Das Porträt

 

FMG-INFORMATION 116, August 2016

 

Das zweite Porträt betrifft eine vielverehrte junge Dienerin GOTTES aus Litauen, die im 17. Jahrhundert gelebt hat und für die der Seligsprechungsprozess neuerdings eröffnet wurde.

Quellen: Wikipedia: En.wikipedia.org (englisch), Barbora Zagariete; www. santiebeati.it/dettaglio/95582; www. lcn.lt/en/bl/ news/?newsid=1644; „Religiniai Pasakojimai Ir Legendos Apie Barbora Umiastauskaite-Žagarietė Rasa Račiunaitė-Paužuolienė“ www. llti.lt/failai/13_Raciunaites.pdf; Gebetsbildchen der „Dienerin GOTTES Barbora von Žagarė“ (deutsch) [davon die Abbildung].

 

FRÜHVOLLENDET

Barbora Umiastauskaitė = Barbara von Žagarė

 

*1628 Žvelgaičiai / Žagarė     + 1648 Žagarė / Litauen

 

Žagarė (deutsch: Schagarren), eine kleine Stadt, liegt ganz im Norden von Litauen, im Bezirk Šiauliai, unweit der Grenze nach Lettland, etwa 260 km von der litauischen Hauptstadt Vilnius (deutsch: Wilna) entfernt. Im Jahr 2015 war Žagarė Kulturhauptstadt Litauens. Von der Bevölkerung Litauens (knapp 3 Millionen) sind etwa 80 % katholisch; das Land umfasst heute acht Diözesen; Žagarė gehört zur Diözese Siauliai. Während das nördlich benachbarte Lettland 1237 vom Deutschen Orden erobert und später großenteils protestantisch wurde, war Litauen von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1795 ein Großfürstentum, von 1569 an in einer Union mit Polen. Mit der 3. Teilung Polens 1795 kam Litauen bis 1918 unter russische Oberhoheit und erklärte 1918 als Republik seine Unabhängigkeit. 1940 erklärte eine pro-russische Regierung den Beitritt zu Russland; nach der deutschen Besetzung von 1941-1944 wurde es Sowjet­republik. Nach der sowjetischen Okkupationszeit erlangte Litauen 1990 wieder staatliche Souveränität. Im Zuge der EU-Erweiterung 2004 wurde es Mitgliedstaat der Europäischen Union (seit 2015 ist Litauen Mitglied der Eurozone).

Die Lebenszeit der Dienerin GOTTES fällt also in die Zeit des mit Polen unierten Großfürstentums Litauen.

 

Es gibt wenig nachprüfbare Informationen über das kurze Leben Barbaras, die von verschiedenen Überlieferungen umkleidet wurden.

Barbora Umiastauskaitė wurde geboren 1628 in Zvelgaiciai nahe Žagarė – sie wird deshalb auch „Žagarietė“, also Barbara von Žagarė, genannt. Sie war, so wird überliefert, das einzige Kind der Adeligen Tadas Umiastauskasera. Mitglieder dieser Familie waren im 16./17. Jahr­hundert in verschiedenen öffentlichen Ämtern tätig.

 

Das Leben der Jungfrau

Die Mutter Barbaras starb früh, und sie bekam eine strenge Stiefmutter, die sie ungerecht behandelte. Ihr Trost war das eifrige Gebet, aber auch die Mildtätigkeit gegenüber den Armen. Ihre Fürsorge für Kranke und ihre Großzügigkeit gegenüber Bettlern ist im Volk überliefert. Sie setzte sich für die Leibeigenen ein und ging auf ihren Knien zur Kirche, verbrachte viele Stunden im Gebet vor dem Allerheiligsten. Diese außergewöhnliche Frömmigkeit missfiel ihrem Vater. Barbara wollte Ordensschwester werden, und sie hatte Kontakt zu einem Benediktine­rinnenkloster in Riga, aber ihr nicht gläubiger Vater erlaubte ihr dies nicht, sondern wollte die einzige Erbin verheiraten (bzw. Barbara soll dort schon ins Kloster eingetreten sein, aber aus nicht mehr bekannten Gründen, vielleicht wegen schlechter Gesundheit, wieder nach Hause zurückgekommen sein).

Es wurde überliefert, dass sie sich im Alter von zwanzig Jahren durch einen Sprung aus einem Fenster des Hauses vor dem gewalttätigen Zorn des Vaters zu retten suchte und an den Verletzungen starb. Wegen seines Ansehens klagte niemand den Vater an. Doch in Reue erbaute er dort eine Kapelle zum Gedächtnis seiner Tochter.

 

 

Die Reliquien

Der Leichnam Barbaras wurde in einen Sarkophag gelegt und wohl in Žvelgaičiai, bestattet. Aufgrund wachsender Verehrung wurde der Leib exhumiert; er erwies sich als unversehrt und wurde – evtl. [die Angaben der uns vorliegenden Quellen differieren in einzelnen Details] zuerst im Friedhof der Stadt beigesetzt und dann - im Jahr 1711 in einen Glassarkophag gelegt, der in die Kirche im historischen Zentrum von Žagarė aufgestellt wurde.

1655 überfielen schwedische Truppen im „Zweiten Nordischen Krieg“ Litauen und brannten die Kirche von Žagarė nieder. Der Leib und die Haare Barbaras wurden zwar geschwärzt, blieben aber sonst vom Feuer unversehrt.

