Das Porträt

 

FMG-INFORMATION 113, März 2015

 

Bei seiner fünftägigen Reise nach Südkorea im August sprach Papst Franziskus am 16.8. 2014 124 Märtyrer der Kirche in Korea selig: den Märtyrer Paul Yun Ji-Chung (1759-1791) und 123 weitere Blutzeugen. Sie sind alle – bis auf einen Priester, Jakobus Zhou Wen-mo (einen Chinesen, der als erster Priester nach Korea kam, wo der katholische Glaube ab 1784 durch Laien eingepflanzt wurde; 1752-31.5.1801) – Laien, teilweise Familienväter- und Mütter, auch jungfräulich Lebende, etliche Katechisten, darunter auch Jugendliche wie Thaddäus Ku Han-seon (jugendlicher Ministrant) und Jakob Oh Jong-rye sowie Anastasia Yi Bong-geum, ein knapp zwölfjähriges Mädchen.

 

Zu den neuen Seligen gehört auch das Ehepaar Johannes Yu Jung-cheol (1779-1801) und Luitgard Yi Sun-i (1782-1802). Die Frau, aus höchstadeliger Familie und in ihrer Familie schon als Kind getauft, hatte sich in ihrer immer tiefer gewordenen CHRISTUSbeziehung als junges Mädchen für das ehelose Leben entschieden. Da ein unverheiratetes Leben in der Gesellschaft undenkbar war, fand der chinesische, heimlich eingeschleuste Priester Jakobus Zhou die Lösung einer Eheschließung mit einem jungen Christen, der ebenfalls ehelos leben wollte, Johannes Yu. In einer neuen Verfolgungswelle fünf Jahre nach der Eheschließung wurde unter anderem zuerst der Vater von Johannes, Augustin Yu, verhaftet und hingerichtet; etwas später der 23jährige Johannes (24.10.1801), dann auch dessen 20jährige Gattin (31.1.1802). Sie konnte aus dem Gefängnis noch Briefe an Verwandte schreiben, aus denen hervorgeht, dass die beiden Eheleute ihr Versprechen der ehelichen Enthaltsamkeit („wie Bruder und Schwester“) mit GOTTES Gnade halten konnten, trotz heftigster Versuchungen (vgl. P. Paul H. Schmidt: „Das Christentum in Korea – ‚Nicht alle fassen dies! Nur die, denen es gegeben ist!‘“ In: Maria heute Nr. 519, Dezember 2014; vgl. auch http:// www. santiebeati.it/Detailed/95658.html).

 

Der Marianist P. Paul H. Schmidt, der viele Jahre in Korea als Missionar tätig war, hat uns in diesem Artikel auch aufmerksam gemacht, dass Anastasia Yi Bong-geum (er bezeichnet sie als „Anastasia Lee Bong-gum“ – es gibt unterschiedliche Übertragungen der koreanischen Namen in unsere westlichen Sprachen) die jüngste der neuen koreanischen Märtyrer ist. Aus dem Internet entnehmen wir eine kurze Beschreibung ihres Lebens und Sterbens (vgl. www.  aciprensa.com/noticias/conozca-a-la-martir-mas-joven-que-sera-beatificada-pro-el-papa-francisco-en-corea-68073/; http:// popekorea.catholic.or.kr/en/schedule/ka_read.asp?idx=98; www. katholsk.no/ biografier/ historisk/anayibong; pelos-caminhos-de-deus.blogspot.de/2014/08 /anastasia-yi-bong-geum.htm), ergänzt durch die Übersetzung eines koreanischen Textes durch P. Schmidt. Die Illustration entstammt der letztgenannten Homepage.

103 andere Märtyrer Koreas waren schon 1984 vom hl. Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen worden; ihr Gedächtnis ist der 20. September. Zu ihnen gehört unter anderem der 13jährige Peter Yu Tae-cheol. Quelle für dessen Porträt ist ein Manuskript von P. Paul H. Schmidt (vgl. auch https:// www. heiligenlexikon.de/MRFlorilegium/20September.html und www. heiligenlexikon.de/MRFlorilegium/21Oktober.html).

