Das Porträt

FMG-INFORMATION 120, Dezember 2017

 

In unserem „Archiv“ haben sich im Lauf der Jahre noch manche Texte über heiligmäßige junge Menschen angesammelt. Bei der Sichtung ist uns die zwölfjährige Laura Rossi aufgefallen, deren Opfer vielleicht gerade in dieser Zeit der Verwirrung und Zerspaltung der Kirche ein ermutigendes Beispiel ist.

Quellen: Paolo Risso, Artikel: „Laura Rossi“ auf www. santiebeati.it; Ders., L’Osservatore Romano 29.10.1999, Chiara Zappa / Ada Doni, „Laura, un dono per il concilio“, Litostampa Istituto Grafico S.r.l. Bergamo 1998 [daraus die drei Fotos].

 

FRÜHVOLLENDET

Laura Rossi

 

*1. März 1950 Pedrengo bei Bergamo, Italien    + 28. Februar 1962 dgl.

 

In Pedrengo, einem Ort, wenige Kilometer östlich der oberitalienischen Stadt Bergamo gelegen, wohnte das Ehepaar Giuseppe Rossi und Luigina, geborene Manzoni. Der Vater war von Beruf Maurer, ein sanfter, heiterer Mann. Im 2. Weltkrieg war er als Soldat einberufen worden und in Afrika in Kriegsgefangenschaft geraten und hatte da viel gelitten. Italien war ja unter dem Diktator Mussolini an der Seite von Hitler-Deutschland am Krieg beteiligt gewesen, unter anderem mit einem Afrikafeldzug in Libyen und Ägypten, bei dem im Feb­ruar 1941 etwa 130.000 Italiener in britische Gefangenschaft gerieten.

Er heiratete dann Luigina, eine robuste, lebendige junge Frau mit gesundem Hausverstand, Aufmerksamkeit und Nächstenliebe anderen gegenüber, und einem tiefen GOTTvertrauen. Am 1. März 1950 wurde ihnen ein kleines Mädchen geboren, dem sie bei der hl. Taufe den Namen Laura gaben. Sie war das erste von vier Geschwistern; bald nach ihr kam Mariarosa zur Welt, vier Jahre später Ester und zuletzt ein Sohn, Orazio. Die Familie wohnte in zwei Räumen im ersten Stock eines Hauses in der Dorfmitte, Tür an Tür mit anderen Familien, mit denen sie die alltäglichen Nöte ohne Probleme teilte. Der Vater arbeitete hart und bereitwillig für seine Familie, doch in der schlechten Jahreszeit gab es immer wieder Zeiten der Arbeitslosigkeit. Dann wurden intensiver die häuslichen Tätigkeiten verrichtet – der Garten, Hühner und Kaninchen, Bereitung des Brennholzes. (Der Vater, Giuseppe Rossi, starb im August 1984, einige Monate, nachdem sein Sohn Orazio die Priesterweihe empfangen hatte.)

 

Laura wächst zu einem „kleinen Schatz“ heran

Das zarte, gesundheitlich schwache Kind brauchte lange Zeit besondere Fürsorge, bis sie die nötige Kraft aufgebaut hatte. Doch blieb sie immer von zartem Körperbau. Die Mutter hatte da so manche Beziehung zu Ärzten, Krankenschwestern usw. knüpfen müssen. Mariarosa, ein Jahr jünger, war robust und aufgeweckt und übernahm fast die Rolle der älteren Schwester. Wenn die Mutter die Hilfe eines Kindes in der Hausarbeit benötigte, wandte sie sich eher an die kräftigere Mariarosa. Für Laura war manches anstrengend; dennoch wollte sie ihren Teil beisteuern, so gut sie in der Lage war – im Haus und Garten, beim Einkaufen. Es herrschte eine gute, heitere Atmosphäre mit Zuneigung und Freude miteinander. Laura hatte einen guten Charakter, empfindsam, innig, gesellig, offenherzig, nachdenklich, aber auch mit einem frischen Humor, der sie allen sympathisch machte.

