FMG-INFORMATION 92, November 2007

 

92

1. Glaube und Kirche

 

Eucharistie und Bußsakrament

„Zu Recht haben die Synodenväter erklärt, dass die Liebe zur Eucharistie dazu führt, auch das Sakrament der Versöhnung immer mehr zu schätzen. Aufgrund der Verbindung zwischen diesen Sakramenten kann eine authentische Katechese über den Sinn der Eucharistie nicht lostgelöst sein von der Ermunterung zu einem Weg der Buße (vgl. 1 Kor 11,27-29). Sicher, wir stellen fest, dass die Gläubigen in unserer Zeit in eine Kultur eingetaucht sind, die dazu neigt, das Empfin­den für die Sünde auszulöschen, indem sie eine oberfläch­liche Haltung fördert, die die Notwendigkeit, in GOTTES Gnade zu stehen, um die Kommunion würdig empfangen zu können, vergessen lässt. In Wirklichkeit bringt der Verlust des Sündenbewusstseins immer auch eine gewisse Oberfläch­lichkeit in der Wahrnehmung der Liebe GOTTES mit sich...

Außerdem erinnert uns die Beziehung zwischen Eucharistie und Versöhnung daran, dass die Sünde niemals eine aus­schließlich individuelle Angelegenheit ist, sie bringt immer auch eine Verletzung innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft mit sich, in die wir dank der Taufe eingegliedert sind...

Die Synode hat daran erinnert, dass es die pastorale Aufgabe des Bischofs ist, in seiner Diözese eine entschiedene Wieder­belebung der Erziehung zur Umkehr anzuregen, die sich aus der Eucharistie ergibt, und unter den Gläubigen die häufige Beichte zu fördern. Alle Priester sollen sich großzügig mit En­gagement und Kompetenz der Spendung des Sakramentes der Versöhnung widmen. In diesem Zusammenhang muss darauf geachtet werden, dass die Beichtstühle in unseren Kirchen gut sichtbar sind und die Bedeutung dieses Sakramentes zum Ausdruck bringen. Ich bitte die Hirten, die Art des Vollzugs des Sakramentes der Versöhnung aufmerksam zu überwachen und die Praxis der allgemeinen Absolution ausschließlich auf die eigens vorgesehenen Fälle zu beschränken, da nur die per­sönliche Beichte die ordnungsgemäße Form darstellt...

Schließlich kann eine wertvolle Hilfe für die erneute Bewusst­machung der Beziehung zwischen Eucharistie und Versöhnung eine ausgeglichene und vertiefte Praxis der für sich selbst oder für die Verstorbenen gewonnenen Indulgenz [Ablass] sein. Mit ihr erhält man vor GOTT den Nachlass der zeitlichen Strafe für die Sünden, die – was die Schuld betrifft – schon vergeben sind. Die Inanspruchnahme der Ablässe hilft uns verstehen, dass wir allein mit unseren Kräften niemals imstande wären, das begangene Böse wiedergutzumachen... Da ihre Form unter den Bedingungen den Empfang des Bußsakramentes und der Kommunion vorsieht, kann ihre Übung die Gläubigen auf dem Weg der Umkehr und bei der Entdeckung der Zentralität der Eucharistie im christlichen Leben wirkungsvoll unterstützen.“

Nachsynodales Ap. Schreiben „Sacramentum Caritatis“ über „Die Eucharistie: Quelle u. Höhepunkt von Leben und Sendung“ vom 22.2.2007

Zölibat – Angleichung an den Lebensstil CHRISTI

„Die Synodenväter haben hervorgehoben, dass das Amtspriestertum durch die Weihe eine vollkommene Gleich­gestaltung mit CHRISTUS erfordert. Bei aller Achtung gegen­über der abweichenden ostkirchlichen Handhabung und Tradi­tion ist es doch notwendig, den tiefen Sinn des priesterlichen Zölibats zu bekräftigen, der zu Recht als ein unschätzbarer Reichtum betrachtet wird; in der Ostkirche findet er seine Be­stätigung darin, das die Auswahl der Kandidaten zum Bi­schofsamt nur unter zölibatär lebenden Priestern vorgenom­men wird und der von vielen Priestern freiwillig gelebte Zölibat hohes Ansehen genießt. In dieser Wahl des Priesters kommen nämlich in ganz eigener Weise seine Hingabe, die ihn CHRISTUS gleichgestaltet, und seine Selbstaufopferung aus­schließlich für das Reich GOTTES zum Ausdruck. Die Tatsa­che, dass CHRISTUS, der ewige Hohepriester, selber Seine Sendung bis zum Kreuzesopfer im Stand der Jungfräulichkeit gelebt hat, bietet einen sicheren Anhaltspunkt, um den Sinn der Tradition der lateinischen Kirche in dieser Sache zu erfassen. Deshalb reicht es nicht aus, den priesterlichen Zölibat unter rein funktionalen Gesichtspunkten zu verstehen. In Wirklichkeit stellt er eine besondere Angleichung an den Lebensstil CHRISTI selbst. Eine solche Wahl hat vor allem hochzeitlichen Charakter; sie ist ein Sicheinfühlen in das Herz CHRISTI als des Bräutigams, der Sein Leben für die Braut hingibt. In Einheit mit der großen kirchlichen Tradition, mit dem 2. Vatikanischen Konzil und meinen Vorgängern im Petrusamt bekräftige ich die Schönheit und Bedeutung eines im Zölibat gelebten Priester­lebens als ausdrucksvolles Zeichen der völligen und aus­schließlichen Hingabe an CHRISTUS, an die Kirche und an das Reich GOTTES und bestätige folglich seinen obligatorischen Charakter für die lateinische Tradition. Der in Reife, Freude und Hingabe gelebte priesterliches Zölibat ist ein sehr großer Se­gen für die Kirche und für die Gesellschaft selbst.“

Nachsynodales Ap. Schreiben „Sacramentum Caritatis“ über „Die Eucharistie: Quelle u. Höhepunkt von Leben und Sendung“ vom 22.2.2007

Wiederverheiratete Geschiedene

„Wenn die Eucharistie die Unwiderruflichkeit der Liebe GOTTES in CHRISTUS zu Seiner Kirche ausdrückt, wird ver­ständlich, warum sie in Beziehung zum Sakrament der Ehe jene Unauflöslichkeit einschließt, nach der sich jede wahre Liebe unweigerlich sehnt. Darum ist die pastorale Aufmerk­samkeit mehr als gerechtfertigt, die die Synode den schmerz­lichen Situationen gewidmet hat, in denen sich nicht wenige Gläubige befinden, die sich nach einer sakramentalen Trauung haben scheiden lassen und eine neue Verbindung eingegan­gen sind. Es handelt sich um ein dornenreiches und kompli­ziertes pastorales Problem, eine wahre Plage des heutigen sozialen Umfelds, die in zunehmendem Maße auch auf katholische Kreise übergreift. Die Hirten sind aus Liebe zur Wahrheit verpflichtet, die verschiedenen Situationen genau zu unterscheiden, um den betroffenen Gläubigen in angemesse­ner Weise geistlich zu helfen. Die Bischofssynode hat die auf die Hl. Schrift (vgl. Mk 10,2-12) gegründete Praxis der Kir­che, wiederverheiratete Geschiedene nicht zu den Sakra­menten zuzulassen, bestätigt, weil ihr Status und ihre Le­benslage objektiv jener Liebesvereinigung zwischen CHRISTUS und Seiner Kirche widersprechen, die in der Eucharistie bedeutet und verwirklicht wird. Die wiederver­heirateten Geschiedenen gehören jedoch trotz ihrer Situation weiter zur Kirche, die ihnen mit spezieller Aufmerksamkeit nachgeht, in dem Wunsch, dass sie so weit als möglich einen christlichen Lebensstil pflegen durch die Teilnahme an der hl. Messe, wenn auch ohne Kommunionempfang, das Hören des Wortes GOTTES, die eucharistische Anbetung, das Gebet, die Teilnahme am Gemeindeleben, das vertrauensvolle Gespräch mit einem Priester oder einem geistlichen Führer, hingebungs­voll geübte Nächstenliebe, Werke der Buße und den Einsatz in der Erziehung der Kinder. Wo berechtigte Zweifel an der Gül­tigkeit der sakramental geschlossenen Ehe aufkommen, muss das Notwendige unternommen werden, um deren Fundierung zu überprüfen. Sodann ist es nötig, unter voller Beachtung des kanonischen Rechts das Vorhandensein kirchlicher Gerichte im jeweiligen Gebiet sowie ihren pastoralen Charakter und ihr korrektes und schnelles Handeln sicherzustellen... Es ist je­doch unbedingt zu vermeiden, dass die pastorale Sorge als Gegenposition zum Recht missdeutet wird... Wo schließlich die Ehenichtigkeit nicht anerkannt wird und objektive Bedingungen gegeben sind, die das Zusammenleben tatsächlich irreversibel machen, ermutigt die Kirche jene Gläubigen, ihre Beziehung entsprechend den Anforderungen des Gesetzes GOTTES als Freunde, wie Bruder und Schwester, zu leben; so können sie – unter Berücksichtigung der bewährten pastoralen Praxis – wieder am eucharistischen Mahl teilnehmen... In jedem Fall (ist) zu vermeiden, diese Verbindungen zu segnen, damit unter den Gläubigen keine Verwirrungen in Bezug auf den Wert der Ehe aufkommen...“

Nachsynodales Ap. Schreiben „Sacramentum Caritatis“ über „Die Eucharistie: Quelle u. Höhepunkt von Leben und Sendung“ vom 22.2.2007

Teilnahme nicht Kommunionfähiger an Messfeiern

„... auf ein pastorales Problem aufmerksam machen, auf das man heutzutage oft stößt. Ich meine die Tatsache, dass bei einigen Gelegenheiten wie zum Beispiel bei Messfeiern aus Anlass von Trauungen, Beerdigungen oder ähnlichen Ereignis­sen außer den praktizierenden Gläubigen auch andere bei der Feier zugegen sind, die eventuell jahrelang nicht die Kom­munion empfangen haben oder die sich vielleicht in Le­bensverhältnissen befinden, die den Zugang zu den Sak­ramenten nicht gestatten. Andere Male geschieht es, dass Angehörige anderer christlicher Konfessionen oder sogar ande­rer Religionen zugegen sind. Ähnliche Umstände sind auch in Kirchen gegeben, die – besonders in den großen Kunstmetro­polen – Ziel von Besucherströmen sind. Es versteht sich, dass dann Möglichkeiten gefunden werden müssen, kurz und wirkungsvoll allen den Sinn der sakramentalen Kommu­nion und die Bedingungen für ihren Empfang ins Gedächt­nis zu rufen...“

Nachsynodales Ap. Schreiben „Sacramentum Caritatis“ über „Die Eucharistie: Quelle u. Höhepunkt von Leben und Sendung“ vom 22.2.2007

„Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“

„Die Lesung aus dem Evangelium [vom 5. Fastensonntag: Joh 8, 1-11] hilft uns zu verstehen, dass allein die Liebe GOTTES die Existenz des Menschen und folglich jeder Gesellschaft von innen her zu verändern vermag, weil nur Seine unendliche Liebe den Menschen von der Sünde befreit, die die Wurzel allen Übels ist. Auch wenn es wahr ist, dass GOTT Gerechtig­keit ist, darf nicht vergessen werden, dass Er vor allem Liebe ist: Wenn Er die Sünde hasst, so deshalb, weil Er jeden Menschen unendlich liebt. Er liebt einen jeden von uns, und Seine Treue ist so tief, dass sie sich auch von unserer Ableh­nung nicht entmutigen lässt. Heute fordert uns JESUS beson­ders zur inneren Umkehr heraus: Er erklärt uns, warum Er vergibt, und lehrt uns, die empfangene und den Brüdern gege­bene Vergebung zum ‚täglichen Brot’ unseres Daseins zu ma­chen. Der Abschnitt aus dem Evangelium erzählt die Episode von der Ehebrecherin...

Einer nach dem anderen, ‚zuerst die Ältesten bis zu den Letz­ten’, gehen also die Ankläger, die JESUS hatten provozieren wollen, fort. Als alle weg sind, bleibt der GÖTTliche Meister mit der Frau allein. Knapp und eindrucksvoll der Kommentar des hl. Augustinus [In Io. Ev. tract. 33.5]: ‚relicti sunt duo: misera et misericordia’ – nur zwei bleiben, die Armselige und die Barmherzigkeit. Halten wir inne, um uns in diese Szene zu vertiefen, wo die Armseligkeit des Menschen und die GÖTT­liche Barmherzigkeit einander gegenüberstehen: eine Frau, die einer großen Sünde beschuldigt worden war, und Er, der, ob­wohl Er ohne Sünde war, die Sünden der ganzen Welt, unsere Sünden, auf sich geladen hat. Er, der sich gebückt hatte, um in den Staub zu schreiben, hebt jetzt den Blick und begegnet dem Blick der Frau. Er fragt nicht nach Erklärungen. Es ist nicht ironisch gemeint, wenn Er sie fragt: ‚Frau, wo sind sie geblie­ben? Hat dich keiner verurteilt?’ (8,10). Und Er ist erschütternd in Seiner Antwort: ‚Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sün­dige von jetzt an nicht mehr!’ (8,11). Und wieder bemerkt der hl. Augustinus in seinem Kommentar: ‚Der HERR verurteilt die Sünde, nicht den Sünder. Hätte Er nämlich die Sünde ge­duldet, hätte Er gesagt: Auch ich verurteile dich nicht, geh, lebe, wie du willst..., wie groß auch deine Sünden sein mö­gen, ich werde dich von jeder Strafe und von jedem Leid be­freien. Aber so hat Er nicht gesprochen’ (In Io. Ev. tract. 33,6). Er sagte: ‚Geh und sündige nicht mehr’.

