Aus: FMG-INFORMATION 77, S. 3ff. (August 2002)
100 Jahre
Martyrium
der hl. Maria Goretti
Das Jubiläumsjahr hat uns veranlasst, das Geschehen am 5. und 6. Juli 1902 in Erinnerung zu rufen und einiges Wissenswerte zu den Gedenkstätten in Le Ferriere und Nettuno festzuhalten. Auch auf einige „Schwestern“ Maria Gorettis „im Martyrium“ wollen wir hinweisen.
Am 5. Juli 1902, einem Samstag, waren die Bewohner der „Cascina antica“ in Le Ferriere di Conca in den Pontinischen Sümpfen in der Nähe von Nettuno auf dem Hof beim „Bohnendreschen“: Assunta Goretti, ihr etwa vierzehnjähriger Sohn Angelo (nach dem Tod des 41-jährigen Vaters Luigi Goretti im Mai 1900 mussten die beiden notgedrungen nun die Feldarbeiten ausüben), der alte Giovanni Serenelli und sein zwanzigjähriger Sohn Alessandro, mit denen die Gorettis den Haushalt teilten. Daneben waren Nachbarn bei derselben Tätigkeit. Nach der Siesta in der Mittagshitze befahl der alte Serenelli seinem Sohn und Angelo Goretti, die Ochsen an den Dreschkarren anzuspannen, um die in der Sonne gedörrten Bohnen zu dreschen.
Nach etwa einer Stunde ruhte der alte Serenelli sich im Schatten des Hauses aus. Kurz darauf bat Alessandro Frau Assunta, den Platz auf seinem Karren einzunehmen; er wolle einige Augenblicke ins Haus gehen. Ohne Böses zu ahnen, war sie einverstanden. Den zweiten Ochsenkarren lenkte Angelo.
Alessandro stieg die Außentreppe des Hauses empor. Oben saß außen vor der Tür Marietta, neben sich das kleine, schlafende Schwesterchen Teresa, und flickte weisungsgemäß ein Hemd Alessandros. Ihr achtjähriger Bruder Mariano, der ihr bei der Betreuung Teresas helfen sollte, war weggelaufen, als diese eingeschlafen war.
Alessandro ging an ihr vorbei ins Haus, holte aus einem Abstellraum ein Stecheisen und legte es auf einen Küchenkasten. Dann näherte er sich Marietta forderte sie auf, ins Haus zu kommen. Als sie nicht antwortete, zerrte er sie durch die Tür in die Küche und schloss die Tür mit einem Fußtritt. Marietta erriet sofort, dass er nun seinen schon zweimal unternommenen Versuch, sie zum geschlechtlichen Tun zu bewegen, wiederholen wollte. Sie sagte zu ihm: „Nein, nein! GOTT will das nicht! Wenn du das tust, kommst du in die Hölle!“ Voll wütendem Zorn, nicht zu seinem Ziel zu kommen, nahm er das Stecheisen und versetzte dem Mädchen eine große Zahl von Stichen in Unterleib und Rücken, „wie man Mais stößt“ nach seiner eigenen Aussage. Vierzehn große Stichwunden stellte man bei der Operation fest, acht in den Unterleib und sechs in den Rücken, die den Herzbeutel, die rechte Herzkammer, den linken Lungenflügel und das Zwerchfell verletzt hatten, dazu kleinere Quetschungen. Als er mehrmals ihren Rock hob, bedeckte sie sich immer wieder, rief: „Was tust du, Alessandro? Du kommst in die Hölle!“ und schrie nach der Mutter: „Mein GOTT! Ich sterbe, Mama! Mama!“ Er ließ, als er das Blut sah, von ihr ab, wohl wissend, dass er sie tödlich verletzt hatte, warf das Stecheisen hinter einen Kasten und schloss sich in seiner Kammer ein.
