Aus: FMG-Information 104, November 2011

Zur Keuschheit erziehen

 

Die amerikanische kirchentreue Vereinigung „Catholics United for the Faith“ (CUF), Steubenville, Ohio, zu deren bischöflichem Beratergremium Kurienkardinal Raymond L. Burke und eine große Zahl weiterer amerikanischer Oberhirten gehören (darunter Bruskewitz, Chaput, Finn, Olmstedt), legt in der September-Oktober-Ausgabe ihrer Zeitschrift „Lay Witness“ (S. 4-7) einen förmlichen Leitfaden für Eltern vor, der sich mit der „Keuschheitserziehung zu Hause und in der Schule“ befasst. Wir halten diesen Text für sehr bemerkenswert und hilfreich, wenngleich die amerikanischen Verhältnisse hinsichtlich der Schulsexual„erziehung“ sich von unseren offensichtlich positiv unterscheiden. Dennoch kann der Text zum Nachdenken anregen und wichtige Hinweise für Eltern hierzulande bieten. Denn hier werden von einer großen Vereinigung Folgerungen aus dem Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie von 1995 „Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung“ gezogen, wie der Freundeskreis Maria Goretti e. V. sie ebenfalls vertritt. Die offiziellen Stellen der Kirche in Deutschland oder die entsprechenden Verbände stehen hier leider weit abseits und tolerieren die gängige SchulSE oder unterstützen bzw. praktizieren sie gar. Darum legen wir Ausführungen von CUF gerne in deutscher Übersetzung mit unseren Anmerkungen vor.

 

»Keuschheitserziehung zu Hause und in der Schule

Ein Leitfaden für Eltern

von CUF

 

Das Geschenk der menschlichen Geschlechtlichkeit.

„GOTT schuf also den Menschen als Sein Abbild; als Abbild GOTTES schuf Er ihn. Als Mann und Frau schuf Er sie.“

Die Geschlechtlichkeit, das Geschenk, GOTT als Mann oder als Frau abzubilden, ist in die Geschichte der Erschaffung des Menschen hineingeschrieben. Von allen Geschenken, die GOTT der menschlichen Person verliehen hat, ist dies in gewissem Sinne, das wesentlichste Geschenk. Es zeigt, wer wir sind: ein Mann oder eine Frau. Das prägt auch, wie wir leben und lieben. Und vor allem zeigt es, wofür wir erschaffen wurden: als Geschöpfe geschaffen für Vereinigung, für Gemeinschaft - in diesem Leben mit einem anderen Menschen, und in der Ewigkeit mit GOTT selbst.

Bedauerlicherweise wurde die Bedeutung dieser Gabe von der Kultur, in der wir leben, stark entstellt; das heißt, dass junge Menschen viel zu oft und viel zu früh den Lügen über Liebe und Sexualität ausgesetzt sind. Dass sie dem ausgesetzt sind, kann ihr Verständnis von diesem grundlegenden Geschenk entstellen. Es kann sie auch anfälliger machen für Verhaltens­weisen, die ihren Leib und ihre Seele verwunden.

Deshalb tragen sowohl die Eltern als auch katholische Erzieher eine Verantwortung, das Verständnis der jungen Menschen, wer sie als Männer und Frauen sind und was es bedeutet, entsprechend dem Plane GOTTES zu lieben, intensiv zu formen.

Die Rollen von Eltern und Erziehern sind jedoch weder gleich noch haben beide die gleichen Pflichten. Wie bekommen die Eltern das Verständnis für ihre einzigartige Rolle in diesem wichtigen Prozess der Keuschheitserziehung? Und wie können die Eltern sicherstellen, dass die Erzieher die ihnen eigene Rolle in der richtigen und besten Art und Weise ausüben?

 

Die Erziehung zur Keuschheit: eine Pflicht der Eltern

Die Kirche lehrt, dass Eltern die ersten Erzieher ihrer Kinder sind (KKK 1653). Das gilt aber nicht nur für Lesen und Schreiben, sondern auch für die Erziehung zur Keuschheit.