Liebe Freunde, aus dem Wort GOTTES, das wir gehört haben, ergeben sich konkrete Weisungen für unser Leben. JESUS lässt sich mit Seinen Gesprächspartnern nicht auf eine theore­tische Diskussion über den Abschnitt aus dem mosaischen Gesetz ein: Es geht Ihm nicht darum ein akademisches Streit­gespräch über eine Auslegung des mosaischen Gesetzes zu gewinnen, sondern Sein Ziel ist es, eine Seele zu retten und offenbar zu machen, dass sich das Heil nur in der Liebe GOTTES findet. Dazu ist Er auf die Erde gekommen, dafür wird Er am Kreuz sterben, und der VATER wird Ihn am dritten Tag auferwecken. JESUS ist gekommen, um uns zu sagen, dass Er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit wenig spricht, existiert und ewig ist für alle, die ihr Herz vor Seiner Liebe verschließen. Wir begreifen also auch in dieser Episode, dass unser eigent­licher Feind die Anhänglichkeit an die Sünde ist, die uns ins Scheitern unserer Existenz treiben kann. JESUS verabschiedet die Ehebrecherin mit diesem Auftrag: ‚Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!’ Er gewährt ihr die Vergebung, damit sie ‚von jetzt an’ nicht mehr sündigt...“

Predigt beim Pastoralbesuch in einer römischen Pfarrei, 25.3.2007

Freude beim HERRN

„Es lohnt sich, die letzten Worte des Abschnittes aus der Apostelgeschichte, den wir gehört haben, besonders heraus­zustellen: ‚Die Jünger waren voll Freude und erfüllt vom HEILIGEN GEIST’ (13,52). Trotz des Unverstandenseins und der Auseinandersetzungen verliert der Apostel CHRISTI nicht die Freude, sondern Er ist im Gegenteil der Zeuge jener Freude, die daraus entspringt, beim HERRN zu sein, aus der Liebe zu Ihm und zu den Brüdern.“

Predigt am 4. Sonntag der Osterzeit (Guthirten-Sonntag) mit Priesterweihe, 29.4.2007

Die Missionierung Lateinamerikas

„Meine ersten Worte sollen Danksagung und Lob an GOTT sein für das große Geschenk des christlichen Glaubens an die Völker dieses Kontinents. Der Glaube an GOTT beseelt seit mehr als fünf Jahrhunderten das Leben und die Kultur dieser Länder... Welche Bedeutung hatte die Annahme des christlichen Glaubens für die Länder Lateinamerikas und der Karibik? Es bedeutete für sie, CHRISTUS kennenzulernen und anzunehmen, CHRISTUS, den unbekannten GOTT, den ihre Vorfahren, ohne es zu wissen, in ihren reichen religiösen Tra­ditionen suchten. CHRISTUS war der Erlöser, nach dem sie sich im Stillen sehnten... Tatsächlich hat die Verkündigung JESU und Seines Evangeliums zu keiner Zeit eine Ent­fremdung der präkolumbischen Kulturen mit sich gebracht und war auch nicht die Auferlegung einer fremden Kultur. Echte Kulturen sind weder in sich selbst verschlossen noch in einem bestimmten Augenblick der Geschichte erstarrt, sondern sie sind offen, mehr noch, sie suchen die Begegnung mit ande­ren Kulturen, hoffen, zur Universalität zu gelangen in der Be­gegnung und im Dialog mit anderen Lebensweisen... Letzten Endes eint allein die Wahrheit, und der Beweis für sie ist die Liebe. Aus diesem Grund ist CHRISTUS, da Er wirklich der fleischgewordene ‚Logos’, ‚die Liebe bis zur Vollen­dung’ ist, weder irgendeiner Kultur noch irgendeinem Menschen fremd; im Gegenteil, die im Herzen der Kulturen ersehnte Antwort ist jene, die ihnen ihre letzte Identität dadurch gibt, dass sie die Menschheit eint und gleichzeitig den Reich­tum der Vielfalt respektiert und alle dem Wachstum in der wah­ren Humanisierung, im echten Fortschritt öffnet. Das Wort GOTTES ist, als es in JESUS CHRISTUS Fleisch wurde, auch Geschichte und Kultur geworden. Die Utopie, den präkolumbischen Religionen durch die Trennung von CHRISTUS und von der Gesamtkirche wieder Leben zu geben, wäre kein Fortschritt, sondern eine Rückentwicklung zu einer in der Vergangenheit verankerten geschichtlichen Periode.

Ihre Weisheit brachte die Urvölker glücklicherweise dazu, eine Synthese zwischen ihren Kulturen und dem christlichen Glau­ben zu bilden, den ihnen die Missionare anboten. Daraus wurde die reiche und tiefe Volksfrömmigkeit geboren, in der die Seele der lateinamerikanischen Völker zum Vorschein kommt:

- Die Liebe zum leidenden CHRISTUS, dem GOTT des Mit­leids, der Vergebung und der Versöhnung; dem GOTT, der uns so geliebt hat, dass Er sich für uns ausgeliefert hat;

- Die Liebe zu dem in der Eucharistie gegenwärtigen HERRN, dem GOTT, der Fleisch geworden, gestorben und auferstanden ist, um Brot des Lebens zu sein;

- Zu dem GOTT, der den Armen und Leidenden nahe ist;

- Die tiefe Verehrung der allerseligsten Jungfrau von Gua­dalupe, der Aparecida, der Jungfrau mit verschiedenen natio­nalen und lokalen Titeln. Als die Jungfrau von Guadalupe dem hl. Juan Diego, einem Indio, erschien, sprach sie zu ihm die bedeutsamen Worte: ‚Bin ich nicht hier, um deine Mutter zu sein? Stehst du nicht unter meinem Schirm und Schutz? Bin ich nicht die Quelle deiner Freude? Bist du nicht in meinen Mantel gehüllt, in meinen Armen geboren?’ (Nican Mopohua, 118-119)...“

Eröffnungsansprache der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen Lateinamerikas und der Karibik, Aparecida/Brasilien, 13.5.2007

Die Kirche wird bleiben

„Es stimmt, dass die Zeiten für die Kirche heute schwieriger geworden sind und viele ihrer Söhne und Töchter sich in Bedrängnis befinden. Das soziale Leben macht Zeiten einer erschütternden Verwirrung durch. Die Heiligkeit der Ehe und der Familie wird ungestraft angegriffen, angefangen mit Zugeständnissen angesichts der Pressionen, die sich negativ auf die Gesetzgebungsprozesse auswirken können; manche Verbrechen gegen das Leben werden im Namen des Rechts auf individuelle Freiheit gerechtfertigt; das ist ein Anschlag auf die Würde des Menschen; die Wunde der Ehescheidung und der Partnerschaften ohne Trauschein breitet sich aus. Mehr noch: Wenn im Schoß der Kirche der Wert des priesterlichen Auftrags als vollkommene Hingabe an GOTT in Form des apostolischen Zölibats und als die totale Bereitschaft zum Dienst an den Seelen in Frage gestellt wird und man den ideo­logischen, politischen – auch parteipolitischen – Fragen den Vorzug gibt, dann beginnt die Struktur der totalen Weihe an GOTT ihre tiefste Bedeutung zu verlieren. Wie sollten wir da nicht Traurigkeit in unserer Seele empfinden? Doch habt Vertrauen: Die Kirche ist heilig und makellos (vgl. Eph 5,27). Der hl. Augustinus sagte: ‚Die Kirche wird wanken, wenn ihr Fundament wankt; aber wird CHRISTUS etwa wanken können? Da CHRISTUS nicht wankt, wird die Kirche unversehrt bleiben bis ans Ende der Zeiten’ (Enarrationes in Psalmos, 103; 2,5; PL 37,1353)...

Dem sakramentalen Leben, besonders in Form der Beichte und der Eucharistie, kommt hier größte Bedeutung zu. Euch Bischöfen obliegt die wichtige Aufgabe, die Teilnahme der Gläubigen am eucharistischen Leben und am Sakrament der Versöhnung zu gewährleisten. Ihr müsst darüber wachen, dass das Bekenntnis und die Lossprechung der Sünden gewöhnlich individuell geschieht, da die Sünde ein zutiefst personales Geschehen ist... Allein physische oder moralische Unmöglichkeit enthebt den Gläubigen von dieser Form der Beichte; in diesem Fall kann die Versöhnung auch auf andere Weisen erlangt werden (vgl. CIC can. 960; vgl. Kompendium des KKK, 311)...

Der Ökumenismus... Der große gemeinsame Bereich der Zusammenarbeit sollte die Verteidigung der von der biblischen Tradition überlieferten sittlichen Grundwerte gegen ihre Zerstörung in einer relativistischen und konsumistischen Kultur sein; und zudem der Glaube an den SchöpferGOTT und an JESUS CHRISTUS, Seinen Mensch gewordenen SOHN. Darüber hinaus gilt immer das Prinzip der brüderlichen Liebe und der Suche nach Verständnis und gegenseitiger Annähe­rung; aber es geht auch um die Verteidigung des Glaubens unseres Volkes, indem wir es in der freudigen Gewissheit bestärken, dass ‚unica CHRISTI Ecclesia... subsistit in Eccle­sia catholica, a Successore Petri et Episcopis in eius communione gubernata’ (dass ‚die einzige Kirche CHRISTI... ver­wirklicht [ist] in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird’; Lumen gentium, 8)...“

Vespergottesdienst mit den Bischöfen Brasiliens, Sao Paulo, 11.5.2007

JESUS CHRISTUS, der einzige Retter, ist in der Kirche gegenwärtig

„Ich freue mich, dass ihr die Grundwahrheit, dass JESUS CHRISTUS der einzige Retter der Welt ist, zum Fundament des missionarischen Einsatzes gemacht habt: Die Gewissheit über diese Wahrheit war nämlich von Anfang an der ent­scheidende Antrieb der christlichen Mission. Auch heute müssen wir, wie die Erklärung Dominus IESUS noch einmal betont hat, uns vollkommen bewusst sein, dass dem Myste­rium JESU CHRISTI, des wahren GOTTES und wahren Menschen, der in der Kirche lebt und gegenwärtig ist, die Einzigkeit und Heilsuniversalität der christlichen Offenba­rung entspringt – und daher die unverzichtbare Aufgabe, unermüdlich und ohne zu resignieren allen Menschen JESUS CHRISTUS zu verkündigen, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist (Joh 14,6). Wenn wir die Situation der heutigen Welt betrachten, dann scheint mir, dass man – bereits auf rein menschlicher Ebene, würde ich sagen, fast ohne die Notwen­digkeit, sich auf den Glauben zu berufen – verstehen kann, dass der GOTT, der ein menschliches Antlitz angenommen hat, der GOTT, der Mensch geworden ist, der den Namen JESUS CHRISTUS trägt und der für uns gelitten hat, dass dieser GOTT für alle Menschen notwendig ist, dass Er die einzige Antwort ist auf alle Herausforderungen dieser Zeit.

Die Wertschätzung und Achtung der anderen Religionen und Kulturen mit den Samen der Wahrheit und des Guten, die in ihnen enthalten sind und eine Vorbereitung auf das Evangelium darstellen, sind heute, in einer Welt, die immer mehr zusam­menwächst, besonders notwendig. Das Bewusstsein der Originalität, der Fülle und der Einzigkeit der Offenbarung des wahren GOTTES, die uns in CHRISTUS endgültig ge­schenkt wurde, darf jedoch nicht nachlassen, und auch die missionarische Berufung der Kirche darf nicht weniger oder schwächer werden. Das vom Relativismus geprägte kulturelle Klima, das uns umgibt, macht es immer wichtiger und dringlicher, die Gewissheit, dass CHRISTUS, der GOTT mit dem menschlichen Antlitz, unser wahrer und einziger Retter ist, im ganzen Leib der Kirche tief zu verankern und sie zur Reife zu bringen.

