Anhang zu Nr.8 : "Was unterscheidet die christliche Sexualerziehung?"

Die Erziehung des heiligen Johannes Bosco

(FMG-INFORMATION 94, Juli 2008)

Johannes Bosco, geboren am 16. August 1815 in Becchi (Castelnuovo bei Turin), musste als Halbwaise, um sein Studiengeld zu verdienen, in den verschiedensten Handwerken und Stellungen tätig sein. Nachdem er 1841 die Priesterweihe empfangen hatte, kam er nach Turin und wurde vom hl. Joseph Cafasso in die praktische Seelsorgearbeit eingeführt. Hier fing sein Lebenswerk an, Raum und Form zu gewinnen. Er war Priester geworden, um der verlassenen und verwahrlosten Jugend religiösen und sittlichen Halt zu bieten. Diese Sorge um die Jugend war von Kindheit auf in ihm gewesen, nicht zuletzt, seit dem Neunjährigen in einer Traumvision der HERR erschienen war, ihm den Auftrag gebend, sich der verwilderten Jugend anzunehmen, und ihm Maria zur Lehrmeisterin gebend.

In Turin nahm er sich nun besonders der heimatlosen Jungen an, die in jenen Notjahren vom Land und aus den Bergen in die Großstadt gekommen waren, um Arbeit und Glück zu finden. Der Heilige hatte die größten Schwierigkeiten, mit den Hunderten von Buben, die sich zunächst sonntags bei ihm sammelten, Aufenthaltsmöglichkeiten zu finden. Als es ihm 1846 gelang, einen Schuppen zu mieten an jenem Platz, wo heute die salesianischen Anstalten ein ganzes kleines Stadtviertel ausmachen, betrug die Zahl der Buben etwa 800. Gleichzeitig hatte Don Bosco lästige Auseinandersetzungen mit Behörden und Priestern durchzustehen, bei denen er mit seinem Vorhaben auf Unverständnis stieß. Manche hielten ihn sogar für geistesgestört wegen sei­ner scheinbar völlig irrealen Pläne. Ohne festen Lebensunterhalt, selber und mit seinem rasch wachsenden Werk ganz auf die GÖTTliche Vorsehung bauend, holte er noch 1846 seine Mutter zu sich zur Betreuung der Buben in seinem Oratorium.
 

Mit den Jahren eröffnete er eigene Schulen und Werkstätten zur Ausbildung in verschiedenen Handwerken und ein Gymnasium. Die ungeheuren Geldsummen, die zu all dem erforderlich waren, wurden Don Bosco größtenteils als Spenden geschenkt, weil man sah, wie viel Gutes er tat. Er organisierte seine Mitarbeiter in einer Ordenskongregation, der „Frommen Gesellschaft vom hl. Franz von Sales“ (Salesianer).
 

Für die weibliche Jugend gründete Don Bosco mit der hl. Maria Mazzarello die Mariahilf-Schwestern. Nachdem das Werk Don Boscos innerlich gefestigt war, drängte seine Kraft zu größerer Ausbreitung – im übrigen Italien, in Frankreich, in Spanien, ab 1875 auch in Südamerika. Als der Heilige am 31. Januar 1888 in Turin starb, hatte seine Kongregation mehr als 1200 Mitglieder. 1934 wurde Johannes Bosco heiliggesprochen.
 

Don Bosco war ein GOTTbegnadeter Erzieher. Seine Schüler hielten ihn für einen Heiligen; sie wussten, dass er in den Herzen der Menschen las. Sie hatten mit eigenen Ohren Voraussagen gehört, die sich vor ihren Augen dann erfüllten, waren vielleicht selber Zeugen von Wundern gewesen, die der Heilige gewirkt hatte. Sie kannten sein GOTTvertrauen, erlebten die Stürme, die über sein Werk hereinbrachen, und erkannten, dass die Vorsehung und die GOTTESmutter ihn schützte. Don Bosco verfasste rund 130 Abhandlungen, Schriften zur Jugenderziehung und Volksbelehrung, Kampfschriften gegen Irrlehren; er war einer der feurigsten Förderer der guten Presse und setze sich außerordentlich ein zur Verbreitung guter Literatur: alles aus der apostolischen Gesinnung heraus, die sein Losungswort verrät: „HERR, gib mir Seelen!“