Egal, wie schwierig es auch zu sein scheint, mit Kindern über das Geschenk der Geschlechtlichkeit zu sprechen: Es ist unumgänglich, dass die Eltern diese Verantwortung nicht vernachlässigen. Zum einen, weil die Eltern die emotionale und geistige Entwicklung ihres Kindes weitaus besser verstehen als jeder Lehrer.

Noch entscheidender: Selbst wenn junge Menschen anders handeln, ist es ihnen doch zutiefst wichtig, was ihre Eltern denken. Sie beobachten auch sehr genau, was ihre Eltern tun. In diesem Prozess der Erziehung zur Keuschheit sind die Eltern sowohl als Zeugnisgebende als auch als Lehrende entscheidend. Niemand sonst kann den jungen Menschen das Geschenk der Geschlechtlichkeit so wirkungsvoll aufzeigen oder ihnen helfen, den Plan GOTTES für die menschliche Liebe so wirklich gut zu leben.

Damit aber die Eltern ihre Aufgabe wirksam durchführen können, muss die Erziehung zur Keuschheit mehr sein als eine Erklärung der biologischen Dimensionen von Männlichkeit, Weiblichkeit und ehelicher Liebe. Viel grundlegender: Sie sollte eine Einführung sein in das, was der Mensch ist – nämlich ein Geschenk (GOTTES), erschaffen und bestimmt für die Liebe –, und eine Hinführung zu den Tugenden, die die Keuschheit und die echte eheliche Liebe erst ermöglichen.

 

Die wichtigste Einführung, die Eltern ihren Kindern zum Ge­schenk der Geschlechtlichkeit geben können, ist die Art und Weise, wie sie ihre eigene Berufung und ihren Lebensstand leben, indem sie der Lehre der Kirche über Liebe, Opferbereitschaft, Treue, Keuschheit und Offenheit für neues Leben Gestalt geben.

Ebenso, schon beim Babyalter anfangend, können Eltern damit beginnen, die Bausteine für eine klare moralische Einführung in den Plan GOTTES über die menschliche Liebe zu legen.

 

Erziehung zur Keuschheit im Alter von 2 bis 9 Jahren

Wache über verfrühte sexuelle Information, überwache streng und begrenze strikt, was die Kinder an Medien sehen und nutzen.

Rede positiv über Babys und über neues Leben und sprich immer vom „Geschenk“ (GOTTES).

Sprich immer über die Kinder selber als „Geschenke“.

Lehre sie, wie sie sich richtig entscheiden, die Kontrolle ihrer Impulse entwickeln, Selbstbeherrschung erlangen und Opfer bringen.

 

Erziehung zur Keuschheit im Alter von 9 bis 12 Jahren

Rede mit den Kindern darüber, wie die Veränderungen an ihrem Körper sie für eine Mutterschaft oder Vaterschaft vor­bereiten und stärke sie, ihre Männlichkeit oder Weiblichkeit zu schätzen.

Führe sie zum Begriff der Schamhaftigkeit auf positive Weise - als zu etwas, das den Menschen hilft, zu erkennen, wie schön sie in Wahrheit sind, und als Ausdruck ihrer Würde als Männer und Frauen.

Antworte auf jede ihrer Fragen ehrlich, aber ohne eine zu bildhaft-anschauliche oder ihrem Alter unangemessene Spra­che zu benutzen.

Rede positiv über die verschiedenen grundlegenden christlichen Berufungen (Ehe, Priestertum, geweihtes Leben).

Gib moralische Unterweisung klar und fest.

 

Erziehung zur Keuschheit im Alter von 13 bis 18 Jahren

Führe sie ein in die „Theologie des Leibes“ von Johannes Paul II. anhand altersgemäßer Mittel.

Schaue Medien gemeinsam mit ihnen an und sprich mit ihnen über die Verhaltensweisen und Beziehungen der handelnden Personen ihrer bevorzugten Fernsehshows und Filme, frage sie, ob sie deren Verhalten richtig oder falsch finden und warum; besprich dann mit ihnen, was die Kirche über dieses Thema sagt.

