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"Gegen den Strom schwimmen"
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Ansprache von Papst Johannes Paul II.
in Nettuno am 1. September 1979
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Es ist bemerkenswert, dass Papst Johannes Paul II. mehrfach die Gelegenheit genutzt hat, über die hl. Maria Goretti zu predigen. Die erste Ansprache hielt er bei einem Besuch in Nettuno noch im ersten Jahr seines Pontifikates (dann insbesondere 1986 in einer römischen Pfarrei und 1991 in Le Ferriere, dem Ort des Martyriums der Heiligen; vgl. die folgenden Textdokumente). Der Hl. Vater äußerte sich in dieser Ansprache über das Phänomen des Tourismus und erwähnte den 1. September als (40.) Jahrestag des Beginnes des 2. Weltkrieges, in dem im Frühjahr 1944 auch Anzio und Nettuno monatelang umkämpft waren. - Quelle: L'Osservatore Romano, deutsche Wochenausgabe, 7.9.1979. Die Zwischenüberschrifen und die Hervorhebungen im Text stammen von uns.
[Fotonachweis: Archiv
Freundeskreis Maria Goretti e. V., Urheberrecht
unbekannt]
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Einleitung
"Heute abend sind wir in noch relativ ruhiger Urlaubs- und Ferienzeit hier um den Altar des HERRN versammelt, um miteinander Eucharistie zu feiern und über ein so wichtiges Phänomen wie den Tourismus in unserem Menschen- und Christenleben nachzudenken. Gern bin ich der Einladung nachgekommen, zu euch zu kommen, euch zu sehen und zu hören, euch meine herzlichen Grüße zu bringen und meine Zuneigung zu zeigen, mit euch zu beten und über die höchsten Wahrheiten zu meditieren, die immer Licht und Ideal unseres Lebens sein sollen.
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Der Christ in der permissiven Gesellschaft
Auf diesem Platz in Nettuno, vor der Kirche, wo die sterbliche Hülle der jungen Märtyrin Maria Goretti ruht, im Angesicht des Meeres, dieses Symbols der wechselvollen und oft ungestümen menschlichen Ereignisse, hören wie die Lehre des "Wortes GOTTES".
1. Das Wort GOTTES erklärt uns zunächst das Wesen und die Haltung des Christen.
Wer ist der Christ? Wie muss sich der Christ verhalten? Was sind seine Ideale und seine Sorgen?
Das sind Fragen von jeher, aber sie werden besonders aktuell in unserer Konsumgesellschaft und ihrer sittlichen Schrankenlosigkeit, wo vor allem der Christ versucht sein könnte, der allgemeinen Denkweise nachzugeben und seine Berufung zum erwählten und heldenhaften Botschafter und Zeugen des Evangeliums auf den zweiten Platz zu verweisen.
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Die wunderbare Würde des Christen
Der hl. Apostel Jakobus spricht in seinem Brief klar von der Identität des Christen. "Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom VATER der Gestirne; bei Ihm gibt es keine Veränderung und keine Verfinsterung. Aus freiem Willen hat Er uns durch das Wort der Wahrheit geboren, damit wir gleichsam die Erstlingsfrucht Seiner Schöpfung seien" (Jak 1,17-18).
Der Christ ist also eine ganz besondere Schöpfung GOTTES, denn durch die Gnade nimmt er am Leben der DREIFALTIGKEIT selber teil. Der Christ ist ein Geschenk des ALLERHÖCHSTEN an die Welt. Er kommt von oben, vom VATER des Lichts!
Besser könnte die wunderbare Würde des Christen und auch seine Verantwortung gar nicht beschrieben werden!
Der Christ muss also seinen Willen ganz einsetzen und konsequent seiner Berufung nach leben. Wieder sagt der hl. Jakobus: "Seid sanftmütig und haltet euch an das Wort, das in euch eingepflanzt ist und die Macht hat, euch zu retten! Hört das Wort nicht nur an, sondern tut es; sonst betrügt ihr euch selbst" (Jak 1,21-22).
Das sind sehr ernste und strenge Sätze. Der Christ darf nicht Verrat begehen, er darf sich nicht mit leeren Worten betrügen, er darf anderen nichts vormachen. Seine Sendung ist äußerst schwierig, denn er soll der Sauerteig in der Gesellschaft sein, das Licht in der Welt, das Salz der Erde.
