Das Porträt
Verschiedene Artikel und Hinweise haben uns aufmerksam gemacht auf den vor neun Jahren fünfzehnjährig verstorbenen italienischen Computer-Begeisterten und glühenden Eucharistie-Verehrer. Im Jahr 2013 leitete die Bischofskonferenz der Lombardei das Diözesanverfahren für ihn ein; das „Nulla obstat“ dazu erteilte die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen am 13. Mai 2013.
Quellen: Artikel in „Betendes GOTTESvolk“ 2013/3; „Lebe“ (Zeitschrift der Bewegung für das Leben Südtirol) 119/ Sept.-Dez. 2014; www. santiebeati.it/dettaglio/93910, famiglia christiana 43/2007; http:// cl-spuren.de/zeugen-carlo-acutis/ und die Internetseiten (mehrsprachig, z. T. auch deutsch): www. carloacutis.com (Carlos Homepage, die nun von Freunden weiterbetreut wird); Francesco Occhetta, „Carlo Acutis. La vita oltre il confine“, Gorle (BG) 2013; Nicola Gori: „Carlo Acutis, Un Giovane per i Giovani, Vol. 1 LA META“, Cinisello Balsamo (MI) 2013. [Fotonachweis: Foto 2: Screenshot von www. miracolieucaristici.org, Foto 4 von Frau Antonia Acutis, 8.2.2016, Foto 1 und 3 von www.carloacutis.com.]
FRÜHVOLLENDET
Carlo Acutis
*3. Mai 1991 London + 12. Oktober 2006 Monza
Die Eltern Andreas Acutis und Antonia Salzano Acutis waren beruflich in England (der Vater ist heute Vizepräsident eines großen italienischen Versicherungsunternehmens), wo der Junge in London geboren wurde; getauft wurde er am 18. Mai in der Kirche „Our Lady of Dolours“. Im September 1991 kehrten sie mit dem ein halbes Jahr alten Kind in ihre Heimatstadt Mailand zurück.
Carlo zeigte sich bald als außerordentlich intelligentes Kind, sehr anhänglich, liebevoll verbunden mit den Eltern, der auch viel Zeit bei den Großeltern verbrachte. Er besuchte die Grund- und Mittelschule der Schwestern der hl. Marcellina in Mailand, wechselte dann zum humanistischen Gymnasium „Leo XIII.“ der Jesuiten. Er liebte das Meer, Reisen, Gespräche mit allen möglichen Leuten, hatte ein sonniges Gemüt. Eine besondere Begeisterung und brillante Fähigkeit entwickelte er für Computer und Computerprogramme.
„Immer mit JESUS vereint zu sein, das ist mein Lebensweg“
Von vielen seiner Altersgenossen unterschied Carlo, dass er eine ganz besondere Liebe zu JESUS CHRISTUS entwickelte. Von klein auf prägte die Beziehung zu JESUS sein Leben. Carlo fand in Ihm den Freund, den Meister, den HEILAND, die Grundlage seines Daseins. Obgleich sein Leben äußerlich dem anderer Jugendlicher glich, ist es doch nicht zu verstehen ohne dieses Geheimnis seiner CHRISTUSliebe. Noch als er ganz klein war, sagte er zu seiner Mutter, wenn sie an einer Kirche vorbeigingen: „Mama, lass uns doch reingehen, um JESUS zu begrüßen und ein Gebet zu sprechen.“ Die Mutter berichtete: „Dieser kleine ‚Quälgeist‘ stellte mir so viele tiefe Fragen, die ich nicht beantworten konnte. Ich war völlig überrascht, dass er so fromm war. Er war so klein, aber sich doch so sicher. Mir wurde klar, dass das seine Sache war, aber auch mich anging. So begann ich, mich dem Glauben wieder anzunähern.“
Ganz frei entschied sich Carlo für die Nachfolge JESU, ohne Scheu, in der heutigen Welt auch gegen den Strom zu schwimmen. Er wusste, dass die Nachfolge JESU große Demut und Opfergeist verlangte. Seine Vorbilder waren die Hirtenkinder von Fatima, Jacinta und Francisco, der hl. Dominik Savio, der hl. Aloisius Gonzaga und der hl. Eucharistie-Märtyrer Tarcizius. Auch den hl. Franz von Assisi verehrte er sehr. Es gibt eine lange Liste von „meinen Freunden im Himmel“ von ihm.