An die Italienische Bischofskonferenz, 24.5.2007

Angebot der Kirche an die Gesellschaft

„Die Kirche bietet ihre Lehre an in der Überzeugung, dass die Wahrheit des Evangeliums die Wirklichkeit der menschlichen Situation erleuchtet und jene Weisheit verleiht, die Einzelper­sonen und Gemeinschaften brauchen, um die Anforderungen jenes Sittengesetzes zu erkennen und anzunehmen, das die notwendige und beständige Grundlage für gerechte und har­monische Beziehungen in der Gesellschaft herstellt. Mit ganz besonderem Einsatz fördert die Kirche die Heiligkeit der Ehe, die grundlegende Rolle und Aufgabe der Familie, die Erziehung und Bildung der Kinder und die Achtung des GOTTgeschenkten Lebens, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod... Es ist vor allem die Familie, in der die Ju­gend zu Güte, Hochherzigkeit, Vergebung und brüderlicher Sorge für andere erzogen wird...“

An den Botschafter von Estland, 1.6.2007

Vergebung, „wenn es im Menschen eine Entsprechung der Liebe gibt“

„Wir kommen nun zum Evangelium... JESUS selbst erklärt uns im eben gelesenen Abschnitt des Lukasevangeliums [Lk 7,36-50] die Dynamik einer authentischen Bekehrung, indem Er uns als Modell die Sünderin zeigt, die durch die Liebe erlöst wurde. Man muss anerkennen, dass diese Frau viel gewagt hat. Ihre Art, sich vor JESUS zu stellen, Seine Füße mit ihren Tränen zu benetzen und mit ihrem Haar abzutrocknen, sie zu küssen und mit kostbarem Öl zu salben, musste diejenigen provozieren, die Personen ihres Standes mit dem unbarmher­zigen Auge des Richters betrachteten. Im Gegensatz dazu beeindruckt die Zärtlichkeit, mit der JESUS diese Frau, die von vielen ausgenutzt und von allen verurteilt wird, behandelt. Sie hat in JESUS endlich ein reines Auge gefunden, ein Herz, das fähig ist zu lieben, ohne auszunutzen. Im Blick und im Herzen JESU erfährt sie die Offenbarung GOTTES, der die Liebe ist! Um Missverständnisse zu vermeiden, muss man feststellen, dass die Barmherzigkeit JESU sich nicht darin zeigt, dass sie das Sittengesetz ausklammert. Für JESUS ist das Gute gut und das Böse schlecht. Die Barmherzig­keit verändert nicht die Merkmale der Sünde, aber sie ver­brennt sie in einem Feuer der Liebe. Dieser reinigende und heilmachende Effekt verwirklicht sich, wenn es im Menschen eine Entsprechung der Liebe gibt, die die Anerkennung des Gesetzes GOTTES, die aufrichtige Reue, den Vorsatz, ein neues Leben zu führen, einschließt. Der Sünderin im Evangelium wird viel vergeben, denn sie hat viel geliebt. In JESUS schenkt GOTT uns Liebe und bittet uns um Liebe...“

Predigt beim Pastoralbesuch in Assisi, 17.6.2007

Die Antwort des Petrus zu eigen machen

„Mit den beiden Fragen: ‚Für wen halten mich die Leute? – Für wen haltet ihr mich?’ lädt JESUS die Jünger ein, sich dieser unterschiedlichen Sichtweise bewusst zu werden. Die Leute meinen, JESUS sei ein Prophet. Das ist nicht falsch, aber es genügt nicht; es ist nicht angemessen. Denn es geht darum, in die Tiefe zu gehen und die Einzigartigkeit der Person des JESUS von Nazareth, Seine Neuheit, zu erkennen. Auch heute ist es so. Viele nähern sich JESUS sozusagen von au­ßen. Bedeutende Gelehrte anerkennen Seine geistliche und moralische Größe und Seinen Einfluss auf die Geschichte der Menschheit, indem sie Ihn mit Buddha, Konfuzius, Sokrates und anderen großen und weisen Persönlichkeiten der Ge­schichte vergleichen. Aber es gelingt ihnen nicht, Ihn in Seiner Einzigkeit zu erkennen. Es kommt einem in den Sinn, was JESUS während des Letzten Abendmahls zu Philippus gesagt hat: ‚Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich noch nicht erkannt, Philippus?’ (Joh 14,9).

JESUS wird oft auch als ein großer Religionsstifter betrach­tet, von dem jeder etwas nehmen kann, um sich eine eigene Überzeugung zu bilden. Wie damals, so haben auch heute die ‚Leute’ unterschiedliche Meinungen über JESUS. Und wie damals richtet JESUS auch an uns, die Jünger von heute, die Frage: ‚Ihr aber, für wen haltet ihr mich?’ Wir wollen uns die Antwort des Petrus zu eigen machen. Im Markusevangelium antwortet er: ‚Du bist der Messias!’ (8,29); bei Lukas heißt es: ‚... der Messias GOTTES’ (Lk 9,20); bei Matthäus heißt es: ‚Du bist der Messias, der SOHN des lebendigen GOTTES!’ (Mt 16,16); und bei Johannes: ‚Du bist der Heilige GOTTES’ (Joh 6,69). Die Antworten sind alle richtig und gelten auch für uns.

Verweilen wir beim Text des Matthäus, den uns die heutige Liturgie vorstellt. Nach Meinung einiger Forscher setzt die For­mel, die hier auftaucht, den nachösterlichen Kontext voraus. Ja, sie sei sogar mit einer persönlichen Erscheinung des aufer­standenen JESUS vor Petrus verbunden... In Wirklichkeit ist der Auftrag, den der HERR dem Petrus gibt, in der persönli­chen Beziehung verwurzelt, die der historische JESUS zu dem Fischer Simon von der ersten Begegnung an hatte... Dem Petrus gab Er dann deinen besonderen Auftrag, weil Er in ihm ein besonderes Geschenk des Glaubens seitens des himmlischen VATERS erkannt hatte. Das alles wurde natür­lich erst später durch die österliche Erfahrung erhellt, aber es blieb doch in den vorösterlichen geschichtlichen Ereignissen fest verankert...

In den synoptischen Evangelien folgt auf das Bekenntnis des Petrus immer die Ankündigung JESU von Seinem bevorste­henden Leiden. Auf diese Ankündigung reagiert Petrus heftig, weil er noch nicht verstehen kann. Und doch handelt es sich um ein grundlegendes Element, auf das JESUS mit Nachdruck besteht. Denn die Bezeichnungen, die Petrus Ihm zuerkennt: Du bist ‚der Messias’, ‚der Messias GOTTES’, ‚der SOHN des lebendigen GOTTES’, kann man nur im Licht des Geheim­nisses Seines Todes und Seiner Auferstehung wirklich verstehen. Und das Umgekehrte ist auch wahr: Das Ereignis des Kreuzes offenbart seinen vollen Sinn nur, wenn ‚dieser Mann’, der am Kreuz gelitten hat und gestorben ist, ‚wahrhaft GOTTES SOHN’ war, um mit den Worten des Hauptmanns vor dem Gekreuzigten zu sprechen (Mk 15,39). Diese Texte drü­cken klar aus, dass die Ganzheit des christlichen Glaubens durch das Bekenntnis des Petrus gegeben ist, das durch die Lehre JESU über den ‚Weg’ hin zur Herrlichkeit erleuchtet ist, das heißt über Seine absolut einzigartige Weise, Messias und SOHN GOTTES zu sein. Ein enger ‚Weg’, eine skandalöse ‚Weise’ für die Jünger aller Zeiten, die unvermeidlich dazu neigen, wie Menschen und nicht wie GOTT zu denken (vgl. Mt 16,23). Wie schon zur Zeit JESU genügt es auch heute nicht, das rechte Glaubensbekenntnis zu besitzen: Es ist not­wendig, immer wieder neu vom HERRN die besondere Weise zu erlernen, in der Er HEILAND und Weg ist, auf dem wir Ihm folgen sollen. Wir müssen in der Tat anerkennen, dass es auch für den Gläubigen immer schwer ist, das Kreuz anzunehmen. Der Instinkt drängt uns, Ihm auszuweichen, und der Versucher führt uns zu der Meinung, es sei klüger, sich selbst zu retten, als das eigene Leben zu verlieren aus Treue zur Liebe, aus Treue zum menschgewordenen SOHN GOTTES...

Predigt am Hochfest Peter und Paul, 29.6.2007

Glaube und Vernunft

„Das Thema eurer Begegnung – ‚Ein neuer Humanismus für Europa. Die Rolle der Universitäten’ -  lädt zu einer aufmerk­samen kritischen Betrachtung der gegenwärtigen Kultur des Kontinents ein. In Europa herrscht zur Zeit eine gewisse sozi­ale Instabilität und ein gewisses Misstrauen gegenüber den traditionellen Werten, aber dennoch können seine herausra­gende Geschichte und seine bewährten akademischen Ein­richtungen viel zum Aufbau einer hoffnungsvollen Zukunft bei­tragen...

An erster Stelle möchte ich hier die Notwendigkeit einer ein­gehenden Untersuchung der Krise der Moderne erwähnen... Eine falsche Dichotomie [Zweiteilung] zwischen Theismus und echtem Humanismus, die bis zu dem Extrem geführt wird, einen unlösbaren Konflikt zwischen dem GÖTTlichen Gesetz und der menschlichen Freiheit zu postulieren, hat zu einer Situation geführt, in der die Menschheit sich trotz all ihrer wirt­schaftlichen und technischen Fortschritte zutiefst bedroht fühlt... Der Anthropozentrismus, der die Moderne kenn­zeichnet, darf niemals losgelöst werden von der vollen Wahrheit über den Menschen; und diese schließt seine transzendente Berufung ein.

Ein zweites Problem hängt mit der Erweiterung unseres Ratio­nalitätsbegriffs zusammen. Um die Herausforderungen, die die gegenwärtige Kultur stellt, richtig zu verstehen und angemes­sene Antworten darauf zu finden, ist es notwendig, eine kriti­sche Haltung einzunehmen gegenüber einengenden und letztlich irrationalen Versuchen, den Bereich der Vernunft einzuschränken. Der Vernunftbegriff muss im Gegenteil ‚ge­weitet’ werden, damit man jene Aspekte der Wirklichkeit untersuchen und erfassen kann, die über das rein Empiri­sche hinausgehen. Das ermöglicht einen fruchtbareren und komplementären Zugang zur Beziehung zwischen Glauben und Vernunft. Der Aufstieg der europäischen Universitäten wurde durch die Überzeugung gefördert, dass Glaube und Vernunft bei der Suche nach der Wahrheit zusammenwir­ken müssen – unter Achtung des Wesens und der rechtmäßi­gen Autonomie des anderen und dennoch in harmonischer und kreativer Zusammenarbeit, um der Erfüllung des Menschen in Wahrheit und Liebe zu dienen.

Ein drittes Problem, das untersucht werden muss, betrifft die Frage, welchen Beitrag das Christentum zum Humanismus der Zukunft leisten kann. Die Frage nach dem Menschen, und daher die Frage der Moderne, fordert die Kirche heraus, nach überzeugenden Wegen zu suchen, um der gegenwärtigen Kultur den ‚Realismus’ ihres Glaubens an das Heilswerk CHRISTI zu verkünden. Das Christentum darf nicht in die Welt des Mythos und der Gefühle verbannt werden, son­dern es muss in seinem Anspruch respektiert werden, die Wahrheit über den Menschen ans Licht zu bringen und die Kraft zu besitzen, Männer und Frauen geistlich umzuwandeln, so dass sie ihrer Sendung in der Geschichte nachkommen können...

Das Wissen kann niemals auf den rein intellektuellen Be­reich beschränkt werden; es schließt auch die Fähigkeit ein, die Dinge immer wieder aufs Neue vorurteilsfrei und ohne vorgefasste Meinungen zu betrachten und ‚staunend’ vor der Wirklichkeit zu stehen, deren Wahrheit durch das Zusammenspiel von Vernunft und Liebe entdeckt werden kann. Nur der GOTT, der ein menschliches Antlitz hat und der in JESUS CHRISTUS offenbar wurde, kann uns davon abhal­ten, die Wirklichkeit gerade in dem Augenblick einzuschränken, in dem sie immer neuere und komplexere Verständnisebenen verlangt. Die Kirche ist sich ihrer Verantwortung bewusst, die­sen Beitrag zur gegenwärtigen Kultur zu leisten...“

Audienz für Dozenten der europäischen Universitäten, 23.6.2007

Die christliche Freiheit gründet in der Nachfolge CHRISTI

„Die Schriftlesungen der heutigen Sonntagsmesse laden uns ein, über ein faszinierendes Thema nachzudenken, das so zusammengefasst werden kann: Freiheit und Nachfolge CHRISTI. Der Evangelist Lukas erzählt, dass JESUS, ‚als die Zeit herankam, in der Er (in den Himmel) aufgenommen wer­den sollte, (sich) entschloss, nach Jerusalem zu gehen’ (Lk 9,51). Im Ausdruck ‚Er entschloss sich’ können wir die Freiheit CHRISTI erkennen. Er weiß nämlich, dass Ihn in Jerusalem der Kreuzestod erwartet, aber im Gehorsam gegenüber dem Willen des VATERS opfert Er sich selbst aus Liebe. In diesem Ge­horsam dem VATER gegenüber verwirklicht JESUS Seine Freiheit als bewusste Entscheidung, die ihren Grund in der Liebe hat. Wer ist freier als Er, der der Allmächtige ist? Er aber hat Seine Freiheit nicht als Willkür oder als Herrschaft gelebt. Er hat sie als Dienst gelebt. Auf diese Weise hat Er die Freiheit, die sonst ‚leere’ Möglichkeit bliebe, etwas zu tun oder zu lassen, mit ‚Inhalt’ gefüllt. Wie das Leben des Men­schen selbst schöpft auch die Freiheit Sinn aus der Liebe. Denn: Wer ist freier? Der, der sich alle Möglichkeiten vorbehält aus Angst, sie zu verlieren, oder jener, der sich ‚entschlossen’ im Dienst müht und sich so voller Leben wiederfindet durch die Liebe, die er geschenkt oder empfangen hat?