Als die kleine Teresa, allein auf dem äußeren Treppenabsatz, zu weinen begann, wurde man aufmerksam. Giovanni Serenelli trat als erster ein, rief dann Assunta Goretti und die Nachbarn.
Als die Mutter das Mädchen in eine Kammer trug und untersuchte, sah sie die großen Verwundungen; die Eingeweide hingen heraus. Marietta war in Ohnmacht gefallen, kam aber wieder zu sich und antwortete der Mutter auf die Frage, was passiert sei: „Es war Alessandro. – Er wollte mit mir Böses tun, aber ich habe es nicht gewollt.“
Ein Nachbar eilte in den benachbarten Ort Conca zum Grundherrn, von wo aus er mit einem Pferd den Arzt benachrichtigte. Ein anderer eilte zu Fuß nach dem etwa 10 km entfernten Nettuno, um Arzt und Polizei zu verständigen. Mit dem Pferdewagen der Ambulanz wurde Maria Goretti dann nach Nettuno gebracht, die Mutter, die nach einem nervlichen Zusammenbruch wieder bei Kräften war, begleitete sie. Kurz vor 20 Uhr traf man in Nettuno beim Spital ein. Vor der zweistündigen Operation, die ohne Narkose vorgenommen werden musste, hatte der Klinikkaplan dem Mädchen die Beichte abgenommen. Mehrmals klagte es über Durst, doch die Ärzte verboten, ihr etwas zu trinken zu geben wegen der verletzten Gedärme. Die Mutter konnte nachher kurz mit ihr sprechen, durfte aber nicht die Nacht über bleiben. Der Arzt hatte ihr auf ihre Frage bestätigt, dass die Jungfräulichkeit des Mädchens nicht angetastet war. – Da die Augen der Verwundeten zum Marienbild wanderten und sie bat, näher hin gebracht zu werden, schlug der Klinikkaplan vor, sie noch in die Marianische Kongregation aufzunehmen, und überreichte ihr die gesegnete Medaille. Am Vormittag empfing Marietta dann die hl. Kommunion und die Krankensalbung. Vorher hatte der Pfarrer sie mit Hinweis auf den HERRN am Kreuz aufgefordert, dem Mörder zu verzeihen: „Ja, ich verzeihe ihm und will ihn im Paradies bei mir haben.“ Am Nachmittag des 6. Juli 1902, fast 24 Stunden nach dem Anschlag, nach Stunden der Schmerzen, starb die Märtyrin der Reinheit im Spital von Nettuno.
Die mittellose Familie Goretti kehrte nach dem traumatischen Ereignis nicht mehr in ihre Wohnräume zurück, sondern hielt sich zunächst bei den Nachbarn auf. Der Pfarrer von S. Rocco in Rom, der vom Tod Mariettas aus der Zeitung erfahren hatte, nahm sich der Familie an. Die Tochter Ersilia kam durch seine Vermittlung in einem Klosterinstitut unter, und ein Jahr später auch die kleine Teresa in einem anderen Ordenshaus; ab 1908 waren beide zusammen. Die Mutter sorgte für ihre Söhne Angelo, Alessandro und Mariano. Sie kehrte nach Corinaldo zurück, wo sie als Pfarrhaushälterin, Erzieherin in einer gräflichen Familie und wieder als Haushälterin im Pfarrhaus ihren Lebensunterhalt verdiente. 1918 kehrten ihre beiden Töchter zu ihr zurück – Ersilia heiratete vier Jahre später, Teresa trat 1920 in einen Schwesternorden ein. Der Sohn Angelo war 1910 nach Amerika ausgewandert, hatte sich später in Italien verheiratet und war in die USA zurückgekehrt. Er starb 1965. Sein Bruder Alessandro reiste 1916 ebenfalls in die USA, starb dort aber 1917 einundzwanzigjährig an einer Krankheit. Mariano blieb in Corinaldo, heiratete nach dem Militärdienst, hielt sich auch einige Jahre in Amerika auf und ließ sich später in Italien nieder, wo er 1975 starb. Schwester Teresa ging 1981 heim; Ersilia lebte in Corinaldo und starb als Witwe ebenfalls 1981. Die Mutter Assunta Goretti hatte sich 1944 durch einen Treppensturz die Hüfte gebrochen und war danach auf Rollstuhl oder Krücken angewiesen. Sie ging am 8. Oktober 1954 heim und ist in Corinaldo in der dortigen Maria-Goretti-Kirche beigesetzt.
