Das Porträt

FMG-INFORMATION 94, Juli 2008

 

Als „Porträt“ wollen wir Ihnen eine kurze Biographie des einundzwanzigjährigen Kamillianerstudenten Nicola D’Onofrio vorlegen, dessen Grab wir unter anderem bei der diesjährigen FMG-Wallfahrt besuchten. Der Diözesanprozess für seine Seligsprechung wurde im Jubiläumsjahr 2000 in Rom, wo er als Ordensmann lebte und starb, eröffnet.

Quellen: Broschüre „Vivere e morire d’amore” von P. Felice Ruffini; Faltblatt der Generalpostulation der Kamillianer (Postulazione Generale Curia Generalia Camilliani, Piazza della Maddalena, 53, I-00186 Roma), von dort auch die beiden Fotos.

 

FRÜHVOLLENDET

Nicola D’Onofrio

*24. März 1943 Villamagna    + 12. Juni 1964 Rom

 

Etwa fünfzehn Kilometer südöstlich der Bischofstadt Chieti, die wiederum gut 200 km östlich von Rom liegt, befindet sich die Gemeinde Villamagna. Im Ortsteil Pian di Mare wurde 1943 dem Ehepaar Giovanni D’Onofrio und seiner Frau Virginia, geb. Ferrara, ein Sohn geboren, der am 27. März in der Pfarrkirche S. Maria Maggiore in der Taufe den Namen des hl. Nikolaus empfing. Die Eltern – der moralisch integre, gläubige Vater, ein handfester Landarbeiter, die tapfere, feinfühlige Mutter – führten ihn in die Frömmigkeit und den christlichen Geist ein. Die Familie betete jeden Abend den Rosenkranz. An Fronleichnam 1950 (8.6.) empfing er die Erstkommunion und drei Jahre später das Firmsakrament (17.10.1953). In der Grundschule im Heimatort (Ortsteil Madonna del Carmine) zeigt er sich fleißig, gütig und fügsam. Er war ein zuverlässiger Ministrant in der Pfarrkirche, auch mitten im Winter, obwohl sein Elternhaus mehrere Kilometer entfernt lag, nahe der Grenze zur benachbarten Gemeinde Bucchianico, dem Geburtsort des hl. Camillo de Lellis.

Nicola besaß eine wache Intelligenz und ausgeprägte Vitalität und erfüllte seine Schulaufgaben und religiösen Übungen mit ausgeprägtem Pflichtgefühl. Mit feinem Verständnis, Wohlwollen und Hochachtung begegnete er anderen Menschen. Aus seinem offenen, häufig lächelnden Gesicht strahlte Reinheit und Güte. Als Achtjähriger empfand er zum ersten Mal, dass GOTT ihn zum Priester rief, und er gab ein großmütiges „Ja“.

Ein Priester aus dem Kamillianer-Orden aus seiner Gemeinde lud den Buben, dessen religiösen Eifer er sah, ein, doch in das Seminar der Kamillianer in Rom zu kommen, um da seine Gymnasialausbildung zu machen. Die Familie wollte ihn nicht ziehen lassen; die Mutter schlug eher das Diözesanseminar im nahen Chieti vor, während der Vater auf die Hilfe des Sohnes bei der Landarbeit hoffte. Auch zwei ledige Schwestern des Vaters, die in der Familie lebten, rieten dagegen. Doch nach einem Jahr gaben die Eltern nach. Am 3. Oktober 1955 kam er als Schüler nach Rom zu den Kamillianern. Dort entfaltete sich der Reich­tum seiner Seele immer mehr und seine GOTTESliebe vertiefte sich. Er war entschlossen, heilig zu werden. Er verehrte mit kindlicher Liebe die allerseligste Jungfrau, die er vertraut „Mamma“ nannte.

Mit 17 Jahren begann er das Noviziat; er führte in diesem Jahr ein Tagebuch, dem sein geistliches Streben und Wachsen zu entnehmen ist. Am Rosenkranzfest 1961 legte er die zeitlichen Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab – und das vierte Gelübde der Liebe zu den Leidenden, auch wenn sie an ansteckenden Krankheiten leiden sollten. Er fühlte sich gedrängt, sich vollkommen der Spiritualität der Kamillianer hinzugeben – nicht nur wegen seiner Verehrung für seinen großen Mitbürger Camillus, sondern weil er eine tiefe Neigung zum Apostolat unter den Kranken verspürte. Täglich empfing er die hl. Kommunion und besuchte tagsüber manchmal den HERRN im Tabernakel der Kirche des Seminars oder der Gregoriana-Universität. Er trat der Miliz der Immaculata bei und schloss sich der Herz-JESU-Ehrenwache an. Auch die kleine hl. There­sia von Lisieux war ihm mit ihrer Einfachheit, ihrer Liebe und ihrem GOTTvertrauen lieb geworden. Und wie sie liebte er JESUS und Sein Kreuz, die Kirche und alle Seelen.

Dabei begann er mit dem Theologiestudium und mühte sich um die konsequente Ausbildung seiner seelischen und praktischen Anlagen und Neigungen.