Der Apostel Paulus sagt in seinem Brief an die Christen von Galatien in der heutige Türkei: ‚Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe!’ (Gal 5,13). Nach dem Fleisch leben heißt, der egoistischen Neigung der menschli­chen Natur folgen. Dagegen bedeutet ein Leben nach dem Geist, sich in den Absichten und Werken von der Liebe GOTTES leiten zu lassen, die uns CHRISTUS geschenkt hat. Die christliche Freiheit ist also alles andere als Willkür; sie ist Nachfolge CHRISTI in der Selbsthingabe bis zum Kreu­zesopfer. Es mag paradox anmuten, aber den Höhepunkt Seiner Freiheit hat der HERR auf dem Kreuz gelebt, als Gipfel der Liebe. Als sie auf Golgotha zu Ihm schrien: ‚Wenn Du der SOHN GOTTES bist, so steig herab vom Kreuz!’, zeigte Er Seine Freiheit als SOHN gerade dadurch, dass Er an jenem Hinrichtungsort blieb, um bis ins letzte den barmherzigen Wil­len des VATERS zu vollbringen. Diese Erfahrung haben viele andere Zeugen der Wahrheit gemeinsam geteilt: Männer und Frauen, die gezeigt haben, dass sie auch in einer Gefängnis­zelle und unter Androhung von Folter frei blieben. ‚Die Wahr­heit wird euch frei machen.’ Wer der Wahrheit gehört, wird niemals Knecht welcher Macht auch immer sein, sondern er wird es verstehen, immer in Freiheit Diener der Brüder zu sein.“

Angelus-Ansprache 1.7.2007

Erziehung zur Wahrnehmung des Gewissens

„... Diese erste Frage [eines Pfarrers zur immer schwierigeren Gewissensbildung] lässt ein Problem der kulturellen Situation im Westen erkennbar werden, denn der Begriff des Gewis­sens hat in den letzten beiden Jahrhunderten eine tiefgrei­fende Wandlung erfahren. Heute herrscht die Idee vor, dass nur das vernünftig sei, ein Teil der Vernunft sei, was quantifi­zierbar ist. Die anderen Dinge, also die Religion und die Moral, gehörten demnach nicht zur gemeinsamen Vernunft, weil sie nicht verifizierbar oder, wie es heißt, nicht experimentell zu widerlegen sind. In dieser Situation, in der die Moral und die Religion von der Vernunft gleichsam ausgeschlossen wer­den, ist der einzige gültige Maßstab der Moralität und auch der Religion das Subjekt, das subjektive Gewissen, das keine anderen Instanzen kennt. Letztlich entscheidet nur das Subjekt mit seinem Gefühl, mit seinen Erfahrungen, mit eventuellen Maßstäben, die es gefunden hat. Aber so wird das Subjekt zu einer isolierten Wirklichkeit, und so ändern sich, wie Sie gesagt haben, die Parameter von Tag zu Tag. ‚Gewissen’ bedeutet in der christlichen Überlieferung ‚Mit-Wissen’: Wir sind offen, unser Sein ist offen, es kann die Stimme des Seins selbst, die Stimme GOTTES, hören. Die Stimme der großen Werte ist also in unser Sein eingeschrie­ben, und die Größe des Menschen besteht eben darin, dass er nicht in sich selbst verschlossen ist, dass er nicht auf die mate­riellen, die quantifizierbaren Dinge verkürzt werden kann, son­dern dass er in seinem Innersten offen ist für die wesentlichen Dinge, dass er fähig ist zu hören. In der Ttiefe unseres Seins können wir nicht nur die Bedürfnisse des jeweiligen Augen­blicks, nicht nur die materiellen Dinge wahrnehmen, sondern wir können die Stimme des Schöpfers selbst hören, und so erkennt man, was gut ist und was schlecht ist. Aber natürlich muss dieses Hörvermögen ausgebildet und entfaltet werden...

Ich würde sagen, dass ein erster Schritt darin besteht, den Menschen bewusst zu machen, dass unser Wesen selbst eine moralische Botschaft in sich trägt, eine GÖTTliche Botschaft, die entschlüsselt werden muss und die wir immer besser kennenlernen..., wenn unser inneres Hörvermögen ge­öffnet und entfaltet wird... Wie (soll) man es anstellen, dass dieses Hörvermögen zurückkehrt... Angesichts der Situation... würde ich eine Verbindung zwischen einem laikalen und einem religiösen Weg... vorschlagen. Wir alle sehen heute, dass der Mensch die Grundlage seiner Existenz, seine Erde, zerstören könnte und dass wir daher mit dieser Erde, mit der uns anvertrauten Wirklichkeit, nicht mehr einfach das machen können, was wir wollen und was uns im Augenblick nützlich und vielversprechend zu sein scheint. Wir müssen... die inneren Gesetze der Schöpfung, dieser Erde, respektieren, müssen diese Gesetze kennenlernen und diesen Gesetzen auch gehorchen... Und wenn wir der Stimme der Erde ge­horchen müssen, dann gilt das noch mehr für die Stimme des menschlichen Lebens... Und hier kommen wir zu dem Punkt, dass wir die großen moralischen Erfahrungen der Menschheit brauchen... Mir scheint, dass man in diesen Schritten die Notwendigkeit deutlich machen kann, der Stimme des Seins zu gehorchen, der Würde des anderen zu gehor­chen, der Notwendigkeit zu gehorchen, zusammen unsere Freiheiten als ‚eine’ Freiheit zu leben... Im Hinblick auf den Respekt gegenüber den menschlichen Erfahrungen, die uns heute den Weg weisen und dies auch morgen noch tun wer­den, scheinen mir die 10 Gebote stets einen vorrangigen Wert zu haben, da wir in ihnen die großen Wegweiser erken­nen. Die 10 Gebote – im Licht CHRISTI, im Licht des Lebens der Kirche und ihrer Erfahrungen neu ausgelegt und neu gelebt – machen einige grundlegende und wesentliche Werte deut­lich: Das vierte und das sechste Gebot zeigen gemeinsam auf, wie wichtig unser Leib ist, wie wichtig es ist, die Ge­setze unseres Leibes und der Sexualität und der Liebe zu achten, den Wert der treuen Liebe, die Familie; das fünfte Gebot zeigt den Wert des Lebens und auch den Wert des gemeinsamen Lebens auf; das siebte Gebot zeigt den Wert auf, der darin liegt, die Güter der Erde miteinander zu teilen und sie gerecht miteinander zu teilen, die Verwaltung der Schöpfung GOTTES; das achte Gebot zeigt den großen Weg der Wahrheit auf. Während wir also im 4., 5. und 6. Gebot die Nächstenliebe haben, haben wir im 7. Gebot die Wahrheit. All das ist nicht möglich ohne die Gemeinschaft mit GOTT, ohne die Achtung vor GOTT und ohne die Gegenwart GOTTES in der Welt. Eine Welt, in der es GOTT nicht gibt, wird in je­dem Fall eine Welt der Willkür und des Egoismus. Nur wenn GOTT da ist, gibt es Licht, gibt es Hoffnung. Unser Leben hat einen Sinn, den nicht wir schaffen müssen, sondern der uns vorausgeht, der uns trägt. Daher würde ich also vorschlagen, gemeinsam die deutlich sichtbaren Wege zu gehen, die heute auch das laikale Gewissen leicht erkennen kann, und dabei zu versuchen, zu den tieferen Stimmen hinzuführen, zur wahren Stimme des Gewissens...“

Begegnung mit dem Klerus der Diözesen Belluno-Feltre und Treviso, 24.7.2007

Frieden erringen im Kampf gegen den Satan

„Jeder, der das  Evangelium CHRISTI wenigstens etwas kennt, weiß, dass es die Botschaft des Friedens schlechthin ist; JESUS selbst, wie der hl. Paulus schreibt, ‚ist unser Friede’ (Eph 2,14), gestorben und auferstanden, um die Mauer der Feindschaft niederzureißen... Wie sind also diese Worte [‚Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung’ Lk 12,51] zu erklären?...

Diese Wendung bedeutet, dass der Friede, den zu bringen Er gekommen ist, nicht gleichbedeutend mit einfacher Abwesen­heit von Konflikten ist. Im Gegenteil, der Friede JESU CHRISTI ist das Ergebnis eins ständigen Kampfes gegen das Böse. Der Kampf, den durchzustehen JESUS entschlos­sen ist, ist nicht ein Kampf gegen Menschen oder mensch­liche Mächte, sondern gegen den Feind GOTTES und des Menschen, Satan. Wer diesem Feind widerstehen will und dabei GOTT und dem Guten treu bleibt, muss notwendiger­weise Verständnislosigkeiten und manchmal richtiggehenden Verfolgungen entgegentreten. All diejenigen, die beabsichtigen, JESUS nachzufolgen und sich kompromisslos für die Wahrheit einzusetzen, müssen deshalb wissen, dass sie Widerstän­den begegnen werden und gegen ihren Willen Zeichen der Spaltung unter den Menschen, sogar innerhalb ihrer Fami­lien, sein werden. Die Liebe gegenüber den Eltern ist nämlich ein heiliges Gebot; um aber echt gelebt zu werden, darf sie nie der Liebe zu GOTT und zu CHRISTUS vorangestellt werden. Auf diese Weise werden die Christen auf den Spuren von JESUS, dem HERRN, nach dem berühmten Wort des hl. Fran­ziskus von Assisi zu ‚Werkzeugen des Friedens’. Nicht eines haltlosen und scheinbaren, sondern eines wirklichen Frie­dens, der mutvoll und hartnäckig bei den täglichen Aufga­ben angestrebt wird, das Böse mit dem Guten zu besiegen (vgl. Röm 12,21), und für den man persönlich den Preis be­zahlt, den dies erfordert.“

Angelus-Ansprache 19.8. 2007

 

 

 

2. Soziale Themen

 

Keine Kompromisse bei den wesentlichen menschlichen Werten

„Eine Gemeinschaft, die aufgebaut wird, ohne die echte Würde des Menschen zu achten, insofern sie vergisst, dass jede Per­son als Abbild GOTTES geschaffen ist, gereicht am Ende nie­mandem zum Wohl. Deshalb scheint es immer unerlässlicher, dass sich Europa vor dieser heute so weit verbreiteten pragmatischen Haltung hüte, die den Kompromiss über die wesentlichen menschlichen Werte systematisch rechtfer­tigt, als handle es sich um die unvermeidliche Annahme eines vermeintlich kleineren Übels... Wenn dann einem solchen Pragmatismus laizistische und relativistische Tendenzen und Strömungen eingepflanzt werden, verweigert man am Ende den Christen das Recht, sich als solche in die öffentliche Debatte einzubringen, oder es wird im besten Fall ihr Bei­trag mit dem Vorwurf herabgesetzt, sie wollten unberech­tigte Privilegien schützen. Im aktuellen geschichtlichen Mo­ment und angesichts der vielen damit verbundenen Herausfor­derungen kann die Europäische Union, wenn sie ein guter Garant des Rechtsstaates und ein wirksamer Förderer der universalen Werte sein will, nicht umhin, mit Klarheit das si­chere Dasein einer beständigen und bleibenden menschlichen Natur anzuerkennen, die Quelle gemeinsamer Rechte für jeden einzelnen ist, einschließlich derer, die sie verneinen. In diesem Kontext ist das Recht auf Verweigerung aus Gewissens­gründen jedes Mal, wenn die grundlegenden Menschen­rechte verletzt werden, zu schützen. Liebe Freunde, ich weiß, wie schwer es für die Christen ist, diese Wahrheit über den Menschen tapfer zu verteidigen. Aber werdet nicht müde, und verliert nicht den Mut! Ihr wisst: Ihr habt die Aufgabe, mit der Hilfe GOTTES ein ‚neues Europa’ zu bauen, das realis­tisch, aber nicht zynisch ist, reich an Idealen und frei von nai­ven Illusionen und sich an der ewigen und lebensspendenden Wahrheit des Evangeliums inspiriert... Beugt euch nicht der Logik der Macht als Selbstzweck! Eine ständige Anregung und Stütze sei euch die Mahnung CHRISTI: Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, taugt es zu nichts mehr...“

Audienz für den Kongress, veranstaltet von der Kommission der Bischofskonferenzen der Europ. Gemeinschaft, 24.3.2007

CHRISTUS, der einzige Erlöser

„Wir brauchen GOTT, den GOTT, der uns Sein Gesicht gezeigt und Sein Herz geöffnet hat: JESUS CHRISTUS. Johannes sagt von Ihm zu Recht, dass Er der einzige ist, der GOTT ist und am Herzen des VATERS ruht (vgl. Joh 1,18); so konnte auch nur Er aus dem Innern GOTTES selbst uns Kunde bringen von GOTT – Kunde auch, wer wir selber sind, woher wir kommen und wohin wir gehen... Nur ER ist GOTT, und nur ER ist da­her die Brücke, die GOTT und Mensch wirklich zueinander kommen lässt. Wenn wir Christen Ihn daher den einzigen für alle gültigen Heilsmittler nennen, der alle angeht und dessen alle letztlich bedürfen, so ist dies keine Verachtung der anderen Religionen und keine hochmütige Absolutsetzung unseres eigenen Denkens, sondern es ist das Ergriffensein von dem, der uns angerührt und uns beschenkt hat, damit wir auch andere beschenken können...“

Predigt in Mariazell, 8.9.2007

Weigerung aus Gewissensgründen: keine Pharmaka zur Abtreibung oder Frühabtreibung liefern

„...Die derzeitige Entwicklung des Angebots an Medikamenten und der therapeutischen Möglichkeiten, die daraus erwachsen, führt dazu, dass die Apotheker über ihre immer umfassendere Rolle nachdenken, die sie ihrer Berufung entsprechend inne­haben... Sie sollen die Patienten lehren, von den Medikamen­ten in rechter Weise Gebrauch zu machen und sich vor allem der ethischen Folgen der Einnahme mancher Pharmaka bewusst zu sein. Auf diesem Gebiet ist es nicht möglich, die Gewissen zu betäuben, zum Beispiel in Bezug auf die Auswirkungen der Moleküle, die darauf abzielen, die Ein­nistung eines Embryos zu verhindern oder das Leben einer Person zu verkürzen.