Alessandro Serenelli war für sein Tötungsverbrechen zu dreißig Jahren Kerker verurteilt worden, die er an verschiedenen Orten absaß. Erst später bereute er unter dem Eindruck eines Bischofsbesuchs und einer Traumvision Mariettas seine Untat. 1929 wurde er vorzeitig entlassen. Von 1936 an lebte er als Knecht in einem Kapuzinerkloster; er starb 1970. An Weihnachten 1937 hatte er Mama Assunta aufgesucht und Verzeihung erbeten, die sie ihm allerdings schon in der Gerichtsverhandlung 1902 gewährt hatte; beide waren dann an der Kommunionbank nebeneinander gekniet!
Das Baujahr der „Cascina antica“ (alte Meierei, alter Bauernhof, zur Unterscheidung von einem 1757 erbauten „neueren“ so genannt) ist unbekannt. Der Bau geht aber wohl auf jene Zeit zurück, da die nahe dem Fluss Astura gelegenen Eisenhütten entstanden, er war wohl Lager- oder Vorratsraum. Als anfangs des 19. Jahrhunderts der Betrieb der Eisenhütten eingestellt wurde – zur Zeit der Urgroßvaters jenes Landbesitzers Mazzoleni, der zur Zeit der Gorettis dort war –, wurde in diesem Gebiet die Landwirtschaft gefördert. Damals wurde wohl dieses Haus in ein Bauernhaus für Lohnarbeiterfamilien umgewandelt: im Untergeschoss Schuppen und Stall, im Obergeschoss eine Unterteilung durch dünne Wände in sechs Kammern, die für zwei Familien genügten, und eine gemeinsame Küche in der Mitte. So fanden die Gorettis das Haus vor, als sie im Februar 1899, zusammen mit dem Witwer Serenelli und dessen Sohn, hierher kamen. Mama Assunta hatte das Haus damals „gar nicht übel“ beurteilt, denn in abgelegenen Gegenden waren ganz gemauerte Bauten selten.
Ins Obergeschoss führte eine steile Außentreppe, wie sie noch erhalten ist. Die Räume oben sind auch im damaligen Zustand, nur von den drei Kammern der Serenellis rechts wurde eine zur Küche dazu geschlagen, um den Gebetsraum zu vergrößern. Der alte Fußboden ist in der Küche noch erhalten; alles Übrige wurde durch die Hilfe von Kardinal Spellman, New York, renoviert. Das Haus wurde 1951 von den Passionisten erworben, die das Marienheiligtum in Nettuno (wo die Reliquien der Märtyrin sind) betreuen. Auch der Postulator des Heiligsprechungsprozesses war Passionist. Man richtete es danach zur Gedenkstätte her und schuf auf der Rückseite des Gebäudes zwei Außentreppen für die Pilger. 1990 – zum 100. Geburtstag der Heiligen - wurden das Haus und die Umgebung verschönt und auch, im Hinblick auf die zahlreichen Besucher, die Stützgewölbe unter dem Obergeschoss verstärkt.