Um den Katholizismus zu schwächen, ließen die zaristischen Behörden 1877/78 den Zugang zur Krypta, in der sich der Leib des verehrten Mädchens befand, zumauern. 1896 wurden die Reliquien jedoch in einem Glasschrein in der Krypta unter dem Hochaltar anlässlich einer Res­taurierung wieder den zahlreichen Pilgern – auch aus Lettland – zugänglich gemacht. Und im Jahr 1906 wurde ein Zugang zur Krypta von außen her geschaffen. (Danach scheint 1937 die Krypta von Unbekannten entweiht worden zu sein; doch aufgrund der Empörung der Bevöl­kerung wurde der Schrein wieder aufgestellt; der Leib der Dienerin GOTTES hatte trotz der üblen Behandlung keinen Schaden erlitten.)

1963 schlossen die Behörden der Litauischen Sowjetrepublik die Kirche – sie wurde als Scheune und Fahrzeugabstellraum verwendet. Die Reliquien wurden von den Kommunisten an einen unbekannten Ort gebracht. Zur selben Zeit hatte ein forensischer Pathologe Juozas Markulis den Leib untersucht, doch ist seine Arbeit nicht erhalten. Versuche, um herauszufinden, wo die Reliquien Barbaras waren, blieben erfolglos. Es gibt ein Gebet der Gläubigen um das Wiederfinden der Reliquien.

 

Die Verehrung

Erstmals dokumentiert wurde der Ruf der Heiligkeit des jungen Mädchens und seine Verehrung 1755 durch den Bischof von Samogitia, Antanas Samogitian Tiškevičius, der in einem ausführlichen Bericht an Papst Benedikt XIV. nach Rom sieben Wunder, meist Heilungen, die zwischen 1735 und 1748 geschehen waren und Barbaras Fürsprache zugeschrieben wurden, bestätigte, ebenso die Geschichte der Unversehrtheit durch den Brand. Der Bericht dieses Bischofs ist in Rom aufgefunden worden.

Die Verehrung Barbaras nahm zu. Seit 1833 wurden wunderbare Heilungen am Altar der hl. Barbara in der Kirche von Žagarė registriert und 1860 beauftragte offiziell Bischof Motiejus Valančius den Pfarrer, die Berichte über Gnaden, die durch die Fürsprache Barbaras erlangt waren, zu sammeln. Bis Dezember 1940 sind 97 Wunder dokumentiert worden, doch keines davon wurde kanonisch untersucht. Dieses Mirakelbuch war, so dachte man, während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden, doch nach dem Fall des Kommunismus konnte es 1990 (1994?) der Pfarrer der Kirche St. Peter und Paul in Žagarė, Boleslavas Babauskas, wieder auffinden.

 

Die Gläubigen der Gegend verehrten Barbara, als ob sie heiliggesprochen wäre. Es war üblich, ihren Sarkophag dreimal auf Knien zu umrunden. Ihre Verehrung verschmolz mit dem Kult der hl. Märtyrin Barbara, weil die beiden Frauen nicht nur der Name, sondern auch ein ähnliches Schicksal verband. Die Bevölkerung beging das Fest der Barbara von Žagarė (wie die hl. Barbara) am 4. Dezember und sang einen aus dem Polnischen übersetzten Hymnus, der eigentlich der urchristlichen Märtyrin gewidmet war.

Die anhaltende heiligmäßige Ruf und die unverminderte Verehrung Barbaras in Teilen der Bevölkerung veranlassten den jetzigen Bischof von Šiauliai, Eugenijus Bartulisa, vom Hl. Stuhl das Nihil Obstat für die Eröffnung des Diözesanprozesses zu erbitten, um die heroische Tugend des jungen Mädchens zu prüfen. Die Genehmigung wurde am 13. Mai 2005 gegeben und der Diözesanprozess am 24.9.2005 in der Kathedrale von Šiauliai feierlich eröffnet und im folgenden Jahr ein wissenschaftliches Gremium eingerichtet, das Informationen über die Dienerin GOTTES erforscht.

Auf dem Friedhof der alten Kirche von Žagarė ließ ein Gläubiger zum Dank für die Heilung seiner Schwester aufgrund der Fürbitte der Dienerin GOTTES einen Eichenschrein aufstellen, der 2006 vom Bischof gesegnet wurde.

 

Gebet um die Seligsprechung der Dienerin GOTTES Barbora von Žagarė

(mit Imprimatur des Bischofs Bartulis, 26.11.2012):

 

Lieber GOTT, herzlich bitten wir Dich, dass die Dienerin GOTTES Barbora von Žagarė (Schagarren) bald durch die Kirche seliggesprochen wird. Vom tiefen Glauben geprägt, hat sie die Armen hingebungsvoll versorgt und ist jung verstorben. Im Laufe der fast vier Jahrhunderte nach ihrem Tod ist sie bekannt geworden durch Wunder, die sie gewirkt, und durch zahlreiche Gnaden, die sie vielen Menschen erwiesen hat.

Mögen alle, besonders die jungen Christen, die durch ihre Fürsprache Gnaden erhalten haben und in der gegenwärtigen Zeit geprüft werden, im Glauben und im Vertrauen zu GOTT erstarken. Darum bitten wir durch CHRISTUS, unseren HERRN. Amen.

Dienerin GOTTES Barbora von Žagarė bitte für sie.  -   Vaterunser - Ave Maria - Ehre sei.

 

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