritualität der Zisterzienser, der Franziskaner und Dominikaner, ohne die Spiritualität der hl. Teresa von Avila und des hl. Johannes vom Kreuz, und so weiter?… Der hl. Bonaventura lehrt uns das Zusammengehen der notwendigen, auch strengen Unterscheidung des nüchternen Realismus und der Öffnung für neue Charismen, die von CHRISTUS Seiner Kirche im HL. GEIST geschenkt werden. Und während sich diese Vorstellung vom Niedergang wiederholt, gibt es auch die andere Vorstellung, nämlich diesen ‚spiritualistischen Utopismus’, der sich wiederholt. Wir wissen in der Tat, wie einige nach dem 2. Vatikanischen Konzil davon überzeugt waren, dass alles neu wäre, dass es da eine andere Kirche gäbe, dass die vorkonziliare Kirche zu Ende wäre und wir eine andere, eine völlig ‚andere’ Kirche haben würden. Ein anarchischer Utopismus! Und GOTT sei Dank haben die weisen Steuermänner des Schiffes Petri, Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II., einerseits die Neuheit des Konzils und andererseits gleichzeitig die Einzigkeit und Kontinuität der Kirche verteidigt, die immer Kirche der Sünder und immer Ort der Gnade ist…“
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„…Priester und Ordensleute bedürfen in ihrem Leben im Zölibat und in der geweihten Jungfräulichkeit ständiger Unterstützung. Belehrt sie durch euer eigenes Beispiel über die Schönheit dieser Lebensform, der geistlichen Vater- und Mutterschaft, durch die sie die Liebe der Gläubigen zum Schöpfer und Spender aller guten Gaben bereichern und vertiefen können. Ebenso sind eure Katecheten ein großer Reichtum. Achtet weiterhin auf ihre Bedürfnisse und ihre Ausbildung und stellt ihnen zu ihrer Ermutigung das Beispiel von Märtyrern, wie des sel. Daudi Okello und des sel. Jildo Irwa, vor Augen… In den heiligen ugandischen Märtyrern habt ihr und euer Volk Vorbilder großen Mutes und Ausdauer im Leiden. Zählt auf ihr Gebet und bemüht euch stets, ihres Vermächtnisses würdig zu sein…“
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„…Auf den ersten Blick erscheint die Antwort des HERRN sehr trocken. Im Großen und Ganzen sagt Er: Beachte die Gebote (vgl. Mk 10,17). Aber wenn wir tief darüber nachdenken, wenn wir dem HERRN gut zuhören, im ganzen Evangelium, entdecken wir dahinter die große Weisheit JESU…
Und gerade indem ich nicht mich selbst suche, sondern mich den großen und wahren Dingen hingebe, finde ich das wahre Leben… Meine Berufung zu finden und sie an jedem Ort zu leben, ist wichtig und grundlegend, ob ich nun ein großer Wissenschaftler oder ein Bauer bin. Alles ist wichtig in den Augen GOTTES: Es ist schön, wenn es bis ins Letzte gelebt wird mit jener Liebe, die wirklich die Welt erlöst. Am Ende möchte ich eine kleine Geschichte erzählen von der hl. Giuseppa Bakhita, dieser jungen afrikanischen Heiligen, die in Italien GOTT und CHRISTUS gefunden hat und die mich stets sehr beeindruckt. Sie war Ordensschwester in einem italienischen Konvent. Eines Tages besucht der Ortsbischof das Kloster, sieht diese kleine schwarze Schwester, von der er nichts gewusst zu haben scheint, und sagt: ‚Schwester, was tun Sie hier?’ Und Bakhita antwortet: ‚Dasselbe wie sie, Exzellenz’. Sichtlich irritiert sagt der Bischof: ‚Aber Schwester, inwiefern tun Sie dasselbe wie ich?’. ‚Ja’, sagt die Schwester, ‚wir wollen beide den Willen GOTTES tun, nicht wahr?’ Letztendlich ist das der wesentliche Punkt: mit Hilfe der Kirche, des Wortes GOTTES und der Freunde den Willen GOTTES erkennen, sowohl in seinen großen Grundzügen, die für alle Menschen gelten, als auch in den konkreten Umständen meines persönlichen Lebens. So wird das Leben vielleicht nicht zu einfach, aber schön und glücklich. Bitten wir den HERRN, dass Er uns stets helfen möge, Seinen Willen zu finden und ihm mit Freude zu folgen.“