Sprich in positiver Weise über Keuschheit als einen Weg, „Ja“ zu sagen zu GOTT und zu ihrer eigenen großen Würde, und zu ihrem zukünftigen Gatten, nicht nur als „Nein“ zu be­stimmten Verhaltensweisen.

Erkläre den Plan GOTTES für die eheliche Liebe, die Hei­ligkeit des Leibes und die große Verantwortung, die daraus erwächst, mit GOTT Mit-Schöpfer neuen menschlichen Lebens zu sein.

Lenke den Blick darauf, wie sie als Männer oder Frauen GOTT abbilden, und wie sich das Verständnis der Kirche von Mann- und Frausein von der Auffassung der heutigen Kultur unterscheidet.

Hilf ihnen weiterhin, in der Tugend, im Gebet und in ihrer Teilhabe am sakramentalen Leben der Kirche zu wachsen.

Wenn du besorgt bist, was sie womöglich treiben, dann frage sie, was ihre Freunde über gewisse Verhaltensweisen denken oder ob ihre Freunde sich so verhalten. Das ist häufig der beste Indikator dafür, was sie selber tun oder über solches Verhalten denken.«

 

Der CUF-Leitfaden achtet also klar auf die Maßgaben des Dokumentes „Menschliche Sexualität: Wahrheit und Be­deutung“ des Päpstlichen Rates für die Familie von 1995, das wiederum die Lehre von Pius XI. in der Erziehungs­enzyklika „Divini illius magistri“ und entsprechende Wei­sungen von Pius XII. als Hintergrund hat.

Der Text unterstreicht das grundlegende, vorrangige, un­ersetzliche Elternrecht und ihre Erziehungspflicht, auch auf diesem Gebiet. Er legt zugrunde, dass die Erziehung über geschlechtliche Fragen im geschützten, von der Liebe und vom Glauben geprägten Raum der Familie zu geschehen hat, weil die Eltern ihre Kinder in ihrer individuellen Ent­wicklung am besten kennen. Nicht ausdrücklich formuliert, aber vorausgesetzt ist damit auch, dass auch in der Familie jedes einzelne Kind in seinem augenblicklichen Entwick­lungsstand im Blick ist.

Die hier vorgeschlagenen Erziehungsinhalte sind vor allem bestimmt von der positiven Sicht: die GOTTgegebene Würde des Einzelnen, jedes Kind als Geschenk GOTTES (man „macht“ nicht Kinder!), die eheliche Liebe als Teilhabe am Schöpferwirken GOTTES, die Offenheit für die GÖTTliche Berufung zu Ehe oder jungfräulichem Leben usw. Erst aus dieser Perspektive wird ja einsichtig, dass die Bewertung unkeuschen Verhaltens als Sünde kein durch eine starre Moral erzwungenes, abwertendes Nein ist, sondern not­wendig, um eine kostbare Gabe zu bereiten und zu schützen.

Es wird klar angesprochen, wie wichtig die Erziehung zu Schamhaftigkeit, zu den Tugenden, zu Selbstbeherrschung und Opferbereitschaft ist, also die Formung des Gewissens und des Willens. Und es wird herausgehoben, dass zu einem Leben der Keuschheit die Gnade sehr wichtig ist – das Gebet, die Sakramente. Man muss noch hinzufügen, dass – wie es schon die Vatikanische Glaubenskongregation 1975 in „Persona humana“ betonte –„Zucht der Sinne und des Geistes, Wachsamkeit und Klugheit, um Gelegenheiten zur Sünde zu vermeiden, Maß im Genuss und gesunde Ablenkungen“ als natürliche Mittel genutzt werden müssen.