[Fotonachweis: Das Foto von Petrus Yu und seinem Vater Augustinus Yu Chin-gil verdanken wir P. Schmidt; das Foto der sel. Anastasia Yi Bong-geum: www.ofielcatolico.com.br/2011/04/.]

 

 

 

KINDLICHE MÄRTYRIN

Sel. Anastasia Yi Bong-geum

 

*1827 Chang-Seong  -  + 5. Dezember 1839 Jeonju, Korea

 

Die Eltern stammten aus Deok-san (Provinz Chung-Cheong) und gehörten dem Adelsstand an. Der Vater Paul Yi Seong-sam war zuerst Christ geworden und hatte nach der Hochzeit auch seine Frau für den neuen Glauben gewonnen. Wie fast alle Christen damals empfing sie von einem Laien die Nottaufe auf den Namen Anastasia (Kim Jo-i). Sie führten ein vorbildliches Leben. Anastasia gewann auch weitere Frauen für CHRISTUS und bereitete sie auf die Taufe vor. Als 1827 eine der Verfolgungen ausbrach (Jeonghae-Verfolgung), verließ das als aktive Christen bekannte Ehepaar die alte Heimat und suchte Zuflucht im südlichen Chang-Seong (Provinz Cheon-nam). Dort kam im gleichen Jahr das erste Kind zur Welt, das wie die Mutter den Namen Anastasia (Yi Bong-geum) erhielt. Anastasia Yi wurde von ihrer Mutter im katholischen Glauben erzogen und entwickelte eine tiefe Liebe zu CHRISTUS. Manche bezeichneten sie als „reizenden kleinen Engel“. Als Zehnjährige lernte sie die Morgen- und Abendgebete und den Katechismus. Sie konnte auch einem Priestermissionar begegnen, der sich kurze Zeit in ihrem Haus aufhielt; dabei wurden bei den Eltern und vielen anderen die feierlichen Taufzeremonien nachgeholt. Das inzwischen 10-jährige Mädchen beeindruckte mit ihrer Frömmigkeit den Priester tief und wurde von ihm zur 1. heiligen Kommunion geführt.

 

Der Glaube und die Tugend Anastasia Yis wuchsen von Tag zu Tag. Als 1839 die Gihae-Verfolgung ausbrach, flüchtete ihre Mutter mit der Tochter nach Kwanju, in die Hauptstadt der Provinz Cheon-nam, ganz im Südwesten Koreas – der Verbleib des Vaters ist unbekannt. Sie fanden Aufnahme im Haus von Protasius Hong Jae-yeong (auch er gehört zu den 124 seliggesprochenen Märtyrern). Dort wurden sie nach kurzer Zeit aufgespürt, verhaftet und in die Stadt Jeonju gebracht, die Hauptstadt der Nachbarprovinz Cheon-buk.

Der Richter ließ sie zum Verhör vorführen und wollte von ihr die Aufenthaltsorte westlicher Missionare in Erfahrung bringen. Sie antwortete, dass sie zu jung sei, um solche Dinge zu wissen. Als der Beamte das Mädchen in Versuchung führte: „Wenn du es verrätst und schlecht von GOTT redest, werde ich dein Leben verschonen“, antwortete sie: „Ich verstand es nicht, den HERRN anzubeten, bis ich zum Gebrauch der Vernunft kam mit sieben Jahren. Ich war auch zu jung, um Bücher zu lesen. Aber ab dem Alter von sieben Jahren bis heute habe ich den HERRN verehrt. Daher kann ich Ihn nicht verraten und nicht schlecht von Ihm sprechen, auch wenn ich tausendmal sterben muss.“

 

Wegen ihres jungen Alters wurde Anastasia Yi nicht gefoltert, aber ins Gefängnis gesteckt. Ihre Mutter sorgte sich, dass das Mädchen nicht standhalten würde. Sie sagte: „Du wirst doch den HERRN verraten, weil du nicht den Mut hast, Folterqualen zu ertragen.“ Doch das Mädchen bestritt das energisch und versprach ihrer Mutter, den HERRN nicht zu verraten und der Lehre der Kirche treu zu bleiben, „egal, welche Art von Folter mir angetan wird“.