Der Apotheker muss jeden zu größerer Menschlichkeit einla­den, damit jedes Leben vom Augenblick seiner Empfängnis an bis zu seinem natürlichen Tod geschützt wird und die Pharmaka tatsächlich ihre therapeutische Funktion erfüllen. Anderseits darf keine Person bedenkenlos als Objekt benutzt werden, um therapeutische Experimente vorzunehmen; diese müssen gemäß den Protokollen unter Achtung der ethischen Grundregeln durchgeführt werden. Jede Behandlung, jedes Experiment muss ein eventuelles besseres Befinden der Per­son und nicht nur die Suche nach wissenschaftlichen Fort­schritten zum Ziel haben. Das Streben nach dem Wohl der Menschheit darf nicht zum Nachteil des Wohls des Patienten erfolgen. Auf moralischem Gebiet ist Ihr Verband eingeladen, die Frage der Weigerung aus Gewissensgründen anzuge­hen, die ein Recht ist, das Ihrem Berufsstand zuerkannt werden muss, indem es Ihnen erlaubt, weder direkt noch indirekt an der Lieferung von Produkten mitzuwirken, die eindeutig unmoralischen Zwecken dienen, wie zum Bei­spiel der Abtreibung und der Euthanasie... Mögen Sie als katholische Apotheker unter der Führung des HL. GEISTES aus dem Glaubensleben und aus der Lehre der Kirche die Grundsätze schöpfen... Es liegt an Ihnen, den jungen Men­schen, die sich in die verschiedenen pharmazeutischen Berufe eingliedern, zu helfen, damit sie über die immer heikleren ethi­schen Implikationen ihrer Tätigkeit und ihrer Entscheidungen nachdenken. Dazu ist es wichtig, dass alle Katholiken, die im Gesundheitswesen tätig sind, und die Menschen guten Willens tätig werden und sich zusammenschließen, um ihre Bildung nicht nur fachlich, sondern auch im Hinblick auf die Fragen der Bioethik zu vertiefen und um diese Weiterbildung allen anzu­bieten, die diesen Beruf ausüben. Der Mensch als Abbild GOTTES muss immer im Mittelpunkt der Forschungen und der Entscheidungen in der Biomedizin stehen. Die biomedizini­schen Wissenschaften sollen dem Menschen dienen; ge­schieht das nicht, dann werden sie unmenschlich und gefühl­los...“

Audienz für den 25. Internat. Kongress der katholischen Apotheker, 29.10.2007

 

 

 

3. Ehe, Familie und Erziehung

 

Nichts ist schöner als CHRISTUS zu kennen

„Die Familien stehen im Mittelpunkt des Evangelisierungsauf­trags der Kirche, denn hier wird zuerst unser Glaubensleben bezeugt und genährt. Liebe Eltern, für eure Kinder seid ihr die ersten Zeugen der Wahrheiten und Werte des Glau­bens: Betet mit euren Kindern und betet für sie, belehrt sie durch euer Beispiel der Treue und der Freude! In Wahrheit ist jeder Jünger zur Mission berufen, angespornt durch das Wort GOTTES und gestärkt durch die Sakramente. Es handelt sich um eine Aufgabe, auf die niemand verzichten sollte, denn nichts ist schöner, als CHRISTUS zu kennen und dazu beizu­tragen, dass auch die anderen Ihn kennenlernen.“

Ansprache vor dem Regina Caeli in Aparecida/Brasilien, 13.5.2007

Die Familie gehört zum Gut der Völker und der Menschheit

„Die Familie leidet heute zweifellos unter widrigen Verhältnis­sen, hervorgerufen von Säkularismus und vom ethischen Relativismus, von den verschiedenen inneren und äußeren Migrationsströmen, von der Armut, von der sozialen Instabilität und von den gegen die Ehe gerichteten Zivilgesetzgebun­gen, die durch Förderung empfängnisverhütender Maß­nahmen und der Abtreibung die Zukunft der Völker bedro­hen. In manchen Familien Lateinamerikas herrscht unglückli­cherweise noch immer eine chauvinistische Mentalität, die die Neuartigkeit des Christentums ignoriert, in dem die gleiche Würde und Verantwortlichkeit der Frau und des Mannes aner­kannt und verkündet wird.

Die Familie ist für das persönliche Wohlergehen und für die Erziehung der Kinder unersetzlich. Die Mütter, die sich ganz der Erziehung ihrer Kinder und dem Dienst an der Familie widmen wollen, müssen die notwendigen Voraussetzun­gen vorfinden, um das auch tun zu können, und haben daher ein Recht, auf die Hilfe des Staates zählen zu kön­nen. Die Rolle der Mutter ist in der Tat von grundlegender Bedeutung für die Zukunft der Gesellschaft.

Der Vater hat seinerseits die Pflicht, wirklich ein Vater zu sein, der seine unentbehrliche Verantwortung und Mitarbeit bei der Erziehung der Kinder ausübt. Die Kinder haben das Recht, für ihre Gesamtentwicklung auf Vater und Mutter zählen zu kön­nen, die sich um sie kümmern und sie auf ihrem Weg zu einem erfüllten Leben begleiten. Notwendig ist daher eine intensive und starke Familienpastoral. Unerlässlich ist auch die Förde­rung beglaubigter familienpolitischer Zeichen, die den Rechten der Familie als unabdingbares soziales Subjekt entsprechen. Die Familie gehört zum Gut der Völker und der ganzen Menschheit.

Eröffnung der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik, Aparecida/Brasilien, 13.5.2007

Medienerziehung

„Einen weiteren Anlass zum Nachdenken und zum Gebet bietet uns heute der jährliche Welttag der sozialen Kommuni­kationsmittel, der unter dem Thema steht: ‚Kinder und soziale Kommunikationsmittel: eine Herausforderung für die Erzie­hung’. Die Herausforderungen, die sich an die Erziehung in der Welt von heute stellen, sind oft mit dem Einfluss der Massen­medien verbunden, die der Schule, der Kirche und sogar der Familie Konkurrenz machen... Die Eltern, die Lehrkräfte und die kirchliche Gemeinschaft sind zur Zusammenarbeit aufge­rufen, damit sie die Kinder und die Jugendlichen dazu er­ziehen, wählerisch zu sein und eine kritische Einstellung reifen zu lassen, indem sie den Geschmack für das kulti­vieren, was ästhetisch und sittlich wertvoll ist. Auch die Medien jedoch müssen ihren Beitrag zu dieser erzieherischen Anstrengung leisten, indem sie die Würde des Menschen, die Ehe und die Familie, die Errungenschaften und Ziele der Zivilisation fördern. Programme, die Gewalt und anti-soziale Verhaltensweisen einschärfen oder die menschliche Sexuali­tät auf ein vulgäres Niveau erniedrigen, sind unannehmbar, dies um so mehr, wenn sie Minderjährigen angeboten wer­den...“

Regina-Caeli-Ansprache, 20.5.2007

Die Schwierigkeiten der Erziehung

„Die tägliche Erfahrung lehrt uns – und das wissen wir alle –, dass die Erziehung zum Glauben gerade in unseren Tagen nicht einfach ist. Jede Erziehungsarbeit scheint heute in Wirk­lichkeit immer schwieriger und unzulänglicher zu werden. Da­her ist die Rede von einem großen ‚Erziehungsnotstand’, von den immer größeren Schwierigkeiten, die die Weitergabe der Grundwerte des Lebens und eines aufrichtigen Verhaltens an die jungen Generationen bereitet. Diese Schwierigkeiten gibt es in der Schule ebenso wie in der Familie und wohl auch in jeder anderen Einrichtung, die sich erzieherische Ziele setzt. Wir können hinzufügen, dass es sich um einen Notstand handelt, der unvermeidlich ist, denn in einer Gesellschaft und in einer Kultur, die aus dem Relativismus nur allzu oft ihr Crede macht – der Relativismus ist zu einer Art Dogma geworden –, in solch einer Gesellschaft fehlt das Licht der Wahrheit. Von Wahrheit zu sprechen, wird sogar als gefähr­lich, als ‚autoritär’ betrachtet, und am Ende zweifelt man daran, dass das Leben gut ist – Ist es gut, ein Mensch zu sein? Ist es gut zu leben? –, und man zweifelt am Wert der Beziehungen und der Verpflichtungen, die das Leben bestimmen. Wie soll man unter diesen Umständen als einzelner oder als Gemein­schaft den jungen Menschen etwas vermitteln können, was wertvoll und gewiss ist, und es von Generation zu Generation weitergeben – Lebensregeln, den wahren Sinn des menschli­chen Lebens und überzeugende Ziele? Daher gibt es die weit­verbreitete Tendenz, die Erziehung auf die Weitergabe be­stimmter Fähigkeiten oder Fertigkeiten zu beschränken.

Den Wunsch der jungen Generation, glücklich zu sein, ver­sucht man dadurch zu kompensieren, dass man sie mit Kon­sumprodukten überhäuft und ihnen kurzlebige Freuden verschafft. So geraten sowohl die Eltern als auch die Lehrer leicht in die Versuchung, sich ihrer Erziehungspflicht zu entziehen, und verstehen nicht einmal mehr, welche Rolle oder besser gesagt Sendung ihnen anvertraut ist. Aber so geben wir den Jugendlichen, den jungen Generationen, nicht das, was wir ihnen vermitteln sollen. Wir schulden ihnen auch die wahren Werte, die dem Leben eine Grundlage geben. Aber dieser Zustand ist natürlich unbefriedigend und muss unbefriedigend sein, weil er das wesentliche Ziel der Erzie­hung außer acht lässt: die Ausbildung des Menschen, damit dieser in Fülle leben und zum Wohl der Gemeinschaft beitragen kann. Von mehreren Seiten wird daher der Ruf nach wahrer Erziehung immer lauter, und man verspürt wieder den Bedarf an Erziehern, die wirkliche Erzieher sind. Dieser Ruf kommt von Seiten der Eltern, denen die Zukunft ihrer Kinder Sorge und oft Angst macht, von Seiten vieler Lehrer, die die traurige Erfahrung des sittlichen Niedergangs an ihren Schulen machen und von Seiten der Gesellschaft als ganzer..., weil sie durch die Erziehungskrise die Grundlagen des Zu­sammenlebens in Frage gestellt sieht. In einem solchen Zu­sammenhang tragen die Bemühungen der Kirche um eine Erziehung zum Glauben, zur Nachfolge und zum Zeugnis JESU, des HERRN, mehr denn je auch dazu bei, unsere Ge­sellschaft aus der auf ihr lastenden Erziehungskrise herauszu­führen, indem sie das Misstrauen und jenen seltsamen ‚Selbst­hass’, der ein Charakterzug unserer Gesellschaft geworden zu sein scheint, eindämmt...

... Wir müssen uns stets bewusst, sein, dass wir ein solches Werk nicht aus eigenen Kräften vollbringen können, son­dern nur durch die Kraft des HL. GEISTES. Es bedarf des Lichtes und der Gnade, die von GOTT kommen und die im Innersten des Herzens und des Gewissens wirken. Für die christliche Erziehung und Ausbildung ist daher vor allem das Gebet und unsere persönliche Freundschaft mit JESUS entscheidend: Nur wer JESUS kennt und liebt, kann seine Brüder in eine lebendige Beziehung mit Ihm hineinfüh­ren...

Die Erziehung, insbesondere die christliche Erziehung, also die Erziehung dazu, das eigene Leben nach dem Vorbild GOTTES zu gestalten, der die Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,8.16), braucht jene Nähe, die für die Liebe eigentümlich ist. Vor allem in der heutigen Zeit, in der Isolierung und Einsamkeit weit ver­breitete Phänomene sind, gegen die auch Lärm und Gruppen­konformismus keine wirkliche Abhilfe schaffen können, ist die persönliche Begleitung wichtig, die den Heranwachsenden die Gewissheit schenkt, geliebt, verstanden und ange­nommen zu sein. Durch die Begleitung sollen sie die konkrete Erfahrung machen können, dass unser Glaube nicht der Ver­gangenheit angehört, dass er im Heute gelebt werden kann und dass wir, wenn wir ihn leben, wirklich unser Glück finden. So kann den jungen Menschen geholfen werden, sich von weit verbreiteten Vorurteilen zu befreien, und sie können sich be­wusst werden, dass die christliche Lebensform realisierbar und vernünftig ist, ja sogar bei weitem die vernünftigste...

Es ist... einsichtig, dass bei der Erziehung und Ausbildung im Glauben der Familie eine eigene und wesentliche Sen­dung und vorrangige Verantwortung zukommt. Durch die Eltern nämlich erblickt das Kind das Licht des Lebens und macht die erste und entscheidende Erfahrung der Liebe, einer Liebe, die in Wirklichkeit nicht nur menschliche Liebe ist, son­dern ein Widerschein der Liebe GOTTES zu ihm. Daher müs­sen die christliche Familie, die kleine ‚Hauskirche’ (vgl. Lumen gentium, 11), und die größere Familie der Kirche vor allem im Hinblick auf die Kindererziehung eng zusammenarbeiten...

Gewiss sind viele Familien auf eine solche Aufgabe nicht vor­bereitet, und es gibt auch diejenigen, die an einer christlichen Erziehung ihrer Kinder nicht interessiert sind oder die sogar dagegen sind. Hier werden auch die Folgen der Krise spürbar, in der sich viele Ehen befinden. Selten begegnet man jedoch Eltern, denen die menschliche und sittliche Erziehung ihrer Kinder vollkommen gleichgültig ist und die daher nicht bereit sind, sich bei der Erziehungsarbeit helfen zu lassen, die als immer schwieriger empfunden wird...

Mit zunehmendem Alter wird natürlich in den Jugendlichen der Wunsch nach persönlicher Unabhängigkeit immer stärker, der besonders bei Heranwachsenden leicht zu einer kritischen Distanzierung von der eigenen Familie führt. Jetzt ist die Nähe des Priesters, der Ordensfrau, des Katecheten oder ande­rer Erzieher, die dem Jugendlichen die Freundschaft der Kirche und die Liebe CHRISTI konkret vermitteln können, besonders wichtig. Um positive und dauerhafte Auswirkungen zu haben, muss diese Nähe von dem Bewusstsein geprägt sein, dass die Erziehung eine Begegnung in Freiheit ist und dass die christliche Erziehung selbst Ausbildung zur wahren Freiheit ist. Es gibt in der Tat kein wahres Erziehungsangebot, das nicht zu einer Entscheidung ermutigte, auch wenn dies respektvoll und liebevoll geschehen muss, und das christliche Angebot hinterfragt die Freiheit bis auf den Grund und ruft sie zum Glauben und zur Umkehr auf... Wenn die Jugendlichen spüren, dass sie in ihrer Freiheit geachtet und ernst genommen werden, dann sind sie trotz ihres Wankelmuts und ihrer Schwachheit durchaus bereit, sich von anspruchsvollen Ange­boten hinterfragen zu lassen, und sie fühlen sich von diesen sogar angezogen und sind oft fasziniert. Sie wollen auch ihre Großherzigkeit zeigen in der Hingabe an die großen und ewi­gen Werte, die dem Leben zugrunde liegen...