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„Unsere erste Lesung… ist eine Erzählung… vom Schiffbruch des hl. Paulus vor der Küste von Malta und von seiner herzlichen Aufnahme durch die Menschen dieser Inseln. Beachtet dabei, wie die Schiffsbesatzung, um zu überleben, gezwungen war, die Ladung, die Schiffsausrüstung und sogar den Weizen über Bord zu werfen, der ihre einzige Nahrung war. Paulus hatte sie gedrängt, ihr Vertrauen allein auf GOTT zu setzen, während das Schiff von den Wellen hin und her geworfen wurde. Auch wir müssen unser Vertrauen allein auf Ihn setzen. Wir sind versucht zu denken, dass die heutige fortgeschrittene Technik all unseren Bedürfnissen entsprechen und uns aus allen Bedrohungen und Gefahren retten kann. Aber so ist es nicht. In jedem Moment unseres Lebens sind wir ganz und gar abhängig von GOTT, in dem wir leben, uns bewegen und sind. Nur Er kann uns vor Schaden bewahren, nur Er kann uns in einen sicheren Hafen bringen, wie Er es für Paulus und seine Begleiter getan hat, die an die Küste Maltas getrieben wurden. Sie taten das, wozu Paulus sie gedrängt hatte, und so kam es, ‚dass alle ans Land gerettet wurden’ (Apg 27,44). Mehr als alle Ladung, die wir bei uns tragen können – im Sinn unserer menschlichen Leistungen, unseres Besitzes, unserer Technik -, ist es unsere Beziehung zum HERRN, die den Schlüssel zu unserem Glück und zu unserer menschlichen Erfüllung liefert…“
Predigt bei der Hl. Messe in Floriana, Malta, 18.4.2010
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Geistliche Berufungen
„Die wichtigste Form des Zeugnisses, um Berufungen zu wecken, ist das Gebet, wie uns das Beispiel der hl. Monika zeigt, die demütig und eindringlich zu GOTT flehte und auf diese Weise die Gnade erlangte zu sehen, dass ihr Sohn Augustinus CHRIST wurde. Er selbst schreibt hierzu: ‚Ohne Zweifel glaube und behaupte ich, dass GOTT mir aufgrund ihrer Gebete den Geist gewährt hat, nichts anderes dem Erreichen der Wahrheit voranzustellen, nichts anderes zu wollen, nichts Anderes zu denken, nichts anderes zu lieben als nur dies’ (De ordine II, 20,52, CCL 29,136). Daher lade ich die Eltern ein, dafür zu beten, dass das Herz der Kinder für das Hören auf den Guten Hirten offen werde, und dass jeder noch so kleine Keim der Berufung… zu einem kräftigen Baum werde, reich an Früchten zum Wohl der Kirche und der gesamten Menschheit…“
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„Es ist mir heute Abend ein besonderes Anliegen, euch einen jungen Mann aus eurer Stadt als Vorbild aufzuzeigen: den sel. Piergiorgio Frassati, dessen Seligsprechung sich dieses Jahr zum 20. Mal jährt. Sein Leben war ganz von der Gnade und Liebe GOTTES erfüllt, und er gab es gelassen und freudig hin im leidenschaftlichen Dienst an CHRISTUS und den Nächsten. Er war ein Jugendlicher wie ihr, der mit großem Eifer aus seiner christlichen Formung heraus lebte und ein einfaches und überzeugendes Glaubenszeugnis gab. Ein junger Mann, der von der Schönheit des Evangeliums der Seligpreisungen fasziniert war und tiefe Freude daran hatte, CHRISTUS zum Freund zu haben, Ihm nachzufolgen und sich als lebendiges Glied der Kirche zu fühlen. Liebe Jugendliche, habt den Mut, euch für das Wesentliche im Leben zu entscheiden! ‚Wahrhaft leben und sich nicht nur recht und schlecht durchschlagen’, pflegte der sel. Piergiorgio Frassati zu sagen. Entdeckt ebenso wie er, dass es sich lohnt, sich für GOTT und mit GOTT einzusetzen und in den wichtigen aber auch in den kleinen, alltäglichen Entscheidungen auf Seinen Ruf zu antworten, auch wenn dies seinen Preis hat! Der geistliche Weg des sel. Piergiorgio Frassati erinnert uns daran, dass der Weg der Jünger CHRISTI den Mut erfordert, aus sich selbst herauszugehen, um dem Weg des Evangeliums zu folgen…“
5. Leiden und Sterben
„Lieber Bruder, liebe Schwester, in den Augen GOTTES bist du ‚so viel wert, dass er selbst Mensch wurde, um mit dem Menschen mitleiden zu können, ganz real in Fleisch und Blut, wie es uns in der Passionsgeschichte JESU gezeigt wird. Von da aus ist in alles menschliche Leiden ein Mitleidender, Mittragender hineingetreten; in jedem Leiden ist von da aus die consolatio, der Trost der mitleidenden Liebe GOTTES anwesend und damit der Stern der Hoffnung aufgegangen (Enzyklika Spe salvi, 39). Mit dieser Hoffnung im Herzen kannst du aus dem Treibsand der Krankheit und des Todes herausfinden und auf dem festen Felsen der GÖTTlichen Liebe stehen. Mit anderen Worten: Du kannst das Gefühl der Nutzlosigkeit des Leidens überwinden, das den Menschen in seinem Innersten verzehrt und aufgrund dessen er sich als Last für die anderen vorkommt. In Wirklichkeit dient das gemeinsam mit JESUS gelebte Leid jedoch dem Heil unserer Brüder und Schwestern.