Der Richter und die Gefängniswärter bedrängten Anastasia Yi, doch ihr Leben zu retten, weil sie so jung und ein reizendes Mädchen sei. Doch sie gab, von der Gnade gestärkt, den Verlockungen und Drohungen nicht nach. Als man erkannte, dass sie ihre Haltung nie ändern würde, wurde auch sie gefoltert.

Anastasia Yi musste auch das Martyrium ihrer Mutter im Gefängnis miterleben; diese nahm das verhängte Todesurteil an, starb aber vor der Vollstreckung, durch die Strapazen und Folterungen auf Äußerte geschwächt, Mitte Oktober 1839 fünfzigjährig. Als die Waise nun niemand auf der Welt mehr hatte, zu dem sie Zuflucht nehmen konnte, vertraute sie vollkommen auf die Liebe GOTTES und hielt an ihrem heroischen Entschluss, dem Glauben treu zu sein, bis zum Ende fest. Die Beamten fühlten sich blamiert. So richtete man das Kind nicht öffentlich hin, sondern der Henker erdrosselte es im Schlaf in der Stille der Nacht. Es war der 5. [oder 6.] Dezember 1839. Sie war [knapp?] 12 Jahre alt.

Bei Befragungen durch den französischen Missionar P. Daveluy in späteren Jahren erklärten alle Zeugen, dass das Mädchen bis zum Ende dem Glauben treu geblieben war.

 

 

KINDLICHER MÄRTYRER

Hl. Peter Yu Tae-cheol

 

*1826/27  -  + 21. Oktober 1839 Seoul, Korea

 

Die Lehre CHRISTI war durch Bücher in chinesischer Bil­derschrift, von Jesuiten verfasst, zu Gelehrten in Korea gekommen. Eine Gruppe von ihnen studierte die Bücher und wählte dann einen aus ihrer Mitte aus, um in China nach Anhängern dieser unbekannten Religion zu forschen. Dieser, Ri-Sung-hun, schloss sich im Winter 1783 einer königlichen Gesandtschaft an. Bei seinen Erkundigungen wurde er an eine in der Nähe der „Verbotenen Stadt“ gelegene katholische Kirche verwiesen. Mit den Missionaren konnte er sich mittels der ihm vertrauten chinesischen Bilderschrift verständigen. Vor seiner Rückreise erbat er die Taufe, die ihm – auf den Namen Petrus – ein P. Louis de Grammont spendete, wohl im Februar 1784. Mit Büchern, Bildern, Rosenkränzen und Ähnlichem kehrte er nach Seoul zurück, um seine Landsleute für die „Religion der Wahrheit“ zu gewinnen, was ihm auf erstaunliche Weise gelang. Als 1793 der erste Priester, der Chinese Zhu Wen-mo, nach Korea kam, fand er bereits 4000 getaufte Christen vor (er starb 1801 als Märtyrer).

 

1823 kam auch ein Dolmetscher, Yu Chin-gil, in Kontakt mit Christen. Sein Beruf machte ihn zu einem wichtigen Helfer, waren doch alle vorhandenen Bücher in China verfasst und gedruckt. 1824 zog dieser Yu Chin-gil mit der königlichen Gesandtschaft nach Peking, wo er von Bischof Cajetan Pires Pereira auf den Namen Augustinus getauft wurde.