Die Erziehungsarbeit findet durch die Freiheit statt, aber sie braucht auch Autorität. Daher steht besonders bei der Erziehung zum Glauben die Gestalt des Zeugen und die Rolle des Zeugnisses im Mittelpunkt. Der Zeuge CHRISTI gibt nicht einfach nur Informationen weiter, sondern er hat eine persönliche Beziehung zur Wahrheit, die er anbietet, und durch die Konsequenz seines eigenen Lebens wird er zum glaubwürdigen Bezugspunkt. Er verweist jedoch nicht auf sich selbst, sondern auf einen, der unendlich viel größer ist als er selbst, dem er vertraut und dessen zuverlässige Güte er erfahren hat. Der wahre christliche Erzieher ist also ein Zeuge, dessen Vorbild JESUS CHRISTUS ist, der Zeuge des VATERS...

Stärker als in der Vergangenheit stehen Erziehung und Bildung des Menschen heute unter dem Einfluss der Botschaften und des weitverbreiteten Klimas, die von den Massenmedien ver­mittelt werden. Diese orientieren sich an einer Mentalität und an einer Kultur, die geprägt sind vom Relativismus, vom Kon­sumismus und von einer falschen und destruktiven Ver­herrlichung, oder besser Entweihung, des Körpers und der Sexualität. Als Christgläubige sagen wir ein klares Ja zum Menschen, der von GOTT geliebt ist, und eben deshalb können wir der Gesamtausrichtung unserer Gesellschaft, den Tenden­zen, die sie beseelen, und den positiven oder negativen Ein­flüssen, die sie auf die Erziehung der jungen Generationen ausübt, natürlich nicht gleichgültig gegenüberstehen...“

Ansprache bei der Pastoraltagung der Diözese Rom, Lateran, 11.6.2007

Ehescheidung und Wiederheirat

„Es ist ein schmerzliches Problem [Frage eines Priesters nach Vereinen von Barmherzigkeit und Wahrheit bezüglich geschie­dener und Wiederverheirateter]... Wir alle leiden unter diesem Problem, wie wir alle in unserer Nähe Menschen haben, die sich in solchen Situationen befinden... Ich würde sagen, ein erster Punkt wäre natürlich die Vorsorge, soweit sie möglich ist. Die Ehevorbereitung wird daher immer wesentlicher und notwendiger. Das Kirchenrecht setzt voraus, dass der Mensch als solcher, auch ohne große Unterweisung, eine der menschlichen Natur entsprechende Ehe eingehen will... Er will das tun, was die menschliche Natur ihm sagt... Heute jedoch wandelt sich dieser Grundsatz, nach dem der Mensch das will, was in seiner Natur liegt – eine unwiederhol­bare einzige und treue Ehe – zu einem etwas anderen Grundsatz: ‚Volunt contrahere matrimonium sicut ceteri homi­nes’ [Sie wollen eine Ehe schließen so wie die anderen Men­schen]. Es ist nicht mehr einfach die Natur, die spricht, son­dern die ‚ceteri homines’ [die anderen Menschen] das, was alle tun. Und das, was heute alle tun, entspricht nicht mehr einfach nur der natürlichen Ehe gemäß dem Schöpfer, gemäß der Schöpfung. Das, was die ‚ceteri homines’ tun, ist zu heira­ten mit der Vorstellung, dass die Ehe eines Tages scheitern könnte und man so eine andere, eine dritte und eine vierte Ehe eingehen könnte. Dieses Modell ‚wie alle es tun’ wird so zu einem Modell, das im Gegensatz zu dem steht, was die Natur sagt. So wird es normal, zu heiraten, sich scheiden zu lassen, sich wiederzuverheiraten, und niemand meint, dass es etwas sei, das gegen die menschliche Natur geht, oder we­nigstens findet man nur sehr schwer jemanden, der so denkt. Daher müssen wir, um den Menschen dabei zu helfen, wirklich zur Ehe zu gelangen – zur Ehe nicht nur im Sinne der Kirche, sondern im Sinne des Schöpfers – , sie wieder fähig machen, auf die Natur zu hören... Und sie sagt etwas anderes als das, was heute zur Gewohnheit geworden ist. Sie lädt uns nämlich ein zu einer Ehe für das ganze Leben, in le­benslanger Treue, auch mit den Leiden, die das gemeinsame Wachsen in der Liebe mit sich bringt. Die Ehevorbereitungs­kurse sollten also die Stimme der Natur, des Schöpfers in uns wiederherstellen, damit wir hinter dem, was alle ‚ceteri homi­nes’ tun, das wiederentdecken, was uns unser eigenes Sein im Innersten sagt. In dieser Situation also – zwischen dem, was alle tun, und dem, was unser Sein uns sagt – müssen die Ehe­vorbereitungskurse ein Weg des Wiederentdeckens sein, um das wieder zu lernen, was unser Sein uns sagt. Sie sollen dabei helfen, zu einer wirklichen Entscheidung für die Ehe gemäß dem Schöpfer und gemäß dem Erlöser zu gelangen. Diese Vorbereitungskurse sind also sehr wichtig, um ‚sich selbst kennenzulernen’, um den wahren Ehewillen kennenzu­lernen. Aber die Vorbereitung allein genügt nicht; die großen Krisen kommen später. Daher ist eine ständige Begleitung, wenigstens in den ersten zehn Jahren, sehr wichtig. In der Pfarrei muss also nicht nur für die Vorbereitungskurse Sorge getragen werden, sondern auch für die Gemeinschaft auf dem Weg nach der Eheschließung, für die gegenseitige Begleitung, die gegenseitige Hilfe... Man muss den Menschen helfen, diese Treue zu finden, sie auch durch das Leiden zu erler­nen. Im Fall eines Scheitern jedoch, wenn die Eheleute sich also nicht als fähig erweisen, am ursprünglichen Willen festzu­halten, stellt sich immer noch die Frage, ob es wirklich ein Wille war, im Sinne des Sakraments. Und daher gibt es eventuell noch das Ehenichtigkeitsverfahren. Wenn es eine wirkliche Ehe war und sie also nicht wieder heiraten können... ist es das Leiden, in einer neuen Bindung zu stehen, die nicht die sakra­mentale Bindung ist und die daher die volle Gemeinschaft in den Sakramenten der Kirche nicht zulässt...“

Begegnung mit dem Klerus der Diözesen Belluno-Feltre und Treviso, 24.7.2007

In gläubigen Familien strahlt die Gegenwart GOTTES auf

„Das beste Zeugnis für CHRISTUS, die beste Verkündigung ist stets das Leben wahrer Christen. Wenn wir sehen, wie Familien, die vom Glauben erfüllt sind, in der Freude leben, wie sie auch im Leiden in tief gründender Freude leben, wie sie den anderen helfen und GOTT und den Nächsten lieben, so scheint mir das heute die schönste Verkündigung zu sein. Auch für mich ist es stets die tröstliche Verkündigung, katholische Familien oder katholische Persönlichkeiten zu sehen, die vom Glauben durchdrungen sind: In ihnen strahlt wirklich die Gegenwart GOTTES in hellem Glanz auf...“

Begegnung mit dem Klerus der Diözesen Belluno-Feltre und Treviso, 24.7.2007

Recht der Kinder auf Unterweisung im Glauben

„Wenn die Ehe nicht auf dem Fels der wahren Liebe und der gegenseitigen Hingabe aufgebaut ist, dann wird sie leicht zum Opfer der Scheidungsmentalität, wobei auch der Wert des Lebens, vor allem des Lebens der Ungeborenen, außer acht gelassen wird. Dieses Panorama zeigt die Notwendigkeit auf, eine wirksame Familienseelsorge zu verstärken..., die den christlichen Eheleuten hilft, die Grundwerte des Sakraments, das sie empfangen haben, anzunehmen. Daher sollt ihr durch euer Lehramt und mit Treue zur Lehre CHRISTI gegenüber gewissen Tendenzen in der heutigen Gesellschaft, die den einzigartigen und unersetzlichen Wert der Ehe zwischen Mann und Frau verdunkeln oder undeutlich machen wollen, die Wahrheit der Familie als Hauskirche und Heiligtum des Lebens verkünden.

Die bereits erwähnte religiöse Gleichgültigkeit, die Versuchung einer leichtfertigen moralischen Permissivität sowie die Un­kenntnis der christlichen Tradition mit ihrem reichen geistlichen Erbe beeinflussen die jungen Generationen sehr stark. Die Kinder und Jugendlichen haben ein Recht darauf, vom Anbeginn ihrer Unterweisung an im Glauben und zu einem gesunden Lebenswandel erzogen zu werden...“

Ad-limina-Besuch der Bischöfe von Puerto Rico, 30.6.2007

 

 

 

4. Jugend

 

Keusche Verlobungszeit

„... Ihr, junge Verlobte, lebt die Verlobung in der wahren Liebe, die immer den keuschen und verantwortlichen ge­genseitigen Respekt einschließt. – Wenn der HERR einige von euch zu einem Leben der besonderen Weihe beruft, seid bereit, mit einem hochherzigen ‚Ja’ und kompromisslos zu antworten. Durch die Hingabe an GOTT und die Brüder werdet ihr die Freude dessen erleben, der sich nicht in einem nur allzu oft erstickenden Egoismus in sich selbst zurückzieht. Aber das alles hat natürlich seinen Preis, jenen Preis, den als erster CHRISTUS gezahlt hat und den jeder Seiner Jünger auch zahlen muss, wenngleich in niedrigerem Maße als der Meister: den Preis des Opfers und der Entsagung, der Treue und der Ausdauer, ohne die es keine wahre Liebe, die ganz frei und Quelle der Freude ist, gibt und geben kann...“

Bußgottesdienst für die Jugendlichen in St. Peter, 29.3.2007

 „..wer reine Hände hat und ein lauteres Herz“

„In der Palmsonntagsprozession schließen wir uns der Schar der Jünger an, die den HERRN in festlicher Freude nach Jeru­salem geleiten. Wie sie loben wir den HERRN mit lauter Stimme für all die Wunder, die wir erlebt haben. Ja, auch wir haben die Wundertaten CHRISTI gesehen und sehen sie: Wie Er Menschen dazu bringt, auf ihr eigenes bequemes Leben zu verzichten und sich ganz in den Dienst der Lei­denden zu stellen; wie Er Menschen den Mut gibt, der Ge­walt und der Lüge zu widerstehen und der Wahrheit Raum zu schaffen; wie Er ganz im Stillen Menschen bewegt, ein­ander Gutes zu tun... Ihn als König anerkennen heißt: Ihn als den Wegweiser annehmen, dem wir trauen und dem wir folgen. Es heißt Sein Wort als gültigen Maßstab für unser Leben an­nehmen Tag um Tag. Es bedeutet, in Ihm die Autorität zu se­hen, der wir uns beugen. Ihm beugen wir uns, weil Seine Auto­rität die Autorität der Wahrheit ist...

Als Prozessionslied wird der Psalm 24 gesungen... ‚Wer darf aufsteigen zum Berg des HERRN’, fragt der Psalm. Und er nennt zwei wesentliche Bedingungen. Die Aufsteigenden, die wirklich nach oben, in die wahre Höhe kommen wollen, müssen Menschen sein, die nach GOTT fragen. Die Ausschau halten nach GOTT. Die Sein Angesicht suchen. Liebe junge Freunde – wie wichtig ist das heute: sich nicht einfach im Leben dahin­treiben lassen; nicht mit dem zufrieden sein, was alle denken und sagen und tun. Ausschau halten nach GOTT... Am heiligen Ort darf stehen, wer reine Hände hat und ein lauteres Herz. Reine Hände – das sind Hände, die nicht zur Gewalttätigkeit gebraucht werden. Es sind Hände, die nicht mit Korruption, mit Bestechungsgeldern verschmutzt sind. Ein lauteres Herz – wann ist das Herz lauter? Ein Herz ist lauter, das sich nicht mit Lüge und Heuchelei verstellt und befleckt. Das durch­sichtig bleibt wie Quellwasser, weil es kein Doppelspiel kennt. Ein Herz ist rein, das sich nicht mit dem Rausch des Vergnügens verfremdet; ein Herz, dessen Liebe wahr ist und nicht bloß Verlangen des Augenblicks...“

Predigt am Palmsonntag, Petersplatz, 1.4.2007

An Kinder

„Liebe Kinder, es ist für mich eine große Freude, dass ich vor dem Abschied aus dieser schönen Stadt Pavia euch Kinder, Jungen und Mädchen, sowie viele Jugendliche treffen kann. Ihr seid dem HERRN in besonderer Weise nahe. Seine Liebe ist besonders für euch bestimmt. Gehen wir voran in der Liebe des HERRN! Betet für mich, ich bete für euch.“