 

1857 war er mehrfach Attentaten ausgesetzt, denen er mitunter nur auf wunderbare Weise entging. In Auseinandersetzungen mit seinem Diözesanbischof stehend wegen der Zulassung seiner Kongregation, fand er in Pius XI. und Leo XIII. väterliche Freunde und trat auch als Vermittler zwischen der Kirche und dem laizistischen Staat auf.
 

„Don Bosco ist wahrscheinlich die größte Gestalt der Kirchengeschichte im 19. Jahrhundert“, so urteilte der Hagiologe Wilhelm Schamoni.

 

 

DER ERZIEHER DON BOSCO

Johannes Bosco war ein begnadeter Erzieher. Dabei handelte er nicht nach einem ausgeklügelten System, sondern lebte aus der eigenen Erziehung durch seine heiligmäßige Mutter, aus seinem Wissen um die Erziehungsweisheit der Kirche. Das Motiv seiner Pädagogik war die Liebe zu den Buben, sein Ziel stets das Heil der Seelen.

Sein Oratorium sollte den verwahrlosten Jugendlichen eine möglichst ähnliche Atmosphäre schaffen, wie sie ein Heranwachsender zuhause in einer intakten Familie erlebt. Seine Praxis hat er später in Worte zu fassen versucht. Er spricht dabei vom „Präventivsystem“, das durch väterliche Liebe, Beratung und Zurechtweisung das Begehen von Fehlern nahezu unmöglich machen soll, während das von ihm abgelehnte „repressive System“ die Befolgung des gegebenen Gesetzes streng überwacht und die Übertretung hart ahndet, um so die Ordnung aufrechtzuerhalten. Beim „Präventivsystem“ soll der Erzieher hingegen das Herz des Jugendlichen gewinnen. Unabdingbar notwendig aber war bei dieser Art der Erziehung für ihn das Religiöse.

 

DAMALS UND HEUTE

Die im folgenden kurz dargestellten Beispiele aus der Tätigkeit des hl. Don Bosco müssen natürlich gesehen werden auf dem Hintergrund seiner ganzen Persönlichkeit und seiner großen Liebe zur Jugend.

Manches mag uns heute zunächst ein wenig befremden, etwa wenn er in seiner weitverbreiteten „Geschichte Italiens“ und „Geschichte der Kirche“ tadelnswerte Handlungen einzelner Persönlichkeiten stillschweigend übergangen hat. Dass dies aber nicht Unwahrhaftigkeit ist, macht seine Begründung deutlich:

„Wo ich etwas Gutes berichten kann, tue ich es, und wo ich etwas Schlechtes berichten müsste, da schweige ich.“ – „Und wo bleibt die Wahrheit?“ – „Ich schreibe nicht für die Gelehrten, sondern für .das Volk und die Jugend. Wenn ich eine Tatsache erzählte, die wenig rühmlich und strittig ist und damit den Glauben einer schwachen Seele erschütterte, würde ich sie da nicht in Irrtum führen?“ (Lemoyne 2, 346)

Für uns heute ist die Notwendigkeit deutlicher, auch dunkle Punkte beim Namen zu nennen, schon um dem Vorwurf der Beschönigung zu entgehen, aber auch, weil frühere Fehler mahnende Lehre, Hilfe zur Gegenwartsbewältigung und - besonders im Blick auf die trotz sündigender Glieder fortbestehende Kirche - Trost geben können. - Ähnliches gilt auch für andere Aussagen oder Verhal­tensweisen Don Boscos. Nicht alles an einem Heiligen ist absolut richtig und unfehlbar.

Dennoch sollten wir das Beispiel Don Boscos mit großem Respekt bedenken, und uns nicht an der vielleicht antiquiert klingenden sprachlichen Form stoßen, die Motive der Liebe, der Ehrfurcht, der Hochschätzung der Reinheit herausspüren, und uns an seine Grundlinien halten. Sie stimmen mit der Lehre der Kirche überein und sind nach wie vor richtig.

