Das Porträt

FMG-INFORMATION 92, November 2008

 

Am 20. Oktober 2007 wurde ím Auftrag des Hl. Vaters vom Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Jose Saraiva Martins, im brasilianischen Bistum Tubarao die zwölfjährige Reinheitsmärtyrin Albertina Berkenbrock (1919-1931) selig gesprochen. Ihr kurzes Lebensbild hatten wir in der FMG-INFORMATION 91 S. 46-47 gezeichnet. Wir verweisen auch auf den Hirtenbrief des Bischofs der Erzdiözese Florianópolis, zu der damals der Lebensbereich der Seligen gehörte (die heutige Diözese Tubarao wurde 1954 abgetrennt) in dieser Nummer der FMG-INFORMATION auf Seite 22.

Am 21. Oktober 2007 wurde dann in der südbrasilianischen Bischofsstadt „Frederico Westphalen“ zusammen mit dem spanischen Priester Gomez Gonzalez (1877-1924) dessen Messdiener, der 15-jährige Adilio Daronch (1908-1924) selig gesprochen – beide als Märtyrer.

In der Angelus-Ansprache am 28.10.2007 bezog sich der Hl. Vater auf die große Seligsprechungsfeier in Rom für 498 Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges und sagte u. a.: „Der Monat Oktober, der in besonderer Weise dem Einsatz für die Mission gewidmet ist, schließt also mit dem leuchtenden Zeugnis der spanischen Märtyrer, die neben den Märtyrern Albertina Berkenbrock, Emmanuel Gómez Gonzáles und Adilio Daronch sowie Franz Jägerstätter stehen, deren Seligsprechungen in den vergangenen Tagen in Brasilien und Österreich gefeiert wurden. Ihr Vorbild legt Zeugnis dafür ab, dass die Taufe die Christen in die Pflicht nimmt, sich mutig an der Verbreitung des Reiches GOTTES zu beteiligen und – sollte es notwendig sein – mit dem Opfer des eigenen Lebens daran mitzuwirken. Gewiss: Nicht alle sind zum Martyrium des Blutes berufen. Es gibt aber auch ein unblutiges ‚Martyrium’, das nicht weniger wichtig ist... das stille und heldenhafte Zeugnis so vieler Christen, die das Evangelium kompromisslos leben...“

Am 11. November 2007 wurde in seinem argentinischen Heimatort Chimpay (Provinz Rio Negro) als erster Indio Argentiniens ein anderer Jugendlicher selig gesprochen: der knapp 19-jährige Ceferino Namuncurà.

Die Seligsprechung von Ceferino Namuncurà, der Ordensanwärter der Salesianer Don Boscos war, wurde im Auftrag des Hl. Vaters von Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone SDB in Argentinien vorgenommen. In der Angelus-Ansprache in Rom grüßte Benedikt XVI. „insbesondere die kirchlichen Gemeinden Argentiniens... und die große Familie der Salesianer, die heute mit großer Freude die Seligsprechung des verehrten Dieners GOTTES Ceferino Namuncurà feiern... Danken wir dem HERRN für das außerordentliche Zeugnis dieses jungen Studenten von neunzehn Jahren, der – beseelt von seiner Verehrung für die Eucharistie und von seiner Liebe zu CHRISTUS – Salesianer und Priester werden wollte, um seinen Brüdern aus dem Volk der Mapuche den Weg zum Himmel zu zeigen“.

Quellen: Zu Adilio Daronch: www.santiebeati.it/dettaglio/93275 (davon auch das Bild) und www.vatican.va/news services/liturgy/saints/ns lit doc 20071021...; zu Ceferino Namuncurá: Zenit 12.11.07, RV 12.11.07; www.sdb.org; Homilie von Kard. Bertone u. a. [Fotonachweis Ceferino Namuncurá: Bild 1: http:// ffyl1.uncu.edu.ar/spip.php?article1663; Bild 2:https:// theblackcordelias.wordpress.com/2008/05/11/may-11-blessed-zeffirino-namuncura/, Bild 3: http:// lineasurnoticias.com.ar/chimpay-se-prepara-para-honrar-a-ceferino-namuncura/]

FRÜHVOLLENDET: 15 JAHRE

Sel. Adilius Daronch

*25. Oktober 1908 in Dona Francisca, Cachoeira do Sul, Rio Grande do Sul, Brasilien

+ 21. Mai 1924 bei Feijão Miúdo, Três Passos, Rio Grande do Sul, Brasilien

 

 

Adilio war das dritte von acht Kindern von Pedro Daronch und Judite Segabinazzi. 1911 zog die Familie nach Passo Fundo um und 1913 nach Nonoai (heute: Paróquia e Santuário Nossa Senhora da Luz, Av. Rocha Loires, 340; C. P. 22, 99600-000 Nonoai – RS, BRAZIL).