Mit drei Jahren hatte Laura begonnen, in den örtlichen Kindergarten zu gehen, den Ordensschwestern des Palazzolo-Instituts betreuten – einer 1869 von dem 1963 seliggesprochenen Priester Luigi Maria Palazzolo gegründete Gemeinschaft „der Schwestern der Armen“, die heute unter anderem auch im afrikanischen Kongo tätig ist. Eine besonders vertraute Beziehung entwickelte sich zu Schwester Miralisa. Diese erinnerte sich: „Wenn irgendein Kind Laura ärgerte, hielt sie sich zurück; sie ging zu dem anderen, sprach mit ihm, auch wenn sie beleidigt worden war; aus Überzeugung, nicht aus Angst.“ Von den Eltern, den Schwestern und dem Pfarrer, Don Pio Casari – einer starken und verehrten priesterlichen Gestalt – erhielt das Mädchen eine gute christliche Erziehung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Laura mit 8 Jahren bei ihrer Erstkommunion mit den Eltern,
den kleinen Schwestern Mariarosa und Ester und dem Großvater Giuseppe Rossi.

 

In der örtlichen Grundschule, wo die Lehrerin alle Familien kennt, schloss Laura schnell Freundschaft mit den Mitschülern. Sie verstand sich gut mit ihnen und auch mit der Lehrerin, lernte rasch und zeigte eine weit größere Reife als es ihrem Alter angemessen war. Mit acht Jahren empfing sie die erste heilige Kommunion. Für Laura war es ein großes Fest, besonders innerlich, „weil heute JESUS persönlich zu mir gekommen ist“.

In der Pfarrei in Pedrengo gab es eine gut organisierte, lebendige „Katholische Aktion“ mit verschiedenen Alters- und Interessengruppen. Laura wurde zuerst Mitglied der „Benjamine“, wie man die Jüngsten nennt, dann „Aspirantin“; sie beteiligte sich am Austragen der Zeitschriften, besuchte häufig die Zusammenkünfte, in denen sie ihren Glauben an JESUS vertiefte, den GOTTmenschen, HEILAND und Freund, der das Leben groß, schön und heilig macht und uns in den Himmel führt. Sie weiß, wo und wie sie Ihm begegnen kann: in den Sakramenten und im Gebet.

Laura begann, regelmäßig zu beichten und jeden Morgen die hl. Messe zu besuchen, zusammen mit vielen anderen Gläubigen. Und sie wurde – weil es eine ländliche Gegend war, mit Rücksicht auf die Landwirtschaft – schon früh um fünf Uhr gefeiert. Laura bemühte sich, das hl. Messopfer nicht zu versäumen, auch wenn sie dazu so früh aufstehen musste. Danach ging sie zur Schule, mit einem Lächeln im Gesicht, auch wenn es ihr mal nicht so gut ging. Sie vertraute sich mit ihren Freuden und Leiden der Madonna an. Es war ihr auch wichtig, für den Hl. Vater zu beten – für Papst Pius XII. und nach dessen Tod 1958 für Johannes XXIII., der ja aus ihrer Heimatprovinz Bergamo stammte.

Die im Kindergarten, „Asyl“ genannt, aufgebaute Beziehung dauerte fort; die Grundschulmädchen gingen mitunter nachmittags dorthin. Für die Schwestern war es eine Gelegenheit, sie im Glauben und den christlichen Werten zu formen und den Kindern vom Geschehen in der Kirche und in der Welt zu erzählen und sie zum Gebet dafür anzuspornen. Laura, sehr fleißig in der Schule, ging gerne nachmittags dorthin; um vieles zu erfahren, um nähen und sticken zu lernen, aber auch zum Spiel. Besonders wegen Schwester Miralisa zog es sie dorthin, denn diese verstand es, zwischen ihr und JESUS eine einzigartige Beziehung der Liebe herzustellen. Laura gewöhnte sich an, täglich einige Rosenkranzgesätze zu beten, für den Papst, für die Mission, für die Priester… Vertieft wurde diese Verwurzelung im Glauben natürlich durch die Begegnung mit dem Priester in der hl. Beichte und besonders durch den täglichen Empfang der hl. Kommunion.

1961 beendete sie die Grundschule, die in Italien fünf Jahre umfasst. Mehrmals vertraute sie mit klarer Stimme Schwester Miralisa an: „Ich möchte eine Schwester werden, ich möchte Missionarin werden.“ Zunächst wurde sie für eine weiterführende Schule in Bergamo angemeldet, mit einer nicht gymnasialen, sondern mehr berufsbezogenen Zielrichtung (Avviamento Professionale „Filippo Corridoni“).