Zu den angeführten Quellenangaben:

C. Burg, Don Bosco und seine Pädagogik, Bigge 1940; F. Desramaut, Don Bosco und das geistliche Leben, Paris 1967, Überset­zung der Salesianer; B. Fascie, Wie Don Bosco seine Buben erzog, München o. J.; J. Lemoyne, Der selige Don Johannes Bosco, 1. deutsche Ausgabe, Band 1 München 1927, Band 1 B, München 1927, Band 2 München 1932; C. Salotti, Der heilige Johannes Bosco, München 1955; Th. Seelbach, Belehrungen des heiligen Johannes Bosco, Bendorf o. J.; G. Söll, Mama Margareta, die Mutter Don Boscos, München 1961.

 

 

DON BOSCO KENNT KEINE SEXUALAUFKLÄRUNG

Die Jugendlichen, mit denen Don Bosco zu tun hatte, waren – soweit es sich um alleinstehende Arbeiter- und Straßenjungen handelte – nicht selten durch eine sittlich verpestete Großstadtatmosphäre angeschlagen. Wie war unter diesen Voraussetzungen die Erziehung zur Sittenreinheit, die „Sexualerziehung“ Don Boscos beschaffen?

In seiner Erziehungsmethode war Don Bosco seiner Zeit weit voraus; nicht selten stieß er deshalb auf Erstaunen und Verwunderung. Man kann verweisen etwa auf den Besuch des englischen Ministers Lord Palmerston oder auf den italienischen Innenminister Rattazzi, einen kämpferischen Kirchengegner, von dem Don Bosco 1855 die Erlaubnis erhielt, die jugendlichen Insassen des Turiner Gefängnisses ohne jede Bewachung auf einen Ausflug zu führen.

Wohl von wenigen Heiligen, auch der neueren Zeit, ist das Leben so genau aufgezeichnet worden wie von Don Bosco. Dennoch ist kein Fall bekannt, wo Don Bosco in der heute so gepriesenen Sexualaufklärung eine Hilfe für seine Buben gesehen hätte. Während die heute übliche Sexualpädagogik das Heil für die in einer sexualisierten Umwelt lebenden Jugend in der Beschäftigung und Auseinandersetzung mit sexuellen Dingen sieht, ging Don Bosco im Einklang mit der Lehre der Kirche den entgegengesetzten Weg: den Weg der Bewahrung, der Distanz, der Ablenkung, den Weg der Hilfen, um die Keuschheit zu bewahren oder wiederzugewinnen.

 

ERZIEHUNG ZUR SITTLICHEN REINHEIT

Das intensive Bestreben Don Boscos war es, die Erziehung zur sittlichen Reinheit nicht für sich allein zu behandeln. sondern nur von der zentralen und grundlegenden Stellungnahme zum Guten und zu GOTT aus. (Das war eine Selbstverständlichkeit für seine ganze Erziehung.) Er legte „der lebendigen persönlichen Bindung an GOTT als Vorbeugungs- wie auch als Rettungsmittel die Hauptbedeutung bei. Darin verankert würden alle übrigen Hilfen, die durch die Religion, die Vernunft und Erfahrung bereitgestellt werden, erst ihre volle Wirksamkeit finden. Daher empfahl Don Bosco an erster Stelle als Mittel, rein zu leben: regelmäßiges Gebet, Betrachtung, Sakramentsbesuch’, den Gedanken an die Allgegenwart GOTTES. ‚Denkt daran, dass ihr in der Gegenwart GOTTES seid und dann schlaft ein, die Hände auf der Brust gefaltet.’ Ferner wünschte Don Bosco die geistliche Lesung, den häufigen Sakramentenempfang, die Übung vom guten Tod, Exerzitien und eine innige Marienverehrung, überhaupt alles, was zur wesentlich richtigen Haltung GOTT gegenüber führt.

