Das Porträt

 

FMG-INFORMATION 110, Dezember 2013

 

1981 genehmigte Papst Johannes Paul II. das Dekret über den heroischen Tugendgrad eines jungen Passionisten, der 1897 knapp siebzehnjährig im Passionistenkloster auf dem Monte Argentario bei Orbetello, das der hl. Ordensgründer Paul vom Kreuz 170 Jahre vorher gegründet hatte, verstorben war. Das Porträt ist gekürzt unserem 6. Band der „GOTTES Kinder“ entnommen, der demnächst erscheinen wird.

Quellen: P. Jean-Bernard de Langalerie, Galilée Nicolini, novice du pur amour (Enfance e Sainteté Nr. 51, 1997); Paolo Rissi auf www. santiebeati.it/detaglio/93627; www. passionists.com/2006_April_Nicolini.html; vgl. auch P. Fortunato Ciomei, Profilo biografico di Galileo Nicolini, Alghero (SS) 1994; Adriano Spina, Galileo Nicolini, Roma 1982; u. a. - Anmerkung: Als Geburtsdatum werden unterschiedliche Daten genannt: 10., 21., 27. Juni (in verschiedenen Schriften von Passionisten). Der „Index ac Status Causarum“ der Congregatio de Causis Santorum und Internet-Quellen nennen den 17. Juni 1882. Fotonachweis: Foto 1 und 3 sind dem Buch von P. Fortunato Ciomei entnommen, Foto 2 dem Buch "GOTTES Kinder 6", hrsg. vom Freundeskreis Maria Goretti e. V.

 

FRÜHVOLLENDET

 

Galileo Nicolini

 

*17. Juni 1882 Capranica + 13. Mai 1897 Monte Argentario

 

 

Eine überdurchschnittliche Intelligenz

Geboren wurde Galileo in der Gegend von Viterbo als zweites Kind des Bauunternehmers Luigi Nicolini und seiner Frau Loreta Lucciola; vier Tage später wurde er getauft.

Am 1. September 1888 empfing der Junge, der einen festen, entschlossenen Charakter zeigte, mit sechs Jahren in der Pfarrkirche des Heimatortes die Erstkommunion. Er fühlte sich vom HERRN im Tabernakel angezogen und wurde gerne Ministrant.

Vom Achtjährigen gibt es eine bezeichnende Geschichte: Er wurde in der Nacht, gegen 3 Uhr morgens wach, als der Mesner in der Nachbarschaft einen Mann weckte, der Mitglied einer Bruderschaft war, die sich zusammengeschlossen hatte, um für Verstorbene zu beten. Galileo also hörte den Weckruf, stand auf und schloss sich der Gruppe an, um mit ihnen zu beten.

Die Vertrautheit mit JESUS, die ihn mit Freude erfüllte, hatte einen tiefen Einfluss auf seine Zeit als Schüler. Er wollte möglichst viel von GOTT erfahren, und das nicht nur für sich, sondern auch um es anderen mitzuteilen. Seine Cousine Amabile, etwa 10 Jahre älter, ein tieffrommes Mädchen, ermutigte ihn, sich ein Heft mit religiösen Aussprüchen anzulegen, was er tat – daraus wurde eine ganze Sammlung. (Sie starb mit 23 Jahren an derselben Krankheit, die zwei Jahre später den fünfzehnjährigen Galileo wegraffte: Tuberkulose.)

Der Junge hatte eine überdurchschnittliche und frühreife Begabung. Als Drei-, Vierjähriger lernte er Lesen und Schreiben, und ein paar Jahre später konnte er schon Geschäftsbriefe schreiben, die ihm sein Vater diktierte. Er steckte den Kopf viel in Bücher.

Bis zum Alter von 7 Jahren unterrichteten ihn Ordensbrüder. Dann musste er, weil die antiklerikale Regierung die Ordensschulen nicht anerkannte, die staatliche Schule besuchen, um die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium machen zu dürfen.

In der staatlichen Schule musste sich Galileo wegen seiner Begabung und seiner Religiosität mit Neid und Spott und Schikanen der Schulkameraden auseinandersetzen. Sie bedachten ihn mit Schimpfnamen, bewarfen ihn mit Steinen oder schrieben beleidigende Worte an die Stadtmauer. Zunächst trug der Achtjährige diese Beleidigungen mit großer Geduld und Ruhe, weil er an die Schmähungen des HEILANDS dachte. Eines Tages aber übermannte ihn der Ärger, und die Mitschüler mussten zu ihrer Überraschung feststellen, dass er mit seinen Fäusten genauso gut umgehen konnte wie mit dem Rosenkranz und den Büchern. Danach hörten sie auf, ihn zu belästigen. Schließlich hatten sie ihn sehr gern, und Galileo wurde ein ebenso glühender Apostel unter ihnen wie auch einer, der gern bei ihren Spielen mittat.