Das Marienheiligtum in Nettuno – „Madonna delle Grazie“ – birgt eine als Gnadenbild verehrte Statue der Madonna mit Kind. Der Überlieferung nach gelangte die Statue im Jahr 1550 von England zu Schiff hierher. Ein Seesturm hatte die Schiffer zum Anlegen veranlasst und sie entschlossen sich, die Statue in einem kleinen, auf den Titel Mariae Verkündigung geweihten Kirchlein hier zu lassen. Seither entwickelte sich eine bedeutende Verehrung dieser Statue. Die historische Forschung zeigt, dass im 16. Jahrhundert die Eisengießerei der Hütten von Conca, 10 km landeinwärts, blühten und hier in Nettuno ihren Hafen hatten. Es ist belegt, dass Schiffe aus England Stockfisch als Nahrung für die Hüttenarbeiter, für die Arbeiter in der Kohlegewinnung in den Pontinischen Wäldern usw. herbeibrachten. So liegt es nahe, dass die Gnadenstatue heimlich mit einem dieser englischen Schiffe hierher gebracht wurde, um sie vor der Zerstörung der Heiligenbilder unter Heinrich VIII. und Eduard VI. zu retten. Am rechten Fuß der Madonna befindet sich auch eine fragmentarische altenglische Inschrift: „You aret gracius (?)“, was dem Titel der Madonna der Gnaden entsprechen würde. In dem Buch „La Presenza di S. Maria Goretti nella Chiesa Cattolica attraverso i Padri del Concilio Vaticano II“ von P. Fortunato Ciomei CP (Nettuno 2001), dem viele Angaben über Le Ferriere und Nettuno in diesem Beitrag entnommen sind, wird von einem Erlebnis des Autors mit einer Besuchergruppe irischer Priester berichtet, die auf eine in Ipswich, 100 km nordöstlich von London, früher verehrte Madonna verwiesen. Die dortige Marienkirche war 1538 von Cromwell zerstört worden.
Maria Goretti hat mehrfach vor diesem Gnadenbild in Nettuno gebetet.
Als jenes alte Verkündigungskirchlein für die Zahl der Pilger nicht mehr ausreichte - man weiß, dass 1594 die Madonna und zwei Heiligenstatuen (St. Rochus, St. Sebastian) restauriert worden waren -, kam es 1720 aus Spenden der Gläubigen zu einer Erweiterung und Erneuerung. Der selige Pius IX. verlieh der Kirche 1853 Ablässe. 1877 proklamierte er die „Madonna delle Grazie“ als Hauptpatronin Nettunos, 1879 gliederte er das Heiligtum von Nettuno der Basilika S. Maria Maggiore in Rom an.
Der Bauzustand der Kirche war im Lauf der Zeit so schlecht geworden, dass 1909 der Abriss und ein Neubau in Angriff genommen wurde, den der hl. Papst Pius X. zu etwa drei viertel finanzierte. Im Jahr 1944 war bei Nettuno dann die Landung der Alliierten, und im Zug der Kriegsereignisse erlitt auch das Heiligtum schwere Schäden. Es gibt von daher auch mehrere Soldatenfriedhöfe bei Nettuno und Anzio. 1967 wurde der schadhafte Bau, dessen Fundamente auch vom Meer unterspült waren, erneut abgebrochen und das neue heutige Heiligtum erbaut. War vorher der Schrein mit der Wachsgestalt der hl. Maria Goretti, die ihre Reliquien enthält, in einer Seitenkapelle aufgestellt, so wurde nun eine Krypta dafür geschaffen.
DER SCHREIN DER HL. MARIA GORETTI
Am 8. Juli 1902 wurde Maria Goretti am Friedhof von Nettuno begraben auf einem Grabplatz, den die Gemeinde Nettuno kostenlos dem Pfarrer dafür zur Verfügung stellte. Dort wurde später eine Inschrift angebracht: „6. Juli 1902 – Hier ruht der jungfräuliche Leib der heroischen zwölfjährigen Maria Goretti, in Erwartung der Erlaubnis, im Heiligtum Unserer Lieben Frau von den Gnaden bestattet zu werden, wo sich ihr Denkmal erhebt.“ 1904 schon hatte ein Bildhauer dieses Denkmal in Angriff genommen.