 

Ein ungewöhnliches Angebot

Am 2. Juni 1961 half sie den Ihren, Holz abzuladen und auf dem Dachboden für den Winter zu stapeln. Da spürte sie plötzlich einen starken Schmerz in der Schulter. Die Mutter brachte sie zu Bett, um sich auszuruhen; sie dachte an eine Überanstrengung oder Rheuma. Sobald Laura allein in der Kammer war, tat sie etwas, was erst mehr als ein halbes Jahr später offenbar wurde: Sie stand auf, kniete sich auf den Boden und sagte – als sei es die natürlichste Sache – zum HEILAND: „Lass mich für ein Jahr krank sein, wenn Du willst, und lass mich gesund werden oder sterben, nach Deinem Willen. Ich biete Dir mein Leiden an für die Kirche, für die Rückkehr der getrennten Christen zur katholischen Kirche und für die Missionare.“ Dann legte sie sich wieder hin und betete fest, bis sie einschlief.

Laura war erst elf Jahre alt, aber sie wusste, dass die Kirche einen besonderen Moment durchlebte, mit Hoffnungen und Schwierigkeiten – Papst Johannes XXIII. hatte 1959 das 2. Vatikanische Konzil angekündigt, das dann am 11. Oktober 1962 begann. Und weil Laura einen Onkel hatte, der Montfortaner-Missionar war, hatte die Mission für sie große Anziehungskraft. So schien es ihr offenbar ganz natürlich, ein solches „Angebot“ zu machen, von dem noch niemand wusste – nur JESUS.

 

Die Behandlungen zuhause brachten Laura etwas Erleichterung, aber das Übel blieb. Im Oktober 1961 begann sie, die neue Schule zu besuchen, doch sie hat Mühe, den Schulranzen zu tragen. Ihre Freundinnen merken es und bieten ihr an zu helfen. Doch sie ist zurückhaltend und scheint ihre Schmerzen verbergen zu wollen. Der Mathematiklehrer, der die Familie gut kennt, merkt an ihrem Gesicht, dass sie Schmerzen hat und schickt sie heim zur Mutter mit dem Hinweis, dass sie krank sei.

Nun wurde sie in eine Klinik in Bergamo gebracht. Die Ärzte diagnostizierten ein Achselhöhlenfibrom, eine Geschwulst, die eine Operation erforderlich machte. Laura schrieb ihrem Onkel in der Mission: „Ich werde die Operation gern ertragen in Deinen Anliegen, für die vielen Opfer von Missionaren, und für die, die von der katholischen Kirche getrennt sind, dass sie eines Tages wieder zurückkommen.“

 

 

Am 9. November war Laura in die Klinik gekommen zur Entfernung der Geschwulst und nach fünf Tagen wurde sie erstaunlicherweise bereits wieder entlassen, während die Ärzte erst noch die Art des Fibroms, das so groß war wie eine Mandarine, bestimmen mussten. Doch die Schmerzen Lauras kamen ganz bald wieder. Am 6. Dezember wurde sie wieder eingeliefert, diesmal in das Bolognini-Hospital im benachbarten Ort Seriate. Beim Röntgen wurde nun ein bösartiger Tumor festgestellt, der sich schon rechts in Richtung Arm und Brust ausgedehnt hatte und nach Auffassung der Ärzte nicht mehr operabel war.

Vierzig Tage blieb Laura zur Beobachtung in der Klinik; sie lehnte sich nicht auf, weinte nicht, meist schweigend litt sie geduldig die fürchterlichen Schmerzen: wenn diese sie aufschreien lassen wollen, biss sie in das Betttuch und verdoppelte ihr Gebet. Sie wollte nicht verwöhnt und nicht bewundert werden.