„Die hl. Eucharistie ist meine Autobahn zum Himmel.“
Mit diesem Wort Carlos fasste seine Mutter das Wesen des Jungen zusammen. Die zwei Grundpfeiler seiner Spiritualität waren die hl. Eucharistie und die Marienliebe.
Sein Leben war eucharistisch – in seiner großen Liebe und Anbetung des Leibes und Blutes CHRISTI ebenso wie in seiner Haltung der Hingabe und des Opfers. Schon vor seiner Erstkommunion, die er auf sein Bitten hin mit sieben Jahren empfing (im Kloster „Romite Ambrosiane“ Bernage in Perego bei Lecco), fühlte er eine große Verehrung zum Altarssakrament. Er glaubte fest, dass JESUS wirklich gegenwärtig ist als GOTT und als größter Freund. Und neben der nahezu täglichen hl. Messe und Kommunion blieb er oft zur stillen Anbetung vor dem Tabernakel. Es war eine beständige Schule der Hingabe, ein Fortschreiten in der Absicht, heilig zu werden. So empfing er wöchentlich das Bußsakrament.
Weil ihm das ewige Heil wichtig war, sprach er auch oft von JESUS, von der Madonna, von den Letzten Dingen (Tod, Gericht, Hölle, Himmel) und der Gefahr, durch die Todsünde ewig verlorenzugehen. Darum versuchte Carlo auch, vor allem jenen zu helfen, die gleichgültig oder in Sünde fern von JESUS leben. Oft suchte er durch Gebet und Sühne die Beleidigungen der GÖTTlichen Liebe, des heiligsten Herzens JESU, besonders in der hl. Eucharistie, wiedergutzumachen. Entsprechend den Verheißungen JESU an die hl. Margareta Maria Alacoque hielt er den Herz-JESU-Freitag. Er las auch die Schriften der hl. Katharina Fieschi von Genua über die Armen Seelen im Fegfeuer. Eines seiner Worte: „Unser Ziel ist nicht die Endlichkeit, sondern die Unendlichkeit. Die Unendlichkeit ist unsere Heimat. Der Himmel erwartet uns seit jeher.“
Aus einer Meditation zum Geheimnis CHRISTI von Carlo: „Unser HERR JESUS ist Fleisch geworden, indem Er ein armes, ca. 15-jähriges Mädchen zur Mutter und einen armen Zimmermann zum Nährvater auserwählte. Als Er geboren wurde, gab es seitens des Volkes nur Ablehnung, man wusste nicht, wohin man Ihn legen sollte, bis schließlich jemand einen Stall für Ihn fand. - Wenn man gut überlegt, war der Stall von Bethlehem sicherlich besser als so manches Haus heute, wo der HERR immer noch abgelehnt und geschmäht wird, indem Er auf unwürdige Weise empfangen wird… Der Leib und das Blut unseres HERRN JESUS CHRISTUS ist in der Eucharistie genauso gegenwärtig wie damals…, als Er in Palästina lebte.“
Und über die hl. Beichte: „Der Heißluftballon muss Gewicht abwerfen, um in die Höhe steigen zu können: ebenso muss die Seele auch kleine Bürden, d. h. die lässlichen Sünden, ablegen, um die Höhen des Himmels zu erreichen. Und wenn die Seele durch die Todsünde wie ein Heißluftballon abstürzt, ist die hl. Beichte wie die Gasflamme, die den Heißluftballon wieder in den Himmel aufsteigen lässt.“
Die Zuwendung zum Nächsten
Trotz dieses intensiven geistlichen Lebens hat Carlo seine fünfzehn Jahre voll und freudig gelebt und bei denen, die ihn kannten, einen tiefen Eindruck hinterlassen. Er war ein jugendlicher Experte für den Computer, und er stellte diese Fähigkeiten anderen zur Verfügung. Carlo besaß eine großzügige, freigiebige Art, mit der er sich jedem mit Interesse zuwandte, Fremden, Behinderten, Kindern, Bettlern. Wenn er mit dem Rad in seinem Viertel unterwegs war, hielt er mitunter an, um Hausmeister oder Pförtner zu begrüßen. Da manche Ausländer waren und Muslime oder Hindus, erzählte er von sich und seinem Glauben.