 

Gegen Ende des Jahres 1962 jedoch zeigten sich die ersten Symptome der Krankheit, die ihn mit nur 21 Jahren zum Tod führte. Gehorsam achtete er auf die Anweisungen seines Oberen und der Ärzte. Am 30. Juli 1963 musste er sich im Hospital S. Camillo in Rom einer Operation unterziehen. Die histologische Prüfung offenbarte eine bösartige Geschwulst (Teratosarkom), und man unterwarf ihn einer Kobalttherapie. Die letzte Rönt­genaufnahme von Anfang  Januar 1964 zeigte, dass der rechte Lungenflügel zum großen Teil vom Übel ergriffen war. Es ist bewundernswert, mit welch heroischer Kraft er dies ertrug, ja wie er auch geduldig und sogar heiter blieb, als sich die Aus­sichtlosigkeit aller therapeutischen Möglichkeiten herausstellte. Er war sogar glücklich, in den schönsten Jahren der Jugend leiden zu dürfen, weil es immer etwas Schönes gab, was er dem HEILAND leidend schenken konnte.

Mit der heimlichen Hoffnung auf eine wunderbare Heilung ließ ihn der Obere noch eine Pilgerfahrt nach Lourdes und Lisieux unternehmen. Er selber betete zur GOTTESmutter und zur hl. Theresia vor allem um die Kraft, sich voll und ganz in den Willen GOTTES zu ergeben.

Mit besonderer Dispens des Hl. Vaters Pauls VI. legte er am 28. Mai 1964, Fronleichnam, vorzeitig seine ewigen Ordensgelübde ab, als Besiegelung eines treu für GOTT gelebten Lebens. Das Atmen wurde ihm sehr schwer, aber er litt ohne die Hilfe von Sauerstoff, lächelte noch und suchte sein Leiden zu verbergen.

Am 5. Juni, dem Hochfest des Heiligsten Herzens JESU, spendete ihm der Provinzobere die Krankensalbung.

Am 12. Juni 1964 neigte sich sein Leben dem Ende zu. Er fand noch die Kraft, mit leiser Stimme nach JESUS und der Unbefleckten Jungfrau zu rufen: „JESUS, gib mir Kraft! JESUS, ich bin bereit, komm zu mir, mich abzuholen! (Zu Maria:) Meine Mama, du weißt, wie sehr ich dich liebe! JESUS, ich liebe Dich! Heilige Theresia, heiliger Camillo...“ Noch einmal, im letzten Augenblick, wiederholte er die Hingabe seines Lebens und Leidens an den HERRN. Er wollte nicht, dass seine Schmerzen gemildert würden, sondern ertrug sie vollkommen wach bis zum Ende. Gegen 21.15 Uhr ging er heim.

Einer Krankenschwester hatte er gesagt: „Es ist die Madonna, die mich ruft; ich bin glücklich, aufzubrechen.“

 

Er wurde zunächst in seiner Heimat Villamagna im Familiengrab beigesetzt, am 8. Oktober 1979 dann in die Krypta beim Hei­ligtum des hl. Camillus von Lellis im benachbarten Bucchianico überführt.

 

Aus seinen Schriften:

In einem Brief an seine Eltern schrieb er einmal: „Wollt ihr mich glücklich machen? Nun, lasst mich dem Willen GOTTES fol­gen: Ihr werdet gesegnet sein.“

 „Ich will mich unbedingt heiligen: Meine liebe Madonna, hilf mir!“

„Ich will den Willen GOTTES erfüllen. Das will ich immer tun, ich will es tun aus Liebe. Ich will, dass mein Wille das Schlimmste annehmen wird; ich will den flüchtigen Augenblick heiligen, indem ich ganz oft frage: Was will JESUS, was will die liebe Madonna jetzt, dass ich tue?“

„Ich will alles, was ich nur kann, für mein Apostolat von morgen lernen. Alles, was ich tue, tue ich für den HERRN, und alles lege ich in Seine Hände!“

„JESUS, sollte ich eines Tages das heilige Ordenskleid fortwerfen, dann lass mich sterben, ehe ich es erhalte.“

Unsere Berufung (als Kamillianer) ist wirklich großartig. Uns sind die armen Kranken anvertraut, die der Augapfel GOTTES sind. Welche Schönheit muss es sein, wenn wir am Abend we­gen des Dienstes an Kranken müde sind.“

„Woran kann man erkennen, dass jemand ein wirklicher Ordensmann ist? An der Barmherzigkeit (Mitleid, pietà)! Wenn ich diese Tugend erfassen könnte, hätte ich alles. Sie ist wirklich die Grundlage des ganzen geistlichen Lebens. – Das Gebet lieben! GOTT lieben!“

„Es ist nutzlos, immer wieder zu sagen, wie schön es ist, GOTT zu lieben. Man muss es mit den Taten demonstrieren. JESUS, ich fühle etwas in mir, was ich nicht ausdrücken kann! Ich will Dich lieben, ich will alles tun, Dich zu lieben.“

 

Es gibt offenbar schon eine verbreitete, vertrauensvolle Verehrung dieses jungen Ordensmannes. So wird auch ausführlich die Heilung eines jungen Polizisten, José Luis Pezo, aus Santiago de Chile berichtet, der sich im August 2002 schützend vor jemanden stellte und so einen lebensbedrohenden Kopfschuss erhielt. Ein Kamillianerpater, der im Krankenhaus sogleich bei ihm war, empfahl ihn inständig dem Diener GOTTES Nicola D’Onofrio und befestigte ein Bildchen von ihm am Bett des Schwerverletzten. Gegen die Erwartung aller Beteiligten starb dieser nicht, sondern erlebte nach einem Monat eine erhebliche Besserung und staunenswert schnelle Wiederherstellung seiner Gesundheit. In Chile haben die Medien davon berichtet.            n

 

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