Darum ist es richtig, wenn der CUF-Leitfaden z. B. den Umgang mit den Medien anspricht. Deren Gebrauch zu „überwachen“ und strikt zu begrenzen, ist keine Einschränkung der Freiheit der Kinder, sondern eine notwendige Hilfe, dass sie diese Freiheit erlangen und nicht den Fesseln der Medien verfallen. Auch bei den Heranwachsenden wird sich das nicht nur im Besprechen von Sendungen, sondern auch in Verzicht auf aufreizende, phantasiebelastende Sendungen, Einschränkung und positiven Alternativen zum Konsum der Massenmedien zeigen – etwa Lektüre oder Medien über Heiligenleben („Die Jugendlichen sollen sich ein Beispiel nehmen am Leben der Heiligen und anderer, besonders junger Glaubensbrüder, die sich durch keusche Reinheit ausgezeichnet haben“, heißt es in „Persona humana“ von 1975).

Auch von den Eltern wird Behutsamkeit, Ehrfurcht und Zu­rückhaltung beim Sprechen über die körperlichen Verän­derungen in der Pubertät und, insoweit das notwendig ist, über sexuelle Gegebenheiten gefordert; die Erklärung soll eher kurz und abstrakt gegeben werden. Wichtig ist auch moralische Festigkeit.

 

Im folgenden Abschnitt stellt der CUF-Leitfaden nun die Hilfe heraus, die Eltern – die ersten, grundlegenden, maßgebenden Erzieher – durch andere haben können, im Idealfall auch durch die Schule. Die CUF-Autoren haben hier sicherlich das Bild der katholischen Schule, die sich an der Lehre der Kirche ausrichtet, und von Lehrern, die gläubige Katholiken sind, vor Augen. (Siehe unten: „Wird die kirchliche Morallehre vom Lehrer selber geglaubt und auch vorgetra­gen, weitergegeben?“) Dennoch ist ja auch bekannt, dass es auch in den USA kirchliche Aufklärungsprogramm gab und gibt, die deutlich kritisiert wurden, weil sie nicht der Lehre und Pädagogik der Kirche entsprechen. Dafür gibt dieser Leitfaden ja dann auch Unterscheidungskriterien!

 

Die Situation im deutschen Sprachraum ist hier eindeutig sehr viel schwieriger – weil der Zeitgeist, die „Angleichung an die Maßstäbe der Welt“ (Papst Benedikt XVI. in Freiburg), auch den Raum der Kirche sehr stark erfasst hat, bezüglich der Glaubenswahrheiten wie auf dem Gebiet der Sexual­moral und Sexualpädagogik. Immer wieder wurde und wird uns gerade von Schulen katholischer Träger berichtet, wo Schulsexual„erziehung“ in aller Härte und im eindeutigen Widerspruch zu der von der Kirche verkündeten Sexualmoral durchgeführt wird; Ähnliches gilt für das Verhalten mancher Religionslehrer.

Und generell sind die staatlichen Vorgaben der Lehrpläne für die fächerübergreifende SchulSE so, dass schamzerstörende Unterrichtsmittel und verhütungsorientierte, permissive Inhalte der christlichen, katholischen Auffassung entgegengesetzt sind. Hier geht es nicht nur um ein Nebeneinanderstellen ver­schiedener Ansichten, sondern um konkrete sexuelle Bedarfsweckung und Verführung und um das Gutheißen von sexuellen Verhaltensweisen, die nach der biblischen Lehre Sünde sind.

Dazu kommt der Zwang des Staates und der Schulbehörden, der in geradezu totalitärer Weise weithin keine Befreiung von der SchulSE zulassen will und dem sich auch Lehrer ausgesetzt sehen – bis hin zu Gefängnisstrafen für Eltern, die sich durch ihr christliches Gewissen gezwungen sehen, ihre Kinder von bestimmten Unterrichtsinhalten fernzuhalten.