Wie JESUS am Kreuz – erleiden und basta. Der Chefarzt war erstaunt und beeindruckt von diesem außerordentlichen Mädchen. Sie opferte ihre Schmerzen GOTT auf und betete, getreu ihrem mit JESUS am 2. Juni geschlossenen, geheimen Abkommen. Aber jeden Tag wollte sie kommunizieren. Wenn die Mutter sie aufforderte, etwas zu essen, antwortete sie: „Zuerst möchte ich JESUS empfangen. Wenn ich kommuniziere, gibt Er mir so viel Kraft und ich fühle mich gestärkt für den ganzen Tag.“

Einmal sagte die Krankenschwester zu ihr: „Es liegt ein Mann hier im Sterben, der die Sakramente nicht empfangen will; er ist weit weg von GOTT. Biete dich für ihn an!“ Während der Nacht zerrissen sie die Schmerzen nahezu, aber am nächsten Tag beichtete er, empfing die hl. Kommunion und starb im Frieden mit GOTT. Manche Kranke sammelten sich um das Bett Lauras, um Trost zu finden und mit ihr zu beten.

Am 16. Januar 1962 kam Laura nach Hause: Die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun. Zuhause wurde ihr Kinderbett in der Küche aufgestellt. Und es kamen viele Leute – denn in dem ländlichen Ort kannte man sie und wusste um die Schwere ihres Übels – und baten um ihr Gebet. Jeden Morgen brachte der Priester ihr die hl. Kommunion, kam auch abends noch zu einem Gruß vorbei. Der stellvertretende Pfarrer, Don Locatelli, vertraute ihr die kirchenfernen Jugendlichen an, die er zu einem „Einkehrtag“ einlud. Als er wiederkam, berichtete er ihr, „wie es gegangen war“: „Lauretta, seit Jahren waren sie nicht mehr in der hl. Messe, und jetzt sind sehr viele gekommen, haben gebeichtet, haben JESUS empfangen… Danke, mein Kind!“

Besonders war es Schwester Miralisa, mit der sie seit der Kindergartenzeit ein besonderes Vertrauensverhältnis hatte – neben der Mutter. Ihr gesteht sie: „Ich lasse meine Eltern zu Bett gehen, dann stehe ich auf und knie mich an mein Bett, auch wenn es mir sehr schlecht geht, und bete.“ „Für wen?“ „Für alle“. So unglaublich es ist, aber oft verbrachte sie wirklich Teile ihre Nächte so. Eine Spritze gegen die Schmerzen lehnte sie ab: „Ich muss nicht nur meine Seele in den Himmel bringen, sondern auch noch viele andere!“ Von Schwester Miralisa kam auch der Vorschlag, an Papst Johannes XXIII. zu schreiben, dass sie ihre Schmerzen für das angekündigte Konzil aufopfern wolle – offenbar wurde Mariarosa, ihre jüngere Schwester, beauftragt, das Brieflein niederzuschreiben, denn eine Antwort aus dem Staatssekretariat des Vatikans über den Pfarrer nimmt auf diese Bezug und überbringt den Dank des Papstes und seinen besonderen Segen für die Leidende und für ihre Familie.

 

„Das Geheimnis“

Gegen Ende Februar 1962, sechs Tage vor ihrem Tod, öffnete Laura ihr Herz gegenüber Schwester Miralisa, die gekommen war, um ihre eine Injektion gegen die Schmerzen zu geben: „Schwester, ich muss Ihnen etwas sagen, aber Sie müssen versprechen, dass Sie es für sich behalten: Als ich zum ersten Mal den Schmerz in meinem Arm spürte, habe ich mein Leben für die Kirche aufgeopfert… Es ist ein Geheimnis, mein Geheimnis“ Sie bat, dass das ein absolutes Geheimnis bleiben solle, denn sie kannte den emotionalen, extrovertierten Charakter ihrer Mutter, die dann davon nicht schweigen würde. Doch am nächsten Tag, in einem Moment besonderer Intimität, eröffnete sie doch ihrer Mutter ihr Geheimnis.

Die Mutter sagte: „Wir haben alles Erdenkliche für Dich getan… Jetzt wirst du gehen, um die Großeltern, den Onkel, im Paradies zu finden.“ Ohne betrübt zu werden, antwortete Laura: „Wenn ich dann sterben muss, lasst mich allein mit GOTT, denn ich muss Ihm meine Seele anempfehlen.“

 

Das Ende kam näher. Laura litt mehr und mehr; jede kleine Bewegung war eine Folter, der schlanke Leib war vom Tumor durchdrungen. Sie erlitt mehrere Herzanfälle, aber ihr Wille blieb fest dem Vorsatz, dem Angebot treu, und siegte über die Qualen des Körpers, auch wenn sie einmal, als sie unerträglich leidet, die Mutter auffordert, ihr den Arm doch abzutrennen.