Nach Korea zurückgekehrt, setzte auch Augustinus Yu Chin-gil sich mit allen Kräften für die Verbreitung des christlichen Glaubens ein, während seine Gattin eine heftige Gegnerin dieser neuen Religion war. Augustinus Yu verfasste mit einigen anderen führenden Christen einen Brief an den Papst in Rom, in dem sie die Situation der Kirche in Korea schilderten und baten, der Hl. Vater möge endlich Priester, Missionare, senden (zwei Brief ähnlichen Inhalts vorher waren erfolglos geblieben). In der Folge errichtete Papst Gregor XVI. nun 1831 das „Apostolische Vikariat Korea“.

Trotz wiederholter Verfolgungen war die Zahl der Christen in Korea ständig gewachsen; bislang war nur zwei chinesischen Priestern der Eintritt gelungen. Der ernannte Apostolische Vikar starb noch vor Erreichen Koreas; nun betraten 1836 und 1837 je ein französischer Missionar Korea, am 1. Januar 1838 auch der erste Bischof, Msgr. Imbert.

 

Augustinus Yu gehörte zu den eifrigsten Christen dieser Zeit; der Dolmetscher stammte aus einer Familie von Beamten und Literaten und befasste sich mit philosophischen Überlegungen, vor seiner Bekehrung zum Christentum hatte er sich mit den Lehren Buddhas und Laotses beschäftigt. Trotz seines heiligmäßigen Lebens und seiner Milde gelang es ihm nicht, seine Frau und die Töchter für den christlichen Glauben zu gewinnen, im Unterschied zu seinen beiden Söhnen, deren älterer, der 13-jährige Peter, einer der berühmtesten Märtyrer wurde.

 

Augustinus Yu wurde am 17. Juli 1839 verhaftet und verteidigte vor den Richtern tapfer seinen Glauben. Die ausländischen Missionare seien nicht als Spione oder Ausbeuter ins Land gekommen, sondern sie seien vielmehr die größten Wohltäter Koreas, denn ihnen ginge es um die Rettung der unsterblichen Seelen. Auch grausame Foltern konnten seine CHRISTUStreue nicht erschüttern; am 22. September 1839 wurde er um des Glaubens willen hingerichtet.

Auch während seiner Haft hatten seine Frau und andere Verwandte immer wieder versucht, Augustinus Yu zum Glaubensabfall zu bringen. Sie bedrängten auch den dreizehnjährigen Peter Yu Tae-Cheol, der aber nicht nur standhaft blieb, sondern sich - als der Vater verhaftet worden war - im Juli oder August 1839 selber zu den Behörden begab und bekannte: „Ich bin auch Christ!“ Er wurde vom Richter wiederholt verhört, doch vermochten ihn alle Mahnungen und Drohungen nicht umzustimmen. Wütend, dass man den Willen eines Kindes nicht zu brechen vermochte, quälte man ihn mit grausamen Foltern. Einer der Henkersknechte hielt ihm z. B. glühende Kohle vors Gesicht und schrie ihn an: „Bist du immer noch Christ?“ „Sicher“, lautete die Antwort. Er öffnete auch, dazu aufgefordert, furchtlos den Mund, doch der Scherge scheute sich doch, den letzten Schritt zu tun.

Insgesamt wurde Peter Yu vierzehn Verhören unterzogen mit 14 anschließenden Folterungen. Er musste an die 600 Schläge aushalten, wurde 45mal auf die „Räuberplanke“ gespannt. Heldenhaft ertrug der Junge alle Pein, manchmal strahlte sein Gesicht sogar, weil er sich gewürdigt wusste, für CHRISTUS zu leiden.

Da alle grausamen Versuche, ihn zum Glaubensabfall zu bringen, scheiterten, wurde der Dreizehnjährige schließlich – am 31. Oktober 1839 – mit einer Schlinge um den Hals im Kerker erdrosselt. Ebenso wie sein Vater und weitere 101 Glaubenszeugen wurde Peter Yu Tae-Cheol am 6. Mai 1984 von Johannes Paul II. in Seoul heiliggesprochen.

 

 

zurück