Einmal erlebte er mit, wie ein aufgeblasener Geschäftsmann zum Abendessen im Elternhaus war und gegen den Unterricht der Ordensleute schimpfte. Der neunjährige Galileo meldete sich und forderte Beweise. Er sei einige Jahre auf dieser Schule gewesen und habe nichts davon erlebt. Auf seiner dreisten Lüge ertappt, versuchte der kirchenfeindlich eingestellte Mann den Glauben insgesamt fertigzumachen. Galileo widerlegte jede Behauptung gut, so dass sogar einige andere Anwesende, die ebenfalls antiklerikal eingestellt waren, ihm zustimmten. Später am Abend vertraute der Junge seiner Mutter an: „Als der Mann gegen die Kirche anging, fühlte ich mich wie ein Löwe und hätte ihn beinahe zerreißen können.“

 

Zum Tisch des HERRN

Wenn es in jener Zeit auch üblich war, früh gefirmt zu werden, so war das übliche Alter für die heilige Erstkommunion erst mit zwölf Jahren. Erst der heilige Papst Pius X. öffnete 1910 dann den Zugang zur Kommunionbank für Jüngere.

In Galileo brannte der sehnliche Wunsch nach der Erstkommunion. Er wurde dem Pfarrer geradezu lästig mit allen möglichen Fragen über das Allerheiligste, und er interessierte sich besonders über die Erstkommunionzeit junger Heiliger wie Stanislaus Kostka und Aloisius. Da er selber den Katechismus auswendig konnte, unterrichtete er auch seine Kameraden. Das geschah meist im Freien und endete mit einem Besuch vor dem Allerheiligsten in der Kirche von Capranica.

Zur unmittelbaren Vorbereitung ging Galileo für zehn Tage in das Passionistenkloster in der Nachbarstadt Vetralla Er empfand dies als eine himmlische Zeit und verbrachte die meiste Zeit in der Kirche, um mit den Patres GOTT Lob zu singen. Er wollte sogar zum nächtlichen Chorgebet aufstehen, aber wegen seines jungen Alters erlaubte man es ihm nicht, und er gehorchte.

Hier endlich war am 26. August 1894 der ersehnte Augenblick da. Ein erst kurz vorher neugeweihter Passionistenpriester, der Galileo vorbereitet hatte, feierte in der Klosterkapelle die heilige Messe; ihm fiel der wache, tiefe Blick des Buben bei der Predigt auf.

Nachdem er zum ersten Mal den Leib CHRISTI empfangen hatte, blieb Galileo nach dem Ende der hl. Messe eine Stunde in anbetender Danksagung. Als ihn jemand zum Essen holen wollte, hob er sein leuchtendes Gesicht und bat: „Lassen Sie mich, ich brauche nichts. JESUS ist bei mir.“ Doch er musste dann doch folgen. Als er beim Essen den jungen Priester wie­dersah, sagte er ihm: „Pater, Ihre Predigt ist mir bis in die Tiefe der Seele gegangen. Ich denke, dass JESUS große Dinge von mir erwartet.“ Der Pater erwiderte: „Galileo, sag mir, spricht JESUS zu dir?“ „Ja, aber das werde ich Ihnen ein anderes Mal erzählen“, ent­gegnete Galileo.

 

Der Ruf des HERRN

Einige Tage später vertraute Galileo dem Priester an: „JESUS ließ mich bei der 1. hl.. Kommunion sehen, dass ich Passionist werden würde… Ich spüre, dass Er Großes von mir will.“. Seine Familie merkte, dass er mit großem Eifer regelmäßig die hl. Messe besuchte und kommunizierte und sich mit dem Gebet beschäftigte.

Der Pater hatte ihm bei seinem jungen Alter zum Abwarten geraten. Auch als er sich eigens im Passionistenkloster in Vetralla meldete und um seine Aufnahme bat, machte ihm der Obere klar, dass er mit zwölf Jahren zu jung sei, um in den Orden einzutreten, und verbot ihm sogar, weiter darüber nachzudenken. Auch seine Eltern machten ihm klar, dass er ihre Erlaubnis dazu nicht bekommen werde. Besonders sein Vater hatte andere Pläne mit ihm; er sollte bei seiner Intelligenz schon bald in seinem Unternehmen mitarbeiten. Wer immer ihm abraten wollte, erhielt als Antwort: „Das ist mein Wille, und niemand kann mich davon abbringen.“ Woche für Woche ritt er auf seinem Esel zu den Passionisten und bat um Aufnahme, immer war die Antwort „Nein“.