Nach dem Schicksalsschlag für die Familie Goretti hatte der erwähnte römische Pfarrer der Familie manche Wohltaten erwiesen; er drängte dafür Mama Assunta, den Leib der Märtyrin in sein Familiengrab auf dem römischen Friedhof Campo Verano überführen zu lassen; der Termin dafür im Mai 1905 stand schon fest. Es erhob sich in Nettuno Widerstand, doch der römische Pfarrer vermochte diesen zu überwinden und für den Herbst ein neues Überführungsdatum festzusetzen. Vier Tage vor diesem Datum allerdings starb dieser Pfarrer, und die Märtyrin blieb in Nettuno. Auch der Pfarrer des Geburtsortes Corinaldo hätte den Leichnam gern dorthin überführen lassen, konnte diesen Plan allerdings wegen Überlastung nicht weiter verfolgen.
Der Wunsch des Dekans von Nettuno, Marietta in das Marienheiligtum zu übertragen, konnte erst nach dessen Tod mit der Exhumierung im Januar 1929 und der feierlichen Überführung am 27. Juli 1929 Erfüllung finden. Mama Assunta, ihr Sohn Mariano mit Frau und Tochter u. a. waren dabei anwesend, und eine große Volksmenge. Die Urne mit den Gebeinen wurde in die Seitenmauer der Chorkapelle eingelassen; Mama Assunta hatte die Rechte daran den Passionisten übertragen. Am 17. Dezember 1943, kurz vor der amerikanischen Invasion bei Nettuno, wurde der Behälter mit den Gebeinen, ebenso wie die Gnadenstatue der Madonna und den Statuen von St. Rochus und St. Sebastian, mit dem Zug nach Rom in Sicherheit gebracht (zunächst beim Passionisten-Postulator bei der „Hl. Stiege“ nahe dem Lateran, einige Tage später dann in der Kirche S. Giovanni e Paolo). 1945 wurde von Pius XII. die Seligsprechung angekündigt, die dann am 27. April 1947 stattfand. Unterdessen wurde ein kunstvoller Bronze-Schrein entworfen und aus Patronenhülsen, die bei Nettuno in Fülle aufgefunden wurden, gegossen. Künstler modellierten aus Wachs Gesicht, Hände und Füße der Märtyrin, bildeten die Haare nach und legten dies zusammen mit den durch ein Kleid bedeckten Reliquien in den Schrein. Nach der Seligsprechung wurde der neugebildete „Leib“ Mariettas in diesem Schrein zunächst in Rom verehrt und dann über verschiedene Städten nach Nettuno gebracht, und er wurde zur Heiligsprechung am 24. Juni 1950 wieder nach Rom transportiert. Dort war er acht Tage in S. Giovanni e Paolo zu Verehrung aufgestellt, dann einige Tage in S. Maria degli Angeli nahe dem Hauptbahnhof Termini. Nach der begeisterten Verehrung durch die Gläubigen Roms kam der Schrein dann über Albano, Frascati, Velletri und Latina wieder nach Nettuno (am 10.9.1950). 1957 war dann an der Meeresseite der Kirche eine Kapelle fertiggestellt, in der der Schrein der Heiligen nun verehrt wurde. Nach dem Neubau der jetzigen Kirche wurde der künstliche Leib der Märtyrin mit ihren Reliquien in den Glasschrein unter dem Zelebrationsaltar der Krypta gebracht. Der Bronzeschrein diente seitdem noch zur Übertragung der Reliquien bei besonderen Gelegenheiten, etwa zum Besuch Papst Johannes Paul’ II. 1991 in Le Ferriere oder in den Geburtsort Corinaldo. Auch im Oktober 2002 soll der Schrein der Heiligen wieder in den Geburtsort Corinaldo reisen.