Adilio war einer der Jugendlichen, die den spanischen Missionar Emmanuel Gómez Gonzáles (*29.5.1877 in Ribarteme - As Neves, Tuy-Pontevedra, Spanien) auf seinen langen und mühevollen Wegen der Seelsorge begleiteten, die sich auch auf die Eingeborenen der Kaingang-Indianer erstreckte. Adilio war ein zuverlässiger und frommer Ministrant.

Dieser Priester, mit dem zusammen Adilio seliggesprochen wurde, war 1902 in seiner spanischen Heimatdiözese geweiht worden. Nach einer Tätigkeit in Portugal wegen der dortigen kirchenfeindlichen Lage war er 1913 nach Brasilien gegangen, wo er in die Diözese Santa Maria in Rio Grande do Sul aufgenommen wurde. 1915 übernahm er die Seelsorge in der weiträumigen Pfarrei Nonoai (sowie in der Pfarrei Palmeiras en Missoes) und wirkte dort bis zu seinem Märtyrertod.

Er setzte sich auch für den Bau von Wohnungen, Werkstätten und Schulen ein. Adilio war Schüler einer der von ihm gegrün­deten Schulen.

Der Bischof von Santa Maria, Msgr. Atico Eusebio da Rocha, bat den spanischen Priester dann, auch deutsche Kolonisten im Três Passos-Wald an der Grenze zu Uruguay, zu besuchen. Nach der Feier der Karwoche in der Pfarrei Nonoai machte sich der Priester, begleitet von seinem tapferen Ministranten und Schützling Adilio, auf zur gefahrvollen Missionsreise – ungeachtet der Tatsache, dass jene Gegend voll revolutionärer Banden war.

Auf seinem Reiseweg hielt der Priester in Palmeria inne, wo er die Sakramente spendete und die örtlichen Revolutionäre zu gegenseitigem Respekt aufforderte, und sei es aus keinem anderen Grund als um des allen gemeinsamen christlichen Glaubens. Die schlimmsten Extremisten würdigten diese Botschaft nicht, und achteten auch die Tatsache nicht, dass der Priester Opfer der lokalen Banden christlich beerdigte. Sie betrachteten den Priester Manuel mit Argwohn.

Auf der weiteren Missionsreise machten Fr. Manuel und Adilio halt, um sich nach der Richtung zu erkundigen und um die hl. Messe zu feiern. Es war der 20. Mai 1924. Beseelt vom Wunsch, die Gnade GOTTES zu bringen und das Evangelium zu verkünden, hörten die glühenden Missionare nicht auf die Warnung von Einheimischen, die abrieten, sich in den Urwald zu wagen.

Deshalb akzeptierten sie die „freundliche Unterstützung“ von Soldaten, die anboten, sie nach Três Passos zu begleiten. Auf diese Weise gerieten sie in die Falle, die man ihnen gestellt hatte, und wurden in ein abgelegenes Urwaldgebiet geführt, wo diese antiklerikalen Soldaten sie an Bäume fesselten und miss­handelten. Der Anführer erschoss die beiden am 21. Mai 1924. Grund ihres Martyriums war Hass gegen die katholische Kirche.

Obwohl die Menschen sich geweigert hatten, die Botschaft der heiligen Märtyrer vom gegenseitigen Respekt anzunehmen, scheint die Natur das getan zu haben. Denn kein wildes Tier rührte ihre Körper an: die Einwohner von Três Passos fanden ihre Leichen vier Tage später unversehrt.

Sie wurden in der Nähe begraben; ihre Reliquien blieben 40 Jahre hier. 1964 [nach einer anderen Quelle: 1956] wurden sie exhumiert und in eine Kapelle beim Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Licht in Nonoai überführt. An der Stelle ihres Martyriums wurde auf dem Hügel Feijão Miúdo ein Denkmal errichtet.