Um diese Zeit starb seine schon erwähnte geliebte Cousine Amabile; Galileo hatte vor ihrem Tod noch geholfen, sie zu pflegen. Einer der Passionisten gab nun Galileo den Rat, eine Novene zu halten mit der Bitte an Unsere Liebe Frau von Pompei und an Amabile um Fürsprache, dass der Wille GOTTES geschehe. Und es scheint, als hätte sich ihm dadurch die Möglichkeit eröffnet, seinen Weg der Hingabe an JESUS zu vollenden. Die Eltern gaben am Ende dieser neun Tage nach, sie stimmten seinem festen Wunsch zu, weil sie doch den Willen GOTTES dahinter spürten: „Wenn der HERR dich wirklich ruft, werde ich dir kein Hindernis mehr in den Weg legen, sondern im Gegenteil alles tun, was notwendig ist, um deine Berufung zu vollenden“, so sagte der Vater und fuhr sogar mit ihm, nachdem die Passionisten nun eingewilligt hatten, in den Ort Rocca di Papa zum Gymnasium und Seminar des Ordens. Es war der 5. März 1895.

Der Weg in den Passionistenorden

Galileo fühlte sich wohl in der herrlichen Gegend und mehr noch in der Kapelle im vertrauten Gespräch mit dem HEILAND, besonders nach der hl. Kommunion. Dazu kam die straffe Führung. Er verstand sich mit seinen Gefährten gut und schloss sich einer Bruderschaft zu Ehren Unserer Lieben Frau vom Heiligsten Herzen an. Auf einem Kalender vermerkte er für die Marienfeste besondere Frömmigkeitsübungen. Er schrieb darauf: „Es kommt keine Gnade von GOTT, die nicht durch die Hände Unserer Lieben Frau vermittelt wird. Wenn ich also alle Gnaden erlangen will, damit ich bis zum Ende meinem Entschluss treu bleibe, muss ich eine zarte, kindliche Verehrung zur Mutter GOTTES haben.“

Galileo schrieb an seine Eltern: „Ich höre nicht auf, unserem so barmherzigen GOTT zu danken, der mir Seinen Blick voller Güte zuwendet.“ Als Ziel richtete er sich darauf aus, Priester zu werden. Als Vorbild wählte er sich besonders Gabriel Possenti. Der hatte etwa fünf Jahrzehnte vor Galileo gelebt, war mit 18 Jahren bei den Passionisten eingetreten und nach einem heiligmäßigen Leben fünf Jahre später am 27. Februar 1862 an Tuberkulose gestorben. An seinem Grab ereigneten sich bald zahlreiche Wunder und Gebetserhörungen; 1908 wurde er selig- und 1920 heiliggesprochen.

Was Galileo anzog an dem Orden, dem er sich anschließen wollte, und seinem Gründer, dem hl. Paul vom Kreuz, war die besondere Liebe zur Passion JESU CHRISTI. Auch Gabriel Possenti zog ihn an – ohne zu wissen, dass er ihm auf demselben Opferweg folgen sollte, nämlich mit derselben Krankheit: „Er wurde jung heilig, sehr jung. Ich will auch heilig werden wie er.“

In Absprache mit einem Priester machte Galileo sich ein Programm: „Das erste Prinzip des geistlichen Lebens besteht darin: Alles, was man tut, hat seinen Wert in der richtigen Absicht. Und die richtige Intention besteht darin, alles zur Ehre GOTTES zu tun und den Willen GOTTES zu erfüllen.“ So bemühte er sich, in jedem kleinen täglichen Ereignis vollkommener zu werden, war dabei voll Humor und Fröhlichkeit, mit einem Lied auf den Lippen.

 

Aufnahme ins Noviziat

Nach dreizehn Monaten des Studiums und des Gebets in Rocca di Papa durfte Galileo, weil er so gute Fortschritte machte, mit knapp vierzehn Jahren mit einer Sondererlaubnis in das Noviziat in Lucca eintreten. Am 25. April 1896 reiste er dorthin; Lucca liegt in der Toscana, also weiter im Norden. Das Noviziat ist die formelle und notwendige Vorbereitungszeit für das Ordensleben.