 

Wenn im folgenden Text die Hilfe von Seiten der Schule oder anderer bei der Erziehung zur Keuschheit sehr positiv behandelt wird, dann muss man sich – um diese Sätze nicht falsch zu deuten – diese andere Situation bei uns vor Augen halten. Aber ebenso, dass CUF eben nicht von einem Unterricht in sexueller Aufklärung spricht (mit den ganzen biologischen Details, die angeblich wertneutral sind, aber eben keinen neutralen Gegenstand betreffen, sondern ein Gebiet, auf dem die stärksten Triebkräfte im Menschen wirken). Sondern der CUF-Leitfaden setzt die Aussagen der Lehre der Kirche (wie im erwähnten Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie) voraus, dass die biologisch-geschlechtlichen Details in den Raum der Familie gehören, in der nötigen Zurückhaltung), während der Schule die Aufgabe der Unterstützung in der Charakterformung und – in erster Linie in einem glaubenstreuen Religionsunterricht! – durch die Unterweisung über die authentische katholische Sexualmoral im Rahmen der gesamten Glaubensethik zukommt, damit die (älteren) Jugendlichen hier die rechte Orientierung erhalten, die Lehre der Kirche zu verstehen, zu bejahen und die heute gängigen Verhaltensweisen recht zu beurteilen.

Es ist ja im folgenden Text doch sehr vielsagend, wenn als Unterscheidungskriterium die Frage genannt wird, zu schauen, ob eine solches Programm „versucht, Heilige zu formen oder Sünder zu informieren“ (nebenbei ein gewisses Wortspiel von „form“ und „inform“, da die Vorsilbe „in“ oft einen Gegensatz, eine Verneinung ausdrückt: in-kompetent, in-operabel, in-dezent).

Also bitte bedenken, dass mit den im Folgenden genannten Erziehern nicht der Lehrer schlechthin gemeint ist, der selber nicht Christ ist, oder, obzwar getauft, kein dem katholischen Glauben entsprechendes Leben führt und nicht den authen­tischen Glauben weitergibt. Damit wollen wir nicht den guten Willen vieler Lehrkräfte bei uns in Frage stellen – aber ihre Sicht ist doch eine ganz andere.

 

»Stärkung der Eltern: Die Erziehung zur Keuschheit in den Schulen

In dem Prozess der Erziehung zur Keuschheit haben Schulen das Potential, für die Eltern der größte Verbündete zu sein, wenn sie den Eltern helfen, ihre eigene Rolle besser zu verstehen; wenn sie das bekräftigen, was im Elternhaus gelehrt wird, und wenn sie die Kinder zu einem tieferen, volleren Ver­ständnis des Geschenks ihres Mann- und Frauseins führen.

Die Kirche anerkennt das und hat seit Langem gelehrt, dass Unterweisung über Sexualmoral und christliche Berufung ein wichtiger Teil der moralischen und theologischen Formung der Schüler ist, und dass sie deshalb im Lehrplan für Heranwachsende und Teenager angemessen ist.

Heute, vielleicht mehr als je zuvor, ist diese Erziehung wichtig für junge Leute, die zu Hause keine Erziehung zur Keuschheit erhalten. Leider stellen solche Schüler in vielen Schulen die Mehrheit. Viel zu viele Eltern zeigen sich entweder ahnungslos gegenüber ihrer Pflicht, die ersten Erzieher ihrer Kinder zu sein, oder sie sind nicht daran interessiert, diese Pflicht zu erfüllen. Dieser Mangel hinterlässt ein Vakuum, das allzu gerne Gleichaltrige oder die heutige Kultur auf die übelste Art füllen.

Viele Erzieher erkennen das, und aus ihrer Verantwortung der christlichen Liebe und Wahrheit gegenüber tun sie ihr Bestes, um jungen Menschen ein authentisches Verständnis von GOTTES Plan für die menschliche Liebe anzubieten. Andere Erzieher jedoch haben ein verhängnisvoll geschädigtes Ver­ständnis der Geschlechtlichkeit und vermehren das Problem, das zu lösen sie behaupten.

 

Die Trennung von Spreu und Weizen

Wie können nun Eltern den Unterschied erkennen zwischen echten Programmen der Keuschheitserziehung und problematischen Sexualerziehungs-Programmen?