Spontane Grußworte, Pavia, 22.4.2007

Die Keuschheit innerhalb und außerhalb der Ehe zu einem Bollwerk machen

„Habt vor allem große Achtung für die Institution des Sakra­ments der Ehe. Es kann zu Hause kein wahres Glück geben, wenn nicht gleichzeitig Treue zwischen den Ehepartnern herrscht. Die Ehe ist eine Institution des Naturrechts, die von CHRISTUS zur Würde eines Sakraments erhoben wurde; sie ist ein großes Geschenk, das GOTT der Menschheit gemacht hat. Achtet sie, ehrt sie. Gleichzeitig ruft GOTT euch auf, euch gegenseitig zu achten, auch in der Zeit des Verliebt­seins und der Verlobung, denn das Eheleben, das durch GÖTTliche Weisung den verheirateten Paaren vorbehalten ist, wird nur in dem Maße Quelle des Glücks und des Frie­dens sein, in dem ihr die Keuschheit innerhalb und außer­halb der Ehe zu einem Bollwerk für eure Zukunftshoffnun­gen zu machen wisst. Ich sage hier noch einmal zu euch allen: ‚Eros will uns zum GÖTTlichen hinreißen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade dann verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilun­gen’ (Enzyklika DEUS caritas est, 5). Kurz gesagt, er verlangt einen Geist der Opferbereitschaft und des Verzichts um eines größeren Gutes willen, das die alles übersteigende Liebe GOTTES ist. Versucht mit Tapferkeit den Verlockungen des Bösen zu widerstehen, das in vielen Bereichen vorhanden ist, euch zu einem ausschweifenden und paradoxerweise leeren Leben verleitet und euch das kostbare Geschenk eurer Freiheit und eures wahren Glücks verlieren lässt. Die wahre Liebe wird ‚im Zugehen  auf den anderen immer weniger nach sich selber fragen, immer mehr das Glück des anderen wollen, immer mehr sich um ihn sorgen, sich schenken, für ihn da sein wollen’ (ebd., 7) und wird daher immer treuer, unauf­löslicher und fruchtbarer sein.“

Begegnung mit den Jugendlichen in Sao Paulo, 10.5.2007

Der Wunsch nach Liebe

„Maria, liebe Jugendliche, kennt eure edelsten und tiefsten Bestrebungen. Vor allem kennt sie euren großen Wunsch nach Liebe, euer Verlangen zu lieben und geliebt zu werden. Wenn ihr auf sie schaut, ihr fügsam folgt, dann werdet ihr die Schön­heit der Liebe entdecken – jedoch nicht einer Liebe, die man ‚nach Gebrauch wegwirft’, die vorübergehend und trüge­risch ist, Gefangene einer egoistischen und materialisti­schen Mentalität, sondern der wahren und tiefen Liebe.

Im Innersten des Herzens träumen alle Jungen und alle Mäd­chen, vor denen das Leben sich ausbreitet, von einer Liebe, die der eigenen Zukunft vollen Sinn verleiht. Für viele geht dieser Traum in Erfüllung durch die Entscheidung für die Ehe und die Gründung einer Familie, wo die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau in gegenseitiger und treuer Hingabe ge­lebt wird, in endgültiger Hingabe, die besiegelt wird durch das ‚Ja’, das am Tag der Hochzeit vor GOTT gesprochen wird, ein ‚Ja’ für das ganze Leben. Ich weiß wohl, dass es heute immer schwieriger wird, diesen Traum zu verwirklichen. Wie oft sehen wir um uns herum die Liebe scheitern! Wie viele Paare beugen sich, geben auf und trennen sich! Wie viele Familien gehen zu Bruch! Wie viele Jugendliche, auch unter euch, haben die Trennung und die Scheidung ihrer Eltern erlebt! Denjenigen, die sich in so heiklen und komplexen Situationen befinden, möchte ich heute Abend sagen: Die Mutter GOTTES, die Ge­meinschaft der Gläubigen, der Papst sind bei euch und beten darum, dass die Krise, die die Familien unserer Zeit zeichnet, nicht zu einem Scheitern wird, das nicht wieder rückgängig zu machen ist. Mögen die christlichen Familien mit Hilfe der GÖTTlichen Gnade jenem feierlichen Versprechen der Liebe treu bleiben, das sie mit Freude vor dem Priester und vor der christlichen Gemeinde gegeben haben, am feierlichen Tag der Hochzeit.

Angesichts des vielen Scheiterns tritt nicht selten die Frage auf: Bin ich besser als meine Freunde und meine Verwandten, die es versucht haben und gescheitert sind? Warum sollte ich, gerade ich, dort Erfolg haben, wo viele aufgeben? Diese menschliche Furcht kann auch die mutigsten Geister lähmen, aber in dieser Nacht, die uns erwartet, wird Maria zu Füßen ihres Heiligen Hauses [von Loreto] jedem von euch, liebe junge Freunde, noch einmal die Worte wiederholen, die sie selbst vernahm, als der Engel sie an sie richtete: Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst! Der HL. GEIST ist bei euch und verlässt euch nie. Dem, der auf GOTT vertraut, ist nichts unmöglich. Das gilt für diejenigen, die zum Eheleben bestimmt sind, und noch mehr für diejenigen, denen GOTT ein ganz von den irdischen Gütern losgelöstes Leben vorschlägt, damit sie sich ganz Seinem Reich widmen...“

Ansprache beim Internationalen Jugendtreffen in Loreto, Vigil am 1.9.2007

l

Demut ist die Handlungsweise GOTTES

„Noch heute sucht GOTT junge Herzen, Er sucht junge Men­schen mit einem großen Herzen, die fähig sind, Ihm in ihrem Leben Raum zu geben... JESUS hat eine Vorliebe für die jungen Menschen, wie der Dialog mit dem reichen jungen Mann es gut verdeutlicht (vgl. Mt 19,16-22; Mk 10,17-22); Er respektiert deren Freiheit, wird jedoch nie müde, ihnen höhere Ziele für das Leben vorzuschlagen: die Neuheit des Evangeli­ums und die Schönheit eines heiligen Lebenswandels...

Was aber macht wirklich ‚jung’ im Sinne des Evangeliums? Diese unsere Begegnung, die im Schatten eines Marienheilig­tums stattfindet, lädt uns ein, auf die GOTTESmutter zu bli­cken. So fragen wir uns: Wie hat Maria ihre Jugend gelebt? Warum ist in ihr das Unmögliche möglich geworden? Sie selbst offenbart es uns im Gesang des Magnificat: GOTT ‚[hat] auf die Niedrigkeit Seiner Magd geschaut’ (Lk 1,48a). Die Demut Ma­riens ist es, die GOTT mehr als alles andere an ihr schätzt... Hier geht unser Gedanke natürlich zum Heiligen Haus von Nazareth, das das Heiligtum der Demut ist: die Demut GOTTES, der Mensch geworden ist, der klein geworden ist, und die Demut Mariens, die Ihn in ihrem Schoß aufge­nommen hat; die Demut des Schöpfers und die Demut des Geschöpfs. Aus dieser Begegnung der Demut wurde JESUS geboren, SOHN GOTTES und Menschensohn. ‚Je größer du bist, um so mehr bescheide dich, dann wirst du Gnade finden bei GOTT. Von den Demütigen wird Er verherrlicht’, sagt uns der Abschnitt aus Jesus Sirach (3,18); und JESUS verkündet im Evangelium nach dem Gleichnis von den zur Hochzeit Ge­ladenen: ‚Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden’ (Lk 14,11). Diese von der Schrift aufgezeigte Perspektive erscheint heute mehr denn je provokativ für die Kultur und die Sensibilität des Menschen der Gegenwart. Der Demütige wird wie einer, der aufgibt, wie ein Unterlegener wahrgenommen, einer, der der Welt nichts zu sagen hat. Indessen ist dies der Königsweg, und nicht nur, weil die Demut eine große menschliche Tugend ist, son­dern weil sie vor allem die Handlungsweise GOTTES selbst darstellt. Sie ist der Weg, den CHRISTUS, der Mittler des neuen Bundes, gewählt hat: ‚Sein Leben war das eines Men­schen; Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz’ (Phil 2,8).

Liebe Jugendliche, mir scheint es, in diesem Wort GOTTES über die Demut eine wichtige und mehr denn je aktuelle Bot­schaft für euch auszumachen, die ihr CHRISTUS nachfolgen und Glieder Seiner Kirche sein wollt. Die Botschaft lautet: Folgt nicht dem Weg des Stolzes, sondern dem der Demut. Schwimmt gegen den Strom: hört nicht auf die gewinnsüchti­gen und verlockenden Stimmen, die heute vielerorts Lebens­modelle propagieren, die von Arroganz und Gewalt, von Über­heblichkeit und Erfolg um jeden Preis, vom äußeren Schein und vom Besitz auf Kosten des Seins durchdrungen sind. Ihr seid die Adressaten so vieler Botschaften, die zu euch vor allem durch die Massenmedien gelangen! Seid wachsam! Seid kritisch! Folgt nicht der Welle, die diese mächtige Kampagne der Überredung hervorbringt! Habt keine Angst, liebe Freunde, die ‚alternativen’ Wege zu bevorzugen, die uns von der wahren Liebe aufgezeigt werden: ein nüchterner und solidarischer Lebensstil; aufrichtige und reine Gefühlsbeziehungen; ein rechtschaffener Einsatz im Studium und in der Arbeit; das tiefe Interesse am Gemeinwohl... Der Weg der Demut... ist somit nicht der Weg des Aufgebens, sondern des Mutes. Er ist nicht das Ergebnis einer Niederlage, sondern der Ertrag eines Sieges der Liebe über den Egoismus und der Gnade über die Sünde. Wenn wir CHRISTUS nachfolgen und Maria nachah­men, müssen wir den Mut zur Demut haben; wir müssen uns demütig dem HERRN anvertrauen, da wir nur so fügsame Werkzeuge in Seinen Händen werden können und es Ihm so ermöglichen werden, in uns Großes zu wirken. Große Wunder hat der HERR in Maria und in den Heiligen gewirkt! Ich denke zum Beispiel an Franz von Assisi und Katharina von Siena, die Patrone Italiens. Ich denke auch an wunderbare junge Menschen wie die hl. Gemma Galgani, den hl. Gabriel Possenti, den hl. Aloisius von Gonzaga, den hl. Domenico Savio, die nicht weit von hier geborene hl. Maria Goretti, die seligen Piergiorgio Frassati und Alberto Marvelli. Ich denke des weiteren an die vielen Jungen und Mädchen, die zur Schar der ‚anonymen’ Heiligen gehören, die aber für GOTT nicht ohne Namen sind. Für Ihn ist jeder einzelne Mensch einzigar­tig, mit seinem Namen und seinem Antlitz. Alle – und ihr wisst dies – sind wir dazu berufen, Heilige zu sein!“

Predigt beim Internat. Jugendtreffen in Loreto-Montorso, 2.9.2007

 

 

 

5. Heilige

 

Die Welt braucht reine Leben

„...Frei Galvao [Frei Antonio de Sant’ Ana Galvao OFM] bekräf­tigte mit prophetischer Stimme die Wahrheit der Unbefleckten Empfängnis. Sie, die ‚Tota pulchra’, die reinste Jungfrau, die in ihrem Leib den Erlöser der Menschen empfangen hat und vor der Ursünde bewahrt wurde, will das endgültige Siegel unserer Begegnung mit GOTT, unserem Erlöser, sein. Es gibt in der Heilsgeschichte keine Frucht der Gnade, die nicht als not­wendiges Werkzeug die Vermittlung Unserer Lieben Frau hätte. In der Tat, unser Heiliger hat sich von Jugend an unwi­derruflich der Mutter JESU geweiht; er wollte ihr für immer gehören und hat die Jungfrau Maria als Mutter und Schutzher­rin seiner geistlichen Töchter gewählt...

Welch schönes Beispiel der Nachfolge hat uns Frei Galvao  hinterlassen! Wie aktuell klingen für uns, die wir in einer so stark vom Hedonismus geprägten Zeit leben, die Worte, die in der Formel seiner Weihe [an Maria] niedergeschrieben sind: ‚Nimm mir lieber das Leben, bevor ich meinen HERRN, Deinen gebenedeiten Sohn, beleidige!’ Das sind starke Worte einer lei­denschaftlichen Seele, Worte, die zum normalen Leben jedes Christen gehören sollten, ob es geweiht oder nicht geweiht ist; sie wecken den Wunsch nach Treue zu GOTT innerhalb und außerhalb der Ehe. Die Welt braucht reine Leben, klare Seelen, einfache Denker, die sich weigern, als Geschöpfe betrachtet zu werden, die Lustobjekte sind. Es ist notwendig, nein zu sagen zu jenen sozialen Kommuni­kationsmitteln, die die Heiligkeit der Ehe und die Jungfräu­lichkeit vor der Ehe lächerlich machen. Jetzt ist uns in der GOTTESmutter der beste Schutz gegen die Übel gegeben, die das moderne Leben bedrohen; die Marienverehrung ist die sichere Gewähr für den mütterlichen Schutz und die Verteidi­gung in der Stunde der Versuchung....