Selbstverständlich gab Don Bosco auch spezielle Hilfen. Er schilderte den Glanz der sittlichen Reinheit und die freudige, schwungvolle Unbekümmertheit eines unschuldigen Lebens in leuchtendsten Farben mit Hinweis auf Helden- und Vorbildgestalten, so dass seine Worte die Hörer mitrissen und entzückten. Auch auf die von der Vernunft gebotenen und in der Natur der Sache liegenden Hilfsmittel wies er energisch hin und trug, soweit es in seinen Kräften stand, Sorge, dass sie auch angewendet wurden. Im Oratorium sollte immer eine Atmosphäre echter Freude, die auf wirklichem Werterleben beruht, herrschen und offenes Vertrauen zwischen Erzieher und Zögling... Ferner sorgte Don Bosco für immer neue Anregung und Beschäftigung der Phantasie, für gut geregelte Arbeit und gewissenhafte Ausnützung der Zeit, für Sport und gesunde Müdigkeit, für dauernde Aufsicht. Er empfahl den Buben Zügelung der Phantasie (keine gefährlichen Bilder und Bücher), Beherrschung der Esslust, einfache natürliche Ernährung und allgemeine Abhärtung, (keinen Mittagsschlaf). Schlechte Gefährten und gefährliche Bekanntschaften sollten absolut gemieden werden. Sobald Don Bosco einen Verführer entdeckt hatte oder jemanden, der schlechte Reden führte, sorgte er für dessen Entfernung aus dem Oratorium. Dagegen sorgte er für gute Beispiele, für allgemeine Sittsamkeit und anständiges Benehmen. Er suchte die Buben auch außerhalb des Oratoriums zu bewahren, bereitete sie auf die Ferien vor und hielt die Verbindung mit ihnen wach.“ (Burg, 100)

 

HOCHSCHÄTZUNG DER REINHEIT

Don Bosco nannte die Reinheit die „Königin der Tugenden“ und sah in ihr eine fundamentale Tugend: „Ich weiß nicht, ob ich einen Irrtum sage, aber es scheint mir, dass der Mensch, der sie besitzt, sicher ist, alle anderen Tugenden zu haben. Wer sie nicht besitzt, kann wohl andere haben. Sie werden aber alle ohne Leuchtkraft sein und ohne jene Tugend bald verschwinden.“ (Desramaut, 197f.)

 

DEN WILLEN STÄRKEN

In einer von ihm verfassten Lebensbeschreibung eines Buben bietet der Heilige auch wertvolle Ausführungen zur Willenserziehung: „Nur zu oft fehlt den Erziehern die Klugheit. Sie verkennen die Natur und die gegenseitige Abhängigkeit unserer Fähigkeiten oder vergessen dies nur zu leicht. Alle ihre Anstrengungen gehen nur darauf hin, das Erkenntnis- und Gefühlsvermögen zu entwickeln, das sie durch einen bedauerlichen, aber sehr weit verbreiteten Irrtum als Befähigung zur Liebe halten. Demgemäß vernachlässigen sie ganz die Hauptkraft im Menschen, sozusagen die Königin aller Fähigkeiten, den Willen, die einzige Quelle aller wahren und reinen Liebe.“

Er spricht dann über das Produkt einer solchen Erziehung, einen haltlosen Menschen, der nur seinen Launen lebt, ohne Charakterfestigkeit:

„Soll der Grund dieses Verfalls nicht größtenteils in der Vernachlässigung der elementarsten Grundsätze der christlichen Erziehungslehre liegen? Gewiss geschieht es aus Unwissenheit, aber sicher sind hier die Hauptfaktoren Selbstliebe und falsch verstandene Zärtlichkeit: Man sucht einen Genuss vom Kind zu haben, statt sich ihm zu opfern. Es ist dies zwar eine aufrichtige Zuneigung, aber eine engherzige und kurzsichtige, die man dem Kind erweist. Es ist vielmehr ein Triumph des Egoismus, ein Betätigungsfeld der Sinnlichkeit.“