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Die Aufgabe des Christen
Der Christ überzeugt sich täglich mehr von den enormen Schwierigkeiten seiner Aufgabe:
Er muss gegen den Strom schwimmen, muss von absoluten, aber unsichtbaren Wahrheiten Zeugnis geben, muss sein irdisches Leben verlieren, um die Ewigkeit zu gewinnen, muss sich auch für den Nächsten verantwortlich fühlen, um ihn aufzuklären, zu erziehen, zu retten. Aber er weiß, dass er nicht allein ist. Was Moses zum hebräischen Volk sagte, gilt noch viel mehr für das christliche Volk: "Denn welche große Nation hätte Götter, die ihr so nah sind, wie der HERR, unser GOTT, uns nah ist, wo immer wir Ihn anrufen?" (Dtn 4,7). Der Christ weiß, dass JESUS CHRISTUS, das WORT GOTTES, nicht nur Mensch geworden ist, um Seine Heilswahrheit zu offenbaren und die Menschheit zu erlösen, sondern bei uns auf dieser Erde geblieben ist, indem Er das Kreuzesopfer in der Eucharistie mystisch erneuerte, geistliche Speise der Seele und Begleiter auf der Straße des Lebens wurde.
Das also ist der Christ: Erstling der Schöpfung GOTTES mit der Verpflichtung, seinen Glauben und sein Leben rein und ohne Makel zu bewahren.
2. Das Wort GOTTES wirft infolgedessen auch Licht auf das Phänomen des Tourismus (...).
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Das Beispiel der hl. Maria Goretti
3. An diesem besonderen Platz sind wir alle aufgerufen, die Gestalt der heiligen Maria Goretti zu betrachten.
Nicht weit von hier vollzog sich am 5. Juli 1902 das Drama ihrer Ermordung und zugleich ihr ruhmvolles Martyrium für die Verteidigung ihrer Reinheit. Hier stehen wir bei der ihr geweihten Kirche, wo ihre sterbliche Hülle ruht, und sollten einen Augenblick in stiller Meditation innehalten.
Maria Goretti, ein Mädchen von kaum zwölf Jahren, hielt sich rein vor dieser Welt, wie der hl. Jakobus schreibt, auch auf Kosten ihres eigenen Lebens. Sie wollte lieber sterben als GOTT beleidigen.
"Nein!", sagte sie zu ihrem hemmungslosen Mörder, "das ist Sünde! GOTT will es nicht! Du kommst in die Hölle!"
Leider konnte ihr Glaube ihn nicht zur Besinnung bringen, aber dank ihrer Verzeihung und Fürsprache bereute er später und bekehrte sich. Sie aber starb als Märtyrin der Reinheit.
"Tapferkeit der Jungfrau", sagte Pius XII., "Tapferkeit der Märtyrin, die ihre Jugend in ein noch stärkeres und strahlenderes Licht stellte. Tapferkeit, die gleichzeitig Schutz und Frucht der Jungfräulichkeit ist" (Discorsi e Radiomessaggi, IX, S. 46).
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"Zeichen des Widerspruchs" (Lk 2,34)
Maria Goretti, leuchtend in ihrer geistlichen Schönheit und schon in der ewigen Glückseligkeit, fordert uns auf zu festem und sicherem Glauben an das Wort GOTTES, die einzige Quelle der Wahrheit, fordert uns auf, stark zu sein gegen die uns umgebenden Nachstellungen und Versuchungen der Welt.
Eine Kultur, die bewusst alles Übernatürliche leugnet, schafft logischerweise eine agnostische und neuheidnische Gesellschaft, ungeachtet der lobenswerten Bemühungen ehrenwerter und um das Schicksal der Menschheit besorgter Personen.
Der Christ steht heute in fortwährendem Kampf, auch er wird zum "Zeichen des Widerspruchs" durch die Entscheidungen, die er fällen muss.
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Aufruf an die Kinder und Jugendlichen
Vor allem euch, Jugendliche und Kinder, mahne ich: Schaut auf Maria Goretti! Lasst euch nicht verführen von der lockenden Atmosphäre der permissiven Gesellschaft, die alles für erlaubt erklärt. Haltet euch an Maria Goretti! Liebt, lebt, verteidigt mit Freude und Mut eure Reinheit! Fürchtet euch nicht, eure Strahlkraft in die moderne Gesellschaft zu tragen wie eine Fackel von Licht und Idealen!
Mit Pius XII. sage ich euch: "Hoch die Herzen!" Über die ungesunden Sümpfe und den Schlamm der Welt erstreckt sich ein unermesslicher Himmel von Schönheit. Und der Himmel zog die kleine Maria an; der Himmel, in den sie kommen wollte auf dem einzigen Weg, der hinführt: auf dem Weg des Glaubens, der CHRISTUSliebe, der heroischen Beobachtung Seiner Gebote.
Sei gegrüßt, süße und liebenswerte Heilige! Märtyrin auf Erden und Engel im Himmel, aus deiner Herrlichkeit wende den Blick auf dieses Volk, das dich liebt, dich verehrt, dich verherrlicht, dich preist!" (Discorsi e Radiomessaggi, XI, S. 122-123).
Bitte an die GOTTESmutter
Heilige Maria, Mutter GOTTES, von Maria Goretti so sehr geliebt und verehrt, vor allem im heiligen Rosenkranz, hilf uns, unsere Haltung als Christen immer lebendig und glühend zu bewahren, überall, in allen Realitäten der Erde. (...)
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