Wie ist dies möglich? Die Quellen der GÖTTlichen Macht entspringen eben gerade mitten unter unseren menschlichen Schwächen. Darin besteht das Paradoxon des Evangeliums. Daher hat es auch der GÖTTliche Meister vorgezogen, anstatt die Gründe des Leidens eingehend zu erklären, einen jeden in Seine Nachfolge zu rufen, indem Er sagt: ‚Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach!’ (vgl. Mk 8,34). Komm mit mir! Nimm durch dein Leiden an diesem Heilswerk in der Welt teil, das sich durch mein Leiden und durch mein Kreuz vollzieht. Wenn du dein Kreuz annimmst und dich im Geist mit meinem Kreuz vereinst, wird sich vor deinen Augen nach und nach der heilbringende Sinn des Leidens enthüllen. Du wirst im Leiden inneren Frieden und sogar geistliche Freude finden…“
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„Obwohl der hl. Cottolengo in seinem Leben dramatische Augenblicke durchmachte, stand er den Ereignissen stets mit ruhigem Vertrauen gegenüber. Er achtete auf die väterlichen Zeichen GOTTES und erkannte so in allen Situationen Seine Gegenwart und Seine Barmherzigkeit und in den Armen das liebenswerteste Bild Seiner Größe. Aus tiefster Überzeugung heraus sagte er: ‚Die Armen sind JESUS; sie sind nicht Sein Abbild. Sie sind JESUS selbst, und so muss man ihnen dienen. Alle Armen sind unsere Herren, aber jene, die das leibliche Auge als abstoßend empfindet, sind unsere höchsten Herren, unsere wahren Edelsteine…’
Liebe Kranke, ihr vollbringt ein wichtiges Werk: Indem ihr euer Leiden in der Vereinigung mit dem gekreuzigten und auferstandenen CHRISTUS lebt, habt ihr teil am Geheimnis Seines Leidens für das Heil der Welt. Wenn wir GOTT durch CHRISTUS unseren Schmerz darbringen, können wir am Sieg des Guten über das Böse mitwirken, denn GOTT macht unser Angebot, unsere Geste der Liebe fruchtbar. Liebe Brüder und Schwestern, die ihr hier anwesend seid, jeder an seinem Platz: Fühlt euch nicht von der Bestimmung der Welt ausgeschlossen, sondern fühlt euch als kostbare Bausteine eines wunderschönen Mosaiks, das GOTT als großer Künstler Tag für Tag herausbildet, auch durch euren Beitrag, CHRISTUS, der am Kreuz gestorben ist, um uns zu retten, hat sich ans Kreuz schlagen lassen, damit aus diesem Holz, aus diesem Zeichen des Todes das Leben in all seiner Pracht wiedererstehen kann. Diese ‚Casa’ [Piccola Casa della Divina Provvidenza Cottolengo] ist eine der reifen Früchte, die aus dem Kreuz und aus der Auferstehung CHRISTI hervorgegangen sind, und sie zeigt, dass das Leiden, das Böse, der Tod nicht das letzte Wort haben, denn aus dem Tod und aus dem Leiden kann das Leben neu erstehen…“
Ansprache bei der Begegnung mit Kranken in Turin, 2.5.2010