Zum „Heiligtum Unserer Lieben Frau von den Gnaden und der heiligen Maria Goretti“ in Nettuno waren in der Zeit des II. Vatikanischen Konzils rund 1800 Konzilsväter gekommen, Hunderte von ihnen haben sich mit Unterschrift verewigt, darunter Albino Luciani, der spätere Johannes Paul I., und Carolus Wojtyla als Weihbischof von Krakau (22.11.1962), der seinem Eintrag in Latein hinzufügte: „mit Huldigung an die hl. Maria Goretti, Patronin der unbesiegten Keuschheit“. Bei seinem Besuch 1991 in Le Ferriere hatte er dazu die Unterschrift „Joannes Paulus II.“ hinzugefügt. Papst Paul VI. war am 14. September 1969 nach Nettuno gekommen, Johannes Paul II. am 1. September 1979.
[Wenn es interessiert - von den deutschsprachigen Bischöfen haben sich u. a. mit Unterschrift verewigt: K. J. Leiprecht (Rottenburg), R. Graber und Weihbischof Hiltl (Regensburg), H. Tenhumberg (Weihbischof Münster), L. Jäger (Paderborn), F. Hengsbach und Weihbischof Angerhausen (Essen), J. Stangl und Weihbischof Kempf (Würzburg), A. Bolte und Weihbischof E. Schick (Fulda); Bruno Wechner (Weihbischof, Innsbruck-Feldkirch), J. Hasler (St. Gallen).]
In früheren Nummern der FMG-INFORMATION haben wir verschiedene Ansprachen der Päpste Pius XII., Paul VI. und Johannes Paul II. über die hl. Maria Goretti zitiert (vgl. auch die FMG-Internetseite www.freundeskreis-maria-goretti.de, wo unter dem Stichwort „Gelebte Reinheit“ und dann „Hl. Maria Goretti“ diese Texte aufgerufen werden können). Wir sind noch auf zwei kurze Erwähnungen unserer Reinheitsmärtyrin gestoßen:
Am 27.8.2000 erwähnte Papst Johannes Paul II. bei einer Ansprache an die Pilger aus der Diözese Albano die hl. Apostel Petrus und Paulus, die auf der Via Appia dieses Gebiet durchquerten und die Märtyrer der Frühzeit, die den von ihnen gepredigten Glauben bezeugten, und fügte hinzu: „Die Lebenskraft dieser apostolischen Wurzeln und das Blut der Märtyrer nährten den echten christlichen Glauben, der bis auf die jetzige Generation gekommen ist in so leuchtenden Zeugnissen wie dem Martyrium der hl. Maria Goretti.“
Und bei der Generalaudienz am 8. Juli 1998 fügte er in italienischer Sprache folgende Worte an die jungen Menschen, die Kranken und die Neuvermählten hinzu:
„Am vergangenen Montag haben wir das liturgische Gedächtnis der hl. Maria Goretti, Jungfrau und Märtyrin, gefeiert. Liebe Jugendliche, das Beispiel dieser eurer Altersgenossin sei für euch Ansporn und Ermutigung, ein reines Herz zu bewahren, frei und offen für die ewigen Werte des Evangeliums.
Die Stärke, die dieses Mädchen angesichts der Prüfung des Martyriums bewiesen hat, sei für euch, liebe Kranke, durch die Liebe des HERRN eine Stütze, wenn ihr dem Leiden gegenübertretet.
Die heldenhafte GOTTESliebe, treu bis in den Tod, die die hl. Maria Goretti in ihrem exemplarischen Zeugnis gezeigt hat, erleuchte euren Ehebund, liebe Neuvermählte, damit ihr in euren Familien einen Weg einschlagt, der das Gesetz GOTTES und die Heilspläne Seiner Vorsehung achtet.“
Beim Angelus-Gebet am 7. Juli 2002 nun erinnerte der Hl. Vater an das Martyrium der hl. Maria Goretti vor 100 Jahren und nannte sie ein „Vorbild tapferer Treue zur christlichen Berufung“. Er wünsche sich angesichts der Aktualität dieser Märtyrin der Reinheit, dass sie unter den Kindern und Jugendlichen bekannter werde, und er rief die Jugendlichen auf, „den Wert der Keuschheit wieder zu entdecken“. Die bedeutsame Botschaft des Papstes vom 6. Juli 2002 zur 100-Jahr-Feier des Martyriums, gerichtet an den Bischof von Albano, können wir ebenfalls in deutscher Übersetzung (vgl. DT 13.7.2002) vorlegen!