Die Familie hatte eine männliche Haushaltshilfe, Rajesh, einen Hindu. Zwischen ihm und Carlo wuchs eine tiefe Freundschaft, die dazu führte, dass Rajesh sich taufen ließ. „Carlo hat mir gesagt, dass ich glücklicher wäre, wenn ich CHRISTUS näherkäme. Ich habe mich taufen lassen, weil er mich angesteckt hat, ja beinahe umgeworfen hat mit seinem tiefen Glauben, seiner Nächstenliebe und seinem reinen Gemüt. Ich habe ihn immer wahrgenommen als jemanden, der außerhalb der Normalität steht. Denn so ein junger, schöner und reicher Junge führt doch sonst ein anderes Leben.“
Doch Carlo machte sich nichts aus Geld. Mit seinem Ersparten kaufte er etwa einen Schlafsack für einen Obdachlosen, dem er immer auf dem Weg zur hl. Messe begegnete, oder er spendete es den Kapuzinern für die Armenspeisung.
Von den Mitschülern wurde er geschätzt; er half ihnen gern, auch wenn er manchmal für seinen Glauben verspottet wurde. Er stellte sich nicht außerhalb der Gemeinschaft, aber es war ihm auch bewusst, dass jemand, der mit JESUS verbunden ist und Ihm treu ist, auch bereit sein muss, die Mehrheit herauszufordern, denn „etwas ist nur richtig, wenn es die Wahrheit ist, nicht weil es der Mehrheit entspricht“. Er wusste, dass man Kritik und Spott nicht ausweichen kann, wenn es darum geht, Menschen für CHRISTUS zu gewinnen.
Wenn er seinen Freunden am Computer half, lenkte er oft das Gespräch auf die ewige Wahrheit und ließ keine Gelegenheit aus, zu evangelisieren.
Zu den vielen Aktivitäten seines Alltags gehörte neben hl. Messe, täglichem Rosenkranz, Lesen der Hl. Schrift auch die Beschäftigung mit dem Katechismus mit anderen Jugendlichen, Zeit für die Kindergruppen, caritative Hilfe für Arme, Musizieren mit dem Saxophon, Ballspiel, Sport. Er hatte Freude an Tieren, nahm Videofilme auf.
Seine geniale Beherrschung des Computers – vergleichbar mit jemandem, der dies jahrelang studiert hatte – setzte er auch zum Erstellen von Webseiten ein. So entwarf er eine Art Internet-Ausstellung der weltweiten „Eucharistischen Wunder“, deren Informationen und Bilder er in einer Puzzlearbeit zusammenstellte. Mit elf, zwölf Jahren hatte Carlo beschlossen, über seine besondere Beziehung zur hl. Eucharistie zu sprechen: „Je mehr wir die hl. Eucharistie empfangen, desto ähnlicher werden wir JESUS und kommen schon auf Erden in den Genuss des Paradieses“, schrieb er. Er bat seine Eltern, mit ihm an möglichst viele Orte zu reisen, wo sich eucharistische Wunder ereignet hatten. Daraus entstand dann in etwa zweieinhalbjähriger Arbeit die erwähnte Ausstellung von über 130 „Miracles of the Eucharist accross the World“ (www. miracolieucaristici .org), ähnlich auch eine „Ausstellung“ über Marienerscheinungen und Mariengnadenorte in der Welt (www. apparizionimadonna.org) u.a.
Titel der Internetseite über Eucharistische Wunder
Die Madonna
Ein zweiter tragender Pfeiler seines Lebens war neben der Liebe zum eucharistischen HEILAND die innige Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria. Carlo war fasziniert von den Marienerscheinungen in Lourdes und Fatima, und er lebte die Botschaft von Gebet, Buße und Umkehr. Im Sinn Fatimas lernte er das Unbefleckte Herz Mariens zu lieben und ihm für die Beleidigungen Wiedergutmachung zu leisten. Eine besondere Freude für ihn war es, dass er auch Fatima besuchen konnte.