Am 16. Dezember 2006 erließ Benedikt XVI. das Dekret über das Martyrium, am 21. Oktober 2007 wurden sie in der Kathedrale des hl. Antonius in Federico Westphalen seliggesprochen.

 

 

FRÜHVOLLENDET: knapp 19 JAHRE

Sel. Zephyrinus Namuncurà

*26. August 1886 in Chimpay / Argentinien -  + 11. Mai 1905 in Rom

 

Zephyrinus (so die lateinische Form des Namens, der auf den hl. Papst Zephyrinus zurückgeht, der den Stuhl Petri von 198/99 bis 217 innehatte; der Name wird mit „Ceferino“ oder „Zefferino/Zeffirino“ wiedergegeben), ist der erste seliggesprochene Ureinwohner Argentiniens.

In Chimpay, einer kleinen Stadt am Ufer des Rio Negro in Patagonien – rund 850 Kilomenter südlich von Buenos Aires – wurde Ceferino 1886 geboren. Sein Vater Manuel war der letzte große Häuptling des indianischen Volkes des Mapuche.

Die Mapuche, früher zusammen mit anderen Völkern der Gegend Araukaner genannt, ein indigenes Volk in Chile und Argentinien, widersetzten sich lange Zeit der spanischen Kolonisation.

Der legendäre Mapuche-Häuptling Manuel Namuncurà hatte auf Anraten des Salesianer-Missionars Don Milanesio seinen jahrelangen Kampf gegen den Staat Argentinien aufgegeben. Der Priester hatte das Friedensabkommen mit der argentinischen Armee vermittelt und erreicht, dass Manuel den Titel „Großkazike“ weiterhin führen und dass sein Volk das angestammte Gebiet behalten konnte.

Im Alter von zwei Jahren wurde Ceferino von dem genannten Salesianer-Missionar getauft. Als er elf Jahre alt war, schrieb der Vater ihn an der staatlichen Schule in Buenos Aires ein: Er wollte aus ihm einen künftigen Verteidiger seines Volkes machen. Doch der Junge fühlte sich dort nicht wohl, so dass sein Vater ihn in das Salesianer-Kolleg „Pius IX.“ schickte. Fünf Jahre lang bemühte sich Ceferino, sich in eine ihm fremde Kultur einzuleben. Es war ihm zunächst schwer, „in einer Reihe zu stehen“ und „dem Glockenzeichen Folge zu leisten“. Da wirkte die Gnade in dem jungen Indio. Er wurde von der Lebensbeschreibung des hl. Domenico Savio angezogen und mühte sich eifrig, ihm ähnlich zu werden. Bei seiner Erstkommunion schloss er ein Bündnis der absoluten Treue mit seiner großen Liebe JESUS.

Gebet, Nächstenliebe und die Erfüllung der täglichen Pflichten wurden schon bald zu den bestimmenden Merkmalen seines Alltags, und so wurde er zu einem Vorbild für die anderen. Sein Wort hatte Gewicht unter den Kameraden, auch im Streit.

Schließlich erkannte er die Berufung, der erste Priester aus seinem Volk zu werden. „Er vergaß nie, dass er ein Mapuche war: sein höchstes Ziel war, seinem Volk nützlich zu sein. Aber sein Kennenlernen des Evangeliums bedeutete, dass dieses grundlegende Streben sich in eine neue Richtung entwickelte: es wurde ein brennendes Verlangen, Salesianer und Priester zu werden, um seinen Mapuche-Brüdern ‚den Weg zum Himmel zu zeigen’.“ (Kard. Tarcisio Bertone)

 

Eines Tages – Ceferino war bereits Anwärter der Salesianer in Viedma (der Hauptstadt der Provinz Rio Negro in Südargentinien) – sah Francesco De Salvo Ceferino auf einem Pferd wie ein Blitz herbeikommen und rief ihm zu: „Ceferino, was gefällt dir am meisten?“ Die Antwort war nicht, wie erwartet, das Reiten – eine Kunst, in der die Mapuche Meister waren, son­dern der Junge hielt sein Pferd an, antwortete: „Priester zu werden“, und setzte seinen Ritt fort.