 

Echte Keuschheitserziehungsprogramme…

versuchen, die Eltern in den Prozess der Erziehung zur Keuschheit einzubeziehen, informieren sie über die Inhalte, weisen sie auf Hilfen für Zuhause hin und bieten ihnen jegliche Hilfen an, die sie benötigen, um Themen von Liebe und Geschlechtlichkeit mit ihren Kindern anzusprechen;

ermutigen Schüler, mit ihren Eltern über diese Themen zu sprechen;

sind dem Alter angemessen;

lehren Enthaltsamkeit vor der Ehe als erwarteten Verhal­tensmaßstab;

sprechen die Rolle an, die die Erbsünde für das Entstehen ungeordneter sexueller Wünsche und ungeordneter Beziehungen zwischen Männern und Frauen spielt;

erklären, warum sexuelle Intimität außerhalb der Ehe gefährlich und zerstörerisch ist, sowohl in spiritueller, emotionaler wie in leiblicher Hinsicht;

rücken Selbstbeherrschung, Nächstenliebe, Gebet und die Sakramente in den Blick als vorrangige Wege, um die Tugend der Keuschheit zu erreichen;

helfen Schülern zu verstehen, dass Mann- und Frausein Geschenke sind, die sie zu Vaterschaft und Mutterschaft hin­führen;

anerkennen Kinder als Geschenke GOTTES und die Eltern als Mit-Schöpfer in diesem Prozess, neues Leben in die Welt zu bringen;

trennen, sofern irgendwie möglich, männliche und weibliche Schüler, wenn das Thema Keuschheit besprochen wird.

 

Schlechte Sexualerziehungsprogramme…

verletzen die Unschuld der Kinder während der vorpubertären „Phase der Unschuld“, indem sie Geschlechtsverkehr, Masturbation, Empfängnisverhütung, Sterilisation und Homosexualität und Ähnliches behandeln

benutzen graphische Bilder oder freizügige Sprache, um Sexualität und eheliche Liebe zu behandeln;

gründen auf der Idee, dass Enthaltsamkeit bis zur Ehe keine realistische Option sei und dass sexuelle Aktivität außerhalb der Ehe akzeptabel sei;

unterstützen oder fördern das Konzept vom „sicheren Sex“;

unterstützen oder fördern Empfängnisverhütung oder Sterilisation;

unterstützen oder fördern gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr als akzeptabel;

setzen die Kinder erotischem Material aus oder laden die Kinder ein, an unangemessenen Rollenspielen teilzunehmen;

definieren Enthaltsamkeit als bloße „Vermeidung von Geschlechtsverkehr“;

behandeln das Geschlecht als rein biologische Funktion und die Geschlechtlichkeit als ein soziales Konstrukt, das mit Moral oder mit GOTT gar nichts zu tun habe;

lehren intime Details des Geschlechtsverkehrs oder anderer sexueller Akte;

respektieren nicht die Rolle der Eltern als der ersten Erzieher ihrer Kinder; wünschen keine elterliche Beteiligung, und respektieren nicht das Recht der Eltern, zu bestimmen, was ihren Kinder vorgesetzt werden darf und was nicht.«

 

Der CUF-Leitfaden schließt dann – mit Verweis auf Sätze im erwähnten Dokument des Päpstlichen. Rates für die Familie - noch eine Reihe von Fragen an, die Eltern helfen können, Programme zur Keuschheitserziehung zu beurteilen,

etwa ob „eine starke Beteiligung der Eltern“ vorgesehen ist (vgl. Dokument Nr. 113, 120, 145);

ob „die verschiedenen Entwicklungsphasen“ junger Menschen respektiert werden (vgl. Nr. 4, 65, 75, 78, 83):

ob, wo notwendig, eine Trennung von Jungen und Mädchen bzw. die nötige Sensibilität bei koedukativen Gruppen gegeben ist (vgl. Nr. 127);

ob anerkannt wird, „dass das grundlegende Hindernis für die Keuschheit nicht die Unwissenheit, sondern die Sünde ist“ und ob eben die Absicht besteht, „Heilige zu formen oder Sünder zu informieren“ (vgl. Nr. 133-23; KKK 407).

Ebenso ist ein Kriterium, ob das Programm „graphische Illustrationen oder andere Aspekte beinhaltet, die die Schamhaftigkeit und Keuschheit verletzen“ (vgl. Nr. 126, 127, 133, 139, 143).