„Den Willen zu stärken, indem man ihn mittels einer klugen Disziplin geschmeidig macht und regelt, das Gewissen durch schlichte Unterweisungen und ansprechende Beispiele zu bilden, im Kinde die Hingabe für das Gute und die Abneigung gegen das Böse zu entwickeln, das eine und das an­dere im Hinblick darauf zu erklären, ob es mit dem Willen GOTTES gleichförmig ist oder nicht, so zwar, dass das Gute als Gehorsam und das Böse als Ungehorsam gegen GOTT erscheint: auf diese Art die ganze sittliche Leitung für die Praxis in dem einen Grundprinzip zusammenzufassen, GOTT für alles, in allem und alles Seinetwegen, in Ihm und für Ihn zu lieben.“ (Söll, 41)

 

HILFE IM KAMPF: FLUCHT

„Die negativen Mittel können alle in dieser Regel, die uns der hl. Augustinus gibt, zusammengefasst werden: Apprehende fugam si vis referre victoriam – ergreife die Flucht, wenn du den Sieg davontragen willst! Um die anderen Laster zu bekämpfen, muss man sie frontal angreifen. Bei diesem sind es die ‚Feiglinge’, die ans Ziel kommen, sagt der hl. Philipp Neri. Hört auf die Ausreißer!“ (Desramaut, 200)

„Wenn ihr die Versuchungen des Fleisches und die Leidenschaften, die es erzeugt, besiegen wollt, so meint keineswegs, euch ihnen im Kampf stellen zu müssen, sondern flieht vielmehr. Das ist das einzige Mittel, durch das ihr den Sieg davontragen könnt.“ (Desramaut, 200)

 

WER NICHT BRENNEN WILL

„Es war kurz vor Ostern an einem Werktagabend. Don Bosco sprach gerade über das Thema: ‚Flieht die bösen Gelegenheiten, flieht die Gefahren!’ Und ein Satz der Predigt lautete: ‚Wer nicht brennen will, muss dem Feuer fernbleiben.’ In diesem Augenblick fingen die Streichhölzer Feuer, die ein junger Gärtnerlehrling in seiner Tasche trug, um sie nach Hause zu neh­men. Man sah den Rauch aufsteigen und hörte das Prasseln des Feuers. Glücklicherweise kam der Junge mit dem Schrecken davon. Alle lachten von Herzen, wie sie so augenscheinlich das Wort des Predigers bestätigt fanden, und dieser selbst musste lachen.“ (Fascie, 150)

 

EIGENER VORSATZ DON BOSCOS

Als Johannes Bosco als Zwanzigjähriger in das Seminar eintrat und die Klerikerkleidung bekam, fasste er als Lebensregel unter sieben Vorsätzen auch diesen: „Mit ganzer Kraft werde ich alles bekämpfen, jede Lektüre, jeden Gedanken, alle Worte und Werke, die unvereinbar sind mit der Tugend der Keuschheit. Im Gegenteil will ich alles, und sei es noch so geringfügig, praktisch üben, was dazu beitragen kann, diese Tugend zu erhalten.“ (Lemoyne, 1,177)

 

STRENGE GEGEN VERFÜHRUNG

„Der Heilige war, wie allbekannt, ungemein gütig und nachsichtig. Wenn es sich aber um Verführung handelte, wurde er sehr ernst und wandte äußerste Strenge an. Verführer duldete er nicht in seinem Haus. „Seht“, sagte er, „Don Bosco ist der beste Mensch auf Erden; gebt nur kein Ärgernis und ruiniert nicht die Seelen, denn alsdann wird er unerbittlich..., weil jener, der durch Worte, Gespräche und Handlungen Ärgernis gibt, nicht ein Freund der Seelen, sondern ein Seelenmörder ist.’“ (Seelbach, 7)

 