Carlo in Fatima
Carlo hütete seine Reinheit, er weihte sie der GOTTESmutter und bat auch Ordensfrauen, die er besuchte, für die Bewahrung seiner Reinheit zu beten. Er verteidigte in Diskussionen kompromisslos die Heiligkeit der Ehe gegen die Scheidung, die Heiligkeit des Lebens gegen Abtreibung und Euthanasie.
Acht geistliche Ratschläge von Carlo Acutis, die er auf seine Internetseite gestellt hatte:
„1. Es ist notwendig, nach Heiligkeit zu verlangen, und zwar mit ganzem Herzen, und wenn du das noch nicht tust, musst du GOTT inständig um diese Gnade bitten.
2. Gehe täglich zur hl. Messe und kommuniziere.
3. Denke daran, jeden Tag den Rosenkranz zu beten.
4. Lies jeden Tag einen Abschnitt aus der Hl. Schrift.
5. Wenn du kannst, mach eine kleine Anbetung vor dem Allerheiligsten Altarssakrament.
6. Versuche, jede Woche zur Beichte zu gehen, auch wenn du nur lässliche Sünden hast.
7. Bringe Bitten und Blumen unserem HERRN und Unserer Lieben Frau dar, um anderen zu helfen.
8. Bitte deinen hl. Schutzengel, dir beständig zu helfen; er soll dein bester Freund werden.“
Die Vollendung
Wie aus heiterem Himmel kam anfangs Oktober 2006 eine schwere, unheilbare Krankheit über ihn. Im Sommer 2006 hatte er noch mit seiner Mutter gesprochen, ob er nicht Priester werden sollte. Nun dachte man zunächst an eine gewöhnliche Erkältung. Schließlich wurde er aber ins Krankenhaus San Gerardo in Monza eingeliefert, wo die aggressive Form von Leukämie M3 festgestellt wurde.
Carlo hatte keine Angst, er ahnte aber seinen Tod und sagte seiner Mutter, dass er das Krankenhaus nicht mehr verlassen werde:
„Ich opfere meine Leiden, die ich auszuhalten habe, dem HERRN für den Papst und für die Kirche, und auch, damit ich nicht ins Fegfeuer komme, sondern gleich ins Paradies.“ Er empfing die Krankensalbung und die hl. Kommunion als Wegzehrung. Allen schenkte er ein schönes Lächeln. Die tapfere Haltung, mit der er seiner Krankheit und seinem Tod begegnete, hat viele beeindruckt. Als der Arzt ihn fragte, ob er große Schmerzen habe, antwortete ihm Carlo: „Es gibt Leute, die viel mehr leiden als ich!“ In der Nacht vor seinem Tod fragte ihn eine Krankenschwester, ob sie seine Eltern wecken sollte. Er antwortete: „Sie sind sehr müde, lassen wir sie noch ausruhen.“
Inzwischen kam noch eine Gehirnblutung dazu. Am 12. Oktober 2006 um 6.45 Uhr holte GOTT ihn, einen wunderbaren Freund und Apostel CHRISTI, heim.
Sein Leichnam wurde im Haus der Eltern aufgebahrt, und vier Tage lang kamen ununterbrochen Besucher.
Beigesetzt wurde Carlo in Assisi (Friedhof der Oberstadt, Grab Nr. 73).
(Informationen/Bilder zu bestellen bei: Associazione Amici di Carlo Acutis, Via Ariosto 21, 20145 Milano, Italia;
E-Mail: info@ carloacutis.com, www. carloacutis.com.)
Ein Gebet (entnommen: „Lebe“ 119/2014, von Pfr. Edmund Dillinger)
Allmächtiger GOTT, unsere heutige Jugend hat es schwer, den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit zu leben. In dem Jugendlichen Carlo Acutis hast Du uns ein Vorbild gegeben, wie wir im Vertrauen auf Deine Hilfe Zeugnis von Deiner Gegenwart vor unseren Freunden ablegen und so zur Verkündigung Deiner Frohen Botschaft beitragen können.
Führe uns zur gläubigen Anbetung der hl. Eucharistie, zur aktiven Mitfeier des heiligen Messopfers, zur liebenden Verehrung der GOTTESmutter Maria und zur Befolgung Deiner Gebote. Lass uns so auf die Fürsprache des Dieners GOTTES Carlo Acutis den wahren Sinn des Lebens finden. Amen.