Im Jahr 1903, als sein Vater im Alter von 80 Jahren getauft wurde und Ceferino selbst 16 Jahre alt wurde, nahm Salesianerbischof Giovanni Cagliero ihn als Anwärter in den Orden auf. Damals war er bereits an Tuberkulose erkrankt. Eine Rückkehr ins heimatliche Klima brachte keine Besserung. Da entschied Bischof Cagliero, ihn nach Italien zu bringen, wo der Junge eine bessere Behandlung haben würde. Seine Anwesenheit in Italien blieb nicht unbemerkt: Die Zeitungen schrieben mit Bewunderung vom „Prinzen der Pampa“. Der selige Don Rua, erster Nachfolger des hl. Don Bosco, lud ihn zum Essen mit dem Generalrat ein. Papst Pius X. empfing ihn in Privatau­dienz, hörte ihm interessiert zu und beschenkte ihn mit einer für Prinzen bestimmten Medaille.

Ceferino studierte im Salesianer-Kolleg Villa Sora in Frascati. Er hatte einige Schwierigkeiten mit dem Italienischen, wurde aber in wenigen Monaten Klassenzweiter. In Latein erzielte er hervorragende Ergebnisse – es war ihm wichtig für sein Ziel des Priestertums. Während der Monate, die er in Turin verbrachte, hielt er sich viele Stunden in der Maria-Hilf-Kirche auf, in innigem Gespräch mit JESUS – so erinnerte Kardinal Bertone in der Predigt bei der Seligsprechung. Er führte auch, Worte des hl. Don Bosco an Domenico Savio aufgreifend, die Fröhlichkeit und die Hilfe für die Kameraden an. „Er lächelt mit seinen Augen“, pflegten die Mitschüler über Ceferino zu sagen. Er war die Seele ihrer Erholungszeiten, nahm mit Phantasie und Begeisterung, manchmal mit Ausgelassenheit daran teil. Er konnte Zauberkunststücke vorführen, die ihm den Na­men „der Zauberer“ einbrachten. Er organisierte Wettkämpfe und lehrte seine Gefährten, Pfeil und Bogen bestens zu gebrauchen.

Als ihn, drei Tage vor seinem Tod, ein Salesianerpriester im Johannes-von-GOTT-Hospital auf der Tiberinsel in Rom besuchte, bat er diesen: „Vater, in kurzer Zeit werde ich gehen, aber ich empfehle Ihnen diesen armen Jungen im Nachbarbett. Kommen Sie oft und besuchen Sie ihn. Er leidet so sehr! Während der Nacht kann er kaum je schlafen, er hustet ständig...“ Das sagte Ceferino, als er selber in sehr schlechter Verfassung war und überhaupt nicht schlafen konnte.

Denn für die Krankheit des 18-jährigen Indianers fand sich auch in Italien keine Heilung. Am 28. März 1905 war er in das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder auf der Tiberinsel gekommen, und am 11. Mai ging er hier heim. Er hinterließ den Eindruck von Güte, Strebsamkeit, Reinheit und einzigartiger Freude.

Die Reliquien dieser „reifen Frucht salesianischer Jugendspiritualität“ wurden 1924 in sein Heimatland zurückgebracht und befinden sich im Heiligtum von Fortín Mercedes in Argenti­nien (wo die Salesianer seit 1833 wirken). Der Ruf seiner Heiligkeit führte zu einer großen Verehrung, und zahlreiche Pilger suchen seit Jahren sein Grab auf.

Das für seine Seligsprechung vom Hl. Vater anerkannte Wunder ist die Heilung eines argentinischen Mädchens von Krebs auf die Fürsprache Ceferinos (die inzwischen erwachsene Frau nahm mit ihrer Familie unter mehr als 100.000 Menschen an der Seligspre­chungsfeier in Chimpay teil).

In der Predigt bei der Seligsprechungsfeier wies Kardinal Bertone auch hin auf die große Statue des hl. Johannes Bosco, die im Hauptschiff des Petersdomes steht. Er ist mit zwei Buben dargestellt, der eine mit europäischem Aussehen, der andere als typischer Südamerikaner: Domenico Savio und Ceferino Namuncurà. Es sei die einzige Darstellung von Jungen in der Vatikan-Basilika.                                               n

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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