PFLEGE DES SCHAMGEFÜHLS

„Einmal erwartete eine Wohltäterin den Seligen zum Mittagessen und hatte ihm zu Ehren zahlreiche Einladungen ergehen lassen. Zwei der erschienenen Damen wollten mit dem Diener GOTTES allein sprechen und warteten im Empfangszimmer auf ihn. Sie trugen ein etwas ausgeschnittenes Kleid mit sehr kurzen Ärmeln. Don Bosco kam; kaum sah er aber die Damen, schlug er die Augen nieder und sagte: ‚Entschuldigen sie, ich habe mich geirrt; ich bin nicht in das richtige Haus gegangen.’ Damit wollte er sich entfernen. ‚Nein, Don Bosco’, sagten beide, ‚es ist kein Irrtum; hier werden Sie bestimmt erwartet.’ – ‚Unmöglich’, sagte der Selige; wo ich eingeladen bin, kann ein Priester ohne Scheu eintreten.’ Die Damen wurden rot und eilten verwirrt davon, um Schale und seidene Tücher zu holen und sich damit zu bedecken. Dann kehrten sie wieder zurück und baten Don Bosco, der sich schon auf der Treppe befand, er möge ihnen verzeihen und umkehren.“ (Lemoyne, 2,377)

 

GESUNDE ABLENKUNGEN

In den Anweisungen für die Leitung seiner Jugendhäuser schreibt Don Bosco:

„Man gewähre weitreichende Freiheiten, lasse nach Belieben laufen, springen und reden. Turnen, Musik und Gesang, Bühnenspiele, Spaziergänge und festliche Stunden sind höchst wirksame Mittel zur Bewahrung der Disziplin, zur Förderung der Sittlichkeit und der Gesundheit... ‚Macht, was ihr wollt’, pflegte der hl. Philipp Neri, der große Freund der Jugend, zu sprechen, ‚ich bin schon zufrieden, wenn ihr nur nicht sündigt!’“ (Salotti, 462f)

Zwei Aussprüche Don Boscos:

„Zur Bewahrung der Reinheit heißt es arbeiten und beten.“  - „Auch die Arbeit ist ein wichtiges Schutzmittel der Sittlichkeit.“ (Seelbach, 5)

 

ZUCHT DER SINNE UND DES GEISTES

„Hütet euch vor jeder Art schlechter Lektüre, um die Reinheit bewahren zu können... Selbst wenn dir indifferente Sachen eine Gefahr bieten sollten, höre sofort zu lesen auf.“ (Seelbach, 94)

„Die Lektüre übt auf die Jungen eine sehr lebhafte Anziehungskraft aus, indem sie ihre maßlose Neugierde reizt, und gerade davon hängt sehr oft die endgültige Wahl des Guten oder Bö­sen ab.“ (Salotti, 95)

„Man soll darauf achten, ob die Jungen nicht Pakete erhalten, die aus Nachlässigkeit oder böser Absicht in schlechte Zeitungen eingewickelt sind.“ (Lamoyne, 2,316)

 

GNADENMITTEL ZUR PFLEGE DER KEUSCHHEIT

- GEBET

Den Mitbrüdern und Jungen empfahl der Heilige:

„Macht euch mit dem Gebrauch von Stoßgebeten vertraut, um die Tugend der Reinheit bewahren zu können.“

In solchen Gefahren schärfte er ein, Maria mit diesem kurzen Stoßgebet anzurufen: „Maria, hilf mir!“

Die dem Heiligen vertrauteste Anrufung war: „Maria mater gratiae, dulcis parens clementiae, tu nos ab hoste protege, et mortis hora suscipe – Maria, Mutter der Gnade, liebe Mutter der Güte, beschütze Du uns vor dem Feind und in der Todesstunde nimm uns auf)“.

(Seelbach, 153)

 

- HÄUFIGER SAKRAMENTENEMPFANG

„Don Bosco erkannte in der Beichte ein Vorbeugungsmittel. Vorbeugen aber wollte er überall und mit allen Mitteln, die sich ihm boten. Einem seiner Söhne empfahl er: „Bestehe darauf, dass die Jungen oft zur Beichte gehen; das ist ja das sicherste Mittel, sie von der Sünde fernzuhalten.“

Wie kein anderer Erzieher vor ihm hatte Don Bosco den würdigen Sakramentenempfang in sein Erziehungssystem eingebaut: „Häufige Beichte und öftere heilige Kommunion sind die Säulen, die das Erziehungssystem tragen.“

„Die wirksamsten Stützen für die Jugend sind die Sakramente der Buße und des Altares.“ (Seelbach, 16f.)