An seine Eltern schrieb Galileo: „Ich bin seit fünf Tagen in dem Ort… und bin wirklich zufrieden, alles so gefunden zu haben, wie ich es möchte, denn – liebe Eltern – die Stille, die Einsamkeit des Konvents leitet mich zur Heiligkeit und zum Gebet. Ich beginne die geistlichen Exerzitien, die mich zur Einkleidung (das ist der feierliche Tag im Leben eines Mönches, an dem man mit dem Ordenskleid bekleidet wird) führen. Sie ist vorgesehen für den 9. Mai.“ Als Zeichen für den Beginn eines „neuen Lebens“ als Ordensmitglied wird in vielen Gemeinschaften auch ein neuer Name gegeben. Galileo war nun „Frater Gabriel von Unserer Lieben Frau vom hlst. Herzen“.

Mit Freude und Zufriedenheit ging er seinen Weg. Die Eintragungen in sein Heft über Worte von Heiligen zeigen auch Einsichten über die Liebe des Heiligsten Herzens JESU, die für einen Vierzehnjährigen außergewöhnlich sind. Er schrieb Gedanken über das Leiden JESU und über das Allerheiligste Al­tarssakrament auf, die zeigen, dass er besondere Gnaden empfangen haben muss.

So notierte er z. B.: „Im Gebet sei ruhig und still, im Bewusstsein deiner eigenen Nichtigkeit… Sei nicht verwirrt, wenn der HERR Sein Antlitz nicht zeigt… Übe dich in der Demut. Forsche nach der Ursache; wenn sie aus dir selber kommt, entferne sie; wenn es eine Prüfung GOTTES ist, beuge demütig dein Haupt.“

Unter seinen Vorsätzen findet man: „Lieber sterben als die kleinste Sünde freiwillig tun!“ Ehe er etwas anfing, forschte er, ob das dem HERRN gefiel. Er schrieb auch nieder: „Nichts ist klein, unbedeutend, das einen Bezug zu GOTT hat. Dieser Fehler ist in sich vielleicht klein, aber er beleidigt den Unend­lichen GOTT. Daher ist er groß. Dieser Tugendakt ist in sich klein, aber er ehrt den Unendlichen GOTT; daher ist er groß.“

 

Der Ausbruch der tödlichen Krankheit

Ein dreiviertel Jahr später zeigten sich bei ihm die ersten Krankheitssymptome der Tuberkulose. Er kannte sie von seiner Cousine her und wusste auch, dass er wohl sterben würde.

Galileo sagte zunächst nichts aus Angst, nach Hause geschickt zu werden. Als er nach kurzer Zeit, am 27. Februar 1897 – dem Todestag des (hl.) Gabriel Possenti – im Mund Blut aufsteigen fühlte, informierte er die Oberen. Als man den Novizen fragte, ob er nicht zu seiner Familie zurückkehre wolle, um dort versorgt zu werden, antwortete er ganz ruhig: „Bitte sagt nicht so etwas. Ich habe den Weg des Opfers für GOTT eingeschlagen, und ich will, dass es ein ganzes Opfer ist. Ich will Ihm ganz gehören.“

So ließ man ihn schließlich in der Hoffnung, dass eine Luftveränderung helfen würde, anfangs Mai 1897 auf den Monte Argentario bringen, in das Ursprungskloster des Ordens, wo er im Bett gepflegt wurde. Wichtig war ihm, täglich zur hl. Kommunion in die Kirche gebracht zu werden.

Als einer der Passionisten an den Gründer des Rosenkranzheiligtums von Pompeij, den seligen Bartolo Longo, schrieb und bat, er und seine Waisenkinder mögen für Galileo beten, fügte der Novize selber eine Bemerkung an die GOTTESmutter an: „Liebe Mama, ich bin sehr krank. Niemand außer Dir kann mich heilen. Schenke mir die Gesundheit wieder, wenn es zur Ehre GOTTES und zum Heil meiner Seele ist.“

Etwa eine Woche vor seinem Tod kam seine Mutter zu Besuch. Da sein Krankenbett sich in der strengen Klausur des Klosters befand, konnte die Mutter nicht gleich zu ihm. Man fand dann die Lösung, ihn in seinem Bett außerhalb die Klausur zu bringen, so dass sie ihn sehen und mit ihm sprechen konnte. Mit wehem Herzen sah sie seine fiebergeröteten Wangen, seine abgemagerten Hände, seine großen, unnatürlich hellen Augen. Er lächelte, um sie zu beruhigen; sie umarmte ihn. Galileo machte sich auch Gedanken um das religiöse Leben des Vaters; er fragte die Mutter, ob sein Vater und sein Onkel denn ihre „Ostern“ gehalten, also gebeichtet und kommuniziert hätten.