(ergänzt 2012)
Als weitere Märtyrinnen der Reinheit sind bekannt:
Sel. Sr. M. Anuarite Nengapeta (1941-1.12.1964, Zaire, Kongo, Seligsprechung 1985)
Sel. Karolina Kozka (1898-18.11.1914, Polen, Seligspr. 1987)
Sel. Antonia Mesina (1919–17.5.1935, Sardinien, Seligsprechung 1987)
Sel. Pierina Morosini (1931–6.4.1957, Fiobbio bei Bergamo, Seligsprechung 1987)
Sel. Teresia Bracco (1924 – 28. August 1944, S. Julia bei Dego, Oberitalien, Seligsprechung 1998, vgl. „Porträt“, FMG-INFORMATION 63 S. 40, Nr. 64 S. 33)
Sel. Sr. Lindalva Justo de Oliveira (1953-1993, Seligsprechung 2007), vgl. „Porträt“ FMG-INFORMATION 93
Sel. Albertina Berkenbrock (1919-1931, Brasilien, Seligsprechung 2007, vgl. „Porträt“ FMG-INFORMATIONl 91
Sel. fünf Märyrinnen von der Drina [sel. M. Jula Ivanisevi, Sr. M. Krizina Bojanc, Sr. Antonija Fabjan, Sr. M. Bernadeta Banja, Sr. M. Berchmana Leidenix] (+15.12.1941, Gorazde/Bosnien, Seligsprechung 2011), vgl. „Porträt“ FMG-INFORMATION 45 und 104
Dann sind die deutschen Reinheitsmärtyrinnen zu nennen, die im „deutschen Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ aufgeführt sind:
Cäcilia Baumann (1892-25.5.1905, Zell am Harmesbach)
Maria Grimm (1909-3.7.1922, Winzingen Kr. Göppingen)
Maria-Regina Kramer (1928-2.9.1945, Vorarlberg) – (vgl. FMG-INFORMATION 67, S. 33-36)
Margareta Bodensteiner (1921-28.3.1946, Kleßberg/Oberpfalz)
Klara Wendehals (1936-12.3.1952, Warburg/Westfalen)
Brigitte Irrgang (1943-29.9.1954, Loitz/Pommern)
Adelheid Elsberger (1948-14.11.1969, Landau a. d. Isar)
Laura Klinkenberg (1892-1908, Bistum Aachen)
ferner 55 Ordensschwestern und Frauen (vgl. dazu FMG-INFORMATION 70 S. 34) plus 9 neue (vgl. „Porträt“ FMG-INFORMATION 101).