 

- VEREHRUNG DER GOTTESMUTTER UND DER HEILIGEN

„In jeder Gefahr ruft Maria an, und ich gebe euch die Versicherung, dass ihr erhört werdet.“ (Seelbach, 53)

Die Themen der Predigten nahm Don Bosco oft aus dem Evangelium. Gern sprach er auch über die Kirche und Kirchengeschichte, über das Ziel des Menschen, den guten Tod, das Paradies. Auch die Wirklichkeiten des GÖTTlichen Lebens im Menschen stellte er seinen Buben in Predigten über die heiligmachende Gnade, die Sünde, Reue, Beichte und Eucharistie immer wieder vor Augen. Er predigte über die Tugenden, über Nächstenliebe, Demut, Gehorsam, Reinheit, und zeigte sie lebendig auf an den Idealgestalten der Heiligen. Er verstand es gut, Maria als die allein ohne Sünde Empfangene, in ihrer einzigartigen jungfräulichen Unberührtheit, als die Braut des HL. GEISTES und die Hüterin GÖTTlichen Lebens seinen Buben vor Augen zu stellen und auf ihre Unbesiegbarkeit und besondere Macht im Kampf gegen den Satan und alle Finsternis der Hölle hinzuweisen. ‚Helferin der Christen’ nannte er sie.“ (Burg, 90)

 

- VORBILD DES HL. ALOISIUS

„Der Diener GOTTES wollte, dass die Knaben sich durch das lebendige und sprechende Beispiel der eigenen Kameraden mild und doch stark zum Guten hingezogen fühlten. Zu diesem Zweck gründete er das Aloisius-Bündnis, dessen Mitgliedern er folgende Punkte zur Pflicht machte: Die Pflichten eines guten Christen auf das Genaueste zu erfüllen, alle vierzehn Tage und womöglich noch häufiger, besonders an Festtagen, die hl. Sakramente zu empfangen; wie die Pest die schlechten und schmutzigen Reden zu fliehen; allen Kameraden mit der größten Freundlichkeit entgegenzukommen, sie zur Tugend anzuhalten und alle Beleidigungen bereitwilligst zu vergeben; den größten Fleiß bei der Erfüllung der eigenen Pflichten an­zuwenden; endlich gegenseitige Hilfe, besonders in Krank­heitsfällen, zu üben.“ (Lemoyne, 18,429)

 

HÖCHSCHÄTZUNG DER KEUSCHHEIT

„‚Es gibt zwei Sachen, die man nie genug bekämpfen kann: Unser Fleisch und die Menschenfurcht.’ Deshalb wurde der Heilige auch nicht müde, die heilige Reinheit zu empfehlen und Mittel zur Bewahrung dieser Tugend der Engel anzugeben. Das entgegengesetzte Laster wollte er nicht einmal genannt haben. Nur über Anziehendes und Nachahmenswertes sollte gesprochen werden.“ (Seelbach, 75)

„Die Tugend der Keuschheit ist so schön, so angenehm in den Augen GOTTES, dass ich zu keiner Zeit und unter keinen Umständen jene unbewacht lasse, die sie besitzen.“ (Seelbach, 76)

„Don Bosco führte eine Reihe von Mitteln an, die geeignet sind, uns zu helfen, den großen Schatz der Reinheit zu bewahren. Auf einem Zettel, den Don Bosco dem jungen Michael Magone überreichte, standen fünf Andenken des hl. Philipp Neri für seine Jungen, um die Tugend der Reinheit bewahren zu können: ‚Schlechte Gesellschaft meiden, den Körper nicht zu üppig nähren, den Müßiggang fliehen, häufig beten, die hl. Sakramente oft empfangen und besonders: häufig beichten.’“ (Seelbach, 76)

 

[Fotonachweis: Archiv Freundeskreis Maria Goretti e.V ., Urheberrecht unbekannt]

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