Als die Mutter ihn am Ende der allzu kurzen Begegnung fragte, ob er in diesem strengen Klosterleben glücklich sei, antwortete Galileo: „Ich habe nie auch nur eine Minute bereut!“ Und als sie klagte, dass er so jung sterben müsse, erwiderte er: „Aber Mama, wenn GOTT mich jetzt heimholen will, bin ich vollkommen zufrieden. Ich bin nur traurig, dass ich nicht lange gut Zeit hatte, um die Vollkommenheit als guter Passionist zu erreichen, die ich mir gewünscht habe.“

 

Der Heimgang

In seinem Krankenbett betete Galileo beständig, und als er sich wegen der Krankheit nicht mehr konzentrieren konnte, füllte er seine Zeit mit mündlichem Gebet. Er hatte eine Reihe von Gebetsketten an seinem Bett und betete sie der Reihe nach, zunächst den normalen, marianischen Rosenkranz, dann den Rosenkranz von den Sieben Schmerzen Mariens, dann den Rosenkranz von den Fünf Wunden und andere.

Er blieb heiter und gelassen. Der Pater, der ihn bis zum Tod begleitete und auch als erster sein Leben niederschrieb, sagte: „Das, was ich am meisten an ihm bewundere, war die wirklich erstaunliche Geduld, die er in der Krankheit hatte. Nie kam eine Klage aus seinem Mund, nie verweigerte er sich irgendwie dem Willen GOTTES… In den Augenblicken des größten Leidens hörte ich ihn wiederholen: ‚HERR, vermehre ruhig mein Leiden, aber lass auch die Gnade wachsen‘.“ Seine einzige Sorge war, dass er für die Gemeinschaft eine Last sein könnte, und er dankte den Krankenpflegern für ihre Hilfe und bat sie um Verzeihung für die Unannehmlichkeiten, die er ihnen bereite.

Galileo selber beschrieb seine Situation einmal mit einem Wort, entlehnt vom hl. Franziskus von Assisi: „Leiden aus Liebe ist kein Schmerz, denn wenn das Leiden uns niederdrückt, macht die reine Liebe es liebenswert“.

Die Krankheit hatte ihn immer schwächer werden lassen. Es wurde offensichtlich, dass er nicht mehr lange auf Erden sein würde. Man fragte ihn, ob er die Letzte Ölung empfangen wolle, und als ihm die Krankensalbung dann gespendet wurde, wendete er sich an den Priester und rief aus: „O Pater, wie schön ist es, so zu sterben!“

Als die Sterbestunde nahte, ließen ihn die Ordensoberen mit besonderer Erlaubnis des Generaloberen (es war der 1988 seliggesprochene Bernhard Maria Silvestrelli) „privat“ das Ordensversprechen ablegen. Er sollte als volles Ordensmitglied hinübergehen. Und Galileo sprach, mit großer Freude, die drei Ordensgelübde der Armut, der ehelosen Keuschheit und des Gehorsams ganz deutlich aus, dazu das vierte Versprechen, das den Passionisten eigen ist: „unter den Gläubigen die Verehrung des Leidens unseres HERRN zu fördern“.

Einige Stunden später, nach einer letzten Krise seiner schweren Krankheit, gab er mit lächelndem Gesichtsausdruck inmitten seiner weinenden Mitbrüder seine Seele GOTT zurück und vollendete seine Hingabe an CHRISTUS. In der rechten Hand hielt er eine Medaille der GOTTESmutter. Es war der 13. Mai, der 20 Jahre später durch die Erscheinung Mariens in Fatima zum Marientag werden sollte.

Seine letzten Worte waren: „Die Heiligen, die Heiligen…“. Dabei bat er, mit einer Geste der Hand, die Umstehenden, zurückzutreten, damit er gleichsam seine neuen Freunde empfangen könne.

Obgleich der junge Ordensmann erst wenige Tage vor seinem Sterben auf den Monte Argentario gekommen war und die Menschen dort ihn eigentlich nicht kennen konnten, hatte sich seine Heiligkeit schon herumgesprochen, so dass sich zu seinem Begräbnis viele Menschen einfanden: „Wir wollen unseren kleinen Mönch ehren.“ 1934 wurde sein Seligsprechungsprozess eingeleitet, seit der Anerkennung des heroischen Tugendgrades 1981 wird Galileo „verehrungswürdig“ genannt. 

 

 

 

 

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