Und schließlich: „Wird die kirchliche Morallehre vom Lehrer selber geglaubt und vorgetragen“ – oder nicht.

Es besteht kein Zweifel, welches Ergebnis herauskommt, wenn wir diese Fragen an die heutige Schulsexual„erziehung“ hierzulande stellen!

Den Eltern wird zum Schluss geraten, sich mit dem erwähnten Dokument des Päpstlichen Rates für die Familie „Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung“ von 1995 vertraut zu machen [vgl. den FMG-Sonderdruck „Erziehung zur Keuschheit“!], aber auch im „Katechismus der Katholischen Kirche“ besonders die Abschnitte 2221-33 und 2331-59 zu lesen; ferner ihre Rechte und Verantwortung als Eltern zu kennen.

Es wird den Eltern geraten, die verwendeten Programme und Materialien selber zu prüfen, sich nicht auf Hörensagen oder Spekulationen (oder Schönreden) einzulassen.

Bei nötiger Kritik und Einsprüchen wird empfohlen, dem anderen zunächst eine gute Absicht zuzugestehen (vgl. KKK 2478) und 24 Stunden zu warten und „abzukühlen“, ehe man auf eine ärgerniserregende Situation antwortet, weil das eine vom Gebet getragene Beurteilung und das Einholen des Rates anderer erlaubt. Bezüglich des Vorgehens gegenüber kirchlichen Lehrern usw. gibt es die Empfehlung, die geeigneten Wege zu gehen entsprechend dem Prinzip der Subsidiarität und dem Wort in Mt 18,15-17, um nicht unnötig einen Skandal zu erzeugen; zur Verteidigung der Wahrheit gehöre auch die Nächstenliebe (vgl. KKK 837).

Nicht zuletzt wird auch angeraten, schriftliche Aufzeichnungen zu machen. Eine persönliche Dokumentation der Korrespondenz, der Gesprächsnotizen usw. kann helfen, sich wahrheitsgetreu und gerecht zu erinnern und objektiv zu urteilen.

 

Bei allen angedeuteten Unterschieden halten wir diesen CUF-Leitfaden doch für sehr bedenkenswert und hilfreich für die Eltern (aber auch für Lehrer und kirchliche Verantwortliche) bei uns.

Es ist auch die verwegene Hoffnung dabei, dass auch in Deutschland ein Einsehen einsetzt und eine wirkliche Förderung der Keuschheit seitens der Hirten und kirchlichen Strukturen angepackt wird. Denn auch in diesem Bereich trifft die Mahnung des Hl. Vaters zu: Es gibt einen umfangreichen Apparat von kirchlichen Behörden und Verbänden, aber eine wirkliche Verteidigung des Elternrechts (das ja keine katholische Besonderheit ist, sondern aus dem Naturrecht erwächst) und eine Wertschätzung und engagierte Verteidigung des Rechts auf ein keusches Aufwachsen vermissen wir überaus schmerzlich (und die Reinheit ist wiederum eine der Natur und Würde des Menschen entsprechende Haltung, die von der Ebene des Offenbarungsglaubens her eine tiefere Begründung erfährt: vom 6. Gebot, von der biblischen Lehre von Geschlechtlichkeit, Ehe, Familie und Jungfräulichkeit).

Es besteht auf diesem Gebiet auch eine wirkliche Glaubenskrise, ein tragisches Angleichen an das Denken der „Welt“. Dass zahlreiche deutsche Diözesen seit Jahren durch ihre Beteiligung am „Weltbild“-Verlag Unkeuschheit, Pornografie, Esoterik und Zersetzung des Glaubens fördern, ja mitproduzieren, und daran verdienen (vgl. S.21), ist eine schreckliche und schuldhafte Verirrung. Doch schlimmer noch ist es, dass unsere jungen Menschen der sittlichen Verführung preisgegeben werden. Politiker, die etwa im „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ sitzen und als Katholiken populistische Forderungen an die Kirche richten, sind hinsichtlich der verführerischen Schulsexual„erziehung“ nicht weniger in einer überaus großen Verantwortung.

 

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