Uns liegen auch kürzere oder längere Beschreibungen zu weiteren Reinheitsmärtyrinnen vor (insbesondere aus Italien, da eine eifrige FMG-Freundin dort dankenswerterweise für uns sammelt). Sie seien wenigstens kurz aufgezählt:
Domenica Calubini, 1605, Castiglione delle Stiviere bei Mantua
Maria Bucci, 1721, Montefortino bei Rom
Agnes Pfeifer, 1754, Mainz-Finthen
Gertraud Angerer, 24.3.1816, 18 Jahre, Tulfes bei Innsbruck
Maria Regina Pèdena, 1827, 15 Jahre, Modena
Maria Ciabatti, 1843, 18 Jahre, Montemagno bei Pisa
Anna Suppan, 1891-1910, 19 Jahre, Steiermark, vgl. „Porträt“ FMG-INFORMATION 103
Angela Zampieri, 1913, 14 Jahre, Limana bei Belluno
Luigina Tivelli, 9. 7. 1924, 9 ½ Jahre, Mesola bei Ferrara
Angelina Lyioka, 6.5.1927, Uganda
Magda Bódi, 23.3.1945, 22 Jahre, Litér, Ungarn (vgl. FMG-INFORMATION 57 S. 29-32, vgl. FMG-Buch „Jozsef Temesi, Mein HERR und mein König, Leben und Sterben der ungarischen Reinheitsmärtyrin Magdalena Bodi)
Sr. Maria Margareta Krückl, 8.4.1945, Wenigzell/Steiermark (vgl. FMG-INFORMATION 52 S. 51f)
Barbara Heisinger, geb. Fiby, 23.4.1945, Mistelbach/NÖ. (vgl. FMG-INFORMATION 52 S. 51)
Rosa Del Bene, 1946, Palena bei Chieti (Mittelitalien)
Concetta Lombardo, 1948, 24 Jahre, Stalettì bei Catanzaro (Süditalien) – (Seligsprechungsprozess eingeleitet)
Antonia, 1950, 15 Jahre, Südafrika
Erina Leonardi, 1959, Coredo bei Trient
Marisa Porcellana, 1946-4.7.1960, 14 Jahre, Orbassano bei Turin, vgl. „Porträt” FMG-INFORMATION 79
Merlin Ksiar, 1962, 15 Jahre, Indien
Marisa Morini, 4.3.1964, 13 Jahre, Fossanove bei Ferrara
Simonetta Ferrero, 24.7.1971, 25 Jahre, Mailand
Isabel Cristina Mrad Campos, 20 Jahre, Brasilien (vgl. FMG-INFORMATION 51 S. 42-44)
Sabina Barbara Schütz, 1974-1983, 9. Jahre, Polen, vgl. „Porträt“ FMG-INFORMATION 78
Santa Scorese, 16.3.1991, 23 Jahre, Bari (Seligsprechungsprozess eingeleitet)
Josefina Vilaseca, 25.12.1952, 12 Jahre, Spanien (Seligsprech. eingeleitet; vgl. FMG-INFORMATION 61, S. 34f.)
Alexandrina Maria da Costa, 51 Jahre, 1904-1955, Portugal (Mystikerin, Sel.spr.prozess eingeleitet) vgl. „Porträt“ FMG-INFORMATION 82
Veronica Antal, 1935-1958, Rumänien, vgl. „Porträt” FMG-INFORMATION 102
Anna Kolesarova, 1928-1944, Slowakei, vgl. „Porträt” FMG-INFORMATION 105
Mariah Manisha, 27. November 2011, 18 Jahre, Pakistan, vgl. „Porträt“ FMG-INFORMATION 106
Die Zeitschrift „Il Giglio di Corinaldo“ vom Heiligtum am Geburtsort Corinaldo führt in der Ausgabe vom Mai 2001 eine Aufzählung von „Schwestern im Martyrium“ auf. Neben vielen, die oben schon genannt wurden, sind da aufgeführt:
Anna Cavagnis (Botta, Bergamo), Alba Zurri (Maremma Toscana), Angela Filippelli (Lombardi, Cosenza), Anna Becchesini (Reggio Emilia), Alessandra Sacchetti und Giuseppa Leoni (S. Pietro in Sonnino, Turin), Carla Sebis (Oristano, Sardinien), Mailena Mottini (Dalmine, Bergamo), Lorina Perrazzo (Arquà Petrarca, Padua), sowie Cinzia (Indien), ein philippinisches Mädchen mit 14 Jahren, eine kleine chinesische Märtyrin, sowie Maria Isoadeo und Conettina Antonelli (unbekannte Opfer).
Nicht genannt unter den „Schwestern im Martyrium“ sind hier männliche Blutzeugen der Keuschheit, meist durch das Beschützen von Mädchen und Frauen vor Vergewaltigung, wie z. B. der seliggesprochene ungarische Bischof Vilmos Apor.