Liebe Freunde, erlaubt mir, zum Schluss an die Gebetsvigil auf dem Marienfeld in Deutschland zu erinnern: Vor einer großen Schar von Jugendlichen wollte ich die Heiligen unserer Zeit als wahre Reformer vorstellen und sagte: ‚Nur von den Heiligen, nur von GOTT her kommt die wirkliche Revolution, die grundle­gende Änderung der Welt’ (Predigt, 20.8.2005). Das ist die Einladung, die ich heute an euch alle, vom ersten bis zum letzten, in dieser Eucharistie ohne Grenzen richte. GOTT hat gesagt: ‚Seid heilig, weil ich heilig bin’ (Lev 11,44). Danken wir GOTT dem VATER, GOTT dem SOHN und GOTT dem HEILIGEN GEIST, von denen uns auf die Fürsprache der Jung­frau Maria aller Segen des Himmels kommt; von denen uns dieses Geschenk kommt, das zusammen mit dem Glauben die größte Gnade ist, die einem Menschen gewährt werden kann: der feste Wunsch, die Fülle der Liebe zu erlangen in der Überzeugung, dass die Heiligkeit für jeden im eigenen Lebensstand nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist, um der Welt das wahre Antlitz CHRISTI, unseres Freundes, zu zeigen.“

Predigt bei der Heiligsprechung von Frei Galvao in Sao Paulo, Brasilien, 11.5.2007

Johannes der Täufer

„Als echter Prophet gab Johannes ohne Kompromisse Zeugnis von der Wahrheit. Er klagte die Überschreitungen der Ge­bote GOTTES auch dann an, wenn die Verantwortlichen die Mächtigen waren. So zahlte er mit dem Leben, als er Herodes und Herodias des Ehebruchs anklagte, und er besiegelte mit dem Martyrium seinen Dienst an CHRISTUS, der die Wahrheit in Person ist. Wir bitten um seine Fürsprache zusammen mit jener der allerseligsten Jungfrau Maria, auf dass es die Kirche auch in unseren Tagen verstehe, CHRISTUS immer treu zu bleiben und mutig Seine Wahrheit und Seine Liebe für alle zu bezeugen.“

Angelus-Ansprache am Hochfest der Geburt des hl. Johannes des Täufers, 24.6.2007

Hl. Franziskus

„Derselbe biographische Text berichtet uns, dass Franziskus ziemlich eitel war. Es gefiel ihm, teure Kleider anfertigen zu lassen, und er suchte aufzufallen (Dreigefährtenlegende, 1,2). In der Eitelkeit, in dem Wunsch aufzufallen, gibt es etwas, das uns in irgendeiner Weise alle betrifft. Heute pflegt man von der ‚Imagepflege’ oder ‚Imagesuche’ zu sprechen. Um ein Minimum an Erfolg haben zu können, ist es nötig, sich in den Augen der anderen mit etwas Außergewöhnlichem, Originellen Geltung zu verschaffen. In beschränktem Maß kann dies ein Ausdruck des unschuldigen Wunsches sein, gut aufgenommen zu werden. Aber oft schleicht sich der Stolz ein, die übertrie­bene Suche nach uns selbst, der Egoismus und der Wille zu herrschen. In Wirklichkeit ist es eine tödliche Falle, das Leben auf sich selbst zu konzentrieren: Wir können nur wir selbst sein, wenn wir uns der Liebe öffnen, indem wir GOTT und un­sere Brüder und Schwestern lieben...

Die Wahrheit CHRISTI hat sich im Leben der Heiligen aller Jahrhunderte bewahrheitet. Die Heiligen sind eine große leuchtende Spur in der Geschichte, die bezeugt: Das ist das Leben, das ist der Weg, das ist die Wahrheit. Deshalb haben wir den Mut, ja zu sagen zu CHRISTUS: ‚Deine Wahr­heit wird im Leben vieler Heiliger bestätigt. Wir folgen Dir!’ ...“

Begegnung mit den Jugendlichen in Assisi, 17.6.2007

„Paulus-Jahr“ angekündigt

„Wir wissen aus seinen Briefen, dass Paulus alles andere als ein gewandter Redner war; er teilte stattdessen mit Mose und Jeremia den Mangel an rednerischem Talent. ‚Sein persönli­ches Auftreten ist matt, und seine Worte sind armselig’ (2 Kor 10,10), sagten seine Gegner von ihm. Die außerordentlichen apostolischen Ergebnisse, die er erreichen konnte, sind also nicht einer glänzenden Rhetorik oder raffinierten apologeti­schen und missionarischen Strategien zuzuschreiben. Der Erfolg seines Apostolats hängt vor allem mit seinem per­sönlichen Engagement bei der Verkündigung des Evange­liums und mit seiner totalen Hingabe an CHRISTUS zu­sammen; eine Hingabe, die Gefahren, Schwierigkeiten und Verfolgungen nicht fürchtete: ‚Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben’ – schrieb er an die Römer – ‚weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe GOTTES, die in CHRISTUS JESUS ist, unserem HERRN (8,38-39). Daraus können wir eine sehr wichtige Lehre für jeden Christen ziehen. Das Handeln der Kirche ist nur in dem Maß glaubhaft und wirksam, in dem alle, die ihr angehören, bereit sind, in jeder Situation für ihre Treue zu CHRISTUS persönlich einzu­stehen. Wo diese Bereitschaft fehlt, wird das entscheidende Argument der Wahrheit, von dem die Kirche selbst abhängt, nicht erfüllt. Liebe Brüder und Schwestern, wie in den An­fangszeiten braucht CHRISTUS auch heute Apostel, die bereit sind, sich selbst zu opfern. Er braucht Zeugen und Märtyrer wie den hl. Paulus: Einst ein gewalttätiger Christen­verfolger, wechselte er, als er auf dem Weg nach Damaskus vom GÖTTlichen Licht geblendet zu Boden stürzte, ohne Zö­gern auf die Seite des Gekreuzigten und folgte ihm, ohne es zu bereuen. Er lebte und arbeitete für CHRISTUS, für Ihn litt und starb er. Wie zeitgemäß ist heute sein Vorbild!

Und aus diesem Grund freue ich mich, offiziell anzukündigen, dass wir vom 28. Juni 2008 bis 29. Juni 2009 dem Apostel Paulus ein besonderes Jubiläumsjahr widmen werden, an­lässlich der 2000-Jahrfeier seiner Geburt, die von den Histori­kern zwischen 7 und 10 nach CHRISTUS angesetzt wird. Die­ses ‚Paulus-Jahr’ wird bevorzugt in Rom stattfinden, wo seit 2000 Jahren unter dem Papstaltar dieser Basilika der Sarko­phag verwahrt wird, der nach übereinstimmender Meinung der Fachleute und nach unbestrittener Tradition die sterblichen Überreste des Apostels enthält...“

Predigt bei der Vesper am Vorabend des Hochfestes Peter und Paul, Rom. St. Paul vor den Mauern, 28.6.2007

 

 

 

6. Leiden und Sterben

 

Leid als Heilswerkzeug

„In jeder von einer Krankheit gepeinigten Person ist es Er selbst, der auf unsere Liebe wartet. Gewiss, der Mensch lehnt das Leid ab. Es entspricht aber immer der Wahrheit, dass sich dieses Leid in eine wertvolle Gelegenheit verwandelt, wenn es in Liebe angenommen und vom Glauben erleuchtet wird, weil es auf geheimnisvolle Weise mit dem Erlöser CHRISTUS, dem Schmerzensmann, verbindet, der am Kreuz den Schmerz und Tod des Menschen auf sich genommen hat. Durch das Opfer Seines Lebens hat Er das menschliche Leid erlöst und es zum grundlegenden Heilswerkzeug gemacht. Liebe Kranke, vertraut die Beschwerden und Qualen, die ihr auf euch nehmen müsst, dem HERRN an, dann werden sie in Seinem Plan zu Mitteln der Läuterung und Erlösung für die ganze Welt...“

Ansprache im Klinikum „S. Matteo“ in Pavia, 22.4.2007

Johannes der Täufer

„Als echter Prophet gab Johannes ohne Kompromisse Zeugnis von der Wahrheit. Er klagte die Überschreitungen der Ge­bote GOTTES auch dann an, wenn die Verantwortlichen die Mächtigen waren. So zahlte er mit dem Leben, als er Herodes und Herodias des Ehebruchs anklagte, und er besiegelte mit dem Martyrium seinen Dienst an CHRISTUS, der die Wahrheit in Person ist. Wir bitten um seine Fürsprache zusammen mit jener der allerseligsten Jungfrau Maria, auf dass es die Kirche auch in unseren Tagen verstehe, CHRISTUS immer treu zu bleiben und mutig Seine Wahrheit und Seine Liebe für alle zu bezeugen.“

Angelus-Ansprache am Hochfest der Geburt des hl. Johannes des Täufers, 24.6.2007

Hl. Franziskus

„Derselbe biographische Text berichtet uns, dass Franziskus ziemlich eitel war. Es gefiel ihm, teure Kleider anfertigen zu lassen, und er suchte aufzufallen (Dreigefährtenlegende, 1,2). In der Eitelkeit, in dem Wunsch aufzufallen, gibt es etwas, das uns in irgendeiner Weise alle betrifft. Heute pflegt man von der ‚Imagepflege’ oder ‚Imagesuche’ zu sprechen. Um ein Minimum an Erfolg haben zu können, ist es nötig, sich in den Augen der anderen mit etwas Außergewöhnlichem, Originellen Geltung zu verschaffen. In beschränktem Maß kann dies ein Ausdruck des unschuldigen Wunsches sein, gut aufgenommen zu werden. Aber oft schleicht sich der Stolz ein, die übertrie­bene Suche nach uns selbst, der Egoismus und der Wille zu herrschen. In Wirklichkeit ist es eine tödliche Falle, das Leben auf sich selbst zu konzentrieren: Wir können nur wir selbst sein, wenn wir uns der Liebe öffnen, indem wir GOTT und un­sere Brüder und Schwestern lieben...

Die Wahrheit CHRISTI hat sich im Leben der Heiligen aller Jahrhunderte bewahrheitet. Die Heiligen sind eine große leuchtende Spur in der Geschichte, die bezeugt: Das ist das Leben, das ist der Weg, das ist die Wahrheit. Deshalb haben wir den Mut, ja zu sagen zu CHRISTUS: ‚Deine Wahr­heit wird im Leben vieler Heiliger bestätigt. Wir folgen Dir!’ ...“

Begegnung mit den Jugendlichen in Assisi, 17.6.2007

„Paulus-Jahr“ angekündigt

„Wir wissen aus seinen Briefen, dass Paulus alles andere als ein gewandter Redner war; er teilte stattdessen mit Mose und Jeremia den Mangel an rednerischem Talent. ‚Sein persönli­ches Auftreten ist matt, und seine Worte sind armselig’ (2 Kor 10,10), sagten seine Gegner von ihm. Die außerordentlichen apostolischen Ergebnisse, die er erreichen konnte, sind also nicht einer glänzenden Rhetorik oder raffinierten apologeti­schen und missionarischen Strategien zuzuschreiben. Der Erfolg seines Apostolats hängt vor allem mit seinem per­sönlichen Engagement bei der Verkündigung des Evange­liums und mit seiner totalen Hingabe an CHRISTUS zu­sammen; eine Hingabe, die Gefahren, Schwierigkeiten und Verfolgungen nicht fürchtete: ‚Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben’ – schrieb er an die Römer – ‚weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe GOTTES, die in CHRISTUS JESUS ist, unserem HERRN (8,38-39). Daraus können wir eine sehr wichtige Lehre für jeden Christen ziehen. Das Handeln der Kirche ist nur in dem Maß glaubhaft und wirksam, in dem alle, die ihr angehören, bereit sind, in jeder Situation für ihre Treue zu CHRISTUS persönlich einzu­stehen. Wo diese Bereitschaft fehlt, wird das entscheidende Argument der Wahrheit, von dem die Kirche selbst abhängt, nicht erfüllt. Liebe Brüder und Schwestern, wie in den Anfangszeiten braucht CHRISTUS auch heute Apostel, die bereit sind, sich selbst zu opfern. Er braucht Zeugen und Märtyrer wie den hl. Paulus: Einst ein gewalttätiger Christen­verfolger, wechselte er, als er auf dem Weg nach Damaskus vom GÖTTlichen Licht geblendet zu Boden stürzte, ohne Zö­gern auf die Seite des Gekreuzigten und folgte ihm, ohne es zu bereuen. Er lebte und arbeitete für CHRISTUS, für Ihn litt und starb er. Wie zeitgemäß ist heute sein Vorbild!

Und aus diesem Grund freue ich mich, offiziell anzukündigen, dass wir vom 28. Juni 2008 bis 29. Juni 2009 dem Apostel Paulus ein besonderes Jubiläumsjahr widmen werden, an­lässlich der 2000-Jahrfeier seiner Geburt, die von den Histori­kern zwischen 7 und 10 nach CHRISTUS angesetzt wird. Die­ses ‚Paulus-Jahr’ wird bevorzugt in Rom stattfinden, wo seit 2000 Jahren unter dem Papstaltar dieser Basilika der Sarko­phag verwahrt wird, der nach übereinstimmender Meinung der Fachleute und nach unbestrittener Tradition die sterblichen Überreste des Apostels enthält...“

Predigt bei der Vesper am Vorabend des Hochfestes Peter und Paul, Rom. St. Paul vor den Mauern, 28.6.2007

 

 

 

6. Leiden und Sterben

 

Leid als Heilswerkzeug

„In jeder von einer Krankheit gepeinigten Person ist es Er selbst, der auf unsere Liebe wartet. Gewiss, der Mensch lehnt das Leid ab. Es entspricht aber immer der Wahrheit, dass sich dieses Leid in eine wertvolle Gelegenheit verwandelt, wenn es in Liebe angenommen und vom Glauben erleuchtet wird, weil es auf geheimnisvolle Weise mit dem Erlöser CHRISTUS, dem Schmerzensmann, verbindet, der am Kreuz den Schmerz und Tod des Menschen auf sich genommen hat. Durch das Opfer Seines Lebens hat Er das menschliche Leid erlöst und es zum grundlegenden Heilswerkzeug gemacht. Liebe Kranke, vertraut die Beschwerden und Qualen, die ihr auf euch nehmen müsst, dem HERRN an, dann werden sie in Seinem Plan zu Mitteln der Läuterung und Erlösung für die ganze Welt...“

Ansprache im Klinikum „S. Matteo“ in Pavia, 22.4.2007

 

 

zurück