Am 26. Februar, zwei Tage vor ihrem Tod, schlug ihr die Mutter vor, die Heilige Ölung zu empfangen. Einen Augenblick war Laura verwirrt – vielleicht, weil in ihren Gedanken das Jahr des Leidens noch nicht voll ist, erst am 2. Juni – dann akzeptierte sie mit voller Klarheit bis zum Ende den Willen GOTTES. Von diesem Moment an sah sie den Tod als bedeutendsten und feierlichen Moment ihres Lebens. Sie wusste sich nicht mehr von ihren Angehörigen, den Priestern oder Ordensschwestern geführt, sondern ging ganz bewusst diesen Schritt auf das Sterben zu: ein freier Akt der reinen Liebe.

Nach der Heiligen Ölung war Laura glücklich; für kurze Zeit schien sie sich fast körperlich zu erholen. Als der Vater von der Arbeit nach Hause kam, erzählte sie es ihm ganz freudig: „Es geht mir gut, ich bin stark…“

 

Am 28. Februar 1962 ging es ihr am Morgen sehr schlecht, aber sie beruhigte alle: „Ich sterbe jetzt noch nicht. Es wird abends um sieben Uhr sein. Bringt mich ins große Bett der Eltern.“ Nachmittags verlangte sie nach Schwester Miralisa, wie um sich zu verabschieden. Sie bat sie: Sagen Sie meinen Eltern, sie sollen nicht um mich weinen. Ich gehe in den Himmel!“ Und zu ihren Lieben: „Ich werde viel für euch beten, besonders für Orazio.“ Sie bat: „Ich möchte mit meinem weißen Erstkommunionkleid angezogen werden. Danke, Mama, dass du es mir verlängert hast!“

Mit der schlichten Autorität eines Kindes, das sich der Bedeutung des Augenblicks bewusst ist, verlangte sie, dass niemand mit ihr reden sollte, sondern dass es still sei und alle beteten. Sie nahm das Kreuz, das ihr Schwester Miralisa geschenkt hatte, in die Hand, hielt es fest, deckte das Gesicht mit dem Betttuch zu und machte zum letzten Mal ihr Opferangebot an GOTT.

JESUS kam, um Seine kleine Freundin zu holen. Als es am Abend vom Kirchturm von Pedrengo sieben Uhr schlug und die Sterne am Himmel aufstrahlten, hob Laura den Kopf, lächelte, schaute auf einen ganz bestimmten Punkt vor sich und rief: „Was für eine schöne leuchtende Straße!“ Und nochmals: „Wie schön, wie schön!“

„Was siehst du, Laura?“ fragte Schwester Miralisa. Sie antwortete nicht mehr; sie legte den Kopf aufs Kissen und starb, .ihr Gesicht war friedlich entspannt, weil sie offenbar GOTT, die ewige Schönheit, das Licht geschaut hatte, der gekommen war, sie heimzuholen.

Genau zwölf Jahre war sie alt geworden, hatte ihr Leben zum Opfer angeboten für die Kirche, für die Missionare. Ihr kleiner Bruder Orazio, für den sie besonders zu beten versprochen hatte, wurde zu seiner Zeit Priester, Missionar des Ordens der Montfortaner in Madagaskar.

Offenbar wurde leider nie ein Schritt zur Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens gemacht, obgleich 1991, zum 30. Todestag, eine Biographie erschien, die 1998 eine zweite Auflage erfuhr: „Laura un dono per il concilio“. Darin ist ein Vorwort des Bischofs von Bergamo, Giulio Oggioni (1977-1991) enthalten, in dem er begrüßt, dass die Biographie dieses Mädchens über seine Heimatgemeinde hinaus vorgestellt wird. Es habe, vielleicht ohne es zu wissen, das Wort JESU umgesetzt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12,24). Laura habe in ihrer Heimatgemeinde Früchte hervorgebracht – besonders zahlreiche Priester- und Ordensberufungen. Und das Aufopfern ihres Leidens für die Kirche vor dem Konzil sei noch immer gültig.- 1999 stellte auch ein Artikel in „L’Osservatore Romano“ (29.10.1999) das Mädchen vor.

 

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